Das Evangelium zu bezeugen und zu verkündigen, ist ein wichtiger Auftrag, eine heilige Berufung der ganzen Gemeinde Jesu Christi und jedes einzelnen Gläubigen nach dem Maß seiner Gaben und Möglichkeiten. Der Herr selbst gab diesen Auftrag Seinen Jüngern weiter: So steht es geschrieben, und so mußte der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen, und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon! (Lk 24,46-48). Dieser Auftrag des Herrn umfaßt die ganze Heilszeit der Gnade bis zur Wiederkunft Jesu Christi:

Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen (Mt 28,18-20).

Manche Leute machen denjenigen Gläubigen, die gegen die modernen Evangelisationsmethoden Vorbehalte haben, den Vorwurf, sie seien überhaupt gegen eine wirksame Verbreitung des Evangeliums und würden diese wichtige Aufgabe vernachlässigen. Das mag manchmal zutreffen, aber die meisten bibeltreuen Christen sind sich sicherlich dessen bewußt, daß die Verkündigung und das Zeugnis des Evangeliums unter den Menschen von heute eine dringende und wichtige Aufgabe ist. Der Verfasser dieser Schrift jedenfalls versucht auf verschiedene Weise, das Evangelium Menschen zu bezeugen, auch wenn er keine ausgesprochene evangelistische Berufung und Begabung hat.

Die entscheidende Frage ist jedoch die: Ist vor Gott jegliche Bemühung, Christus zu verkündigen, angenehm, unabhängig davon, mit welchen Verkürzungen, Umdeutungen und menschlichen Methoden sie geschieht? Oder gibt die Bibel (genauer gesagt: die Lehre der Apostelbriefe, die für die Gemeinde maßgeblich ist) klare Anweisungen, wie und mit welchen Methoden das Evangelium verkündigt werden soll, damit es Frucht bringt und zur Verherrlichung Gottes dient? Wir wollen versuchen, kurz darzustellen, welche Anweisungen besonders die Briefe des Apostels Paulus für die Evangelisation enthalten.

 

1. Biblische Evangelisation verkündigt die unverkürzte Heilsbotschaft

 

Einen wichtigen biblischen Leitfaden zur Evangeliumsverkündigung finden wir im Römerbrief, wo Paulus in Römer 1-11 das Evangelium von Christus erläutert und lehrt. Darin wird die Vielseitigkeit und Klarheit dieser Botschaft deutlich dargestellt. Biblische Evangeliumsverkündigung bedeutet letztlich auch, den ganzen Ratschluß Gottes in bezug auf das Heil zu verkündigen (Apg 20,27), nach dem Vorbild des Paulus, der sagen konnte: „… und wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was nützlich ist, sondern es euch verkündigt und euch gelehrt habe, öffentlich und in den Häusern, indem ich Juden und Griechen die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus bezeugt habe“ (Apg 20,20-21).

Der Römerbrief zeigt, daß zum biblischen Evangelium nicht nur die Heiligkeit Gottes, die Sündigkeit des Sünders und die Erlösung in Christus gehören, sondern auch das volle Heil in Christus, der Sieg über Sünde und Fleisch und das neue Leben im Geist (Römer 6-8) sowie eine Erkenntnis von Gottes heilsgeschichtlichen Ratschlüssen (Römer 9-11). Manchmal werden die in der Apostelgeschichte bezeugten Verkündigungen herangezogen, um eine verkürzte Botschaft zu rechtfertigen. Wir müssen aber davon ausgehen, daß Lukas oft nur Auszüge aus den Botschaften niedergeschrieben hat. Zudem konnten die Apostel bei jüdischen Zuhörern viele Tatsachen des Evangeliums bereits voraussetzen (z.B. Gott als der Schöpfer, der Heilige und der Richter aller Menschen).

Dennoch können wir auch in der Apostelgeschichte erkennen, daß die Apostel das Evangelium ausführlich und immer wieder lehrten und verkündigten. So heißt es z.B. nach der relativ umfassenden Verkündigung des Petrus zu Pfingsten noch: „Und noch mit vielen anderen Worten gab er Zeugnis und ermahnte und sprach: Laßt euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht! Petrus erläuterte die Botschaft des Evangeliums also recht ausführlich und gründlich, bevor das Ergebnis berichtet werden kann: Diejenigen, die nun bereitwillig sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und es wurden an jenem Tag etwa 3000 Seelen hinzugetan“ (Apg 2,40-41).

Auch an anderen Stellen läßt sich erkennen, daß die Evangeliumsverkündigung der ersten Christen in der Regel gründlich und umfassend war. Verschiedentlich wird erwähnt, daß dies nicht nur Verkündigung einschloß, sondern auch ein Lehren des Evangeliums, d.h. eine systematische und in die Tiefe gehende Darstellung dessen, was Gott als Heilsbotschaft gegeben hat (vgl. Apg 8,25; 13,12; 14,3; 15,35; 19,9; 20,20; 26,22; 28,31).

