Ob „Gute Nachricht“, „Hoffnung für alle“, „Neues Leben“, „NGÜ“ oder „NEÜ“ – die Bibelübertragungen „in heutigem Deutsch“ sind in den letzten Jahrzehnten immer populärer geworden. Das gilt auch für Gemeinden und Kreise, die sich als „bibeltreu“ und „evangelikal“ verstehen. Vor allem für die Jugend seien solche freien Übertragungen eine wertvolle Hilfe zum besseren Verständnis der Bibel, so wird heute oft argumentiert. Aber auch Erwachsene ziehen die modernen Übertragungen den klassischen wortgetreuen Übersetzungen vor. Sie werden in mancher Predigt oder Bibelstunde wie selbstverständlich angeführt und als „Wort Gottes“ verstanden. Doch ist diese Entwicklung tatsächlich positiv? Vermitteln diese zugegebenermaßen leichter lesbaren Übertragungen wirklich noch Gottes Wort? Sind sie eine Hilfe zum Glauben oder verstellen sie den Menschen den Zugang zu der Wahrheit Gottes?

 

 

Das Wesen des Wortes Gottes und seine angemessene Übersetzung

 

Zur Beantwortung dieser Fragen müssen wir uns darauf besinnen, was die Bibel eigentlich ist. Jeder wirklich gläubige und wiedergeborene Christ erkennt aus der Bibel selbst, daß sie nicht ein zeitlich und kulturell bedingtes Menschenwort darstellt, sondern eine durch Gottes Geist gewirkte Offenbarung der Worte des lebendigen Gottes (vgl. 1Thess 2,13). In der Bibel haben wir die Worte empfangen, die Gott in Seiner Liebe und Gnade an die sündigen, von Ihm entfremdeten Menschen gerichtet hat, damit sie Ihn erkennen und errettet werden. Die Bibel ist eine in ihrer Ganzheit und in jedem einzelnen Wort inspirierte, von Gottes Geist eingegebene göttliche Botschaft (vgl. 2Tim 3,16; 1Kor 2,12-13). Sie ist nicht zeitgebunden und relativ, sondern ewig, überzeitlich und für alle Menschen aller Epochen gültig.

Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet. (2Pt 1,21)

Und der HERR sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund! (Jer 1,9)

Daraus ergibt sich folgerichtig, daß jede Bibelübersetzung diese ewigen, lebenswichtigen, von göttlicher Weisheit eingegebenen Worte, die im hebräischen und griechischen Urtext für uns zuverlässig überliefert wurden, auch möglichst getreu wiedergeben muß. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Sprachen wäre eine mechanisch-wortwörtliche Wiedergabe besonders des hebräischen AT nur schwer zu verstehen; eine gute Übersetzung ergründet die Bedeutung des Originals gewissenhaft und gibt sie dann möglichst eng an die Ursprache angelehnt, aber doch in verständlichem Deutsch wieder. Das ist der Grundsatz der klassischen wortgetreuen Bibelübersetzungen, die alle nach der bewährten Übersetzungsregel vorgingen: „So genau wie möglich, so frei wie nötig“.

Dabei gibt es unterschiedliche Gewichtungen; so ist etwa die alte Elberfelder Übersetzung sehr stark an den Wortlaut des Urtexts angelehnt, wobei die Verständlichkeit und Flüssigkeit des deutschen Wortlauts etwas beeinträchtigt sind, während umgekehrt die Lutherbibel grundsätzlich wortgetreu, aber dennoch freier und nicht so stark an den Originalwortlaut gebunden übersetzt. Die Schlachterbibel verfolgt einen Mittelweg zwischen Luther und Elberfelder und versucht Genauigkeit in wichtigen Passagen mit gut verständlichem Deutsch und einer Bewahrung der klassischen Bibelsprache zu verbinden. Alle diese Übersetzungen binden sich bewußt an den Wortlaut des inspirierten Originals und stimmen deshalb im wesentlichen auch untereinander überein. Auch etwas freiere Übersetzungen wie etwa die „Menge-Bibel“ halten sich immer noch recht nahe an den biblischen Wortlaut.

