Ein christlicher Philosoph aus Indien wird zur Zeit auf allen möglichen evangelikalen Treffen als prominenter Redner eingeladen: Vishal Mangalwadi (geb. 1949), der jahrzehntelang als Aktivist für soziale Gerechtigkeit und landwirtschaftliche Reformen in Indien tätig war. Sein 2011 erschienenes Buch The Book that Made Your World: How the Bible Created the Soul of Western Civilization hatte im deutschsprachigen Bereich unter dem Titel Das Buch der Mitte relative große Verbreitung gefunden.
So interessant und aufschlußreich manche Passagen in diesem Buch auch sind, so hat es doch ein schwerwiegendes Defizit: es bezeugt nicht das biblische Evangelium von der ewigen Errettung aus Tod und Gericht durch die Umkehr zu dem Retter, dem Herrn Jesus Christus, sondern ein verwässertes „Soziales Evangelium“, in dem das „Christentum“ gefeiert wird als Ursprung vieler zivilisatorischer Errungenschaften des „westlichen Abendlandes“, die östlichen Ländern wie Indien fehlen. Es müßte manche Christen nachdenklich machen, daß Mangalwadi viele Jahre in Indien auch als politischer Aktivist und Berater indischer politischer Parteien tätig war, wie der Artikel über ihn auf Wikipedia erwähnt (https://en.wikipedia.org/wiki/Vishal_Mangalwadi).
In meiner kritischen Buchbesprechung, die Ende 2015 auf dieser Webseite veröffentlicht wurde, mußte ich deshalb feststellen:
Dennoch liegt diesem Buch ein fataler Irrtum zugrunde, und deshalb wirkt es nicht etwa erhellend für seine Leser, sondern geradezu verdunkelnd und irreführend. Obwohl sich Mangalwadi als evangelikaler Christ bekennt, ist er zutiefst getränkt von den Irrtümern des „Sozialen Evangeliums“, die überall in dem Buch zum Vorschein kommen. Er sieht es als die Mission des Christentums an, die Welt besser und christlicher zu machen, so wie er auch in Indien seine „Mission“ offenkundig in der Verbesserung der Lebensumstände indischer Bauern aus den niedrigen Kasten sah statt in der Ausbreitung des Evangeliums von der ewigen Errettung. Deshalb hatte er offenkundig keine Probleme, eine interreligiöse Gebetsveranstaltung mit dem hinduistischen Gandhi-Aschram abzuhalten (S. 62-64).
Sein Blick auf die Segnungen der Bibel ist fast ausschließlich auf die gesellschaftlichen und kulturellen Wirkungen des Buches der Bücher beschränkt. Das eigentliche Anliegen der Bibel, den sündigen, von Gott abgewichenen Menschen zu einer Herzensumkehr und zur ewigen Errettung zu führen, findet sich bei ihm nur am Rande und sehr blaß. Er ist begeistert von den positiven zeitlichen und irdischen Früchten, die als Nebenprodukt der „christlichen Zivilisation“ anfielen, aber er schweigt von der Nutzlosigkeit dieser „Errungenschaften“ im Hinblick auf die ewige Errettung des Sünders vom göttlichen Gericht. „Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert? Oder was kann der Mensch als Lösegeld für sein Leben geben?“ (Mt 16,26).
Deshalb ist auch Mangalwadis Blick auf diese zeitlichen „Errungenschaften“ einseitig und letztlich irreführend. Er verschweigt in seinem Bemühen, die guten Auswirkungen der Bibel auf das Leben der Menschen zu betonen, daß in der Entwicklung des Westens überall – in den Naturwissenschaften, im Rechtswesen, im Sozialstaat – die biblischen Impulse vermischt wurden mit weltlich-heidnischem Denken. Im Endergebnis bildete sich zwar eine menschlich überlegene Zivilisation heraus, in der die Menschen aufgrund der Beachtung göttlicher Gebote gewisse Segnungen Gottes genossen.