Das zeigt auch die Verkündigung des Paulus in Korinth: „Und er ging in die Synagoge und trat öffentlich auf, indem er drei Monate lang Gespräche führte und sie zu überzeugen versuchte von dem, was das Reich Gottes betrifft. Da aber etliche sich verstockten und sich weigerten zu glauben, sondern den Weg vor der Menge verleumdeten, trennte er sich von ihnen und sonderte die Jünger ab und hielt täglich Lehrgespräche in der Schule eines gewissen Tyrannus. Das geschah zwei Jahre lang, so daß alle, die in [der Provinz] Asia wohnten, das Wort des Herrn Jesus hörten, sowohl Juden als auch Griechen“ (Apg 19,8-10).

 

2. Biblische Evangelisation zeigt dem Sünder die Heiligkeit Gottes und die Bosheit seiner Sünden, bevor sie die Liebe Gottes verkündet

 

Im Römerbrief wird das Evangelium Gottes mit einer Systematik dargestellt, die nicht etwa willkürlich ist, sondern in Grundzügen dem von Gott festgelegten logischen Ablauf einer Bekehrung entspricht. Das Fundament jeder echten Bekehrung, das haben wir oben gesehen, ist eine richtige Gotteserkenntnis und eine richtige Sündenerkenntnis. Daher beginnt der systematische Teil der Darlegung des Evangeliums bei der Allmacht und Heiligkeit des Schöpfergottes und bei Seinem Zorngericht über alle Sünde und Ungerechtigkeit der Menschen (Röm 1,18-32). Zunächst wird der Sünder aus den Heiden in das Licht Gottes gestellt und seine wesentliche Sünde aufgedeckt, nämlich der Götzendienst (Röm 1,21): Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Im Folgenden werden die bösartigen Sünden der Heiden deutlich beim Namen genannt und verurteilt (Röm 1,29-31).

Danach werden auch die Sünder aus den Juden von ihrer Schuld überführt (Röm 2,1-29); Juden wie Heiden wird zunächst erklärt, weshalb Gott sie im Gericht verurteilen muß und sie keine Entschuldigung vor Gott haben. Dabei wird betont, daß sich die Menschen nicht nur einzelne Tatsünden zuschulden haben kommen lassen, sondern auch ein völlig verdorbenes Wesen, eine zum Guten unfähige Sündennatur haben: „… wie geschrieben steht: »Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner, der verständig ist, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, sie taugen alle zusammen nichts; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer!“ (Röm 3,10-12).

Dieser Teil des Römerbriefes liest sich z.T. wie ein Auszug aus den evangelistischen Verkündigungen des Paulus und zeigt, wie deutlich der inspirierte Apostel die Sünde der Menschen und das Gericht Gottes beim Namen nannte (Röm 2,2-5): „Denkst du etwa, o Mensch, der du die richtest, welche so etwas verüben, und doch das gleiche tust, daß du dem Gericht Gottes entfliehen wirst? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, und erkennst nicht, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet? Aber aufgrund deiner Verstocktheit und deines unbußfertigen Herzens häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes …“

Erst als diese unverzichtbare Grundlage gelegt ist, kommt Paulus auf die Gnade Gottes und das stellvertretende Sühnopfer Jesu Christi zu sprechen (Röm 3,21-30) und erläutert den Grundsatz der Errettung aus Gnade durch den Glauben auf der Grundlage des vollkommenen Sühnopfers Jesu Christi (Röm 3,21 – 5,21). Erst in Römer 5 redet er von der Liebe Gottes. Das ist grundlegend für jede Evangelisation: Bevor der sündige Mensch sich nicht im Licht Gottes als verurteilt und verloren in seinen Sünden erkannt hat und nicht verstanden hat, daß er vor einem heiligen Gott steht, der sein Schöpfer ist und volles Anrecht auf sein Leben und seinen Gehorsam hat, kann er mit der Botschaft der Gnade und der Erlösung in Christus nichts anfangen.

Wir finden die Überführung von Sünde und die Verkündigung des Gerichtes Gottes immer wieder an zentraler Stelle in den evangelistischen Verkündigungen der Apostelgeschichte (z.B. Apg 2,23.36; 3,13-15; 7,51-53; 14,15; 17,30-31). Eine Evangeliumsverkündigung, die die Bosheit aller Sünde und die Verdorbenheit des Sünders und das gerechte Zorngericht Gottes nicht klar herausstellt, kann nicht den Anspruch erheben, biblisch oder gesund zu sein; sie kann auch in der Regel keine echten Bekehrungen hervorbringen! Diese Wahrheiten müssen in jeder echten evangelistischen Verkündigung enthalten sein, auch wenn man kein starres Schema in der Bibel findet, wie dies geschehen soll.