 

 
Die Auflösung von Gottes Wort in den modernen Übertragungen

 

Wenn wir dagegen die oben genannten modernen Übertragungen genauer untersuchen, so weichen sie vom ursprünglichen Wortlaut des Bibeltextes sowie auch untereinander sehr weit ab. Sie versuchen, lediglich den Gedankengang des Originals nachzuzeichnen, verwenden dabei aber eigene, „zeitgemäße“ Formulierungen, die größtenteils keinen echten Bezug mehr zum eigentlichen Wortlaut des Bibeltexts aufweisen. Ihr Ansatz besteht ja auch darin, die Worte eines Mose oder Jesaja umzuformen und so auszudrücken, wie sie meinen, daß ein moderner Autor des 21. Jahrhunderts geredet haben könnte.

Dabei wird jedoch unterschlagen, daß es nicht um die Worte von Moses oder Jesaja, Paulus oder Petrus geht, als seien diese normale menschliche Verfasser gewesen, sondern es geht bei der Bibel um das Wort Gottes, das die Richtschnur für Glauben und Leben aller wahren Christen ist. Deshalb sind die massiven Abweichungen von den inspirierten Bibelworten und die eigenmächtigen freien Ausdeutungen der modernen Übersetzer so schwerwiegend.

Wie weitgehend diese Abweichungen oft sind, soll ein Beispiel veranschaulichen. Maleachi 3,20 lautet in der Schlachterbibel 2000 so: „Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und Heilung [wird] unter ihren Flügeln [sein]“ In der „Hoffnung für alle“ (2002) heißt diese Stelle: „Für euch aber, die ihr mir die Treue gehalten habt, wird an jenem Tag die Rettung kommen, wie am Morgen die Sonne aufgeht.“ Die „Gute Nachricht“ (1997) übersetzt: „Für euch aber, die ihr mir treu gewesen seid, wird an diesem Tag die Sonne aufgehen. Sie wird euer Recht an den Tag bringen und alle Wunden heilen.“

Es ist bezeichnend für die modernen Übertragungen, daß der biblisch wesentliche Begriff der „Furcht des Herrn“ fast durchgängig verändert und durch andere Begriffe ersetzt wird. Diese Ersatzbegriffe vermitteln nicht den zentralen Gedanken, daß der lebendige Gott zu fürchten ist, daß Ihm unsere Ehrfurcht gebührt. Das ist eine ernstliche Verfälschung des gesamten Glaubenslebens, denn es steht geschrieben: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis“ (Spr 1,7). Dabei gäbe es im Hebräischen durchaus andere Begriffe, wenn Gott „Treue“ statt „Furcht“ gemeint hätte. Die Übertragungen bieten hier gar keine Übersetzung, sondern eine humanistische Verwässerung des Wortes Gottes. Ähnlich sieht es vielfach mit Schlüsselbegriffen wie „Buße“, „Glauben“, „Gnade“, „Heiligkeit/Heiligung“ aus; sie werden durch verflachte, irreführende menschliche Formulierungen ersetzt.

 

 
Das bibelkritische Denken hinter den modernen Übertragungen

 

Hinter den „kommunikativen Übersetzungen“ steht ein Übersetzungskonzept, das auch als „dynamisch-äquivalent“ bezeichnet wird. Demnach seien die Bibeltexte von den kulturellen Umständen ihrer Entstehung bestimmt und für die Menschen ihrer Zeit formuliert worden. Der Bibelübersetzer müsse nun den ursprünglichen Wortlaut bewußt verlassen und danach streben, den Sinn, die zugrundeliegenden Gedanken in heutigen Worten und heutigem Stil auszudrücken, wobei er Begriffe umbenennen, Dinge weglassen oder hinzufügen kann, wenn ihm dies sinnvoll erscheint. Das Ziel sei es, auf den heutigen Leser denselben Eindruck, dieselbe Wirkung zu erzielen, die der ursprüngliche Text auf den damaligen Leser gehabt habe.

Wenn man dieses aus der weltlichen Übersetzungswissenschaft abgeleitete Konzept geistlich und biblisch beurteilt, was ja unsere Aufgabe ist (1Th 5,21), dann entdeckt man rasch, daß ihm eine Verleugnung der wörtlichen Inspiration der Bibel zugrunde liegt. Angeblich komme es nicht auf die (nur zeitbezogenen, relativen) Worte an, sondern bloß auf die „Gedanken“, die dahinter stehen. Die Bibel wird nicht mehr als heiliges Wort Gottes gesehen, sondern als Produkt menschlicher Autoren, die angeblich zeitbedingt geschrieben haben. Die modernen Übertragungen sind also durch ihren Übersetzungsansatz objektiv von der glaubenszerstörenden Bibelkritik geprägt, auch wenn sie z. T. einen evangelikalen Anspruch haben.

