Ende März 2018 veröffentlichte ich auf dieser Webseite meine kritische Untersuchung zu Jeff VanVonderen und seinen Büchern über Ehe und Familie sowie über „geistlichen Mißbrauch“:
Ich bin danach verschiedentlich von Lesern angefragt worden, wie die KfG und Wilfried Plock auf diese Kritik reagiert hätten. Nun, die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. Es gab nach der Veröffentlichung einen Mail-Briefwechsel sowohl mit Wilfried Plock als auch mit den beiden Brüdern aus dem Vorstand der KfG Schweiz.
Unterschiedliche Reaktionen aus Deutschland und der Schweiz
Was die KfG Schweiz angeht, so war der Briefwechsel ziemlich offen und brüderlich, und die beiden verantwortlichen Brüder distanzierten sich von den Büchern VanVonderens und bedauerten, daß er eingeladen worden war. Ihre Stellungnahme dazu können Sie hier nachlesen. Diese Brüder äußerten sich auch dahingehend, daß sie meinen kritischen Artikel zu VanVonderen für eine gute und hilfreiche Arbeit halten, für die sie dankbar sind. Die Brüder haben mit einem gewissen Recht beanstandet, daß ich ihnen meinen Beitrag nicht zuvor zum Lesen gegeben hatte (ich hatte das nur W. Plock angeboten, der bekanntlich ablehnte). Das würde ich aus heutiger Sicht auch tun. Ja, wir müssen alle lernen, mit solchen Fragen geistlich richtig umzugehen.
Was die KfG Deutschland betrifft, so hat ihr Vorstand leider keine eigene Stellungnahme abgegeben, sondern das vollständig Wilfried Plock überlassen. Die Reaktion von Wilfried Plock nun ist aus meiner Sicht bedauerlich ausgefallen. Zunächst verteidigte W. Plock seine Entscheidung, VV einzuladen und seine Bücher herauszubringen. Er mußte zwar zugeben, daß meine Kritikpunkte zutreffend sind, aber er berief sich auf sein Gewissen, das „weiter“ sei als mein „enges Gewissen“, und meinte, daß VVs Bücher so viel Gutes und Wertvolles enthielten, daß die paar Ausrutscher nicht ins Gewicht fielen.
Später nahm er im Rahmen einer KfG-Vorstandssitzung dahingehend Stellung, daß er heute VV nicht mehr einladen würde, aber nicht wegen der von mir angeführten Argumente, sondern weil seine mündlichen Vorträge schwächer gewesen seien als seine Bücher, und weil er nicht gewußt habe, daß VV geschieden und wiederverheiratet war. Aber man muß Stand heute davon ausgehen, daß er die irreführenden Bücher VanVonderens weiter vertreiben will (er hat sich geweigert, mir gegenüber hierzu Stellung zu beziehen).
Bedauerliche Blindheit: Verführern wurde ein Forum gegeben
Der Eindruck bleibt zurück, daß dieser mit großer Verantwortung betraute Bruder einige gefährliche blinde Flecken in seinem geistlichen Urteilsvermögen hat und bereit ist, auch falschen Lehrern und verführerischen Inhalten Raum zu geben. Das wird leider bestätigt durch den Umstand, daß er auch als Schriftleiter der KfG-Zeitschrift Gemeindegründung problematische Artikel von unbiblischen Autoren abdruckte. Ich will hier drei Fälle konkret beim Namen nennen, die mir aufgefallen sind:
Der Artikel »Sieben Todsünden in der Gemeindegründungsarbeit« von Dr. David Garrison (GG 2/13).
Wie W. Plock eigentlich wissen mußte, ist David Garrison einer der führenden Propagandisten der missional-charismatischen Gemeindegründungsbewegungen, die auch David Watson und andere empfehlen. Zumindest hätte Plock die Möglichkeit gehabt, über diesen Autor einiges in meinem Buch Zerstörerisches Wachstum nachzulesen (vgl. 3. Aufl., S. 264-269). Garrison vertritt in seinem Buch extremcharismatische Techniken wie „geistliche Kriegsführung“ und völlig unbiblische Konzepte von „sich selbst multiplizierenden Gemeindegründungsbewegungen“ nach dem Strickmuster der kontextualisierten „muslimischen Jesusjünger“-Bewegungen.
Aus genau diesem Buch entnahm W. Plock einen Auszug, den er etwas umformulierte. Dennoch spiegelt der Artikel immer noch wesentliche Elemente der falschen Gemeindekonzepte von Garrison wieder, und Abdruck kommt einer Empfehlung für das Buch gleich, auch wenn in einer winzigen Fußnote geschrieben stand: „… daß wir nicht mit allem übereinstimmen, was Garrison in seinem Buch oder in anderen Veröffentlichungen dargestellt hat“. Da dies auch im bibeltreuen Bereich immer wieder vorkommen kann, sind solche schwammigen Worte keine ausreichende Warnung vor einem Verführer. Die nichtsahnenden Leser mußten davon ausgehen, daß der Verfasser im wesentlichen gesund sei.
