Am 31. Dezember 2022 verstarb der emeritierte Papst Benedikt XVI., mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger. Er war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der römischen Kirche, der mit über 1,3 Milliarden Mitgliedern zahlenmäßig weitaus mächtigsten religiösen Organisation in dieser Welt. Wie es sich für einen bedeutenden Führer dieses Weltsystems gehört, wurde der tote Papst von vielen Großen und Mächtigen aus aller Welt gewürdigt und gelobt. Das ist normal, denn die Welt ehrt alle die, welche aus ihr sind und in ihr eine tragende und bedeutende Rolle spielen, und das sind die Führer der römischen Kirche allemal. Von ihnen gilt, was der Apostel Johannes bezeugt: „Sie sind aus der Welt; darum reden sie von der Welt, und die Welt hört auf sie“ (1Joh 4,5).

 

Die römische Kirche und die Päpste

 

Die römisch-katholische Kirche ist in der Tat der mächtigste religiöse Verführungsapparat im gegenwärtigen bösen Weltsystem. Sie vertritt eine schlimme, dämonisch inspirierte Verkehrung des wahren Christentums (vgl. 1Tim 4,1-3), eine äußerlich „christliche“, in Wahrheit aber heidnische Religion, die ein falsches Evangelium des „Heils“ aus Werken und Sakramenten lehrt. Von diesem falschen Evangelium Roms gilt das ernste Wort des Apostels Paulus:

Mich wundert, daß ihr euch so schnell abwenden laßt von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat, zu einem anderen Evangelium, während es doch kein anderes gibt; nur sind etliche da, die euch verwirren und das Evangelium von Christus verdrehen wollen. Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht! (Gal 1,6-9)

Die allermeisten echten Gläubigen, von den frühen Waldensern und den Reformatoren bis zu den Täufern, haben im Licht des Wortes Gottes erkannt, daß die römische Kirche von Irrlehren und betrügerischen heidnischen Ritualen geprägt ist, von der Macht einer falschen Priesterschaft und einem anmaßenden „Stellvertreter Christi“, dem Papst, der die höchste religiöse und weltliche Autorität und dazu noch seit 1870 Unfehlbarkeit in seinen Lehräußerungen beansprucht. Zu recht haben sie festgestellt, daß die Päpste mit ihrem völlig widerbiblischen Anspruch, Stellvertreter des Christus zu sein, „Antichristen“ waren, weil „Anti-Christus“ auf griechisch eben auch „Anstatt-Christus“ bedeutet.

Die römische Kirche wurde von den klarstehenden wahren Christusgläubigen stets als Verführungsmacht durchschaut, als eine von Christus abtrünnige, letztlich antichristliche Macht, als die unheimliche Verwirklichung des prophetischen Wortes von der Hure Babylon, das dem Apostel Johannes am Ende der Apostelzeit in einer gewaltigen Vision zuteilwurde:

Und einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, kam und redete mit mir und sprach zu mir: Komm!, ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an den vielen Wassern sitzt, mit der die Könige der Erde Unzucht (od. Hurerei) getrieben haben, und von deren Wein der Unzucht die, welche die Erde bewohnen, trunken geworden sind.

Und er brachte mich im Geist in eine Wüste. Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das voll Namen der Lästerung war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Und die Frau war gekleidet in Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelsteinen und Perlen; und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Greueln und der Unreinheit ihrer Unzucht, und auf ihrer Stirn war ein Name geschrieben: Geheimnis (gr. mysterion), Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde. Und ich sah die Frau berauscht vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu; und ich verwunderte mich sehr, als ich sie sah. (Offb 17,1-6)

 

Trügerische Lobreden führender Evangelikaler auf den verstorbenen Papst

 

Umso trauriger und erschreckender ist es, daß nach dem Tode Ratzingers einige einflußreiche Evangelikale in öffentlichen Stellungnahmen den Papst als echten Gläubigen bezeichneten und seine angeblichen „Verdienste“ laut rühmten. Im Nachrichtenmagazin der Evangelischen Allianz in Deutschland, IDEA, war in der Ausgabe 1/2023 schon das Editorial dem toten Papst gewidmet. Christoph Raedel, Professor für systematische Theologie an der FTH Gießen, behauptete darin, Ratzinger habe „sein Leben in den Dienst des Evangeliums gestellt“.

Raedel räumt zwar ein, daß es zwischen der römischen Kirche und den „evangelischen Kirchen“ „tiefgreifende Lehrdifferenzen“ gibt, aber er ordnet die Lehren der römischen Kirche nicht, wie das bibeltreue Gläubige tun, als verderbliche Irrlehren und ein falsches Evangelium aus einem falschen Geist mit einem falschen Jesus ein (vgl. 2Kor 11,3-4), sondern spielt sie herunter und bescheinigt Ratzinger im Grunde, ein wahrer Christ und biblischer Gläubiger zu sein. Sein Buch Jesus von Nazareth führe „ins Herz des christlichen Glaubens“.

Hier täuscht Raedel sich selbst und seine Leser. Katholische Theologen wie Ratzinger können sehr wohl Äußerungen von sich geben, die geradezu „evangelikal“ klingen und die tiefen Gegensätze zum biblischen Standpunkt in der Lehre übertünchen; aber im Kern bleiben sie natürlich dem römischen Dogma verpflichtet. Aus biblischer Sicht ist der Christus der römischen Kirche, der von den Priestern immer wieder zur Sündenvergebung geopfert wird, ein falscher Christus (vgl. Hebr 10,10-14). Gerade Ratzinger, der jahrelang Leiter der „Kongregation für die Glaubenslehre“ (heutiger Name für die frühere Inquisition) war, blieb natürlich in den Linien der katholischen Dogmatik, auch wenn er sie so hindrehte, daß sie für Evangelische attraktiv erschien (vgl. meinen Artikel FTH-Rektor Stadelmann erteilt einem Papstbuch das Prädikat „wegweisend“).

