FRAGE

Mein Sohn hat sich seit einigen Monaten sehr verändert. Er ist schon einige Jahre bekehrt und wollte dem Herrn treu nachfolgen. Vor einiger Zeit bekam er Kontakt zu einer charismatischen Gemeinde, die er nun regelmäßig besucht. Nun redet er in Zungen und sagt, er habe die „Geistestaufe“ bekommen. Früher konnten wir uns gut über geistliche Dinge unterhalten. Jetzt endet das sehr schnell in Streit. Er wirft mir vor, ich hätte „den Geist“ nicht und könnte seine Ideen nicht verstehen. Er spricht jetzt oft davon, „Gott“ habe ihm bestimmte Dinge gesagt oder in einer Vision gezeigt. Er läßt sich auch von Botschaften einiger „Propheten“ in seiner Gemeinde leiten und behauptet, diese seien „Reden Gottes“. Ich habe große Sorge um ihn. Was kann ich tun?

 

 

ANTWORT

Es gibt leider recht viele Freunde und Angehörige, die ähnliche Fragen bewegen. Eine erschreckend große Anzahl von (zumeist, aber nicht immer jüngeren) Christen öffnet sich aus Neugier, Unzufriedenheit mit dem bisherigen geistlichen Leben oder aufgrund von Nöten wie Krankheit oder psychischen Problemen für charismatische bzw. pfingstlerische Lehren und Gemeinden. Angeregt werden sie oft von charismatischen Bekannten, häufig auch durch Vorträge und Videos im Internet.

Wie ich selbst als Betroffener bezeugen kann, geht von pfingstlerischen und charismatischen Predigern und Gemeinden eine ziemliche Faszination und Anziehungskraft für viele ungefestigte Christen aus. Ihr Anspruch als eine weltweite „Erweckungsbewegung“, die zum apostolischen Christentum zurückkehren will, spricht viele an. Ihre Werbung für die „Geistestaufe“ als zweite „Geisterfahrung“, die angeblich Kraft, Freude und Sieg über alle Probleme des Christenlebens bringen soll, erscheint vielen glaubwürdig. Ihr breitgefächertes Angebot an Versprechungen für körperliche und innere Heilung, Befreiung von Dämonie und Bindungen, für Erfolg und insgesamt für ein „höheres Christenleben“ macht vielen Menschen Hoffnung.

Leider ist es so, daß hinter dieser einladenden Fassade das verführerische Werk falscher Geister steckt. In dieser Bewegung wirken „verführerische Geister und Lehren der Dämonen“ (1Tim 4,1), und mit der pfingstlerisch-charismatischen „Geistestaufe“ empfängt der Suchende einen Irrgeist, der oft genug bald schlimme Auswirkungen zeigt: Lästergedanken, Depressionen, wahnhafte Steuerung durch Stimmen und „Offenbarungen“, unkorrigierbarer Hochmut, sündiges Fehlverhalten, das fromm getarnt wird, usw. Viele Betroffene erkenne das lange Zeit nicht; ihnen wird eingeredet, sie glaubten nicht richtig, oder aber, sie bräuchten „Befreiungsdienst“, d.h. die angebliche Austreibung von Dämonen, die in Wahrheit noch tiefer in okkulte Verstrickungen führt (vgl. dazu unseren Beitrag: Wie werde ich frei von okkulter Belastung?).

 

Wie kann man helfen?

 

Die Warnung vor solchen irreführenden, aber attraktiven Lehren und Praktiken wirkt am besten, wenn sie vorbeugend geschieht. Es wäre sehr wünschenswert, wenn alle jungen Gläubigen mit einem gewissen Grad an geistlicher Festigkeit auch eine biblische Aufklärung über die Irrtümer der Pfingst- und Charismatischen Bewegung erhalten würden. Wenn dann solche Einflüsse kommen, können sie diese leichter einordnen und sind hoffentlich vorsichtig.

