Neben dem kindlichen Gebet der Demut und Schwachheit, das in erster Linie ein Bitten und Flehen ist, gibt es nach meiner Erkenntnis noch einen weiteren Aspekt des Gebets, der mit unserer Stellung in Christus verbunden ist, und dieses Gebet möchte ich das kämpferische, sieghafte Gebet im Namen Jesu Christi nennen. Daß es so etwas vom Wort Gottes her gibt, sehen wir z.B. an Epaphroditus, von dem gesagt wird, daß er „allezeit in den Gebeten für euch kämpft“ (Kol 4,12; vgl. auch Röm 15,30). Dieses kämpferische Gebet in Vollmacht hat zu tun mit den Anliegen des Reiches Gottes, mit dem Vorangehen des Evangeliums und dem Bau der Gemeinde, die von den Pforten des Totenreiches nicht überwunden werden kann. Es geht um die Verherrlichung Gottes, um die Offenbarwerden der Allmacht und Gnade Gottes entgegen allen Widerständen der Finsternis.

Diese Art zu beten ist immer nur ein Teilbereich unseres vielfältigen Gebetslebens; wir wollen sie nicht überbetonen, auch wenn wir sie hier besonders ausführlich darstellen. Das tun wir vor allem deshalb, weil sie in Gefahr ist, eher vernachlässigt zu werden. Sie ist vor allem wichtig für Diener des Herrn, die sich in verantwortlicher Stellung, sozusagen in der Frontlinie der Evangeliumsverbreitung und des Gemeindeaufbaus befinden.

 

 

1. Das siegreiche Gebet und unsere Stellung in Christus

 

Das sieghafte, vollmächtige Gebet im Namen Jesu Christi ist auf besondere Weise verbunden mit unserer Stellung in Christus als Söhne Gottes, die Erben Gottes und Miterben des Christus sind. Es ist das Gebet, das wir im geistlichen Jünglingsstadium erlernen sollten, es entspricht dem jungen Mann in Christus: „Ich habe euch geschrieben, ihr jungen Männer, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt (1Joh 2,14).

Solches Gebet erfordert in der Regel eine gewisse geistliche Reife, ein Bewußtsein unserer Stellung in Christus, gefestigte Heilsgewißheit und den biblischen Umgang mit der geistlichen Waffenrüstung nach Epheser 6, wie wir im Teil I gesehen haben.

Es ist nicht unbedingt ratsam, offensiv in dieser Weise zu beten, wenn man noch sehr ungefestigt oder aber psychisch und geistlich labil ist, denn solches Gebet führt an die Frontlinie des geistlichen Kampfes, wo auch Geschosse fliegen und verwunden können. Auch wenn der Gläubige noch in gewissen Sünden verstrickt ist, sollte er das erst einmal bereinigen, bevor er sich so engagiert.

Das kleine Kind, der Unmündige ist sich seiner Stellung und Vorrechte noch nicht bewußt, auch nicht der geistlichen Kämpfe des Dienstes für Gott oder der Widerstände des Teufels. Diese Erkenntnis kommt mit der Reife und dem Wachstum. Zum einen erwächst sie aus dem Dienst für den Herrn, der Widerstände hervorruft, wenn er vollmächtig ist.

Zum anderen ist sie das Ergebnis vertiefter geistlicher Einsicht, daß wir als Kinder auch Söhne Gottes sind. Sohnschaft hat mit Verantwortung und Erbe zu tun. Wir sind mündig gewordene Söhne (vgl. Gal 4,1-7), die Gott in Seine Ratschlüsse einführt und zum Dienst gebrauchen will, die Er ausbildet als künftige Mitregenten mit Christus, als solche, die Sein Reich auszubreiten berufen sind.

Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, daß ihr euch wiederum fürchten müßtet, sondern ihr habt den Geist der Sohnschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis zusammen mit unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Wenn wir aber Kinder sind, so sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes und Miterben des Christus; wenn wir wirklich mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm verherrlicht werden. (Röm 8,15-17; vgl. Gal 4,6-7)

 

 

Das vollmächtige Gebet und unsere Sohnesstellung in Christus

 

Das siegreiche Gebet in Vollmacht ist verbunden mit der jetzigen Stellung des erhöhten und verherrlichten Sohnes Gottes, der nach Seinem Opfertod siegreich auferstanden ist und in Seiner Auferstehung die Welt, die Sünde, den Satan und den Tod endgültig und völlig besiegt hat. Nunmehr ist unser Herr und Retter verherrlicht und sitzt zur Rechten Gottes als der Sieger, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist (Mt 28,18). Darauf beruft und stützt sich das kämpferische Gebet der Jünglinge, die gelernt haben, den Bösen zu überwinden und die Verheißungen des Wortes beständig zu ergreifen.

Dieser (Christus) ist seit seiner Himmelfahrt zur Rechten Gottes; und Engel und Gewalten und Mächte sind ihm unterworfen. (1Pt 3,22)

Die (Macht) hat er wirksam werden lassen in dem Christus, als er ihn aus den Toten auferweckte und ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen [Regionen], hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in dieser Weltzeit, sondern auch in der zukünftigen; und er hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt … (Eph 1,20-23)

Er (Gott, der Vater) hat uns errettet aus der Herrschaft der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden. Dieser das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist. Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alles ist durch ihn und für ihn geschaffen … (Kol 1,13-16)

Denn in ihm (Christus) wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid zur Fülle gebracht in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt ist. (Kol 2,9-10)

Diese Sieges- und Herrscherstellung unseres Herrn, der zugleich das erhöhte Haupt der Gemeinde im Himmel ist, gibt uns das Anrecht (oder Vollmacht, gr. exousia), für den Sieg Seiner Sache, Seines Namens, Seiner Gemeinde im Kampf gegen die Widerstände der Finsternis und der sündigen Menschen zu beten. Wenn wir durch Christus mehr als Überwinder sind, weit überwinden durch den, der uns geliebt hat, dann betrifft das auch Engel und Mächte und Gewalten, und dieses Überwinden findet seinen Ausdruck auch in sieghaftem Gebet (Röm 8,37-39).

