Wir wollen jetzt das umwälzende neue Übersetzungskonzept etwas genauer unter die Lupe nehmen, das hinter all diesen „modernen Bibeln“ steht. Es würde zu weit führen, Nidas Theorie der Übersetzung im einzelnen darzustellen. Nur einige Grundzüge sollen hier genannt werden:

1. Im Mittelpunkt dieser Übersetzungsmethode steht der Mensch, der moderne Leser und sein Verständnis, nicht der göttliche Autor und der inspirierte Wortlaut der Heiligen Schrift. Alles kommt darauf an, daß der Leser die Botschaft der Bibel möglichst leicht und eindeutig verstehen kann. Übersetzen bedeutet nach dieser Methode, die Botschaft so umzuformen, daß sie dem Verständnis des Lesers, seinem kulturellen Hintergrund und seinem Bildungsniveau entspricht. Als das vordergründige Ziel wird genannt, die Botschaft so zu vermitteln, daß der heutige Leser gleich darauf reagiert, wie der hebräisch- bzw. griechischsprechende Erstleser vor vielen Jahrhunderten.

2. Die Theorie geht stillschweigend oder offen davon aus, daß die inspirierten Worte der Heiligen Schrift so, wie sie von Gott gegeben wurden, für den heutigen Leser nicht verständlich seien. Wörtliche (die modernen Übersetzer sagen: „formal-genaue“) Übersetzungen könnten angeblich den Sinn der Bibel nicht oder nicht mehr vermitteln, weshalb man den vorgegebenen Wortlaut und die Begriffe, Wendungen und Sprachformen des Urtextes völlig oder weitgehend verlassen müsse, um den Sinn noch zu vermitteln.

3. Der Übersetzer spielt in diesem Konzept eine zentrale Rolle. Er ist der kundige Mittler, der aus dem Rohmaterial des Ausgangstextes die wesentlichen Gedanken herausnehmen muß, um sie dann in die Gegenwartssprache des Lesers umzuformen. Er soll mit angemessenen anderen Bildern, Sprachfiguren und Stilmitteln das im Ausgangstext Gesagte mit eigenen Worten wiedergeben. Er darf und soll dabei Unwichtiges bzw. nur im kulturellen Zusammenhang der biblischen Völker Verständliches weglassen oder umdeuten, er kann eigene Erklärungen zum Bibeltext hinzufügen, um ihn verständlicher zu machen. Er schafft damit den Bibeltext neu, formuliert ihn mit seinen eigenen Worten um, gibt die zugrundeliegenden Gedanken mithilfe von modernen, der Kultur des heutigen Lesers angemessenen Sprachmitteln wieder.

Das alles klingt für den modernen Menschen durchaus überzeugend. Es wird so dargestellt, als ob diese Übersetzungsweise den modernsten Erkenntnissen der Sprach- und Übersetzungswissenschaft entspreche, während die wortgetreue Übersetzungsmethode als veraltet und „unwissenschaftlich“, ungenau und unverständlich abgewertet wird. Bevor wir diese Übersetzungsmethode aus geistlich-biblischer Sicht beurteilen, soll zunächst einmal etwas zu diesem Argument der „Wissenschaftlichkeit“ gesagt werden, das ja leider bei vielen heutigen Gläubigen eine geradezu magische, bezwingende Wirkung zeigt (Gal 3,1!). Wenn etwas „nicht wissenschaftlich“ ist, dann muß es ja von einem modernen Christen verworfen werden und kann nichts taugen.

Nun sollte für gläubige Christen die weltliche „Wissenschaft“ grundsätzlich kein Maßstab sein. Darüber hinaus aber muß der Verfasser dieser Schrift als jemand, der selbst Literatur- und Sprachwissenschaft studiert hat, dazu sagen, daß die Behauptungen der Befürworter der „dynamischen Äquivalenz“ so nicht zutreffen. In der Sprach-, Literatur- und Übersetzungswissenschaft gibt es viele Schulen und Lehrmeinungen, so daß man ohnehin nicht von den „als gesichert geltenden Ergebnissen der Übersetzungswissenschaft“ (R. Kassühlke 1998) reden kann.

