Der Satan, der stolze, rebellische Engel, der sich über den allmächtigen Gott erheben wollte, haßt das Wort Gottes, das ihn bloßstellt und verurteilt; er versucht alles, um die sündige Menschheit von der Erkenntnis des Wortes Gottes fernzuhalten und zur Auflehnung gegen das Wort Gottes anzustacheln. Auch gegenüber der Gemeinde ist er durch seinen Geist des Irrtums und der Irreführung (1Joh 4,6) wirksam und sucht sie vom einfältigen Glauben und Gehorsam in bezug auf die Schrift wegzuführen.
Weil eine offene Infragestellung oder Ablehnung des Wortes Gottes von den Gläubigen leicht erkannt und zurückgewiesen würde, verlegt sich der Feind der Gemeinde gegenüber auf eine Taktik, die er meisterhaft beherrscht: die Verführung, die irreführende, betrügerische Verdrehung des Wortes Gottes. Das heißt, er beruft sich auf die Schrift (wie z.B. in der Versuchung unseres Herrn, Mt 4,6), aber er reißt sie aus ihrem Zusammenhang, verstümmelt sie durch Auslassung wichtiger Elemente und unterschiebt ihr einen anderen Sinn als den, den Gott gemeint hat.
Der Widersacher läßt durch seine Werkzeuge ein Evangelium verkündigen, das oberflächlich betrachtet wie das echte Evangelium Gottes aussieht – aber in Wahrheit ist es ein andersartiges Evangelium (2Kor 11,4; Gal 1,6-9), eine Verkehrung des wahren Gotteswortes. Seine Methode ist die Verdrehung des Schriftwortes (Jer 23,36; 2Petr 3,16-17), der betrügerische Mißbrauch der Bibel, um Menschen von der göttlichen Wahrheit abzubringen und auf gottfeindliche Wege zu locken. Er benutzt dabei einzelne Bibelworte, aber er verkehrt ihren Zusammenhang und die Aussagen der gesunden (richtigen, heilsamen) Lehre (vgl. 1Tim 1,10; 2Tim 1,13; 4,3; Tit 1,9; 2,1), d. h. der geistgewirkten und in der Schrift verankerten Auslegung der Zusammenhänge der Schrift.
Bereits am Beispiel der ersten Strömung von Irrlehren, die in der Schrift selbst erwähnt wird, können wir erkennen, daß eine Hauptmethode des Widersachers bei der Verführung der Gemeinde die Vermischung und Verwirrung der heilsgeschichtlichen Aussagen über Israel und die Gemeinde ist. Paulus kämpfte einen entschlossenen Kampf gegen solche Werkzeuge des Satans, die den Gläubigen aus den Heidenvölkern das Gesetz als Heilsmittel verkündigten und sie lehrten, sie müßten sich beschneiden lassen, um errettet zu werden.
Demgegenüber zeigte Paulus vor allem im Galaterbrief, daß die Verordnungen aus Gottes Wort, die für Israel galten, für die Gemeinde nicht gelten, weil das Gesetz in Christus erfüllt und abgetan ist. Er lehrte die Gläubigen Gottes Offenbarung über das Geheimnis der Gemeinde und das volle Heil in Christus, das aus Gnade durch den Glauben empfangen wird und nicht durch die Beachtung der Gebote Gottes aus einer anderen heilsgeschichtlichen Ordnung. Er zeigte auch, daß diese falschen Lehren trotz ihrer Frömmigkeit und ihrer Berufung auf Gottes Wort im Grunde von der Errettung in Christus ablenkten und gegen Christus gerichtet waren.
Auch eine zweite Irrlehre, die in der Schrift erwähnt wird, geht auf ein Durcheinanderwerfen getrennter heilsgeschichtlicher Zeitalter zurück: Satan vermischte die Aussagen in Gottes Wort über die Heilszeit der Gemeinde und die kommende Heilszeit des Tausendjährigen Reiches, indem er den Gläubigen weismachte, sie befänden sich schon in den Gerichten der anbrechenden messianischen Königsherrschaft.
