Habt acht, daß euch niemand beraubt (od. einfängt / gefangen wegführt) durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grund-sätzen der Welt und nicht Christus gemäß. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid zur Fülle gebracht in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt ist. (Kol 2,8-10)

 

Dieses Bibelwort führt uns direkt zum Thema unserer Stellungnahme. Ich möchte darin auf die problematischen geistlichen Wurzeln der „christlichen Theologie“ und auf den fundamentalen Unterschied zwischen „Theologie“ und biblischer Lehre hinweisen.

Unter „Theologie“ (von gr. theos und logos = „die Lehre von Gott“) verstehe ich das von philosophisch geprägten christlichen Gelehrten geschaffene Gebäude von menschlichen Lehren über Gott und die Bibel, welches zwar vielfach an den Aussagen der Bibel anknüpft und insofern auch mehr oder weniger zahlreiche Elemente biblischer Lehre enthält, diese jedoch unter heidnisch-philosophischen Gesichtspunkten deutet und zu einem dogmatischen System arrangiert, das nicht mit der gesunden Lehre der Bibel vereinbar ist, sondern schwerwiegende Verfälschungen enthält.

Aufgrund dieser gefährlichen Verfälschungen bin ich der Überzeugung, daß es für Kinder Gottes, die dem Herrn dienen wollen, eine große Gefahr darstellen kann, sich mit der Theologie einzulassen und sie womöglich zu studieren – sei es an einer weltlichen Universität oder auch an einer evangelikalen theologischen Hochschule. Stattdessen empfehle ich das persönliche Studium der Heiligen Schrift und die Aneignung der gesunden Lehre der Bibel im persönlichen oder gemeinschaftlichen Rahmen, eingebettet in den verbindlichen Dienst in einer bibeltreuen örtlichen Gemeinde.

Ich bin mir dessen bewußt, daß manche eher kirchlich oder freikirchlich geprägte Brüder aus bibeltreuen Kreisen meine Definition von Theologie als einseitig bezeichnen würden und stattdessen lieber zwischen „guter“ evangelikaler und schlechter liberaler Theologie unterscheiden möchten. Dennoch halte ich die oben geäußerte Überzeugung für stimmig und möchte im folgenden begründen, welches die Gefahren jeder Spielart von „Theologie“ sind und weshalb sie auch in ihrer konservativ-evangelikalen Spielart nicht dasselbe ist wie gesunde biblische Lehre.

 

 

Die Warnung des Apostels vor der Irrströmung der Gnosis in den apostolischen Gemeinden

 

Der Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Kolossä behandelt vorrangig eine große geistliche Gefahr, die schon damals die jungen Gemeinden bedrohte, und die später noch viel massivere Ausmaße annahm. Es ist dies der Einfluß der Irrlehren der Gnosis auf die jungen Christen, die zumeist aus einem heidnischen Hintergrund kamen. Auch der 1. Johannesbrief und das Johannesevangelium sowie der 1. Timotheusbrief setzen sich mit den verführerischen Lehren auseinander, welche die heidnisch-jüdische Strömung der Gnosis ausbreitete. „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, meide das unheilige, nichtige Geschwätz und die Widersprüche der fälschlich so genannten »Erkenntnis« (w. Gnosis)! Zu dieser haben sich etliche bekannt und haben darüber das Glaubensziel verfehlt“ (1Tim 6,20-21).

 

Die Irrströmung der Gnosis in der apostolischen Zeit

Die Anfänge der Verführungsströmung der Gnosis sind wenig bekannt, und wir haben für das 1. Jahrhundert nicht sehr viele verläßliche Zeugnisse darüber, woher diese Strömung kommt. Sie war durch den Einfluß der griechischen Philosophie (besonders Platons) entstanden und hatte im 1. Jahrhundert ziemlich sicher heidnische, jüdische und christliche Unterströmungen, deren Lehren je nach den führenden Köpfen der einzelnen Schulen in manchem unterschiedlich waren, die sich aber auch untereinander vermischten. Man kann davon ausgehen, daß die für die frühen Gemeinden gefährliche „christliche“ Unterströmung deutliche jüdische Einflüsse aufwies, wie aus einigen Andeutungen des Apostels Paulus sichtbar ist (vgl. Kol 2,16-23; 1Tim 1,3-7).

Der griechische Begriff „gnosis“ bedeutet „Erkenntnis“, und die Grundlehre dieser Strömung ist es, daß der spirituelle Mensch einen „göttlichen Funken“ in sich hat und durch rechte Erkenntnis der Gottheit (die heidnisch-platonisch aufgefaßt wurde) zu einer „Erleuchtung“ und Vereinigung mit Gott, ja zu einer Vergottung kommen konnte. Der erleuchtete Gnostiker könne die Fülle der Gottheit erkennen und sei Gott gleich, stünde auch über allen moralischen Gesetzen. Das erinnert an die Lüge der Schlange in bezug auf die Frucht des Baumes der Erkenntnis: „An dem Tag, da ihr davon eßt, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was Gut und Böse ist!“1Mo 3,5).

Die Gnosis bezeichnete im Gefolge Platons die Materie als grundsätzlich böse und den „Geist“ als gut. Ihre christliche Unterströmung lehrte, daß Christus bzw. der „Logos“ ein (geschaffenes, zweitrangiges) Mittlerwesen zwischen der unerreichbaren, unergründlichen Gottheit und den Menschen sei. Diese Mittlerrolle wurde aber als eine rein geistige, auf rechte Erkenntnis der Gottheit bezogene verstanden. Solche Lehren schlossen eine Menschwerdung des Sohnes Gottes ebenso aus wie Sein Sühnopfer am Kreuz oder biblische Buße und den Glauben an das Erlösungswerk Jesu Christi. Der gnostische „Christus“ war ein falscher Christus, ein Geistwesen, der durch esoterische Lehren seine Jünger zur Gottgleichheit führen wollte.

 

Der Kampf des Apostels Paulus gegen die Irrtümer der Gnosis

Diese teuflischen Verführungslehren bekämpfte der Apostel Paulus mit aller Macht. Im Kolosserbrief zeigt er die göttliche Herrlichkeit und Größe des wahren Christus (Kol 1,15-18; 2,9-10), der eben kein zweitrangiges Mittlerwesen ist, sondern Gott von Wesen (Joh 1,1), der Sohn des lebendigen Gottes, betont aber auch Seine Menschwerdung und Sein Sühnopfer im Fleisch (Kol 1,14; 1,20-21). Er zeigt, daß wir die Fülle der Weisheit und Erkenntnis, die die Gnostiker in ihren Geheimlehren anboten, ganz allein in Christus und durch den Glauben an Ihn haben (vgl. Kol 2,1-10).