Aber geistlich gesprochen war und ist das „christliche Abendland“ durchgängig eine weltliche, heidnische Zivilisation, die von Unglaube und Ungehorsam, Sünde und Gottlosigkeit geprägt wurde und ihrem Wesen nach Finsternis war und nicht Licht, Reich dieser Welt und nicht Gottesreich. Daher war es nur folgerichtig, was der Autor ausblendet, daß dieses „Abendland“ in seiner historischen Entwicklung die anfänglichen Impulse aus der Bibel immer weiter hinter sich ließ. Mangalwadi übertreibt die positiven Auswirkungen der Bibel und des „Christentums“ und unterschlägt, daß diesem „Christentum“ das Entscheidende fehlt – nämlich der lebendige, rettende Glaube an den lebendigen, auferstandenen Retter Jesus Christus, um den es doch eigentlich geht.
Das Buch und seine Botschaft sind deshalb in den USA und auch im deutschsprachigen Europa hauptsächlich von evangelikalen Kräften begeistert befürwortet worden, die selbst das falsche Evangelium von der sozialen Erneuerung der Welt durch das Christentum verbreiten. So sprach Mangalwadi auf einer Gemeindetagung des „Forums Wiedenest“, und seine Botschaft wird in Idea Spektrum (online-Ausgabe 20. 2. 2017) so zusammengefaßt: „Die Abkehr von der Bibel gefährdet die Stabilität Europas“.
Der Artikel führt aus: „Die Bibel habe Europa die Wahrheit gebracht, weil Jesus Christus die Wahrheit sei, sagte Mangalwadi in einem seiner vier Vorträge. Das habe über Jahrhunderte hinweg in menschlichen Beziehungen, aber auch in Wirtschaft und Politik Vertrauen und Stabilität ermöglicht. Je weniger Menschen sich an der Bibel orientierten, desto mehr zerfielen diese Werte, weil sich die Lüge in allen Lebensbereichen durchsetze.“
Daran ist ja durchaus etwas Wahres, wenn auch der Redner den Einfluß der Bibel in der scheinchristlichen westlichen Welt stark übertreibt. Doch Mangalwadi verkündet solche Dinge im Rahmen einer gefährlichen Verführungslehre, daß es nämlich eine „Rückkehr zur Bibel und biblischen Werten“ geben könne und die Christen darauf hinwirken müßten. Dagegen bezeugt die Bibel selbst, daß in der heutigen Endzeit kurz vor der Wiederkunft unseres Herrn nicht mehr mit einer „christlichen Rückbesinnung“ der Welt zu rechnen ist, sondern daß diese Welt immer rascher und offener ins Antichristentum steuert.
Eine ähnliche Verführung kommt in Mangalwadis Botschaft vor dem „Christlichen Führungskongreß“ in Nürnberg am 23. Februar zum Ausdruck.
Führungspersönlichkeiten sind erfolgreich, wenn sie sich an der Bibel orientieren. Davon ist der indische Philosoph und Bestsellerautor Vishal Mangalwadi (Allalabad) überzeugt. „Sinnen Sie über die Bibel nach und halten Sie sich an ihre Anweisungen“, lautete sein Rat am 23. Februar auf dem Kongress christlicher Führungskräfte in Nürnberg. Die Bibel zeige am Beispiel von Persönlichkeiten wie Abraham und Mose, wie Gott Menschen zu Leitern berufe. Er lasse sie die Last der Verantwortung nicht allein tragen, sondern wirke selbst durch sie. Wie Mangalwadi weiter sagte, verdankt die Welt Deutschland viel, weil es das Heimatland der Reformation sei. Martin Luther (1483–1546) habe durch die Entdeckung des „Priestertums aller Gläubigen“ den Grundstein dafür gelegt, dass heute Menschen weltweit ohne Rücksicht auf ihre Herkunft Zugang zu Bildung hätten. Luthers Ideen hätten den Weg geebnet für Prinzipien wie Volkssouveränität, Demokratie und Menschenrechte.