 

 

Das siegende Gebet im Namen Jesu Christi

 

Hier sehen wir eine tiefere Bedeutung des Betens im Namen Jesu Christi. Als Söhne Gottes in Christus sind wir uns unserer geistlichen Stellung in Christus zunehmend bewußt. Wir wissen und rechnen im Glauben damit, daß wir mit Christus gekreuzigt, gestorben, begraben und zu neuem Leben auferweckt sind (vgl. Gal 2,20; Röm 6,3-11; Eph 2,4-10; Kol 2,9 – 3,4). Ja, wir sind auch mit Christus in die himmlischen Regionen versetzt, wo Er thront und regiert (Eph 2,6). Wir sind ein Geist mit unserem erhöhten Herrn (1Kor 6,17), und unser Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott (Kol 3,3).

Andererseits sind wir der Leib des Christus auf Erden, berufen, unserem Herrn im Geist zu dienen und unter Seiner Leitung, in Seinem Auftrag und Namen, zu handeln, zu verkünden, Verlorene zum heil zu rufen, Gemeinde zu bauen – und dies alles mit unseren Gebeten vorzubereiten und zu begleiten.

Christus ist in uns und wohnt in der Mitte der Seinen, wenn sie sich zum Dienst und zum Gebet vereinen. Darauf hat der Herr sogar eine spezielle Verheißung gelegt, und deshalb ist das kämpferische Gebet von besonderer Durchschlagskraft, wenn es von mehreren gemeinschaftlich und einmütig gebetet wird:

Weiter sage ich euch: Wenn zwei von euch auf Erden übereinkommen über irgendeine Sache, für die sie bitten wollen, so soll sie ihnen zuteilwerden von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte. (Mt 18,19-20)

Aufgrund unserer Stellung in Christus, die wir lernen dürfen im Glauben einzunehmen, dürfen wir in der Autorität und dem Auftrag des Herrn Jesus beten, so als ob Christus selbst durch uns betet. Wenn wir uns ganz der Führung unseres Herrn im Gebet überlassen, können wir gewissermaßen in Anlehnung an Galater 2,20 sagen: „… und nun bete ich, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus betet in mir und durch mich“. Das geschieht in dem Maß, wie wir, geleitet durch den Heiligen Geist, in unseren Anliegen und Gebeten eins werden mit unserem Herrn, der in uns wohnt, und Seine Anliegen auf Seine Weise vor Gott bringen.

Das bedeutet auch, daß wir ganz in den Linien und aufgrund der Aussagen und Verheißungen des Wortes Gottes beten, insbesondere der Lehren des Christus, die wir im Neuen Testament finden.

Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zuteilwerden. Dadurch wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet. (Joh 15,7-8)

Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit der Vater euch gibt, was auch immer ihr ihn bitten werdet in meinem Namen. (Joh 15,16)

Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was auch immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er wird es euch geben! Bis jetzt habt ihr nichts in meinem Namen gebeten; bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude völlig wird! (Joh 16,23-24)

 

 

Das Gewicht unserer Gebete vor Gott

 

Auf diese Weise trägt unser Gebet, wenn es im Geist und in Seinem Namen geschieht, die ganze Autorität und Vollmacht des siegreichen Herrn Jesus Christus in sich, der gekrönt mit Herrlichkeit zur Rechten des Vaters thront und alle Macht im Himmel und auf Erden hat. So beruft sich das Gebet im Namen des Herrn Jesus Christus auf das vollbrachte Werk des Herrn, auf Seinen Auferstehungssieg und Seine Autorität zur Rechten Gottes, und das gibt ihm siegreiche Kraft. Von einem solchen Gebet dürfen wir im Glauben fest erwarten, daß es erhört wird und daß Gott uns das geben wird, worum wir bitten.

Nun betet ja unser erhöhter Herr Jesus Christus ebenfalls ohne Aufhören für die Seinen als unser Fürsprecher und Hoherpriester (vgl. Röm 8,34; 1Joh 2,1; Hebr 7,25), und man könnte meinen, damit sei unser schwaches Gebet unnötig. Zudem ist Gott ja souverän und allmächtig; Er kann ja ohnehin tun, was Ihm wohlgefällt. Wozu noch unser Gebet?

Aber in den Regierungswegen Gottes hat unser Gebet einen ganz bestimmten Platz, den die himmlische Fürsprache des Herrn Jesus nicht überflüssig macht. Aus Gründen, die uns nicht völlig offenbar sind, möchte Gott, daß Menschen auf der Erde Ihn im Namen Seines Sohnes anrufen und Bitten, Gebete und Fürbitten vor Ihm darbringen in bezug auf die ungläubigen Menschen auf der Erde und in bezug auf einzelne Kinder Gottes, auf die Gemeinde Gottes und auf das Werk Gottes, das auf der Erde stattfindet.

Dieses Gebet von Menschen, erlösten Menschen auf der Erde, das zum Himmel aufsteigt, ist vor Gott wohlgefällig und hat Gewicht, damit Regierungswege des göttlichen Gerichts in Gnadenhandlungen umgewandelt werden, damit Gottes Gnade das böse Wirken der Sünde und des Fürsten dieser Welt in vielen Menschenleben und Situationen überwindet und Siege für den herrlichen Retternamen JESUS errungen werden.

