Der Wächterdienst kann auch mit der wichtigen Ermahnung des Judasbriefes zusammengefaßt werden, der uns auffordert, „daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist“ (Jud 3).

Die Schrift zeigt deutlich, daß diese Aufgabe (von manchen wird sie auch „Apologetik“, also Verteidigung des Glaubens, genannt) in der fortschreitenden Endzeit an Bedeutung und Umfang zunimmt, weil die Verführungen in der Gemeinde immer mehr zunehmen. Das finden wir etwa in der prophetischen Aussage von 2Tim 3,13, die ja im Zusammenhang mit 2Tim 3,1 („Das aber sollst du wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden“) zu sehen ist: „Böse Menschen aber und Betrüger werden es immer schlimmer treiben, indem sie verführen und sich verführen lassen.“

Die Zeit vor der Wiederkunft des Herrn, das haben wir schon in der Einleitung erwähnt, wird von zunehmender Verführung, insbesondere Falschprophetie, gekennzeichnet sein (Mt 24,4-5; 11-12; 23-25). Die geistliche Hauptgefahr in dieser letzten, immer deutlicher vor-antichristlichen Zeit ist die Verführung, d.h. der Satan verkleidet sich als Engel des Lichts und sendet falsche Propheten und Lehrer in die Gemeinde, die unter „christlichem“ Deckmantel ein gefälschtes Christentum und irreführende Lehren verbreiten (wobei sie dies immer geschickt mit wahren Aussagen vermischen). Diese Menschen, die sich „unbemerkt eingeschlichen“ haben (Jud 4), bewirken Zerrüttung des Glaubens (2Tim 2,18), ja, Abfall vom Glauben (1Tim 4,1-2), Spaltungen und Parteiungen (Röm 16,17; 1Tim 6,4-5; Tit 3,10-11; Jud 19).

Es ist von besonderer Bedeutung für den Wächterdienst, daß wir den geistlichen Hintergrund der Verführung beachten, daß sie nämlich ein Werk verführerischer Geistesmächte ist, was auch die Faszination, die große Macht und die weite Verbreitung dieser falschen Ideen erklärt. Hier ist 1Tim 4,1-2 ein Schlüssel: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind.“ Das wird heute leider von vielen verantwortlichen Brüdern (in den örtlichen Gemeinden und überörtlich) nicht klar gesehen; sie sehen die Verführung auf einer rein menschlichen Ebene und begegnen ihr auch mit menschlichen Mitteln; damit kann aber der Wächterdienst nicht wirksam getan werden, und die Gemeinde wird nicht richtig vor der Irreführung geschützt.

Für den biblischen Kampf zur Verteidigung des Glaubens ist es aber nötig, daß wir wissen, wer unser Gegner ist und an welchen Fronten er mit welcher Taktik angreift. Die Bibel zeigt ganz klar: Unser Kampf richtet sich eben nicht gegen Fleisch und Blut; unser Gegner ist letztlich der Widersacher! Epheser 6,10-20 ist für diesen geistlichen Kampf zu beachten:

„Im übrigen, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels; denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen]. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten könnt. So steht nun fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, und die Füße gestiefelt mit der Bereitschaft [zum Zeugnis] für das Evangelium des Friedens. Vor allem aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt, und nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist, und wacht zu diesem Zweck in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen, auch für mich, damit mir das Wort gegeben werde, so oft ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums bekanntzumachen, für das ich ein Botschafter in Ketten bin, damit ich darin freimütig rede, wie ich reden soll.“

Der Dienst zur Verteidigung des Glaubens richtet sich also letztlich nicht gegen Menschen; unsere Gegner können auf gar keinen Fall irgendwelche wahre Gläubige sein, auch wenn sie von falschen Lehren beeinflußt sind und dem Wächterdienst widerstehen. Es geht um einen geistlichen Kampf, in dem wir Gedankenfestungen und falsche Lehren zerschlagen durch die Verkündigung der biblischen Wahrheit, durch geistliche Überzeugungsarbeit, wie uns 2Kor 10,3-6 lehrt: „Denn obgleich wir im Fleisch wandeln, so kämpfen wir doch nicht nach Art des Fleisches; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen, so daß wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und jeden Gedanken gefangennehmen zum Gehorsam gegen Christus, und auch bereit sind, jeden Ungehorsam zu bestrafen, sobald euer Gehorsam vollständig geworden ist.“

Dabei müssen wir u. U. Irrlehrern, falschen Propheten und sektiererischen Menschen offen widerstehen und sie entlarven, wo sie in der Gemeinde Schaden anrichten (vgl. Tit 3,10-11; Gal 2,4-5; 2Kor 11,13-15), aber allen wahren Gläubigen sollten wir in einer Haltung der Geduld, Sanftmut und Ermahnung begegnen, um sie zu überzeugen und, wo nötig, zurechtzubringen.

