Die Warnungen vor der baldigen Entartung der apostolischen Gemeinde

 

Die Apostel selbst erhielten durch den Geist Gottes schon die Gewißheit, daß die biblische Ausrichtung und Einheit der apostolischen Urgemeinde (die schon zur Zeit der Apostel manchen Belastungen ausgesetzt und durch Irrlehren bedroht war), bald nach ihrem Dahinscheiden zerstört werden würde. Das Gericht am Haus Gottes begann schon damals (1Pt 4,17). Der Apostel Paulus spricht die prophetische Warnung aus:
 
So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt hat, um die Gemeinde Gottes zu hüten, die er durch sein eigenes Blut erworben hat! Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu euch hineinkommen werden, die die Herde nicht schonen; und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen in ihre Gefolgschaft. (Apg 20,28-30)
 
Diese Aussage geht weit über die örtliche Situation in Ephesus hinaus; sie beschreibt die Entwicklung, die insgesamt über die apostolischen Gemeinden nach dem Abscheiden der Apostel kommen würde. Die Werkzeuge dieser Entartung würden sowohl von außen eindringende Verführer sein („Wölfe im Schafspelz“ – vgl. Mt 7,15!) als auch Menschen aus dem Kreis der Gemeinden selbst.

Ganz im selben Sinne warnt der Apostel Petrus die Gläubigen vor den bevorstehenden verderblichen Entwicklungen:

 
Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen. Und viele werden ihren verderblichen Wegen nachfolgen, und um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. (2Pt 2,1-2)
 
Die Irrlehrer würden also verdeckt und schleichend arbeiten und ihren Einfluß ausbreiten, um falsche Lehren zu verkünden und um diese Lehren Menschen zu sammeln, und um so Parteigruppierungen (gr. haireseis = „Sekten“ oder sektiererische, falsche Lehren) in die wahre Gemeinde einzuführen.

Zahlreiche andere inspirierte Voraussagen finden wir im NT, die in ähnlicher Weise bezeugen: die rasch aufkommenden verderblichen Entwicklungen in der Urgemeinde waren von Gott vorausgesehen, und die wahren Gläubigen wurden mehrfach davor gewarnt.

 
 
 

Die Entstehung der entarteten Namenschristenheit in Form der Katholischen Kirche

 

Wie es die Apostel vorhergesagt hatten, kam es erschreckend rasch nach dem Ende der Apostelzeit zu einer weitgehenden Entartung der Gemeinde. Dies geschah zunächst dadurch, daß falsche, unbiblische Lehren in den Gemeinden des 2. Jahrhunderts um sich griffen. Solche Lehren hatten schon im 1. Jahrhundert begonnen, Einfluß zu nehmen, wie etwa der Galaterbrief, der Kolosserbrief, der 1. und 2. Timotheusbrief und die drei Johannesbriefe beweisen.

Durch den Dienst der Apostel konnten diese Einflüsse lange Zeit im wesentlichen abgewehrt werden, aber danach brachen die Dämme. Der biblische Glaube, die gesunde Lehre der Apostel, die im Neuen Testament festgehalten ist, wurde beiseitegesetzt; die Gemeinden wurden verführt durch mancherlei heidnische, falschreligiöse Einflüsse, besonders durch den Einfluß der griechischen Philosophie (Kol 2,8). 

 

 

Die geistlichen Hintergründe der Entartung

 
 
Über die geistlichen Hintergründe dieser Entartung, die im Wirken verführerischer Geister liegen, bringt uns ein beachtenswertes Wort aus 1Tim 4,1-3 Licht:
 
Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu genießen, die doch Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen.
 