 

3. Biblische Evangelisation dringt auf Buße, Glaube und Bekehrung als entscheidende Voraussetzungen für die Errettung

 

Das biblische Evangelium macht den Menschen für seine Sünden und seinen Irrweg vor Gott verantwortlich und verkündet ihm klar das Gebot Gottes, Buße zu tun, an den Herrn Jesus Christus zu glauben und sich zu Gott zu bekehren. Buße, Glaube und Bekehrung sind miteinander verbunden und werden in der Bibel manchmal austauschbar verwendet; man kann sie aber als verschiedene Aspekte der Umkehr des Menschen auch voneinander unterscheiden. Wir wollen versuchen, diese drei Voraussetzungen für die Errettung biblisch zu erklären, wobei wir uns dessen bewußt sind, daß man die Unterscheidung auch etwas anders vornehmen kann und daß diese Aspekte in der Praxis nicht immer zeitlich aufeinanderfolgen oder voneinander getrennt werden können, sondern oft in einem Vorgang verschmelzen.

a) Biblische Evangelisation fordert den Menschen zur Buße auf. Buße (gr. metanoia) bedeutet in der Bibel Herzensumkehr zu Gott, einen grundlegenden Gesinnungswandel des Menschen in bezug auf Gott und sein eigenes Leben. Der Mensch muß erkennen, daß sein bisheriger Sündenweg verdorben und verkehrt ist und ihn geradewegs in den Abgrund der Hölle führt. Er muß bereit sein, den heiligen, allmächtigen Gott anzuerkennen, auch Gottes Herrschaft über sein Leben anzunehmen und Gottes Gebote zu halten. Er muß bereit sein, grundsätzlich mit der Sünde zu brechen und alles aufzugeben, was ihn noch auf dem alten Sündenweg hält.

Buße bedeutet auch Anerkenntnis der Tatsache, daß der Herr Jesus Christus eigentlich das volle Anrecht über sein Leben hat, und die Bereitschaft, sich diesem gnädigen Herrn zu unterwerfen. Buße kann in der Praxis ein Prozeß innerer Gesinnungsveränderung sein, der sich über eine gewisse Zeit erstreckt und dann in einer Entscheidung (der Bekehrung) mündet. Die Evangeliumsverkündigung hat das erklärte Ziel, den Sünder zur Buße zu leiten und durch das Wort Gottes Herzensumkehr in ihm zu bewirken. „Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun …“ (Apg 17,30). Der Herr selbst sagt ausdrücklich in Seinem Evangeliumsauftrag an die Jünger: „… und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem“ (Lk 24,47).

Den Aufruf „Tut Buße“ finden wir immer wieder in der Verkündigung des Evangeliums (vgl. Apg 2,38; 3,19; 8,22). Die Wichtigkeit der Buße sehen wir aus verschiedenen Aussagen des Paulus, wenn er seine Evangeliumsverkündigung beschreibt: „… indem ich Juden und Griechen die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus bezeugt habe“ (Apg 20,21); „… sondern ich verkündigte zuerst denen in Damaskus und in Jerusalem und dann im ganzen Gebiet von Judäa und auch den Heiden, sie sollten Buße tun und sich zu Gott bekehren, indem sie Werke tun, die der Buße würdig sind“ (Apg 26,20). Ohne echte, geistgewirkte Buße sind weder Glaube noch Bekehrung echt und bleibend.

b) Biblische Evangelisation fordert den Menschen zum Glauben an den Herrn Jesus Christus auf. Der Mensch muß sich dem Herrn Jesus Christus völlig anvertrauen. Er muß völlig auf das vertrauen, was Gott in Seinem Wort über den Herrn Jesus Christus und Sein vollkommenes Erlösungswerk sagt. Er muß die Aussagen und Verheißungen von Gottes Wort als wahr annehmen und sein Vertrauen in bezug auf die Errettung ganz auf Jesus Christus statt auf sich selbst oder auf andere „Retter“ und „Mittler“ setzen. Der biblische, echte Glaube ist auf das Wort, die Verheißungen Gottes gegründet, die dem Menschen verkündigt werden müssen, damit er errettet werden kann (Röm 10,17).

Das biblische Evangelium betont, daß der Mensch allein durch den Glauben an den Retter Jesus Christus gerechtfertigt und damit auch errettet wird, nicht durch irgendwelche Werke (gute Taten), die er getan hätte oder tun könnte (vgl. u. a. Römer 4; Galater 2 u. 3). Der Mensch kann aus eigener Kraft das Gesetz und die Gebote Gottes nicht erfüllen; er ist durch die Sündennatur dazu unfähig. Er kann selbst nichts zu seiner Errettung beitragen, kann nicht daran mitwirken; er kann sie nur im absoluten Vertrauen als Gnadengeschenk aus der Hand Gottes annehmen, der sie ihm in Christus anbietet. Wenn der Mensch Jesus Christus als Herrn und Retter annimmt und sich ganz auf Ihn stützt statt auf sich selbst, dann empfängt er in Christus Gerechtigkeit, Rettung und ewiges Leben.

