Einleitung:
Vorsicht Verführung! Junge Christen auf dem breiten Weg

 

 

Vielen Gläubigen ist bewußt, daß wir in der letzten Tagen der Endzeit leben, kurz vor der Wiederkunft unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Wer seine Bibel aufmerksam liest, weiß auch, daß Gottes Wort für diese „letzten Tage“ in besonderer Weise vor religiöser Irreführung im Namen Jesu Christi warnt. Davon hat unser Herr selbst in Seiner „Endzeitrede“ auf dem Ölberg in klaren Worten gesprochen:

Als er aber auf dem Ölberg saß, traten die Jünger allein zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird dies geschehen, und was wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeit sein? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt acht, daß euch niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen. (Mt 24,3-5)

Und es werden viele falsche Propheten auftreten und werden viele verführen. Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. (…) Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus, oder dort, so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt. (Mt 24,11-13 + 23-25)

 

Ein gewaltiger geistlicher Kampf tobt um junge Christen

In diesen letzten Tagen findet ein gewaltiger geistlicher Kampf statt, ein Kampf um Menschenseelen. Der Widersacher Gottes, der Teufel, versucht mit allen Mitteln, die Menschen von der Erkenntnis von Gottes Wahrheit abzuhalten und sie auf falsche Wege zu bringen. Eine besonders verwundbare und umkämpfte Zielgruppe sind die jungen Menschen, vor allem junge Christen, die sich zu Jesus Christus bekannt haben und an Ihn glauben, auch wenn längst nicht alle von ihnen wirklich zum echten Glauben und zur Neugeburt als Kinder Gottes gefunden haben.

Gerade solche junge Christen laufen Gefahr, daß ihnen ein oberflächliches, falsches Christentum verkündigt wird und sie deshalb auf einen Irrweg kommen. Sie gehen dann nicht auf dem schmalen Weg, der zur Errettung führt, sondern auf dem breiten Weg, der ins Verderben führt. Nicht umsonst hat unser Herr Jesus Christus seine Zuhörer so ernst gewarnt:

Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden. Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind! (Mt 7,13-15)

Mit dieser Irreführung sind nicht die Zeugen Jehovas gemeint oder irgendwelche offenkundig esoterischen Sekten, auch wenn diese ebenfalls junge Menschen auf schlimme Abwege führen. Sondern die große Verführung christlicher junger Menschen, von der diese Broschüre handeln soll, geschieht durch wortgewandte Prediger, Lobpreisleiter und Jugendpastoren. Sie führen allesamt den Namen Jesu Christi im Munde und vermitteln mit geschickten, „jugendgemäßen“ Methoden ein faszinierend wirkendes Christentum, das zunächst sehr locker und attraktiv aussieht. Es hat nur einen entscheidenden Fehler: es ist unecht, es ist eine raffiniert produzierte Fälschung, und die jungen Menschen, die sich darauf begeistert einlassen, sind Betrogene.

 

Verführte Verführer und blinde Blindenleiter

Damit wollen wir nicht unterstellen, daß diese vielen selbst meist noch eher jungen Menschen, die da ein falsches Evangelium verbreiten, bewußte Verführer wären, die absichtlich christliche Jugendliche in die Irre leiten. Nein, sie sind in aller Regel selbst Verführte, sind betrogene Betrüger, die sich selber ebenso schaden wie ihren Zuhörern und Nachfolgern. Wir wollen gar nicht über ihren inneren Zustand urteilen; viele sind, so fürchte ich, nicht wiedergeboren, sondern selbst unechte Christen; manche mögen vielleicht verführte Kinder Gottes sein. Auf jeden Fall ist es ein Schachzug des Widersachers, daß er zuerst die verführt, die dann als Multiplikatoren andere irreführen sollen:

Böse Menschen aber und Betrüger werden es immer schlimmer treiben, indem sie verführen und sich verführen lassen. (2Tim 3,13)

Laßt sie; sie sind blinde Blindenleiter! Wenn aber ein Blinder den anderen leitet, werden beide in die Grube fallen. (Mt 15,14)

Die große Verführung, auf die diese coolen Jugendprediger hereingefallen sind, besteht darin, die biblische Botschaft von der Errettung durch Jesus Christus (die Bibel nennt das „Evangelium“) an den modernen Zeitgeist und die Erwartungen der heutigen Menschen anzupassen. Das geschieht, indem man dort wesentliche Abstriche macht, wo diese uralte Botschaft scheinbar nicht mehr „zeitgemäß“ und für den modernen Menschen nicht mehr annehmbar ist.

Um ein biblisches Bild zu verwenden: Man stört sich daran, daß der Herr Jesus Christus und die Apostel uns auffordern, durch die enge Pforte der Herzensumkehr, des Bruchs mit der Sünde und der ganzen Lebenshingabe an Christus zu gehen und dann auf dem schmalen Weg der Gottesfurcht und Heiligung dem Herrn nachzufolgen.

Man hat nun aber herausgefunden, daß moderne Menschen und gerade junge Menschen lieber eine bequeme weite Pforte bevorzugen und nur dann in großen Scharen „Christen“ werden, wenn man ihnen einen komfortabel geteerten breiten Weg bietet. Also macht man einfach die Pforte weit und den Weg breit, um möglichst viele Anhänger zu bekommen. In ihrer Verblendung übersehen diese Leute die ernste und liebevolle Warnung unseres Herrn: „die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen“ (Mt 7,13).

Diese Zeilen wurden geschrieben, um junge Menschen zu warnen und auf den echten, sicheren Weg zur Vergebung der Sünden, zum wahren, ewigen Leben und in die Himmelsherrlichkeit hinzuweisen, und das ist immer noch der schmale Weg, der durch die enge Pforte geht. Ich möchte meinen jungen Lesern, aber auch betroffenen Eltern und Freunden die biblische Warnung zurufen: „Laßt euch von niemand in irgendeiner Weise verführen!“ (2Thess 2,3).

Diese Schrift soll ein Weckruf für junge Christen sein, daß sie aufwachen und mündig und urteilsfähig werden, um die echte Heilsbotschaft der Bibel von dem verfälschten Pseudo-Evangelium zu unterscheiden, das heute überwiegend verkündet wird. Solche Prüfung und geistliche Unterscheidung ist der Wille Gottes, „damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen …“ (Eph 4,14).

 

Sucht Gottesfurcht und Weisheit und hört auf reifere Christen!

Der Verfasser dieser Zeilen ist selbst ganz und gar nicht mehr „jugendlich“, sondern im „Rentenalter“,[1] Vater von zehn teils erwachsenen, teils noch jugendlichen Kindern, sowie einer wachsenden Zahl von Enkeln, für die er regelmäßig betet, daß sie den schmalen Weg finden und auf ihm bleiben.

Ich halte nichts von künstlich auf „jugendgemäß“ frisierten Botschaften und glaube auch nicht, daß nur jugendliche Prediger junge Christen ansprechen können. Ich glaube, daß junge Christen besonders auf ältere, im Glauben bewährte Prediger und Lehrer des Gotteswortes hören sollten und dabei immer prüfen sollten, ob ihre Botschaft wirklich mit den Worten unseres Herrn in der Bibel übereinstimmen.

Ich glaube auch, daß junge Christen ehrlich und demütig anerkennen sollten, daß sie in geistlichen Dingen noch relativ unerfahren und deshalb leichter zu täuschen sind (vgl. 1Pt 5,5-6). Es gehört zu den Fallstricken des Teufels (vgl. 1Tim 3,6-7; 2Tim 2,25-26), daß man unerfahrenen, im Wort Gottes ungefestigten und im Glauben bestenfalls unbewährten jungen Menschen einredet: „Ihr seid die Durchblicker! Ihr wißt es besser als die verknöcherten Alten! Ihr seid die Weltverbesserer! Ihr seid die erleuchtete Elite, die das Reich Gottes bauen und die große Erweckung bringen wird!“

Gottes Wort mahnt junge Menschen dagegen zur Demut und zeigt ihnen, daß sie noch unerfahren sind im Wort der Gerechtigkeit, in vielem noch nicht fähig zur Unterscheidung des Guten und des Bösen (Hebr 5,13-14), und daß sie deshalb Rat und Ermahnung von gereiften, im Glauben bewährten, treuen Gläubigen brauchen, anstatt auf die polierten Sprüche von coolen „Jugendleitern“ zu hören, die selbst die göttliche Ermahnung verworfen und den trügerischen breiten Weg erwählt haben und nun andere auf diesen Irrweg mitziehen.

