So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen, für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit; denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, welcher will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. (1Tim 2,1-4)

Im 1. Timotheusbrief lehrt uns der verherrlichte Herr Jesus Christus durch den Apostel Paulus, daß es Sein Wille ist, daß wir erlösten Kinder Gottes beständig für die ganze Welt, für alle Menschen und besonders für die Obrigkeit beten sollen. Wir sollten uns fragen: Sind wir uns dieses Auftrages genug bewußt? Erfüllen wir ihn so, wie es nötig ist? Ist das in jedem unserer Gebetstreffen ein wichtiger Gegenstand? Messen wir ihm die rechte Bedeutung zu, wenn wir ermahnt werden, dafür „vor allen Dingen“ zu beten? Ich fürchte, wir müssen uns eingestehen, daß wir das Gebet für die Menschen dieser Welt und ihre verantwortlichen Führer sehr vernachlässigen, und das ist gerade in unseren angespannten Zeiten ein ernstes Versäumnis. Wir sollten aufwachen, die Zeichen der Zeit erkennen und dementsprechend dieses Anliegen ernstlich im Gebet vor Gott bringen!

 

 

1. Unser Gebet für alle Menschen

 

Unser Herr Jesus hat Seine Jünger gelehrt: „Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt 5,13). Salz bewahrt vor Fäulnis und Verderbnis. Wenn wir einen bewahrenden Einfluß in dieser Welt ausüben sollen, dann können wir dies nicht nur durch unseren gottesfürchtigen Lebenswandel tun, auch nicht nur durch unser Zeugnis von Christus, so wichtig dies ist. Eine bewahrende Kraft vor dem zunehmenden Bösen in dieser Welt können wir hauptsächlich durch unser Gebet für diese Welt und für alle Menschen sein – und zwar deshalb, weil nur die mächtige Hand Gottes das hemmungslose Umsichgreifen des Bösen wirklich hindern kann, und diese Hand bewegen wir durch unsere Gebete!

Unser Horizont als Beter ist in der Regel leider begrenzt und beschränkt sich oft auf Menschen, die uns irgendwie bekannt sind. Gottes Wort fordert uns aber auf, für „alle Menschen“ zu beten. Als Jünger des Herrn, der alle Macht im Himmel und auf Erden besitzt, sollte unser Horizont auch die ganze Erde und tatsächlich „alle Menschen“ umfassen. Wir dürfen für sie beten, obgleich wir sie natürlich nicht kennen und uns selbst die Summe von 7 plus X Milliarden Menschen nicht vorstellen können. Unser Gott, zu dem wir beten, ist aber so groß, daß Er sie alle sieht und mit Namen kennt.

Als priesterliche Fürbitter dürfen wir für Frieden und gute Ordnung überall auf der Welt beten, auch um Gottes Erbarmen mit den Armen und Hungernden und den von Katastrophen Betroffenen. Daß dies der Wille Gottes für Sein Volk ist, erfahren wir schon durch Jeremia: „Und sucht den Frieden der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN; denn in ihrem Frieden werdet auch ihr Frieden haben!“ (Jer 29,7). Mit Frieden (Schalom) ist im eitesten Sinn das Wohlergehen des Landes und Volkes, in dem wir leben, gemeint. Das schließt natürlich auch den politisch-militärischen Frieden, die Vermeidung von Krieg und gefährlichen Konflikten, ein.

Natürlich sollte das Gebet für alle Menschen auch auf ihre Errettung zielen: „denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, welcher will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1Tim 2,3-4). Wir sollen also für alle Menschen beten, daß sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und errettet werden – auch wenn wir wissen, daß sich nicht alle bekehren werden, dürfen wir dennoch für alle beten, weil Gottes Heilswille und Heilsangebot alle umfaßt. Gott wird diese Gebete auf Seine Weise gebrauchen, die wir nicht kennen – aber wenn Er uns sagt, daß wir so beten sollen, dann sollten wir es im Gehorsam des Glaubens auch tun.

 

 

2. Unser Gebet für die Menschen in Autoritätsstellung

 

Im Römerbrief lehrt uns der Apostel Paulus, daß die Regierenden und Mächtigen dieser Welt einen Platz in Gottes Ratschlüssen haben und als (meist unbewußte) Knechte und Mägde Gottes im Auftrag des allerhöchsten Schöpfers für eine gute Ordnung auf der sündenverseuchten Erde sorgen sollen.

Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott eingesetzt. Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu. (…) Denn sie ist Gottes Dienerin, zu deinem Besten. (Röm 13,1-4)

Die Obrigkeiten, alle, „die in hoher Stellung sind“ (und dazu zählen m.E. auch die Mächtigen und Verantwortlichen in Wirtschaft und Gesellschaft im weiteren Sinn) üben eine wichtige Aufgabe aus, die sie von Gott empfangen haben, auch wenn die betroffenen Menschen meist Gott weder wirklich kennen noch fürchten. Umso besser, wenn sie es tun – aber in jedem Fall ist die Aufrechterhaltung von Recht und einer guten, hilfreichen Ordnung ihr Auftrag.

Obgleich diese Welt im Bösen liegt, unter der Herrschaft des Satans als ihres bösen Fürsten steht, regiert doch Gott souverän über Engel und Menschen. Er will, daß gewisse Ordnungen eingehalten werden und setzt die Obrigkeit dafür ein. Wenn sie darin versagt, kommt das Gericht über sie. Gott kann sie schwer züchtigen, ihnen Rat und Weisheit entziehen und sie absetzen (vgl. u.a. Jes 3,1-15; 19,1-16). Läßt Er eine böse, unfähige oder grausame Obrigkeit über ein Volk herrschen, so ist das ein hartes Gericht über die Menschen.

Inmitten dieser vom Bösen beherrschten Welt möchte Gott, daß wir als königliche Priester und Fürbitter beständig für alle Menschen in Autoritätsstellungen beten. Auf diese Weise kommen sie unter den segnenden und Gutes bewirkenden Einfluß von Gottes Gnade, zum Besten für alle Menschen, und nicht zuletzt auch für uns Gläubige selbst, „damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit“ (1Tim 2,2).

Wir bitten Gott, den obersten Herrscher, für die von Ihm beauftragten Verwalter der Macht, daß Er ihnen Weisheit und gerechtes, gutes Führen verleihen möge, so wie es der gottesfürchtige König Salomo für sich selbst erbat (1Kö 3,5-14). Wir bitten für sie auch um Gottesfurcht und gutes Gelingen für alle sinnvollen und guten Vorhaben, die sie durchführen wollen. Wir bitten um Einsicht, Gehorsam und gute Ordnung auch für die ihnen unterstellten Menschen, daß sie nicht Aufruhr und Widersetzlichkeit begehen. All das sollten wir nicht nur für unsere eigene Obrigkeit in unserem Land, in einzelnen Bundesländern, Regionen und Städten beten, sondern auch für die Obrigkeit weltweit, besonders für die Mächtigen und Großen, etwa die Führer der USA, Rußlands und Chinas.

 

 

3. Was unsere Gebete in der Endzeit bewirken können

 

Den allermeisten ernsten Christen wird immer eindrücklicher bewußt, daß wir in einer fortgeschrittenen Phase der Endzeit leben und daß die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus nahe ist. Wir sehen eine immer weiter um sich greifende Gesetzlosigkeit, eine dreiste Auflehnung gegen die Schöpfungsordnung und die moralischen Gebote Gottes in der Welt, gerade auch in ehemals „christlichen“ Ländern und Regionen wie Europa und Nordamerika.

Wir leben in der Zeit kurz vor dem Auftreten des Antichristen (vgl. 2 Thess 2,3-10; Offb 13,1-18). Wir erkennen einige politische und gesellschaftliche Entwicklungen, die auf die kommende antichristliche Weltherrschaft hindeuten, so etwa die geplante Abschaffung des Bargeldes (vgl. Offb 13,17). Es ist noch nicht absehbar, wie weitgehend die gegenwärtige „Corona-Krise“ solche Entwicklungen womöglich beschleunigen wird.

Da stellt sich die Frage: „Wie sollen wir in einer solchen Situation beten? Schließlich muß das alles doch geschehen; es ist ja im prophetischen Wort so geschrieben!“ Nun, die Bibel zeigt uns jedenfalls verschiedentlich, daß die Fürbitte der Gläubigen Gottes Gerichte zurückzuhalten, aufzuschieben oder abzumildern vermag; Abrahams Fürbitte für Sodom ist nur ein Beispiel dafür (1Mo 19); die Fürbitte des Propheten Amos für Israel (Am 7,1-6) wäre auch zu nennen (vgl. auch Mose, 2Mo 10,17; Samuel, 1Sam 7,5; 12,23; Hiskia, 2Kön 19,20; Elia, Jak 5,17-18).