In diesem Zusammenhang steht auch die Warnung, die wir anfangs gelesen haben. Die Kolosser waren als jungbekehrte Kleinkinder in Christus noch anfällig für allerhand Heidnisches. Sie hatten noch keine tiefere Erkenntnis des Christus, des herrlichen Sohnes Gottes. Manche von ihnen waren wohl auch gebildete Leute, die früher fasziniert waren von den Lehren der griechischen Philosophie, die in jeder höheren Bildung damals einen großen Raum einnahm. Das machte sie anfällig für gnostische Irrtümer.

Der Begriff „Philosophie“ (griechisch für „Liebe zur Weisheit“) bezeichnet das Gedankengebäude der menschlichen Spekulation über Gott und das Universum, über den Menschen und den Sinn seines Lebens, das heidnische Denker errichtet haben. Vor allem unter den Griechen genossen die Philosophen große Verehrung und einen guten Ruf, insbesondere unter solchen Leuten aus den höheren Schichten, die mit den Mythen und Göttern der Volksreligion nicht mehr zufrieden waren (vgl. 1Kor 1,22 und Apg 17,18-21). Ihnen boten verschiedene philosophische Schulen interessante Gedanken und Vernunftschlüsse an, u.a. die Epikureer, die Sokratiker, die Stoiker, die Anhänger von Aristoteles und die Anhänger Platons. Über diese Experten der „Menschenweisheit“ hat der Apostel auch im 1. Korintherbrief viel zu sagen:

Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch [ihre] Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben. Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.

Seht doch eure Berufung an, ihr Brüder! Da sind nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme; sondern das Törichte der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen; und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und das, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, damit sich vor ihm kein Fleisch rühme. Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, damit [es geschehe], wie geschrieben steht: »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn!« (1Kor 1,20-31)

Der Apostel zeigt den jung bekehrten heidnischen Gläubigen in Korinth, daß die Weisheit Gottes in Christus viel höher steht als die nichtige Weisheit dieser Welt:

Wir reden allerdings Weisheit unter den Gereiften; aber nicht die Weisheit dieser Weltzeit, auch nicht der Herrscher dieser Weltzeit, die vergehen, sondern wir reden Gottes Weisheit im Geheimnis, die verborgene, die Gott vor den Weltzeiten zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hat, die keiner der Herrscher dieser Weltzeit erkannt hat — denn wenn sie sie erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt —, sondern, wie geschrieben steht: »Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und keinem Menschen ins Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben«. Uns aber hat es Gott geoffenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.

Denn wer von den Menschen kennt die [Gedanken] des Menschen als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So kennt auch niemand die [Gedanken] Gottes als nur der Geist Gottes. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, sodaß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist; und davon reden wir auch, nicht in Worten, die von menschlicher Weisheit gelehrt sind, sondern in solchen, die vom Heiligen Geist gelehrt sind, indem wir Geistliches geistlich erklären. Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muß. Der geistliche [Mensch] dagegen beurteilt zwar alles, er selbst jedoch wird von niemand beurteilt; denn »wer hat den Sinn des Herrn erkannt, daß er ihn belehre?« Wir aber haben den Sinn des Christus. (1Kor 2,6-16)

Diese Ausführungen sind bedeutsam auch für das Verständnis des oben betrachteten Wortes aus dem Kolosserbrief. Weil die menschliche, heidnische Philosophie im Grunde etwas zutiefst Gottfeindliches, Verkehrtes und Verfinstertes ist, warnt der Apostel Paulus die Kolosser so eindringlich davor im Auftrag des Herrn. Er sagt ihnen: Paßt auf! Seid wachsam! Der Teufel will euch berauben, er will euch einfangen und als Beute wegführen durch die Philosophie! Doch das ist samt und sonders nichtiger Trug, leere Irreführung. Diese Philosophen halten sich nur an die Überlieferung bloßer, irrender Menschen, die doch verfinstert sind und den wahren Gott nicht erkannt haben. Sie kommen nicht weiter als bis zu den Grundelementen und Grundsätzen dieses Weltsystems, und das steht im Widerspruch zu der wahren Weisheit, die wir allein in Christus finden, „in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind“!

Die Gedanken menschlich-weltlicher Weisheit, die wir in den Systemen der heidnischen Philosophie finden, können wahre Kinder Gottes nur berauben und ärmer machen. Sie machen sie zu Gefangenen des verfinsterten Geistes dieser Weltzeit. Sie lenken sie ab von Christus, ihrem Herrn und Erlöser, in dem sie doch die ganze Fülle Gottes haben. Das ist ein Leitgedanke, der uns durch diese Untersuchung begleiten soll.

Allein der Geist Gottes vermag die Kinder Gottes zu erleuchten und ihnen das inspirierte Gotteswort aufzuschließen, ihnen die wunderbaren geistgewirkten Zusammenhänge in der Schrift zu zeigen, so daß Gott, der herrliche Verfasser der Bibel, Seinen Kindern durch Seinen Geist Seine Gedanken eröffnen kann (vgl. Ps 119,18; 125; 129-130).

Darum lasse auch ich, nachdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört habe, nicht ab, für euch zu danken und in meinen Gebeten an euch zu gedenken, daß der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch [den] Geist der Weisheit und Offenbarung gebe in der Erkenntnis seiner selbst, erleuchtete Augen eures Verständnisses, damit ihr wißt, was die Hoffnung seiner Berufung und was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist … (Eph 1,15-18)

Indem der reife Gläubige, der feste Speise verträgt (vgl. Hebr 5,12-14), die Heilige Schrift unter der Leitung des Geistes Gottes aufmerksam und gründlich erforscht, wird ihm die gesunde Lehre durch Erkenntnis der inneren Zusammenhänge der Schrift offenbar. Eine Schriftstelle erklärt, ergänzt und vertieft die andere, sodaß ein Gesamtbild der gesunden Lehre entsteht (das „Vorbild der Lehre“Röm 6,14), das „Muster der gesunden Worte“:

Halte dich an das Muster der gesunden Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus ist! Dieses edle anvertraute Gut bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt! (2Tim 1,13-14)

Zu dieser biblischen Lehre gehört die Ehrfurcht vor dem lebendigen und kräftigen Wort Gottes (vgl. Jes 57,15; 66,2) und das Festhalten an seiner Inspiration und Irrtumslosigkeit (vgl. 2Tim 3,14-17; 2Pt 1,19-21) wesensmäßig dazu, die aufrichtige Bereitschaft, sich demütig von diesem Wort richten zu lassen, anstatt sich hochmütig darüber zu erheben (vgl. Hebr 4,12-13). Dazu gehört aber auch das Bestreben, die Aussagen des Wortes richtig einzuordnen, wem sie gegeben wurden und unmittelbar gelten (vgl. 1Tim 1,6-11), und wie sie vorbildhaft oder direkt auf uns Gläubige der Gemeinde anzuwenden sind (vgl. 1Kor 10,1-11).