Durch irrgeistige Falschoffenbarungen brachte er die Thessalonicher durcheinander, indem er ihnen vorspiegelte, sie seien schon mitten in der großen Drangsalszeit und damit unter dem Zorngericht Gottes (2Thess 2,1-5), so daß der Apostel Paulus sie mahnen muß: „Laßt euch nicht so schnell in eurem Verständnis erschüttern oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist, noch durch ein Wort, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Christus schon da. Laßt euch von niemand in irgendeiner Weise verführen!“ (V. 2-3).
In eine ähnliche Richtung gingen Irrlehren, die behaupteten, die Auferstehung sei schon geschehen, und damit den Glauben mancher zerstörten (vgl. 2Tim 2,16-18). Beidesmal wird Gottes Heilshandeln zur Zeit der Gemeinde bewußt verwechselt mit Seinem Handeln zur Zeit der großen Drangsal und des Tausendjährigen Reiches.
Dasselbe Muster der Vermischung von Gottes Anweisungen für Israel, die Gemeinde und das Tausendjährige Reich sehen wir fast überall am Wirken, wo in der Geschichte der Gemeinde dämonische Irrlehren Einfluß gewonnen haben: besonders in der katholischen Kirche, die mit der äußerlichen Priesterschaft, dem verfälschten Meßopfer, der Werkgerechtigkeit wesentliche Elemente des Judaismus übernahm, aber auch bei den Hugenotten und Camisarden, die sich durch irreführende, falschprophetische Vergleiche mit Israel verleiten ließen, entgegen dem Wort des Herrn zu den Waffen zu greifen, und bei den „modernen“ Sekten wie den Adventisten (Sabbat) und den „Zeugen Jehovas“ (Tausendjähriges Reich).
Die rechte Auslegung und Teilung des Wortes der Wahrheit
Zur gesunden Lehre der Heiligen Schrift gehört auch als ein wesentliches, notwendiges Element die rechte Auslegung und die rechte Unterteilung und Anwendung des Gotteswortes. Gerade die Gläubigen, für die das Wort Gottes eine heilige, unantastbare Gottesoffenbarung ist, der sie Gehorsam schulden, erkennen beim Studium der Heiligen Schrift die Notwendigkeit, das Wort der Wahrheit recht zu teilen (2Tim 2,15). Hier geht es um ein Unterscheiden aus geistgewirktem, erleuchtetem Verständnis heraus, nicht um ein Zerschneiden wie bei der Bibelkritik.
Jeder Gläubige, der das Wort Gottes ernst nimmt und es auch tun will, wird schnell vor Fragen gestellt wie: Muß ich mich beschneiden lassen? Soll ich den Sabbat halten? Kann ich noch Schweinefleisch essen? Soll ich das Los werfen, wenn ich in einer Frage Gottes Führung brauche? Gibt es heute noch Propheten, die mir Botschaften Gottes vermitteln?
Ein vertieftes Studium der Schrift selbst wird dem Gläubigen klar machen, daß Gott mit Israel und mit der Gemeinde unterschiedlich handelt, daß die Gebote und Anweisungen, die zur Zeit des Gesetzes für Israel gegolten hatten, für die Gläubigen der Gemeindezeit nicht mehr gelten, weil sie in Christus nicht mehr unter dem Gesetz sind, sondern vielmehr das Wort und die Lehre des Christus, wie sie insbesondere in den Lehrbriefen geoffenbart sind.
Wir haben oben schon gesehen, daß die Schrift selbst unterscheidet zwischen der vorlaufenden Offenbarung Gottes durch die Propheten und der Volloffenbarung im Sohn (Hebr 1,1-4), zwischen Gottes Heilshandeln mit Israel in der Zeit des Gesetzes, mit der Gemeinde in der Zeit der Gnade und mit Israel, den Völkern und der verherrlichten Gemeinde in der Zeit des Tausendjährigen Reiches (Galaterbrief, Hebräerbrief u. a.).