Vielleicht hat das auch mit einem Umstand zu tun, der uns nur andeutungsweise, vor allem im Buch Hiob, geoffenbart wird: Der Widersacher, Satan, der Verkläger, appelliert offenkundig beständig an die Gerechtigkeit Gottes, um Gericht über sündigende Menschen zu fordern und das Wirken der Gnade zu hindern.

Und hier gebraucht Gott in Seiner Weisheit und Souveränität die Fürbitte und das Gebet begnadigter Menschen auf der Erde, die den Namen Jesus kennenlernen und durch Ihn Errettung erfahren durften, um der Gnade gegen das Gericht Raum zu schaffen und die todbringende Macht der Sünde zu besiegen durch die Macht der Gnade, wie geschrieben steht:

Denn wenn infolge der Übertretung des einen der Tod zur Herrschaft kam durch den einen, wie viel mehr werden die, welche den Überfluß der Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus! Also: Wie nun durch die Übertretung des einen die Verurteilung für alle Menschen kam, so kommt auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung, die Leben gibt.

Denn gleichwie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern gemacht worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten gemacht. Das Gesetz aber ist daneben hereingekommen, damit das Maß der Übertretung voll würde. Wo aber das Maß der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. (Röm 5,17-21)

Auch wenn wir nicht alle verborgenen Zusammenhänge verstehen mögen, eines ist sicher: Unser großer, allmächtiger Gott fordert uns auf zum ernstlichen Gebet; Er verheißt uns Erhörung und ganz konkrete Auswirkungen unserer Gebete, und er lehrt uns, was siegreiches Gebet beinhaltet, welche Rolle unsere Stellung in Christus, unsre Stellung als Söhne Gottes dabei spielen, und es liegt an uns, dem Folge zu leisten und zu Betern zu werden, durch die der Allerhöchste Seine Ratschlüsse und Sein Werk vorantreiben kann.

 

 

2. Das siegreiche Gebet überwindet die Angriffe der Finsternis

 

Wir tun unseren Dienst der Evangelisation und des Gemeindebaus in einer finsteren, von Sünde verseuchten, von dem Teufel als Fürst dieser Welt beherrschten Umgebung; das haben wir im Teil I ausführlich dargestellt. Dieser Umstand macht unser Gebet zu einer beständigen Notwendigkeit; ohne Gebet würden wir kläglich scheitern und müßten das Feld räumen, anstatt uns zu behaupten (Eph 6,13).

Um Breschen zu schlagen in die Festungen und Bollwerke der Sünde und der geistlichen Finsternismächte, möchte Gott das Gebet der Söhne Gottes in Christus gebrauchen, die im Glauben den Sieg des Herrn Jesus und den Sieg, die überströmende Macht der Gnade verkünden und im Gebet sich darauf berufen, um der Gnade Bahn zu brechen und dem Feind Niederlagen zu bereiten.

 

 

Gebet für Belastete

 

In diesen Bereich fällt auch das Gebet für dämonisch belastete Menschen, in erster Linie für Ungläubige. Solche Menschen treffen wir in der Evangelisation und auch im Gemeindebau immer wieder an, gerade in der heutigen Zeit. Hier dürfen wir ein Wort auf uns anwenden, das unser Herr Seinen Jüngern sagte, als sie in Israel Dämonen austrieben:

Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen! Da sprach er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Siehe, ich gebe euch die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch in irgendeiner Weise schaden. Doch nicht darüber freut euch, daß euch die Geister untertan sind; freut euch aber lieber darüber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind. (Lk 10,17-20)

Dabei wollen wir betonen, daß die Dämonenaustreibungen der Apostel ein Wunderzeichen des Messias in Israel und in der apostolischen Anfangszeit der Gemeinde war. Wir sind nicht berufen, Dämonen aus Ungläubigen auszutreiben und schon gar nicht, dies bei Gläubigen zu versuchen, die gar nicht von Dämonen besessen, sondern nur belastet sein können. Ein Ungläubiger ist ja, solange er nicht bekehrt ist, unter der Herrschaft der Finsternis; wen er sich bekehrt, dann müssen die bösen Geister ohnehin weichen. So beten die Diener Gottes dafür, daß diese Menschen nicht vom Feind abgehalten werden dürfen, umzukehren und den Herrn anzunehmen.

Wir sind auch nicht berufen, Dämonen oder gar den Satan anzusprechen und mit ihnen zu reden, wie dies einige verführte Anhänger des „Befreiungsdienstes“ tun.[1] Unser Gebet geht zu dem Herrn Jesus, dem Besieger des Widersachers, dem Stärkeren, der dem Starken die Beute wegnahm (Mt 12,28-29; Lk 11,20-22). Wir rufen zum Herrn, daß Er eingreifen und die Werke des Teufels zunichte machen und die Widerstände der Finsternismächte beiseiteräumen möge.

Falls wir mit Gläubigen zu tun bekommen, die unter dämonischen Belastungen leiden (oft als durch charismatische Handauflegungen und „Geisterwirkungen“), sollten die Diener Gottes Fürbitte tun, um das gnädige Eingreifen des Herrn Jesus bitten, der die Mächte der Finsternis unwirksam machen und am Wirken hindern kann, der zur Buße leiten und ganz frei machen kann und wird, wenn die Betroffenen den Weg der Buße gehen.[2] In solchen Fällen sollen die Belasteten selbst sich an den Herrn wenden, ihre Übertretungen vor Ihm bekennen und sich von den Dingen entschieden abwenden bzw. lossagen, die ihre Belastungen verursacht haben. Die Diener Gottes spielen hierbei höchstens eine unterstützende Rolle; sie dürfen sich keinesfalls als Gurus gebärden, die andere „freibeten“ könnten.