Das Studium des Wortes läßt uns erkennen, daß im besonderen die Lehre der Apostel (Apg 2,42), die wir in den Briefen des Neuen Testaments finden, die autoritative Anweisung des erhöhten Herrn Jesus Christus für Seine Gemeinde bildet (vgl. u.a. Hebr 1,1-2; Röm 16,25-26; 1Kor 11,2; 14,37; 15,3; Eph 2,20: 3,1-10; Kol 1,24-28; 1Thess 4,2; 2Thess 2,15). Sie muß daher die unmittelbare Richtschnur für unseren Glauben und unser Leben (auch das Gemeindeleben) darstellen; in ihrem Licht dürfen wir die Aussagen der gesamten Bibel deuten und für uns anwenden. Das bedeutet es, das Wort der Wahrheit recht zu teilen (2Tim 2,15). Dafür ist auch der Dienst besonders begabter und berufener Brüder wichtig, die eine Lehrgabe von Gott haben und aufgrund geistgewirkter Einsicht in der Lehre dienen können (vgl. Röm 12,7: Eph 4,11).

Dieses geistgewirkte Verständnis der inneren Zusammenhänge des Gotteswortes und der geistlichen Lehre für die Menschen Gottes in Christus wird tiefgreifend entstellt und sogar zerstört, sobald das fremde, verfinsterte Gedankengut der Philosophie hineingebracht wird, die aus dem Geist dieser Welt und damit letztlich aus Satan entsprungen ist, die Finsternis ist und nicht Licht.

Wenn der Mensch mit den analytischen und spekulativen Ideen der heidnischen Philosophie an Gottes Wort herantritt, dann wird ihm der wahre Sinn des Wortes verschlossen, und er verdreht die Schrift und baut sie um im Sinne der heidnischen Gedankenbauten der Philosophen. Ja, wahrhaftig: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muß“ (1Kor 2,14). Das sind Gelehrte der Weltweisheit, „deren Verstand verfinstert ist und die entfremdet sind dem Leben Gottes, wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens“ (Eph 4,18).

Solche waren die Irrlehrer der Gnosis, die aus Juden und Heiden kamen und die Kolosser und andere Gläubige der apostolischen Gemeinden verwirren und verführen wollten. Solche sind auch die vielen gelehrten Pfarrer, Dozenten und Professoren, die heute eine philosophisch verdorbene, bibelkritische Theologie lehren und das Volk Gottes mit ihrem neuheidnischen Irrtümern „aufklären“ wollen.

Sobald der Sauerteig der heidnischen Philosophie und Gnosis hineingemischt wird, verliert die biblische Lehre ihre erbauende, erleuchtende Wirkung und wird verdorben und entstellt. Sie wird zu einem krankmachenden, irreführenden Mischmasch von Menschengedanken degradiert. Das weiß der Satan, und deshalb hat er dafür gesorgt, daß dieser Sauerteig heimlich in das reine Mehl der gesunden Lehre hineingemischt wurde (vgl. Mt 13,33).

Deshalb ist die Warnung des Wortes Gottes noch heute so aktuell und dringlich wie damals: Wenn wir die gesunde biblische Lehre empfangen und bewahren wollen, dann müssen wir uns hüten von aller menschlichen Beimischung durch Philosophie und leeren Betrug, durch die Überlieferung der Menschen.

Die Bibel warnt uns mit ihrer Warnung vor der Philosophie auch vor der Theologie, insofern, als Theologie immer eine unheilige Vermischung von biblischer Wahrheit und heidnischer Philosophie ist. Die heidnische Philosophie ist aber wesensmäßig verfinstert und kann den Sinn der Wahrheit Gottes nicht erfassen, weshalb alle philosophische Ausdeutung des Gotteswortes zwangsläufig irregeht und zu irreführenden, vom Satan verfälschten Schlußfolgerungen kommt. Die richtige Ausdeutung der Schrift kann nur durch den Heiligen Geist und die von Ihm gegebenen Gnadengabe der Lehre (d.h. des lehrmäßigen Verständnisses und der Lehrverkündigung) erfolgen. Die Theologie bringt finstere, gottfremde Geisteseinflüsse der Philosophie, der Menschenweisheit dazu, die falsche Schlußfolgerungen und falsche Lehren erzeugen.

Biblische Lehre bekommen wir dann, wenn wir betend unter der Leitung des Heiligen Geistes die Schrift erforschen, Schrift mit Schrift vergleichen und auslegen und das „Muster der gesunden Worte“ entdecken, das der Herr in Seinem Wort angelegt und offenbart hat (vgl. 2Tim 1,13). Das bedeutet, das Wort der Wahrheit recht zu teilen. Die Bibel als das Wort Gottes legt sich selbst aus. Voraussetzung dafür ist, daß wir sie als inspiriertes Gotteswort ehrfürchtig annehmen, daß wir als die Grundlage unserer Lehre den wörtlichen Schriftsinn in seinem geschichtlichen Zusammenhang nehmen und typologische Auslegung nur dort vornehmen, wo sie von der Bibel selbst nahegelegt bzw. autorisiert ist.

 

 

Die Ursprünge der Theologie in der frühkatholischen Kirche des 3. und 4. Jahrhunderts

 

Leider wurden in der nachapostolischen Christenheit die Warnungen der Apostel nicht mehr beachtet. Es kam schon gegen Ende des 1. Jahrhunderts zu starken Entartungserscheinungen; der Apostel Johannes muß um 90 n. Chr. in seinen drei Briefen mit sehr ernsten Worten noch einmal vor den Irrlehren der Gnosis warnen. Auch im 2. Petrusbrief und im Judasbrief erinnern viele Züge der dort geschilderten Irrlehren an die Gnosis. Die Apostel kämpften mit aller Macht und mit großem Ernst gegen diese Irrströmung und warnten die Gläubigen eindringlich davor.

