Viele Christen reden gerne von „neuen Geistesausgießungen“, wenn sie echte oder scheinbare Erweckungen in der Geschichte der Gemeinde beschreiben. Oftmals sind das biblisch gesunde Gläubige, die nichts mit der Pfingstbewegung im Sinn haben. Doch eine solche Ausdrucksweise, die natürlich auch Anhänger der Pfingst- und Charismatische Bewegung benutzen, ist biblisch gesehen falsch und führt zu Irrtümern. Es ist wichtig, daß wir eine präzise, von der biblischen Lehre geprägte Sprache benutzen, wenn wir über solche Dinge reden.
 
 
 

Der Geist Gottes wurde nur einmal für die Gemeinde ausgegossen

 

Die Ausgießung des Heiligen Geistes für die Gemeinde war ein einmaliges Ereignis, wenn wir auch dazusagen müssen, daß es eigentlich aus zwei Phasen bestand, nämlich der Geistesausgießung auf die Juden in Apostelgeschichte 2 und der eng damit verbundenen Geistesausgießung auf die Heiden in Apostelgeschichte 10. Im Grunde war die Ausweitung der Gabe des Geistes auf die Heiden keine zweite Geistesausgießung, sondern die zeichenhafte Einbeziehung der Heiden in den verheißenen Segen, die Gabe des Geistes zu Pfingsten.

Der Herr hatte schon bei Seiner Ankündigung des verheißenen Geistes darauf hingewiesen, daß diese Geistesausgießung zur Folge haben würde, daß der Geist Gottes von da an beständig bei den Gläubigen bleiben würde:

Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, daß er bei euch bleibt in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie beachtet ihn nicht und erkennt ihn nicht; ihr aber erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. (Joh 14,16-17)

Genauso wird uns die Gabe des Geistes für die Gemeinde auch im Titusbrief als eine einmalige, bleibende Gabe dargestellt:

Als aber die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien, da hat er uns – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit – errettet durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung des Heiligen Geistes, den er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir, durch seine Gnade gerechtfertigt, der Hoffnung gemäß Erben des ewigen Lebens würden. (Tit 3,4-7)

Im griechischen Wortlaut wird deutlich, daß der Geist einmalig, an einem Punkt ausgegossen wurde und nicht immer wieder neu ausgegossen wird. Seit Pfingsten ist der Geist Gottes in besonderer Weise auf der Erde; Er wohnt in den Gläubigen, die deshalb auch der „Tempel des Heiligen Geistes“ genannt werden, und Er wirkt auch in der Welt, indem Er die Menschen überführt und zu Christus hinleitet, ihnen das Wort Gottes aufschließt und sie zur Buße und zum Glauben führt. Dieses Geisteswirken geschieht seit 2.000 Jahren weltweit; es hat niemals aufgehört; der Geist Gottes ist nie von der Gemeinde weggenommen worden, und Er wird deshalb auch nicht neu oder wiederholt ausgegossen.

Allerdings zeigt uns die Bibel, daß die Herzenshaltung und der Wandel der Menschen, der Gläubigen besonders, das Wirken des Geistes durchaus beeinflußt. Der Geist Gottes ist nicht zu allen Zeiten und an allen Orten gleich stark wirksam.

● In Zeiten des Ungehorsams und Unglaubens, der Weltförmigkeit und Lauheit wird der Geist Gottes gedämpft und betrübt und zieht sich mehr zurück; das Wirken des Geistes wird nicht so stark wahrgenommen. In solchen Zeiten leben wir Gläubige aus dem christlichen „Abendland“; bei uns ist das Wirken des Geistes spürbar gedämpft. Es kommt nur noch selten zu tiefen Bekehrungen; unter den Gläubigen findet sich wenig Heiligung, Eifer und Liebe für den Herrn; größere Erweckungen kommen kaum vor; die Gläubigen und Gemeinden gehen geistlich zurück statt vorwärts.