Die Kirchen in Europa und Amerika forderte Mangalwadi auf, sich wieder stärker mit dem Thema Nation zu beschäftigen. In der Bibel spiele die Frage eine zentrale Rolle, was Nationen groß und stark mache. In der Vergangenheit seien die starken Länder Europas ein segensreiches Vorbild für viele positive Entwicklungen in seinem Heimatland Indien gewesen. „Gott will Nationen zu echter Größe führen“, so Mangalwadi. Deshalb sei unverständlich, warum die moderne Theologie sich nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen wolle. (Quelle: https://www.idea.de/glaube/detail/mangalwadi-orientierung-an-der-bibel-fuehrt-zum-erfolg-100007.html) [Hervorhebungen RE]
Hier sehen wir noch einmal die Verführung, die entsteht, wenn man die Irrtümer des „Sozialen Evangeliums“ übernimmt. „Führungskräfte“ können in dieser bösen Welt nur sehr eingeschränkt nach der Bibel handeln, weil sie sonst rasch abgesetzt werden. Die Bibel bietet keine „Erfolgsrezepte“ für Manager, sondern sie weist uns den Weg zum ewigen Heil in Christus!
Volksouveränität, Demokratie und Menschenrechte sind eben nicht Ergebnisse der Bibel, welche die Souveränität Gottes, Seine Königsherrschaft über die Menschen und die Rechte Gottes verkündet. Die genannten politischen Prinzipien der Moderne erwuchsen vielmehr auf dem Boden des Humanismus und der „Aufklärung“ und wurden maßgeblich durch die blutigen antichristlichen Aufstände der Französischen Revolution im Westen ausgebreitet. Gott will nicht Nationen zu „echter Größe“ führen, sondern Er übt in Bälde ein ernstes und schreckliches Gericht über die Nationen dieser Welt!
Warum toben die Heiden (Nationen) und ersinnen die Völker Nichtiges? Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Fürsten verabreden sich gegen den HERRN und gegen seinen Gesalbten (od. Messias): »Laßt uns ihre Bande zerreißen und ihre Fesseln von uns werfen!« Der im Himmel thront, lacht; der Herr spottet über sie. Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn und sie schrecken mit seinem Grimm: »Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg!« (Psalm 2,1-6)
Die jetzigen Himmel aber und die Erde werden durch dasselbe Wort aufgespart und für das Feuer bewahrt bis zum Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen. Dieses eine aber sollt ihr nicht übersehen, Geliebte, daß ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag! Der Herr zögert nicht die Verheißung hinaus, wie etliche es für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, daß jemand verlorengehe, sondern daß jedermann Raum zur Buße habe.
Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht; dann werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen. Da nun dies alles aufgelöst wird, wie sehr solltet ihr euch auszeichnen durch heiligen Wandel und Gottesfurcht, indem ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt, an welchem die Himmel sich in Glut auflösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden! Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. (2. Petrus 3,7-13)
Es ist traurig, daß auch manche Gläubige aus bibeltreuen Kreisen, die eigentlich das geistliche Unterscheidungsvermögen haben müßten, um solchen Irreführungen zu widerstehen, von dem Sozialaktivisten und Philosophen beeindruckt sind und die zugrundeliegende Irreführung nicht durchschauen. Wir sind als Gläubige nicht berufen, diese sterbende, gottfeindliche Welt „christlich“ zu reformieren, sondern sie als Fremdlinge zu überwinden und daran zu wirken, daß noch etliche sich aus dieser bösen Welt herausretten lassen!
Hier können Sie die erwähnte Rezension von Mangalwadis Werk „Das Buch der Mitte“ lesen
Außerdem finden Sie auf dieser Webseite einige Beiträge zum Thema „Soziales Evangelium“:
Zehn populäre Argumente des Sozialen Evangeliums und die biblische Antwort darauf
Die „Micha-Initiative“: Evangelikale im Einsatz für ein „gerechteres Weltsystem“
Auftrag Weltverbesserung? Die Lehren des „Sozialen Evangeliums“ auf dem Prüfstand