Der große, ewige Gott hatte es in Seinen Heilsratschlüssen festgelegt, das alte Bundesvolk Israel für eine gewisse Zeit beiseitezusetzen und sich aufgrund des Sühnopfers Jesu Christi ein neues Volk zu erwerben, ein besonderes Volk, das einen himmlischen Charakter und eine himmlische Berufung hat, weil sein Haupt und Heiland im Himmel zur Rechten Gottes sitzt.

Dieses neue Eigentumsvolk nannte Er die Gemeinde (oder Versammlung, gr. ekklesia). Das neue Bundesvolk sollte aus Juden und Heiden bestehen, die durch den Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Messias mit Gott versöhnt und zu einer neuen Heilskörperschaft zusammengefügt würden, die Gottes Wort mit verschiedenen Begriffen kennzeichnet:

* der Leib des Christus

* das neue Eigentumsvolk Gottes

* die Herde Gottes

* die Braut des Christus

* der Tempel (das Haus) Gottes

* eine heilige Priesterschaft für Gott

Die Gläubigen in Christus sind einzeln und gemeinsam berufen, dem lebendigen und heiligen Gott zu dienen. Sie sind berufen, als Fremdlinge und Wanderer ohne Bürgerrecht für Christus zu leben und Gott zu ehren inmitten einer feindseligen, gottverachtenden Welt. Ihr Dienst für Gott umfaßt nach der Lehre des Neuen Testaments verschiedene Bereiche und Aspekte, die wir etwas näher betrachten wollen.

 

Der Dienst der erlösten Gemeinde

 

Der Dienst, den wir Erlösten für unseren großen Gott tun dürfen, umfaßt verschiedene Bereiche (vgl. 1Kor 12,5):

* Wir dienen Gott durch unser Zeugnis von Christus und vom Evangelium (vgl. 1Thess 1,8-9; Röm 1,9; Röm 15,16; 2Kor 5,18; Phil 2,22)

* Wir dienen Gott durch gute Werke an den Gläubigen und Ungläubigen (vgl. u.a. Apg 6,3; Röm 15,25-27; 2Kor 9,12; Hebr 6,10)

* Wir dienen Gott durch die Mitarbeit am Aufbau Seiner Gemeinde (vgl. u.a. Mk 10,43-45; 1Kor 16,15; Eph 4,12; 1Pt 4,10-11)

* Wir dienen Gott durch priesterliche Opfer der Anbetung (vgl. u.a. 1Pt 2,5; Hebr 13,15)

Die priesterliche Berufung der Gläubigen kann also als ein Bestandteil ihrer allgemeinen Berufung zum Dienst für Gott gesehen werden. Während die anderen Aspekte unseres Dienstes anderen Menschen (Ungläubigen bzw. Gläubigen) zugewandt sind, ist unser Priesterdienst derjenige Dienst, der unmittelbar und wesentlich an Gott gerichtet ist. In diesem Sinn hat er eine herausgehobene Bedeutung.

Man kann meines Erachtens drei grundlegende Aufträge Gottes für die Gemeinde unterscheiden:

1. Den priesterlichen Dienst für Gott durch Dank, Lob und Anbetung („nach oben“ gerichtet)

2. Den Dienst der Auferbauung der Gemeinde durch Wort und Tat („nach innen“ gerichtet)

3. Den Dienst des Evangeliumszeugnisses unter den Ungläubigen („nach außen“ gerichtet)

In gewisser Weise kann man den Priester-Auftrag als den höchsten, erhabensten und herrlichsten Auftrag bezeichnen, den wir Gläubige empfangen haben, auch wenn man festhalten muß, daß alle drei Aufträge von höchster Wichtigkeit sind und niemals gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Jedenfalls werden wir allein diesen priesterlichen Dienst der Anbetung auch in der Himmelsherrlichkeit und bis in alle Ewigkeit ausüben, während alle anderen Aufträge zeitlich und begrenzt sind.

 

 

Ein heiliges Priestertum für Gott – die Lehre des 1. Petrusbriefes

 

Unsere herrliche Berufung als Priester Gottes wird uns durch den Apostel Petrus gelehrt, in einem längeren Abschnitt aus dem 1. Petrusbrief, der es wert ist, gründlich betrachtet und erforscht zu werden. Das wollen wir, nach einigen einleitenden Bemerkungen, im folgenden Abschnitt tun.

