Die wahre Gemeinde im Kampf für den Glauben und die gesunde Lehre

Die wahre Gemeinde Jesu Christi war von Anfang an in gewaltige geistliche Kämpfe um ihren Weg und die Lehre hineingestellt, die sie bewahren sollte. Gott hat es zugelassen und so verordnet, daß die an Christus Gläubigen von Anbeginn sich mit falschen Lehren und Verführungsströmungen auseinandersetzen mußten, die sie schweren Prüfungen aussetzten.

Die erste große Verführungsströmung war die der judaistischen Beschneidungspartei, die von den neubekehrten Heiden forderte, sie müßten sich beschneiden lassen und somit dem Judentum beitreten und das Gesetz halten, um gerettet zu werden. Der Galaterbrief wurde geschrieben, um diese gefährlichen Irrlehren zu widerlegen. Der Apostel Paulus kämpfte damals einen gewaltigen Kampf gegen diese Verführung, die die gesamte Heidenmission und das Fundament der biblischen Gemeinde als einer geistgewirkten Leibeskörperschaft von Juden und Heiden, die eins in Christus sind, zerstört hätte. Der Apostel schont diese Verführer nicht; er wirft ihnen vor, ein anderes Evangelium zu verbreiten und unter dem Fluch zu stehen; er nennt sie „falsche Brüder“ (Gal 2,4), „Hunde“, „böse Arbeiter“ und „die Zerschneidung“ (Phil 3,2).

Auch sonst finden wir in den Briefen des NT zahlreiche Auseinandersetzungen mit Verführungslehren, besonders mit der „Gnosis“ (1Tim 6,20). Im Kolosserbrief, den Johannesbriefen, dem 2. Petrusbrief und auch dem 2. Timotheusbrief sind große Abschnitte der entschiedenen Auseinandersetzung mit irreführenden Lehren der damaligen Zeit gewidmet.

Die Apostel wußten um den Kampf, der ihnen verordnet ist, und scheuten sich nicht, Verführungslehren klar anzusprechen und gegen sie entschieden aufzutreten.

Darum lassen wir uns nicht entmutigen, weil wir diesen Dienst haben gemäß der Barmherzigkeit, die wir empfangen haben, sondern wir lehnen die schändlichen Heimlichkeiten ab; wir gehen nicht mit Hinterlist um und fälschen auch nicht das Wort Gottes; sondern indem wir die Wahrheit offenbar machen, empfehlen wir uns jedem menschlichen Gewissen vor dem Angesicht Gottes. (2Kor 4,1-2)

Ich ermahne euch aber, ihr Brüder: Gebt acht auf die, welche Trennungen und Ärgernisse bewirken im Widerspruch zu der Lehre, die ihr gelernt habt, und meidet sie! Denn solche dienen nicht unserem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem eigenen Bauch, und durch wohlklingende Reden und schöne Worte verführen sie die Herzen der Arglosen. (Röm 16,17-18)

Wenn jemand fremde Lehren verbreitet und nicht die gesunden Worte unseres Herrn Jesus Christus annimmt und die Lehre, die der Gottesfurcht entspricht, so ist er aufgeblasen und versteht doch nichts, sondern krankt an Streitfragen und Wortgefechten, woraus Neid, Zwietracht, Lästerung, böse Verdächtigungen entstehen, unnütze Streitgespräche von Menschen, die eine verdorbene Gesinnung haben und der Wahrheit beraubt sind und meinen, die Gottesfurcht sei ein Mittel zur Bereicherung – von solchen halte dich fern! (1Tim 6,3-5)

Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen. Und viele werden ihren verderblichen Wegen nachfolgen, und um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. Und aus Habsucht werden sie euch mit betrügerischen Worten ausbeuten; aber das Gericht über sie ist längst vorbereitet, und ihr Verderben schlummert nicht. (2Pt 2,1-3)

Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist. Es haben sich nämlich etliche Menschen unbemerkt eingeschlichen, die schon längst zu diesem Gericht aufgeschrieben worden sind, Gottlose, welche die Gnade unseres Gottes in Zügellosigkeit verkehren und Gott, den einzigen Herrscher, und unseren Herrn Jesus Christus verleugnen. (Jud 1,3-4)