● In Zeiten der Buße und des innigen Gebets, der Treue und des Gehorsams der Gläubigen hat der Geist Gottes weiten Raum zu wirken und erweist Seine Kraft deutlicher und häufiger; es kommt zur Erweckung (= Belebung) der Gläubigen, die aufwachen, sich heiligen und dem Herrn neu weihen. Der Geist Gottes wirkt Glauben, Gehorsam, Leidensbereitschaft und ein kraftvolles Zeugnis vor den Ungläubigen, das auch vermehrte und tiefere Bekehrungen zur Folge hat. Solches erweckliches Wirken beginnt immer bei Einzelnen und wird gefördert durch ernstes Gebet und klare Buße.

Es kann also biblisch gesehen nicht unser Ziel sein, eine „neue Geistesausgießung“ zu erstreben oder eine große Massenerweckung zu erwarten, die in den Zeiten des Endes, in denen Abfall und Verführung vorherrschen, nicht mehr verheißen sind.

Wohl aber dürfen und sollen wir für eine biblisch-nüchterne Erweckung im Volk Gottes beten, ein geistgewirktes Aufwachen der Gläubigen, daß sie ihre Not und Lauheit erkennen und neu den Herrn suchen, Buße tun, sich für den Herrn heiligen und Ihm weihen. Wir dürfen dem Herrn unser Versagen, unsere Sünden bekennen und Ihn bitten, daß er noch einmal mächtig in Seiner Gemeinde wirken möge durch Seinen Heiligen Geist, damit die Gemeinde zugerüstet wird, in dieser letzten Zeit noch ein treues Zeugnis für Christus abzulegen. Das sind biblisch gesunde, dem Herrn wohlgefällige Gebetsanliegen, und wie nötig haben wir eine solche geistgewirkte Erweckung in unseren Tagen!

 
 
 

Die charismatische Lehre vom „zweiten Pfingsten“ ist unbiblisch

 

Für die Pfingst- und Charismatische Bewegung ist Apostelgeschichte 2 eine Art Schlüsseltext, den sie im Sinne ihrer falschen Lehren gebrauchen und umdeuten. Der Kern dieser Umdeutung ist die Lehre von einer erneuten Geistesausgießung in der Endzeit auf die Gemeinde und die Welt („alles Fleisch“). Daher leitet sich auch die Bezeichnung „Pfingstbewegung“ her, die sich auf die Behauptung eines „zweiten Pfingsten“ in der letzten Zeit bezieht.

Diese „Lehren“ beziehen sich zumeist auf eine willkürliche Umdeutung der Prophetie in Joel 3. Nach den Irrlehren der Pfingstler beziehe sich diese Prophetie auf eine Ausgießung des Geistes auf alle Menschen (Heidenvölker); so deuten sie „alles Fleisch“ in Joel 3,1. Ein Blick auf die Verse vor und nach dieser Stelle erweist jedoch eindeutig, daß sich diese Prophetie ausschließlich auf das Volk Israel am Ende der Zeiten bezieht:

Und ihr sollt erkennen, daß ich in Israels Mitte bin und daß ich, der HERR, euer Gott bin und keiner sonst; und mein Volk soll nie mehr zuschanden werden! Und nach diesem wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Ältesten werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesichte sehen (…)

Der Zusammenhang ist eindeutig: Alle Israeliten, die zu jener Zeit Buße getan haben und sich zum Herrn bekehrt haben, sollen den verheißenen Geist empfangen – nicht mehr, wie in der Zeit des Gesetzes, nur die Propheten, Priester und Könige, sondern auch die Söhne und Töchter, die Knechte und Mägde.

Errettung wird in Joel 3 in Jerusalem und auf dem Berg Zion sein, denn dort wird laut der parallelen Prophetie in Sach 12,10 der Geist auf den bekehrten Überrest er Juden ausgossen. Auch Hes 39,29 und Jes 32,15 sprechen von derselben Geistesausgießung, die mit dem Anbruch des messianischen Friedensreiches und dem neuen Bund für Israel in Verbindung steht.

Die Deutung der Charismatiker auf die Heidenvölker ist eindeutig falsch und verdreht die Worte des Herrn; das erweist sich durch Joel 4 umso stärker, wo allen Heidenvölkern zur selben Zeit, in der Israel den Geist empfangen soll, das blutige Gericht angekündigt wird. Es gibt also kein „zweites Pfingsten“ für die Gemeinde der Endzeit!