Wir sind grundsätzlich durch das Wort Gottes beauftragt, dem Teufel zu widerstehen, und die Verheißung ist, daß er von uns fliehen muß, weil wir dies im Glauben an den vollbrachten Sieg Jesu Christi und im Namen unseres Herrn und Erlösers tun.

Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; dem widersteht, fest im Glauben, in dem Wissen, daß sich die gleichen Leiden erfüllen an eurer Bruderschaft, die in der Welt ist. (1Pt 5,8-9)

So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch; naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid! (Jak 4,7-9)

Dem Teufel widerstehen bedeutet nicht, ihn in schwärmerischer Anmaßung vor der Zeit binden oder in den Abgrund schicken zu wollen; es geht heute darum, ihn dort zurückzudrängen, wo er den Vormarsch der Truppen des Herrn Jesus Christus hindern will.

In diesem Sinn gilt die Verheißung in Vers 19 allen Gläubigen, wenn sie dem Feind widerstehen und im geistlichen Kampf nach Epheser 6 die Angriffe des Widersachers abwehren und den Weg freibeten für ihren Dienst und den Erntefeldzug des Evangeliums. In diesem Sinn dürfen wir auch die Aussage unseres Herrn verstehen: „auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18).

Dem Teufel widerstehen können wir auch auf dem Gebiet der Gedanken. Manchmal sendet er böse, verkehrte Gedanken in unsere Gedankenwelt, die uns verwirren, beflecken oder entmutigen sollen. Böse Gedanken können auch aus unserem eigenen Herzen aufsteigen, aber immer wieder gibt es gedankliche Angriffe, die aus der finsteren Geisteswelt kommen.

Das kann man durchaus unterscheiden, und solche Gedanken gehören nach meiner Erkenntnis zu den „feurigen Pfeilen“, mit denen der Widersacher uns attackiert (vgl. Eph 6,16). Wenn der Feind uns etwa durch anklagende oder böse Gedanken angreifen will, die er in unsere Gedankenwelt sendet, dann können wir so oder ähnlich beten: „Ich widerstehe jetzt diesen bösen Gedanken im Namen Jesu Christi!“, und sie müssen weichen und dürfen uns nicht länger belästigen oder herunterziehen.

 

 

Fasten und Gebet

 

Ein solches kämpferisches Gebet, das die Widerstände des Feindes überwindet, sollte je nach Situation und innerer Führung immer wieder auch von Fasten begleitet sein. Leider ist das Fasten als Unterstreichung und Verstärkung unserer Gebete vielen heutigen Christen weitgehend unbekannt; für manche trägt es durch den Mißbrauch seitens pfingstlerischer und charismatischer Verführer einen gewissen fanatischen Beigeschmack, andere meinen, das sei nur für alttestamentliche Gläubige angebracht gewesen. Doch das ist ein bedauerlicher und folgenschwerer Irrtum.[3] Er führt dazu, daß in vielen Kreisen auch mit bibeltreuer Prägung das Fasten kaum bekannt und sehr unüblich ist.

Unser Herr Jesus lehrte Seine Jünger immer wieder, bei bestimmten Anlässen zu fasten; er sagte etwa: „Wenn ihr aber fastet …“ (Mt 6,16-18), was voraussetzt, daß sie es tun sollten. Er sagte ausdrücklich, daß sie fasten würden, wenn der Bräutigam von ihnen genommen sein würde (Mt 9,15). Unser Herr selbst hat gefastet, und das auch im Zusammenhang einer Auseinandersetzung mit dem Widersacher (Mt 4,2).

Sehr bedeutsam für uns, wenn wir das kämpferische Gebet angesichts von dämonischen Widerständen betrachten, ist die Aussage des Herrn über den hartnäckigen Dämon in dem mondsüchtigen Knaben: „Aber diese Art fährt nicht aus außer durch Gebet und Fasten“ (Mt 17,21). Wir können daraus lernen, daß bei hartnäckigen Angriffen oder Widerständen aus der Finsternis das Fasten auf jeden Fall angezeigt ist.

Aus dem Neuen Testament wissen wir, daß auch die Gläubigen der Gemeinde bei dringlichen und wichtigen Anlässen ihr Gebet mit Fasten verbanden, so bei der Aussendung von Paulus und Barnabas: „Als sie nun dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir Barnabas und Saulus aus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe! Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen.“ (Apg 13,2-3).

Dasselbe geschah bei der Einsetzung von Ältesten in den Gemeinden (Apg 14,23). Der Apostel Paulus empfahl das Fasten auch den Korinthern (1Kor 7,5) und praktizierte es häufig selbst (vgl. 2Kor 6,5; 11,27). Überall auf der Welt haben besonders verfolgte und bedrängte Gläubige das Gebet mit dem Fasten verbunden. Nur bei uns satten und trägen Christen im Westen ist es in Vergessenheit geraten.

Biblisches Fasten bedeutet die bewußte Enthaltung aller Speise als Ausdruck der Demütigung vor Gott, der Trauer über eine Not oder der Dringlichkeit des Gebetsanliegens vor Gott.[4] Das Fasten war zuweilen Ausdruck der Buße und Reue, oft war es aber verbunden mit ernstlichem Gebet, mit dem Suchen von Gottes Angesicht. So finden wir an vielen Stellen im Alten Testament, und die Lehre des NT bestätigt hier nur die des AT.

Das Fasten beim Gebet ist von daher ein Gott wohlgefälliger Ausdruck der Trauer, der Not und der Dringlichkeit unserer Anliegen. Es ist aber keine magisch wirksame Technik, die Gebetserhörungen oder Erfolge garantieren würde, wie manche Charismatiker das lehren, und ein bloß äußerliches, formales Fasten gefällt Gott nicht (vgl. Jes 58,3-5; Jer 14,12; Sach 7,5; Mt 6,16).