Gerade in der heutigen Zeit der geballten Irreführung sollten junge Christen auf die uralten Worte Gottes aus dem Buch der Sprüche hören, in denen Gott selbst ihnen ans Herz legt, nach Besonnenheit, göttlicher Weisheit, Gottesfurcht und rechtem Urteilsvermögen zu streben und dabei ernsthaft in Gottes Wort zu forschen:

[Dies sind die] Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel, die dazu dienen, daß man Weisheit und Unterweisung erkenne und verständige Reden verstehe, daß man Unterweisung empfange, die einsichtig macht, Gerechtigkeit, Recht und Aufrichtigkeit; damit den Unverständigen Klugheit verliehen werde, den jungen Männern Erkenntnis und Besonnenheit. Wer weise ist, der hört darauf und vermehrt seine Kenntnisse, und wer verständig ist, eignet sich weise Lebensführung an, damit er den Spruch und die bildliche Rede verstehe, die Worte der Weisen und ihre Rätsel. Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis; nur Toren verachten Weisheit und Zucht! (Spr 1,1-7)

Wir finden im einleitenden Kapitel der Sprüche auch einen bemerkenswerten Aufruf, den DIE WEISHEIT an ihre jugendlichen Zuhörer richtet. Dieser Aufruf ist heute brandaktuell, besonders, wenn wir bedenken, daß diese göttliche Weisheit niemand anderes ist als unser Herr Jesus Christus (vgl. Spr 8,22-36). Wie wichtig wäre es, daß die vielen jungen Christen, die heute in verführerischen Strömungen gefangen sind und betrügerische Botschaften (Jugendsprache: „messages“) hören, auf diese ernsten, mahnenden und doch so liebevollen Worte Gottes hörten:

Die Weisheit ruft draußen laut, öffentlich läßt sie ihre Stimme hören; auf den Plätzen, im ärgsten Straßenlärm schreit sie, an den Pforten der Stadttore hält sie ihre Reden: Wie lange wollt ihr Unverständigen den Unverstand (od. »Naivität«, Offenheit für alles) lieben und ihr Spötter Lust am Spotten haben und ihr Toren Erkenntnis hassen? Kehrt um zu meiner Zurechtweisung! Siehe, ich will euch meinen Geist hervorströmen lassen, ich will euch meine Worte verkünden!

Darum, weil ich rufe und ihr mich abweist, weil ich meine Hand ausstrecke und niemand darauf achtet, weil ihr vielmehr allen meinen Rat verwerft und meine Zurechtweisung nicht begehrt, so werde auch ich über euer Unglück lachen und über euch spotten, wenn das kommt, was ihr fürchtet, wenn das, was ihr fürchtet, als Verwüstung über euch kommt und euer Unheil euch überraschen wird wie ein Sturm, wenn euch Angst und Not überfällt!

Dann werden sie mich anrufen, aber ich werde nicht antworten; sie werden mich eifrig suchen und nicht finden, weil sie die Erkenntnis gehaßt und die Furcht des HERRN nicht erwählt haben, weil sie meinen Rat nicht begehrt und alle meine Zurechtweisung verschmäht haben. Darum sollen sie von der Frucht ihres eigenen Weges essen und von ihren eigenen Ratschlägen genug bekommen! Denn die Abtrünnigkeit der Unverständigen bringt sie um, und die Sorglosigkeit der Toren stürzt sie ins Verderben. Wer aber auf mich hört, der wird sicher wohnen; er kann ohne Sorge sein und muß kein Unheil fürchten.

Ja, ich fürchte, viele junge Menschen, die sich als „coole Christen“ verstehen, werden einmal mit Schrecken aufwachen, wenn es zu spät ist, und erkennen müssen, daß sie sich um den Preis ihrer Seele geirrt haben, weil sie die Mahnungen der Bibel zur Gottesfurcht und Zucht nicht ernst genommen hatten.

Wie eindringlich warnt Gott hier junge Menschen vor der raffinierten Irreführung durch gerissene Betrüger! Er mahnt uns, Ihn im Gebet zu suchen, in Seinem Wort zu forschen und dieses Wort gehorsam auszuleben, damit wir bewahrt werden vor der tödlichen Verführung. Auch den Anfang des zweiten Kapitels der Sprüche will ich hier noch anführen:

Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst und meine Gebote bei dir bewahrst, sodaß du der Weisheit dein Ohr leihst und dein Herz der Einsicht zuwendest; wenn du um Verständnis betest und um Einsicht flehst, wenn du sie suchst wie Silber und nach ihr forschst wie nach Schätzen, dann wirst du die Furcht des HERRN verstehen und die Erkenntnis Gottes erlangen. Denn der HERR gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht. Er hält für die Aufrichtigen Gelingen bereit und beschirmt, die in Lauterkeit wandeln; er bewahrt die Pfade des Rechts, und er behütet den Weg seiner Getreuen.

Dann wirst du Gerechtigkeit und Recht verstehen, Aufrichtigkeit und jeden guten Weg. Wenn die Weisheit in dein Herz kommen wird und die Erkenntnis deiner Seele gefällt, dann wird Besonnenheit dich beschirmen, Einsicht wird dich behüten, um dich zu erretten von dem Weg des Bösen, von dem Menschen, der Verkehrtes spricht; von denen, welche die geraden Pfade verlassen, um auf den Wegen der Finsternis zu wandeln; die sich freuen, Böses zu tun, und frohlocken über boshafte Verkehrtheit; deren Pfade krumm sind, und die auf Abwege geraten; — damit du auch errettet wirst von der Verführerin, von der fremden Frau, die glatte Worte gibt … (Spr 2,1-16)

Möge der Herr in Seiner Gnade schenken, daß noch viele junge Christen diese Botschaft hören und beherzigen!

 

 

1. Wie die Verführung funktioniert:
Szenen vom „Christival“ und aus dem „ICF“

 

 

Zuerst wollen wir an zwei Beispielen deutlich machen, wie die Verführung der jüngeren Generation von Christen heute funktioniert. Das soll hier nur ganz knapp aufgezeigt werden, anhand von zwei hochgeschätzten Vorbildern moderner evangelikaler „Jugendkultur“, dem „Christival“ und dem „ICF“. Diese Beispiele zeigen uns rasch, welche Inhalte und welche Methoden heute vor allem eingesetzt werden, um junge Christen auf den breiten Weg zu locken.[2]

 

a. Christival – eine „coole Party mit Jesus“?

 

Das Christival in Karlsruhe 2016 war nach Meinung seiner Organisatoren ein voller Erfolg. Über 13.000 Jugendliche Besucher waren vom 4. – 8. Mai zusammengekommen und feierten ein riesiges Fest unter dem Motto „Jesus versöhnt“.

Musik ist ein zentrales Element dieses Festivals, das in gewisser Weise eine „christliche“ Nachahmung weltlicher Rock- und Popfestivals ist und von genau derselben Art von Musik lebt, die auch die weltlichen Jugendlichen hören – nur eben mit „christlich“ aufgemachten Texten. Aber die Rock- und Popmusik und am meisten die fromme Variante des charismatischen „Worship“ ist eine verführerische, Sinnlichkeit, Zuchtlosigkeit und Ekstase fördernde Musik, eine gottlose Musik, die sich aus finsteren Quellen speist.

Das wollen die meisten jungen Christen nicht wahrhaben, die von dieser Musik geradezu abhängig sind – aber es ist eine unbestreitbare, traurige Wahrheit. Diese Musik, die Gesetzlosigkeit, Auflehnung, Unzucht und in schweren Fällen okkulte Belastungen hervorruft, ist ein wesentlicher Grund, weshalb viele christlich angehauchte Jugendliche nicht zu echter Buße und echtem Glauben durchdringen können.

Rock- und Popmusik ist unheimlich populär; sie kann als Köder benutzt werden, um junge Menschen zu „Events“ zu locken – man stelle sich vor, wie viele (oder besser: wie wenige) der 13.000 Besucher gekommen wären, wenn in Karlsruhe „nur“ Bibelarbeiten und geistliche Lieder angeboten worden wären! Aber Pop- und Rockmusik ist geistliches Gift und verdirbt diejenigen, welche sie hören.