Ergänzend zu dieser falschen Endzeitlehre steht der inflationäre Gebrauch des Begriffes „Geistesausgießung“ für alle möglichen schwarmgeistigen Bewegungen und Wirkungen, etwa für die „Lakeland-Geistesausgießung“ mit dem Spiritisten Todd Bentley. Die charismatischen Schwärmer sehen überall auf der Welt kleinere und größere „Geistesausgießungen“ am Werk, die, so meinen sie, bald zu einer gigantischen weltweiten „Geistesausgießung“ zusammenfließen werden, die dann die erwartete Endzeiterweckung auslöst und Millionen und Milliarden Menschen, ganze Städte und Völker angeblich ins „Reich Gottes“ spült.

In Wahrheit gibt es am Ende der Zeit nur eine gewaltige „Ausgießung“ des Verführungsgeistes des Antichristen, der durch falsche Propheten, falsche Zeichen und Wunder die Menschen in den Abfall von Christus zieht und selbst ein Gericht Gottes über die religiös verblendeten Menschen ist, die die schlichte Wahrheit der Bibel abgelehnt haben. „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen. (…) Und das ist der [Geist] des Antichristen, von dem ihr gehört habt, daß er kommt; und jetzt schon ist er in der Welt“ (1Joh 4,1-3).

Der verführerische, betrügerische Geist der Pfingst- und Charismatischen Bewegung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auf verführte Leute ausgegossen, die der Lüge von der „sündlosen Vollkommenheit glaubten und die Irrlehre von der vollständigen Heiligung“ als „2. Stufe“ vertraten, die angeblich sündlose Vollkommenheit bewirke.

Diese Leute, die laut 1Joh 1,8-10 sich selbst betrogen und Gott zum Lügner machten, empfingen dann den Lügengeist dieser Bewegung – ein deutliches Gericht Gottes, das unterstrichen wurde durch Bewußtlosigkeit, Rückwärtsstürzen, widerliche Zwangshandlungen, Hurereisünden und anderes. Hier wurde ein Truggeist „ausgegossen“ als Gericht Gottes! (Vgl. Jes 29,9-11; 2Kö18,22; Jes 19,14; 1Pt 4,17.)

Dieser antichristliche „Geist des Irrtums“ (oder der Lüge, der Verführung – 1Joh 4,6) kam durch die Pfingstbewegung in die Gemeinde und wirkt immer mächtiger, je näher wir dem Ende kommen. Er macht die Charismatiker schon jetzt so trunken und verblendet, daß ein führender pfingstlerischer Evangelist laut der US-Zeitschrift Charisma im Hinblick auf Todd Bentley sagte: „Jetzt bin ich davon überzeugt, daß ein großer Teil der charismatischen Bewegung dem Antichristen folgen wird, wenn er auftreten sollte, denn sie haben kein geistliches Unterscheidungsvermögen“ (vgl. TOPIC 10/2008).

Den Höhepunkt dieser verführerischen „Anti-Erweckung“ finden wir in 2. Thessalonicher 2 so eindrücklich geschildert:

Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken, nur muß der, welcher jetzt zurückhält, erst aus dem Weg sein; und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr verzehren wird durch den Hauch seines Mundes, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft beseitigen wird, ihn, dessen Kommen aufgrund der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführung der Ungerechtigkeit bei denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können. Darum wird ihnen Gott eine wirksame Kraft der Verführung senden, so daß sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern Wohlgefallen hatten an der Ungerechtigkeit. (2Th 2,7-12)

Die Irrlehren der Pfingst- und Charismatische Bewegung über das „zweite Pfingsten“ versehen objektiv diese antichristliche Verführungswelle mit einem frommen Mäntelchen und haben schon viele Christen schlimm in die Irre geführt, so daß sie sich diesen Verführungsgeistern öffneten in der Hoffnung, teilzunehmen an der „großen Endzeiterweckung“. Doch sie wurden damit nur hineingezogen in die große Endzeitverführung. Es ist in der heutigen Zeit sehr wichtig, nüchtern an der gesunden Lehre der Bibel festzuhalten und sich nicht von falschen Lehren blenden zu lassen!