Doch schon die prophetischen Aussagen der Apostel sehen voraus, daß die Verderbnis bald in den Gemeinden überhand nehmen würde (vgl. Apg 20,26-32; 1Tim 4,1-3; 2Tim 3,1-5; 4,1-5). Bereits im 2. Jahrhundert sehen wir in der frühkatholischen Kirche ein auf philosophischen und magischen Irrtümern beruhendes theologisches System aufkommen, das dann im 3. und 4. Jahrhundert immer mehr Gestalt annimmt und das lehrmäßige Fundament der falschen römischen Kirche bildet.

Wir sind überzeugt, daß es abseits dieses neuheidnischen Gebildes noch zahlreiche gesunde apostolische Gemeinden gegeben haben muß, die am Wort des Herrn festhielten, doch ihre Stimme wurde von der katholischen Kirche übertönt und erstickt, die in ihrer Machtfülle alle Spuren biblischen Christentums als „häretisch“ bekämpfte und schließlich aus den Annalen der Geschichte löschte.

 

Die Verfälschung der apostolischen Lehre durch griechische Philosophie

Wenn man die Geschichte der frühkatholischen Kirche im 2. bis 4. Jahrhundert untersucht, dann wird erschreckend deutlich, daß schon hundert Jahre nach Beginn der Mission des Apostels Paulus ein von der Apostellehre weit abgewichenes heidnisches Gebilde auftritt, das Elemente der christlichen Glaubens auf raffinierte Weise vermischt mit Elementen aus Philosophie und Mysterienreligion, aus Magie und heidnischer Frömmigkeit.

Die Lehrer und Führer der frühkatholischen Kirche des 2.–4. Jahrhunderts waren fast alles philosophisch gebildete Heiden, die danach trachteten, den christlichen Glauben in den Begriffen der griechischen Philosophie zu deuten und als die bessere Philosophie darzustellen, als „wahre Gnosis“, welche den heidnischen Vorläufern überlegen sei, aber zugleich auch eine Fortsetzung ihrer besten Bemühungen darstelle.

So haben frühe „Kirchenväter“ in den griechischen Philosophen, besonders in Platon, den sie sehr verehrten, eine Art verdeckter Christen vor Christus gesehen, die, erleuchtet vom „Logos“, schon vor Christus göttliche Wahrheiten verkündet hätten, die nun durch Christus selbst lediglich ergänzt wurden (Ausführlicher möchte ich in meinem geplanten Buch über die Ökumene auf diese Tendenzen eingehen; dort finden sich auch entsprechende Nachweise und Zitate).

Die frühkatholischen Lehrer, denen von den meisten Kirchenhistorikern die Begründung der „christlichen Theologie“ zugeschrieben wird, sind Clemens von Alexandrien und Origenes. Beide waren sehr stark vom Neuplatonismus geprägt und vertraten den christlichen Glauben als eine Art geläuterter Gnosis und Philosophie.

Sie begründeten die Theologie, indem sie an die biblischen Bücher von außen ein Begriffssystem aus der heidnischen Philosophie herantrugen und die Texte der Bibel im Sinne dieser philosophischen Gedankengebäude und Grundsätze umdeuteten. Dabei griffen sie wie ihr Vorbild Philo massiv zu der allegorisch-bildhaften Auslegung, oder man muß sagen: Umdeutung von Gottes Wort.

Sie maßen dem historisch wörtlichen Sinn der Schrift, wenn überhaupt, nur eine sehr untergeordnete Bedeutung bei; der wahre Sinn sei ein geistig-symbolisch-bildhafter, den der von der Gnosis erleuchtete Philosoph sich erschließen müsse, wobei der Schlüssel die Lehren der platonischen Philosophie bildeten, die als quasi göttlich inspiriert angesehen wurden. Das führte zu einer äußerst willkürlichen, oftmals abenteuerlich verfälschten Schriftauslegung, bei der der Philosoph alle möglichen Dinge in die Schrift hineinlegte, die dort niemals zu finden waren.

Es verwundert nicht, daß gerade Origenes, der jüngere und begabtere von beiden, der Urheber zahlreicher Irrlehren wurde, so u.a. der Allversöhnung oder „Wiederherstellung aller Dinge“, einschließlich des Teufels, oder der ewigen Existenz aller Seelen im Jenseits vor ihrer Menschwerdung. Die abenteuerlichen, unbiblischen Spekulationen des Origenes beeinflußten große Teile der katholischen Lehre über Jahrhunderte hinweg; sie standen auch Pate für die Irrlehren der Arianer und förderten die Irrtümer der katholischen Mystik. Obwohl Origenes später von einem Konzil als Irrlehrer verurteilt wurde, blieb sein Einfluß auf viele Theologen weiter bestehen.

Ein außerordentlich einflußreicher Kirchentheologe war Augustinus. Er war ebenfalls stark vom Neuplatonismus geprägt, vertrat die allegorische Schriftauslegung und ist für die berüchtigte Ersatztheologie mit verantwortlich, nach der Israel für immer verworfen sei und die Kirche Israel ersetzt habe. Nach dieser Irrlehre erbe die Kirche alle Verheißungen Israels, sodaß die Propheten allegorisch auf die Kirche angewandt werden.

 

Das System der katholischen Theologie

Alle diese Theologen waren keine wiedergeborenen Gläubigen, sondern im Grunde heidnische Philosophen mit einem christlichen Mäntelchen. Sie vertraten massive Irrlehren wie die Taufwiedergeburt (die Taufe vermittle angeblich die Gotteskindschaft und Rettung), die Verfälschung des Abendmahls vom Gedächtnismal zu einem magischen, Heil vermittelnden Ritual, die magische Wirksamkeit von Reliquien, die Heiligenverehrung und andere katholische Irrtümer, die alle in diesen Jahrhunderten ihren Ursprung hatten. Zugleich vertraten sie andere katholische Irrlehren wie die magische Wirksamkeit der katholischen „Sakramente“, die apostolische Vollmacht der katholischen Bischöfe, die angeblich von Petrus abgeleitet sei, daß das Heil nur in der katholischen Kirche zu finden sei usw.

Sie alle waren als Theologen Vertreter der Irrlehre des Klerikalismus, das heißt sie lehrten, daß geistliche Vollmacht und Amtsautorität nur den durch einen Bischof rechtmäßig geweihten „Priestern“ zu eigen sei, die eine separate Schicht (den „Klerus“) über dem gewöhnlichen Volk bildeten (die „Laien“). Nur ein geweihter Priester durfte normalerweise das Wort verkündigen und die Sakramente spenden. Dem einfachen Volk wurde es zunehmend erschwert, die Bibel überhaupt zu lesen, zeitweise und in gewissen Regionen wurde es ganz verboten. Nur die Bischöfe und Priester hätten die Erleuchtung, die Bibel richtig zu verstehen, wobei dabei auch die Tradition der römischen Kirche eine Schlüsselrolle zu spielen hatte.