Zu den zahlreichen Bands, die die Besucher „rockten“ (man bedenke nur die tatsächliche Bedeutung dieses Slangwortes!), gehört u.a. die Lobpreisgruppe „Outbreakband“ aus dem charismatischen „Glaubenszentrum Bad Gandersheim“. Über sie heißt es im Christival-Programmheft: „Laut und mit viel Rhythmus geht es bei der Outbreakband direkt nach White weiter. Die Halle bebt, wenn die Outbreakband ihre bekannten Songs erklingen lässt und neben dir 3000 Christivaller die halbe Nacht mitrocken“. Als weiteres Beispiel möge das Musikangebot „Hiphop-Zelt“ genügen, zu dem wir im Programmheft lesen:

Start 21:45 Uhr. Pumpender Bass, Graffiti, HipHop-Tanz, DJ’s am Scratchen und natürlich Rap. Im Hip-Hop-Zelt bewegt sich alles im 4/4-Takt und dreht sich um Jesus! HipHop-Newcomer und alte Hasen werden sich die Bühne teilen. (…) Schweißtreibende Action und tiefsinnige Lyrik sind garantiert!

 

„Jesus versöhnt“ – die verführerische Botschaft einer falschen „Versöhnung“

Das Programm wurde schön „jugendgemäß“ angepriesen: „Zum Abschluß des Christivals erlebst du noch einmal einen Knaller! Jesus feiern – mit Gebet, Lobpreis und einer gemeinsamen Abendmahlsfeier. Jeder ist eingeladen, dazuzukommen! Lea und Daniel werden moderieren und LIVEWORSHIP den Lobpreis leiten.“ Die „Jesus-Freaks“ dürfen einen „Gottesdienst der besonderen Art“ abhalten: „Die Jesusfreaks werden einen gewohnt „lauten“ Gottesdienst abhalten. Die Lobpreisband Eins, Zwo, Fünf wird uns mit ihrer Mischung aus Hardcore und Indirock in die Anbetung führen. Martin Dreyer hält die Predigt zum Thema „Jesus versöhnt“. Versöhnung mit Menschen, die uns in unserer persönlichen Entwicklung ausgegrenzt, bedrängt und verletzt haben.“

Immer wieder ging es um das Motto „Jesus versöhnt“. Das ist ja eigentlich eine wahre Aussage, aber die Art und Weise, wie diese Aussage ausgedeutet wurde, ist handfeste Verführung und Betrug an den jungen Leuten, die diese Worte so oft auf dem Christival hörten. Der liberaltheologische Bischof von Baden, Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, umschrieb sie so: „Und es geht um eine befreiende Botschaft, die Mut macht, weil Jesus dich so liebt und so nimmt, wie du bist“.

Diese Formel, die wir so oft im heutigen evangelikalen Predigten hören, drückt das weichgespülte trügerische „Evangelium“ sehr treffend aus, das auf dem „Christival“, aber auch sonst viel zu oft in evangelikalen Kreisen verkündet wird: „Gott liebt dich und nimmt dich an, wie du bist!“; „Du bist für Gott schön und toll; bei ihm kannst du sein, wie du bist, er segnet dich und hat Großes mit dir vor!“; „Jesus hat alles gut gemacht, du bist jetzt ein geliebtes Kind Gottes; du brauchst nicht heilig leben, die Gnade hat dich vom Gesetz befreit“ usw.

Solche Sprüche haben den Anschein von Wahrheit; sie sind aber nur eine halbe Wahrheit und damit eine ganze Irreführung. Die Wahrheit ist: Der heilige Gott nimmt keinen Sünder an ohne aufrichtige Buße und Herzensumkehr, ohne eine klare Abkehr von dem alten Sündenleben und Lebensübergabe an Christus. Wer weiter in seinen Sünden lebt und sein ungebrochenes Eigenleben behalten will, der kommt nicht zur Geburt aus dem Geist und hat auch keine Vergebung und kein ewiges Leben; er muß einmal von Christus hören: „Ich habe euch nie gekannt, weicht von mir, ihr Gesetzlosen!“ (Mt 7,23). Er wird mit seinem kraftlosen Scheinchristentum in der Hölle enden!

Die Wahrheit ist: Eine echte Bekehrung und Neugeburt erweist sich daran, daß ein Mensch sich von seinen Sünden abkehrt und aufhört, in der Sünde zu leben, daß er der Heiligung nachjagt und die Gebote Gottes aufrichtig zu halten sucht (vgl. u.a. 1. Johannes 2 und 3).

Die falsche „Versöhnung“, die auf dem Christival und auch sonst in modernen Kreisen gepredigt wird, behauptet auch: „Jesus nimmt alle an, auch die Liberaltheologen, die Seinen Sühnetod und Seine Auferstehung leugnen, auch die Muslime, die Ihn als Sohn Gottes verwerfen, auch die Hindus und die Atheisten, die Gesetzlosen und die Spötter, die praktizierenden Hurer und Homosexuellen – alle, alle kommen einmal in den Himmel!“

Die biblische Botschaft von der Versöhnung wird so verfälscht und der heilige Herr Jesus Christus zu einem toleranten „Allversöhner“ umgedeutet. Das aber ist eine furchtbare Lüge, ein Betrug, der dem Wort Gottes klar widerspricht.

In Wahrheit hat nur der Versöhnung, Vergebung und Errettung, der aufgrund des Wortes der Heiligen Schrift von Herzen umgekehrt ist und an den Herrn Jesus Christus glaubt, so wie es die Schrift sagt. Die falschen Lehrer, faschen Propheten und alle, die bewußt in der Sünde leben (auch in der Sünde des vorehelichen Geschlechtsverkehrs, den die Bibel „Hurerei“ bzw. „Unzucht“ nennt), haben kein Heil, sondern auf sie wartet die ewige Verdammnis:

Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen; Neid, Mord, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe, daß die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden. (Gal 5,19-21)

Denn das sollt ihr wissen, daß kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger (der ein Götzendiener ist), ein Erbteil hat im Reich des Christus und Gottes. Laßt euch von niemand mit leeren Worten verführen! Denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. So werdet nun nicht ihre Mitteilhaber! Denn ihr wart einst Finsternis; jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts! (Eph 5,5-8)

Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und mit Greueln Befleckten und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner – ihr Teil wird in dem See sein, der von Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod. (Offb 21,8)

 

„Wortwechsel“ statt Wortverkündigung

Die Bibel wurde für das Spektakel gekonnt „zeitgemäß“ inszeniert und umgedeutet. Dabei halfen eine Vielzahl von Referenten, teils aus dem bibelkritisch-liberaltheologischen Lager, teils aus dem „evangelikalen“, wobei sich der Unterschied heute zunehmend verwischt. Der Idea-Journalist Karsten Huhn beschreibt die „Bibelarbeiten“ des Festivals (durchaus wohlmeinend) so:

Die Bibelarbeiten heißen „Wortwechsel“ und werden in vier verschiedenen, postmodern anmutenden Ausführungen angeboten. Die junge Generation ist performanceverwöhnt, die Inszenierung muß stimmen. Das wichtigste Gebot: Du sollst nicht langweilen! Also wird alles in einer großen Bibel-Show dargeboten: Gezeigt werden Werbespots, die für christliche Hilfsorganisationen werben, ein Videoclip faßt den vorangegangenen Tag zusammen und kurze Trickfilme führen zum Bibeltext hin. Welches Lied soll als nächstes gesungen werden? Der Moderator zieht es aus einer mit Überraschungseiern gefüllten Schale.

Das Publikum hat fünf Minuten Zeit, um sich in Kleingruppen über den Bibeltext auszutauschen und eine weitere Minute, um eine Frage dazu zu formulieren. Ein Lichtkegel sucht dann eine Gruppe aus, die ihre Frage vortragen darf. Auf der Bühne stehen drei Bibelkenner bereit. Sie plaudern miteinander, etwa so wie man es vom Frühstücksfernsehen kennt. „Versöhnung – läuft bei dir?“ Es klingt lässig und aufgekratzt zugleich, als wolle man den Nachweis führen: Hey, Leute, auch Christen können voll cool sein! Wer die nächste Frage beantwortet, wird per Zufallsgenerator ermittelt. Zwischendurch wird das Publikum aufgefordert, eine La-Ola-Welle schwappen zu lassen.