Der Artikel „Geistliche Feinde der Einheit“ von Francis Frangipane (GG 3/17).
Plock druckte auch einen Buchauszug des bekannten amerikanischen Charismatikers Francis Frangipane ab, dessen Artikel ebenfalls noch zahlreiche Spuren seiner verdrehten Lehren widerspiegelt. Frangipane ist ein Irrlehrer, der Verbindungen zum häretischen Latter Rain Movement unterhielt (vgl. http://www.deceptioninthechurch.com/frangipane.html). Ich finde es unverantwortlich, daß W. Plock aus diesem Buch den ihm vertrauenden bibeltreuen Lesern etwas vorsetzt und auch noch „besonders herzlich“ empfiehlt! Auch hier ist die Distanzierung viel zu höflich und nichtssagend („wenn wir auch nicht mit allen Aussagen in diesem Buch konformgehen können“) – aber Klareres hätte Plock ja auch nicht schreiben können, ohne seine eigene Artikelauswahl in Frage zu stellen.
Auch hier wird ein handfester Verführer uns sein schwärmerisches Buch durch einen solchen Abdruck verharmlost und empfohlen. Auch in diesem Artikel finden sich deutliche Spuren der charismatischen Irrlehren des Verfassers: Er spricht vom „Einfluß des Korach-Geistes“; „Der Plan des Absalom-Geistes ist ganz einfach: Murre darüber, daß die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten“; „Gott ruft uns auf, ein Haus des Gebets für die Nationen zu sein, eine geistliche Gemeinschaft, die reif ist und absolut fähig zu sehen, was falsch läuft, die dann aber auch Stellung bezieht, um in der Welt Erlösung freizusetzen“. So etwas sollte in einer Zeitschrift mit bibeltreuem Anspruch nicht veröffentlicht werden.
Der Artikel „Geistlicher Mißbrauch in radikalen christlichen Gemeinschaften“ von Dr. Harald Lamprecht (GG 1/17).
Sehr bedenklich ist m.E. die Veröffentlichung eines Artikels, den der Sektenbeauftragte der Sächsischen Landeskirche und Mitarbeiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) Berlin, über „geistlichen Mißbrauch“ geschrieben hat. Der Artikel enthält durchaus auch richtige Aussagen, faßt aber ähnlich wie das Buch von Johnson/VanVonderen den „geistlichen Mißbrauch“ so weit, daß auch gesunde bibeltreue Christen und Gemeinden mit unter diesen Verdacht fallen können.
Einerseits gibt es berechtigte Kriterien für Mißbrauch wie etwa, wenn ein Führer seine eigene Autorität absolut setzt und als direkt von Gott kommend darstellt, oder wenn das Verlassen der Gemeinde gleichgesetzt wird mit dem Abbruch der Beziehung zu Gott. Andererseits nennt Lamprecht ein Kriterium für Sektenstruktur und Mißbrauch eine deutliche Abgrenzung gegen die „Welt“, die Ablehnung von Kino, Theater oder Fernsehen, oder „Abwertung gegenüber anderen christlichen Gemeinden und Kirchen“. Hiernach wären also alle nicht-ökumenischen Gemeinden „sektiererisch“ und Kandidaten für „Mißbrauch“, ebenso solche, die noch um biblische Heiligung bemüht sind.
Unabhängig von den persönlichen Überzeugungen Dr. Lamprechts, die wir nicht kennen, sollten wir als bibeltreue Christen uns bewußt machen, daß die „Sektenbeauftragten“ der Evangelischen Kirche – zu 99% ungläubige, bibelkritische Theologen – sehr wahrscheinlich bei der Verfolgung bibeltreuer Gemeinden, die in Zukunft bevorsteht, eine wichtige Rolle spielen werden. Sie stellen nicht nur wirkliche Sektenleute wie Ivo Sasek (der natürlich ein Paradebeispiel von echtem geistlichem Mißbrauch ist) als gefährlich dar, sondern tendenziell alles, was sich konservativer als die Evangelischen Allianz versteht. Es ist im Grunde sehr entlarvend, daß dieser kirchliche Theologe das Buch von VanVonderen und Johnson als Autorität zitiert. Ich finde es sehr bedenklich, daß W. Plock einem solchen liberalen Gegner des biblischen Glaubens ein publizistisches Podium geboten hat.
Es ist Sünde, den Schafen des Herrn Verführung vorzusetzen
Es ist insgesamt besorgniserregend, daß sich unter einigen eigentlich einmal bibeltreu geprägten Christen die Meinung durchzusetzen scheint, daß man auch von Irrlehrern und Verführern etwas Gutes lernen, sie empfehlen und einiges von ihren irrigen Ideen übernehmen könne. Doch das ist nach meiner Überzeugung grundfalsch. Solche Vermischung von Lüge und Wahrheit gefällt Gott nicht!