4  Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist,  5  so laßt auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.

6  Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden«.  7  Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die aber, die sich weigern zu glauben, gilt: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gerade der ist zum Eckstein geworden«,  8  ein »Stein des Anstoßens« und ein »Fels des Ärgernisses«. Weil sie sich weigern, dem Wort zu glauben, nehmen sie Anstoß, wozu sie auch bestimmt sind.

9  Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht  10 – euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid. (1Pt 2,4-10)

Der Apostel Petrus zeigt den Gläubigen zwei eng miteinander verbundene Wahrheiten: die Gemeinde, der die Leser seit ihrer Bekehrung zu Christus und ihrer Neugeburt aus dem Geist angehörten, ist im Neuen Bund zum einen das Haus Gottes, der Tempel Gottes, und zum anderen bildet sie die Priesterschaft, die in diesem Tempel Dienst tut.

Beide Begriffe haben einen engen Bezug zu den Einrichtungen, die Gott im Alten Bund dem Volk Israel gegeben hatte; wir wollen das im vorigen Kapitel unter 1.b. Betrachtete noch einmal kurz zusammenfassen, bevor wir die Aussagen des 1. Petrusbriefes genauer betrachten.

 

Der alttestamentliche Priesterdienst als Vorbild des neutestamentlichen

 

Die Israeliten hatten von Gott ein Haus Gottes, ein Heiligtum bekommen (zuerst die Stiftshütte, dann den Tempel Salomos), in dem Gott selbst wohnte und in dem Er die Opfer und die Anbetung des Volkes entgegennahm. Und die Israeliten hatten eine heilige Priesterschaft bekommen, die in diesem Tempel Gott diente, die für das Volk die Opfer und damit auch die Anbetung vor Gott darbrachte (auch besonders versinnbildlicht im Räucheraltar).

Weil das Volk Israel (bis auf Einzelne) den Heiligen Geist nicht hatte, sondern im Fleisch war, mußte Gott eine besondere Priesterschaft berufen, die vermittelnd zwischen Gott und dem Volk stand, obwohl Gott ursprünglich das ganze Volk zu Priestern berufen hatte: „… ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen sollst“ (2Mo 19,5-6).

So wurden dann die Leviten von Gott für den Dienst am Heiligtum abgesondert, und unter ihnen waren die Nachkommen Aarons als Priester auserwählt, die unmittelbar vor Gott stehen und den Opferdienst im Heiligtum versehen sollten. Dieses Heiligtum durfte sonst kein Mensch betreten; es war „heilig“, d.h. für Gott ausgesondert und durch die Gegenwart Gottes ein besonderer Raum, in den kein Unberufener, Unreiner eindringen konnte, ohne zu sterben.

Der ganze Dienst sterblicher, sündiger Menschen im alttestamentlichen Heiligtum war nur möglich durch Ströme von Blut – alle Gegenstände des Heiligtums und alle Priester mußten ständig neu gereinigt und geheiligt werden durch das Blut von Opfertieren, das die Sünden der Dienenden bedeckte, damit sie nicht sterben mußten. Auch alle Anbetung und Verehrung Gottes durch das Volk geschah immer auf der Grundlage blutiger Tieropfer; ständig wurden die Angehörigen des Gottesvolkes so an ihre eigene Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit wie auch an die Heiligkeit ihres Gottes erinnert.

 

Unser großer Hoherpriester als Fundament für den Priesterdienst im Neuen Testament

 

Wenn uns nun der Herr durch den Apostel Petrus lehrt, daß auch wir neutestamentlichen Gläubigen ein „heiliges Priestertum“ sind, dann setzt Er voraus, daß uns alle diese vorbildlichen Ordnungen des alttestamentlichen Priestertums bewußt sind.

