Nun ist das Buch erschienen, an dem ich über ein Jahr lang gearbeitet habe. Zerstörerisches Wachstum behandelt eine raffinierte Verführungsbewegung, die seit Jahren zunehmend unter den modernen (und postmodernen) Evangelikalen an Anhängern gewinnt. Die missionale Gemeindebewegung erweckt den Anschein, in missionarischer Absicht zahlreiche „kulturrelevante“, für die Menschen von heute attraktive Gemeinden gründen zu wollen. Sie hat viele Gemeinsamkeiten mit der Emerging Church, die im Endeffekt nur der besonders offenherzige und konsequente Flügel der missionalen Strömung ist. Die falschen Lehren und Praktiken dieser Strömung werden in meinem neuen Buch gründlich aufgedeckt und widerlegt. Es wurde geschrieben für wache, im Glauben feste bibeltreue Gläubige, denen biblischer Gemeindebau und die Abwehr endzeitlicher Verführungen ein Anliegen ist.

Das Buch mag mit seinen 496 Seiten Umfang manche Leser abschrecken, die ohnehin wenig Zeit zum Lesen haben. Doch das Buch ist so gegliedert, daß man schon auf etwa 240 Seiten (die Kapitel II und IV) den grundlegenden Überblick über die missionale Gemeindeverführung bekommt; der Rest des Buches bietet u.a. geschichtliche Hinführung, einen Überblick über die Gemeindewachstumsbewegung und die wichtigsten missionalen Gemeindeströmungen sowie Buchbesprechungen (u.a. Neil Coles Organische Gemeinde und Johannes Reimers Die Welt umarmen), Worterklärungen und ein umfangreiches Stichwortregister. Man kann das gut gegliederte Buch in kleineren Portionen lesen, sich wichtige Einzelbereiche herausgreifen oder es auch als Nachschlagewerk benutzen.

Eine Besonderheit dieses Buches ist vermutlich bei manchen umstritten und hat schon im Vorfeld für gelegentliche Einwände gesorgt: es nennt Namen, zahlreiche Namen, nicht nur von vielen missional unterwanderten Freikirchen, Werken und Organisationen, sondern auch von Einzelpersonen, darunter auch von Christen aus bibeltreu geprägten Kreisen im deutschsprachigen Raum, die für diese irreführenden Bewegungen Werbung machen und dazu beitragen, daß das missionale Gedankengut mehr und mehr auch in konservative Gemeindekreise eindringt.

Viele Gläubige haben die Vorstellung, man dürfe gar keine Namen von Gläubigen in kritischem Zusammenhang nennen, oder höchstens dann, wenn man zuvor nach Matthäus 18 mit ihnen mehrfach gesprochen habe. Doch das ist eine irrige Vorstellung, wie ich an derer Stelle gezeigt habe (vgl. Der Verhaltenskodex der evangelikalen Correctness unter der Lupe (1): Darf man Verführer in der Gemeinde nicht öffentlich angreifen?). Wenn ein Gläubiger eine falsche Lehre oder Irreführendes, Schädliches öffentlich verbreitet bzw. tut, dann ist es nach meiner Überzeugung von der Bibel her berechtigt, wenn andere Gläubige das öffentlich richtigstellen und damit Schaden von den verunsicherten Kindern Gottes abwenden, die davon verwirrt wurden. Wir haben hier in der Schrift das Vorbild des Apostels Paulus gegenüber Petrus, sowie seine Anweisung an Timotheus bezüglich einer öffentlichen Verfehlung von Ältesten:  

Als aber Petrus nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn er war im Unrecht. Bevor nämlich etliche von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus der Beschneidung fürchtete. Und auch die übrigen Juden heuchelten mit ihm, so daß selbst Barnabas von ihrer Heuchelei mit fortgerissen wurde. Als ich aber sah, daß sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Petrus vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, was zwingst du die Heiden, jüdisch zu leben? (Gal 2,11-14)

Die, welche sündigen, weise zurecht vor allen, damit sich auch die anderen fürchten. (1Tim 5,20)

 

Die Verbreitung und Befürwortung von Irrlehren ist genauso Sünde wie moralische Verfehlungen; der Herr allein weiß, wieviele verunsicherte Schafe schon wegen solcher Verfehlungen, die sich oft führende Brüder zuschulden kommen lassen, zu Schaden gekommen sind. Es ist bei der Aufklärungsarbeit über Irrlehren praktisch unmöglich, mit allen Beteiligten vor Veröffentlichung einer Arbeit zu sprechen (das wird uns auch von Paulus gegenüber Petrus nicht berichtet); Matthäus 18 gilt jedenfalls nur, wenn jemand gegen mich persönlich sündigt, nicht im Fall öffentlich verbreiteter Irreführung.