Die Bibel zeigt aber auch ganz klar, daß nicht jeder Glaube rettet. Es gibt geheuchelten, unechten Glauben (vgl. 2Tim 1,5; Apg 8,13; Joh 8,30-47). Unechter Glaube kommt u. a. daher, daß der Mensch sich aus eigensüchtigen Motiven heraus zu Christus wendet, weil er sich von Ihm Vorteile verspricht, ohne in echter Buße seine Sünden vor Gott erkannt und bereut zu haben (vgl. das klassische Beispiel Simons des Zauberers; Apg 8,13 + 20-23). Die bloße Anerkenntnis Gottes und das Wissen um Jesus Christus und Sein Sühnungswerk bedeuten noch nicht, daß jemand rettenden Glauben hat (vgl. Jak 2,19). Ein Glaube, der nicht durch Werke, d.h. praktische Lebensumkehr und Gehorsam gegen Gott, seine Echtheit beweist, ist vor Gott wertlos und tot (vgl. Jak 2,20). „Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann ihn denn dieser Glaube retten?“ (Jak 2,14).

Echter, rettender Glaube ist gekennzeichnet durch echte Gottesfurcht und im Herzen verwurzelte Gotteserkenntnis, durch Umkehr von den Sünden des alten Lebens, durch praktischem Gehorsam gegen Gottes Wort (vgl. Röm 1,5; 16,26) und Liebe zu Gott, durch Heiligung (vgl. Apg 26,18) und Absonderung von dieser Welt (vgl. Hebr 11,13). Echter, rettender Glaube erkennt den Herrn Jesus Christus als Herrn seines Lebens an und macht Ihn nicht zum bloßen Helfer. Er beinhaltet auch ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus vor anderen Menschen.

c) Biblische Evangelisation fordert den Menschen zur Bekehrung auf. Bekehrung bedeutet eine praktische, entschlossene Umkehr von dem Weg der Selbstherrschaft und Selbstverwirklichung; die bewußte, ernsthafte Entscheidung, Gottes Gnadenangebot anzunehmen und sich der Herrschaft Gottes und des Herrn Jesus Christus zu unterwerfen, ein neues Leben unter der Herrschaft Jesu Christi anzufangen (vgl. u.a. Apg 26,18-20). Die Bekehrung ist ein entscheidender Wendepunkt im Leben eines Menschen. Dadurch wird die ganze Ausrichtung des Lebens erkennbar und dauerhaft verändert.

Bekehrung (oder Umkehr) kann man als das logische Ergebnis von Buße und Glauben verstehen. Buße, Glaube und Bekehrung gehören also zusammen, und die Bibel zeigt an verschiedenen Stellen, daß das Evangelium zur Bekehrung des Menschen führt: „… wir … verkündigen euch das Evangelium, daß ihr euch von diesen nichtigen [Götzen] bekehren sollt zu dem lebendigen Gott, der den Himmel und die Erde gemacht hat, das Meer und alles, was darin ist!“ (Apg 14,15); „… um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Herrschaft des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbteil unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind!“ (Apg 26,18); „Euch zuerst hat Gott, als er seinen Knecht Jesus erweckte, ihn gesandt, um euch zu segnen, indem ein jeder von euch sich von seiner Bosheit bekehrt!“ (Apg 3,26); „Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen …“ (1Th 1,9).

Eine „Bekehrung“ ohne Überführung von Sünden und aufrichtige Herzensumkehr zu Gott und ohne ein darauffolgende klare Lebenswende und praktische Abkehr vom Bösen ist nicht echt. Das zeigt uns die bemerkenswerte Aussage des Paulus in Apg 26,20: „… sondern ich verkündigte zuerst denen in Damaskus und in Jerusalem und dann im ganzen Gebiet von Judäa und auch den Heiden, sie sollten Buße tun und sich zu Gott bekehren, indem sie Werke tun, die der Buße würdig sind“ (vgl. Mt 3,8).

