Nachfolgende Gedanken habe ich aus Anlaß der jüngsten Angriffe gegen „christlichen Fundamentalismus“ niedergeschrieben. Sie sind der Versuch einer Standortbestimmung bibeltreuer Christen in der heutigen Debatte. Manche bibeltreue Gläubige werden nicht alle meine Schlußfolgerungen teilen können; sie sind das Ergebnis jahrelanger Beschäftigung mit der Geschichte des Fundamentalismus und der bibeltreuen Christen in USA und Europa, aber sie erheben keinen Anspruch, das letzte Wort in dieser Frage darzustellen. Sie sind eher als Anregung gemeint, über diese Fragen von der Bibel her einen ausgereiften, Gott wohlgefälligen Standpunkt zu finden.
 
 
 
In den letzten Jahrzehnten und verstärkt noch seit dem islamischen Anschlag vom 11. September 2001, werfen viele weltliche Humanisten bibeltreue Christen mit den fanatisch-gewalttätigen Kämpfern für die islamische Weltherrschaft in einen Topf. Dabei wird gerne der Begriff „Fundamentalisten“ gebraucht. Konservative Christen seien wie die fanatischen Muslime gegen die moderne, freiheitliche und moralisch freizügige Gesellschaft eingestellt; sie würden ihre religiösen Überzeugungen als allein seligmachende Wahrheiten hinstellen und seien nicht zum „Dialog“ und Kompromissen bereit. Aus ihrer „intoleranten“ und „absolutistischen“ Einstellung ergebe sich auch eine Gefahr für die Gesellschaft; sie seien zumindest unterschwellig gewaltbereit.
 
 

Bibeltreue Christen halten an den Fundamenten ihres Glaubens fest

Nun ist es unstrittig, daß wirklich bibeltreue, gläubige Christen daran festhalten, daß die Bibel eine von Gott gegebene Offenbarung an alle Menschen ist und damit auch eine absolute Wahrheit darstellt. Wir Gläubigen sind nicht der Meinung, daß alle Wahrheit relativ sei oder alle Religionen gleich oder ähnlich wahr seien. Wer das glaubt, ist kein echter gläubiger Christ, sondern ein religiös-christlich angehauchter Ungläubiger. Bibeltreue Christen halten entschieden an den von Gott selbst gegebenen Fundamenten ihres Glaubens fest. Wir glauben, daß allein die Bibel, die heiligen Schriften des Alten und Neuen Testaments, die von Gott selbst gegebene, unveränderliche und ewig gültige Offenbarung der geistlichen Wahrheiten ist, die die Menschen kennen und annehmen müssen, wenn sie wahres Leben haben wollen. Die Bibel ist göttliche Wahrheit, die höher steht als jede menschliche Vernunft; sie ist absolute Wahrheit im Vergleich zu allen menschlich-relativen Wahrheiten.

Wir sind der felsenfesten Überzeugung, daß Jesus Christus der Sohn Gottes und der alleinige Herr und Retter aller Menschen ist. Wir stehen uneingeschränkt zu dem Bekenntnis unseres Herrn: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ (Johannes 14,6). Das biblische Evangelium ist der einzige Weg für sündige Menschen, Errettung vom Gericht und ewiges Leben zu finden – weder die Lehren Mohammeds noch die Lehren Buddhas, weder Hinduismus noch Animismus, weder New Age noch Humanismus können Menschen erretten und in Gemeinschaft mit dem allein wahren Gott bringen. Insofern halten wir an den Fundamenten des biblischen Glaubens fest und wollen sie auch nicht preisgeben und einhandeln gegen den heute verbreiteten postmodernen Relativismus.

Für uns ist die Bibel die einzig göttliche und verbindliche Wahrheit und Lehre. Wir glauben nicht, daß andere Religionen auch ein Weg zu Gott wären oder göttliche Wahrheiten empfangen hätten. Wir glauben, daß sich die Anhänger dieser Religionen in einem tragischen Irrtum befinden. Aber gerade deshalb, weil wir ja früher auch Irrende waren und nicht besser oder anders wie sie, und weil Gottes Liebe und Gnade auch ihnen gilt, lieben und achten wir die Anhänger anderer Religionen.

 
Nach dem Vorbild unseres liebenden, barmherzigen Herrn hassen wir keine Andersdenkenden und wollen sie weder unterdrücken noch gar töten. Wir setzen uns nicht für die gewaltsame Unterdrückung irgendeiner Religion ein, sondern dafür, daß jeder Mensch seinen Glauben ungehindert leben kann. Wir lehnen auch jegliche Form von Druck, Bedrohung, Manipulation oder materieller Bestechung beim Zeugnis für den biblischen Glauben ab. Christ kann ein Mensch nur werden durch eine völlig freiwillige, wohlüberlegte Herzensentscheidung für Jesus Christus.