Hier wird gezeigt, daß das Wirken des Widersachers durch menschliche Instrumente für die Entartung der echten Gemeinde verantwortlich war (vgl. auch Mt 13,28). Einen wichtigen Hinweis auf das zersetzende Wirken falscher Lehrer in der frühen Gemeinde, die im Dienst des Widersachers standen, gibt uns 2Kor 11,1-4.13-15:
 
Möchtet ihr mich doch ein wenig in [meiner] Torheit ertragen! Doch ihr ertragt mich ja schon. Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau Christus zuzuführen. Ich fürchte aber, es könnte womöglich, so wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, auch eure Gesinnung verdorben [und abgewandt] werden von der Einfalt gegenüber Christus. Denn wenn der, welcher [zu euch] kommt, einen anderen Jesus verkündigt, den wir nicht verkündigt haben, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so habt ihr das gut ertragen. (…)

Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die sich als Apostel des Christus verkleiden. Und das ist nicht verwunderlich, denn der Satan selbst verkleidet sich als ein Engel des Lichts. Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich verkleiden als Diener der Gerechtigkeit; aber ihr Ende wird ihren Werken entsprechend sein.
 
Die hier angesprochenen Entwicklungen spielten sich im 2. – 4. Jahrhundert ab, wo die Grundlagen für die entartete katholische Kirche gelegt wurden. Dabei spielten die dämonischen Lehren der Gnosis (1Tim 6,20!) und der Philosophie sowie heidnisch-mystische Irrlehren eine wichtige Rolle, die Askese zur Grundlage einer gefälschten Frömmigkeit machten: Enthaltung von der Ehe und von Speisen (vgl. auch Kolosser 2!).
 
Damit verbunden war die Ausbildung der heidnisch-magischen Sakramentelehre, nach der die „Kirche“ durch bestimmte Handlungen den Menschen das Heil vermitteln könne (Taufe, Abendmahl u. a.).
 

 

Ein anderes Evangelium wird eingeführt

 

Hier wurde in der Tat ein anderes Evangelium in die Gemeinde eingeführt, ein anderer Jesus und ein anderer Geist, und dieser Sauerteig böser Lehre durchsäuerte rasch den ganzen Teig (Gal 5,9):
 
Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Die Überredung kommt nicht von dem, der euch berufen hat! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.
 
Das helle Licht des biblischen Evangeliums wurde mehr und mehr durch Vermischung mit dem mosaischen Gesetz und durch heidnische Lehren verdunkelt. Aus der in der Bibel bezeugten Errettung allein aus Gnade durch den Glauben an Jesus Christus (vgl. Röm 3,19-28) machte die römische Kirche eine unechte, vor Gott nicht gültige „Errettung“, die angeblich nur unter Mitwirkung von „Werken“ und menschlichen „Mittlern“ geschehen könne. Das ist ein anderes Evangelium (Gal 1,6-9) und bringt diese „Kirche“ unter den Fluch!
 
 
 

Die unbiblischen Sakramente der römischen Kirche

 
Unter den verderblichen Entwicklungen, die sich bei der Herausbildung der Katholischen Kirche abspielten, muß besonders das Sakramentverständnis und die Rolle der Priesterschaft hervorgehoben werden. Die biblische Lehre zeigt, daß das Heil voll und ganz durch Christus persönlich dem aus Gnade geschenkt wird, der an den Herrn Jesus Christus glaubt.

Christus selbst vermittelt dem Gläubigen alle geistlichen Segnungen, und der Mensch eignet sie sich persönlich durch den Glauben an die Verheißungen, das Wort Gottes an. Dagegen kam in der römischen Kirche früh die Irrlehre auf, die „geweihten“ Bischöfe und Priester könnten durch bestimmte rituelle Handlungen dem Menschen Heil und Segnungen vermitteln.

Die römisch-katholische Auffassung von den „Sakramenten“ (lat. sacramentum = „Weihe“, also „Weihehandlung“) entspringt den heidnischen Mysterienkulten, in denen den Götzen „geweihte“ Priester bestimmte Ritualhandlungen vollzogen, die dem Anhänger des Kultes „Heil“ und Förderung in seiner Gottesbeziehung vermittelten.

Letztlich entspringt die Auffassung von heilsvermittelnden Sakramenten einem heidnisch-magischen Denken: Die Handlung eines „eingeweihten“, mit „höheren Kräften“ ausgestatteten Menschen bewirkt etwas „Spirituelles“ beim Empfangenden.

Die römische Kirche praktizierte schließlich sieben Sakramente, die in der Regel von ihren Bischöfen oder Priestern „gespendet“ wurden: Taufe und Firmung (= falsche Heilsvermittlung), Bußsakrament (Beichte) und Eucharistie (= falsche Sündenvergebung), Krankensalbung, Eheschließung und Priesterweihe.