Da Buße, Glaube und Bekehrung in der Verantwortung des Menschen liegen und durch eine geheimnisvolle, verborgene Wechselwirkung zwischen dem Geist Gottes und den Herzensentschlüssen des Menschen zustandekommen, finden wir in der Praxis oftmals auch unechte oder unvollständige Buße, unechte, d.h. nicht dauerhafte und nicht klare Bekehrungen und auch unechten, d. h. nicht zur Wiedergeburt führenden Glauben. Das kann damit zusammenhängen, daß der Mensch sich nicht wirklich ganz dem Herrn ausliefern will, aber auch mit unzureichender Erkenntnis über den Heilsweg Gottes, mit oberflächlicher, einseitiger Evangeliumsverkündigung und einer Entscheidung, bei der menschlich „nachgeholfen“ wurde, anstatt zu warten, bis das Werk des Heiligen Geistes am Menschenherzen sichtbar wird bzw. ausgereift ist.

„Entscheidungen für Jesus“ ohne eine klare und unverfälschte Verkündigung des biblischen Evangeliums stehen immer in der Gefahr, unechte Christen hervorzubringen, die den Geist nicht haben und nicht zur Wiedergeburt durchgedrungen sind. Die Bibel selbst zeigt deutlich, daß das Wort Gottes die Grundlage für echten Glauben und der Same jeder echten Wiedergeburt (= Neuzeugung aus Gott) ist (vgl. Röm 10,17 u. 1Pt 1,23; Jak 1,18). Wenn der Mensch nicht die rechte Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis (= Sündenerkenntnis) aufgrund des Wortes Gottes und des Geistes Gottes empfangen hat, kommt es nicht zu einer echten Buße und damit auch nicht zu echter Bekehrung und echtem Glauben.

 

4. Biblische Evangelisation baut auf die Kraft des Wortes und des Geistes anstatt auf menschliche Lockmittel und Kunstgriffe

 

Auch das „Wie“ der Verkündigung des Evangeliums ist nicht dem Ermessen der Evangelisten überlassen. Der Apostel Paulus hat ziemlich ausführlich darüber gelehrt, wie das Evangelium nach dem Willen Gottes verkündigt werden soll, damit es seine rettende Wirkung voll entfalten kann. Wir finden diese Lehren besonders ausführlich in 1. Korinther 1 und 2 und wollen die wichtigsten Aussagen des Paulus hier kurz zusammenfassen.

a) Die Bibel lehrt klar, daß die Botschaft von Jesus Christus in dieser Welt und unter den sündigen Menschen nicht populär und annehmbar ist, sondern vielmehr ihre Ablehnung und ihren Spott hervorrufen muß. Diese Feindschaft des natürlichen Menschen gegen die Botschaft von Jesus Christus mußte schon unser Herr verspüren (vgl. Joh 8,37.43-47). Das Evangelium ist nicht auf die Bedürfnisse eines natürlichen, sündigen Menschen zugeschnitten; es entspricht nicht seinem Verlangen, sondern enthält vieles, was der Sünder zunächst ablehnt.

In 1Kor 1,18 – 2,16 zeigt Paulus, daß die Ungläubigen, wenn sie nicht die Berufung Gottes (und damit ein die Herzen veränderndes Wirken des Geistes Gottes – vgl. Apg 16,14) erfahren haben, das Evangelium als Torheit ablehnen (1Kor 1,18.23). Das Evangelium wird als Botschaft Gottes nur dann den natürlichen Widerstand des sündigen Herzens überwinden, wenn der Geist Gottes an den Menschen dies wirkt. Das Evangelium ist an sich so einfach und klar, daß auch ein kleines Kind es gut verstehen kann. Die Schwierigkeit liegt nicht in der Botschaft, sondern in der Herzensbeschaffenheit der Empfänger, die sich gegen diese Botschaft wehren und in ihrer angeborenen Feindschaft gegen Gott und alles Göttliche das Evangelium nicht annehmen wollen (Röm 8,6-8).

b) Die Bibel zeigt, daß das Wort des Evangeliums eine innewohnende geistliche Kraft hat, ja, eine göttliche Kraft ist. Das lesen wir im Römerbrief: „Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen …“ (vgl. Röm 1,16). Diese Aussage ist für die biblische Evangeliumsverkündigung sehr bedeutsam: das Wort Gottes, das Wort von Christus, dem Gekreuzigten ist Gottes Kraft (1Kor 1,18); es hat eine innewohnende Kraft, weil es das Wort des lebendigen Gottes ist (vgl. auch Jak 1,21: „… und nehmt mit Sanftmut das [euch] eingepflanzte Wort auf, das die Kraft hat, eure Seelen zu erretten!“).

Das Wort des Evangeliums hat eine überführende Kraft; es überführt den sündigen Menschen von seiner Sünde, von der Realität und Heiligkeit Gottes, vom Gericht Gottes. Das Wort Gottes hat eine offenbarende Kraft; es offenbart dem Sünder Christus, den Herrn und Sohn Gottes, als für ihn gekreuzigt und auferstanden. Es hat eine rettende Kraft, indem es Buße und Glauben bewirkt. Es hat eine lebenszeugende Kraft, denn durch dieses Wort werden Menschen von neuem gezeugt als Kinder Gottes.