Weil wir die Bibel als alleinige göttlich geoffenbarte Wahrheit hochachten, lehnen wir andererseits jeden „Dialog“ mit den Weltreligionen und jede Glaubensbeliebigkeit ab, wie sie von den ungläubigen Namenschristen – etwa dem Ökumenischen Weltrat der Kirchen – gefordert und praktiziert werden. Ein „Dialog“ würde voraussetzen, daß jeder der Partner einen Anteil am Heil und an der Wahrheit hat und man sich durch Austausch annähern könne. Das ist nach der Lehre der Bibel unmöglich (vgl. 2Kor 6,14-18).

 
Aber wir leben respektvoll und friedfertig mit Angehörigen anderer Religionen zusammen. Wir bezeugen friedlich und in Liebe, aber entschieden, daß Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, der einzige Retter und der kommende Herr und Richter über die Welt. In bezug auf unseren Glauben und unseren Herrn wollen wir in der Tat keinerlei Kompromisse machen und keine Abstriche an Gottes geoffenbarter Wahrheit dulden.
 

 

Bibeltreue Christen halten viele Entwicklungen in der modernen Gesellschaft für sündhaft und schädlich

Es ist auch wahr, daß wir viele neuzeitlichen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft des ehemals christlichen Abendlandes innerlich nicht gutheißen und mitvollziehen können. Die heutige Gesellschaft zeichnet sich durch einen immer radikalere Abwendung von den christlich-biblischen Einflüssen aus, die sie während vieler Jahrhunderte prägten, und das können wir nur sehr bedauern.

 
Auf der anderen Seite haben wir keinerlei Ambitionen, diese Welt „christlicher“ zu machen oder die gottfernen Menschen daran zu hindern, nach ihren verkehrten Maßstäben zu leben. Wir kämpfen nicht für eine „christliche“ Politik oder eine „christliche“ Gesellschaft, denn das lehrt uns die Bibel nicht. Wir möchten als eine andersdenkende Minderheit friedlich in dieser Gesellschaft leben, ohne ihre falschen Werte und ihre Sünden für uns zu übernehmen.

Gläubige Christen können solche Dinge wie die Auflösung der Ehe und Familie, die Freigabe von Unzucht und geschlechtlichen Abartigkeiten oder die Ermordung ungeborener Kinder nicht gutheißen oder mitmachen. Aber wir wollen auch nicht solche biblischen Werte anderen Menschen aufzwingen. Wir sehen es zwar als Aufgabe der Obrigkeit an, dem Bösen (und das ist die offene Übertretung der Moralgebote Gottes) zu wehren.

 
Dort, wo sie es nicht mehr tut, entsteht schwerer Schaden für die Gesellschaft und den Einzelnen. Die Gerichte Gottes werden vermehrt über solche Länder und Völker kommen, die Gottes Maßstäbe offen brechen und niederreißen. Gott wird mehr und mehr Seinen Segen von den Völkern des ehemaligen „christlichen Abendlandes“ nehmen. Aber wir sind nicht berufen, biblische Ordnungen und Gebote den modernen Menschen aufzuzwingen, die sich von Gott abgewandt haben. Schon gar nicht werden wir gewaltsam darum kämpfen, daß die Gebote der Bibel respektiert werden.

Bibeltreue Christen sehen diese Welt aus der Sicht der biblischen Prophetie. Sie wissen, daß in der heutigen Endzeit die Gottlosigkeit und Gesetzlosigkeit der meisten Menschen unvermeidlich zunehmen wird und ganze Völker sich gegen Gott auflehnen. Die Welt wird an ihrem Ende sein wie die gottlosen Menschen vor der Sintflut und wie Sodom und Gomorrah (Lukas 17,24-32), und heute sehen wir, wie diese Voraussagen Jesu Christi sich eindrücklich erfüllen. Gott selbst wird über die Bosheit und Gesetzlosigkeit Seiner abgefallenen Geschöpfe einmal Gericht halten, und dieses Gericht wird schrecklich sein, wie das Buch der Offenbarung zeigt. Wir sind dazu berufen, solange Gott noch Zeit gewährt, Einzelne aus der Sünde und Gottlosigkeit dieser Welt herauszurufen und Ihnen die Botschaft von der rettenden Liebe und Gnade Gottes zu verkünden, die in Jesus Christus offenbar wurde.