Wir finden das Fasten bei der ganzen Gemeinde Israels (Ri 20,26; 1Sam 7,6; 2Chr 20,3; Neh 9,1; Joel 1,14) und bei ausgesandten Gruppen von Gläubigen (Esra 8,21-23), so kann es auch angebracht sein, daß eine ganze Gemeinde oder eine Dienstgemeinschaft Gott mit Fasten sucht. Aber auch einzelne Knechte Gottes suchten den Herrn mit Fasten, so etwa David (1Sam 12,16; Ps 35,13), Jonathan (1Sam 20,34), Nehemia (Neh 1,4) und Daniel (Dan 9,3).

Gott fordert Sein Volk ausdrücklich auf, daß wir in Zeiten der Not vor Ihm fasten (Joel 2,12; 2,15). Diese Dinge sind uns als Vorbilder geschrieben worden und zu unserer Belehrung (vgl. Röm 15,4; 1Kor 10,11; 2Tim 3,16-17), damit wir sie beherzigen! Von daher kann ich nur, auch aufgrund eigener Erfahrung, sehr empfehlen, bei dringenden Nöten und verstärkten geistlichen Kämpfen das Gebet mit Fasten zu verbinden.

 

 

Beispiele des kämpferischen Gebets im Alten Testament

 

Kämpferisches und siegreiches Gebet finden wir auch schon in der Geschichte des Volkes Israel. Dieses auserwählte Volk, dessen Name „Gotteskämpfer“ bedeutet, mußte in seiner ganzen Geschichte zahlreiche gewaltige, erbitterte Kämpfe ausfechten. Das war geistlich bedeutsam, dann hinter den feindlichen Heidenvölkern, die Gottes Volk immer wieder bedrängten, stand das Wirken des Satans und seiner Engelmächte, die die Verwirklichung von Gottes Heilsplänen mit diesem Volk verhindern wollten. Aus diesem Volk sollte ja der verheißene Retter, der Messias, kommen, und deshalb versuchte der Feind alles, um dieses Volk zur Sünde  zu verführen, durch Götzendienst zu verderben oder aber durch seine Diener, die götzendienerischen Heidenvölker, zu schwächen oder auszulöschen.

In diesen Kämpfen wurden die Führer des Volkes, soweit sie treue Diener Gottes waren, immer wieder in Situationen geführt, wo sie in ihren geistlichen Kämpfen zu ernstlichem, kämpferischem Gebet Zuflucht suchen mußten. Ein eindrucksvolles Beispiel von der Wichtigkeit und Macht des siegenden Gebets finden wir im 2. Buch Mose, wo Amalek das Volk Israel überfällt, um es an der Einnahme des Landes zu hindern.

Da kam Amalek und kämpfte gegen Israel in Rephidim. Und Mose sprach zu Josua: Erwähle uns Männer und zieh aus, kämpfe gegen Amalek! Morgen will ich auf der Spitze des Hügels stehen, mit dem Stab Gottes in meiner Hand. Und Josua machte es so, wie Mose ihm sagte, und er kämpfte gegen Amalek.

Mose aber und Aaron und Hur stiegen auf die Spitze des Hügels. Und es geschah, solange Mose seine Hand aufhob, hatte Israel die Oberhand; wenn er aber seine Hand sinken ließ, hatte Amalek die Oberhand. Aber die Hände Moses wurden schwer, darum nahmen sie einen Stein und legten den unter ihn, und er setzte sich darauf. Aaron aber und Hur stützten seine Hände, auf jeder Seite einer. So blieben seine Hände fest, bis die Sonne unterging. Und Josua überwältigte Amalek und sein Volk mit der Schärfe des Schwertes. (2Mo 17,8-13)

Der Sieg der kämpfenden Truppen im Tal hing ab von dem Gebet Moses, von seiner zu Gott erhobenen Hand auf der Höhe des Gebets! Auch hier finden wir den Hinweis, daß kämpferisches Gebet wirksamer ist, wenn mehrere Beter zusammenstehen.

Gerade in der Geschichte Israels gibt es noch manche solche Begebenheiten, wo das Gebet der Männer Gottes eine Schlüsselrolle bei geistlichen Kämpfen spielte. Wir wollen nur an das Gebet Elias auf dem Karmel erinnern (1Kön 18,31-39), das Gebet Hiskias, als Sanherib mit dem Heer der Assyrer Jerusalem bedrohte, und der Herr dieses Heer in einer Nacht vertilgte (2Kön 19,14-35), das Gebet Asas, als die Kuschiter ihn bedrohten (2Chr 14,10), und auch das Gebet Josaphats, als er bedrängt wurde (2Chr 20,3-30).

Eine Ahnung von der geistlichen Dimension solcher Gebetskämpfe finden wir im Buch Daniel. Unmittelbar nachdem Daniel sein ernstliches Gebet für Israel und Jerusalem beendet hat, offenbart ein Engel Gottes diesem treuen Beter etwas von den Vorgängen, die unsere Gebete in der unsichtbaren Welt auslösen können. Zuerst zeigt der Engel, daß Daniels Gebete sofort erhört wurden, auch wenn die Erhörung länger dauert:

Und er sprach zu mir: Daniel, du viel geliebter Mann, achte auf die Worte, die ich jetzt zu dir rede, und nimm deine Stellung ein; denn jetzt bin ich zu dir gesandt! Als er dieses Wort zu mir redete, stand ich zitternd auf. Da sprach er zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn von dem ersten Tag an, da du dein Herz darauf gerichtet hast, zu verstehen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden, und ich bin gekommen um deiner Worte willen.