Auf der anderen Seite zeigt die Lehre des Apostels Paulus auch, daß diese Kraft des Evangeliums sich nicht an jedem, der das Wort hört, in gleicher Weise auswirkt. Manche Herzen werden von dem Wort Gottes zwar durchbohrt, aber nur, um sich noch mehr zu verhärten und zu verstocken (vgl. 2Kor 2,14-17; 2Kor 4,2-4; Apg 6,10; 7,54; 19,9). Damit das Wort Gottes wirklich zur Bekehrung und Wiedergeburt führt, ist zum einen eine Verkündigung in der Kraft des Heiligen Geistes nötig, zum anderen aber jenes vorbereitende Wirken des Geistes Gottes am Herzen eines Sünders, das Apg 16,14 so umschreibt: „Und eine gottesfürchtige Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; und der Herr tat ihr das Herz auf, so daß sie aufmerksam achtgab auf das, was von Paulus geredet wurde.“

c) Es kommt entscheidend darauf an, daß das Evangelium ohne Zugeständnisse an den Menschen, ohne menschliche Werbemethoden und rhetorische Kunstgriffe verkündet wird, damit es seine Wirksamkeit entfalten kann. Die erste Versuchung eines Verkündigers, wenn er eine unpopuläre Botschaft zu überbringen hat, ist es, an der Botschaft selbst Abstriche zu machen, ihr die Schärfe und das Anstößige in den Augen der Menschen zu nehmen. Das geschah offensichtlich auch schon zu der Zeit des Paulus, und Paulus betont mit großem Ernst, daß er dies verabscheut und niemals tun wird (2Kor 2,14-17): „Gott aber sei Dank, der uns allezeit in Christus triumphieren läßt und den Geruch seiner Erkenntnis durch uns an jedem Ort offenbar macht! … Und wer ist hierzu tüchtig? Denn wir sind nicht wie so viele, die das Wort Gottes verfälschen [od. wie eine Handelsware behandeln, um Gewinnes willen verkaufen; gr. kapeleuo], sondern aus Lauterkeit, von Gott aus reden wir vor dem Angesicht Gottes in Christus.“

Paulus zeigt hier, daß es schon zu seiner Zeit solche Prediger gab, die das Evangelium wie ein Händler verkauften, indem sie ihm ein attraktiveres Aussehen gaben und es verfälschten, um den Absatz zu erhöhen. Demgegenüber verkündigte er das unverfälschte Evangelium, mit der Folge, daß viele diese Botschaft zu ihrem ewigen Verderben ablehnten, während andere durch seine kompromißlose, vollmächtige Evangeliumsverkündigung zum rettenden Glauben kamen.

Ähnliche Tricks und Kunstgriffe falscher Verkündiger verurteilt Paulus in 2Kor 4,2: „… sondern wir lehnen die schändlichen Heimlichkeiten [w. die Heimlichkeiten der Scham] ab; wir gehen nicht mit Hinterlist um und fälschen auch nicht das Wort Gottes; sondern indem wir die Wahrheit offenbar machen, empfehlen wir uns jedem menschlichen Gewissen vor dem Angesicht Gottes.“ Hier kann auch gemeint sein: Wir verwerfen es, wenn Leute aus Scham bestimmte den Menschen anstößige Aussagen in der Evangeliumsbotschaft verbergen und verheimlichen, um die Botschaft populärer zu machen. Wir gehen in unserer Verkündigung auch nicht mit Geschicklichkeit und schlauen Künsten einher (das kann das gr. Wort für „Hinterlist“, panourgia, nämlich auch bedeuten). Wir verkleiden und tarnen auch nicht das Wort Gottes, um es als Köder einzusetzen und die Leute damit einzufangen (so kann das gr. doloo auch übersetzt werden). Stattdessen macht der aufrichtige Verkündiger die Wahrheit Gottes ohne Abstriche offenbar, so daß die Menschen seine Aufrichtigkeit erkennen können.

Noch ein drittes Mal kommt Paulus auf die Verfälschung des Evangeliums durch listige, auf die Täuschung von Menschen zielende Prediger zu sprechen, und zwar in 1Thess 1,2-6:

… sondern, obwohl wir zuvor gelitten hatten und mißhandelt worden waren in Philippi, wie ihr wißt, gewannen wir dennoch Freudigkeit in unserem Gott, euch das Evangelium Gottes zu verkünden unter viel Kampf. Denn unsere Verkündigung entspringt nicht dem Irrtum, noch unlauteren Absichten, noch geschieht sie in listigem Betrug; sondern so wie wir von Gott für tauglich befunden wurden, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir auch – nicht als solche, die den Menschen gefallen wollen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Denn wir sind nie mit Schmeichelworten gekommen, wie ihr wißt, noch mit verblümter Habsucht – Gott ist Zeuge -; wir haben auch nicht Ehre von Menschen gesucht …