Im Bereich der Literaturwissenschaft wie auch der Geschichte würden jedenfalls Übersetzungen, die nach solchen willkürlichen, vom Urtext weit abgehenden Grundsätzen vorgehen, nicht akzeptiert! Wenn ein Student einem Geschichtsprofessor eine „dynamisch-äquivalente“ Übersetzung eines antiken Vertrages oder Geschichtsberichtes vorlegen würde, bekäme er wahrscheinlich eine „5“ dafür. Eine „kommunikative“ Übersetzung von Plato, Homer oder Äschylos würde unter ernsthaften Wissenschaftlern nicht akzeptiert. Selbst ungläubige Literaturwissenschaftler haben sich ausdrücklich gegen die modernen Bibelübertragungen ausgesprochen und die sprachliche Qualität der reformatorischen Bibelübersetzungen mit wohl begründeten Argumenten verteidigt.

Aber für uns Gläubige gilt ohnehin ein anderer Maßstab: Wir müssen die Dinge geistlich beurteilen (1Kor 2,14), und zwar anhand der Schrift selbst. Was bedeutet eine „kommunikative“ Übersetzung des Wortes Gottes geistlich gesehen?

a) Die stillschweigende Grundvoraussetzung dieser Übersetzungsmethode ist falsch und unannehmbar: Das ewige Wort Gottes wird nämlich als zeitlich und kulturell begrenzt und relativ abgewertet. Es wird letztlich geleugnet, daß Gott in Seiner Allmacht und Weisheit alle Umstände und Besonderheiten seines Wortes so geordnet hat, daß es zu allen Zeiten und für alle Menschen gleich welcher Kultur Gültigkeit und Aussagekraft hat. „Das Gesetz des HERRN ist vollkommen; es erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig; es macht den Unverständigen weise.“ (Ps 19,8). „Auf ewig, o HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln“ (Ps 119,89); „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet“ (2Tim 3,16-17) – wer gibt uns dann das Recht, dieses Wort eigenmächtig durch ausdeutende Menschenworte umzumodeln?

Gott wußte genau, weshalb Er die Schriften des AT im Umfeld des alten Israel gab und die Schriften des NT in ihrem Rahmen und Umfeld. Wie Jesaja sagt und Petrus noch einmal bestätigt: „Alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie die Blume des Grases. Das Gras ist verdorrt und seine Blume abgefallen, aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.“ (Jes 40,6-8; 1Pt 1,24). Wenn der Herr Jesus klar sagt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ (Mt 24,35) und dann den Jüngern und uns allen den Auftrag gibt, Sein Wort zu verkündigen bis zum Ende dieser Weltzeit (Mt 28,18-20; Apg 1,8; 2Tim 4,1-2) – wer sind wir, wenn wir uns anmaßen, zu behaupten, daß diese inspirierten Worte voll Geist und Leben heute „nicht mehr kulturell relevant“ und „nicht mehr verständlich“ seien und durch menschliche Umformulierungen ersetzt werden müßten?

Im Grunde hätten dann die wortgetreuen Übersetzungen ja gar nicht die millionenfache Frucht bringen können, die sie bestätigt haben: Ungezählte Menschen, die durch diese Bibeln den Ruf Gottes zur Umkehr und zum Glauben gehört haben und gerettet wurden, um dann geistlich zu wachsen und mit dem Herrn zu leben. Es steht ja geschrieben: „Alle Reden meines Mundes sind gerecht, es ist nichts Verkehrtes noch Verdrehtes darin. Den Verständigen sind sie alle klar, und wer Erkenntnis sucht, findet sie richtig.“ (Spr 8,8-9). Aber die Schriften zu verdrehen und umzufrisieren, damit sie unbußfertigen Ungläubigen „verständlich“ und „akzeptabel“ werden, ist mit dem Wesen des Wortes Gottes unvereinbar. Der Mensch muß sich Gottes Wort anpassen, aber Gottes Wort darf nicht dem Menschen angepaßt werden!