So stehen bibeltreue Christen auf der einen Seite aus tiefster Überzeugung innerlich gegen den Weg der Selbstverwirklichung und Auflehnung gegen Gott, gegen die schrankenlose „Freiheit“ zum Sündigen und die moralische Verdorbenheit, die in der heutigen Gesellschaft immer dreister sich etabliert. Wir sind von Gott durch Sein Wort geführt, einen ganz anderen Weg einzuschlagen und mitten in dieser Welt „besonnen, gerecht und gottesfürchtig zu leben“ (Titus 2,12). Wir wollen durch ein gottesfürchtiges Leben und durch das Zeugnis des Evangeliums Menschen auf die Rettung aufmerksam machen, die allein in Christus gegeben wird. Dazu möchten wir von der Obrigkeit den Freiraum haben; andere Ansprüche haben wir nicht an Staat und Gesellschaft.

In bestimmten Fällen jedoch, wenn die Obrigkeit uns zwingen will, Dinge zu tun, die gegen Gottes Gebote stehen, sind wir vom Glauben her verpflichtet, uns zu weigern und Gott mehr zu gehorchen als den Menschen (vgl. Apg 5,29: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!“). Das kann aber immer nur erleidende, passive Verweigerung sein, niemals aktiver oder gar gewaltsamer Widerstand. Dafür haben wir das Vorbild der Märtyrer der verfolgten Gemeinden des römischen Reiches wie auch der biblischen Täufergemeinden in der Reformationszeit, aber auch der leidenden und bezeugenden Gemeinde im kommunistischen Rußland und China des 20. und 21. Jahrhunderts.

Gläubige Christen haben sich zu aller Zeit bemüht, durch ihr gesetzestreues Verhalten und gute Werke (Nächstenliebe, Hilfe für Bedürftige und in Not Geratene) für die Gesellschaft Gutes zu tun und das Gute im gesellschaftlichen Leben zu fördern. Auf der anderen Seite sind wir nicht zum direkten politischen Engagement berufen und sollten uns von den politischen Geschäften dieser Welt enthalten. Das würde automatisch bedeuten, in ein fremdes Joch mit Ungläubigen zu gehen (2. Korinther 6,14-15); die Bibel lehrt uns, daß wir in diesem Zeitalter nicht berufen sind, zu herrschen, sondern zu leiden und Zeugnis von Christus zu geben. Die Welt bleibt unter der Herrschaft des Bösen, bis Christus persönlich Seine Königsherrschaft aufrichtet. Unser Auftrag ist es, für unsere Politiker und für das Wohl unseres Landes zu beten. Wir wollen und können uns nicht, wie dies die modernen Evangelikalen tun, in politisch-gesellschaftliche Veränderungsprogramme einspannen lassen oder einem falschen „sozialen Evangelium“ folgen.

 
 

Bibeltreue Christen sind keine „fanatischen Fundamentalisten“

Aus diesen Gründen ist es zutiefst unwahr und unrecht, wenn wir gläubigen Christen mit fanatischen Muslimen auf eine Stufe gestellt werden. Die Lehren Mohammeds fordern ausdrücklich die Gewalt gegen Andersgläubige und den Kampf um die völlige Weltherrschaft des Islam. Wie auch der Kommunismus und Nationalsozialismus kennt der Islam nur eine vorübergehende, taktisch motivierte Duldung Andersdenkender; wenn die Voraussetzungen gegeben sind, müssen sie mit Gewalt zur Unterwerfung unter die jeweilige Ideologie gezwungen werden. Der Mord um der Sache des Islam oder des Kommunismus willen ist ausdrücklich gerechtfertigt und sogar verdienstvoll.

So ist es eine sachlich unrichtige Verunglimpfung, wenn das Etikett „Fundamentalismus“ gleichermaßen fanatischen Muslimen und bibeltreuen Christen aufgeklebt wird und sie in gleicher Weise als „Gefahr für die moderne Gesellschaft“ eingestuft werden. Hinter einer solchen verleumderischen Gleichstellung steht ihrerseits eine intolerante, freiheitsfeindliche Ideologie, die fordert, daß alle Menschen die Gesetzlosigkeit und schrankenlose Freiheit gutheißen und mitmachen müßten, die heute von gottfernen Humanisten praktiziert wird. Wer überhaupt noch an fundamentale Wahrheiten glaubt und sich dem heutigen Relativismus widersetzt, wird schon zum Feind gestempelt, der seinerseits verfolgt wird.

