Auch in anderer Hinsicht wirkt sich die Pro Christ-Kampagne bedenklich auf beteiligte evangelikale Gemeinden und Gemeinschaften aus. Wir dürfen nicht übersehen, daß in der Regel ein Großteil der Zuschauer bei den Veranstaltungen aus den teilnehmenden Gemeinden kommt und nicht „von außen“. Die Teilnahme an Pro Christ hat deshalb auch direkte Folgen für die örtlichen Gemeinden und beeinflußt deren Denken und deren Sicht von Evangelisation und Gemeindebau.

 

Ein verfälschtes, unheiliges Christentum ohne Kreuz wird propagiert

 

Die Botschaft, die über die Predigten und noch mehr über das Vorprogramm bewußt und auch unterschwellig vermittelt wird, lautet: Christsein ist anders als man es von den „frömmlerischen Fundamentalisten“ kennt. Es ist positiv, weltoffen, ein Weg zu sinnvoller Selbstverwirklichung und einem erfolgreichen Leben. Es bewirkt Kreativität, Selbstwertgefühl, Annahme und Sicherheit, Lebensgenuß, Kraft für den Alltag, gelingende zwischenmenschliche Beziehungen. Man kann als Christ ganz normal in dieser gottfeindlichen Welt mitschwimmen und alles weitermachen, was nicht gerade offen unmoralisch ist: Fernsehen, Disco, Theater, Rock- und Popmusik, Erfüllung aller möglichen Wünsche und Lüste …

Was diesem Zerrbild von „Christentum“ völlig fehlt, ist gerade das Wesen des echten Christentums: das Kreuz als geistliche Realität, die zum Tod des alten, selbstsüchtigen Sündenlebens führt und Raum macht für das übernatürliche, heilige, Gott gemäße Auferstehungsleben des Christus in uns. Das wahre geistliche Leben macht den echten Christen heilig für Gott und sondert ihn von der Welt und ihren verdorbenen Lüsten und Begierden ab. Bei Pro Christ wird (nicht zuletzt auch durch die beteiligten Künstler) ein „Christsein“ als Vorbild vorgeführt, das unrein, selbstsüchtig, unheilig, unzüchtig und völlig weltförmig ist. Auf dieses verführerische Scheinchristentum trifft in vollem Umfang zu, was in 2Tim 3,4-5 geschrieben steht: sie lieben das Vergnügen mehr als Gott; dabei haben sie den äußeren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab!

Auf die moderne, so eingängige, aber schwerwiegend verfälschte Botschaft von Pro Christ treffen die bekannten Worte des amerikanischen Predigers A. W. Tozer zu, der schrieb:

„Gänzlich unbemerkt ist in unserer modernen Zeit ein neues Kreuz in viele gläubige Kreise eingedrungen. Zwar ähnelt es dem alten Kreuz, nur mit dem Unterschied, daß diese Ähnlichkeit eine imitierte ist, und daß es sich dennoch wesentlich von dem alten unterscheidet. Von diesem neuen Kreuz ist eine neue Philosophie auf das Christenleben übergesprungen, und diese neue Philosophie brachte eine neue evangelistische Methode mit sich – eine neue Art der Versammlung und des Predigens. Diese neue Verkündigung gebraucht dieselbe Sprache wie die alte, aber ihr Inhalt ist nicht derselbe, und der Schwerpunkt ist verschoben worden.

Das alte Kreuz hat nichts mit der Welt zu schaffen. Für Adams stolzes Fleisch bedeutet es den Tod. Durch dieses Kreuz verwirklichte sich der Richterspruch, der über dem auf dem Berge Sinai gegebenen Gesetz lag. Das neue Kreuz steht nicht im Gegensatz zur Welt. Es ist eigentlich ein freundlicher Kumpan und, wenn man recht versteht, die Quelle guter, sauberer Unterhaltungen und unschuldiger Vergnügen. Es läßt den Menschen unbehelligt leben. Seine Lebensmotive sind unverändert geblieben. Er lebt noch immer zu seinem eigenen Vergnügen, nur daß er jetzt christliche Lieder singt und sich religiöse Filme ansieht, anstatt anstößige Lieder zu singen oder stark alkoholische Getränke zu sich zu nehmen. (…).

