„Not a fan“ – diesem Slogan begegnet man heute immer wieder; zahlreiche Christen auch in Deutschland sind begeistert von den Büchern eines amerikanischen Predigers, der diese Worte prägte. Eine ausgefeilte Kampagne nach amerikanischem Strickmuster ist damit verbunden – ein Buch, weitere Nachfolgebücher, ein Studienbuch für Kleingruppen, ein Film, T-Shirts, Armbänder… Diese Kampagne, clever vermarktet von Gerth Medien (die Idlemans Bücher veröffentlichen) und SCM Hänssler (die Film und „Fanmaterial“ vertreiben), findet auch bei uns im deutschsprachigen Raum zunehmend Interesse und Zustimmung. Was steckt dahinter?

 
 
Der Autor und sein Buch

 
Grundlage der Initiative ist das Buch „not a fan. Becoming a completely committed Follower of Jesus“ (Grand Rapids, MI: Zondervan 2011; die deutsche Ausgabe hat den Titel: “not a fan. Vom Bewunderer zum Nachfolger“). Der Verfasser ist der Amerikaner Kyle Idleman, ein erfolgreicher Lehrpastor, der seit 2002 in der Megagemeinde Southeast Christian Church (Louisville, Kentucky, USA) predigt, einer Gemeinde aus der evangelikalen „Heiligungsbewegung“, die ca. 30.000 Mitglieder und ca. 22.000 Gottesdienstbesucher hat.
 
Das Buch not a fan ist vor allem für junge Leser ansprechend geschrieben und hat vordergründig eine durchaus herausfordernd klingende Botschaft: Wir sollen keine „Fans von Jesus“ sein, sondern hingegebene Nachfolger, die sich ganz Christus zur Verfügung stellen. Das könnte man von Herzen bejahen, wenn nicht … ja, wenn nicht diese Botschaft so doppeldeutig, widersprüchlich und halbherzig wäre. Idlemans Buch enthält manches Wahre, einige zutreffende Aussagen – aber leider ist sein Verständnis von „radikaler Nachfolge“ viel zu oberflächlich und läßt zu viele wichtige Aspekte der biblischen Botschaft aus, um wirklich erwecklich und hilfreich zu sein. Dabei greift Idleman durchaus manche „heiße Eisen“ auf, wenn er seine Leser herausfordert, zu prüfen, ob sie bloß „Fans“, „begeisterte Bewunderer“ von Jesus seien, deren Zustimmung und Begeisterung keine Konsequenz in ihrem Leben hat, oder echte Nachfolger, die ihr Eigenleben aufgeben, um wirklich für den Herrn zu leben.
 
Idleman selbst gesteht, daß er als ein von der Gemeindewachstumsbewegung geprägter Prediger jahrelang ein verwässertes Evangelium gepredigt hat, eine geschönte Botschaft, die die Menschen zum Glauben einlud, ohne ihnen den Ernst und den Preis echter Umkehr und Nachfolge offen aufzuzeigen. Er gibt zu, daß er den Stellenwert des Kreuzes im Leben der Gläubigen kaum verkündigt hat und die „unattraktive“ Botschaft, daß wir unserem egoistischen Selbstleben sterben müssen, vermieden hat. Diese schwerwiegenden Verfälschungen der biblischen Botschaft gesteht er ein und möchte sich davon distanzieren, aber das tut er nur halb.