Die wahre Gemeinde Jesu Christi hat die heilige Pflicht, über der ihr überlieferten Lehre der Bibel, der Lehre der Apostel, zu wachen und sie entschlossen gegen jede Verdrehung und Irreführung zu verteidigen. So haben es auch im Laufe ihrer Geschichte all die Strömungen gehalten, die ernstlich danach strebten, bibeltreue Gemeinde nach dem Neuen Testament zu verwirklichen, insbesondere die Täufer bzw. Baptisten und Bewegungen wie die Brüderbewegung oder die amerikanischen Fundamentalisten.

 

Der Evangelikalismus als Strömung des Kompromisses und der Vermischung

Daneben gab es aber in der Geschichte der Gemeinde auch viele Kreise, die in diesem Kampf für den Glauben eine Haltung des Kompromisses vertraten. Sie mieden den entschiedenen Kampf für die Wahrheit und strebten nach Dialog und Aussöhnung mit falschen Lehren und Irrströmungen. Sie mißachteten die Warnungen des Wortes Gottes:

Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis erklären, die Bitteres süß und Süßes bitter nennen! Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind, und die sich selbst für verständig halten! (Jes 5,20-21)

Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was darüber ist, das ist vom Bösen. (Mt 5,37)

 

Die Kompromißlinie bei Reformatoren und Pietisten

Diese Linie des Kompromisses fing im Grunde mit der Reformation an, die selbst auf einigen bedauerlichen Kompromissen mit den Irrtümern Roms beruhte. So wurde zwar von den Reformatoren im wesentlichen das biblische Evangelium der Errettung allein durch den Glauben, allein durch Christus und allein durch die Gnade ans Licht gebracht, aber in anderen Fragen (Sakramentenlehre, Säuglingstaufe, „Volkskirche“, Verhältnis zur Obrigkeit) machte man unbiblische Zugeständnisse an das römisch-babylonische Kirchenmodell.

Später finden wir solche Kompromisse bei den Pietisten, die einerseits manche wertvolle Züge aufwiesen in ihrem Versuch, die biblische Frömmigkeit zu beleben und zu fördern, die aber andererseits traurige Kompromisse mit der römischen Kirche machten, mit der manche Pietisten durch die Mystik geistig ziemlich eng verbunden waren. Der Pietismus war mit seiner loyalen Stellung in einer zunehmend ungläubigen, von Aufklärung und Bibelkritik geprägten Kirche immer auf falsche Kompromisse und verkehrten Dialog sowie auf Vermischung programmiert.

Die Bibel warnt vor Vermischung und gebietet uns Absonderung vom Bösen

Vermischung von biblischer Lehre und Verführungslehre, von Wahrheit und Irrtum, von Gläubig und Ungläubig ist aber niemals nach den Gedanken Gottes; es ist eine Strategie des Feindes, und ihr nachzugeben bedeutet das schleichende Siechtum jeder einstmals gesunden Gemeinde. Vor der Vermischung als einer Verführungstaktik, mit der der Sauerteig falscher Lehre in die ganze Christenheit gebracht wird, warnt schon unser Herr selbst:

Ein anderes Gleichnis sagte er ihnen: Das Reich der Himmel gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und heimlich in drei Scheffel Mehl hineinmischte, bis das Ganze durchsäuert war. (Mt 13,33)

Der Satan weiß, daß Vermischung nur ihm nutzt, weil sich der geistliche Sauerteig des Irrtums dann auch im gesunden Bereich der Gemeinde ausbreitet, wovor die Bibel ausdrücklich warnt:

Euer Rühmen ist nicht gut! Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Darum fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, da ihr ja ungesäuert seid! Denn unser Passahlamm ist ja für uns geschlachtet worden: Christus. So wollen wir denn nicht mit altem Sauerteig Fest feiern, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuerten Broten der Lauterkeit und Wahrheit. (1Kor 5,6-8)

Im Galaterbrief wendet der Apostel Paulus dieses Bild des Sauerteigs ausdrücklich auf die falschen Lehren der Judaisten an:

Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Die Überredung kommt nicht von dem, der euch berufen hat! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ich traue euch zu in dem Herrn, daß ihr nicht anders gesinnt sein werdet; wer euch aber verwirrt, der wird das Urteil tragen, wer er auch sei. (Gal 5,7-10)

In dieselbe Richtung geht die Warnung vor Verführungslehrern im Römerbrief:

Ich ermahne euch aber, ihr Brüder: Gebt acht auf die, welche Trennungen und Ärgernisse bewirken im Widerspruch zu der Lehre, die ihr gelernt habt, und meidet sie! Denn solche dienen nicht unserem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem eigenen Bauch, und durch wohlklingende Reden und schöne Worte verführen sie die Herzen der Arglosen. Denn euer Gehorsam ist überall bekanntgeworden. Darum freue ich mich euretwegen, möchte aber, daß ihr weise seid zum Guten und unvermischt bleibt mit dem Bösen. (Röm 16,17-19)

Der Grundsatz der Absonderung, der für das Überleben bibeltreuer Gemeinden so lebensnotwendig ist, wird uns im 2. Korintherbrief eindringlich vorgestellt:

Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«. Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige. Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht! (1Kor 6,14 – 7,1)

 

Die bibeltreuen Christen im 19. und 20. Jahrhundert
und ihre Gegenspieler, die kompromißbereiten Evangelikalen

Wie sind die heutigen „Evangelikalen“ entstanden? Der ursprünglich englische Begriff „evangelicals“ bezeichnete im 18. und 19. Jahrhundert diejenigen evangelischen Christen, die in den protestantischen Kirchen auch angesichts aufklärerischer und bibelkritischer Abweichungen am biblischen Evangelium und der Autorität der Bibel festhielten, die auf Bekehrung und Neugeburt hinwirkten und erweckliches geistliches Leben suchten.

Angesichts der immer stärkeren Vorherrschaft der Bibelkritik in den etablierten protestantischen Kirchen gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ernsthaft bibeltreuen Gläubigen aus den Reihen der frühen Evangelikalen immer mehr zu dem Schluß, daß sie für den überlieferten Glauben kämpfen und sich von liberal durchsäuerten Kirchen absondern müßten. Es entstand eine bibeltreue Erweckung in den USA, die vor allem baptistische und andere freie Gemeinden ergriff und die später den Namen fundamentalists, also „Fundamentalisten“ bekam. Diese Bewegung vertrat die biblischen Grundsätze, daß mit Verführungslehren kein Kompromiß möglich war, sondern daß sie entschieden zu bekämpfen seien. Sie trennten sich von den liberaltheologisch beherrschten Kirchenverbänden und gründeten eigene, bibeltreue Gemeinden und Vereinigungen.

Das ging anderen Evangelikalen, die bei „ihren“ liberal gewordenen Kirchen bleiben wollten oder eine ökumenische Haltung hatten, zu weit. Man suchte einen „dritten Weg“ zwischen Fundamentalisten und Liberalen, der notwendigerweise ein Kompromißweg war. So entstand seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts die neue evangelikale Bewegung (engl. neo-evangelicals), die sich bewußt von dem entschieden bibeltreuen Weg der fundamentalistischen Bewegung abgrenzte. Diese von der Heiligungsbewegung und pietistischem Gedankengut geprägten Christen wollten einen Kompromißweg gehen. Sie bekannten sich zur Autorität der Heiligen Schrift, aber sie wollten nicht gegen die Bibelkritik kämpfen, sondern mit ihr in einen „konstruktiven Dialog“ eintreten. Das Ergebnis war, daß immer mehr Evangelikale sich selbst für eine, wie sie sagten, „gemäßigte“ Bibelkritik öffneten.

Diese neuen Evangelikalen wollten auch mit Vertretern von Verführungslehren zusammenarbeiten, so vor allem mit der katholischen Kirche und mit den Pfingstlern und Charismatikern. Mit Rom pflegte man ökumenische Kontakte, und mit den Pfingstlern saß man zusammen in der 1942 gegründeten National Association of Evangelicals (NAE), einer Schwesterorganisation der Evangelischen Allianz. Die biblische Absonderung und den Kampf gegen Verführungslehren lehnte man als lieblos und dem Frieden abträglich ab. Auch mit der liberaltheologischen ökumenischen Bewegung pflegte man enge Kontakte und „brüderlichen Dialog“.