b) Der Umgang der „kommunikativen“ Übersetzer mit dem inspirierten Wort Gottes entspringt einem letztlich bibelkritischen Ansatz. Im Grunde leugnet diese Übersetzungsmethode die biblische Verbalinspiration (= göttliche Eingebung jedes einzelnen Wortes der Schrift) und beruht auf der unbiblischen Auffassung der Gedankeninspiration (= nur die Gedanken der Schriftautoren sind von Gott eingegeben, aber die Worte sind relative, zeitgebundene Menschenworte), die wir aus der Bibelkritik kennen. Sie geht von der bibelkritischen Irrlehre aus, daß die Worte des Bibeltextes fehlbare, kulturell bedingte Menschenworte seien, die man nach Belieben durch andere Menschenworte ersetzen könne, und daß sie dennoch dem Leser zu „Gottes Wort“ werden könnten.

Dazu Zitate führender moderner Übersetzer: „Wir nehmen den ursprünglichen Gedanken und formen ihn um (convert) in die Sprache von heute. … Ich empfand solch eine Begeisterung bei dem Gedanken an mein eigenes Vorrecht, etwas von der Ausdrucksweise / der überflüssigen Wortfülle [verbiage] abzustreifen … und in dieser Hinsicht ein Mitarbeiter Gottes zu sein … “ (Kenneth Taylor; Zitate nach David Cloud, Dynamic Equivalency – Death Knell of Pure Scripture). Eugene Nida: „Selbst wenn eine Wahrheit nur in Worten gegeben ist, hat sie keinen wirklichen Wert, wenn sie nicht in das Leben übersetzt wurde. Nur dann wird das Wort des Lebens lebendig im Empfänger. Die Worte sind in gewissem Sinn nichts in sich selbst und für sich selbst genommen [The words are in a sense nothing in and of themselves].“

Wir müssen dazu wissen, daß Nida bibelkritische und liberaltheologische Ansichten vertritt und sein Konzept aus weltlichen Philosophien und Theorien ableitet. Nur weil sie letztlich keine Ehrfurcht vor dem von Gott gegebenen Wort haben, können diese Übersetzer meinen, die Formulierung „Annahme bei Gott“ sei tatsächlich eine angemessene Übersetzung für „Rechtfertigung“, oder „heilig“ könne man mit „zu Gott gehörig“ wiedergeben. Wenn Gott in einer Passage sich mit seinem Namen „HERR“ offenbart – welche Berechtigung hat der Übersetzer, stattdessen „Gott“ zu schreiben?

c) Der Übersetzer maßt sich an, besser zu wissen, wie Gottes Gedanken ausgedrückt werden, als Gott selbst, und nimmt eine völlig falsche Mittlerrolle an, ja macht sich zum „Neuschöpfer“ der von ihm verfaßten Bibel. Letztlich ist es eine Geringschätzung der vollkommenen Weisheit Gottes, wenn der Übersetzer bestimmte inspirierte Urtextworte mit anderen Begriffen wiedergibt, obgleich doch die Ursprache auch solche Begriffe zur Verfügung gehabt hätte, um die Sache so auszudrücken, wenn Gott es gewollt hätte. Wenn etwa „die Erlösung durch sein Blut“ eigentlich den Gedanken ausdrücken sollte: „Erlösung durch seinen Tod am Kreuz“, dann hätte das Griechische ja die entsprechenden Worte zur Verfügung gehabt, es so auszudrücken. Gott hat sich doch etwas dabei gedacht, wenn Er Seine ewige Botschaft in gerade diesen Worten ausdrückte und nicht in anderen!