Für ernsthafte Christen ist diese Show traurig und erschreckend. Die Jugendlichen haben sich sicherlich sehr wohlgefühlt; einer beschrieb in einem Video das Christival als „megageil“. Aber sie haben gar nicht durchschaut, daß sie hier einer raffinierten Verführung zum Opfer gefallen sind – einer Verführung, die, davon wollen wir mal ausgehen, von den Machern sicherlich nicht bewußt geplant war.

Nein, diese Profi-Jugendleiter und -mitarbeiter aus Landeskirchen, Freikirchen, CVJM und anderen Jugendgruppen waren sicher selbst der Überzeugung, hier eine tolle Fete zu veranstalten, an der ihr „Jesus“ begeistert teilnehmen konnte. Aber das alles hat mit dem wahren Herrn Jesus Christus nichts zu tun. Es ist eine pseudochristliche Show, die einen anderen Jesus, einen anderen Geist und ein anderes Evangelium ausbreitet (vgl. 2Kor 11,4).

Auf solchen Festivals werden, wie auf ihren weltlichen Vorbildern, gruppendynamische Tricks und Techniken benutzt, um jungen Menschen ein euphorisches Gefühl zu vermitteln. Dazu braucht es in diesem Alter nicht viel: das tolle Gefühl, mit so vielen „Gleichgesinnten“ zusammenzusein; gemeinschaftlicher Tanz zu ekstatischer Musik; Videoclips und Lichterzauber, „La-Ola-Wellen“ und Hände aufheben, Gelegenheiten für Flirts und Händchenhalten, Ich-bestätigende Botschaften wie „Schön, daß du da bist“, „Du bist toll, super, schön, begabt, einmalig … du bist der Clou“ …

Daneben gab es natürlich noch mehr: In charismatischen Gebetsgruppen konnte man sich die Hände auflegen und über sich „weissagen“ lassen; in Referaten und Seminaren wurde das falsche „Soziale Evangelium“ der Weltveränderung verbreitet und zu sozialpolitischem Aktionismus aufgerufen; man konnte „Spiritualitätsangebote“ wahrnehmen: „Gott begegnen. Dir selbst begegnen. Der Welt begegnen. Und dich auf den Weg der Versöhnung machen. Dafür stehen dir auf dem Christival kreative, meditative, laute und leise Räume, Zimmer und Zelte zur Verfügung. Auch Menschen wollen hier mit dir auf die Reise gehen. Du bist herzlich eingeladen!“

In diesem falschen Christentum, das auf dem „Christival“ zelebriert wurde, haben biblische Fundamente wie Buße und Erlösung, das Mit-Christus-Gekreuzigtsein und Selbstverleugnung, Heiligung und Gottesfurcht keinen Platz. Es geht um fromm getarnte Selbstverwirklichung und Ausleben weltlicher Lüste; es geht um ein Christentum, dem das Vergnügen wichtiger ist als Gott, und das nur noch einen äußeren Schein von Gottesfurcht besitzt, wie der Apostel Paulus es in seinem prophetischen Wort im 2. Timotheusbrief beschreibt (vgl. 2Tim 3,1-5).

In dem Bericht von Karsten Huhn wird immer wieder die Ehrfurchtslosigkeit und witzelnde Geschwätzigkeit der falschen Prediger deutlich. Sie reden über Gott in einer erschreckend lässigen Haltung und betrügen dabei die jungen Menschen, sie verschweigen ihnen die Notwendigkeit von echter Herzensumkehr und Bruch mit dem alten Sündenleben. Stattdessen verkünden sie ein „cooles“ Scheinchristentum, in dem der alte Mensch bleiben kann wie wer ist und angeblich dennoch von „Jesus“ bedingungslos angenommen wird. Durchaus bejahend skizziert Huhn den lockeren Stil der Redner beim Christival:

Kaum ein Redner ist über 40, alle reden ohne Manuskript und erfreulich phrasenarm. Locker, flockig, flapsig, wer hören will, wie man Jugendliche mitreißt – hier wird er fündig. „Ich stelle mir die Bibel als Comic vor“, sagt Tobias Teichen, Gemeindegründer und Pastor der charismatischen ICF-Kirche in München. Um zu illustrieren, wie Gut und Böse in ihm kämpfen, sind hinter ihm auf der Leinwand Engelchen und Teufelchen als Comic-Figuren eingeblendet und erteilen ihm Ratschläge. Teichen erzählt die Urgeschichte nach, schlüpft dabei in die Rollen von Gott, Adam und Eva. Adam sieht Eva zum ersten Mal und ist sofort schwer verliebt: „Wow! Was für  ein Design!“ Der Verliebtheitsphase folgen die ersten Konflikte, und Adam fragt Gott: „Kann man die auch zurückgeben?“

Wie anders redet doch Gottes Wort von dem Verhalten eines echten Verkündigers, für das der Apostel Paulus das von Gott gegebene Vorbild darstellt:

Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht soll nicht einmal bei euch erwähnt werden, wie es Heiligen geziemt; auch nicht Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzeleien, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagung. (Eph 5,3)

In der Lehre erweise Unverfälschtheit, würdigen Ernst, Unverderbtheit, gesunde, untadelige Rede, damit der Gegner beschämt wird, weil er nichts Schlechtes über euch sagen kann. (Tit 2,7-8)

Noch deutlicher wird das, wenn wir die Herzensbekenntnisse und Ermahnungen des Apostels in seiner Abschiedsrede an die Ältesten von Ephesus bedenken. Welche Lauterkeit, welcher heilige Ernst und Eifer leuchtet daraus hervor!

Und als sie zu ihm gekommen waren, sprach er zu ihnen: Ihr wißt, wie ich mich vom ersten Tag an, als ich Asia betrat, die ganze Zeit unter euch verhalten habe, daß ich dem Herrn diente mit aller Demut, unter vielen Tränen und Anfechtungen, die mir widerfuhren durch die Nachstellungen der Juden; und wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was nützlich ist, sondern es euch verkündigt und euch gelehrt habe, öffentlich und in den Häusern, indem ich Juden und Griechen die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus bezeugt habe. (…)

Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag, daß ich rein bin von aller Blut. Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern habe euch den ganzen Ratschluß Gottes verkündigt. So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt hat, um die Gemeinde Gottes zu hüten, die er durch sein eigenes Blut erworben hat! Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu euch hineinkommen werden, die die Herde nicht schonen; und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen in ihre Gefolgschaft. (Apg 20,18-30)

Welch ein Gegensatz zu dem ichhaften, lauen und seichten Geschwätz der heutigen Verführer! Ihr jungen Leute, die ihr auf dem Christival Vergnügen und religiöse Aufputsch-Impulse gesucht und gefunden habt – Ihr werdet verführt und um die echte Errettung durch klare Bekehrung zu Christus betrogen! Ihr seid auf einem falschen Trip, der in der Hölle enden wird, wenn Ihr nicht wirklich ernst macht mit dem Herrn Jesus Christus!

Die Super-Prediger, an deren „coolen“ Botschaften Ihr Euch „aufgebaut“ habt, sind verführte Verführer, die selbst den wahren Herrn nicht kennen und andere von einer echten Umkehr abhalten! Bittet den Herrn Jesus Christus, daß Er euch die Augen öffnet für Seinen Weg und Seine Wahrheit! Lest betend eine wortgetreue Bibel statt der allgegenwärtigen irreführenden Übertragungen, und bittet Gott ernstlich, daß Er Euch seinen Sohn, den echten Herrn Jesus, offenbart, statt irgendwelcher moderner „jugendgemäßer“ falscher Jesus-Gestalten!

 

 

b. Das „ICF“ – eine attraktive Trendgemeinde
verbreitet Irrlehren der Selbstverwirklichung und des Charismatismus

 

Unser zweites Beispiel für die moderne Verführung christlicher Jugendlicher soll das ICF sein – zur Zeit wahrscheinlich die attraktivste Form einer bewußt für junge Menschen zugeschnittenen Trendgemeinde, in der Rock- und Popmusik und charismatischer „Lobpreis“ das ausschlaggebende Element der „Gottesdienste“ bilden. Neben dem ICF gibt es heute zahlreiche andere Modelle solcher charismatisch-„kulturrelevanter“ Gemeinden, eher evangelikal geprägt wie die „Calvary Chapels“, oder betont charismatisch wie etwa die „Hillsong“-Gemeinden, die „Vineyard“-Gemeinden oder das „Gospel-Forum“ in Stuttgart.