 
 
 

1. Die Verführungsoffensiven des Feindes im Kampf für den Glauben heute

 

Um die Abwehr der Endzeitverführungen wirksam zu betreiben, müssen wir wissen, und wie wo der Feind die Gemeinde hauptsächlich angreift. Welches sind die Haupt-Einfallsgebiete der Endzeitverführung in der Gemeinde? Zumindest für das westliche „Abendland“ lassen sich fünf wesentliche Bereiche deutlich erkennen:
 

a) Bibelkritik: Auflösung der Autorität der Heiligen Schrift durch Menschenweisheit

Der Satan versucht, durch Philosophie (Kol 2,8) und Menschenweisheit (1Kor 1 u. 2) die Autorität, Vollkommenheit und Irrtumslosigkeit des Wortes Gottes anzugreifen und die Gemeinde vom einfältigen Glauben an Gottes Offenbarungswort wegzulocken. Dazu benutzt er die Ehrsucht und Fleischlichkeit mancher Gläubiger, die nach akademischer Geltung und Anerkennung streben, sowie die weit verbreitete Wissenschaftsgläubigkeit vieler Kinder Gottes. Insbesondere die Bibelkritik (die Leugnung der völligen Inspiration, Irrtumslosigkeit und Vollkommenheit der Heiligen Schrift) ist der Kern dieser Verführungslinie, zu der aber auch der Vormarsch der Psychologie, die Leugnung der 6-Tage-Schöpfung u. a. gehören.

 
Zu beachten sind auch die Auswirkungen der Bibelkritik auf Bibelübersetzungen und insbesondere die modernen „kommunikativen“ Bibelübertragungen. Heute sehen wir, wie die Bibelkritik viele nach akademischer Anerkennung dürstenden evangelikalen Bibelschulen unterwandert und zerfrißt; die Entwicklung in den drei Seminaren Chrischona, Tabor und Liebenzell sind hier sicherlich nur der Anfang. Baptisten, Methodisten und FEGs sind schon weitgehend über ihre Seminare von der Bibelkritik verseucht; ähnlich weite Kreise der landeskirchlichen Gemeinschaften. Auch vor der „Brüderbewegung“ machen diese Entwicklungen nicht halt (Bibelschule Wiedenest).
 

b) Charismatik: Verführung durch falsche Prophetie und Mystik

Der Satan verleitet Gläubige und Namenschristen dazu, sich nach falschprophetischen Offenbarungen (Mt 7,15-23) und mystischer „Spiritualität“ (Kol 2,16-23) auszustrecken, die in Wahrheit Spiritismus ist, d.h. Gemeinschaft mit Dämonen (1Kor 10,20) und irreführende Falschoffenbarungen. Hier geht es nicht nur um falsche Lehren und exzentrischen Frömmigkeitsstil, wie manche meinen, sondern um die Wirkung betrügerischer Geister, wie es auch die „Berliner Erklärung“ bezeugte (1Tim 4,1; 2Kor 11,4).

 
Hierzu zählt vor allem die Pfingst- und Charismatische Bewegung, aber auch die Mystik, meditative Strömungen wie Taizé usw. Hierdurch wird eine Zerstörung des biblischen Glaubens und der Autorität der Bibel erreicht, sowie eine Öffnung evangelischer Christen für die Ökumene und die Hure Babylon. Auch diese Verführungsströmung hat inzwischen weite Kreise der früher bibeltreuen Gemeinden erreicht und unterwandert.
 