 
 
Die irreführende Botschaft von „not a fan“

 
Wo liegt das Problem? Nun, zunächst einmal liegt es in der Grundhaltung und der Ausdrucksweise des ganzen Buches. Idleman schreibt durchgängig salopp, witzig-ironisch und unehrfürchtig über heilige Dinge, nicht zuletzt über den Herrn Jesus selbst, den er in typisch evangelikaler Art fast durchgängig nur als „Jesus“ bezeichnet, nicht als „Herr Jesus“, obwohl er in einem Abschnitt zu vermitteln sucht, daß Er unser Herr sein will und sein muß. An einer Stelle schildert er eine Phantasieszene:

„Stell dir vor, du gehst in ein Café bei Dir um die Ecke. Du holst dir was zu Essen und ein Getränk und gehst in den hinteren Bereich, wo es nicht so voll ist, und suchst dir einen Platz an einem kleinen Tisch. Du nippst an dem Getränk und genießt ein paar ruhige Minuten. Jetzt stell dir vor, daß Jesus reinkommt und sich neben dich setzt. Du weißt, daß er es ist wegen der blauen Schärpe. Du weißt nicht, was du sagen sollst. Aus Verlegenheit versuchst du das Schweigen zu brechen und bittest ihn, dein Getränk in Wein zu verwandeln. Er schaut dich mit demselben Blick an, mit dem er damals Petrus anschaute …“ (S. 23; Übers. aus dem amerik. Original durch RE)
 

Das ist leider nicht der wahre Herr Jesus Christus, über den Idleman immer wieder so lässig und witzereißend schreibt. Es ist ein modern-evangelikales Zerrbild, das unseren gekreuzigten und auferstandenen Herrn nicht wirklich gerecht wird. Manches, was Idleman schreibt, klingt ernst und wahr, aber dann gleitet er wieder in seinen Witzestil und verkehrt heilige Dinge auf so saloppe, menschlich-fleischliche Weise, daß man erschrickt. So macht er am Anfang von Kapitel 6 eine Bemerkung über den Heiligen Geist, die jeden gottesfürchtigen Leser abstoßen muß und die ich hier gar nicht zitieren möchte (S. 87). Dem ganzen Buch fehlt völlig die Ehrfurcht vor Gott, der heilige Ernsthaftigkeit, die dort entsteht, wo jemand wirklich von dem echten Herrn Jesus Christus ergriffen wurde. Wir werden erinnert an das Wort Gottes, das uns den untrüglichen Maßstab für einen echten Prediger gibt: 

In allem mache dich selbst zu einem Vorbild guter Werke. In der Lehre erweise Unverfälschtheit, würdigen Ernst, Unverderbtheit, gesunde, untadelige Rede, damit der Gegner beschämt wird, weil er nichts Schlechtes über euch sagen kann. (…) 

Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen; sie nimmt uns in Zucht, damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit, indem wir die glückselige Hoffnung erwarten und die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus, der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und für sich selbst ein Volk zum besonderen Eigentum zu reinigen, das eifrig ist, gute Werke zu tun. Dieses sollst du lehren und mit allem Nachdruck ermahnen und zurechtweisen. Niemand soll dich geringschätzen! (Titus 2,7-15)

 
Idlemans Verständnis von Nachfolge entspricht ebenfalls einer evangelikal verzerrten Karikatur der biblischen Nachfolge und Heiligung. Er spricht durchaus einige Bereiche der Nachfolge an, die berechtigt sind: eheliche Treue, voreheliche Reinheit, beruflicher Erfolg, Finanzen – dort sagt er einiges Zutreffende. Das ist unter seinen Kollegen durchaus nicht mehr selbstverständlich, aber das ist bei weitem nicht genug. Wir sind berufen, den „ganzen Ratschluß Gottes“ zu verkündigen (Apg 20,27), und das findet bei „not a fan“ nicht statt. Dafür gibt es dann eine gefährlich falsche Frömmigkeit und scheinradikale Religiosität, die viel junge Leser in die Irre führt.
 