Das zeigt sich auch darin, daß ihre Urheber vielfach den Wortlaut der heiligen Schriften kritisieren und herabsetzen: dieser sei „für den heutigen Menschen unverständlich“, „dunkel“, „ein Hindernis für den Glauben“. Doch für den gläubigen Christen ist die Bibel das ewige, geistgewirkte Wort Gottes, das durch das Wirken des Geistes Gottes das Herzen der Menschen überführen, erleuchten und zur Buße leiten kann, weil es Geist und Leben ist. Gerade das getreu übersetzte Wort Gottes hat die Kraft, Menschen zur Errettung zu führen!

Diese Kraft fehlt den Übertragungen, die aus bloßen Menschenworten bestehen. Sie können ihre Leser auch nicht vor der heute so einflußreichen liberaltheologisch-ökumenisch-charismatischen Verführung bewahren; sie enthalten uns das wahre Evangelium und die gesunde Lehre vor, die wir heute, in der Endzeit, mehr denn je brauchen. So kann man diese freien Übertragungen grundsätzlich nicht für das Bibellesen empfehlen (auch wenn es unter ihnen noch einmal Abstufungen der Unzuverlässigkeit gibt, bis hin zu der bibelkritisch und ökumenisch ausgerichteten „Guten Nachricht“). Erst recht zu verwerfen sind die „Volxbibel“ und die feministische „Bibel in gerechter Sprache“, die sich zu gotteslästerlichen Äußerungen und offenen Verfälschungen der Heiligen Schrift versteigen.

 

 
Wir sollten die Liebe zum Wort Gottes fördern

 

Wir tun gut daran, uns an die bewährten wortgetreuen Übersetzungen zu halten, die das Wort Gottes unverfälscht und deutlich wiedergeben, sodaß die Seele sich davon nähren und unser Geist dadurch erleuchtet und gestärkt werden kann. Wir sollten diese bewährten Übersetzungen, wie etwa die Lutherbibel und die Schlachterbibel, auch weiterempfehlen und an Ungläubige weiterschenken. Gerade den jungen Menschen sollten wir nahebringen, wie wichtig es ist, eine wortgetreue Bibel zu lesen und darin zu forschen, auch wenn sie zunächst schwerer zu verstehen ist. In der Schlachterübersetzung 2000 haben wir uns bemüht, durch einen verständlichen Wortlaut und Erklärungen den Zugang für Jüngere und Fernstehende zu erleichtern, ohne die Worttreue aufzugeben.

Das göttlich eingegebene Wort der Schrift hat Ewigkeitsgültigkeit und geistliche Kraft! Gerade in diesen herausfordernden Tagen sollten wir tiefer und mehr über die Heilige Schrift nachsinnen, das uns anvertraute kostbare Bibelwort eifrig studieren und dann auch in unserem Leben befolgen. „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Mt 24,35); „Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt gar nichts. Die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und sind Leben“ (Joh 6,63).

 

 

Hinweis auf weitere Informationen:

 

Ausführlichere Informationen zum Thema „Moderne Bibelübersetzungen“ enthält das Buch des Verfassers: Gottes Wort oder Menschenwort? Moderne Bibelübersetzungen unter der Lupe, Steffisburg (Edition Nehemia) 3. Aufl. 2016.

Dieses Buch können Sie bei Ihrem christlichen Buchhändler bestellen. Sie erhalten es u.a. für die Schweiz bei der Edition Nehemia, für Deutschland und Österreich bei der Versandbuchhandlung Samenkorn.

Wer andere, vor allem jüngere Christen auf die Verfälschungen in den modernen Übertragungen aufmerksam machen will, kann dazu die Broschüre Moderne Bibelübersetzungen unter der Lupe. Von der „Guten Nachricht“ zur „Volxbibel“ weitergeben, in der sich zahlreiche Beispiele aus Übertragungen und Argumente für wortgetreue Bibeln finden. Sie kann kostenlos angefordert werden beim ESRA-Schriftendienst, Postfach 1910, 71209 Leonberg.