Die schreckliche Anmaßung der modernen Übersetzer besteht darin, daß sie das Werk zu tun beanspruchen, das allein Gott und Seinem Heiligen Geist zusteht: nämlich das Schriftwort dem Menschen aufzuschließen und klar zu machen. Dazu muß Gott ein Werk an dem verfinsterten, verstockten Herzen des Menschen tun. Das kann kein schlauer Übersetzer übernehmen, der sich damit an Gottes Statt setzt und meint, er müsse Gottes Offenbarungswort verbessern und umdeuten.

Wie bei der Bibelkritik macht sich der Mensch mit seinem armseligen Verstand zum Richter und Herren über Gottes Wort. So geht die dynamisch-äquivalente Übersetzung zwangsweise immer wieder über eine bloße Wiedergabe des Grundtextes hinaus und wird vermischt mit eigenwilligen, willkürlichen und oft sinnverfälschenden Auslassungen, Ausdeutungen und Zusätzen der Übersetzer. Wir werden erinnert an die Mahnung aus Spr 30,5-6: „Alle Reden Gottes sind geläutert; er ist ein Schild denen, die ihm vertrauen. Tue nichts zu seinen Worten hinzu, damit er dich nicht bestraft und du als Lügner dastehst!“

Schlimmer noch: In den eigenmächtigen Umformungen biblischer Begriffe fließen immer wieder letztlich bibelkritische Ansätze und falsche Lehren hinein. So hängt das Verschwinden des Blutes aus vielen dynamisch-äquivalenten Übersetzungen etwa in Eph 1,7 mit der liberaltheologischen Weltanschauung Nidas zusammen, der empfiehlt, „Blut“ durch „Tod“ wiederzugeben: „’Blut’ wird in diesem Abschnitt in derselben Weise gebraucht wie an einer Anzahl weiterer Stellen im Neuen Testament, nämlich um einen gewaltsamen Tod anzudeuten.“ (Cloud aaO S. 25).

Und die landläufige Behauptung, die biblischen Urschriften seien ja auch in der Umgangssprache der damaligen Zeit geschrieben, deshalb müsse man die heutigen Bibeln in der Umgangssprache der heutigen Zeit umschreiben, ist ebenfalls nicht stichhaltig. Weder die hebräischen Schriften des AT noch die griechischen Schriften des NT waren für die damaligen Leser einfach verständlich und in bloßer Umgangssprache abgefaßt. In beiden Testamenten gibt es sehr anspruchsvolle Abschnitte, schwierige Wendungen und auf den ersten Blick schwer verständliche Passagen. Petrus erwähnt das ausdrücklich von den Briefen des Paulus (2Pt 3,16). All dies ist kein „Mangel“ der Schrift, dem eilfertige Übersetzer nun abhelfen müßten, sondern es ist Bestandteil des göttlichen Plans für Sein Offenbarungswort.

d) Die dynamisch-äquivalente Übersetzung verbessert das Verständnis der Schrift nicht wirklich, sondern verdunkelt und entstellt die Aussage der Schrift in vielen Aspekten. Viele Aussagen der Schrift sind nur dann voll verständlich und erschließen ihren Sinn, wenn sie sehr wörtlich und genau wiedergegeben werden. Unzählige Feinheiten, die dem Gläubigen zur Unterweisung und Belehrung niedergeschrieben wurden, gehen bei der „kommunikativen“ Neuformulierung der Bibel verloren.

Die Bibel ist ein Wunder göttlicher Offenbarung. Die Worte der Heiligen Schrift sind erlesene, siebenmal geläuterte Worte (Ps 12,7). Niemand kann den Reichtum, die volle Bedeutung, die Nuancen und tiefen Facetten dieser ewigen, himmlischen Worte je voll ausschöpfen. Deshalb gebührt uns Menschen Demut und Ehrfurcht angesichts des Wortes Gottes. Wir tun gut daran, zu diesem Thema einmal den Psalm 119 in einer wortgetreuen Übersetzung zu betrachten und darüber nachzusinnen.