Das neue Kreuz bringt eine neue und völlig unterschiedliche Evangelisationsmethode mit sich. Der Evangelist verlangt keine Absage an das alte Leben, bevor ein neues empfangen werden kann. Er predigt nicht die Kontraste, sondern die Ähnlichkeiten. Er versucht, sich dem öffentlichen Interesse anzupassen, indem er zeigt, daß das Christentum keine unangenehmen Forderungen stellt, sondern dasselbe anbietet wie die Welt, nur auf einem höheren Niveau. Das, wonach die sündenverrückte Welt momentan schreit, bietet dieses neue Evangelium, nur mit dem Unterschied, daß das religiöse Produkt besser ist.

Das neue Kreuz zerbricht den Sünder nicht, es gibt ihm lediglich eine andere Richtung. Es treibt ihn dazu, auf eine saubere und fröhlichere Art zu leben und erhält ihm seine Selbstachtung. (…) Die Verkündigung, die zwischen dem Weg Gottes und dem der Menschen freundliche Parallelen zieht, ist von der Sicht der Bibel aus gesehen falsch und ein grausames Vergehen an den Herzen derer, die zuhören. Der Glaube Christi verläuft nicht parallel mit der Welt, sondern durchtrennt sie. Wenn wir zu Christus kommen, bringen wir unser altes Leben nicht auf eine höhere Ebene, sondern lassen es am Kreuz. Das Weizenkorn muß in die Erde fallen und sterben.

Wir, die wir das Evangelium predigen, müssen uns nicht als öffentliche Vermittler vorkommen, die gesandt wurden, um zwischen Christus und der Welt ein gutes Einvernehmen herzustellen. Wir dürfen uns nicht einbilden, es sei unsere Aufgabe, Christus dem Fortschritt, der öffentlichen Meinung, dem Sport oder der modernen Bildung anzupassen. Wir sind keine Diplomaten, sondern Propheten, und unsere Botschaft ist kein Kompromiß, sondern ein Entweder-Oder.“

Indem Pro Christ diese verfälschte Vorstellung vom Christsein in die Gemeinden trägt und unter denen verbreitet, die sich zumindest als gläubige Christen verstehen, trägt es Verführung und geistliche Verderbnis in die Kreise, die sich daran beteiligen. Es zerstört die ohnehin schwindende geistliche Substanz, den Überrest an Gottesfurcht, Heiligung und biblischer Gründung unter den heutigen evangelikalen Christen noch weiter und schwächt und schädigt so die Gläubigen, anstatt sie zuzurüsten oder zu erbauen. Noch schlimmer zeigt sich diese Verführung bei „Jesus House“, einer Jugendaktion von Pro Christ, in der noch hemmungsloser Discos, Rockmusik und weltliche „Unterhaltung“ eingesetzt werden. In einer Einladung zu „Jesus House“ 1998 konnte man lesen: „Bei Jesus House kannst du nette Leute treffen, coole Typen wie Dich. Vor allem aber kannst Du den treffen, der die größte Party aller Zeiten schmeißt: Jesus.“

 

Die Gemeinden werden auf das falsche Willow Creek-Konzept ausgerichtet

 

Die ganze Ausrichtung der Pro Christ-Kampagne ist vielfältig verknüpft mit den modernen amerikanischen Vorstellungen von der für Ungläubige offenen, „besucherfreundlichen“ Gemeinde, die vor allem durch Bill Hybels und seine „Willow Creek“-Gemeinde bei uns bekannt wurden, aber auch durch Rick Warrens Bücher „Kirche mit Vision“ und „Leben mit Vision“. Viele Elemente der Pro Christ-Veranstaltungen sind erkennbar von „Willow Creek“ beeinflußt, und Pro Christ bewirkt, daß die Tendenz zu „Gästegottesdiensten“ und „besucherfreundlichen Gemeinden“ weiter verstärkt wird.