Dennoch trägt das neutestamentliche Priestertum notwendigerweise einen anderen Charakter als das alttestamentliche. Das hängt mit unserem himmlischen Hohenpriester zusammen, unserem Herrn und Retter Jesus Christus, der für uns alle das vollkommene, einmalige Sühnopfer vor Gott darbrachte und in Seiner Person der vollkommene Mittler zwischen Gott und den Menschen wurde. Zur besseren Klarheit wollen wir hier das im vorigen Kapitel 1.c. Gesagte noch einmal kurz zusammenfassen und weiterführen:

So wie das alttestamentliche Priestertum ganz abhängig war von Aaron, dem Stammvater und ersten, von Gott eingesetzten Hohenpriester, so ist das neutestamentliche ganz abhängig von Jesus Christus, dem Hohenpriester nach der Ordnung Melchisedeks, wie Ihn uns der Hebräerbrief offenbart. So wie durch Aaron die „Söhne Aarons“ Gott priesterlich dienen durften, so können wir als Angehörige des Christus durch Ihn Gott priesterlich dienen (vgl. Hebr 7,23 – 8,2).

Der Hebräerbrief läßt uns erkennen, daß Christus, unser Hoherpriester, jeglichen äußerlichen Dienst wiederholter Sühnopfer unnötig gemacht und abgeschafft hat, weil Sein vollkommenes Sühnopfer am Kreuz völlig ausreicht, alle Sünden der Menschen zu sühnen und die Christusgläubigen vollkommen zu machen. Insofern hat das heilige Priestertum der Gemeinde keinerlei Mittlerfunktion mehr; wir bringen auch keine Sühnopfer mehr dar; das wäre angesichts des einmaligen und vollkommenen Opfers des Herrn ganz vergeblich und verkehrt und im Endeffekt Lästerung.

Die Lehre des Hebräerbriefs zeigt auch, daß das Priestertum der römisch-katholischen Kirche eine völlig unbiblische und widergöttliche Einrichtung ist, bei der sich eine abgehobene Kaste sündiger Menschen mit ihren magischen „Sakramenten“ zwischen Gott und die Heilsverlangenden stellt und mit der wiederholten Opferung des „Leibes Jesu Christi“ in Form der Oblate einen Götzendienst aufrichtet, der vor Gott verabscheuungswürdig ist.

Dasselbe gilt von den falschen „Mittlern“ der römischen Kirche, Maria und den verstorbenen „Heiligen“, die angeblich für uns eintreten sollen. Was würde die „Fürsprache“ solcher sterblicher Menschen (wenn es sie gäbe) schon taugen, wenn der Sohn Gottes doch beständig für uns eintritt (Hebr 7,25)? Die Lehren und Einrichtungen der katholischen Kirche sind heidnischer Irrglaube, eine böse, vom Satan inspirierte Mischung von christlichen, jüdischen und heidnischen Einrichtungen, die schon unzählige Menschen verführt und um das Heil betrogen hat.

Weil Christus alle an ihn Glaubenden völlig gerechtfertigt und geheiligt hat, gibt es im neutestamentlichen Priestertum auch keine besondere Priesterklasse mehr, die näher bei Gott stehen würde als das „einfache Volk“. Weil unser großer Hoherpriester uns völlig gereinigt und tadellos vor Gott hingestellt hat (vgl. Eph 5,27), weil wir alle In IHM angenehm gemacht sind (vgl. Eph 1,6), darf auch jeder Christusgläubige Gott priesterlich dienen. Das ist die kostbare Wahrheit vom „allgemeinen Priestertum der Gläubigen“, die von den wahren Gläubigen außerhalb der römischen Kirche schon immer anerkannt und verteidigt wurde.

Der Hebräerbrief selbst richtet seinen Blick fast ausschließlich auf unseren herrlichen Hohenpriester Jesus Christus; er spricht nirgends direkt von der priesterlichen Berufung der Gläubigen. Und doch kann man meines Erachtens sagen, daß diese Berufung als Priester stillschweigend vorausgesetzt wird, wenn davon die Rede ist, daß wir Gott durch Christus nahen können (vgl. Hebr 7,19); wenn gesagt wird, daß die Priester des AT durch die Asche der jungen Kuh für ihren Dienst gereinigt werden (Hebr 9,13; 4. Mose 19), daß wir aber durch das Blut des Christus gereinigt werden, „damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt“ (vgl. Hebr 9,6-14).

In Hebr 10,1 wird bezeugt, daß das Gesetz mit seinen Opfern die „Hinzutretenden“ (d.h. die dienenden Priester) nicht zur Vollendung bringen konnte, und dann wird in Hebr 10,19-22 davon geredet, daß wir nun ins Heiligtum eingehen und mit wahrhaftigen Herzen „hinzutreten“ können, was sinnbildlich vom Priesterdienst spricht.