Der Psalmist betet: „Öffne mir die Augen, damit ich sehe / die Wunder in deinem Gesetz!“ (V. 18). „Gib mir Verständnis, so will ich dein Gesetz bewahren / und es befolgen von ganzem Herzen.“ (V. 34). „Wie habe ich dein Gesetz so lieb! / Ich sinne darüber nach den ganzen Tag.“ (V. 97). „Mein Fleisch schaudert aus Furcht vor dir, / und ich habe Ehrfurcht vor deinen Bestimmungen!“ (V. 120). „Wunderbar sind deine Zeugnisse; / darum bewahrt sie meine Seele. / Die Eröffnung deiner Worte erleuchtet / und gibt den Unverständigen Einsicht“ (V. 129-130).

Die modernen ausdeutenden Wiedergaben zerstören das wunderbare Flechtwerk von Bedeutungen und Bezügen, von Nuancen und geistlichen Einsichten in Gottes Wort. Sie ersetzen es durch die beschränkten, oft irregeleiteten Einsichten von sterblichen Menschen. Sie berauben den Bibelleser, anstatt ihn zu bereichern.

Viele geistlich wichtige Zusammenhänge und Wortbedeutungen werden in den modernen Übersetzungen wegplaniert und zubetoniert, damit der gedachte „ideale Leser“ auf einer modernen Betonpiste den Text bequem entlangfahren kann, anstatt zu Fuß auf einem uralten, aber herrlichen Pfad zu wandern, der mühsam ist, auf dem wir aber wunderbare Reichtümer und geistliche Nahrung finden, um schließlich sicher ans geistliche Ziel zu kommen!

Viele klug erdachte „Ersatzbegriffe“ der modernen Übersetzungen sind zwar vielleicht leichter eingängig als das biblische Original, aber sie tragen nicht dieselbe Bedeutung in sich! Manchmal sind sie nur in der Lage, einen Aspekt des Originalwortes aufzuzeigen, oft aber liegen sie völlig daneben und führen sogar direkt in die Irre, indem sie menschlich-theologische Ausdeutungen in den Text einfließen lassen.

So erkauft sich der Leser das vorgeblich leichtere Verständnis einiger Gedanken und Abschnitte der Bibel mit einer Erschwerung bzw. Verhinderung geistlichen Verständnisses in vielen anderen Aspekten. Das geistliche Leben eines Gläubigen, der sich von solchem „Weißmehl-Fastfood“ ernährt statt vom biblischen Schwarzbrot des WORTES, wird über das Unmündigenstadium kaum hinausgehen können (vgl. Hebr 5,11-14) und von vielen Krankheiten gezeichnet sein.

e) Die Bibel selbst zeigt uns, daß eine wortgetreue Übersetzung die von Gott gewollte Methode ist. Wir sehen das zum einen im AT am Vorbild Esras und der Leviten, die vor dem Volk das Buch des Gesetzes vorlasen, und zwar vor allen Männern, Frauen und verständigen Kindern: „Und sie lasen aus dem Buch des Gesetzes Gottes deutlich vor und erklärten den Sinn, so daß man das Gelesene verstand.“ (Neh 8,8). Also nicht „Paraphrase“, eingängige Umformulierung des Wortes Gottes, sondern das Wort Gottes getreu verkündigt und dann die Erklärung des Sinnes!

Dasselbe Muster sehen wir im NT bei Philippus und dem Kämmerer: Der Kämmerer las im Buch Jesaja, aber er verstand es nicht. Das war kein Hindernis für seine Evangelisierung, im Gegenteil! Gott sandte ihm den Philippus, der ihm die Schriftstelle erklärte und ihm das Evangelium verkündigte (Apg 8,26-35).