Später wurde die Rolle der Theologie als Stütze der Irrlehren und der Macht der römischen Kirche weiter ausgebaut. Theologie wurde als Fach an den katholischen Universitäten gelehrt, und in den mittelalterlichen Systemen der römischen Theologie, besonders in der Scholastik (Thomas von Aquin) spielte wiederum die heidnische Philosophie (diesmal die des Aristoteles) die Schlüsselrolle. Es wurden Systeme der formalen Logik und wissenschaftliche Disziplinen innerhalb der Theologie entwickelt – aber alles aufgebaut auf fundamentalen Verdrehungen der biblischen Botschaft, die nie für sich selbst sprechen durfte, sondern immer nur das Studien- und Demonstrationsobjekt der Philosophen (= Theologen) war.

Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu genießen, die doch Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen. (1Tim 4,1-3)

Als heidnisch-philosophische Disziplin ist die Theologie auch heute noch dem relativistischen Grundsatz verpflichtet, alle von früheren Gelehrten entwickelten Theorien stehen zu lassen, zu studieren und zu kritisieren und gewisse Elemente daraus in ihre Lehrgebäude mit einzubauen. Die akademische Theologie bezieht deshalb nach ihrem eigenen Verständnis die Ausführungen der katholischen Theologen, besonders der „Kirchenväter“ und „Kirchenlehrer“, mit in ihre Studien ein und ist in der Regel weit davon entfernt, diese Irrlehrer als das zu erkennen oder zu behandeln, was sie sind.

Die Lehre der frühkatholischen Kirche, die schon im 2. Jh. entstand, war von vornherein ein ungöttliches Gemisch von biblischen Wahrheiten und heidnischen Irrtümern der Philosophie, aber auch der Magie und der heidnischen Mysterienreligionen. Man bekämpfte einerseits eifrig gewisse Schulen der Gnosis und des Heidentums, aber gleichzeitig übernahm man die Denkweise der Platonisten und Stoiker. Die von allen heutigen Theologen anerkannten Väter dieser Schulrichtung waren gnostisch und platonisch verführte Irrlehrer, ganz besonders Clemens von Alexandrien und Origenes. Ihr Erbe wirkte in der katholischen Theologie weiter, auch wenn sie selbst später von der Kirche abgelehnt worden waren.

 

 

Theologie im Zeitalter der Reformation

 

Durch die Reformation kam es zu einer bedeutenden, aber nicht bis zu den Wurzeln reichenden Umgestaltung in den Inhalten und teilweise auch den Methoden der Theologie. Vieles Alte aus der katholischen Kirche wurde verworfen, doch das philosophische Verständnis von „Theologie“ blieb, und ebenso der Rückbezug auf katholische „Kirchenlehrer“. Die Reformatoren lehnten allerdings das katholische Prinzip der Tradition (Überlieferung durch die Bischöfe und Konzilien) als Quelle der kirchlichen Lehre ab und vertraten in der Theorie das Schriftprinzip: Allein die Heilige Schrift soll Basis aller Lehre und Praxis der Kirche sein.

Leider ging die Umgestaltung und Abkehr von der Theologie Roms nicht tief genug. Man verwarf zwar die scholastische Theologie der mittelalterlichen römischen Kirche weitgehend, aber der Einfluß gewisser theologischer Schulen aus der alten Kirche, vor allem des „Kirchenvaters“ Augustinus, war sehr stark, sowohl bei Luther und den Lutheranern als auch besonders bei Calvin und den Calvinisten. Auch gewisse Einflüsse aus der katholischen Mystik blieben zumindest bei Luther bestehen (z.B. über Tauler). Fast alle diese Diener Gottes waren eben auch geschulte Theologen und konnten wohl diese Prägung nicht völlig ablegen.

Viele auf der griechischen Philosophie beruhenden formalen Regeln des wissenschaftlichen Forschens und auch viele Methoden der katholischen Theologie wurden etwas modifiziert in der evangelischen Theologie weitergeführt. Die Einflüsse der Gelehrtenbewegung des Humanismus brachten ebenfalls philosophischen Ballast in die reformatorische Theologie (z.B. durch Melanchthon).

Verkürzt kann man sagen: die Reformatoren gingen bei ihrem Bemühen, zurück zu den Anfängen zu kommen, nicht weiter zurück als bis zu Augustin und anderen „Kirchenvätern“ und versäumten es, Augustin geistlich zu durchschauen und zu überwinden und vollständig bis zu den Aposteln und der Apostellehre (Apg 2,42) zurückzugehen. Auch die unbiblische Ersatztheologie in bezug auf Israel und der allegorische Umgang mit dem AT hatten im Protestantismus noch starken Einfluß.

Die Lehre der Apostelbriefe über die Gemeinde und die biblische Heiligung wurde zugunsten eines falschen Volkskirchenverständnisses ausgeblendet, allerdings wurde das biblische Evangelium deutlich auf den Leuchter gestellt, was natürlich ein unbestreitbarer Fortschritt gegenüber der römischen Kirche war.

Nach einer gewissen Blüte bibelorientierter Theologie in der Reformationszeit selbst kam es in der Zeit der Orthodoxie zu einer Erstarrung in neuen Traditionen und Schulmeinungen; die Theologie wurde wieder mehr und mehr zu einer formalisierten Wissenschaft. Von dort gab es dann neue Entwicklungen hin zum Pietismus, aber auch zur liberal-bibelkritischen Theologie.

Die protestantische Theologie brachte zwar eine Rückbesinnung auf gewisse Elemente der biblischen Lehre (besonders des biblischen Evangeliums) und eine Abkehr von gewissen Elementen der katholischen Theologie, aber diese Abkehr war nicht gründlich genug. Man blieb in vielem bei Augustinus und frühen „Kirchenvätern“ stehen und behielt die Vermischung von biblischer Wahrheit und heidnischer Philosophie im wesentlichen bei. Das machte sich besonders in der Lehre von der Gemeinde und der Auffassung der prophetischen Zukunft bemerkbar.

 

 

Bibelkritik und „liberale Theologie“

 

Die Reformation hatte zwar zahlreiche Menschen in Europa zum lebendigen Glauben an Christus gebracht, durch das unbiblische Volkskirchenkonzept waren jedoch immer Licht und Finsternis, Gläubige und Ungläubige in den reformatorischen Kirchen im fremden Joch zusammengeschlossen. Das widerspricht grundlegend der Lehre von Gottes Wort (vgl. 2Kor 6,14-18).