Paulus zeigt hier, daß echte Evangeliumsverkündigung immer ein geistlicher Kampf ist. Licht und Finsternis prallen bei der echten Evangeliumsverkündigung aufeinander, und es gibt Anfechtungen, Widerstände, auch Aufruhr von Ungläubigen, die an der Botschaft Anstoß nehmen. So war es auch in Thessalonich. Evangeliumsverkündigung ist immer auch Ermahnung (so das gr. Wort für „Verkündigung“, paraklesis), ein ernstlicher Appell an die Ungläubigen, Buße zu tun und sich erretten zu lassen (vgl. dasselbe Wort „ermahnen“ im evangelistischen Zusammenhang in Apg 2,40; 2Kor 5,20).

Diese aufrichtige Ermahnung des Evangeliums geschieht nicht aus Betrug oder Irreführung, aus betrügerischen Motiven heraus (gr. plane). Sie geschieht auch nicht aus unreinen, unlauteren Absichten. Und sie geschieht nicht in listigem Betrug, man kann auch übersetzen: durch Köder oder Lockmittel (gr. dolos). All das sind Mittel von falschen Predigern, die den Menschen gefallen wollen. Der echte Evangelist dagegen richtet seine unpopuläre Botschaft ohne Abstriche, geradlinig und unverfälscht aus, weil er damit Gott gefallen will. Er wird auch keine schmeichelnden Worte einsetzen, die die Menschen täuschen sollen, noch wird er seinen Dienst mit dem Hintergedanken tun, sich zu bereichern.

Die zweite Versuchung, in die der Verkündiger der unpopulären Botschaft des Evangeliums kommen kann, ist, daß er diese Botschaft durch menschliche Methoden dem Hörer angenehmer macht, indem er sie besonders attraktiv verpackt und präsentiert, um sie dem kritischen Verstand oder den Emotionen des Menschen akzeptabler zu machen. Paulus betont in 1. Korinther 1 und 2 mehrfach, daß er sorgfältig darauf bedacht ist, das Wort vom Kreuz nicht mit menschlichen Kunstgriffen und mit Menschenweisheit zu verkündigen, „… [und zwar] nicht in Redeweisheit, damit nicht das Kreuz des Christus entkräftet [od. entleert, zunichtegemacht, wirkungslos gemacht] wird“ (1Kor 1,17b).

Diese Aussage müssen wir sorgfältig bedenken. Paulus will auf jede Redekunst (für die alten Griechen eine sehr wichtige Sache) bei der Verkündigung des Evangeliums bewußt verzichten, denn wenn er solche menschlichen Mittel der Überredung verwenden würde, dann würde das Kreuz des Christus, das er ja verkündigte, und das rettende Kraft hat, seiner Wirksamkeit beraubt werden; es würde seine Kraft verlieren und entleert werden.

Nun zeigt Paulus, daß das Wort vom Kreuz den Ungläubigen eine Torheit ist und auch sein muß, denn sie vertrauen noch auf Menschenweisheit und menschliche Künste und Kräfte. Diese aber sind durch das Kreuz ja ausdrücklich von Gott verurteilt und beiseitegesetzt worden. Das Kreuz ist das Todesurteil Gottes über alle menschliche Weisheit, Fähigkeit, über alle Talente und natürlichen Gaben des Menschen, über alles, was der Mensch als schön, wahr und gut ansieht (vgl. 1,20-21.28). Wenn Paulus nun versuchen würde (wozu er von seiner Bildung her zweifellos in der Lage war), die Botschaft von Christus mit den Methoden und Kniffen der Rhetorik oder Redekunst aufzupolieren und seinen Zuhörern annehmbarer zu machen, dann würde er damit das Kreuz, das er verkündigte, seiner Wirksamkeit bei den Zuhörern berauben. Ihr Glaube würde dann auf Menschenweisheit beruhen und wäre nicht echt – eine intellektuelle Überzeugung oder eine Gefühlsregung, die bald wieder verflogen wäre.

Wenn Paulus in 1Kor 1,19 das Wort aus Jes 29,14 anführt: „denn es steht geschrieben: »Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen«“, so bezieht er es gerade auf die Notwendigkeit, bei der Evangeliumsverkündigung ja keine Weisheit der Rede einzusetzen. Gott sind die Mittel des Fleisches und die Künste der Menschen ein Greuel; wer sie einsetzt, um die Botschaft vom Kreuz „wirksamer zu verbreiten“, macht sie eben dadurch unwirksam, weil Gott bei einer solchen Entfaltung fleischlicher Mittel nicht mitmacht und deshalb die Kraft des Heiligen Geistes nicht zur Wirkung kommt.

