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Das biblische Sprachenreden, so hat unsere Untersuchung gezeigt, war eine heilsgeschichtliche Zeichengabe, ein übernatürliches Reden in heidnischen Fremdsprachen zu ungläubigen Juden, denen Gott zeigen wollte, daß das Heil von ihnen weggenommen und den Heiden gegeben würde. Es war eine gute, göttliche Gabe – aber sie wurde, wie alle Gaben, „gemäß dem Nutzen“ (1Kor 12,7 wörtlich) gegeben, so wie es Gott nützlich erschien. Als ihr Zweck erfüllt war, hörte diese Gabe, wie es das Wort Gottes angekündigt hatte (1Kor 13,8), auf zu existieren. Wie müssen wir vor diesem Hintergrund das im 20. Jahrhundert aufgetretene pfingstlich-charismatische Zungenreden beurteilen?

 

Das charismatische „Zungenreden“ ist andersartig als das biblische Sprachenreden

 

1. Daß das pfingstlerische Dogma vom „Zungenreden“ als notwendigem Zeichen des Geistempfangs unbiblisch ist, geben heute auch viele Charismatiker zu. Die Bibel lehrt, daß jeder Gläubige den Heiligen Geist in dem Moment empfängt, in dem er glaubt (Gal 3,14), und daß er damit auch durch den Geist in den Leib Christi hineingetauft wird (1Kor 12,13). Paulus bezeugt für die Apostelzeit, als es noch echtes Sprachenreden gab, daß nicht jeder Gläubige in Sprachen redet (1Kor 12,30). Das biblische Sprachenreden war nicht als Zeichen der Wiedergeburt gedacht, sondern als heilsgeschichtliches Zeichen an Israel.

Dagegen ist das charismatische Sprachenreden ein Zeichen dafür, daß Gläubige einen andersartigen Geist empfangen haben, den sie bei ihrer Bekehrung nicht empfingen (2Kor 11,4). Die echten Gnadengaben empfängt der Gläubige beim Empfang des Geistes im Augenblick der Wiedergeburt. Das ist die Aussage von 1. Korinther 12: Sobald wir in den Leib kommen, weist Gott uns unsere „Gabenfunktion“ im Leib zu, nicht erst später.

Kein Gläubiger hat jemals das charismatische Zungenreden bei seiner Bekehrung empfangen – es sei denn, daß er sich unter der direkten Einwirkung des falschen Geistes dieser Bewegung bekehrt hätte. Das Zungenreden tritt erst in dem Augenblick auf, wo irregeleitete Gläubige sich nach der „Geistestaufe“ ausstrecken oder unter den Einfluß des Irrgeistes kommen. Diese „Gabe“ ist daher im Regelfall ein Anzeichen für den Empfang eines dämonischen Geistes der Verführung.

2. Das charismatische Sprachenreden wird vor allem als Mittel zur „Selbstauferbauung“ für die Gläubigen angepriesen. Es sei eine wirkungsvolle Quelle der Heiligung, der Befreiung von angeblichen dämonischen Belastungen, eine Quelle der Kraft, es führe in die Gegenwart Gottes, verleihe Vollmacht usw. Das biblische Sprachenreden war dagegen eine Zeichengabe, die in erster Linie gegenüber ungläubigen Juden praktiziert und gerade nicht im Gebet verwendet werden sollte.

Es ist typisch für Irrlehren, daß hier auf einem einzigen Satz, der zudem in seinem ursprünglichen Sinn völlig verdreht wird, eine Fülle von Behauptungen aufgebaut wird, die nirgends in der Bibel belegt sind. Wenn das Sprachenreden eine so wichtige und vielseitige Quelle der Auferbauung wäre, so hätte die Bibel dies ausführlich auch an anderer Stelle dargelegt und das Beten in Sprachen ausdrücklich empfohlen.

Wer selbst Erfahrungen mit der Charismatischen Bewegung gemacht hat, muß zugeben, daß der verheißenen Befreiung von Ängsten, Groll und fleischlichen Regungen bei den Sprachenrednern eine ganz andere Realität gegenübersteht: Angst, Unvergebenheit, fleischliche Gebundenheiten, sündige Gedanken, Rebellion usw. gehören zum traurigen Alltag charismatischer Gläubiger. Wohl werden manche täuschenden Gefühle und Erlebnisse berichtet, aber die Früchte dieser Gabe strafen die charismatischen Lehrer Lüge; sie sind ganz gewiß nicht die Früchte des Heiligen Geistes. Dagegen sind nicht selten Hochmut, Lästergedanken, Depressionen und dämonische Einflüsse bei solchen zu beobachten, die sich dem charismatischen Geist geöffnet haben und sein Sprachenreden praktizieren.

Die Behauptung, das „Sprachengebet“ sei eine ganz besonders hohe Stufe des Gebets, ja, die höchste Form der Gemeinschaft mit Gott, legt den mystisch-heidnischen Charakter dieser Lehre bloß. Die Vorstellung, der Gläubige sei Gott besonders nahe, wenn er Dinge ausspreche, von denen er nichts weiß, ist dem Wesen Gottes und der ganzen Aussage der Heiligen Schrift zutiefst fremd.