Die Anwesenheit großer Massen von ungläubigen Kirchengliedern einerseits und die Machtausübung ungläubiger weltlicher Obrigkeit (die in den protestantischen Kirchen die Kirchenleitung bzw. Aufsicht innehatte) auf der anderen Seite wirkten wie ein Gift, das die Errungenschaften des reformatorischen Aufbruchs abtöten mußte. Irrlehre ist nach der Lehre der Bibel ein Sauerteig, der hinausgetan werden muß, damit nicht alles durchsäuert wird:

Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Die Überredung kommt nicht von dem, der euch berufen hat! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ich traue euch zu in dem Herrn, daß ihr nicht anders gesinnt sein werdet; wer euch aber verwirrt, der wird das Urteil tragen, wer er auch sei. (Gal 5,7-10)

Diese widergöttliche Politik der Vermischung von Licht und Finsternis, Glaube und Unglaube mußte dazu führen, daß letztlich Finsternis und Unglauben siegten. Das führte in der Theologie des 18. und 19. Jahrhunderts zu einer immer stärkeren Ausbreitung der „historisch-kritischen“ Betrachtungsweise der Bibel, der „Bibelkritik“.

Die Bibel wurde nur noch als menschliches Produkt menschlicher Verfasser angesehen, das wie alle andere Literatur rein historisch zu deuten und kritisch zu hinterfragen sei (J.J. Semler, E. Troeltsch u.a.). Diese „neutral-wissenschaftliche“ Deutung der Bibel, die ihre Eingebung durch Gott leugnet und den Menschen als Herrn und Richter über Gottes Wort setzt, ist bis heute die vorherrschende Ideologie im volkskirchlichen Protestantismus und seinen theologischen Schulen.

Unter der Vorherrschaft dieser Irrlehre der „liberalen Theologie“ wurden auch die protestantischen Kirchen unter die Herrschaft scheinchristlicher, in Wahrheit neuheidnischer Kräfte gebracht. Die wahren Gläubigen bildeten zu allen Zeiten eine Minderheit in diesen Kirchen, aber seit dem 19. Jahrhundert sind sie eine kleine, ausgegrenzte Minderheit, die immer weiter durch den Sauerteig der Bibelkritik angefressen und verdorben wird. In der verheerenden Ausbreitung der Bibelkritik hat sich, wie bei der Entartung der katholischen Kirche, die Prophetie bewahrheitet:

Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten (od. Irrlehren) einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen. Und viele werden ihren verderblichen Wegen nachfolgen, und um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. (2Pt 2,1-2)

Auch dir römische Kirche hat die Bibelkritik inzwischen zu einem unverzichtbaren Bestandteil ihres dogmatischen Gebäudes gemacht – auch wenn viele Evangelikale das nicht sehen wollen und meinen, die katholische Kirche sei in vielem „bibeltreu“.

Der Durchbruch der „Bibelkritik“ in den großen „Volkskirchen“ ist ein Zeichen des rasch voranschreitenden Abfalls vom biblischen Glauben, der ja schon in der frühen nachapostolischen Zeit begann (vgl. 1Tim 4,1), und der nach der Entrückung der wahren Gemeinde in der antichristlichen Zeit ihren schaurigen Höhepunkt haben wird (vgl. 2Thess 2,3). Die großen Kirchen steuern mit unheimlicher Konsequenz auf die große Welteinheitskirche zu, welche in der Schrift als „Hure Babylon“ gekennzeichnet wird – und damit auf ein schreckliches Gericht (vgl. Offb 17 u. 18). Ihre „Theologie“ wird immer mehr zu einem synkretistischen Mischmasch aller heidnischen Religionen und nimmt damit immer offenere gotteslästerliche Züge an.

 

 

Habe acht auf die Lehre!
Ein Plädoyer für das Studium der gesunden Lehre statt der krankmachenden Theologie

 

Wenn aufrichtige, erweckte Kinder Gottes heute dem Herrn dienen wollen, dann liegt es nahe, daß sie sich nach einer gründlicheren biblischen Ausbildung verlangen und sich nach biblischen Seminaren umschauen, wo sie zugerüstet werden können. Das Verlangen nach tieferer biblischer Gründung ist verständlich und von Gott gewirkt – aber ist das Studium an einer evangelikalen Bibelschule oder Theologischen Hochschule der Gott wohlgefällige Weg dazu?

Meiner Überzeugung nach ist dies nicht der Fall (wobei persönliche Ausnahmeführungen hier unberücksichtigt bleiben müssen). Das liegt ganz grundlegend daran, daß solche überörtlichen, von keiner Gemeinde beaufsichtigten Einrichtungen fürs Bibelstudium von der Heiligen Schrift nicht gelehrt werden. Die Schrift kennt den Dienst von Lehrern, entweder auf der Ebene der örtlichen Gemeinde (lehrende Älteste, vgl. 1Tim 5,17), oder als reisende überörtliche Lehrer, die in örtlichen Gemeinden unter der Aufsicht der örtlichen Ältesten lehren (vgl. Eph 4,11).

Dazu kommt, daß praktisch alle in Frage kommenden Einrichtungen nicht biblische Lehre in dem hier ausgeführten Sinn vermitteln, sondern evangelikale Theologie, die verfälschend und ungesund wirkt und den Lernenden nicht wirklich gut für den Dienst am Wort zurüstet. Heute sind diese Einrichtungen in ihrem bestreben, theologsich „auf der Höhe der Zeit“ zu stehen und ihren Studenten „den neusten Trends“ zu bieten, zumeist mehr oder weniger verseucht mit „gemäßigter“ oder offener Bibelkritik, mit ökumenischen Irrlehren über die „Missio Dei“, Kontextualisierung und Kulturrelevanz (siehe meine Bücher „Zerstörerisches Wachstum“ oder „Soll die Gemeinde die Welt verändern?“), charismatische Irrtümer, Rock- und Popmusik und „Lobpreis“musik. Wer an diesen „Akademien“ studiert, bekommt keine gesunde biblische Prägung und Unterweisung vermittelt, sondern den ganzen Sauerteig, der sich in den letzten Jahrzehnten im modernen Evangelikalismus eingenistet hat.

Damit wollen wir nicht irgendwelche besonderen Führungen einzelner Gläubiger ausschließen, sondern nur einige grundsätzliche Erwägungen zu diesem Thema anmerken. Jeder muß letztlich selbst vor dem Herrn stehen und sich führen lassen; aber er tut gut daran, die hier ausgesprochenen Warnungen dabei betend zu erwägen.

