Aus der Einleitung zu meinem neuen Buch Gesundes Wachstum in Christus:

 

 

Wir wollen in diesem Buch Hilfestellungen für ein geistliches Wachstum geben, das über die Anfangsgründe hinausführt und zur Reife, zum Erwachsenenstadium gelangt (vgl. Hebr 5,11 – 6,1). Es ist aufschlußreich, daß der Geist Gottes immer wieder in der Heiligen Schrift das Wachstum des inneren Menschen mit Begriffen beschreibt, die vom Wachstum des äußeren Menschen abgeleitet sind; hier gibt es also Parallelen, die uns helfen, das Wesen und Geheimnis des geistlichen Wachstums besser zu verstehen.

Ja, es ist ein Geheimnis, wie unser himmlischer Vater durch Seinen Geist die einzelnen Kinder Gottes in ihrem geistlichen Leben vorwärtsführt, beschneidet, reinigt, stärkt und festigt und so zur Reife bringt. Dieses Wirken läßt sich nicht in ein Schema pressen, läßt sich auch nicht durch Methoden, durch Schulungen und Glaubenskurse beschleunigen oder gar ersetzen. Dieses weise und in vielem verborgene Wirken Gottes können wir nur unvollkommen verstehen und nachvollziehen; wir sehen aber seine Früchte, seine Auswirkungen in unserem Leben und im Leben gereifter Christen um uns herum.

Allerdings können wir aus der Bibel, aus Gottes Wort zahlreiche Lehraussagen, Ermahnungen und Vorbilder erkennen, die uns helfen, bewußt an diesem Prozeß des Wachstums mitzuwirken und Sorge zu tragen, daß wir diesem Wirken Gottes in uns und an uns nicht widerstreben und es nicht hindern. Darin hat jeder gläubige Mensch eine Verantwortung, und dazu möchte uns die gesunde Lehre der Bibel anleiten. Deshalb bringt es uns, wie wir im folgenden sehen werden, großen Gewinn, wenn wir uns vertieft mit den Aussagen in der Bibel beschäftigen, die unser geistliches Wachstum als Kinder Gottes beschreiben und uns dafür Anleitung geben.

 

 

Voranschreiten zur vollen Reife

 

In unserem ersten Buch Ein guter Start im Glaubensleben, das mit dem vorliegenden inhaltlich verbunden ist, haben wir versucht, einige Grundlagen für das gesunde Wachstum von frischbekehrten Christen aufzuzeigen, die sozusagen den Weg vom unmündigen Kleinkind zum herangewachsenen jungen Mann, zum „Jüngling“ zurücklegen wollen.[1] Im vorliegenden Buch wollen wir darauf aufbauen und schwerpunktmäßig biblische Hilfen zum weiteren Wachstum geben, sozusagen das Wachstum des Jünglings zum erwachsenen Mann und Vater begleiten. So deutet es ja der Apostel Johannes an, der diese drei Wachstumsstadien unterscheidet:

Ich schreibe euch, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, ihr jungen Männer, weil ihr den Bösen überwunden habt. Ich schreibe euch, ihr Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt. Ich habe euch geschrieben, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich habe euch geschrieben, ihr jungen Männer, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt. (1Joh 2,13-14)

Ein ähnliches Anliegen sehen wir auch im Hebräerbrief: „Darum wollen wir die Anfangsgründe des Wortes von Christus lassen und zur vollen Reife übergehen (Hebr 6,1).

Es gibt zahlreiche Aussagen in der Bibel und besonders im Neuen Testament, die besonders darauf hinzielen, die Gläubigen in Christus zu einer möglichst vollständigen Reife und Festigkeit des Glaubens, der Erkenntnis und der praktizierten Liebe zu bringen.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei nach meiner Überzeugung die Lehre des Apostels Paulus im Epheserbrief, der zusammen mit dem Kolosserbrief, dem Philipper- und dem 2. Korintherbrief besonders viele Lektionen für geistliches Wachstum enthält. Im 4. Kapitel dieses so wichtigen Briefes zeigt uns der Geist Gottes das Ziel, auf das Er in der Gemeinde unermüdlich hinwirkt, wobei Er dabei nicht nur Hirten, Lehrer und Evangelisten (vgl. Eph 4,11), sondern auch örtliche Gemeindeälteste und die verschiedenen Gläubigen in der örtlichen Gemeinde gebraucht (vgl. Eph 4,16):

… bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis (od. Vollerkenntnis, gr. epi-gnosis) des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife (w. zum erwachsenen Mann), zum Maß der vollen Größe des Christus (od. zum Vollmaß des Wuchses in der Fülle des Christus); damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen, sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus. (Eph 4,13-15)

 

 

Gottes Wachstumsziel mit unserem geistlichen Leben

 

Alle echten Kinder Gottes sollen nach Gottes Willen also zu einem bestimmten Ziel hingelangen, und dieses Ziel wird mit den Begriffen des Wachstums eines natürlichen Menschen ausgedrückt: Es ist die „vollkommene Mannesreife“ oder der „ausgewachsene, reif gewordene Mann“, im Gegensatz zum Kleinkind oder unreifen Christen, der im Vers 14 als „unmündig“ gekennzeichnet wird.

Unser Glaube soll also wachsen und immer weiter wachsen, bis er einen Zielzustand erreicht, der auch als „Vollmaß des Wuchses in der Fülle des Christus“ bezeichnet wird (vgl. Kol 2,9-10). Dieser Reifezustand ist auch durch die Einheit der Gläubigen in bezug auf den Glauben an Christus und die Vollerkenntnis (epi-gnosis) des Sohnes Gottes gekennzeichnet. Es ist deutlich, daß wir all dies im Vollsinn erst erreichen werden, wenn die Gemeinde in Christus vollendet und in die Herrlichkeit gebracht ist. Dennoch dürfen wir auch hier auf der Erde, wo alles durch das Fleisch unvollkommen bleibt, dieses Wachstumsziel schon ins Auge fassen und ihm immer näherkommen.

Es geht dann also darum, daß wir zu einem gefestigten, stabilen und geistlich voll ausgerüsteten und orientierten Erwachsenen im Glauben heranwachsen. Das ist nicht der absolute Endpunkt des Wachstums; wir können es durchaus so verstehen, daß dieser mit dem nachfolgenden Halbsatz bezeichnet wird; jeder Gläubige soll in das Vollmaß des Wuchses in der Fülle des Christus immer mehr hineinwachsen. Dieses Maß wird erst am Ende des irdischen Lebens weitestmöglich ausgeschöpft werden.

Also wächst auch der erwachsen gewordene, ausgereifte Gläubige weiter hin zu seinem Ziel, dem Christus. Doch ist er mit dem Erwachsenwerden voll tauglich zum fortgeschrittenen, verantwortungsvollen Dienst in der Gemeinde, so wie auch die Priester und Leviten erst mit einem gewissen Alter befähigt waren, den Dienst am Heiligtum zu übernehmen, die Leviten ab dem 25. Lebensjahr (vgl. 4Mo 8,24), die Priester ab dem 30. Lebensjahr (vgl. 4Mo 4,3).

So gehört es zu der Auferbauung des Leibes des Christus, daß wir als bewußte Kinder Gottes und Diener des Christus bestrebt sind, selbst zur vollkommenen Mannesreife voranzuschreiten und dann auch andere dafür zuzurüsten. Das sehen wir am Vorbild des Apostels Paulus, der seinen Dienst unter den Heiligen so beschrieb:

Ihn (Christus) verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, um jeden Menschen vollkommen (od. ausgereift, erwachsen) in Christus Jesus darzustellen. Dafür arbeite und ringe ich auch gemäß seiner wirksamen Kraft, die in mir wirkt mit Macht. (Kol 1,28-29)

Wir sollen immer weiter hinwachsen zu Christus, unserem Haupt (Eph 4,15). Das ist im Grunde identisch mit Gottes Ziel mit uns, daß wir verwandelt, hineingestaltet werden in das Bild des Christus, „bis Christus in euch Gestalt gewinnt“ (Gal 4,19). Das Zitat aus dem Galaterbrief zeigt uns, daß Gott schon hier auf der Erde darin möglichst weit mit uns kommen möchte, auch wenn dieses Ziel erst völlig erreicht ist mit unserer Verwandlung und Verherrlichung bei der Entrückung. Das sehen wir auch aus anderen Aussagen der Schrift:

Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. (Röm 8,29)

Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn. (2Kor 3,18)

Wir werden auf diese so wichtige Schlüsselstellen später noch einmal ausführlicher zurückkommen (vgl. S. XXX). Hier wollen wir festhalten, daß es Gottes Wille ist, daß wir vom Kleinkinderstadium und der Unmündigkeit, die einem sehr jungen Christen zwangsläufig anhaftet, fortschreiten sollen hin zum geistlichen Erwachsenenalter. Und das nicht in erster Linie um unseretwillen, damit wir vervollkommnet würden, sondern um des Herrn willen, damit Er uns einsetzen und gebrauchen kann in Seinem großen Werk, und damit wir Ihn immer mehr erkennen und tiefer lieben können (vgl. Phil 3,10-15).

 

 

Weshalb haben wir lauter männliche Bezeichnungen für die Reife?

 

Es ist für meine geschätzten Schwestern im Herrn, die sich hoffentlich zahlreich unter den Lesern dieses Buches finden, noch wichtig, darauf einzugehen, aus welchem Grund praktisch alle bildhaften Begriffe für geistliche Reife männlich sind: Jünglinge, Väter, erwachsener Mann … Das hat seine guten geistlichen Gründe und liegt keinesfalls, wie es einige moderne, feministisch beeinflußte Theologen unterstellen, an einer „patriarchalischen“ oder „frauenfeindlichen“ Haltung der biblischen Schreiber.

Wenn wir die Schrift daraufhin genauer studieren, dann zeigt sich, daß die Bibel in bezug auf unsere Stellung in Christus den Unterschied der Geschlechter für überwunden erklärt („da ist weder Mann noch Frau, denn ihr seid alle einer in Christus Jesus“Gal 3,28). Nach dem Zeugnis der Bibel sind wir alle, gläubige Männer und Frauen, zur Sohnschaft, d.h. zur Sohnesstellung vor Gott berufen, und damit sind auch die gläubigen Frauen ihrer Stellung nach „Söhne Gottes“: „… denn ihr alle seid durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus“ (Gal 3,26; vgl. Röm 8,14.15.19.23). In der Vollendung im Himmel gibt es den Unterschied von Mann und Frau nicht mehr; wir alle werden dann dem Sohn Gottes gleichgestaltet sein (vgl. Mt 22,30; 1Joh 3,2).

Wenn wir uns darüber hinaus die symbolische Bedeutung der männlichen Begriffe ansehen, dann wird deutlich, daß die Begriffe „Sohn“ / „Mann“ mehr die aktiven, kämpferischen Elemente des Glaubenslebens betonen. Der Sohn ist im natürlichen Leben in biblischer Zeit in der Regel der Erbe gewesen, er hatte die Hauptesstellung und Verantwortung über seine Familie inne. So spricht die Sohnschaft von der Einnahme unseres geistlichen Erbes in Christus, vom aktiven, kämpferischen Glauben, der sich auf die Verheißungen Gottes stellt und vorwärtsgeht, entschlossen den Willen Gottes tut und geistlich stark ist (vgl. z. B. 1Kor 16,13; 2Tim 2,1).

Diese „männliche“ Entschlossenheit und aktive, einnehmende Haltung in bezug auf unser geistliches Erbe in Christus sollte auch geistlich reifen Frauen zu eigen sein, wie z. B. das alttestamentliche Vorbild der Achsa oder der Töchter Zelophchads zeigt (vgl. Jos 15,17-19; 4Mo 27,1-7). Umgekehrt bezeichnet die Bibel auch gläubige Männer in ihrer Beziehung zu Christus mit weiblichen Begriffen wie „Braut“ oder „verlobte Jungfrau“ bzw. Ehefrau (vgl. 2Kor 11,2; Eph 5,24-32; Offb 21,9), die auf Hingabe und eine empfangende, sich hingebende Haltung deuten.

Wir werden in diesem Buch bei der Auslegung die männlichen Begriffe beibehalten und voraussetzen, daß die gläubigen Frauen diese geistlichen Zusammenhänge genauso auf ihr Leben und ihren Dienst anwenden können. Darüber hinaus habe ich an entsprechender Stelle einiges über die Reife und das Wachstum gläubiger Frauen gesagt (vgl. S. XXX-XXX in diesem Buch).