Zur Entstehung des ICF gibt Georg-Otto Schmid auf der Webseite „relinfo“ folgende Informationen:

Der oder das ICF, ausgeschrieben International Christian Fellowship, auch ICF Movement oder (früher) ICF Church genannt, ist eine vergleichsweise neue Freikirchen-Bewegung, die durch separate Gottesdienstangebote für unterschiedliche Altersgruppen insbesondere junge Menschen anspricht.

Die Ursprungsgemeinde des ICF liegt in Zürich. ICF Zürich kennt gewissermassen zwei Gründungsdaten. Ab 1990 führte Heinz Strupler in der St. Anna-Kappelle in Zürich unter dem Namen International Christian Fellowship (ICF) jeweils am Sonntagabend zweisprachige englisch-deutsche Gottesdienste durch, die evangelikal nicht-charismatisch ausgerichtet waren und insbesondere von jungen Menschen aus Freikirchen intensiv besucht wurden. Struplers ICF verstand sich aber bewusst nicht als eigene Gemeinde, sondern als überdenominationelles Gottesdienstangebot. Der Wunsch nach gemeindlicher Verfestigung führte allerdings zu diversen Gemeindegründungen aus dem Umfeld des ICF heraus, darunter die „Limmatgemeinde“.

In der Folge war der ICF zu verschiedenen Ortswechseln gezwungen, Spannungen waren die Folge, das trendige Image ging im Laufe der Jahre zunehmend verloren, der ICF verschwand aus der evangelikalen Öffentlichkeit. Im Jahr 1996 übergab Heinz Strupler die Leitung des ICF an den heutigen Senior Pastor Leo Bigger. Der 1968 geborene und als Offset-Drucker ausgebildete Bigger wirkte als Jugendlicher in einem Hauskreis mit, der der Katholischen Charismatischen Erneuerung nahestand. 1992 stiess Bigger zum ICF und absolvierte eine Bibelschule in Heinz Struplers Institut IGW.

Nach der Übernahme der Leitung fusionierte Bigger den ICF mit der von Matthias Bölsterli geleiteten Limmatgemeinde zur ICF Church. Der Zusatz „Church“ sollte dabei dokumentieren, dass sich ICF fürderhin als eigenständige Gemeinde versteht. Bigger wurde Gesamtleiter, Bölsterli Co-Leiter.[3]

Die ICF-Bewegung hat nicht nur zahlreiche teils recht große Gemeinden in der Schweiz gegründet, sondern hat auch in Deutschland ein wachsendes Netz von Gemeinden aufgebaut, die teilweise große Besucherscharen anziehen, so etwa das ICF München, das seine „Gottesdienste“ mit über 1.000 Besuchern in einer weltlichen Diskothek abhält.

 

Wie das ICF seine Besucher anzieht

Was am ICF für normale Besucher so anziehend ist, hat ein Journalist der „Neuen Züricher Zeitung“ ganz interessant geschildert (Unterstreichungen RE).

Die ehemalige Industriehalle ist gut gefüllt. Auf der Bühne steht ein Langhaariger mit Tattoos, Dreitagebart und Röhrenhosen und spielt mit seiner Band professionellen Pop-Rock, der unter die Haut geht. Alles erinnert an ein normales Konzert. Doch dafür stimmt die Zeit nicht, es ist Sonntagvormittag, 11 Uhr. Und auch die Texte sind anders: «You are the God who leaves me speechless», singt der Sänger. Nach 30 Minuten Musik tritt Prediger Daniel Nüesch auf und sagt: «Wir lieben Jesus, und wir sind begeistert vom Leben. Ihr seid alle willkommen hier, so wie ihr seid.» Hunderte Gläubige sind gekommen zur «Celebration» der Freikirche International Christian Fellowship – bekannter unter dem Kürzel ICF – im Zürcher Maag-Areal.

In einer der vorderen Reihen wippt die Familie Schulthess mit zum Takt der «Worship»-Songs. Mutter Karin schliesst die Augen und hebt die rechte Hand empor, wie es hier viele tun. Vater Jürg und Sohn Sven summen die Melodien mit, die sie bereits kennen, auch sie offensichtlich hingerissen. «Wir sind ganz normale Menschen, wir gehen einfach mit Gott durch unser Leben», wird Jürg später in einem Café sagen. Da ist auch die 17-jährige Tochter Céline hinzugestossen, die den Gottesdienst der Teenager besucht hat, den «Oneighty». (…)

Das Ehepaar, das noch zwei weitere Töchter hat, besuchte mit seinen damals noch kleinen Kindern verschiedene Kirchen. Alle durften nachher ihre Meinung abgeben – und waren sich einig: Bei ICF ist es am «coolsten». «So blieben wir hängen», erzählt Karin, das war im Jahr 2004. Ihr Mann war anfänglich noch skeptisch, die dunklen Räume und die Lautstärke der Musik sagten ihm nicht zu. Es waren die Predigten von ICF-Gründer Leo Bigger, die ihn schliesslich überzeugten. Ehrlich seien diese und immer aus dem Leben gegriffen.

Eine Stunde früher sprach Bigger in der Maag-Halle über das biblische Gleichnis vom Weinstock und richtete sich an jene, die in ihrem Leben gerade Frost und Hagel erleiden: «Ein Weinstock ist auch nicht nur ein Jahr da. Du bleibst in Jesus – und nächstes Jahr kommt die Ernte.» Sie sollten sich mit jenen freuen, die Erfolg haben, rief Bigger seinem Publikum zu. «Gott ist keine Spassbremse, er ist dein grösster Fan. Der Teufel jedoch mag es dir nicht gönnen; das Vergleichen und Neiden kommt von ihm, er will auch sein wie Gott.» Hohe Theologie ist das nicht, wie Karin Schulthess später einräumen wird. Aber die ICF-Gemeinde folgt den Worten gebannt. (…)

An jenem Sonntagvormittag steht Leo Bigger vor drei riesigen Screens, über die Bilder von Rebbergen flimmern. Bald ist auch für seine Freikirche Erntezeit: Sie zieht in den Event-Park in Zürich Stettbach und erhält damit, über zwanzig Jahre nach ihrer Gründung, eine feste Heimat. Doch noch ist die Finanzierung nicht gesichert, Bigger fordert die Gemeinde auf zu spenden. «Gott braucht das Geld, um sein Reich zu bewahren», unterstreicht Pastor Daniel Nüesch.

Auf den Bildschirmen erscheint eine Nummer, auf die man per SMS Geld überweisen kann, gleichzeitig gehen Körbe durch die Reihen. Die Familie Schulthess gibt die Körbe weiter, ohne etwas hineinzulegen. Sie haben einen wesentlich grösseren Obolus bereits geleistet: Wie es in der Bibel steht, geben sie den Zehnten an die Kirche oder an humanitäre Projekte. «Wir haben ja sowieso mehr, als wir brauchen», sagt Jürg. Dass die Gläubigen – eine formelle Mitgliedschaft gibt es nicht – grosszügig sind mit ihren Beiträgen, hilft ICF, die aufwendigen Shows zu finanzieren. Doch die Freikirche unterstütze auch bedürftige Menschen in der Schweiz, Kambodscha oder Syrien, betont Jürg Schulthess. «Wir haben Party mit Jesus, aber wir sind mehr als eine Party-Church.».[4]

Andere Besucher sagten in Interviews, was ihnen am ICF gefällt:

Pierre-Yves: Es ist die erste Kirche, in der ich mich wohl fühle und immer etwas von Gottes Wort und Wille erfahre. Ich höre nicht nur etwas über Gott, sondern erlebe ihn immer wieder, z.B. wie er mich auffüllt wenn ich mich leer fühle.

Daniel: Das Besondere und Beste an icf sind meiner Meinung nach die Leute. Junge Leute, durchgedreht und ausgefallen auf der einen Seite aber gleichzeitig auch sehr fest im Glauben verankert und interessiert daran, eine Gemeinschaft im Glauben zu bilden (eine Gemeinde, eben!). Ich persönlich setze mich in der Worship-Band ein. Das ist für mich die aufregendste Aufgabe in der Gemeinde… Rock’n’Roll und Holy Spirit gleichzeitig! Da kann ich nicht mehr stillsitzen.[5]

 

Was Leo Bigger, der Leiter des ICF, so denkt und sagt

Wir wollen uns noch etwas näher ansehen, was der Begründer und „Senior Pastor“ des ICF, der ehemalige Katholik Leo Bigger, an Gedanken und Lehren weiterverbreitet. Er hat das ICF als charismatischer und visionärer Leiter maßgeblich geprägt. In einem Interview erklärt er, wie er auf die Idee einer solchen Jugendkirche kam:

youthmag.ch (Iris Muhl): Woher stammt die Idee des icf?