Was war das Ergebnis? So wie es das eherne geistliche Gesetz vom Sauerteig voraussagt: „Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig“ (Gal 5,9). Die Bewegung der „modernen Evangelikalen“ wuchs zwar einerseits sehr stark, sowohl zahlenmäßig als auch an politischer Bedeutung in den USA. Die Führer dieser Bewegung wie Billy Graham, Bill Bright (Campus für Christus) oder George Verwer (Operation Mobilisation) waren gesuchte Redner und Buchautoren; sie erreichten Millionen Menschen. Doch zugleich wurde diese Bewegung immer mehr von der Welt vereinnahmt und von Verführungslehren wie der Charismatik und der Bibelkritik unterwandert. Einzelne konservative Sprecher wie Francis Schaeffer und A. W. Tozer warnten vor solchen Fehlentwicklungen, konnten sie aber nicht aufhalten.

So wurde der moderne Evangelikalismus immer mehr zu einer Verführungsströmung, die Millionen Menschen, die sich als „wiedergeborene Christen“ verstehen, in ein unbiblisches Bündnis mit der Welt, der Ökumene und der römischen Kirche steuert. In dieser Bewegung breiten sich, wie u.a. Dave Hunt feststellte, okkultes „positives Denken“, römische Mystik, extremcharismatische Praktiken, New-Age-Lehren, humanistische Psychologie, Offenheit für Yoga und Dialog mit dem Islam weithin aus. Immer deutlicher steuern weite Teile der Evangelikalen hin zur endzeitlichen Welteinheitskirche; der schwache konservative Flügel, der dies nicht möchte, wehrt sich nicht entschieden und ist nicht bereit, sich von dieser Bewegung abzusondern, sodaß er allmählich auf demselben Irrweg mitgezogen wird. Die jüngste evangelikale Modeströmung, die emergente Bewegung, zeigt auf erschreckende Weise, wie der Evangelikalismus dabei ist, alles an verbliebenen biblischen Grundsätzen über Bord zu werfen.

 

Der moderne Evangelikalismus im deutschsprachigen Raum

Im deutschsprachigen Raum sprechen die Kreise der Evangelischen Allianz etwa seit den frühen siebziger Jahren von sich als „den Evangelikalen“. Zuvor war die Allianzbewegung hauptsächlich vom Gedankengut des deutschen Pietismus sowie ein wenig von der Heiligungsbewegung geprägt. Aber die Grundkennzeichen des modernen Evangelikalismus, die Neigung zum Kompromiß mit der Welt und den liberal-ökumenischen Kirchen, die Vorliebe für Dialog und Zusammenarbeit und die Abneigung gegen den biblischen Kampf für den Glauben, fanden sich auch hier schon. Hauptsächlich durch den Einfluß Billy Grahams und durch den Lausanner Kongreß für Weltevangelisation 1974 wurden die deutschen Allianzleute immer internationaler orientiert; man wollte am weltweiten Erfolg der „Evangelikalen“ gerne teilhaben und öffnete sich mehr und mehr den Einflüssen evangelikaler Vordenker aus den USA, was sich auch am immer höheren Anteil übersetzter US-Autoren in deutschsprachigen christlichen Verlagen äußerte.

Von etwa 1970 bis 2000 wurde der Einfluß des modernen Evangelikalismus im deutschsprachigen Raum immer stärker. Förderlich waren hier natürlich auch die bessere Englischkenntnis der jüngeren Prediger und der starke Einfluß der amerikanischen Evangelikalen in der Theologenausbildung. Ansonsten spielte hier nicht zuletzt die erstarkende Charismatische Bewegung eine große Rolle, die immer mehr Einfluß auf evangelikale Kreise ausübte, vor allem durch ihre verführerische „Lobpreismusik“. Vor allem die Öffnung der Evangelischen Allianz für die Pfingst- und Charismatische Bewegung im Jahre 1996 („Kasseler Erklärung“) ist hier ein bedeutsamer Einbruch. Dier Pfingstbewegung, die in Deutschland durch die „Berliner Erklärung“ fast 90 Jahre lang aus der Allianz ausgeschlossen war, wurde nun offiziell anerkannt, was ihren verführerischen Einfluß unter den Evangelikalen massiv verstärkte.