Idleman verschweigt eben viele Bereiche, wo biblische Christusnachfolge sich auch bewähren muß, und wo das dem Zeitgeist ganz zuwiderläuft: so etwa die Enthaltung von weltlichen Filmen, in denen überall Sünde und Ichkult beworben wird; die Abgrenzung vom Mißbrauch der modernen Medien und von der unreinen, verführerischen Rockmusik, die Unterordnung der Ehefrau unter ihren Mann, der Gehorsam der Kinder ihren Eltern gegenüber, die biblische Lehre von Ehescheidung und Wiederverheiratung usw. Der heutige evangelikale Lebensstil der Selbstverwirklichung und der Anpassung an die Welt wird nur zur Hälfte in Frage gestellt; die andere Hälfte lebt der Prediger Idleman selbst aus, wie seine Nebenbemerkungen vielfältig belegen.
 
Leider ist Idlemans Frömmigkeit nicht wirklich geprägt vom neutestamentlichen Verständnis, sondern von der modern-evangelikalen Heiligungsbewegung, die zwar „radikale Hingabe“ auf ihre Fahnen schreibt, aber darunter einen halbherzigen religiösen Aktivismus versteht, der sich vor allem in sozialdiakonischer Hilfe für die Armen und finanziellen Opfern zeigt, aber nicht in biblischer Heiligung und Ganzhingabe. Diese Schlagseite hin zum sozialen Aktivismus zeigt sich immer wieder, u.a. wenn er Mt 23,23-24 so auf  seine Hörer anwendet: „Wehe euch Fans, wenn ihr so leidenschaftlich dafür begeistert wärt, die Armen zu speisen, wie für den Lobpreisstil eurer Gemeinde, dann wäre der Welthunger diese Woche beendet.“ (82).

 
 
Mystische und charismatische Einflüsse

 
Idlemans Verständnis von „Geisterfülltsein“ ist von modernen Evangelikalen wie Bill Bright geprägt (S. 95). Er spricht sich für „Atemgebete“, eine esoterisch gefärbte „spirituelle Übung“ aus, die Bright empfiehlt: „Sie atmen den Müll und die Finsternis aus sich aus, um Platz zu machen, mit dem Geist erfüllt zu werden. Und dann atmen Sie ein. Wenn Sie einatmen, beten sie, daß Sie mit dem Geist erfüllt werden und ihm die Kontrolle ausliefern.“ (S. 95-96). Idleman erwähnt auch ein seltsames mystisches Erlebnis aus seiner Anfangszeit als Gemeindegründer: „Als die Gemeinde etwa ein Jahr alt war, wachte ich eines Nachts auf und hatte das seltsame Gefühl, daß Gott über mich lachte.“ Das sind Irreführungen, die in eine mystisch-charismatische Richtung gehen.
 
Das wird besonders auch in dem Studien-Begleitbuch für Kleingruppen „not a fan. Nachfolge leben“ deutlich, wo Idleman seine Leser zu ganz unbiblischen Mediationstechniken anleitet:

Schließ die Augen und stell dir bildhaft vor, wie die Liebe zu Jesus in dir brennt und dich selbst und deine Mitmenschen wunderbar erwärmt – vielleicht wie ein glühender Lavastrom, der aus deinem Herzen quillt, oder wie ein Feuerwerk, das aus deiner Seele sprüht.“ (S. 31)

Das ist die Psychotechnik der „aktiven Imagination“, die an unseren Schulen auch in den „Phantasiereisen“ angewandt wird. An anderer Stelle verleitet er seine Leser, um Träume zu bitten, in denen ihnen „Jesus“ erscheint:

„In der Bibel offenbart sich Gott auch immer wieder durch Träume. Fändest du es spannend, wenn Jesus in deinen Träumen vorkommen würde? Wenn du magst, dann bitte ihn doch einfach mal, dir im Traum zu begegnen oder durch Träume zu dir zu sprechen“. Darauf folgt ein Gebetsvorschlag: „Jesus, danke, daß du immer bei mir bist. Bitte hilf mir, deine Gegenwart noch intensiver wahrzunehmen und dich besser kennenzulernen. Ich lade dich ein, mir auch nachts in meinen Träumen zu begegnen und dadurch meine Beziehung zu dir zu intensivieren.“ (S. 27)

Die Bibel bezeugt aber ganz klar, daß wir den echten Herrn Jesus Christus jetzt noch nicht sehen können; wir wandeln noch im Glauben und nicht im Schauen: „Ihn liebt ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an ihn glaubt ihr, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht“ (1Pt 1,8). Der „Jesus“, dessen Traumerscheinungen Idleman hier anpreist, ist ein anderer, charismatisch-mystischer Jesus, nicht der verherrlichte Sohn Gottes, den die Bibel bezeugt.
 