 
 
 

Charismatische Fehldeutungen
im Zusammenhang mit dem Pfingstbericht in der Apostelgeschichte

 

Abschließend wollen wir noch auf einige weitere populäre Fehldeutungen hinweisen, die teilweise auch von nichtcharismatischen Auslegern in bezug auf Apostelgeschichte 2 verbreitet werden.

 

„Trunkenheit im Geist“ bei den Jüngern?

Manche pfingstlerischen Ausleger behaupten dreist, die Jünger seien zu Pfingsten ebenso „trunken im Geist“ gewesen wie die charismatischen Anhänger des „Toronto-Segens“, die umherwanken und benebelten Sinnes sind, wenn der falsche Geist über sie kommt. Doch das Wort Gottes zeigt, daß diese Behauptung der böswillige Spott der Feinde war, die mit dieser Unterstellung auf das Reden in fremden Sprachen reagierten (vgl. 1Kor 14,23). Ansonsten zeigt die ganze Schilderung, daß die Jünger bewußt und zuchtvoll auftraten als Botschafter des erhöhten Herrn gegenüber dem Volk.

Der Geist Gottes ist ein Geist der Zucht, Besonnenheit und des nüchternen Verstandes (2Tim 1,7 gr. sophronismos); eine wichtige Frucht des Geistes ist Selbstbeherrschung (Gal 5,22); wer mit dem Heiligen Geist erfüllt ist, lebt nüchtern und wachsam (vgl. 1Th 5,6-9; Tit 1,7-8), und seine Rede und sein Auftreten ist geprägt von würdigem Ernst, Unverderbtheit und gesunder, untadeliger Rede (vgl. Tit 2,6).

 

Ein anderes, ekstatisches Sprachenreden bei den Korinthern?

Viele Ausleger meinen, in Jerusalem habe es zwar ein Sprachenreden in realen heidnischen Fremdsprachen gegeben, aber in Korinth habe es sich um ein anderes, ekstatisches Sprachenreden gehandelt. Das ist eine völlig grundlose, irreführende Annahme. In Wahrheit offenbart uns gerade 1. Korinther 14 klar, weshalb jedes echte Sprachenreden aus heidnischen Fremdsprachen bestehen mußte. In V. 21-22 wird in diesem Kapitel der göttliche Zweck dieses Wunderzeichens geoffenbart:

Im Gesetz steht geschrieben: »Ich will mit fremden Sprachen und mit fremden Lippen zu diesem Volk reden, aber auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr«. Darum dienen die Sprachen als ein Zeichen, und zwar nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die Weissagung aber ist nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen.

Gott richtete dieses Wunderzeichen nicht an die Heiden, sondern „zu diesem Volk“ wollte Er mit fremden, heidnischen Sprachen reden, und dieses Volk ist nach dem Zusammenhang des Zitates aus Jesaja 28,11-12 eindeutig des Volk Israel! Die Sprachen waren ein heilsgeschichtliches Zeichen für das Volk und zugleich die Ankündigung eines ernsten Gerichts: Wenn das Volk nicht auf den letzten Bußruf, der nach Pfingsten an sie erging, aufrichtig antwortete, dann würde Gott zu ihnen mit den Sprachen heidnischer Eroberer reden, wie damals zu Jesajas Zeiten die Invasion durch die Assyrer und Chaldäer angekündigt wurde. Zugleich würden die Heiden in ihren verachteten, unreinen Sprachen die großen Taten Gottes loben, weil sie das Heil in Christus annehmen würden.

Nach der Lehre von 1Kor 14,21-22 mußte jedes echte Sprachenreden notwendigerweise sich an Juden richten und aus realen heidnischen Fremdsprachen bestehen. Das echte Sprachenreden in der Urgemeinde war ein Zeichen, keine Gebetstechnik und kein Geheimmittel zur „Selbstauferbauung“ mittels sinnlosem Geplapper. Es richtete sich an Ungläubige. Das gefälschte „Zungenreden“ der Charismatiker richtet sich hauptsächlich an Gläubige, um sie irrezuführen; es besteht zu 95% aus sinnlosem ekstatischem Gestammel und nicht aus wirklichen Fremdsprachen, und die apostolischen Anweisungen in 1Kor 14,26-35 werden fast durchgängig nicht konsequent eingehalten.