Es hat also nichts mit einer Zertrennung oder Außerkraftsetzung von Teilen der Schrift zu tun, wenn biblische Lehre in der Schrift gewisse Heilszeiten bzw. Haushaltungen unterscheidet und versucht, klar zu bestimmen, welche Teile der Schrift als unmittelbare Handlungsanweisung und Richtlinie für die christusgläubige Gemeinde dienen und welche ihr als Vorbild zur Belehrung und Ermahnung gegeben sind (vgl. 1Kor 10,1-13; 1Tim 1,8-11). Diese Unterscheidung ist vielmehr schriftgemäß und auch unbedingt nötig, wenn man gefährliche Irrtümer und eine unbiblische Vermischung von Elementen des abgetanen Gesetzes mit der Gemeindelehre verhüten will.
Der tiefere Sinn jeder biblischen Schriftteilung ist es, die Volloffenbarung in Christus für die Gemeinde rein und klar herauszuarbeiten und der Gemeinde Jesu Christi die göttliche Offenbarung über ihr Wesen, ihre Berufung und ihren Weg lauter und ohne Vermischung mit falschen, verwirrenden und in die Irre führenden Elementen zu vermitteln.
Eine gesunde, nicht übertriebene Schriftteilung ist eine Grundvoraussetzung für das rechte Verständnis der Offenbarung der Heiligen Schrift und auch für die Erkenntnis der betrügerischen Lehren Satans, der die Heilszeiten durcheinanderwirft, um die Gemeinde in ihrer Stellung in Christus zu verunsichern und vom schriftgemäßen Weg abzubringen.
Eine biblische Schriftteilung erschließt dem Gläubigen erst den ganzen Reichtum und die Tiefe der Heiligen Schrift und führt zu einer Klarheit und Gründung im Wort, die für geistliche Reife unerläßlich ist. Sie wird niemals die grundlegende Einheit der gesamten Heiligen Schrift auflösen, noch wird sie den großen Wert gerade auch des AT für die Unterweisung und Ermahnung des Gläubigen leugnen.
Die Schriftteilung weist im Gegenteil den Weg, auf dem die Schriften des AT für die Gläubigen fruchtbar angewandt und studiert werden können, und weiß um die vielfältige Weise, wie der Heilige Geist Worte aus allen Schriften zur persönlichen Erbauung und Tröstung der Gotteskinder gebrauchen kann. Sie kann helfen, zwischen dem lehrmäßigen Erforschen der Schrift und dem erbaulichen Lesen zu unterscheiden, ohne eines von beiden zu beeinträchtigen, und bringt die Schrift erst zur vollen Wirkung am Herzen des Gläubigen.
Insbesondere für Gläubige, die in den Fangnetzen von Irrlehren und unbiblischen Strömungen verstrickt waren, kann ein richtiges Verständnis der Schriftteilung ein Schlüssel zur Befreiung und zur Erkenntnis der Wahrheit sein. Ohne ein vertieftes Studium der Heiligen Schrift unter heilsgeschichtlichen Gesichtspunkten kommen Menschen, die unter irrgeistigem Einfluß gewesen sind, nur schwerlich zu einem biblisch gesunden Glaubensleben.
Die Auseinandersetzung um das Wort Gottes in der Endzeit
Die Bibel zeigt uns verschiedentlich, daß gerade in der ausreifenden Endzeit ein ernster, schwerer Kampf um das Wort Gottes entbrennen wird. Die Endzeit ist die Zeit des Abfalls vom wahren Glauben (1Tim 4,1), die von der Bibel vorhergesagte Zeit, von der geschrieben steht: „da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden“ (2Tim 4,3-4).