Die evangelische Allianz hat sich den Charismatikern völlig geöffnet; in der Gemeinschaftsbewegung und den FEGs ist ihr Einfluß auf dem Vormarsch, während er in den Großkirchen, Baptisten und Methodisten bereits seit Jahrzehnten fest etabliert ist. Auch viele „Brüderversammlungen“ beginnen sich, u. a. über ihre Jugendarbeit und die Bibelschule Wiedenest, charismatischen Einflüssen zu öffnen. Eine besondere Rolle spielen überall die charismatischen Lieder, die als Vorbote und Türöffner für die schwarmgeistigen Einflüsse schon sehr weit vorgedrungen sind und von vielen in ihrer Gefährlichkeit sträflich unterschätzt werden.
 

c) Ökumene: Verführung durch falsche „Einheit“

Der Feind wirkt mit großer Macht daran, evangelikale Kreise, auch wahre Gläubige, in die große, widergöttliche Einheit der Ökumene und damit der endzeitlichen Hure Babylon hineinzuziehen. Dazu setzt er u. a. die Zerstörung der Autorität der Bibel, die Öffnung für Falschprophetie, die Auflösung der biblischen Lehre ein. Sein Ziel ist es, die Gemeinde als „Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit“ zu schwächen und ihr Zeugnis zu verfälschen. Die wahre Gemeinde soll aus ihrer gottgewollten Absonderung herausgelockt werden (2Kor 6,14-18) und damit verdorben, kraftlos und für Gott unbrauchbar werden – dieselbe Taktik übrigens, die er auch beim Volk Israel angewandt hatte (vgl. u. a. Offb 2,14; 4Mo 25; Jos 23,12-13; 2Chr 18,1-3; 19,2).

 
Das wichtigste Argument ist die Verfälschung von Johannes 17 – alle Namenschristen sollen „eins“ werden, damit die Welt für Christus gewonnen werden kann und damit ein fragwürdiger „Weltfriede“ erreicht wird. Hierzu zählen „Pro Christ“ u. a. Strategien der „Ökumene durch Evangelisation“, die ökumenische Werbung von „Aufatmen“ und Kreisen der „Evangelischen Allianz“ bzw. prominenter „Evangelikaler“ (Parzany, Bischof Maier, Prof. Beyerhaus u. a). Diese falsche „christliche Ökumene“ mündet mit erschreckender Konsequenz in die „Ökumene der Weltreligionen“, die das Fundament der endzeitlichen Hure Babylon darstellt.
 

d) Verfälschte Evangelisation: Verführung durch ein anderes Evangelium

Der Feind breitet in der Christenheit, auch unter den „Evangelikalen“, ein anderes, gefälschtes „Evangelium“ aus (Gal 1,6-10; 2Kor 11,4), in dem wesentliche Elemente des biblischen Evangeliums fehlen oder verdreht sind. Das beginnt mit dem modernen „evangelikalen“ Evangelium, in dem der Zorn und das Gericht Gottes, die völlige Verderbtheit des Sünders, die allein rettende Kraft des Blutes Jesu Christi zunehmend ausgeblendet werden, in dem immer mehr humanistische Elemente aufkommen.

 
Diese schleichende Verfälschung des Evangeliums geht weiter, wenn die Kraft des Kreuzestodes Jesu Christi nicht mehr verkündet wird, wenn Gnade mit Werken vermischt wird, bis dahin, daß der Herr Jesus Christus nicht mehr als der Sohn Gottes anerkannt wird und ein entartetes „soziales“ oder „psychologisches“ Evangelium verbreitet wird. (Hierher gehört auch die Irrlehre des „positiven Denkens“ von Robert Schuller, die inzwischen auch in Europa verbreitet wird.)
 
Heute erleben wir eine erschreckende Öffnung ehemals bibeltreuer Kreise hin zu liberaltheologischen und katholischen Verfälschungen des biblischen Evangeliums, darunter auch der „Sakramentalismus“ (Errettung durch Kirchensakramente wie die Kindertaufe). Die Frucht sind viele unechte Bekehrungen in evangelikalen Gemeinden, eine Preisgabe evangelischer Glaubensfundamente und die Öffnung zur Ökumene über die Evangelisation.
 

e) Weltförmigkeit: Verführung zur Anpassung an die Welt

Der Feind versucht, die Gemeinde geistlich zu lähmen, indem er sie verleitet, die Welt liebzugewinnen (Jak 4,4; 1Joh 2,15-17) und sich der Welt anzupassen (Röm 12,1-2). Der Feind beraubt die Gläubigen dadurch ihrer Lauterkeit und geistlichen Kraft, ihrer Heiligkeit und ihres Salzcharakters; er verleitet sie zu geistlicher Hurerei. Die wunderbare Berufung der Gemeinde als heiliges Priestertum soll zerstört werden, der geistliche Tempel der Gemeinde durch Verweltlichung entweiht werden. Hier findet eine breite Verführung in der heutigen Zeit statt, zu der u. a. auch die Aufgabe biblischer Grundsätze in der Frauenfrage und Ehescheidungsfrage, in der Sittsamkeit von Kleidung und Umgang, der Vormarsch von Fernsehen, Video u. v. a. gehören. Verführungsbewegungen in diese Richtung sind u. a. „Willow Creek“, Rick Warrens „Kirche mit Vision“, die „Gemeindewachstumsbewegung“ sowie die Charismatische Bewegung.