Bigger: Die Idee des icf wurde eigentlich in der Bibelschule geboren. Wir wollten etwas Neues machen, eine junge Kirche gründen. Dieser Entscheid hing auch mit meiner Vergangenheit zusammen. Ich war früher eben in einer anderen Gemeinde, und das war irgendwie nicht echt. Jeder Freund, den ich mitgenommen habe, bemerkte gleich, dass in dieser Kirche der Glaube nicht echt gelebt wurde. So kannst du keine Leute für Jesus gewinnen, die haben spezielle Antennen dafür. Von daher kam das Bedürfnis, etwas auf die Beine zu stellen, das die Menschen richtig überzeugt. Wir wollten eine lebendige Kirche, modern und ansprechend. Ich habe früher in einer Hardrockband mitgespielt. Da sagten die Leute, diese Musik sei vom Teufel. Es wird viel zu viel verteufelt. Anstatt, dass Christen ihren Glauben echt leben, versuchen einige lieber, vieles schlecht zu machen. Für den icf wollte ich Musik, die vor allem auch junge Leute anspricht, die die Leute auch wieder in die Kirche holt.[6]

Leo Bigger ist erkennbar geprägt von extremcharismatischen Lehren des „Wohlstands“- und „Erfolgs“-Evangeliums“ sowie von Methoden des „Positiven Denkens“, die er von Verführern wie Robert Schuller übernommen hat. Das ist deutlich ersichtlich aus seinen Büchern, die ich mir durchgelesen habe (Adlerauge. Ein Buch über Berufung, Vision und Fokussierung [Basel: Fontis-Brunnen 4. Aufl. 2018]; Geist Gottes. Ein Buch über Heiligkeit, Gottes Kraft und Gegenwart [Basel: Fontis-Brunnen 2015]; Erfolgreich leiten. Wie man Mitarbeiter gewinnen und fördern kann [Zürich: ICF Books 2008]).

Hier will ich einige Zitate anführen, die Biggers Weltsicht und seinen lästerlich respektlosen Umgang mit Gott und göttlichen Dingen belegen:

a. Bigger ist ein Verfechter der magischen Irrlehre des „Positiven Denkens“. Ganz im Gegensatz zur Bibel verkündet er, daß unsere Gedanken, Vorstellungen und „Visionen“ die Macht hätten, uns zum Erfolg zu führen.[7] Dieses Gedankengut hat er von Verführern wie Robert Schuller gelernt, den er auch immer wieder zitiert, aber auch von charismatischen Gurus wie John Osteen oder Kenneth Copeland. Diese verführerischen Lehren gaukeln dem Menschen vor, er habe sein Schicksal selbst in der Hand und könne es durch „richtige, positive“ Gedanken, Träume und visionäre Vorstellungen in die von ihm gewünschte Richtung lenken, wobei Gott ihn dabei unterstütze und belohne. Dabei wird der Mensch quasi allmächtig wie Gott dargestellt, Gott aber als ziemlich menschlich.

Visionen und Träume sind unglaublich kraftvoll. Nur schade, dass so wenige diese Kraft anzapfen. (…) Wir alle haben Visionen. Jeder hat ein Bild in seinem Kopf. Von sich selbst. Seiner Familie. Seiner Zukunft. Die entscheidende Frage ist: Wie sieht dein Bild aus? Siehst du dich selbst vorwärtskommen, Hindernisse überwinden, Gipfel stürmen, ein abenteuerliches Leben meistern? Oder siehst du dich niedergeschlagen rumwatschelnd, abhängig und niemals auf einen grünen Zweig kommend? Ich garantiere dir: die Bilder, die du im Kopf hast, bestimmen, was für ein Leben du lebst (…) Wenn deine Vision begrenzt ist, dann wird dein Leben begrenzt sein.

Gott ist bis in die Haarspitzen interessiert an unserer Vision. Er liebt die Visionen seiner Kinder, die mit ihm unterwegs sind. Und er ist unglaublich neugierig. Er hat allergrößtes Interesse daran, dass sich die Vision erfüllt. Schließlich ist er der Anfang der Vision. Aber du musst sie ausbrüten, visualisieren, verinnerlichen (…) Bevor sich dein Traum erfüllen wird, musst du dich selbst sehen, wie du diesen Traum erfüllst. Bevor du das Übergewicht verlierst oder deine Sucht aufgibst, musst du es mit deiner Vorstellungskraft sehen können. Die Bilder, die du siehst, deine Vision, rutschen nicht nur in deinen Geist, sondern prägen auch dein Unterbewusstsein. (…)

Viel zu viele Menschen haben negative Bilder in ihrem Unterbewusstsein. Sie sehen sich selber schwach, geschlagen und minderwertig. Es erstaunt nicht, dass sie das Gefühl haben, dass immer jemand oder etwas gegen sie ist. Ihr Leben ist ein Krampf. Von früh morgens bis abends spät. Sie fühlen sich nie gut. Kein Wunder bei all diesen negativen Bildern in Kopf, Herz und Nieren. Du musst diesen negativen Bildern in den Hintern treten, sie nach Hause schicken und neue aufhängen. Dann wirst du dich sehen, wie Gott dich sieht: gesegnet, glücklich, stark und talentiert. Und du wirst auf Gunst und Wachstum zugehen.[8]

Ich habe mir Werte für mein Leben aufgeschrieben. Mein Name ist Bigger, und ich habe mit meinem Namen Wortspiele gemacht: Ich bin ein Big Vater – Ich bin ein Big Lover – Ich bin ein Big Giver – Ich bin ein Big Preacher – Ich bin ein Big Surpriser – Ich bin ein Big Leader. Ich habe alle Ziele, die ich erreichen will, fein säuberlich aufgeschrieben. Ich fixiere bewusst diese Ziele – und bewusst nicht die Umstände, die mich hindern wollen, diese Ziele zu erreichen.[9]

Denn Gott der Vater flüstert uns immer wieder zu: „Ich bin stolz auf dich.“ „Du hast eine große Zukunft.“ „Du wirst Großes bewegen.“[10]

Gottes Traum für dein Leben ist so viel größer als du dir vorstellen kannst. Du hast noch nicht mal an der Oberfläche dessen gekratzt, was Gott für dich bereithält. Sei kein Frosch, der im viel zu kleinen Brunnen bei jedem Hupferl an die Wand klatscht.  Gehe weiter. Lass dich auf eine neue Art des Denkens ein. Lebe anders, als du es bisher gewohnt warst. Brich aus deiner Box aus. Renne mit grossen Schritten dem Horizont entgegen. Träume größer. Denke größer. Sehe größer. Auf dich wartet Gottes Ozean.[11]

Ein großer Teil des Reizes, den das ICF auf junge Menschen ausübt, besteht darin, daß ihm dort Botschaften zur Selbstverwirklichung und psychologischen Überwindung jugendbedingter Unsicherheiten und Minderwertigkeitsgefühle geboten werden, in Verbindung mit kreativen Events, bei denen viele mitmachen und Bestätigung erfahren können, etwa bei den Musicals.

Doch das alles hat mit biblischem Glauben an Christus und echter Nachfolge des Herrn nichts zu tun. Es wird Selbstverwirklichung und Selbsterhöhung gepredigt statt Selbstverleugnung, Psycho-Krücken statt echter geistgewirkter Umgestaltung in das Bild Christi. Bigger will immer größer werden; der echte Christ strebt nach dem Gegenteil: Christus muß immer größer werden, und er selbst muß immer kleiner werden (vgl. Joh 3,30; Mt 16,24-26; Lk 9,48). Die magischen Verführungslehren des „positiven Denkens“ führen die Menschen weg von Gott und verstricken ihn letztlich immer mehr in Okkultismus und christlich getarnte Esoterik.[12]

b. Bigger spricht in einem erschreckend lässigen, respektlosen Ton über Gott und göttliche Dinge. Er schreibt in seinen Büchern zahlreiche Aussagen, die ich wegen Gotteslästerung nicht abdrucken möchte. Nur um Ahnungslose zu warnen, gebe ich hier einige dieser lästerlichen, ohne jegliche Gottesfurcht hervorgebrachten Aussagen wieder.