In der Tat: Je mehr diese letzten Tage ihrem Höhepunkt und Ende zugehen, desto schlimmer werden die Angriffe auf Gottes Wort – nicht nur im Lager der katholisch-protestantischen Namenschristenheit, sondern in versteckter Form bis in „evangelikale“ Kreise hinein.
Die Abkehr von Gottes Wort beginnt dort, wo man es in Worten noch hochhält und sich zu ihm bekennt, sich aber weigert, es in Unterwerfung und Gehorsam zu tun – auch dort, wo das schmerzt und Kreuzeswege bedeutet. Die Frauenfrage und die Frage von Ehescheidung und Wiederverheiratung sind beispielsweise heute Prüfsteine dafür, wie ernst es Gläubige noch mit dem heiligen Wort Gottes meinen – morgen werden wohl andere Prüfsteine dazukommen (z.B. die Haltung zur Homosexualität).
Von einem solchen zwiespältigen, letztlich heuchlerischen Bekenntnis zum Wort Gottes bis zu bewußten Verdrehungen und Beschneidungen des Wortes ist es nur ein kleiner Schritt, auf den dann das Abgleiten in dämonisch inspirierte Irrlehren folgt.
Wer die Liebe zur Wahrheit zurückgewiesen hat, der ist offen für die Irreführung Satans – diese grundlegende Aussage des Wortes Gottes (2Thess 2,10-12) erweist sich heute immer mehr auch in äußerlich noch „evangelikal“ und „bibeltreu“ geltenden Kreisen. Wo Christen nicht mehr in Treue und einfältigem Glauben unter dem Wort stehen, haben falsche Lehrer und falsche Propheten offene Türen (vgl. 2. Petrus 2, Judasbrief).
Der endzeitliche Abfall vom Wort Gottes beginnt dort, wo man in der Lehre die Inspiration und Vollkommenheit der Heiligen Schrift abschwächt und abstreitet, und dort, wo man sich im Leben ihrer heiligen und göttlichen Autorität als Richtschnur des ganzen Lebens nicht mehr beugt, sondern im Ungehorsam eigene Wege geht. Das Ziel und Ende dieses Abfalls ist die Hure Babylon. Diesen ernsten und erschütternden Entwicklungen in der äußerlichen Christenheit setzt das Wort Gottes ein ermahnendes und ermunterndes Du aber! entgegen. „Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge, jage aber nach Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Glauben, Liebe, Geduld, Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du auch berufen bist (…)“ (1Tim 6,11-12).
Die wahren Gläubigen der letzten Zeit werden in der Schrift aufgefordert, von ganzem Herzen am Wort Gottes festzuhalten, sich in der gesunden Lehre zu gründen und zu kämpfen für den ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben (Judas 3). Wir sollen uns nähren durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre (1 Tim 4,6); wir sollen an dem der Lehre entsprechenden zuverlässigen Wort festhalten (Tit 1,9); wir sollen in allem nüchtern sein und Leid ertragen für das Wort (2Tim 4,5); wir werden aufgefordert: „Halte dich an das Muster der gesunden Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus ist!“ (2Tim 1,13); „Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen, überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung!“ (2Tim 4,2).
All jenen, die um den Preis von Spott, Verachtung, Isolation und Unverständnis ernstlich bestrebt sind, mitten im endzeitlichen Glaubensabfall dem Wort Gottes und damit ihrem himmlischen Herrn Jesus Christus treu zu bleiben, gilt der ermutigende Zuspruch des Sohnes Gottes:
Ich kenne deine Werke.
Siehe, ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben,
und niemand kann sie schließen;
denn du hast eine kleine Kraft
und hast mein Wort bewahrt
und meinen Namen nicht verleugnet.
(Offb 3,8)
Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus der ausführlicheren Schrift von Rudolf Ebertshäuser Die Heilige Schrift – Gottes vollkommene Offenbarung.
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