Wenn solche Christen anfangen, in charismatische Kreisen zu verkehren (und sei es auch im Internet), dann ist die Warnung etwas schwieriger, aber dennoch sinnvoll und nötig, und manch einer läßt sich auch warnen und wird vor einem Abgleiten bewahrt. Die gesunden Gläubigen in ihrer Umgebung sollten betend geeignetes Aufklärungsmaterial weitergeben und bereit sein, auf Fragen der beeinflußten Christen einzugehen. Dafür wurden u.a. auch die Aufklärungsschriften des Esra-Schriftendienstes verfaßt, die sachliche Aufklärung und biblische Argumente enthalten und klar verständlich warnen. Hier hilft auch der Umstand, daß der Verfasser selbst ehemaliger Charismatiker ist und sich mit den Lockangeboten dieser Bewegung auskennt.

Schwieriger wird es, wenn die von der Charismatik angezogenen Christen bereits die „Geistestaufe“ empfangen haben, die dem Neuankömmling vielfach rasch angeboten und dann per Handauflegung oder eingeübtem Zungengebet herbeigeführt wird. Damit hat aber dieser Christ sich dem Einfluß eines betrügerischen Geistes geöffnet, der sein geistliches Urteilsvermögen vernebelt und ihn meist immer tiefer in den Irrgarten charismatischer Erfahrungen, Visionen und Prophetien hineinzieht.

Der falsche charismatische Geist bewirkt in seinen Anhängern in der Regel einen massiven Hochmut, ein Gefühl der weiten Überlegenheit gegenüber jenen bedauernswerten „unerleuchteten“ Christen, die „nur“ die Bibel haben und nichts wissen von Zungenreden, Dämonenbinden, Heilungen und inneren Eindrücken und Visionen. Diese werden als gefangen in den Niederungen des Christenlebens wahrgenommen, wenn überhaupt, nur mit Not errettet, während man sich selbst auf Höhenflügen des „geisterfüllten“ eigentlichen Siegeslebens wähnt.

In einem solchen Zustand nimmt der charismatisch „erfüllte“ Christ zumeist gar keine biblischen Argumente oder Aufforderungen zur Prüfung seiner Überzeugungen an. Er empfindet solche Anfragen vielmehr als Bedrohung seines hohen geistlichen Zustandes und seiner „Erleuchtungen“ und wird sie u.U. aggressiv zurückweisen.

Dementsprechend wird er auch von seinen Pastoren bzw. Leitern beeinflußt, die ihm u.U. sogar eine ziemlich starke Abschottung von allen nichtcharismatischen oder kritischen Gläubigen nahelegen. Die charismatischen Führer suchen ihre falschen Lehren und betrügerischen Praktiken auch durch andere Mittel abzusichern. Sie wecken in den Anhängern eine Angst davor, mit Kritik gegenüber den okkulten Geisteswirkungen in der Bewegung die „Sünde gegen den Heiligen Geist“ zu begehen. Sie verbreiten Warnungen vor jeglicher Kritik an Predigern oder Propheten mit dem Bibelwort „Tastet meine Gesalbten nicht an!“ (Ps 105,15).

Die Folge ist, daß in diesem Stadium oft keinerlei Ermahnungen oder biblische Argumente mehr fruchten und oftmals der Gesprächskontakt abgebrochen oder sehr eingeschränkt wird. Die von dem Truggeist berauschten und euphorisierten Anhänger scheinen jedem nüchternen biblischen Argument entrückt und „leben in einer anderen Welt“. In einem solchen Zustand nehmen sie normalerweise weder kritische Anfragen noch biblische Aufklärung an.