Bibeltreue Christen sind keine „Gefahr für die moderne Gesellschaft“, sondern sind durch ihre Fürbitte und ihren Gehorsam gegen Gottes Gebote ein (wenn auch den gottfernen Humanisten verborgener) Segen für die Gesellschaft. Doch wollen wir nicht aufbegehren und auch nicht verzweifeln, wenn die herrschende Meinung und die Obrigkeit uns in Zukunft vielleicht zunehmend verfolgen. Verfolgung hat den wahren Gläubigen nie wirklich schaden können; sie gehört zu unserem geistlichen Leben in gewisser Weise dazu: „Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung erleiden“ (2. Timotheus 3,12). So wollen wir uns nicht fürchten und nicht verzagen, wenn wir als „Fundamentalisten“ ausgegrenzt und bedrängt werden. Doch andererseits wollen wir auch deutlich machen, daß uns diese polemische Bezeichnung zu Unrecht angehängt wird.

 

Bibeltreue Christen und der „christliche Fundamentalismus“ in den USA

Wir sollten hier noch ein Wort zu unserem Verhältnis als bibelgläubige Christen zum christlichen Fundamentalismus in den USA sagen, der ja der Namensgeber für das heutige „Fundamentalismus“-Schimpfwort ist. Hier sollen kurz die geschichtlichen Zusammenhänge dieses amerikanischen fundamentalism beleuchtet werden (ich verwende bewußt das englische Wort, um es von dem heutigen andersartigen Fundamentalismusbegriff abzugrenzen). Zugleich wollen wir einige Gründe anführen, weshalb wir den Begriff „Fundamentalist“ nicht für eine zutreffende Bezeichnung für die allermeisten konservativen Gläubigen in Europa halten.

Die bibeltreu-konservative Strömung des „fundamentalism“ bildete sich in den USA Ende des 19. Jahrhunderts aus einer regelrechten Erweckungsbewegung unter ernsten Gläubigen, die die Wahrheit von dem Abfall und der Gesetzlosigkeit in der Endzeit und der bald bevorstehenden Wiederkunft des Herrn zur Aufrichtung Seines Reiches ganz neu erfaßten und die bis dahin vorherrschende falsche Lehre verwarfen, nach der die Kirche das Tausendjährige Reich bereits verwirkliche und die Welt allmählich immer „christlicher“ mache. Durch intensives Bibelstudium und Gebet verbreitete sich die biblische Wahrheit von der bevorstehenden Wiederkunft Jesu Christi, von der Unterscheidung der Heilszeiten und der wahren Berufung der Gemeinde in den USA weit aus; eine Frucht dieser Bewegung war die bekannte „Scofield-Bibel“.

In dieser Zeit vollzog sich der Vormarsch der bibelkritisch-liberalen Theologie und der Evolutionslehre unter den verweltlichten und abgefallenen Großkirchen auch in den USA. Die erweckten Gläubigen bekämpften die verderblichen Irrlehren der liberalen Theologie, mußten aber bald erfahren, daß die Liberalen fast überall die Führungspositionen besetzten. So kam es zu einem Auszug vieler bibeltreuer Gläubiger aus den etablierten Kirchen, und es entstanden zahlreiche bibeltreue Gemeinden und Gemeindebünde. Führende konservative Bibellehrer brachten in jener Zeit (1915) eine fünfbändige Buchreihe heraus, in der sie die Grundwahrheiten des christlichen Glaubens verteidigten, und der damals große Verbreitung und Aufmerksamkeit zuteil wurde. Ihr Titel lautete „The Fundamentals“ (Die Fundamente“), und von diesem Titel abgeleitet nannte man diese bibeltreuen Christen in den USA fundamentalists.

Die Überzeugungen dieser frühen fundamentalists unterschieden sich praktisch nicht von denen heutiger bibeltreuer Christen in Europa. Doch leider erlebte diese Bewegung schon im frühen 20. Jahrhundert einige Fehlentwicklungen, die wir Gläubigen in Europa nicht nachvollziehen können und wollen. Der geistliche Eifer und die Lauterkeit der frühen Pioniere gingen später in manchem verloren; es gab häßliche Parteistreitigkeiten und Trennungen. Es kamen einige Führer auf, die sehr begabte Redner waren und die Emotionen mancher Menschen wirksam aufstachelten, so daß es zu ersten „Mega-Gemeinden“ mit an die Zehntausend Zuhörern kam. Doch ihre Botschaft wurde durch politische und polemische Elemente entstellt.