Sprudelt auch eine Quelle aus derselben Öffnung Süßes und Bitteres hervor? Kann auch, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen, oder ein Weinstock Feigen? So kann auch eine Quelle nicht salziges und süßes Wasser geben. (Jak 3,11-12)
Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. (Mt 7,18)
Gottes Wort weist die Lehrer des Wortes und alle Christen an, daß wir unsere Verkündigung lauter und rein halten sollen, so daß sie Gott gefällt:
Denn wir sind nicht wie so viele, die das Wort Gottes verfälschen, sondern aus Lauterkeit, von Gott aus reden wir vor dem Angesicht Gottes in Christus. (2Kor 2,17)
Denn unsere Verkündigung entspringt nicht dem Irrtum, noch unlauteren Absichten, noch geschieht sie in listigem Betrug; sondern so wie wir von Gott für tauglich befunden wurden, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir auch — nicht als solche, die den Menschen gefallen wollen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. (1Thess 2,3-4)
Gegenüber Verführungslehren sollen wir eine klare Stellung einnehmen – wir sollen sie meiden, und konsequent von ihnen fernhalten (vgl. auch 1Tim 6,3-5)
Ich ermahne euch aber, ihr Brüder: Gebt acht auf die, welche Trennungen und Ärgernisse bewirken im Widerspruch zu der Lehre, die ihr gelernt habt, und meidet sie! Denn solche dienen nicht unserem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem eigenen Bauch, und durch wohlklingende Reden und schöne Worte verführen sie die Herzen der Arglosen. Denn euer Gehorsam ist überall bekannt geworden. Darum freue ich mich euretwegen, möchte aber, daß ihr weise seid zum Guten und unvermischt bleibt mit dem Bösen. (Röm 16,17-19)
Ich gebiete dir vor Gott, der alles lebendig macht, und vor Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis bezeugt hat, daß du das Gebot unbefleckt und untadelig bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus, welche zu seiner Zeit zeigen wird der Glückselige und allein Gewaltige, der König der Könige und der Herr der Herrschenden, der allein Unsterblichkeit hat, der in einem unzugänglichen Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann; ihm sei Ehre und ewige Macht! Amen. (…) O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, meide das unheilige, nichtige Geschwätz und die Widersprüche der fälschlich so genannten »Erkenntnis«! Zu dieser haben sich etliche bekannt und haben darüber das Glaubensziel verfehlt. Die Gnade sei mit dir! Amen. (1Tim 6,13-16 + 20-21)
Dias Gebot: „Prüft alles, das Gute behaltet!“ (1Thess 5,21) gilt, wie der Textzusammenhang zeigt, nicht für Irrlehrer und Verführer, sondern für gesunde bibeltreue Verkündiger, die ja alle an bestimmten Punkten auch irren können. Von Charismatikern, Bibelkritikern, Ökumenikern und ähnlichen Verführern sollten wir uns dagegen entschieden fernhalten und ihre Auslassungen konsequent meiden.
Wer das nicht tut, sondern ihre Aussagen vor einem bibeltreuen Publikum ausbreitet, der empfiehlt damit den Schafen des Herrn reißende Wölfe als beachtenswerte Lehrer, und das ist nach meiner Überzeugung eine schwerwiegende Verfehlung für jemand, der Hirtenverantwortung im Volk Gottes trägt – und das gilt auch für alle Bibellehrer und Prediger, für Verleger und Publizisten im Reich Gottes.
Wir alle sind in diesen schweren Zeiten gefordert, wachsam zu sein und anhand der Bibel zu prüfen, was uns vorgesetzt wird – manchmal auch empfohlen von Brüdern mit einem bekannten, guten Namen. Und wir sollten für solche verantwortlichen Brüder ernstlich beten, die sich in Leitungspositionen im Volk Gottes befinden, daß sie bewahrt werden vor Hochmut und Selbstgefälligkeit, vor Abstumpfung des Gewissens und falschen Kompromissen, vor falschen Lehren und geistlichen „blinden Flecken“.
Halte den Weg der Lüge fern von mir und begnadige mich mit deinem Gesetz (od. mit deiner Weisung / Lehre)! Den Weg der Treue habe ich erwählt und deine Bestimmungen vor mich hingestellt. Ich halte fest an deinen Zeugnissen; HERR, laß mich nicht zuschanden werden! (Ps 119,29-31)
Fürsten verfolgen mich ohne Ursache; aber vor deinem Wort fürchtet sich mein Herz. Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute findet. Ich hasse die Lüge und verabscheue sie; dein Gesetz aber habe ich lieb. (Ps 119,161-163)
Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert worden ist. (Jud 1,3)