 

Oft hilft nur noch das Gebet

 

Wenn die Dinge soweit geraten sind, dann hilft nur noch das ernstliche und anhaltende Gebet für die betreffende Person. Wir sollten immer wieder für sie beten, daß Gott sich über sie erbarmt und sie aus ihrer Verblendung befreit und wieder nüchtern werden läßt aus dem Fallstrick des Teufels. Dabei kann uns das Bibelwort leiten:

Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, fähig zu lehren, geduldig im Ertragen von Bosheiten; er soll mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisen, ob ihnen Gott nicht noch Buße geben möchte zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels heraus, von dem sie lebendig gefangen worden sind für seinen Willen. (2Tim 2,24-26)

Man darf auch dafür beten, daß diese irregeführten Christen aufwachen, indem sie in Krisen geraten, bei denen die falschen Lehren und Ratschläge ihrer charismatischen Gurus sich als verkehrt und keineswegs hilfreich erweisen und die ganzen charismatischen Sonderlehren und Rezepte nicht funktionieren. Manchmal sind es auch Gemeindekrisen oder Sündenfälle der angeblich Gott so nahestehenden Propheten und Gurus, die ihre Anhänger ins Nachdenken bringen.

In einer solchen Krise ist schon mancher überzeugte Charismatiker überführt worden und hat es gewagt, den falschen Geist und seine falschen Lehren in Frage zu stellen und biblisch zu prüfen. Das ist für viele (leider nicht alle) der erste Schritt auf dem Weg zur Befreiung aus dem Nebel des Irrgeistes geworden.

Wenn ein Charismatiker soweit ist, daß er die Wirkungen und Lehren des charismatischen Verführungsgeistes in Frage stellt, dann kann man auch wieder geistlich mit ihm reden und ihm vom Wort Gottes her Hilfestellung geben, die falschen Lehren seiner Bewegung zu durchschauen. Dann ist auch die Weitergabe aufklärender Vorträge oder Schriften wieder ratsam und weiterführend.

Das Gebet für diese Personen ist aber auch weiterhin wichtig, denn viele Charismatiker tun zwar gewisse Schritte zur Loslösung von dieser Bewegung, zumindest von ihren extremen Kreisen, bleiben aber immer noch in ihrem Dunstkreis oder kehren später wieder dorthin zurück, weil sie nicht klar Buße taten über ihre Verstricklungen in den Irrgeist.

Wir sollten deshalb für klare Überführung durch den Geist Gottes beten, für tiefgreifende und konsequente Umkehr und Loslösung von allen Spielarten dieser schwarmgeistigen Verführung, von allen Handauflegungen, Prophetien, Trance-Erlebnissen usw. Das gilt besonders, wenn bei dem charismatisch Verstrickten schon Symptome dämonischer Belastung auftreten.

Auch nach einer erfolgten Loslösung ist die Begleitung in der Fürbitte wichtig; nicht alle „Aussteiger“ aus der Charismatik gehen nachher einen geradlinigen Weg im Glaubensleben; vielfach kommt es zu einer geistlichen Krise, die zu mancherlei geistlichen „Durchhängern“ und weiteren Irrwegen führen kann. Deshalb sollten wir in der Fürbitte um besondere Bewahrung durch den Herrn in dieser Zeit bitten, um gesunde Ausrichtung auf das Wort Gottes und die feste Eingliederung in eine gute biblische Gemeinde.

Sehr wichtig ist in dieser Zeit für die Betroffenen die intensive Beschäftigung mit dem Wort Gottes und mit der gesunden, und das heißt immer auch: gesundmachenden, Lehre der Heiligen Schrift. Dazu sind auch biblische Schriften und Bücher eine Hilfestellung. „Er sandte sein Wort und machte sie gesund und ließ sie aus ihren Gräbern entkommen“ (Ps 107,20).

 

 

Weitere hilfreiche Schriften auf unserer Webseite:

Wie ich aus den Fängen der charismatischen Verführung freiwerden durfte. Ein persönliches Zeugnis

Die charismatische “Geistestaufe” – der Schlüssel zu Vollmacht und geistlicher Kraft?

Wie werde ich frei von okkulter Belastung?

 

Veröffentlicht auf Das-Wort-der-Wahrheit.de am 5. 11. 2018   © Rudolf Ebertshäuser

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