Auch die alttestamentlichen Zitate, die wir im NT finden, können uns einen Hinweis geben. Wir finden hier zwar einige Male eine Verquickung von Wiedergabe und Ausdeutung, wie sie nur ein inspirierter Prophet bzw. Apostel im Auftrag Gottes vornehmen durfte, ansonsten sehen wir aber eine z.T. sehr weitgehende wörtliche Wiedergabe hebräischer Konstruktionen und allgemein eine große Wortgetreue.

f) Die dynamisch-äquivalente Übersetzung ist nicht mehr Gottes Wort in einer anderen Sprache, sondern Menschenwort. Das ist der vielleicht schwerwiegendste Einwand gegen die modernen Übertragungen: Das kraftvolle, von Gottes Geist eingegebene, ewig unveränderliche Wort Gottes wird eingetauscht gegen bloße Menschenworte, die keinesfalls dieselbe geistliche Wirkung haben können wie Gottes Wort. Wir sehen den grundlegenden Unterschied zwischen Gottes Wort und eigenmächtigen Menschenworten sehr eindrucksvoll aufgezeigt in der Zurechtweisung des HERRN gegenüber den falschen Propheten Israels in Jeremia 23,16-36, die wir hier auszugsweise anführen wollen:

„So spricht der HERR der Heerscharen: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie täuschen euch; die Offenbarung ihres eigenen Herzens verkünden sie und nicht [was] aus dem Mund des HERRN [kommt]. … 18 Denn wer hat im Rat des HERRN gestanden und hat sein Wort gesehen und gehört? Wer hat auf mein Wort geachtet und gehört? … 22 Hätten sie in meinem Rat gestanden, so würden sie meinem Volk meine Worte verkündigen und sie abbringen von ihrem bösen Weg … 28 Der Prophet, der einen Traum hat, der erzähle den Traum; wer aber mein Wort hat, der verkündige mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Weizen gemeinsam? spricht der HERR. 29 Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert? 30 Darum siehe, ich komme über die Propheten, spricht der HERR, die meine Worte stehlen, einer von dem anderen; 31 siehe, ich komme über die Propheten, die ihre eigenen Zungen nehmen, um einen Gottesspruch zu sprechen! … 36 … denn jedem einzelnen wird sein eigenes Wort zur Last werden, denn ihr verdreht die Worte des lebendigen Gottes, des HERRN der Heerscharen, unseres Gottes!“

Bei den „kommunikativen“ Übersetzungen geschieht eine qualitative Veränderung von höchster Bedeutung. Sobald eine Übersetzung davon abgeht, den ursprünglichen Wortlaut der Worte Gottes so getreu wie möglich wiederzugeben, ist das Ergebnis nicht mehr eine Bibel, die den unvergänglichen Samen, das lebendige Wort Gottes (1Pt 1,23) enthält, sondern vergängliches Stroh, relative, kraft- und leblose Menschenworte, die zwar gelehrt und gut gemeint sein mögen wie die Predigten mancher liberaler Pfarrer – aber sie können kein neues Leben zeugen!

 

Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus der ausführlicheren Schrift von Rudolf Ebertshäuser Moderne Bibelübersetzungen unter der Lupe. Von der „Guten Nachricht“ bis zur „Volxbibel“.

 

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Ausführlichere Informationen zum Thema „Moderne Bibelübersetzungen“ enthält das Buch des Verfassers: Gottes Wort oder Menschenwort? Moderne Bibelübersetzungen unter der Lupe, Steffisburg (Edition Nehemia) 3. Aufl. 2016.

Dieses Buch können Sie bei Ihrem christlichen Buchhändler bestellen. Sie erhalten es u.a. für die Schweiz bei der Edition Nehemia, für Deutschland und Österreich bei der Versandbuchhandlung Samenkorn.

Wer andere, vor allem jüngere Christen auf die Verfälschungen in den modernen Übertragungen aufmerksam machen will, kann dazu die Broschüre Moderne Bibelübersetzungen unter der Lupe. Von der „Guten Nachricht“ zur „Volxbibel“ weitergeben, in der sich zahlreiche Beispiele aus Übertragungen und Argumente für wortgetreue Bibeln finden. Sie kann kostenlos angefordert werden beim ESRA-Schriftendienst, Postfach 1910, 71209 Leonberg.

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