Ich muß es auch offen bekennen, daß ich meinen Auftrag vom Herrn in allererster Linie im Schutz der irregeführten und verwundeten Schafe sehe, nicht in der Seelsorge an verirrten evangelikalen Führern und schon gar nicht an direkten Irrlehrern, die die Bibel reißende Wölfe nennt. Wer wirklich den Herrn und die Brüder liebt, der füttert und hätschelt solche reißenden Wölfe nicht, sondern bekämpft sie mit allen zulässigen Mitteln! Dazu gehört auch eine klare Sprache, die die Dinge beim Namen nennt und aufweckt, anstatt zu beschönigen, zu beschwichtigen und einzulullen.

Diese deutliche Sprache werfen mir auch manche wohlgesinnte Gläubige vor, die vom evangelikalen Gedankengut beeinflußt sind. Andererseits erhalte ich aus den Reihen der irregeführten Schafe immer wieder dankbare Rückmeldungen, die bezeugen, daß gerade diese scharfe, klare Bloßlegung der Wahrheit (das Wort Gottes ist ein scharfes zweischneidiges Schwert und soll schneiden! Hebr 4,12) ihnen geholfen hat; viele ermutigen mich, diese Schärfe und Klarheit beizubehalten, und das will ich mit Gottes Hilfe auch tun.

Der Preis für einen solchen Dienst ist, daß man von Seiten aufgebrachter Betroffener, die sich durch eine öffentliche Kritik an ihrem unbiblischen Vorgehen bloßgestellt fühlen, oftmals mit massiven Anschuldigungen verleumdet wird. Nicht jeder nimmt eine öffentliche Korrektur so geistlich an wie es offenkundig der Apostel Petrus tat. Wer sich durch das Aufdecken von Verführung nicht zur Umkehr leiten läßt, begehrt umso massiver gegen ein solches Aufdecken auf. Auch das jetzt erschienene Buch wird, das ist schon absehbar, dazu führen, daß ich von manchen vielleicht auch prominenteren Christen angegriffen und schlechtgemacht werde. Das muß man ertragen, wenn man einen solchen Auftrag hat.

Eine Bitte habe ich allerdings an meine aufrichtigen Leser: Wenn Sie solche Verleumdungen hören, die mich unglaubwürdig machen und als spalterischen Sektierer hinstellen wollen, dann wenden Sie sich bitte auch an mich und hören sich auch die andere Seite an. Denken Sie daran, daß der Widersacher viel Interesse daran hat, daß alle aufklärenden, um die gesunde Lehre ringenden Brüder isoliert und unglaubwürdig gemacht werden und man nicht mehr auf sie hört. Dann hätte er freies Spiel zur Zerstörung der Gemeinden. So wollen wir wachsam sein in dem Bewußtsein, daß alle solche Aufklärungsarbeit ein gewaltiger geistlicher Kampf ist, bei dem der Feind nicht schläft. Wir sollten durch biblische, brüderliche Gemeinschaft und offenen Austausch solchen Intrigen des Feindes durchkreuzen, „damit wir nicht von dem Satan übervorteilt werden; seine Absichten sind uns nämlich nicht unbekannt“ (2Kor 2,11).

Es ist mein ernstliches Gebet vor dem Herrn, daß dieses neue, aufklärende Buch geistliche Klarheit und Hilfe für viele angefochtene Gläubige bringen darf, die um eine treue Christusnachfolge und biblisches Gemeindeleben in dieser notvollen Zeit ringen.

 
 
 
Rudolf Ebertshäuser    das-wort-der-wahrheit.de   20. 11. 2012
 
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