 
Diese Front ist nicht so scharf abgrenzbar wie die anderen, aber sie ist im Grunde genauso wichtig. Durch die Weltförmigkeit wird die Gemeinde oberflächlich und geistlich blind für den Willen Gottes (Röm 12,2!), so daß die Gläubigen sich leichter den anderen Verführungsströmungen öffnen.

(…)

 

3. Die Aufgabe der Verteidigung des Glaubens

 

Wir haben oben gesehen, daß uns ein Kampf verordnet ist: „Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist.“ (Jud 3). Die biblische Verteidigung des Glaubens gegenüber den endzeitlichen Verführungen bedeutet in erster Linie, die biblische Wahrheit klar und umfassend zu lehren und auf den Leuchter zu stellen, im Sinne des Dienstes von Paulus, der bekennt: „… und wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was nützlich ist, sondern es euch verkündigt und euch gelehrt habe, öffentlich und in den Häusern (…) Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag, daß ich rein bin von aller Blut. Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern habe euch den ganzen Ratschluß Gottes verkündigt“ (Apg 20,20+26-27).

Der Gefahr der Endzeitverführung durch unermüdliche, klare, kompromißlose Lehre und Ermahnung entschlossen entgegenzutreten, ist die Aufgabe aller wahren, dem Herrn treu nachfolgenden Hirten in der Gemeinde: „Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden. Du aber bleibe nüchtern in allen Dingen, erdulde die Widrigkeiten, tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus!“ (2Tim 4,2-5)

Wir sind herausgefordert, die gesunde Lehre der Schrift offensiv und klar zu verkünden und dabei keine Abstriche zu machen. Die Gemeinde der Endzeit kann nur dann gesund sein, wenn sie – entgegen dem heutigen Trend zum Erfahrungschristentum und Pragmatismus – der Lehre und den lehrmäßigen Grundsätzen ein hohes Gewicht beimißt und den wichtigen Schutz erkennt, den die gesunde Lehre gegen die heutigen Verführungsmächte bietet.

Zugleich muß der Hirten- und Wächterdienst auch darauf hinwirken, daß der gesunden Lehre auch eine gesunde Praxis, d.h. ein gottesfürchtiges, hingegebenes Leben in echter Christusnachfolge, in Heiligung und Absonderung von der Welt entspricht. Ohne Heiligung und ein Leben in praktischer Gemeinschaft mit Christus (Gal 2,20) schützt auch das beste lehrmäßige Wissen nicht vor Verführung – wofür wir heute z. B. in der sehr auf Lehre bedachten „Brüderbewegung“ ernste Beispiele haben.

Neben der eifrigen und konsequenten Unterweisung in der gesunden Lehre der Schrift brauchen wir gezielte Unterweisung in der Abwehr der wichtigsten Irrströmungen. Die Gläubigen sollten zugerüstet werden, diese Irrströmungen zu erkennen und die falschen Lehren zu durchschauen. Das ist gerade auch schon bei der Jugend und jungen Gläubigen nötig, die der Feind sich oft besonders zum Ziel nimmt. Die örtlichen Aufseher der Gemeinden sollten die wichtigsten Verführungsströmungen kennen und biblisch widerlegen können. Sie sollten in den Gemeinden klar zu diesen Strömungen Stellung beziehen und den Gläubigen biblische Unterweisung zur Verfügung stellen (Seminare, Broschüren, Bücher, Vortragskassetten). Zur Zurüstung der örtlichen Hirten und zur Unterstützung dieser Abwehr dienen z. B. auch Vorträge von überörtlichen Lehrern und Brüdern, die einen besonderen Auftrag oder besondere Kenntnisse in bestimmten Bereichen haben.

Von ausschlaggebender Bedeutung ist die Praktizierung biblischer Absonderung und Gemeindezucht gegenüber Vertretern von Irrströmungen und Menschen, die falsche Lehren und verführerische Einflüsse in die Gemeinden tragen wollen. Dabei zeigt uns Tit 3,10-11 und die Warnung vor Irrlehre als Sauerteig (Gal 5,7-10; Mt 16,12), daß wir hier keine faulen Kompromisse machen dürfen, weil sonst auch bibeltreue Gemeinden heimlich von der Endzeitverführung durchsäuert und zerstört werden können (vgl. auch 2Pt 3,15-17; 2Joh 2,10-11; 1Tim 6,5b; 2Tim 3,5b; Röm 16,17-19).