 
 
 

Taufe und Eucharistie als die zentralen Verführungssakramente

 
Eine entscheidende Rolle innerhalb der sieben „Sakramente“ der römischen Kirche spielt die „Taufe“. Aus der biblischen, zeichenhaften Glaubenstaufe (Taufe von solchen, die persönlich zum rettenden Glauben gekommen sind) machte die Kirche die rituelle Besprengung des Kleinkindes durch einen Amtsträger („Säuglingstaufe“). Durch die Irrlehre der „Taufwiedergeburt“ wiegt die römische Kirche seit Jahrhunderten ungezählte ungläubige, verlorene Heiden in die trügerische Auffassung, sie seien durch das Sakrament der Taufe „Christen“ geworden und als solche auch gerettet.

Das zweite betrügerische Hauptsakrament der babylonischen Kirche ist die „Eucharistie“ (gr. = „Danksagung“). Die katholische Kirche machte aus dem biblischen Brotbrechen, dem Gedenken an das vollkommene Sühnopfer Jesu Christi, ein heidnisches Sakrament, eine rituelle Opferhandlung, die dem teilnehmenden Kirchenglied angeblich die Sündenvergebung sichert. Der verderblichen Lehre der „Eucharistie“ liegt, was heute viele „Evangelische“ nicht mehr sehen, eine grundlegende Verfälschung der biblischen Erlösungsbotschaft zugrunde.

Aus dem vollkommenen, ein für allemal geschehenen, ewig gültigen Sühnopfer Jesu Christi am Kreuz (vgl. Hebr 7,23-28; Hebr 9,11-15; Hebr 10,11-22) machte die römische Kirche ein ständig zu wiederholendes Opfer, in dem angeblich Christus in der Oblate immer wieder durch menschliche „Priester“ vor Gott geopfert werden müsse, um die Sünden der Christen zu sühnen.

 
 

Die Verleugnung des hohepriesterlichen Werkes Jesu Christi

 
Damit wurde auch das vollkommene Hohepriestertum Jesu Christi geleugnet und durch ein menschliches Priestertum ersetzt, eine verdorbene Mischung aus dem außer Kraft gesetzten jüdischen Priestertum und heidnischen Priestervorstellungen. 
 
Und jene sind in großer Anzahl Priester geworden, weil der Tod sie am Bleiben hinderte; er aber hat, weil er in Ewigkeit bleibt, ein unübertragbares Priestertum. Daher kann er auch diejenigen vollkommen erretten, die durch ihn zu Gott kommen, weil er für immer lebt, um für sie einzutreten. (Hebr 7,23-25)
 
Als aber der Christus kam als ein Hoherpriester der zukünftigen [Heils]-Güter, ist er durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist, auch nicht mit dem Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erlangt. (Hebr 9,11-12)
 
Und jeder Priester steht da und verrichtet täglich den Gottesdienst und bringt oftmals dieselben Opfer dar, die doch niemals Sünden hinwegnehmen können; Er aber hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, das für immer gilt, zur Rechten Gottes gesetzt, und er wartet hinfort, bis seine Feinde als Schemel für seine Füße hingelegt werden. Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden. (Hebr 10,11-14)
 
Der vollkommene, vollständig genügende beständige Hohepriester- und Mittlerdienst des erhöhten Herrn Jesus Christus in den Himmeln wurde von der römischen Kirche mit ihrem „Eucharistieopfer“ verleugnet und umgefälscht zu dem ständig zu wiederholenden menschlichen „Priester- und Mittlerdienst“ der römischen Priesterelite, ergänzt durch den ebenfalls heidnischen „Mittlerdienst“ von Maria und den „Heiligen“.

So entstand Schritt für Schritt das falsche Evangelium der römischen Kirche, das niemanden errettet, sondern die Menschen in Finsternis und Irrglauben hält. Mystik und heidnische Zauberei breiteten sich rasch aus (z. B. der Aberglaube an wunderwirkende Reliquien).