 

Die Problematik heutiger Bibelschulen und theologischen Seminare

Ich möchte hier einige Punkte anführen, die dagegen sprechen, daß ernsthafte Gläubige evangelikale Bibelschulen bzw. theologische Ausbildungsstätten besuchen. Ich beschränke mich auf einige grundsätzliche Erwägungen, die m.W. auf praktisch alle solche Einrichtungen mehr oder weniger zutreffen, wobei ich den konkreten Stand einzelner Ausbildungsstätten weder beurteilen kann noch will.

1. Die theologischen Hochschulen der Evangelikalen sind großenteils geistlich abgedriftet und vermitteln keine konsequent gesunde Lehre mehr. Das hängt mit der beständigen Aufweichung bibeltreuer Haltungen unter den konservativen Evangelikalen seit den 1980er Jahren zusammen. Dabei spielen sicherlich auch die Einflüsse der Charismatische Bewegung und des Pop- und Rock-Lobpreismusik eine gewichtige Rolle. Daneben aber beobachtet man einen enormen Anpassungsdruck diese ehemals „Bibelschulen“ genannten Institutionen an die akademische Theologie.

Das hängt ganz konkret damit zusammen, daß immer mehr junge Christen nur dann an einem theologischen Seminar studieren wollen, wenn dieses einen BAFÖG-förderungsfähigen Bachelor/Masterstudiengang anbieten kann. Das wiederum erzwang eine Öffnung für bibelkritische liberaltheologische Literatur in der Ausbildung dieser nunmehr „Hochschulen“, „Akademien“ oder Seminar“ genannten Einrichtungen. Die weltlichen Aufsichtsbehörden verlangten eine Auflösung der „eingleisig“ bibeltreuen Studieninhalte, wenn der Masterabschuß anerkannt werden sollte. Und die Seminare zogen dabei mit. So löschte etwa die Gießener Hochschule die ausdrückliche Berufung auf die Chicagoer Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Schrift aus ihrer Bekenntnisgrundlage.

Hinter dem Niedergang stehen auch wirtschaftliche Gründe. Jede theologische Einrichtung muß monatlich feste Kosten für Miete und Dozentengehälter bezahlen. Je mehr Studenten sich einschreiben, desto mehr Gelder fließen. Dabei machten die meisten Seminare unbiblische Kompromisse. So warb etwa die FTA Gießen schon seit den 1990er Jahren in charismatischen Zeitschriften (Der Auftrag) und lud ausdrücklich charismatische Studenten ein, bei ihnen Theologie zu studieren. Es überrascht nicht, daß die Abgrenzung von der Charismatischen Bewegung bei dieser Hochschule sehr schwach und dürftig ausfiel. Zunehmend nimmt man auch weibliche Theologiestudenten auf und bildet sie für Aufgaben aus, die im Widerspruch zu Gottes Richtlinien in 1. Timotheus 2 stehen.

2. Die meisten jungen Studenten können die vermittelten Inhalte nicht genügend prüfen. Heute ist es in der Regel so, daß junge Christen im Alter von 20-25 Jahren das Theologiestudium aufnehmen. Nur relativ selten sind die Studierenden deutlich älter. Das bedeutet aber, daß diese formbaren, geistlich noch nicht besonders gefestigten jungen Menschen kaum anders können, als die Lehren, welche ihnen durch eindrucksvolle, etwa doppelt so alte Dozenten mit umfangreicher Bildung vermittelt werden, 1:1 zu schlucken und zu übernehmen. Ihnen fehlt zumeist die geistliche Reife und Unterscheidungsfähigkeit, „alles zu prüfen und das Gute zu behalten“. Von daher kommen sie am Ende imprägniert mit neocharismatischen, neocalvinistischen, neoorthodoxen, kontextualisierten, missionalen und sonstigen Irrtümern aus ihrer Ausbildung heraus, weil ihre Dozenten ihnen diese Inhalte als „bibeltreue Theologie“ vermitteln.

3. Oftmals kommen die Absolventen parteilich verformt zurück und sind unbrauchbar für den Dienst in bibeltreuen Gemeinden. Ein sehr gefährlicher Einfluß vieler theologischer Ausbildungsstätten besteht in der Vermittlung einer elitären intellektualistischen und klerikalen Denkweise. Man sagt den 25-30jährigen Absolventen: „So, nun bist du akademischer Theologe; du verstehst die Grundsprachen Griechisch und Hebräisch, du hast hier bei uns alles Handwerkszeug bekommen, um eine Gemeinde zu leiten. Jetzt geh hin und zeige den Laien in deiner Gemeinde, wo’s langgehen soll! Du bist dazu berufen, ein vollzeitlicher Gemeindeleiter und Pastor/Prediger zu sein!“

Solche unbiblische Indoktrination weckt völlig falsche Erwartungen und macht viele Absolventen theologischer Akademien unbrauchbar für normale biblische Gemeindearbeit. Sie kommen leider oft als Besserwisser und intellektuell aufgeblasene „Experten“ in die Gemeinden und versuchen sie nach ihrem erlernten Schema umzukrempeln, was vielfach zu schweren Spannungen mit den Gemeindeältesten oder den Geschwistern bibeltreuer Gemeinden führt.

Entgegen der von diesen Stätten vermittelten Auffassung ist es nach der Schrift überhaupt nicht nötig, daß ein Gemeindeleiter bzw. Ältester einen akademischen theologischen Abschluß hat; das widerspricht der Bibel geradezu. Zum Dienst als Ältester qualifiziert jahrelange geistliche Erfahrung im Dienst in der örtlichen Gemeinde, verbunden mit persönlichem Bibelstudium und geistlicher Bewährung. Einen theologisch geschulten „Jüngsten“ als Oberhaupt über die örtlichen „Ältesten“ zu setzen oder als Ersatz für sie einzuführen, ist unbiblisch und führt zu großen Problemen.

Eine biblische Gemeinde sollte gar nicht von einem vollzeitlichen, theologisch geschulten „Pastor“ oder „Prediger“ geleitet werden, sondern von mehreren in der örtlichen Gemeinde bewährten älteren Brüdern, die die Bibel als Älteste oder Aufseher bezeichnet. Auch die Einsetzung eines „Pastors“, der gar nicht in der entsprechenden Gemeinde groß wurde und sie nicht kennt, ist in der Bibel nicht bekannt.