Auch wenn in Hebr 13,10 gesagt wird: „Wir haben einen Opferaltar, von dem diejenigen nicht essen dürfen, die in der Stiftshütte dienen“, werden die neutestamentlichen Gläubigen mit den alttestamentlichen Priestern verglichen. In Hebr 13,15 schließlich wird uns gezeigt, worin der Opferdienst der neutestamentlichen Priester besteht, die durch Christus Gott nahen, nämlich im „Opfer des Lobes“.

 

 

2. Der Priesterdienst im Neuen Testament (1Pt 2,4-10)

 

Im 1. Petrusbrief wird uns nun mitgeteilt, daß wir uns als „lebendige Steine“ aufbauen lassen sollen zu einem vom Geist Gottes gewirkten Haus, d.h. einem geistlichen Tempelbau, in dem Gott wohnt und verehrt wird. Christus, der „lebendige Stein“, wird hier als Grundstein gesehen, als das ewige Fundament dieses geistlichen Tempelbaus (vgl. dasselbe Bild in 1Kor 3,11.16). Von Ihm hängt alles ab – unser geistliches Leben, unser Platz in dem Tempel Gottes, unser Priesterdienst.

Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, so laßt auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. (1Pt 2,4-5)

Man kann diese Verse auch etwas anders wiedergeben als die oben angeführte Schlachterbibel 2000, und diese Übersetzung ist durchaus aufschlußreich. Das Verb „Da ihr zu ihm gekommen seid“ ist ein Partizip, das auch „beständig hinzutreten“ bedeuten kann und im Hebräerbrief für das Hinzutreten der Priester zu Gott gebraucht wird. Das Verb „laßt euch … aufbauen“ in V. 5 kann man nicht nur als Befehlsform übersetzen, sondern auch beschreibend, so daß ein etwas anderer Sinn entsteht. So gibt es die Menge-Übersetzung wieder:

Wenn ihr zu ihm, dem lebendigen Stein, hinzutretet, der von den Menschen zwar als unbrauchbar verworfen, bei Gott aber ein auserwähltes Kleinod ist, so werdet ihr gleichfalls als lebendige Steine zu einem geistlichen Hause, zu einer heiligen Priesterschaft auferbaut, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott durch Jesus Christus wohlgefällig sind. (Menge 1928)

Man könnte also 1Pt 2,4-5 auch so übersetzen:

Indem ihr beständig zu ihm hinzutretet, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, werdet auch ihr als lebendige Steine auferbaut, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, Gott wohlgefällig durch Jesus Christus.

Dann wäre der Sinn: Indem wir beständig dem Herrn nahen und geistliche Gemeinschaft mit Ihm haben, werden wir als lebendige Steine immer mehr zu einem geistgewirkten Tempel Gottes gemacht und wachsen innerlich, um als heilige Priesterschaft Gott geistliche Opfer darzubringen – ein Prozeß der geistlichen Zurüstung und des Wachsens hinein in unsere Priesterberufung und unseren Dienst als Tempel Gottes.

 

Wir werden als lebendige Steine in dem Tempelbau Gottes eingefügt

 

Wenn wir im Glauben zu Ihm gekommen sind, das zeigt uns der Anfang von V. 4, dann sind wir aus toten, für Gott nutzlosen Steinen zu von neuem gezeugten „lebendigen Steinen“ geworden, die allein für diesen Tempelbau taugen. Nun treten wir im Geist beständig zu Ihm, unserem Erlöser und Hohenpriester, herzu, und indem wir das tun, werden wir durch den Geist Gottes auferbaut, so daß ein geistliches Haus entsteht, eine heilige Priesterschaft. Für uns bedeutet das aber auch, daß wir uns bewußt so auferbauen lassen und damit dem Wirken des Geistes und dem Willen Gottes Raum geben in unserem Leben – deshalb hat die oben angeführte Übersetzung von Schlachter 2000 auf jeden Fall ihre Berechtigung.

Wir sollen uns also als lebendige Steine bauen lassen, zusammenfügen und an unseren Platz stellen lassen in einem geistlichen Haus, und zwar als ein heiliges Priestertum, als eine Gott geweihte, abgesonderte Priesterschaft.