Gott will bewußtes Gebet, das auf der Erkenntnis des Christus und Seiner Gnade beruht und die ganze Persönlichkeit des Gläubigen mit einbezieht. Nur Dämonen mißbrauchen Menschen als bewußtlose, willenlose Werkzeuge und Kanäle von Botschaften. Gott hat den Menschen mit Bewußtsein und Willen geschaffen, und der Heilige Geist bezieht immer Bewußtsein und Willen des Menschen in Sein Wirken ein (vgl. 1Kor 14,32).

3. Das charismatische „Zungenreden“ besteht (wie auch jeder Charismatiker zugeben muß) zu etwa 90% aus ekstatischem Stammeln, das keiner existierenden menschlichen Sprache zugeordnet werden kann, während das biblische Sprachenreden ausschließlich aus realen heidnischen Fremdsprachen bestand (Apg 2; 1Kor 14,21), die in der Gemeinde übersetzt werden sollten, damit der klare Sinn des Gesagten den anderen verständlich war.

4. Das charismatische Sprachenreden wird in den Gemeinden als Mittel für prophetische Botschaften verwendet, die durch „Auslegung“ der Sprachenrede entstehen (und nicht selten bedeutend länger sind als die eigentliche Sprachenrede). Im Wort Gottes wird nirgends gesagt, daß das echte Sprachenreden prophetische Offenbarungen oder Botschaften an die Gemeinde enthalten habe; dies stünde auch im Widerspruch zu seiner Funktion als Zeichen für ungläubige Juden.

Die charismatische Praxis weist, wie Ralph Shallis gezeigt hat, starke Parallelen zur heidnischen Prophetie der „Mantik“ auf, wie sie z.B. in den delphischen Orakeln praktiziert wurde: Ein dämonisches Medium, die Phythia, wurde durch aufsteigenden Rauch in Trance versetzt und äußerte rätselhafte, unartikulierte Laute, eine Art dämonischen Sprachenredens. Diese „geistinspirierte“ Botschaft wurde dann von einem Propheten in verständlicher Sprache ausgelegt, wobei die „Auslegung“ keine wörtliche Übersetzung war, sondern eine freie Ausdeutung der „Sprachenbotschaft“. Diese heidnischen Praktiken sind weit entfernt von biblischer Prophetie als einem direkten, klaren geistgeleiteten Reden.

Fernand Legrand hat zur Prüfung einmal ein in schottischem Akzent gesprochenes Vaterunser und zwei pfingstlerische Sprachenbotschaften auf Tonband aufgenommen und andere Pfingstler um eine „Auslegung“ gebeten. Nicht nur verwandelten sie das Vaterunser in eine Botschaft der Ermutigung, ihre „Auslegung“ der Sprachenbotschaft war völlig unterschiedlich von der (ebenfalls aufgenommenen) ursprünglichen Auslegung. Legrand berichtet auch von einem Missionar, der in einem Gottesdienst ein Dankgebet in einer afrikanischen Sprache sprach, worauf ein Gemeindemitglied in dem Glauben, es sei eine Sprachenrede, eine „Auslegung“ dazu lieferte, die natürlich mit dem Inhalt des Gebetes überhaupt nichts zu tun hatte. Die charismatische „Auslegung“ von Sprachenreden beruht entweder auf seelischem Selbstbetrug oder auf betrügerischer Falschinspiration; sie ist etwas anderes als die von der Bibel geforderte Übersetzung des Sprachenredens.

 

Das charismatische Zungenreden stammt von einem betrügerischen Geist

 

Wenn wir dem Gebot Gottes nachkommen wollen: „Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind“ (1Joh 4,1), dann müssen wir davon ausgehen, daß der wahre Heilige Geist sich völlig und in allem an das hält, was Er selbst in Seinem Wort niedergeschrieben hat; als Geist der Wahrheit wird Er niemals im Widerspruch zur Heiligen Schrift handeln. Dagegen wird ein irreführender, falscher Geist daran erkannt, daß er – obwohl er sich zum Zweck der Täuschung einen biblischen Anstrich geben kann – letztlich gegen das Wort Gottes verstößt.

Nach diesem Maßstab müssen wir sagen, daß das charismatische Sprachenreden ein grundlegend anderes ist als das in der Heiligen Schrift bezeugte. Sein Ursprung liegt letztlich in einer falschgeistigen Irreführung; es ist keine Gnadengabe Gottes, sondern eine dämonische Fälschung.

Dabei mag es im Einzelfall sein, daß das Sprachenreden einfach seelischen Ursprungs ist, ein sinnloses Geplapper, entstanden in der Seele, vielleicht aus dem Wunsch heraus, auch „dazuzugehören“. Aber wir müssen davon ausgehen, daß vielfach irreführende Geister die Zunge von charismatischen Gläubigen dazu gebrauchen, um dämonisch inspirierte Botschaften, Lästerungen und sogar Satansanbetung auszusprechen. Der Widersacher wird, wenn er Gläubige soweit gebracht hat, sich einem falschen Geist zu öffnen, die Gelegenheit bestimmt nicht versäumen, den Namen des Herrn zu lästern und zu schänden und seinen dringendsten Wunsch zu befriedigen (vgl. Mt 4,9; 1Kor 12,3).