 

 

Vorschläge für eine gesunde Alternative

 

Die Alternative zum Besuch eines evangelikalen theologischen Seminars oder gar einer weltlichen wissenschaftlichen theologischen Fakultät besteht darin, einen Weg zur biblischen Vertiefung zu wählen, der in Übereinstimmung mit den Grundsätzen steht, die uns der Herr in Seinem Wort, besonders im Neuen Testament gibt. Wie kann ein solcher Weg aussehen? Nun, ich möchte einige Hinweise dazu geben, auch wenn sich jeder Gläubige selbst vom Herrn leiten lassen muß.

1. Die Grundlage für alles ist die treue Bewährung eines jungen Christen in seiner örtlichen Gemeinde, die er verbindlich besucht und in der er unter Aufsicht der Ältesten verschiedene Dienste tut. Jede Form von Ausbildung, die junge Christen für mehrere Jahre aus ihrer Gemeinde löst und rund um die Uhr in einer separaten theologischen Einrichtung prägt, ist unbiblisch. Voraussetzung für jeden Dienst am Wort, sei es in der Gemeinde oder auf dem Missionsfeld, ist die Bewährung im Dienst und in der Gemeinde. Es gibt Fälle, wo durch berufsbedingten Ortswechsel oder andere Umstände verschiedene Gemeinden besucht wurden, aber auf jeden Fall sollte der Bruder ein gutes Zeugnis von der Gemeinde haben, der er zur Zeit verbindlich angehö

2. Ein weiteres Fundament ist das fleißige und beständige persönliche Bibelstudium. Ein junger Bruder, der im Wort wachsen will, sollte danach streben, regelmäßig (möglichst einmal pro Jahr) die ganze Bibel in einer guten wortgetreuen Übersetzung durchzulesen. Das sollte neben der persönlichen Andacht geschehen, in der jeden Tag ein Bibelwort nachdenkend und betend betrachtet und aufs eigene Leben angewandt werden sollte. Ein drittes Element des persönlichen Bibelstudiums sind thematische oder wortbezogene Bibelstudien, die verschiedene Bibelworte mithilfe einer Konkordanz miteinander verknüpfen, oder aber das vertiefte Vers-für-Vers-Studium eines bestimmten Bibelbuches. Dabei können und sollen gute biblische Kommentare und Auslegungen mit hinzugezogen werden. Eine Hilfe ist auch das Durchlesen von AT und NT unter paralleler Zuhilfenahme eines guten Kommentars (z.B. Arno Gaebelein oder William MacDonald).

3. Das dritte Element ist die aktive Anteilnahme an den Bibelauslegungen der örtlichen Gemeinde, d.h. den sonntäglichen Wortverkündigungen und den Bibelstunden. Hier kann der eifrige Bruder viel lernen, indem er sich je nachdem vorbereitet oder die Verkündigungen nachbereitet. Im fortgeschrittenen Stadium kann er vielleicht auch selbst Beiträge zur Bibelbetrachtung geben und sich darüber mit erfahreneren Brüdern austauschen. Er sollte auf jeden Fall die vorhandenen Quellen der Wortverkündigung in der Gemeinde aktiv nutzen und ausschöpfen, denn bei diesen Zusammenkünften hat der Herr verheißen, gegenwärtig zu sein (vgl. Mt 18,20; 2Kor 6,16), und will uns lehren und zubereiten.

4. Sehr wünschenswert und eigentlich notwendig ist eine besondere Bibelunterweisung in der örtlichen Gemeinde für junge Brüder bzw. Brüder, die für den Dienst am Wort zugerüstet werden sollen. Das sollten lehrfähige Älteste übernehmen, ggf. ergänzt durch Vorträge und Seminare vor Ort, die von überörtlich tätigen Bibellehrern gehalten werden. Eventuell können auch mehrere gleichgesinnte Gemeinden solche Bibelunterweisung gemeinsam veranstalten; wichtig ist, daß die Aufsicht durch die Ältesten der Gemeinden erhalten bleibt uns so gestaltet ist, daß sie neben Arbeit und Gemeindedienst besucht werden können (z.B. ein Samstag pro Monat). Gegenstand solcher Unterweisung sollte u.a. sein:

– bibeltreue Auslegung des Wortes anhand biblischer Bücher

– Grundlagen der gesunden Lehre

– biblische Grundsätze für Gemeinden und Dienste in den Gemeinden

– Hilfestellung für den Dienst der Wortverkündigung

– Überblick über die Geschichte der Gemeinde Jesu Christi

– Überblick über wichtige Verführungsströmungen und Themen der Verteidigung des Glaubens

5. Ergänzend oder ersatzweise kann auch ein vertieftes Selbststudium, möglichst unter Anleitung von örtlichen Ältesten, erfolgen. Hierbei ist es jedoch sehr wichtig, dazu keine lehrmäßig fragwürdigen Werke heranzuziehen, sondern nur gesunde Literatur, die auch von den Gemeindeverantwortlichen empfohlen wird. Gegenstand solchen Selbststudiums kann z.B. das Erlernen der griechischen bzw. hebräischen Sprache sein (das ist keinesfalls nötig für den Dienst der Wortverkündigung, kann diesen aber bereichern, wenn es weise und demütig geschieht). Auch das vertiefte Studium von prophetischen Fragen, der Auslegung des AT oder vertiefte Bibelstudien anhand einer Konkordanz können sinnvoll sein.

6. Wichtig bei dem allen ist, daß der Bruder, der sich für den Dienst zurüsten lassen will, ganz auf den Herrn vertraut, was die Verleihung und Entwicklung seiner Gnadengaben betrifft. Hierbei sind „Gabentests“ und vorgefertigte Schnellkurse verkehrt und im Grunde hinderlich. Der Herr selbst öffnet Gelegenheiten zum Dienst und bestätigt die Gnadengabe und Berufung. Die Hilfe, Korrektur und Ermutigung durch örtliche Älteste und andere Geschwister der Gemeinde ist hierbei sehr wertvoll.

 

Hier handelt es sich um eine stark gekürzte Fassung des Beitrages:

Habt acht, daß euch niemand beraubt! Eine Warnung vor den geistlichen Gefahren der Theologie und des Theologiestudiums

Wir empfehlen allen interessierten Lesern, den vollständigen Aufsatz als PDF herunterzuladen, der weitere wichtige Informationen und Argumente enthält.

 

 

Veröffentlicht im September 2018 auf Das-Wort-der-Wahrheit.de   © Rudolf Ebertshäuser 2018

Die ungekürzte Weitergabe bzw. Veröffentlichung ist unter Angabe der Quelle erlaubt

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