Das Verständnis von Nachfolge, das Idleman vermittelt, ist auch darin einseitig und verfälscht, daß er das Außergewöhnliche, das extreme Opfer betont, aber die tägliche Treue, das Lastentragen, die freudige Pflichterfüllung weitgehend unterschlägt. Er sagt: „Nachfolger sollten einige Nachfolgegeschichten haben, die die Leute dazu bringen, zu sagen: Das ist verrückt … Nachfolger werden einige verrückte Dinge für die Liebe tun; Fans wollen auf Nummer Sicher gehen“ (S. 132-133). Echte Nachfolge bewährt sich aber zuallererst im Alltag, in der Treue, im Ertragen, im beharrlichen Lieben, im tagtäglichen Zeugnis für den Herrn.
 
Sein oberflächliches Verständnis von geistlichen Dingen zeigt sich auch darin, daß er hauptsächlich moderne Übertragungen als „Bibel“ zitiert, darunter auch die radikal verfälschende Übertragung „The Message“ (in der deutschen Ausgabe wird hauptsächlich aus „Hoffnung für alle“ zitiert). Natürlich identifiziert er sich mit dem allgegenwärtigen verführerischen charismatischen Lobpreis und fordert „Nachfolger“ auf: „Dreh im Auto Lobpreismusik auf und sing mit!“ (S. 139). Idleman lobt z.B. Ken Blanchard, den esoterisch gefärbten Management-Erfolgsautor, der auch mit Rick Warren verbunden ist; er beschreibt Blanchard als „Freund unserer Gemeinde“ (S. 148). Der prominenteste Befürworter der „Not a fan“-Kampagne ist Max Lucado, der selbst in seinen Büchern eine verführerische, oberflächliche Frömmigkeit verkündet.
 
Idleman erzählt, daß er die Anregung für seine Kampagne aus der Bibelstelle in Johannes 6 bezog, in der der Herr Jesus Seiner Jüngerschar so klare, ernste Worte verkündigte, daß die meisten Ihn deswegen verließen (vgl. Joh 6,47-67). Nun, wenn Idleman wirklich dem Herrn so ernst nachfolgen würde, wie er behauptet, dann müßte seine heutige Verkündigung dieselbe Frucht bringen – die echten, ernsthaften Gläubigen müßten von den bloßen Mitläufern geschieden werden. Dann würde er heute höchstens vor 2.000 Zuhörern predigen. Doch Idlemans Gemeinde hat 5 Jahre nach Beginn von „not a fan“ immer noch über 20.000 Besucher. Es ist zu fürchten, daß viele von ihnen immer noch Mitläufer sind, nun aber verblendete Mitläufer, die aufgrund der falschen Botschaft meinen, sie seien hingegebene Nachfolger, und stolz ihr „not a fan“-Armbändchen zur Schau tragen.
 
So bleibt als Bilanz nur eine Warnung vor dieser scheinfrommen Kampagne, die sicherlich viele hauptsächlich junge Anhänger finden wird. Sie werden leider durch die Parole „Not a fan“ nicht zu einer wirklich biblischen Hingabe und einem gesunden, geheiligten Glaubensleben geführt, sondern auf einen falschen Weg geleitet, der weg führt von dem biblischen Herrn Jesus Christus.
 
 

das-wort-der-wahrheit.de   Rudolf Ebertshäuser    27. 3. 2014
 

 
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