Aber der Fürst des Königreichs Persien hat mir 21 Tage lang widerstanden; und siehe, Michael, einer der vornehmsten Fürsten, ist mir zu Hilfe gekommen, sodaß ich dort bei den Königen von Persien entbehrlich war. So bin ich nun gekommen, um dir Einblick darüber zu geben, was deinem Volk am Ende der Tage begegnen wird; denn das Gesicht bezieht sich wiederum auf fernliegende Tage! (Dan 10,11-14)

Uns ist der Blick auf die unsichtbare Wirklichkeit der Geisteswelt versperrt, und das ist auch gut so. Doch dürfen wir im Glauben wissen, daß mit uns auch unsichtbare Engel Gottes sind (vgl. Hebr 1,14; Apg 12,5-11), wenn wir dem Herrn dienen und in Kämpfe verwickelt sind, und manchmal wohl auch ganze Heerscharen von Engeln, wie es Elia einst erlebte:

Als nun der Diener des Mannes Gottes am Morgen früh aufstand und hinausging, siehe, da lag um die Stadt ein Heer mit Pferden und Streitwagen. Da sprach sein Knecht zu ihm: O weh, mein Herr! Was wollen wir nun tun? Er sprach: Fürchte dich nicht! Denn die, welche bei uns sind, sind zahlreicher als die, welche bei ihnen sind! Und Elisa betete und sprach: HERR, öffne ihm doch die Augen, damit er sieht! Da öffnete der HERR dem Knecht die Augen, sodaß er sah. Und siehe, der Berg war voll feuriger Rosse und Streitwagen rings um Elisa her. (2Kön 6,15-17)

 

 

Das kämpfende und siegende Gebet in den Psalmen

 

In ganz besondere Weise bieten die Psalmen ein Vorbild des kämpfenden und siegenden Gebets. Sie sind ein lebendiger Ausfluß der großen geistlichen Kämpfe, in denen vor allem David, der Gesalbte Gottes, der von Gott bestimmte König Israels, immer wieder stand. In diesen Kämpfen standen ihm Menschen gegenüber, böse gottlose Menschen, unter ihnen an einem Tiefpunkt sogar sein eigener Sohn Absalom.

Hinter diesen „Männern der Bosheit“ stand aber unsichtbar die böse Geistesmacht des Satans, der das Aufblühen des Volkes Gottes und die Verwirklichung der göttlichen Ratschlüsse im Hinblick auf den Messias verhindern wollte, indem er David, den König nach dem Herzen Gottes, unerbittlich und unermüdlich angriff, ihm Fallen stellte, ihn auf alle Art zu verderben suchte.

Angesichts solcher gewaltiger Kämpfe suchte David immer wieder Zuflucht zum Gebet. In allen Notlagen rief er zum HERRN, zu seinem treuen, gnädigen Gott, der ihn berufen und beauftragt hatte und der allein die Macht hatte, seinen Feinden zu wehren und sie zunichte zu machen. In diesem Kämpfen erkannte und bekannte David immer wieder seine eigene Schwachheit und Ohnmacht, um dann an die Allmacht und Barmherzigkeit seines Gottes zu appellieren, und nie tat er das vergeblich. Der Herr rettete ihn aus allen Nöten und führte ihn immer wieder zum Sieg. Das kommt am eindrücklichsten in dem wunderbaren Lobgesang von Psalm 18 zum Ausdruck (vgl. auch 2. Samuel 22):

Ich will dich von Herzen lieben, o HERR, meine Stärke! Der HERR ist mein Fels, meine Burg und mein Retter; mein Gott ist mein Fels, in dem ich mich berge, mein Schild und das Horn meines Heils, meine sichere Festung. Den HERRN, den Hochgelobten, rief ich an — und ich wurde von meinen Feinden errettet! Die Fesseln des Todes umfingen mich, die Ströme Belials schreckten mich; die Fesseln des Totenreiches umschlangen mich, es ereilten mich die Fallstricke des Todes. In meiner Bedrängnis rief ich den HERRN an und schrie zu meinem Gott; er hörte meine Stimme in seinem Tempel, mein Schreien vor ihm drang zu seinen Ohren. (…)

Er streckte [seine Hand] aus von der Höhe und ergriff mich, er zog mich aus großen Wassern; er rettete mich von meinem mächtigen Feind und von meinen Hassern, die mir zu stark waren. Sie hatten mich überfallen zur Zeit meines Unglücks; aber der HERR wurde mir zur Stütze. Er führte mich auch heraus in die Weite; er befreite mich, denn er hatte Wohlgefallen an mir. (Ps 18, 1-7.17-20)

Als David zurückschaut auf die vielen Kämpfe, in denen sein Glaube sich bewährend mußte und der Herr ihn bewahrt und errettet hatte, bekennt er:

Ja, du zündest meine Leuchte an; der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht; denn mit dir kann ich gegen Kriegsvolk anrennen, und mit meinem Gott über die Mauer springen. Dieser Gott — sein Weg ist vollkommen! Das Wort des HERRN ist geläutert; er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen. Denn wer ist Gott außer dem HERRN, und wer ist ein Fels außer unserem Gott?