Damit ist klar, daß das geistliche Haus, von dem gesprochen wird, der Tempel Gottes sein muß. Davon reden auch Eph 2,19-22, wo die Gemeinde als „heiliger Tempel im Herrn“ und als „Wohnung Gottes im Geist“ bezeichnet wird, und 1Kor 3,9-17, wo die Gemeinde zunächst als „Gottes Bau“ gekennzeichnet wird und dann als „Gottes Tempel“. Darauf bezieht sich auch 1Tim 3,15, wo die Gemeinde als das „Haus Gottes“ gesehen wird, und auch 2Kor 6,14-18, wo die Gemeinde als der heilige Ort gesehen wird, wo Gott wohnt und unter uns wandelt.

Jeder einzelne Stein in diesem geistlichen Bau wird von Gott behauen und zubereitet, so daß er genau in den Platz hineinpaßt, für den Gott ihn gedacht hat. Diesen Platz können wir uns nicht selbst aussuchen, genausowenig wie sich ein Stein von selbst irgendwo in eine Mauer einfügen kann. Dies muß durch den göttlichen Bauherrn geschehen, der genau weiß, an welchem Ort Ihm welcher Stein nützlich ist. Der Baumeister, der dieses Haus baut, ist der Heilige Geist (vgl. auch Eph 2,22). Wohl uns, wenn wir uns willig und bewußt dort einfügen lassen, wo unser Gott es will!

Wir als Gläubige bilden also gemeinsam den heiligen Tempel Gottes, in dem Gott selbst wohnt, und zugleich die heilige Priesterschaft, die in diesem Tempel Dienst tut und Gott anbetet. Das alles geschieht durch den Heiligen Geist, der allein ein solches Haus bilden und eine solche Priesterschaft heiligen und anleiten kann zu einem Dienst, bei dem das Fleisch nur störend und befleckend sein kann und ansonsten beiseitegesetzt werden muß. Die Anbetung „im Geist und in der Wahrheit“ (Joh 4,23), die Gott von uns sucht, kann nur in der Kraft des Heiligen Geistes dargebracht werden; darüber später mehr.

 

Eine Priesterschaft, die geistliche Opfer darbringt (1. Petrus 2,4-5)

 

Wir bilden diese für Gott geheiligte Priesterschaft, um Gott geistliche Opfer darzubringen; zu diesem Zweck hat uns Gott berufen; das ist unser Auftrag. Jeder Priester ist dazu da, um Opfer zu bringen (vgl. Hebr 8,3); auch wir sind dazu beauftragt. Doch welche Opfer können wir darbringen? Der Begriff „geistliche Opfer“ steht im Gegensatz zu den körperlichen Tieropfern des Alten Bundes, die zu Abertausenden geopfert wurden als Vorbilder und Schattenbilder auf das eine vollkommene Sühnopfer, das nur der Sohn Gottes darbringen konnte.

Nun, auf der Grundlage des vollbrachten vollkommenen Sühnopfers Jesu Christi, bleiben nur noch geistliche Opfer darzubringen, die nichts mit der Sühnung unserer Schuld zu tun haben. „Geistlich“ bedeutet: „durch den Heiligen Geist bewirkt“; es könnte auch beinhalten: „Opfer mit einer nicht irdisch-äußerlichen, sondern geistlich-göttlichen Bedeutung“.

Diese Opfer können nur eines sein: Ausdruck der tiefsten Dankbarkeit und Anbetung für die vollbrachte Erlösung, für die herrliche Begnadigung, die wir erfahren durften. Es können also nur einerseits Opfer der Hingabe sein, andererseits Opfer des Lobes und der Anbetung. Das Opfer der Hingabe finden wir an anderer Stelle dargestellt:

Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst! (Röm 12,1)

Wir finden dieses Opfer der Selbsthingabe an Christus als Dank für das Opfer unseres Erlösers auch im 2. Korintherbrief angesprochen:

Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist. (2Kor 5,14-15)

Wenn der Herr Jesus, der herrliche Sohn Gottes, um unseretwillen Mensch wurde, sich erniedrigte und sich hingab in Tod und Gericht, um uns zu erretten, dann ist es doch geistlich gesehen nur natürlich, folgerichtig, innerlich unausweichlich, daß wir uns für diesen Herrn ganz hingeben und danach streben, nur noch für Ihn zu leben statt für uns selbst.