Gott kickte mich aus dem Nest. Ich kannte niemanden. Ich hatte noch nie etwas geleitet. Und ich war der neue Worship-Leiter. Ich musste fliegen lernen. Ich fragte Gott: „Wie leitet man eigentlich Worship?“. Er antwortete etwa so: „Keine Ahnung. Die Engel wüssten da besser Bescheid.“ Ich fing einfach mal an. Und wenn ich heute unserer Worship-Crew zuhöre, bin ich schon ein wenig stolz. Wer hat dazu das Fundament gelegt?“[13]

Das Buch über den Geist Gottes schließt Bigger mit einem „Gebet“, das seinen perversen Umgang mit Göttlichem sehr deutlich macht:

„Darum Danke, lieber Daddy im Himmel, dass du mir einen neuen Freund zur Seite gestellt hast, einen richtigen Goldjungen, deinen Heiligen Geist. Mamma mia, bin ich glücklich!“[14]

Obwohl wir nicht perfekt sind und Fehler machen, können wir zusammen mit Gott über den Planeten stiefeln, und das find ich definitiv endgeil.[15]

Diese betonte Ehrfurchtslosigkeit und lästerliche Herabwürdigung des heiligen Gottes ist ein gemeinsames Kennzeichen fast aller modernen „Jugendgurus“. Sie suchen ihren Zuhörern durch betonte Lässigkeit alle Gottesfurcht zu rauben und ihnen den Eindruck zu vermitteln, ihr Gott sei ein toleranter „Daddy“, der das mit Sünde nicht so eng sieht und alles „absegnet“, was jungen Leuten an weltlichen Lüsten und Aktivitäten so in den Sinn kommt. Das ist eine teuflische Irreführung; die betonte Ehrfurchtslosigkeit dieser Leute sollte für jeden aufrichtigen jungen Christen ein lautes Warnsignal sein, daß er es hier mit endzeitlicher Verführung zu tun hat!

Leute wie Bigger sind im biblischen Sinn „gottlose“ Scheinchristen, die den wahren, ehrfurchtgebietenden Gott der Bibel nie erkannt haben, sondern nur den falschen Gott und den falschen Jesus der Charismatiker. Wenn die Briefe des Neuen Testaments von „Gottlosigkeit“ sprechen, dann meint das nach dem griechischen Wort a-sebeia eben das Fehlen von Gottesfurcht, die freche, frevelhaft-lässige Umgang mit dem großen, heiligen Gott (vgl. u.a. Röm 1,18; 2Tim 2,16; Tit 2,12; 1Pt 4,18; 2Pt 3,7; Jud 1,4.15.18).

c. Bigger vertritt zahlreiche extremcharismatische Irrlehren. Er ist auf jeden Fall überzeugter Charismatiker, und innerhalb des charismatischen Spektrums äußert er sich oft im Sinne der extremsten Vertreter der „Wort-des-Glaubens“-Lehren. Er hält sich selbst für einen inspirierten Propheten, treibt Dämonen aus und erteilt dem Satan Befehle, redet in Zungen und behauptet, Menschen heilen zu können.

Aus dieser Bibelstelle [Mk 9,25] geht hervor, dass diese Krankheit ein Geist war. Jesus sprach hier zum Geist der Krankheit (…) er befahl dem Geist, die Person zu verlassen. (…) Was es bedeutet, einen Geist auszutreiben, möchte ich mit einem einfachen Bild erklären: Wenn ich zum Beispiel bei einer Person den Geist der Herzrhythmusstörung austreibe, ist es so, wie wenn ich die Wurzeln einer Pflanze wegschneiden würde. Wenn von einer Pflanze die Wurzel weggeschnitten ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ganze Pflanze sterben wird. (…)

Bete für jeden Kranken, der dir begegnet. (…) Mit der Gabe der Heilung kann die ursprüngliche Schöpfungsordnung wiederhergestellt werden. (…) Du betest zum Beispiel für deine Tochter, sie hat Migräne. Du legst ihr die Hände auf und sagst: „Geist der Migräne, du wurdest nicht eingeladen, ich wüsste nicht, wann. Du bist nicht unser Freund. Im Namen von Jesus befehle ich dir: Verlass meine Tochter!“[16]

Es scheint so, als wäre in Zungen zu singen eine Sprache, die der Teufel nicht versteht, die auch du selber nicht verstehst, die aber direkt zum Herzen Gottes spricht und ihm Komplimente macht. Und Gott ist extrem berührt. Er sagt: „Ich mag das richtig gern!“[17]

Gott kann klar und deutlich durch Träume zu dir sprechen. (…) Jeden Abend, bevor ich schlafen gehe, sage ich: „Heiliger Geist, ich unterstelle alle meine Träume dir. Wenn ich schon träume, dann lass mich einen göttlichen Traum träumen. Mit viel Action. So, wie ich es mag! (…) Meine Erfahrung dabei ist: Je ungewöhnlicher das Reden oder der Gedanke sind, desto wahrscheinlicher ist, dass sie von Gott sind. Gott hat ein Faible für das Ungewöhnliche. Deshalb mag er mich wohl auch so.[18]

In mehreren Schriften habe ich nachgewiesen, daß die Pfingst- und Charismatische Bewegung genau die geweissagten falschen Propheten der letzten Tage darstellt, die mit falschen Wunderzeichen viele verführen wollen.[19]

Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind! An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Sammelt man auch Trauben von Dornen, oder Feigen von Disteln? (…) Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht? Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen! (Mt 7,15-23)

 

Die Beliebtheit und Gefährlichkeit des ICF

Das ICF ist eine der erfolgreichsten charismatischen Trendbewegungen für junge Christen im deutschsprachigen Raum. Es verbindet charismatische Elemente, insbesondere eine starke Betonung von Rock- und Popmusik und „Lobpreis“, mit Rezepten der Gemeindewachstumsbewegung: Bedürfnisorientierung, ein ausgefeiltes Konzept zur Erreichung der „Zielgruppe“ (Jugendliche und junge Erwachsene bis ca. 30), Anpassung an kulturelle Trends. Es orientiert sich dabei auch an anderen ähnlichen charismatischen Gruppen wie den „Hillsong“-Gemeinden sowie an Gemeindewachstums-Gurus wie Robert Schuller, Bill Hybels und Rick Warren.

Das ICF hat mit seinem Konzept an einigen Orten (z.B. Zürich, München, Karlsruhe) rasch eine recht große Menge von jungen Christen angezogen, die aber zu einem großen Teil aus anderen Gemeinden (bibeltreuen Gemeinden, evangelikalen oder Pfingstgemeinden, Landeskirche, CVJM) herkommen. Das ICF beteuert, solche jungen Christen nicht abwerben zu wollen, aber die Anziehungskraft ihrer offenen Erlebnisangebote bewirkt eine objektive Sogwirkung, die anderen Gemeinden teils schwer schadet. Vielen jungen Christen gefällt das ICF sehr gut, weil sie dort unter sich sind, mit vielen Gleichaltrigen zusammensein können und ein religiöses Erlebnis der Euphorie und „Gottesnähe“ vermittelt bekommen.

Das ICF gibt sich von der Lehre her „evangelikal“ und wird von Kritikern sogar zuweilen als „fundamentalistisch“ eingestuft, weil sie nach außen hin vorehelichen Geschlechtsverkehr und Homosexualität als mit der Bibel nicht vereinbar ablehnen. In Wahrheit aber haben sie die biblischen Gebote aufgeweicht und üben keine konsequente Gemeindezucht; bei ihnen können alle möglichen Leute mitmachen. Solche klar biblischen Lehren wie das Verbot für Frauen, zu predigen oder über Männer Autorität auszuüben, haben sie durchbrochen; zumindest Susanne Bigger predigt auch.

Das ICF versteht sich als missionarisch-evangelistische Bewegung zur Erreichung von Menschen ohne Gemeindebindung, aber in der Praxis ziehen sie hauptsächlich ungefestigte junge Christen an. Ihre Evangeliumsverkündigung ist oberflächlich und von humanistischen Elementen und „positivem Denken“ durchsetzt. Sie reden von „Bekehrung“, aber sie verkündigen weder das Gericht noch die Heiligkeit Gottes in angemessener Weise. Im Gegenteil untergraben sie mit ihrer locker-lässigen Predigt und ihrem zügellosen Verhalten die echte Gottesfurcht und vermitteln eine oberflächliche, verwässerte Botschaft, die kaum zu klaren Bekehrungen führen kann.