Ein weiterer starker Verführungseinfluß kam durch die US-Gemeindewachstumsbewegung, die über Netzwerke wie „Willow Creek Deutschland“ viele Gemeinden im deutschsprachigen Raum an die neuen Entwicklungen im amerikanischen Evangelikalismus anschloß. Der Einfluß Bill Hybels und Rick Warrens trug mit dazu bei, daß Hunderte von Gemeinden „besucherfreundlich“ umprogrammiert und damit verweltlicht wurden. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts sind die neuen Wellen des amerikanischen Evangelikalismus innerhalb von wenigen Jahren auch im deutschsprachigen Raum gegenwärtig, wie man an der raschen Ausbreitung der neuen missional-emergenten Verführungswelle sieht.

 

Der verkehrte Moralkodex der „evangelikalen Correctness“

Der verhängnisvolle, irreführende geistliche Einfluß der Evangelikalen breitet sich leider auch vielfältig in den wenigen noch verbliebenen entschieden bibeltreuen Kreisen aus. Der Weg der Absonderung und Treue zum Wort Gottes erfordert geistliche Kraft, und bei manchen erlahmt diese Energie; man wird träge, beschreitet den Weg des Kompromisses. Oftmals ist es ein Mangel an persönlicher Heiligung und Christusnachfolge, der solches Abweichen auslöst; nur allzu oft ist auch die Sorge um die junge Generation maßgebend, die man nicht verlieren und durch falsche Zugeständnisse in die evangelikale Richtung „halten“ will. Manchmal markiert auch ein Generationenwechsel in der Führung von Gemeinden und geistlichen Werken einen Einbruch neo-evangelikaler Ideen, wenn die jüngere Generation von Verantwortlichen dieses Gedankengut im Verborgenen aufgenommen hat.

Der Wechsel hin zu modern-evangelikalem Denken wird oft durch Übernahme bestimmter Verhaltensregeln offenbar, die aus der irreführenden Denkweise der modernen Evangelikalen stammen und gegen den biblischen Weg der Absonderung und des Kampfes für die gesunde Lehre gerichtet sind. Unter Berufung auf bestimmte Bibelworte, die sie falsch ausdeuten, greifen solche evangelikalen Sprecher immer wieder konsequent bibeltreue Brüder an und bezichtigen sie, daß ihr Kampf um gesunde Lehre und Absonderung „lieblos“ und „spalterisch“ sei.

 

Das geistliche Ringen um bibeltreue Gemeinden heute

Immer wieder warnt uns die Schrift, daß wir uns vor Irrlehrern und ihren Lehren entschieden abwenden und distanzieren müssen. Wir können sie nicht tolerant als liebe Geschwister in Christus aufnehmen, sondern müssen uns konsequent von ihnen und ihrem verderblichen Gedankengut trennen und absondern. Das haben wir schon gesehen (Röm 16,17: „meidet sie!“; ebenso 1Tim 6,20-21 und 2Tim 2,16-18; 1Tim 6,5: „von solchen halte dich fern!“; 2Tim 3,5: „Von solchen wende dich ab!“).

Dieser Grundsatz wird aber noch an anderen Stellen betont, die uns, besonders die Brüder, die Verantwortung in den Gemeinden tragen, davor warnen, daß wir uns sonst mitschuldig machen und unter Umständen verlieren, was wir erarbeitet haben (2Joh 1,7-10). Auch auf diesen ganzen Bereich der Verführungslehren dürfen wir den wichtigen Grundsatz anwenden, der uns im 2. Korintherbrief so eindringlich vor Augen gestellt wird:

Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«. Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! (2Kor 6,14–17)

Hier wird uns deutlich gesagt, daß es unsere ernste Pflicht ist, uns von allem Bösen, Verderblichen abzusondern und zu trennen, weil der heilige Gott in unserer Mitte wohnen will, weil wir als Gemeinde der heilige Tempel Gottes sind. Wenn wir Irrlehre und Verführung in unserer Mitte dulden, dann wird der Geist Gottes betrübt, und letztlich wird irgendwann der Herr aus unserer Mitte weichen und die vermischte Gemeinde dahingeben.

Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid, und daß der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr. (1Kor 3,16-17)

Angesichts des großen Schadens, der heute durch falsche, verführerische Lehren unter der bluterkauften Herde Gottes angerichtet wird, sind alle Gläubigen, besonders aber die Hirten in den Gemeinden, von Gottes Wort dazu aufgerufen und verpflichtet, einen entschlossenen, beständigen, kompromißlosen Kampf gegen die verführerischen Lehren und alle die zu führen, die sie in der Gemeinde verbreiten – seien es Irrlehrer, falsche Propheten, falsche Apostel und Hirten oder auch sektiererische Menschen, die einer Irrlehre anhängen und sie weiterverbreiten.

Der treue Überrest von Gläubigen und Gemeinden, der heute noch durch Gottes Gnade abgesondert lebt von der wachsenden ökumenischen „Einheitsfront“ katholischer, liberaler, neo-evangelikaler, charismatischer, missionaler und emergenter Gemeinden – dieser treue Überrest kann nur geistlich überleben, wenn er sich wachsam und entschlossen von den heutigen Irrströmungen abgrenzt und mutig seinen Platz „außerhalb des Lagers“ einnimmt.

Diese Absonderung und Wachsamkeit fängt bei der Lehre an, denn die Lehre weist uns die Richtung, in die wir gehen sollen. Der Feind versucht uns, durch Vermischung und falsche Lehren in den Sog der Ökumene und der babylonischen Einheitskirche hineinzuziehen – aber unser Herr will uns durch Seinen Geist stärken, den schmalen Weg der Absonderung und der Treue zu Ihm und Seinem Wort zu gehen. Möge der Herr uns alle aufwecken, damit wir die Gefahren erkennen und uns treu zu unserem Herrn halten!

Nur führt euer Leben würdig des Evangeliums von Christus, damit ich, ob ich komme und euch sehe oder abwesend bin, von euch höre, daß ihr fest steht in einem Geist und einmütig miteinander kämpft für den Glauben des Evangeliums und euch in keiner Weise einschüchtern laßt von den Widersachern, was für sie ein Anzeichen des Verderbens, für euch aber der Errettung ist, und zwar von Gott. (Phil 1,27-28)

Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist. (Jud 1,3)

Denn ein Aufseher muß untadelig sein als ein Haushalter Gottes, nicht eigenmächtig, nicht jähzornig, nicht der Trunkenheit ergeben, nicht gewalttätig, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern gastfreundlich, das Gute liebend, besonnen, gerecht, heilig, beherrscht; einer, der sich an das zuverlässige Wort hält, wie es der Lehre entspricht, damit er imstande ist, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen. Denn es gibt viele widerspenstige und leere Schwätzer und Verführer, besonders die aus der Beschneidung. Denen muß man den Mund stopfen, denn sie bringen ganze Häuser durcheinander mit ihrem ungehörigen Lehren um schändlichen Gewinnes willen. (Tit 1,7-11)

 

 

Weiterführende Literatur:

Rudolf Ebertshäuser: Zerstörerisches Wachstum. Wie falsche Missionslehren und verweltlichte Gemeindebewegungen die Evangelikalen unterwandern. Steffisburg (Edition Nehemia) 3. Aufl. 2015; gebunden, 544 S.

Rudolf Ebertshäuser: Aufbruch in ein neues Christsein? Emerging Church – Der Irrweg der postmodernen Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2008, Taschenbuch, 256 S.

Rudolf Ebertshäuser: Soll die Gemeinde die Welt verändern? Das „Soziale Evangelium“ erobert die Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2014, Taschenbuch, 276 S.

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