 

 

Gottes Erziehungsschule und unser Wachstum

 

Wir wollen dieses Buch nicht als theoretische Abhandlung über Wachstum an sich und in der Bibel verstehen, sondern als ein lebenspraktisch ausgerichtetes Buch, in dem biblische Lehre mit seelsorgerlicher Hilfestellung zum Wachstum verbunden wird. Wir können und wollen das Thema „geistliches Wachstum und Reife“ nicht systematisch und schematisch abhandeln; es gibt auch keine einfachen Rezepte wie „Sieben Schritte zur geistlichen Reife“.

Der Prozeß des fortgeschrittenen geistlichen Wachstums ist sehr vom jeweiligen Stand des Einzelnen abhängig, aber auch von Gottes Führung und Erziehung, die bei jedem Seiner Kinder unterschiedlich ist. Wir können deshalb nur einige Grundsätze und Linien aufzeigen, die wir in Gottes Wort finden; jeder Leser sollte für sich herausnehmen, was ihm in seiner konkreten Situation hilfreich ist und vorwärtsbringt.

Sehr häufig wird das geistliche Wachstum des Einzelnen nicht gleichmäßig sein, sondern es gibt bestimmte Gebiete, wo schon manche Frucht gewachsen ist, während es auf anderen Gebieten nicht recht vorangegangen ist, weil gewisse Fehlhaltungen oder auch Sünden das Wachstum blockieren. Wir können nur dann geistlich gesund wachsen, wenn wir demütig und nüchtern unsere eigenen Fehlhaltungen und Defizite im geistlichen Leben anerkennen und vor Gott bringen. Wir sollten unseren Herrn immer wieder bitten, uns in Sein Licht zu stellen und aufzudecken, was uns mangelt, wo wir Ihm im Weg stehen oder Hindernisse für Sein Wirken zugelassen oder gar errichtet haben.

Wir sollten uns immer wieder, wenn wir lesen, was Gottes Wort über geistliches Wachstum und gereiften Glauben sagt, die Frage stellen: Wo stehe ich in meinem Glaubensleben? Wo gibt es Defizite? Was hindert mein geistliches Wachstum, und wie kann ich die Hindernisse beseitigen? Wer nach der Art Laodizeas von sich meint, er sei schon recht und stehe gut und ihm mangele es an nichts, der wird nicht wachsen können. Umgekehrt ist auch eine krankhafte Beschäftigung mit dem eigenen Mangel, eine depressive Selbstbespiegelung nicht förderlich für geistliches Wachstum.

Gerade das fortgeschrittene geistliche Wachstum hat sehr viel mit Haltungen und Denkweisen, mit unserer Gesinnung und unserem Charakter zu tun. Es sollte an diesem Punkt nicht mehr um einzelne Tatsünden gehen, über die wir stolpern, oder um hartnäckige Sündenbindungen; das sollte im Jünglingsstadium überwunden sein.[2] Der Geist Gottes wirkt an uns weiter und tiefer, um unser Denken umzugestalten und unsere Herzenshaltung zu heiligen und Christus ähnlich zu machen.

Dabei spielt das erzieherische Wirken unseres Gottes und Vaters eine wichtige Rolle. Geistlich reif zu werden bedeutet auch, die formende und züchtigende Hand Gottes immer klarer in unserem Leben zu erkennen und uns ihr zu fügen und zu beugen (vgl. Hebr 12,4-11).

Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen; sie nimmt uns in Zucht (od. sie erzieht / unterweist uns), damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit … (Tit 2,11-12)

Die unangenehme, manchmal verdrängte Wahrheit lautet: Wir können keine wirkliche geistliche Reife erlangen, ohne Zerbruch und Leiden, ohne schwierige und schmerzhafte Prüfungen und Bedrängnisse geistlich durchzustehen. Nur so wird das Wachstumsgesetz in unserem Leben verwirklicht, das wir im Johannesevangelium geoffenbart finden: „Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen“ (Joh 3,30), was bedeutet: Christus muß in meinem Leben immer größer und bedeutender werden, ich aber muß immer kleiner und geringer werden und ganz in den Hintergrund treten. Und der Herr selbst sagt uns:

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht. (Joh 12,24)

Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es retten. (Lk 9,23-24)

Wenn wir die zentrale Rolle des Kreuzes in unserem Glaubensleben nicht anerkennen wollen, werden wir nicht zur Reife und vertieften Fruchtbarkeit gelangen. Der Weg zur geistlichen Reife wird durch das Mitgekreuzigtsein und Mitauferwecktsein mit Christus real:

Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. (Gal 2,20)

Nur wenn wir unser eigensüchtiges, rebellisches Fleisch im Tod halten, kann die Auferstehungskraft Jesu Christi, kann der Heilige Geist unser Leben umgestalten und prägen. Aus diesem Grund habe ich in diesem Buch ein ausführliches Kapitel über dieses Thema aufgenommen (vgl. unten S. XXX-XXX).

 

 

Die rechten Motive für unser Verlangen zu wachsen

 

Weshalb sollten wir immer weiter wachsen wollen? Ist es in erster Linie, um uns selbst zu fördern, um in unserer Frömmigkeit fortschreiten zu können? Oder um unseres Herrn willen, damit ich Ihm wohlgefalle und Er mich mehr gebrauchen kann?

Das Verlangen danach, im Glaubensleben zu wachsen und reifer zu werden, sollte letztlich vor allem aus der Liebe zu unserem Gott und Vater und zu unserem Herrn Jesus Christus gespeist sein. Unser wunderbarer Herr und Retter ist für uns in Leid und Tod gegangen, um uns als eine heilige Brautgemeinde für sich zu erlösen und um uns als Seine Diener und Zeugen in dieser Welt zu gebrauchen. Wir können Ihn nur so lieben, wie es recht ist, und Ihm nur so dienen, daß Er verherrlicht wird, wenn wir alles Hindernde ablegen und wachsen in der Gnade und Vollerkenntnis Seiner herrlichen Person (2Pt 3,18).

Wir wollen drei Gründe nennen, die uns bewegen sollten, immer mehr zu Christus hinzuwachsen:

  1. Wir wollen immer weiter wachsen und zur Reife kommen, um unseren Gott und Vater und unseren Herrn Jesus Christus immer mehr erkennen und lieben zu können, um eine immer tiefere Gemeinschaft mit Gott zu haben, der nach dieser Gemeinschaft verlangt, um Ihn immer tiefer im Geist und in der Wahrheit verehren und anbeten zu können.
  2. Wir wollen immer weiter wachsen und zur Reife kommen, damit Christus in uns Gestalt gewinnt und Gott die Liebe und Gnade durch uns immer klarer und stärker ausstrahlen kann, damit noch Menschen für Christus gewonnen werden.
  3. Wir wollen immer weiter wachsen und reifen, damit Gott immer mehr Frucht im Dienst durch uns wirken kann, zu Seiner Ehre und Verherrlichung.

Letztlich laufen alle drei Motive auf das geistgewirkte Verlangen hinaus, daß Gott, unser liebender Heiland-Gott und Vater, durch uns mehr verherrlicht wird und mit uns zu Seinem Ziel kommt. Wenn das unser Herzenswunsch ist, wenn wir uns ganz Gott zur Verfügung stellen und zu unserem Vater im Himmel immer wieder beten: „Komme Du zu Deinem Ziel mit meinem Leben!“, dann dürfen wir vertrauensvoll erwarten, daß Er das gute Werk, das Er in unserem Leben begonnen hat, auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi (Phil 1,6).

 

[1] Wir werden in diesem Buch das schöne alte Luther-Wort „Jüngling“ weiter benutzen, um dieses Wachstumsstadium zu benennen.

[2] Nicht im Sinne der falschen Lehre von der „sündlosen Vollkommenheit“, sondern im biblischen Sinn, daß ich lerne, Tatsünden, die ich begangen habe, umgehend zu bekennen und zu bereinigen (1. Johannes 1) und dann weiter zu gehen in der Nachfolge. Vgl. hierzu mein Buch Seid heilig, denn ich bin heilig, S. 141-159. (In den Fußnoten zitierte Literatur wird im Literaturhinweisen am Ende des Buches genauer nachgewiesen.)

 

 

Auszug aus dem Buch Gesundes Wachstum in Christus

 

 

 

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