Über die Irrlehrer, die diese Entartung herbeiführten, sagt uns die Schrift auch vieles. In 2. Petrus 2 und im Judasbrief werden sie gekennzeichnet als verdorbene Frevler; sie werden mit Bileam verglichen, dem falschen Propheten, der das Volk Israel in Götzendienst und geistliche Hurerei führte (2Pt 2,15; Jud 11). Sie verursachen Trennungen und sind „natürliche [Menschen], die den Geist nicht haben“ (Jud 19).

 
 

Die Entwicklung zur Klerikerherrschaft über das Laienvolk

 
Parallel zum Vormarsch der Irrlehren kam es auch zur Entartung der geistgewirkten Dienste der Urgemeinde (Älteste/Aufseher, Diakone, Hirten, Lehrer, Evangelisten) in eine heidnischen Elite von „Erleuchteten“ und magischen „Priestern“, die allein berechtigt waren, die „Sakramente“ auszuteilen und damit Heil zu spenden.

Diese antichristliche Elite (später „Klerus“ genannt) entwickelte sich bald zu einem Machtapparat und richtete eine widerbiblische Einmannherrschaft von „Bischöfen“ auf, die zunächst über die örtlichen Gemeinde, später dann auch über Regionen und Länder herrschten. Ein warnender Hinweis darauf findet sich im 3. Johannesbrief (Diotrephes).

Diese Herrschaft von falschen „Stellvertretern Christi“ gipfelte später dann in der Vorherrschaft des Bischofs von Rom über die Gesamtkirche (Papsttum). Manche Ausleger sehen hier einen Bezug zu den „Nikolaiten“ (= „Besieger des Volkes“) in Offb 2,6+15.

 

 

Vermischung und Entartung der apostolischen Gemeinde

 
 
So haben wir unmittelbar nach der apostolischen Urgemeinde des 1. Jh. einen Zustand, in dem Echt und Falsch immer mehr miteinander vermischt waren, wobei das Falsche rasch die Oberhand gewann.

Es gab zweifellos noch zahlreiche echte Gläubige in dieser Zeit, aber das biblische Evangelium der Errettung allein aus Gnade durch den Glauben an Jesus Christus wurde sehr rasch verdunkelt und durch ein anderes Evangelium ersetzt, in dem sowohl Werke als auch Sakramente mit zum Heil beitragen sollten.

Neben den wiedergeborenen Gotteskindern gab es immer mehr Menschen in dieser Kirche, die zwar getauft waren und sich zu Christus bekannten, die aber nicht mehr echte Buße, echten Glauben und die geistgewirkte Wiedergeburt kannten. Sie waren unechte Christen, äußerliche Bekenner, die innerlich immer noch Heiden und Sünder waren.

Dieser völlig unnatürliche Zustand prägte die Entwicklung der Christenheit in den nachapostolischen Jahrhunderten, in denen die „katholische Kirche“ immer mehr Einfluß erlangte.

 

 

Die prophetischen Aussagen in Matthäus 13

 
Wir haben schon erwähnt, daß das Wort Gottes diese Entartung der Christenheit an verschiedenen Stellen und auf verschiedene Weise vorhersagt. Sehr bedeutsam sind hier einige Gleichnisse vom Reich der Himmel in Matthäus 13, in denen der Herr Jesus prophetisch enthüllt, was mit der Christenheit geschehen würde, die sich zwar noch äußerlich zu Christus als dem König bekannte, aber die inwendige Königsherrschaft des Christus (= Wiedergeburt) nicht kannte.
 
Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Reich der Himmel gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht ansetzte, da zeigte sich auch das Unkraut. Und die Knechte des Hausherrn traten herzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen in deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er aber sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan! Da sagten die Knechte zu ihm: Willst du nun, daß wir hingehen und es zusammenlesen? Er aber sprach: Nein! damit ihr nicht beim Zusammenlesen des Unkrauts zugleich mit ihm den Weizen ausreißt. Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte will ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, daß man es verbrenne; den Weizen aber sammelt in meine Scheune!

Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Reich der Himmel gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte. Dieses ist zwar unter allen Samen das kleinste; wenn es aber wächst, so wird es größer als die Gartengewächse und wird ein Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten. Ein anderes Gleichnis sagte er ihnen: Das Reich der Himmel gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und heimlich in drei Scheffel Mehl hineinmischte, bis das Ganze durchsäuert war. (Mt 13,24-33)

 
Das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,24-30) zeigt die Wurzeln der Entstehung von unechten Christen durch falsche, oberflächliche Bekehrungen. Das Gleichnis vom Senfkorn (Mt 13,31-32) weist auf ein unnatürliches, nicht bestimmungsgemäßes Größenwachstum in der Christenheit hin; die „Vögel des Himmels“ sind hier ein Bild dämonischer Geister. Das Gleichnis vom Sauerteig (Mt 13,33-35) deckt das heimliche Wirken der Verführung und Irrlehre auf, die sich immer mehr ausbreitet, bis das Ganze verdorben und entartet ist.
 
 
 

Merkmale der Namenschristenheit

 
Diese äußerliche Namenschristenheit (d. h. eine Christenheit, die nur noch den Namen des Christus trägt und sich äußerlich zu ihm bekennt, Ihn selbst aber weder kennt noch innewohnend hat) wird uns auch in 2 Tim 3,1-5 gezeigt:
 
Das aber sollst du wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, dem Guten feind, Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen; sie lieben das Vergnügen mehr als Gott; dabei haben sie den äußeren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab!
 
Das Grundkennzeichen der Namenschristen ist: Sie haben einen äußeren Schein, eine äußerliche Form von Gottesfurcht und Frömmigkeit – aber sie verleugnen ihre Kraft, die Kraft des Kreuzes, der Wiedergeburt, des Heiligen Geistes! Sie sind „christlich“ – aber sie gehören nicht Christus! Sie sind „gläubig“ – aber sie verleugnen den biblischen, rettenden Glauben an das Lamm Gottes!
 
 
 

Die Aussagen der Johannesbriefe

 
 
Wichtig zum Verständnis der entstehenden Namenschristenheit und der katholischen Kirche sind auch die Aussagen der Johannesbriefe. In ihnen wird vor allem die Irrlehre der Gnosis angegriffen, die einen wichtigen, wenn auch oft untergründigen und verdeckten Einfluß auf die Entartung der Kirche hatte.

Im 1. Johannesbrief wird gezeigt, daß die falschen Christen und ihre Lehrer im Gegensatz zu den wahren Gläubigen die Sünde lieben und in ihr leben (1Joh 1,6+8+10; 2,4; 3,4-10); daß sie die Welt lieben und von ihrer Lust getrieben werden (2,15-17); daß sie die wahren Gläubigen, die „Brüder“, hassen und ermorden wollen (2,9-11; 3,11-12; 4,20). Sie werden als falsche Propheten gekennzeichnet, d. h. als solche, die gefälschte Botschaften und Offenbarungen im Namen des Christus ausstreuen (4,1-6).

Hinter ihnen steht der Geist des Antichristen, der Geist des Irrtums (4,3+6). „Antichristen“ bedeutet solche, die Feinde des wahren Herrn Jesus Christus sind, und zugleich auch solche, die sich „anstatt von Christus“ setzen wollen, wie es die katholische Kirche mit ihrem ganzen System tut.

 
 

Die Sendschreiben der Offenbarung

 
 
Schließlich spielen auch die prophetischen Aussagen in den sieben Sendschreiben der Offenbarung eine wichtige Rolle zum geistlichen Verständnis der Namenschristenheit. Die Verführer in der katholischen Kirche folgten der Lehre Bileams (Offb 2,14): 
 
Aber ich habe ein weniges gegen dich, daß du dort solche hast, die an der Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Anstoß [zur Sünde] vor die Kinder Israels zu legen, so daß sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben. So hast auch du solche, die an der Lehre der Nikolaiten festhalten, was ich hasse.
 
Sie verführten ihre Anhänger zu geistlicher Hurerei, indem sie Götzendienst betrieben und sich in heidnische Mysterien verstricken ließen, die ihre Wurzel in Babylon hatten.