 

 

c. Die geistliche Gefahr der weltangepaßten Jugendbewegungen

 

Diese beiden Beispiele sollen uns vor Augen führen, wo die Gefahren dieser poppig-lässigen Jugendbewegungen liegen. Die hier angesprochenen Verführungsmethoden finden wir in vielleicht abgewandelter Form in zahllosen Kreisen und Veranstaltungen moderner christlicher Jugendarbeit wieder. Wir hätten auch die Pro-Christ-Jugendveranstaltung „Jesus House“ anführen können oder die Events der „Hillsong“- oder „Vineyard“-Gemeinden; sie alle unterscheiden sich nur geringfügig voneinander. Und erschreckend viele Jugendveranstaltungen konservativerer Kreise, etwa in der Gemeinschaftsbewegung oder bei den Baptisten oder FEGs, bis hin zu den Wiedenester oder Dillenburger Jugendtagen oder „SAT-Gottesdiensten“ aus der „Brüderbewegung“, versuchen diese „Erfolgsrezepte“ zu kopieren und auf der „Jugendwelle“ mitzureiten.[20]

Es geht um die jugendgemäß gestylte und aufpolierte Version eines „zeitgemäßen“ Glaubens, eines „relevanten“ Christentums fürs 21. Jahrhundert, um einen verführerischen „Jesus-Trip“, der geprägt ist von Selbstverwirklichung, Vergnügen, ekstatischen Erlebnissen, Aktivismus, rock- und pop-getränktem „Lobpreis“ und immer wieder „Partys mit Jesus“.[21] Den meisten jugendlichen Anhängern dieses „Jesus-Trips“ fällt nicht auf, was fehlt: das Kreuz; die wahre Heiligung; Gottesfurcht, Leiden um Christi willen, Gehorsam, Glauben statt Schauen und Fühlen. Ich will diesen verfälschten religiösen Trip in dieser Broschüre das „Christentum des breiten Weges“ nennen.

Ja, dieses „Christentum“ fühlt sich gut an, und leider gehen viele junge Leute in ihrem geistlichen Urteil über Musik und Events und in ihrer Wahl einer Gemeinde nach ihren Gefühlen, nach ihrem eigenen Gutdünken. Sie prüfen nicht anhand der Bibel, was der Gott wohlgefällige Weg für sie ist; oftmals lesen sie recht wenig in der Bibel und das nur in verwässerten modernen Übertragungen, die ihnen die Wahrheit des göttlichen Wortes verschleiern.[22]

Viele junge Menschen werden, so fürchte ich, in dieser trendigen Jugendszene um ihr ewiges Heil betrogen. Sie meinen, sie seien im rechten Glauben und würden dem biblischen Jesus nachfolgen, und merken gar nicht, daß ihr Glaube unecht und ihr „Jesus“ eine raffinierte Fälschung ist. Ich fürchte, daß dies die große Mehrheit der jungen Menschen ist, die sich in dieser Szene bewegen. Ich fürchte sehr, daß sie in der Ewigkeit erst merken, daß sie vom Satan betrogen wurden, wenn es ihnen nicht hier schon jemand sagt.

Andere wiederum mögen gläubig und von neuem geboren sein, aber sie driften in dieser Szene ab von dem wahren Herrn Jesus Christus und nehmen großen Schaden in ihrem geistlichen Leben; vieles von dem, was sie treiben, wird einmal brennen und sie ohne Frucht und Lohn lassen. In jedem Fall ist der geistliche Schaden groß, den die „Jugendbewegung des breiten Weges“ anrichtet.

Es ist deshalb sehr wichtig, daß wir sie nüchtern von der Bibel her prüfen und aufdecken, wo sie Gottes geoffenbartem Wort widerspricht und umgekehrt genau dem entspricht, wovor der Herr in Seinem Wort uns ausdrücklich warnt. Im nächsten Abschnitt möchte deshalb ich aufzeigen, worin die Irreführung dieser trendigen Bewegung besteht und worin sie der echten, unverfälschten Botschaft der Bibel zuwiderläuft.

 

 

[1] Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb ich als Germanist aus Überzeugung bei der alten Rechtschreibung geblieben bin; ich bitte meine jungen Leser um Verständnis dafür.

[2] In allen angeführten Zitaten sind Unterstreichungen von mir.

[3] Quelle: http://www.relinfo.ch/icf/kurz.html.

[4] Quelle: https://www.nzz.ch/schweiz/freikirchliche-familie-schulthess-unglaublich-begeistert-von-jesus-ld.122142

[5] Datum: 05.01.2003; Quelle: revolution-one.ch

[6] Quelle: https://www.jesus.ch/magazin/jugend/youthmag/churches/105382-interview_mit_leo_bigger_ pastor_der_groessten_kirche_in_der_schweiz.html

[7] Diese falschen Glaubenslehren werden in meinem Aufsatz näher untersucht: https://das-wort-der-wahrheit.de/download/wort-des-glaubens-und-positives-bekenntnis-falsche-glaubenslehren-bei-charismatikern

[8] Bigger, Adlerauge, S. 15-16.

[9] Bigger, Adlerauge, S. 60.

[10] Bigger, Adlerauge, S. 98.

[11] Bigger, Adlerauge, S. 32.

[12] Vgl. dazu meinen Aufsatz: „Wort des Glaubens“ und „Positives Bekenntnis“: Falsche „Glaubens“lehren bei Charismatikern (https://das-wort-der-wahrheit.de/download/wort-des-glaubens-und-positives-bekenntnis-falsche-glaubenslehren-bei-charismatikern/).

[13] Bigger, Adlerauge, S. 44.

[14] Bigger, Geist Gottes, S. 159.

[15] Bigger, Geist Gottes, S. 141.

[16] Bigger, Geist Gottes, S. 75. Zu den falschen Lehren der Charismatiker über Krankenheilung und Dämonenaustreibung vergleiche meine Aufsätze: https://das-wort-der-wahrheit.de/download/heute-daemonen-austreiben-der-truegerische-befreiungsdienst-der-charismatiker/ sowie https://das-wort-der-wahrheit.de /download/die-charismatischen-wunderheilungen-im-licht-der-heiligen-schrift/.

[17] Bigger, Geist Gottes, S. 98.

[18] Bigger, Geist Gottes, S. 60.

[19] Vgl. dazu u.a. die im ESRA-Schriftendienst erschienenen Broschüren: Die Charismatische Bewegung – endzeitliche Erweckung oder endzeitliche Verführung? Eine biblische Orientierungshilfe; Die charismatische „Geistestaufe“ – der Schlüssel zu Vollmacht und geistlicher Kraft?; Redet Gott heute noch durch Propheten und Wunderzeichen? Alle Broschüren sind auch als PDF auf meiner Webseite das-wort-der-wahrheit.de zum Herunterladen angeboten.

[20] Vgl. dazu meine Schrift: Der Einbruch charismatischen Liedguts in „Brüdergemeinden“. Eine Stellungnahme zum Liederbuch „Glaubenslieder 2015“ und zu den „SAT-Jugendgottesdiensten“ (Leonberg: ESRA-Schriftendienst 2. Aufl. 2016).

[21] Näheres zur Rolle der Rock- und Popmusik findet sich in meiner Broschüre: „Tue hinweg von mir den Lärm deiner Lieder!“ Ein Aufruf zur Reinigung vom geistlichen Gift der Rock- und Popmusik und der „Lobpreis“-Lieder (Leonberg: ESRA-Schriftendienst 2018).

[22] Dazu Näheres in meiner Broschüre: Moderne Bibelübersetzungen unter der Lupe. Von der „Guten Nachricht“ zur „Volxbibel“ (Leonberg: Esra-Schriftendienst 5. Aufl. 2018), die auch auf meiner Webseite verfügbar ist.

 

Deiser Beitrag ist ein Auszug aus der im Esra-Schriftendienst im Juli 2020 erschienenen Broschüre:  Vorsicht – Verführung! Wie junge Christen durchs ICF und andere Trendgemeinden irregeleitet werden. Der komplette Text dieser Broschüre kann auch als PDF heruntergeladen werden:

Vorsicht – Verführung! Wie junge Christen durchs ICF und andere Trendgemeinden irregeleitet werden (PDF)