 
 
 

Wunderzeichen als notwendiger Beweis des Geisteswirkens?

 

Die Anhänger der Pfingst- und Charismatischen Bewegung zeigen sich sehr beeindruckt von den begleitenden Wunderzeichen, die Gott wirkte, als der Geist zu Pfingsten kam. Das Brausen des Windes und die Feuerzungen sowie natürlich das Wunder des Sprachenredens faszinieren sie, und es wird oft der Eindruck erweckt, als seien solche Wunderzeichen nötig, um dem Wort der Verkündigung überhaupt Kraft und Beachtung zu verleihen.

Doch das größte Wunder zu Pfingsten geschah im Verborgenen – sündige Menschen empfingen erstmals in Gottes Heilsgeschichte den Heiligen Geist als innwohnenden Geist der Sohnschaft und wurden im neutestamentlichen Sinn von neuem gezeugt zu Kindern Gottes. Ich bin davon überzeugt, daß der Herr davon sprach, als Er den Jüngern in Joh 14,12 verhieß, daß sie größere Werke (nicht Wunder!) tun sollten, wenn Christus zu dem Vater gehen würde.

Kein Jünger und schon gar kein anderer Gläubiger hat jemals größere Wunderzeichen getan als der Herr selbst; wie könnte auch ein Wunder größer sein als die Auferweckung eines Toten? Aber als Petrus die Pfingstpredigt hielt, kamen auf einen Schlag 3.000 Menschen zum rettenden Glauben und wurden wiedergeboren durch den Geist – gibt es ein größeres Werk als durch das Zeugnis des Evangeliums Menschen zu dieser herrlichen Lebensverwandlung zu führen?

Wenn wir die Bibel aufmerksam studieren, so stellen wir fest, daß die von Gott gewirkten Wunderzeichen weder im AT noch im NT zu einer wirklichen Herzensveränderung der Menschen geführt haben. Das geschah immer durch das verkündigte Wort Gottes!

Schon im AT staunen wir, wie wenig Nachhall die Wunder Gottes bei der Befreiung Seines Volkes Israel bei den Israeliten hatten – schon kurz nach dem Erlebnis der Plagen glauben sie Gott nicht, daß Er sie vor dem ägyptischen Heer retten kann; kurz nach der erlebten Rettung durch das Rote Meer begehen sie Götzendienst und murren gegen Gott. Wie kurzlebig war das Erleben des Gottesgerichts am Karmel! Führte das Wunder der Speisung Samarias nach der Hungersnot und Belagerung etwa zur Umkehr Ahabs und der Israeliten?

Auch im NT, besonders im Johannes-Evangelium, erkennen wir, daß die herrlichen Wunderzeichen des Herrn Jesus bei den zuschauenden Massen keine Buße und keinen echten, dauerhaften, rettenden Glauben bewirkten. Sie waren wohl fasziniert und begeistert, aber rasch erwies sich ihr „Glaube“ als oberflächlich und nichtig. In Johannes 6 sind die Menschen fasziniert von der Speisung der 5.000; sie wollen ein noch größeres Zeichen sehen: „Was tust du denn für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben?“ (Joh 6,30). Aber der Herr entlarvt ihren Unglauben: „Aber ich habe es euch gesagt, daß ihr mich gesehen habt und doch nicht glaubt“ (V. 36). Am Ende zogen sich sogar viele Seiner Jünger zurück von Ihm und bewiesen damit, daß ihr Glaube nicht echt war.

Selbst die Auferweckung des Lazarus bewirkte keinen echten Glauben bei den Menschen; viele „glaubten an ihn“ deswegen, aber nach dem triumphalen Einzug in Jerusalem folgte kurze Zeit später das Urteil der verfinsterten Massen: „Kreuzigt ihn!“. Gott selbst deckt die Tatsache durch Johannes auf: „Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn; damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt würde, das er gesprochen hat: „Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn geoffenbart worden?““ (Joh 12,37-38).