Genau das ist die Beweisführung des Paulus in 1Kor 2,1-5, einem zentralen Lehrtext über die richtige Evangeliumsverkündigung: „So bin auch ich, meine Brüder, als ich zu euch kam, nicht gekommen, um euch in hervorragender Rede oder Weisheit das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten. Und ich war in Schwachheit und mit viel Furcht und Zittern bei euch. Und meine Rede und meine Verkündigung bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft.“

Der echte Verkündiger des Evangeliums muß also auf alle Methoden und Kunstgriffe menschlicher „Kommunikationskunst“ verzichten, wenn er wirklich Menschen zur Bekehrung führen will. Er muß sorgfältig darauf achten, alle Redekunst und die Tricks menschlicher Verkäufer und Überzeuger zu meiden und muß das Wort Gottes einfach und klar, lauter und in der Kraft des Heiligen Geistes verkündigen, damit Gott sich dazu stellen kann und damit die Verkündigung wirklich in Erweisung des Geistes und der Kraft geschieht.

Paulus blieb bewußt beim Zentrum der Botschaft: Jesus Christus, der Gekreuzigte. Sein Auftritt war nicht attraktiv, nicht wohlberechnet und klug ausgedacht; er selbst war in Schwachheit bei ihnen (vgl. Gal 4,13) und unter Furcht und Zittern (d.h. in der Furcht Gottes, die ihn trieb, diese lebenswichtige Botschaft nur ja getreu auszurichten). Die Grundausrichtung biblischer Evangelisation muß sein, daß der Verkündiger nicht den Menschen zuliebe redet, sondern Gott zuliebe (Gal 1,10): Rede ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich allerdings den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich nicht ein Knecht des Christus.

d) Der echte Glaube kommt bei der Verkündigung des Evangeliums durch die Kraftwirkung des Heiligen Geistes an den Menschenherzen zustande. Wir haben oben gesehen, daß Paulus sehr darauf achtete, daß der Glaube der Korinther nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft. Nur ein solcher Glaube, der durch die Kraftwirkung des Geistes Gottes verbunden mit der Verkündigung des Wortes zustandekommt, ist auch wirklich echt und rettend. Das zeigt auch die Äußerung des Paulus an die Thessalonicher (1Thess 1,4-5): „Wir wissen ja, von Gott geliebte Brüder, um eure Auserwählung, denn unser Evangelium ist nicht nur im Wort zu euch gekommen, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in großer Gewißheit …“ (vgl. auch 1Kor 4,20).

Auch an anderen Stellen sehen wir die Bedeutung, die Paulus der Kraftwirkung des Heiligen Geistes bei der Wortverkündigung zumißt. „Denn ich würde nicht wagen, von irgend etwas zu reden, das nicht Christus durch mich gewirkt hat, um die Heiden zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Werk, in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes, so daß ich von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium von Christus völlig verkündigt habe“ (Röm 15,18-19). Heute haben wir keine apostolischen Wunderzeichen mehr, aber jede Evangeliumsverkündigung, die Frucht bringt, muß auch heute in der Kraft des Geistes Gottes geschehen (vgl. Eph 3,6-7). Zur Evangelisation gehört eine Gnadengabe und die Ausrüstung mit Kraft (vgl. Apg 4,33; 18,28).

Der Verkündiger, der weiß, daß echter Glaube nur durch das unverfälschte WORT GOTTES in Verbindung mit der Kraftwirkung des GEISTES GOTTES zustandekommt, wird nach dem Vorbild des Paulus auch im 21. Jahrhundert das reine Wort des biblischen Evangeliums vollständig, unverkürzt und ohne Beschönigungen verkündigen, und dabei Sorge tragen, daß dies in der Kraft des Heiligen Geistes geschieht, damit zur Ehre Gottes echte Frucht in Form von erretteten Seelen gewirkt wird.

 

 

Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus der ausführlicheren Schrift von Rudolf Ebertshäuser „Pro Christ“ oder biblische Evangelisation? Das echte Evangelium und seine moderne Umdeutung.

 

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Weiterführende Literatur:

 

Rudolf Ebertshäuser: Zerstörerisches Wachstum. Wie falsche Missionslehren und verweltlichte Gemeindebewegungen die Evangelikalen unterwandern. Steffisburg (Edition Nehemia) 3. Aufl. 2015; gebunden, 544 S.

Rudolf Ebertshäuser: Aufbruch in ein neues Christsein? Emerging Church – Der Irrweg der postmodernen Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2008, Taschenbuch, 256 S.

Rudolf Ebertshäuser: Soll die Gemeinde die Welt verändern? Das „Soziale Evangelium“ erobert die Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2014, Taschenbuch, 276 S.

 

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