Einige fundamentalistische Führer wollten die weltliche Politik beeinflussen und für ein „christliches Amerika“ kämpfen. Dies wurde vom traditionellen Selbstverständnis Amerikas als eines christlichen Landes gefördert und durch den Umstand erleichtert, daß vergleichsweise viel mehr Amerikaner sich als gläubige Christen verstanden, als das in Europa der Fall war und ist. Diese politisierten Fundamentalisten versuchten politischen Druck auf die „Linke“ auszuüben und den ungläubigen Menschen in den USA die Beachtung der biblischen Gebote politisch aufzuzwingen – was im klaren Widerspruch zur Lehre der Bibel steht.

 
In diesem Zusammenhang kam es zu einem spektakulären Prozeß darüber, mit dem einige fundamentalists erreichen wollten, daß an Amerikas Schulen die Schöpfung und keine Evolution gelehrt werden sollte. Diese unbiblische Vermischung des Evangeliums und der Gemeinde mit der weltlichen Politik führte nicht zuletzt dazu, daß weltliche Humanisten sich zunehmend gegen die politischen Ambitionen der fundamentalists auflehnten und sie als Gefahr für die weltliche, zunehmend liberaler werdende Gesellschaft ansahen. Diese verkehrten politischen Ambitionen beeinflußten auch den heutigen (völlig verzerrten und vorurteilsbeladenen) Kampfbegriff des „Fundamentalismus“.

In ihren verkehrten und zum Scheitern verurteilten politischen Kampagnen entschieden sich führende Fundamentalisten, unbiblische Bündnisse mit ungläubigen Konservativen und Irrströmungen einzugehen, etwa mit den Mormonen oder der katholischen Kirche. Solche Gruppen wie Jerry Falwells „Moral Majority“ erregten zwar politische Debatten und konnten einzelne zweifelhafte „Erfolge“ erringen, aber insgesamt machten sie das Zeugnis der konservativen Christen in den USA zunehmend unglaubwürdig und trugen mit dazu bei, daß die geistliche Ausstrahlungskraft der fundamentalists stetig abnahm.

Als bibeltreue Gläubige in Europa sollten wir von den Fehlern unserer Glaubensbrüder in den USA lernen und uns von politischen Kampagnen und Verstrickungen in die Politik der Welt fernhalten. Das bedeutet auch, daß wir Distanz halten zu den ungläubigen Neokonservativen oder gar Rechtsradikalen, in manchen politischen Sachfragen ähnliche Überzeugungen haben mögen, die aber letztlich genauso geistlich in der Finsternis und Teil dieser verkehrten Welt sind.

 
Hier muß uns auch die Tatsache eine Warnung sein, daß manche bibeltreue Gläubige in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts auf Adolf Hitler hereinfielen und seine finstere antichristliche Haltung nicht durchschauten. Wir sollen uns nicht mit der Welt einmachen und nicht im ungleichen Joch mit Ungläubigen gehen. Die politisch konservativen Rechten sind auch heute vielfach neuheidnisch oder sogar esoterisch orientiert, und damit wollen wir nichts zu tun haben. Wir sollten uns aber auch von den angeblich „christlichen“ Parteien Distanz halten, die entweder konservativ-katholisch sind wie die „Christliche Mitte“, oder aber fragwürdige charismatische und modern-evangelikale Prägungen haben und mit ihren Kampagnen dem Evangelium eher schaden.

Als Selbstbezeichnung für uns konservative bibelgläubige Christen taugt wohl am besten der gute Begriff „bibeltreu“, der sich schon lange eingebürgert hat und unser Anliegen am besten wiedergibt. Wir halten an den Fundamenten des biblischen Glaubens entschieden fest, aber wir sind keine „Fundamentalisten“ in dem Sinn, wie sich der Begriff im 20. Jahrhundert entwickelt hat.

 
Wir sind von Herzen mit den vielen aufrichtigen amerikanischen Christen verbunden, die sich heute noch fundamentalists nennen; wir teilen ihre bibeltreuen Überzeugungen und ihr evangelistisches Anliegen, aber wir können uns nicht mit den politischen und geistlichen Fehlentwicklungen einsmachen, die leider in dieser Bewegung Raum gewonnen haben. Es ist unsere Aufgabe, für die herrliche Rettungsbotschaft von Jesus Christus einzutreten und sie in Wort und Tat auszubreiten in einer Welt, die immer finsterer und gottloser wird. Laßt uns dieses wichtige Zeugnis mit aller Kraft und Hingabe ablegen und darum beten, daß wir dem Herrn treu nachfolgen können in dieser antichristlichen Welt!
 
 

Rudolf Ebertshäuser   das-wort-der-wahrheit.de    29. 7. 2011

 
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