Auch hier gilt wie bei moralischer Sünde der Grundsatz von 1Kor 5,6-13: „Euer Rühmen ist nicht gut! Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Darum fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, da ihr ja ungesäuert seid! Denn unser Passahlamm ist ja für uns geschlachtet worden: Christus. So wollen wir denn nicht mit altem Sauerteig Fest feiern, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuerten Broten der Lauterkeit und Wahrheit. … Die aber außerhalb sind, richtet Gott. So tut den Bösen aus eurer Mitte hinweg!“

Dabei müssen wir bei der Verteidigung des Glaubens sorgfältig unterscheiden zwischen verführerischen und zerstörerischen Verdrehungen der Schrift, also Irrlehren, und Auffassungen, die aus Erkenntnisirrtümern, menschlichen Auslegungstraditionen und unzureichender geistlicher Erkenntnis stammen.

Gegenüber Irrlehren wie Bibelkritik, Charismatik, Ökumene, Mystik, Allversöhnung, Katholizismus, Errettung durch Werke und Sakramente u. ä. müssen wir als bibeltreue Christen einen glasklaren, kompromißlosen Stand einnehmen. Wir müssen sie sachlich, von der Schrift her widerlegen und entlarven, und wir müssen ganz deutlich machen, daß es mit solchen verführerischen Lehren und Strömungen keinerlei Kompromisse geben kann. Wenn es darum geht, solche verderblichen Einflüsse abzuwehren, dann sind Gemeindezucht und Trennungen nicht nur möglich, sondern nach geistlichem Bemühen um Klärung und Umkehr auch biblisch geboten. Wenn wir hier nicht klar stehen und eine biblische Abwehrfront aufbauen, dann machen wir uns schuldig vor Gott, weil wir Verderbnis und Verführung in die Herde Gottes eingelassen haben.

Dagegen sollten wir eine besonnene und geistlich ausgewogene Haltung bei Erkenntnisfragen einnehmen, die nicht mit ausgesprochenen Irrlehren verbunden sind. Hierzu zählen z.B. solche Streitfragen wie die Entrückung der Gemeinde vor oder nach der Großen Drangsal, die Frage, ob Gläubige verlorengehen können, ob die Gemeinde die Braut ist oder Israel, ob Pastoren biblisch sind, ob Älteste eingesetzt werden oder anerkannt werden sollen, welcher Grundtext der Bibel der zuverlässige ist usw.

In diesen Fragen geht es nicht um die Verteidigung des ein für allemal überlieferten Glaubens, sondern um Auslegungsfragen innerhalb der bibeltreuen Gemeinden, und hier sollten bewußt verschiedene Standpunkte gegenseitig geduldet und anerkannt werden, auch wenn man die eigene biblische Erkenntnis ruhig klar vertreten darf. Hier sollten wir darauf achten, daß solche Fragen sich möglichst nicht trennend auswirken und eine Zusammenarbeit nicht verhindern. Wer hier sich trennt oder Andersdenkende als Feinde betrachtet und mit Polemik überschüttet, der zerreißt unverantwortlicherweise, was eigentlich zusammenbleiben sollte.

Die große Not in der heutigen endzeitlichen Gemeinde ist, daß die große Aufgabe des Kampfes für den uns überlieferten Glauben, die eigentlich alle Gläubigen betrifft, heute von sehr vielen Gläubigen, örtlichen Gemeinden und Gemeindehirten nicht oder nur unzureichend beachtet und praktiziert wird. Nur wenige sehen, daß damit die blanke Existenz, das Überleben der bibeltreuen Gemeinden in dieser Endzeit verknüpft ist. Aber das in Jud 3 gegebene Gebot des Herrn ist heute dringender denn je: „Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist.“

Heute überwiegt in evangelikalen Gemeinden eine selbstzufriedene, oberflächliche, pragmatische Sicht, die den entschiedenen Kampf um den Glauben und gegen die Endzeitverführung hochmütig als „extrem“, „unausgewogen“ und als Spinnerei abtut. Man meint, man habe das nicht nötig, weil die Gläubigen angeblich schon gesund im Glauben und der Lehre seien – bis dann die Verführung mit Macht einbricht und Hunderte mitreißt, wie es heute in Holland der Fall ist. Diese Haltung erinnert an die Gemeinde von Laodizäa, zu der der Herr sagen muß:

„Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch heiß bist. Ach, daß du kalt oder heiß wärst! So aber, weil du lau bist und weder kalt noch heiß, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund. Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluß, und mir mangelt es an nichts! – und du erkennst nicht, daß du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt. Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird; und salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen kannst!“ (Offb 3,15-18)

Viele heutige evangelikale Gemeinden wollen die klare geistliche Auseinandersetzung um die gesunde Lehre meiden, um nicht „Unruhe“ hineinzubringen oder Mitglieder zu verlieren. Lieber macht man faule Kompromisse mit Irrströmungen wie der Charismatik oder der Bibelkritik (das Bündnis der „freien Brüder“ mit den „offenen Brüdern“ und Wiedenest ist ein beschämendes Beispiel, ein anderes die Vertuschung der bibelkritischen Verderbnis bei Chrischona-Tabor-Liebenzell durch die „Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten“). Lieber verschließt man die Augen vor den ökumenischen Tendenzen von „Pro Christ“ und signalisiert Zustimmung, um nicht als „engstirniger Fundamentalist“ dazustehen.

Der Pragmatismus und das menschliche Bestreben, einen faulen „Frieden“ in den meist schon vermischten und von Verführungen unterwanderten Gemeinden zu sichern, bewirkt bei vielen Evangelikalen eine Abwertung und sogar Ablehnung des Wächterdienstes. Lieber nimmt man in Kauf, daß die geistliche Substanz und das von Gott geschenkte geistliche Erbe schleichend immer mehr aufgezehrt und ausgehöhlt wird, als daß man den Mut hat, die biblischen Grenzlinien wieder klar zu ziehen und damit unklare Leute zu vergraulen oder das gewünschte Größenwachstum zu beeinträchtigen.

Hier muß man ganz deutlich sagen, daß der biblisch praktizierte Wächterdienst immer eine heilsame Unruhe, ein Aufwachen aus dem geistlichen Schlaf mit sich bringt. Der Wächter hat von Gott den Auftrag, in die Posaune zu stoßen und einen klaren Ton hervorzubringen, damit das Volk Gottes aufwacht und die Gefahr erkennt, nicht mit zarten, lieblichen Flötentönen die Leute zu unterhalten und in den Schlaf zu wiegen! Aber biblisch richtig praktizierter Wächterdienst bringt nicht Verwirrung, Angst und geistliche Verunsicherung, sondern im Endeffekt Glaubensstärkung für die, die ihn annehmen.

 
 
 
 
Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus der ausführlicheren Schrift von Rudolf Ebertshäuser „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde!“: Die Bedeutung des geistlichen Wächterdienstes für die endzeitliche Gemeinde
 

 
Hier können Sie das vollständige PDF-Dokument herunterladen und lesen:
 
 
 
 

Weiterführende Literatur:

 

Rudolf Ebertshäuser: Zerstörerisches Wachstum. Wie falsche Missionslehren und verweltlichte Gemeindebewegungen die Evangelikalen unterwandern. Steffisburg (Edition Nehemia) 3. Aufl. 2015; gebunden, 544 S.

Rudolf Ebertshäuser: Aufbruch in ein neues Christsein? Emerging Church – Der Irrweg der postmodernen Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2008, Taschenbuch, 256 S.

Rudolf Ebertshäuser: Soll die Gemeinde die Welt verändern? Das „Soziale Evangelium“ erobert die Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2014, Taschenbuch, 276 S.

Rudolf Ebertshäuser: Kulturrelevante / Missionale Gemeinden. überblick + durchblick 3. Steffisburg (Edition Nehemia) 2014

Rudolf Ebertshäuser: Emerging Church / Emergente Bewegung. überblick + durchblick 1. Steffisburg (Edition Nehemia) 2013

Rudolf Ebertshäuser: Von Gott bewahrt vor der Verführung. Eine Auslegung des 2. Petrusbriefes und des Judasbriefes. Steffisburg (Edition Nehemia) 2015

 

Diese Bücher können Sie bei Ihrem christlichen Buchhändler bestellen. Sie erhalten sie u.a. für die Schweiz bei der Edition Nehemia, für Deutschland und Österreich bei der Versandbuchhandlung Samenkorn.

Print Friendly, PDF & Email