Auch die Frau Isebel, deren Verführung auf derselben Linie liegt (Offb 2,20-23), weist prophetisch auf die Verderbnis der katholischen Kirche hin. Statt der keuschen Braut Christi, der wahren Gemeinde, erscheint nun eine hurerische, zauberische Verführerin auf dem Plan. Über die ganze Namenschristenheit könnte die Aussage geschrieben werden, die der Herr Sardes zuruft (und die vielfach auf die protestantischen Kirchen angewandt wird): „Du hast den Namen, daß du lebst, und bist doch tot.“ (Offb 3,1).

Schließlich läßt sich auch die Aussage über Laodicea auf die abgefallene Namenschristenheit anwenden:

 
Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch heiß bist. Ach, daß du kalt oder heiß wärst! So aber, weil du lau bist und weder kalt noch heiß, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund. Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluß, und mir mangelt es an nichts! – und du erkennst nicht, daß du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt. Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird; und salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen kannst! Alle, die ich liebhabe, die überführe und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße! (Offb 3,14-22)
 
 
 

Die tote Namenschristenheit verfolgt die lebendige Gemeinde

 

Die Entartung der Namenschristenheit und die Herausbildung der katholischen Kirche als einer verderbenbringenden Parteiung (verderbliche Sekte – vgl. 2Pt 2,1) konnte die wahre Gemeinde niemals verdrängen oder ersticken. Der Herr Jesus hatte ja verheißen: „die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18).

Zunächst teilweise sicher innerhalb, später zunehmend außerhalb der entarteten katholischen Kirche gab es zu jeder Zeit wahre Gläubige, die an der Bibel und der apostolischen Gemeindelehre festhielten und das Zeugnis der Wahrheit in einer scheinchristlichen, in Wahrheit finsteren und heidnischen Welt aufrechterhielten.

Zwischen den wahren Gläubigen und den falschen Führern und Lehrern der katholischen Kirche gab es allezeit einen unversöhnlichen geistlichen Kampf. Zu jeder Zeit waren die machtgierigen Beherrscher der entarteten Kirche bestrebt, die wahren Gläubigen durch Verführung auszuschalten oder aber zu verfolgen und ihr Zeugnis zum Verstummen zu bringen, denn es stellte die Sünden und Verderbtheiten der Hurenkirche bloß (vgl. Joh 15,20; Mt 24,9; Lk 21,12; Joh 16,2-4; 2Tim 3,12).

Diese echten Christen wurden als Ketzer verleumdet (wobei es damals sicherlich auch wirklich häretische Gruppen außerhalb der Kirche gab); nach dem 4. Jahrhundert wurden sie von der mächtig gewordenen Weltkirche blutig verfolgt. Wir wissen von einigen solchen Strömungen, besonders von den Waldensern und ihren Vorläufern; bei anderen ist das Andenken in der menschlichen Geschichtsschreibung ausgelöscht, aber Gott kennt sie.

Umgekehrt hielten sich die wahren Gläubigen von der verderbten Weltkirche fern und gingen hinaus von ihr, wenn immer sie es konnten. Die prophetischen Gemeinden Smyrna, Pergamus und Philadelphia beschreiben den Überrest der wahren Gläubigen, die über viele Jahrhunderte weg blutig verfolgt wurden. In der „Synagoge des Satans“ (Offb 2,9; 3,9) kann man durchaus auch eine Anspielung auf die katholische Kirche sehen, die sich ja als wahrer Nachfolger der Juden verstand und mit ihrer Priesterschaft Anleihen beim Judentum genommen hatte.

 

Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus der ausführlicheren Schrift von Rudolf Ebertshäuser Ökumene – wohin führt die Einheit aller Namenschristen?

 

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Weiterführende Literatur:

 

Rudolf Ebertshäuser: Zerstörerisches Wachstum. Wie falsche Missionslehren und verweltlichte Gemeindebewegungen die Evangelikalen unterwandern. Steffisburg (Edition Nehemia) 3. Aufl. 2015; gebunden, 544 S.

Rudolf Ebertshäuser: Aufbruch in ein neues Christsein? Emerging Church – Der Irrweg der postmodernen Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2008, Taschenbuch, 256 S.

Rudolf Ebertshäuser: Soll die Gemeinde die Welt verändern? Das „Soziale Evangelium“ erobert die Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2014, Taschenbuch, 276 S.

 

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