IDEA veröffentlicht in derselben Ausgabe auch noch einen Nachruf von Werner Neuer, einem evangelikalen Theologen, der es im freundschaftlichen Dialog mit Rom so weit gebracht hatte, daß er als Gast zu den Tagungen des katholischen „Schülerkreises“ von Ratzinger eingeladen wurde. Neuer ergeht sich in überschwenglichen Lobreden auf den Papst, der angeblich „von Gott heimgerufen“ wurde (also ein echter Gläubiger gewesen sein soll). Benedikt XVI. habe „das Leben und Denken vieler Menschen bereichert“ und sei „ein Mann des Glaubens“ und „ein Bote Gottes“ gewesen. Sein Jesus-Buch lobt er überschwenglich: „In besonderer Weise kam Benedikts innere Nähe zur biblisch-reformatorischen Theologie in seinen drei zutiefst biblischen Jesus-Büchern geradezu meisterhaft zum Ausdruck“. Was für eine traurige Verblendung, die Neuer hier an Tausende von evangelikalen IDEA-Lesern weitergibt!

Wie wenig Ratzinger ein echter Gläubiger im biblischen Sinne war und wie gründlich er das echte Evangelium der Errettung aus Gnade verkannt hat und dem falschen Evangelium Roms verhaftet war, zeigt auch seine letzte Botschaft an die Kirchenanhänger: „Betet für mich, damit der Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen einläßt“. Aber immer mehr Evangelikale vernebeln die abgrundtiefen Gegensätze zwischen den Irrlehren Roms und dem wahren Glauben.

Ein Wurzelboden dafür ist ihre zunehmende Abkehr vom einfältigen Glauben und demütigen Gehorsam gegenüber der Bibel als Gottes unfehlbarem, irrtumslosem und vollständig inspiriertem Wort. Eine weitere Wurzel ist das opportunistische Streben nach weltlich-politischem Gewicht und Anerkennung, was sie verleitet, die Nähe zu dem so einflußreichen Koloß der römischen Kirche zu suchen.

Eine dritte Wurzel ist die Illusion, in der konservativen Rhetorik der römischen Kirche einen „Bündnispartner“ gegen die Exzesse der liberaltheologischen evangelischen Kirchenführer zu suchen. Das bringt der Theologe und ehemalige Allianzvorsitzende Rolf Hille zum Ausdruck, der in IDEA zitiert wird: „Für evangelikale Christen ergibt sich daraus die Konstellation, daß sie sich hinsichtlich der Inspiration der Schrift, des Bekenntnisses zu Christus und zur Trinität mit ‚Rom‘ gegen die liberalen Strömungen in ihren jeweils eigenen Kirchen verbünden können“. Das ist das verführerische Konzept einer „Bekenntnisökumene“, das auch der Theologieprofessor Peter Beyerhaus immer wieder verfocht.

Die traurigen ökumenischen Irrtümer vieler evangelikaler Meinungsmacher kamen schon 2011 in dem Buch Lieber Bruder in Rom! zum Ausdruck. Damals schon wandten sich mehrere Evangelikale, darunter prominente Persönlichkeiten wie Ulrich Parzany, Roland Werner, Ulrich Wilckens, aber auch weniger bekannte Leute wie Martin Dreyer, Markus Spieker oder Dominik Klenk, an den römischen Papst und überhäuften ihn mit Lob und Anerkennung sowie mit illusionären Appellen, was er alles Gutes vollbringen solle (vgl. meinen Artikel: „Lieber Bruder in Rom“ – Evangelikale Anbiederung an den Papst und die katholische Kirche).

Diejenigen Gläubigen, die wirklich in der Bibel gegründet sind, werden alle diese Traumgedanken einer evangelikal-katholischen Bruderschaft und ökumenischen Einheit zurückweisen. Sie wissen aus dem Wort Gottes, daß die einzige Haltung gegenüber der römischen Kirche, die Gott wohlgefällt, die der entschiedenen Absonderung ist, verbunden mit einem entschiedenen Kampf für den wahren biblischen Glauben.

Und er rief kraftvoll mit lauter Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Dämonen geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen und verhaßten Vögel. Denn von dem Glutwein ihrer Unzucht (od. Hurerei)haben alle Völker getrunken, und die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, und die Kaufleute der Erde sind von ihrer gewaltigen Üppigkeit reich geworden.

Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt! Denn ihre Sünden reichen bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht. (Offb 18,2-5)

Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen?

Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«. Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige. (2Kor 6,14-18)

Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert worden ist. (Jud 1,3)

 

 

 

 

Quellen:

 

IDEA 1/2023; S. 3; S. 16-18.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/emeritierter-papst-ist-tot-vatikan-ver%C3%B6ffentlicht-video-und-letzte-worte-von-josef-ratzinger/ar-AA15RPp4

https://de.wikipedia.org/wiki/Benedikt_XVI.

 

 

Zu diesem Thema gibt es weitere Artikel und grundlegendere Schriften auf dieser Webseite; auf einige möchte ich hinweisen:

 

Rudolf Ebertshäuser: Ökumene – wohin führt die Einheit aller Namenschristen?

 

Im Eiltempo auf dem Weg zur Welteinheitskirche: Die Preisgabe der Reformation durch liberale und evangelikale Protestanten

 

Intensiver Dialog zwischen Katholischer Kirche und Weltallianz

 

Papst Franziskus umwirbt die Evangelikalen immer offensiver

 

Von Benedikt zu Franziskus: Die Evangelikalen und der römische Papst

 

 

 

 

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