Damit wird aber eine verführerische Verfälschung des biblischen Gemeindebaus unterstützt, die ohnehin schon viele früher biblisch orientierte Gemeinden durchsäuert und verkehrt. Wir können hier aus Platzgründen nicht ausführlicher darauf eingehen,18 aber in aller Kürze wollen wir betonen, daß nach der Lehre der Bibel die Gemeinde ganz auf Gott ausgerichtet und nach den Richtlinien der neutestamentlichen Briefe aufgebaut sein soll, die den Grundsätzen der Welt völlig widersprechen. Das Ziel der biblischen Gemeinde, wenn sie sich versammelt, ist die Anbetung des heiligen Gottes und die Erbauung der Gotteskinder, nicht die Überzeugung der Ungläubigen vom Evangelium.

Biblische Evangelisation sollte außerhalb der Gemeinde geschehen, sei es in Hauskreisen, Straßeneinsätzen, Evangelisationsversammlungen o. ä. Deshalb sagt der Herr auch „Geht hinaus zu den Ungläubigen“ und nicht „Bringt die Ungläubigen herein“. In die Gemeinde hineingebracht werden sollen die Neubekehrten, die den Heiligen Geist haben, um das Geschehen in einer Gemeindeversammlung zu verstehen und sich daran bewußt zu beteiligen. Bezeichnenderweise hat die Pro Christ-Kampagne nach dem Urteil von Kennern vielfach zu einem Rückgang klassischer biblischer Evangelisationsbemühungen wie etwa der Zelteinsätze geführt.

Der Einfluß von Pro Christ und „Willow Creek“ auf früher biblisch orientierte Gemeinden bewirkt im Endeffekt, daß diese dazu verleitet werden, die Gemeindegrundsätze der Heiligen Schrift um eines fragwürdigen Zulaufs von Ungläubigen willen aufzugeben. Die Gemeinde wird dann nicht mehr an Gott und Seinem Wort ausgerichtet, sondern an den Bedürfnissen und Erwartungen der ungläubigen Besucher. Biblische Lehre und Verkündigung wird eingetauscht gegen positive, anwendungsorientierte Kurzbotschaften für Ungläubige, denen das biblische Salz fehlt. Weltliche Unterhaltungs- und Showelemente wie Theater, Pantomime, Popmusik, Tanz, Prominenteninterviews, Witzereißen, unwürdige Werbegags werden in die Gemeindeversammlungen eingeführt, wodurch die Gemeinde verweltlicht und entheiligt und der Geist Gottes betrübt wird. Auf diese Weise trägt Pro Christ objektiv zur Zerstörung und Verführung biblischer Gemeinden bei.

 

Die Gemeinden werden zur Zusammenarbeit mit weltlichen Einrichtungen und zur Anbiederung an die weltliche Öffentlichkeit verführt

 

Ganz im Sinne der Entwicklungen in der „Lausanner Bewegung“ und anderen evangelikalen Kreisen propagiert auch Pro Christ ein fragwürdiges, ungeistliches soziales und gesellschaftliches Engagement von Christen, das mit der biblischen Linie nicht mehr vereinbar ist. Es gehört gewiß zum biblischen Verständnis christlichen Zeugnisses, daß Gläubige reich sein sollen an guten Werken auch gegenüber Ungläubigen. Das kann auf vielerlei Weise geschehen, sei es durch praktizierte Nachbarschaftshilfe, Krankenpflege, Gefährdetenhilfe, Unterstützung Notleidender usw. Das alles sollte jedoch klar von den Geschäften und politischen Programmen der weltlichen Obrigkeit getrennt sein; es ist Zeugnis für Gott, nicht ein gesellschaftspolitisch nützlicher Beitrag der Christen zur Stabilisierung des Weltsystems.

Genau auf dieser politischen Ebene, die auf eine Verzahnung mit der Welt hinausläuft, liegen jedoch vielfach die von Pro Christ propagierten gesellschaftspolitischen Aktivitäten von Christen, etwa das fragwürdige Projekt, das Bremens Ex-OB Koschnick vorstellen durfte. Es kann für uns nicht darum gehen, sich für „Frieden, Gerechtigkeit, eine bessere Gesellschaft“ zu engagieren, wie dies immer wieder in Parzanys Predigten anklingt. Hier müssen wir auch wachsam registrieren, wenn die weltweite Allianz in ihrer Gebetswoche 2006 völlig ungeistliche, z. T. widergöttliche Programmpunkte und Aktivitäten der Vereinten Nationen zum Gegenstand der Fürbitte machen will.