Das alles bekräftigt die klare Aussage der Schrift, daß rettender Glaube durch das verkündigte Wort Gottes kommt und nicht durch Wunderzeichen: „Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm 10,15). In dem Wort Gottes liegt die von Gott verliehene Kraft, rettenden Glauben hervorzubringen, auch ohne Wunderzeichen: „Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt“ (Röm 1,16); „Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft“ (1Kor 1,18). Wo in den Evangelien wirklich rettender Glaube geschenkt wurde, da heißt es: „Und noch viel mehr Leute glaubten um seines Wortes willen“ (Joh 4,41).

So finden wir es auch in Apostelgeschichte 2: Es war die vollmächtige Predigt des Petrus, das verkündigte Wort Gottes, das die Herzen und Gewissen der Leute überführte und sie dazu brachte, zu fragen: „Was sollen wir tun?“. Es war das kraftvolle Zeugnis von Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, der verherrlicht zur Rechten Gottes ist, das die Menschen zur Wiedergeburt führte. Die Zeichen waren begleitend gegeben worden, um die Botschaft vor den Juden als von Gott gegeben zu legitimieren, aber sie waren nicht nötig, um Glauben zu wecken.

So finden wir es auch in der Apostellehre bezeugt: „wie wollen wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung mißachten? Diese wurde ja zuerst durch den Herrn verkündigt und ist uns dann von denen, die ihn gehört haben, bestätigt worden, wobei Gott sein Zeugnis dazu gab mit Zeichen und Wundern und mancherlei Kraftwirkungen und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen“ (Hebr 2,3-4). Gott gab die Wunderzeichen als Zeugnis für die Beglaubigung der neuen Botschaft des NT; ER gab die Zeichen Christus selbst und Seinen Aposteln (= denen, die Ihn als unmittelbare Zeugen gehört hatten). Das war jedoch ein abgeschlossener Vorgang, als der Hebräerbrief etwa 66 n. Chr. geschrieben wurde.

Die Zeichen, die Christus und Seine Apostel beglaubigen sollten, sind im Wort Gottes selbst niedergeschrieben (Joh 20,30-31), damit wir dem WORT glauben und durch den Herrn Jesus Christus errettet werden. Heute, in der Endzeit, können wir keine öffentlichen Wunderzeichen mehr erwarten, die die Verkündigung beglaubigen sollen. Gott tut allezeit Wunder, aber nicht allezeit öffentliche Wunderzeichen im großen Maßstab.

 
In der Endzeit tritt der Satan groß auf und versucht, durch falsche Wunderzeichen die Menschen zu verführen, wie es auch durch die falschen Wunder der Pfingst- und Charismatischen Bewegung geschieht (vgl. Mt 24,24; Mt 7,22; 2Th 2,9-12; Offb 13,11-15). Diese Wunderzeichen sollen die Irrlehren und Lügen der falschen Propheten beglaubigen, die der Feind in die Gemeinde eingeschleust hat. Wir wollen daher wachsam bleiben und auf das inspirierte Wort alleine vertrauen!
 
 
 
Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus der ausführlicheren Schrift von Rudolf Ebertshäuser Pfingsten – die einmalige Ausgießung des Geistes für die Gemeinde. Eine Auslegung von Apostelgeschichte 2
 
 
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Eine gute und übersichtliche Information über die verschiedenen falschen Lehren und Praktiken der Pfingst- und Charismatischen Bewegung erhalten Sie in dem Buch desselben Verfassers: Die Pfingst- und Charismatische Bewegung. Eine biblische Orientierung (Steffisburg: Edition Nehemia 2012BC# S., Taschenbuch).

 
 
 
 
 
Bibelauslegungen von Rudolf Ebertshäuser
 
 
Bewahre das Wort! Eine Auslegung des 2. Timotheusbriefes. Edition Nehemia Steffisburg, 1. Aufl.  2013, Gebunden, 196 S.
 

Von Gott bewahrt vor der Verführung. Eine Auslegung des 2. Petrusbriefes und des Judasbriefes. Edition Nehemia Steffisburg  1. Aufl. 2015,  Gebunden, 352 S.

Baut mit am Haus Gottes! Was der Prophet Haggai uns heute zu sagen hat Edition Nehemia Steffisburg  1. Aufl. 2014, Taschenbuch, 120 S.

 
 
 
 
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