Hier müssen wir eine ernste Warnung an alle aussprechen, die sich leichtfertig dem pfingstlich-charismatischen Geist öffnen! Immer wieder wird bezeugt, daß Gläubige mit Kenntnis seltener Sprachen in Pfingstversammlungen Sprachenreden hörten, die Lästerungen und Satansanbetung enthielten.

Daß von pfingstlicher Seite gegenteilige Erlebnisse erzählt werden, bei denen das Zungenreden Gotteslob enthielt, ist kein Gegenbeweis. Auch wenn man unterstellt, daß diese Beispiele wahr sind, kann das auch auf der Täuschungstaktik des Widersachers beruhen, der durchaus Göttliches und Gutes nachahmen kann, um die Opfer seiner Verführung in Sicherheit zu wiegen. Es wäre interessant, einmal feststellen zu können, wieviele gläubige Charismatiker schon den Gedanken hatten, sie könnten beim Sprachenreden Lästerungen aussprechen, und ihn als „Angriff des Teufels“ zur Seite geschoben haben – der Verfasser jedenfalls kann bezeugen, daß ihn Gottes Geist auf diese Weise gemahnt hat und er damals nicht darauf hören wollte.

 

Der mystische Köder des Verführers und das klare WORT Gottes

 

Die in leuchtenden Farben gemalte angebliche auferbauende Wunderwirkung des Sprachenredens ist ein geschicktes Lockmittel, mit dem der Feind ungefestigte oder in Anfechtung geratene Christen dazu bringen will, sich seinem Geist der Verführung zu öffnen. Es ist wahrhaft verführerisch, ein Mittel angeboten zu bekommen, das angeblich jederzeit, automatisch und damit letztlich auf magische Weise Wohlbefinden, Auferbauung und Kraft erzeugen kann. Das Gestammel unverständlicher Sprachen wird zu einer Art Mantra, zu einer Technik, die geistliche Wirkungen hervorrufen soll.

All das steht im völligen Gegensatz zum Wesen und Wirken Gottes. Gott hat sich geoffenbart im WORT (Logos), in Christus, Seinem Sohn, durch den Er zu den Menschen geredet hat. Er hat uns in Christus mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Regionen gesegnet.

Doch diesen Segen empfangen wir niemals durch magische Handlungen und Glaubenstechniken. Bei Gott gibt es nichts Automatisches. All Sein Segen ist Gnade, ist gute Gabe von oben, die der Vater Seinen Kindern freiwillig gibt. Echte Auferbauung geschieht deshalb immer durch die von Liebe und Gehorsam geprägte Glaubens- und Vertrauensbeziehung zum Vater. Das lebendige und kräftige Wort Gottes ist Gottes wichtigste Gnadengabe zu unserer Auferbauung (Apg 20,32). Dieses klare, verständliche, siebenmal geläuterte Wort (Ps 12,7) wirkt jedoch nicht automatisch, sondern nur in dem Maß, wie wir es in einem demütigen, gehorsamen Herzen aufnehmen und im geistlichen Wandel auch ausleben.

Wenn wir uns noch einmal die ernsten Worte aus Jesaja 28 über die taumelnden Propheten und die trunkenen Priester vor Augen stellen, dann können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, daß es Ausdruck des heiligen Gerichtes am Hause Gottes ist, wenn im 20. Jahrhundert Menschen im Namen Jesu Christi taumelnd und geistlich trunken in Verzückungen unverständliche Worte vor sich hinsprechen. Wenn Gott es zuläßt, daß heute, in der Zeit des Abfalls und der Verführung, in der Christenheit unverständliche, feindliche Sprachen auftreten, dann bedeutet das Gericht, und es geschieht deshalb, weil man auf das klare, verständliche Wort Gottes nicht hören wollte.

Ein wahres Gotteskind braucht die gefälschte Gabe des charismatischen Sprachenredens nicht; es hat kostbare Quellen echter geistlicher Auferbauung: die innere Gemeinschaft mit Christus und dem Vater im Heiligen Geist, das Wachsen in der Erkenntnis des Christus, das Wort Gottes, die geistgewirkte Gemeinschaft von Gläubigen. Letztlich ist es der Herr Jesus Christus in Seiner Fülle, der uns alles gibt, was wir brauchen, der uns alles ist, der uns auferbaut bis zur vollen Mannesreife und dadurch in uns Gestalt gewinnt.

 

Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus der ausführlicheren Schrift von Rudolf Ebertshäuser Das charismatische „Zungenreden“ und das biblische Sprachenreden.

 

 

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Eine gute und übersichtliche Information über die verschiedenen falschen Lehren und Praktiken der Pfingst- und Charismatischen Bewegung erhalten Sie in dem Buch desselben Verfassers: Die Pfingst- und Charismatische Bewegung. Eine biblische Orientierung (Steffisburg: Edition Nehemia 2012BC²# S., Taschenbuch).

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