Für alle Leser, die wie der Verfasser von der heilsgeschichtlichen (dispensationalistischen) Schriftauslegung überzeugt sind und die Entrückung der Gemeinde jetzt schon erwarten, vor der großen Drangsal, ist die Gemeinde dasjenige, was jetzt noch das Offenbarwerden des Antichristen aufhält (vgl. 2Thess 2,3-8 und meine Auslegung des 2. Thessalonicherbriefes, Der kommende Herr und die Gemeinde). Die aufhaltende, zurückhaltende Wirkung gegenüber den antichristlichen Tendenzen entfaltet die Gemeinde nicht zuletzt durch ihre Gebete.

Die Gebete der Gläubigen für die Obrigkeit und alle Menschen können nicht verhindern, daß der Antichrist zu seiner Zeit auftritt und die Gerichte der großen Drangsalszeit sich entfalten; das ist in Gottes ewigen Ratschlüssen festgelegt und in Gottes Wort geoffenbart. Wir können die prophetisch feststehenden Ereignisse nicht „wegbeten“, das ist klar. Doch ich bin überzeugt: Wir können durch unsere Gebete bewirken, daß gewisse schlimme Entwicklungen noch zurückgehalten werden und der Satan daran gehindert wird, extreme gesetzlose Dinge schon jetzt so durchzusetzen, wie er es gerne wollte.

Wenn wir diese Dinge bedenken, so müssen wir, denke ich, fast alle bekennen, daß wir unseren Gebetsauftrag viel zu wenig beachtet und beherzigt haben. In den heutigen ernsten Zeiten sind wir gerufen, mehr und ernstlicher für diese Welt und für die Obrigkeiten zu beten. Wir dürfen überzeugt sein, daß Gott diese Gebete beantworten und zum Segen für viele Menschen gebrauchen wird. Wir haben solch ein Vorrecht, Zugang zum Gnadenthron des Allherrschers, des Königs über die ganze Welt zu haben – nutzen wir dieses Vorrecht doch mehr und ernstlicher!

 

 

4. Einige Gebetsanliegen in bezug auf Gesellschaft und Obrigkeit

 

Wie sollen wir also heute beten? Wofür können wir beten? Hier sollen nur einige ausgewählte Punkte aus einer Fülle möglicher Anliegen genannt werden. Wir wollen hier nur Anliegen nennen, die einen Bezug zur Obrigkeit und Gesellschaft haben; es ist klar, daß insgesamt unser vorrangiges Gebetsanliegen die Errettung von Menschen bzw. Mission und Evangelisation sein muß.

* Frieden und Bewahrung vor zerstörerischen Konflikten und Kriegen weltweit

* Gottesfurcht und Weisheit für alle Verantwortlichen in Autorität weltweit und in unserem Land; Gott möge noch gottesfürchtige, fähige, wohlgesonnene Menschen in Autoritätspositionen einsetzen und sie dort bewahren

* Gott möge noch gottlose und gesetzlose Entwicklungen, Regierungsbeschlüsse und Gesetze aufhalten und verhindern, insbesondere was die Auflösung der Schöpfungsordnung und widergöttliche Vorhaben wie Homo-Ehe oder Sexualisierung der Schulen betrifft

* Bewahrung vor Tendenzen zu einer Weltregierung, zum autoritären Ausbau der EU und anderer Staatenbünde, zur totalitären Kontrolle der Menschen, auch durch Internetmedien

* Bewahrung der Religionsfreiheit und besonders der Freiheit bibeltreuer Christen und Gemeinden, sich zu versammeln, den Glauben zu bezeugen und ihre Kinder biblisch zu erziehen; Recht auf Heimschulunterricht und informelle private Schulen; Recht auf öffentliche Evangelisation

* Bewahrung vor Verfolgung und antichristlicher Propaganda, besonders durch Neomarxismus, Feminismus/Genderismus, atheistischen Humanismus und militanten Islamismus

* Gottgewirktes Aufhalten der zunehmenden dämonischen Verseuchung der Menschen durch Medien, Computerspiele und okkulte Praktiken; Aufhalten der Verseuchung durch Pornographie und Hurerei und andere Perversionen; Bewahrung und Stärkung von Ehe und Familie; gegen Abtreibungen

* Für stabile wirtschaftliche Verhältnisse und Erhaltung guter Arbeitsplätze; Bewahrung vor Arbeitslosigkeit, Chaos und Not, politischem Fanatismus und links- oder rechtsradikalen Bewegungen (Erfahrungen der Weimarer Republik und des NS-Staates!)

* Für das Volk und das Land Israel

* Für einen gnädigen Verlauf der Corona-Seuche, für Weisheit und gute Beschlüsse zu ihrer Eindämmung, für die baldige Wiederherstellung der bürgerlichen Freiheiten, besonders der Religions- und Versammlungsfreiheit, für gute Medikamente, für eine Erholung der Weltwirtschaft

 

 

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