Gott ist es, der mich umgürtet mit Kraft und meinen Weg unsträflich macht. Er macht meine Füße denen der Hirsche gleich und stellt mich auf meine Höhen; er lehrt meine Hände kämpfen und meine Arme den ehernen Bogen spannen. Du gibst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stützt mich, und deine Herablassung macht mich groß. Du machst mir Raum zum Gehen, und meine Knöchel wanken nicht. Ich jagte meinen Feinden nach und holte sie ein und kehrte nicht um, bis sie aufgerieben waren; ich zerschmetterte sie, daß sie nicht mehr aufstehen konnten; sie fielen unter meine Füße. (Ps 18,29-39)

Von diesen Gebeten der Psalmen können wir als gläubige Christen sehr viel lernen, können viele Verse ganz wörtlich beten, wenn wir in geistlichen Bedrängnissen und Kämpfen stehen; nur wollen wir dabei beachten, daß wir auf dem Boden der Gnade nicht um das Verderben unserer Feinde beten sollen, wohl aber um deren Niederlage, wo sie Gottes Wirken entgegenstehen.

Wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut und werden deshalb in diesen Psalmen die geistliche Dimension der Kämpfe sehen statt der vordergründigen Dimension menschlicher Widersacher. Aber der sieghafte Glaube, das Vertrauen auf den Herrn, der mächtig ist im Streit gegen die Finsternisfürsten, ist ganz vorbildlich für uns, umso mehr, als wir unser Gebet auf die vollere Offenbarung dieser Herrlichkeit und Siegesmacht des Herrn Jesus stützen können.

In diesem Sinne können uns die Gebete etwa in Psalm 7; Psalm 17; Psalm 27; Psalm 31; Psalm 37; Psalm 55-57; Psalm 64; Psalm 94; Psalm 140-144 und viele andere uns ermutigen, selbst in unseren geistlichen Kämpfen den Herrn zu suchen und von Ihm Stärkung und Hilfe zum Überwinden zu erbitten.

 

 

3. Wesen und Voraussetzungen des vollmächtigen Gebets

 

Unser kämpferisches Gebet sollte nüchtern und biblisch gegründet sein; wir können nicht, wie es charismatische Schwärmer meinen, die Herrschaft des Teufels komplett „wegbeten“ oder eine weltweite Massenerweckung „herbeibeten“. Es geht nicht, wie bei manchen Charismatikern, um magische „Proklamationen“ und „positive Bekenntnisse“; es geht nicht darum, daß der schwärmerische „vollmächtige Beter“ nun selbst „gebieten“, „herrschen“ oder „in Existenz sprechen“ könnte. Vielmehr geht es um ein nüchternes Bitten, einen glaubensvollen Appell an Gott und den Herrn Jesus, Seine Macht und Gnade wirksam werden zu lassen, damit das Evangelium noch Fortschritte macht und die Gemeinde noch erbaut werden kann.

Als Söhne dürfen wir den vollbrachten Sieg des Herrn Jesus Christus im Gebet bekennen und den Herrn anrufen, daß Er handeln und Seinen Namen verherrlichen möge durch Wirkungen Seiner Gnade und Seines Geistes. Wir dürfen auch beten, daß Er die irdischen Obrigkeiten noch lenken möge (1Tim 2,1-3) und das Böse, Antichristliche noch aufhalten möge – in dem Bewußtsein, daß das vom prophetischen Wort Vorhergesagte kommen muß, einschließlich des Abfalls der Namenschristenheit und des Auftretens des antichristlichen „Menschen der Sünde“ (2. Thessalonicher 2), daß aber Gott dennoch, solange die Gemeinde noch nicht entrückt ist, aufhaltend und segnend wirken kann.

Voraussetzung für ein solches Gebet in Vollmacht ist, daß wir selbst Gottes Allmacht und der Autorität des Herrn Jesus Christus uns völlig unterwerfen und nicht in Auflehnung oder Ungehorsam gegen Gott leben. Nur der Gehorsam verleiht Vollmacht; nur wer sich Gott ganz unterwirft und Seinem Wort gehorcht, kann vollmächtig beten. „Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was ich sage?“ (Lk 6,46; vgl. Mt 8,9; Apg 5,32). Durch Ungehorsam und Auflehnung verliert der Beter seinen Schutz und setzt sich den Angriffen des Feindes aus; seine Gebete verlieren auch ihre Kraft und Erhörlichkeit.

Das bedeutet konkret, daß die Beter sich auch menschlicher Autorität unterordnen und nicht in Auflehnung gegen sie leben – etwa gegen den Vorgesetzten am Arbeitsplatz, gegen die Ältesten der Gemeinde, gegen die eigenen Eltern bei jungen Christen, oder gegen den Ehemann bei verheirateten Frauen. Wenn wir in Auflehnung und Ungehorsam leben, dann haben wir keine Vollmacht im Gebet und können die Angriffe des Widersachers nicht gut abwehren.

In diesem Gebet spielt das Lob Gottes und das Rühmen Seiner Gnade und Allmacht eine wichtige Rolle, weil dies den festen Glauben an den vollbrachten Sieg und die Macht des Herrn unterstreicht und zum Ausdruck bringt. Der Lobpreis Gottes ist Ausdruck des sieghaften, überwindenden Glaubens, des geistlichen Bewußtseins dessen, daß Gott über allem regiert und Jesus Christus auf ewig der Sieger und Herr ist, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist.

Deshalb spielt dieses verherrlichende Lob Gottes eine wichtige Rolle in allen geistlichen Kämpfen und Siegen (vgl. als Vorbild im AT die Mauern von Jericho, Josua 6; die Israeliten unter Josaphat in 2. Chronik 20).

Dieses sieghafte Gebet ruft den Herrn an, die Werke des Teufels zunichtezumachen, wie es geschrieben steht: „Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstöre“ (1Joh 3,8b). Es stützt sich auf den vollbrachten Sieg des Herrn: „Als er so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben“ (Kol 2,15). Es rechnet mit der Allmacht Gottes und Seines Christus und ruft den Herrn an, zu handeln, einzugreifen, für Sein Volk zu kämpfen und den Sieg Seiner Sache sicherzustellen.