Auch auf anderen Ebenen betreibt Pro Christ eine widergöttliche Vermischung von Gemeinde und Welt, etwa durch das Auftreten nicht wiedergeborener Bürgermeister oder anderer örtlicher Größen in den örtlichen Vorprogrammen. Eine üble Aktion zur Verweltlichung der Gemeinden ist für 2006 im Zusammenhang mit Pro Christ geplant: Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft soll ein „Christliches Sportstudio“ eingerichtet werden, von dem aus Live-Spiele zusammen mit einem „christlichen“ Rahmenprogramm an möglichst vielen Orten auf Großbild-Leinwände übertragen werden sollen, die in Gemeinderäumen o. ä. aufgestellt sind. Die örtlichen Gemeinden sollen dann Fernstehende zu solchen „christlichen Fußballübertragungen“ einladen. Hier wird der in der Welt übliche Fußball-Götzendienst als ein unwürdiger Köder mißbraucht, um kraftlose Schleichwerbung für ein verwässertes Evangelium zu machen. Ernsthaft suchende Menschen müssen von solchen durchsichtigen Manövern abgestoßen werden.

Durch alle diese Verführungen wird das Selbstverständnis der Gläubigen als von der Welt abgesonderte, für Gott allein lebende Heilige untergraben, und die Gemeinde wird zu einer Hilfsorganisation und einem Anhängsel der Welt gemacht. Dazu gehört auch die opportunistische Orientierung auf ein positives Echo und Beachtung in den Massenmedien, das mit einer vorauslaufenden Anpassung an deren völlig ungöttliche Methoden und Denkweisen erkauft wird. Eine „christliche Gemeinde“, die mit der Welt verzahnt ist und von ihrer Unterstützung lebt, die sich der Welt als Dienstleister und Motivator anbiedert – das ist im Grunde ein zutiefst babylonischer, hurerischer Grundsatz, der die wahre Gemeinde verdirbt und zur Entartung verleitet.

* * *

Wenn wir am Ende unserer Untersuchung Bilanz ziehen, dann kommen wir an der Feststellung nicht vorbei, daß „Pro Christ“ insgesamt einen verführerischen Charakter trägt. In der ausreifenden Endzeit wird das berechtigte und wichtige Anliegen der Evangelisation zunehmend als Vorwand für ökumenische Verführung und Vermischung und die Einschleusung von Irrlehren in die Gemeinde Jesu Christi mißbraucht.

Hier müssen wir wachsam sein – nicht nur gegenüber Pro Christ. Die Katholische Kirche ruft immer wieder zur „Weltevangelisation“ auf, und von allen Seiten, besonders auch von Charismatikern, ertönt die Parole, man müsse alle, die dem Namen nach Christen seien, um der „Weltevangelisation“ willen zusammenschließen. Auch liberal-protestantische Kreise interessieren sich für „Evangelisation“ – allerdings natürlich nicht für echte, biblische Evangelisation, sondern für eine verführerische Pseudo-Evangelisation, hinter der ein anderer Jesus und ein anderer Geist und ein anderes Evangelium steckt. Hier müssen alle bibeltreuen Gläubigen einen klaren Trennstrich ziehen. Mit dieser Verführungsstrategie dürfen und wollen wir nichts zu tun haben! Den Auftrag unseres Herrn, das biblische Evangelium in der Kraft des Geistes zu verkündigen, können wir nur in klarer Absonderung von solchen Verführungsbestrebungen erfüllen!

 

Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus der ausführlicheren Schrift von Rudolf Ebertshäuser „Pro Christ“ oder biblische Evangelisation? Das echte Evangelium und seine moderne Umdeutung.

 

 

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Weiterführende Literatur:

 

Rudolf Ebertshäuser: Zerstörerisches Wachstum. Wie falsche Missionslehren und verweltlichte Gemeindebewegungen die Evangelikalen unterwandern. Steffisburg (Edition Nehemia) 3. Aufl. 2015; gebunden, 544 S.

Rudolf Ebertshäuser: Aufbruch in ein neues Christsein? Emerging Church – Der Irrweg der postmodernen Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2008, Taschenbuch, 256 S.

Rudolf Ebertshäuser: Soll die Gemeinde die Welt verändern? Das „Soziale Evangelium“ erobert die Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2014, Taschenbuch, 276 S.

 

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