 

 

Das Gebet des Glaubens als Waffe gegen den Feind

 

Es ist ein Gebet des Glaubens, indem es fest mit den Verheißungen und den im Wort geoffenbarten Tatsachen der unsichtbaren Welt rechnet – mit Gottes allmächtiger Königsherrschaft, mit dem vollbrachten Sieg Jesu Christi, mit dem Gnadenwillen Gottes, der will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (vgl. 1Tim 2,1-8).

Solches Glaubensgebet bewirkt, daß der Herr vom Himmel her eingreift und satanische Bollwerke und Widerstände zerstört, Türen für Sein Wort aufmacht (vgl. Offb 3,7-8; Hebr 11,30; Jak 1,6; 5,15) und Menschenherzen bereit macht, das Wort des Evangeliums anzunehmen.

Denn obgleich wir im Fleisch wandeln, so kämpfen wir doch nicht nach Art des Fleisches; denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen, sodaß wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und jeden Gedanken gefangen nehmen zum Gehorsam gegen Christus … (2Kor 10,3-5)

Als sie aber angekommen waren und die Gemeinde versammelt hatten, erzählten sie, wie viel Gott mit ihnen getan hatte, und daß er den Heiden die Tür des Glaubens geöffnet hatte. (Apg 14,27)

Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben; denn eine Tür hat sich mir aufgetan, weit und vielversprechend; und es gibt viele Widersacher. (1Kor 16,9)

Betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür öffne für das Wort, um das Geheimnis des Christus auszusprechen, um dessentwillen ich auch gefesselt bin … (Kol 4,3)

Solches Gebet ruft den Herrn an, Seinen Sieg im Vorwärtsgehen des Evangeliums offenbar zu machen. Es verbindet Bitte und Anruf zum Handeln mit dem Rühmen und Preisen Seiner Herrlichkeit, Macht und Gnade. Ein Beispiel solchen sieghaften Gebets finden wir in Apostelgeschichte:

Und als sie es hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herr, du bist der Gott, der den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hat und alles, was darinnen ist. Du hast durch den Mund deines Knechtes David gesagt: »Warum toben die Heiden und ersinnen die Völker Nichtiges? Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Fürsten versammeln sich miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten.« Ja, wahrhaftig, gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, haben sich Herodes und Pontius Pilatus versammelt zusammen mit den Heiden und dem Volk Israel, um zu tun, was deine Hand und dein Ratschluß zuvor bestimmt hatte, daß es geschehen sollte.

Und jetzt, Herr, sieh ihre Drohungen an und verleihe deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden, indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, und daß Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus! Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit. (Apg 4,24-31)

Solches Gebet können wir auch als kämpferisches Gebet bezeichnen; es ist ein geistliches Ringen im Gebet, das Ausdruck und Bestandteil des guten Kampfes des Glaubens ist, den wir auszufechten haben (vgl. 1Tim 6,12; 2Tim 4,7).

Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, um unseres Herrn Jesus Christus und der Liebe des Geistes willen, daß ihr mit mir zusammen kämpft in den Gebeten für mich zu Gott, daß ich bewahrt werde vor den Ungläubigen in Judäa und daß mein Dienst für Jerusalem den Heiligen angenehm sei, damit ich mit Freuden zu euch komme durch Gottes Willen und mich zusammen mit euch erquicke. (Röm 15,30-32)

Es grüßt euch Epaphras, der einer der Euren ist, ein Knecht des Christus, der allezeit in den Gebeten für euch kämpft, damit ihr fest steht, vollkommen und zur Fülle gebracht in allem, was der Wille Gottes ist. (Kol 4,12)

Dieses kämpferische Gebet geht von dem vollbrachten Sieg des Herrn Jesus Christus in Seiner Auferstehung und Erhöhung zur Rechten Gottes aus und öffnet gebahnte Wege für den Dienst und das Werk des Herrn, um dann glaubensvoll und siegreich voranzugehen:

Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus! Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich (w. unbeweglich), nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wißt, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn! (1Kor 15,57-58)

 

[1] Vgl. dazu meine Schrift: Die unbiblische „Befreiungsseelsorge“ und der Weg zu echter Befreiung von dämonischen Angriffen.

[2] Vgl. dazu auch meine Schrift: Wie werde ich frei von okkulter Belastung? (Quelle: https://das-wort-der-wahrheit.de/2018/09/wie-werde-ich-frei-von-okkulter-belastung/) sowie die Broschüre: Die unbiblische „Befreiungsseelsorge“ und der Weg zu echter Befreiung von dämonischen Angriffen.

[3] John R. Rice hat in seinem Buch Bitten und Empfangen (S. 255-274) einige sehr wertvolle Gedanken zum Thema „Fasten“ niedergeschrieben.

[4] Manchmal enthielten sich Gläubige auch für gewisse Zeit des Trinkens, aber das sollte nur nach gesundheitlicher Abklärung erfolgen, genau wie längere Zeiten des Fastens gesundheitliche Vorsorge benötigen. Einige Tage der Enthaltsamkeit von allen Speisen bei genügender Versorgung mit guten Getränken ist für die meisten Menschen gesundheitlich nicht nur unbedenklich, sondern förderlich. Wem das nicht möglich ist, kann auch auf besonders wohlschmeckende Mahlzeiten verzichten (Dan 10,3).

 

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus der ESRA-Broschüre von Rudolf Ebertshäuser: Gebet und geistlicher Kampf. Hinweise für Gläubige, die dem Herrn dienen wollen. Leonberg (ESRA-Schriftendienst) 2021. Diese Schrift kann hier als PDF heruntergeladen werden.

 

 

 

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