 

Was der Begriff „geistliche Opfer“ alles beinhaltet

 

So besteht das erste geistliche Opfer darin, daß wir unser Eigenleben, unseren Eigenwillen auf den Altar legen und Gott darbringen; dies wird, wenn wir an die alttestamentlichen Opfer denken, am ehesten von dem Brandopfer versinnbildlicht, das ganz für den Herrn verbrannt werden mußte und als lieblicher Geruch vor Gott aufsteigt (vgl. 3Mo 1,3-17). Allein der Sohn Gottes hat dieses Opfer der Ganzhingabe vollkommen dargebracht, aber wir dürfen es, soweit Gott uns Gnade schenkt, in ähnlicher, wenn auch sehr unvollkommener Weise tun (vgl. auch Phil 2,17).

Des weiteren können die geistlichen Opfer bedeuten, daß wir etwas von dem uns anvertrauten Hab und Gut dem Herrn darbringen, damit es für die Versorgung des Volkes Gottes und das Werk des Herrn verwendet wird (das könnte in gewisser Weise das Speisopfer vorschatten, von dem die Priester essen durften; vgl. 3Mo 2,1-16). „Wohlzutun und mitzuteilen vergeßt nicht; denn solche Opfer gefallen Gott wohl!“ (Hebr 13,16).

Ein großes Vorbild für diese Art von Opfern finden wir bei den materiell armen Mazedoniern, die mit Freuden von dem Wenigen abgaben, das sie besaßen, um die bedrängten Glaubensgeschwister in Jerusalem zu unterstützen; aber auch die Gabe der Philipper wird vom Herrn so angesehen:

In einer großen Prüfung der Bedrängnis hat ihre überfließende Freude und ihre tiefe Armut die Schätze ihrer Freigebigkeit zutage gefördert. Denn nach [ihrem] Vermögen, ja ich bezeuge es, über [ihr] Vermögen hinaus waren sie bereitwillig; und sie baten uns mit vielem Zureden, daß wir die Liebesgabe und [ihre] Gemeinschaft am Dienst für die Heiligen annehmen sollten. Und [sie gaben] nicht nur [so], wie wir es erhofften, sondern sich selbst gaben sie hin, zuerst dem Herrn und dann uns, durch den Willen Gottes … (2Kor 8,2-5)

Ich habe aber alles in Fülle und habe Überfluß; ich bin erfüllt, da ich von Epaphroditus das von euch Gesandte empfangen habe, einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig. (Phil 4,18)

Die dritte Art der geistlichen Opfer ist das Opfer des Lobes, das die Gläubigen beständig vor Gott darbringen sollten:

Durch ihn laßt uns nun Gott beständig ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen! (Hebr 13,15)

Laß mein Gebet wie Räucherwerk gelten vor dir, das Aufheben meiner Hände wie das Abendopfer. (Ps 141,2)

Sowohl die Priesterschaft, die wir bilden, als auch die Opfer, die wir bringen, sind vor Gott nur akzeptabel, nur wohlannehmbar durch Jesus Christus, durch Seinen herrlichen Sohn, der unser Haupt ist, der uns heiligt und auch alle unsere Werke heiligt. Nur durch Ihn haben wir Gerechtigkeit und Tilgung all unserer Sünde. Nur durch Ihn haben wir den Zutritt zum himmlischen Heiligtum. Nur durch Seinen Namen finden unsere Gebete Erhörung. Er macht uns selbst vor Gott wohlgefällig und auch all unseren Dienst.

 

Christus als der auserwählte Eckstein, an dem sich alles entscheidet (1. Petrus 2,6-8)

 

Nun geht der Apostel Petrus noch ausführlicher auf den auserwählten Eckstein ein, den Sohn Gottes, den Messias, den er bereits in Vers 4 erwähnt hat. Er führt hier Worte Gottes aus dem Alten Testament an, die prophetisch von dem Messias reden. Es hat gewiß sowohl die gläubig gewordenen Juden, denen er schrieb, als auch seine heidnisch geborenen Leser bewegt, weshalb Gott nun sie als Priesterschaft berufen hat und damit die Priesterschaft des Alten Bundes wie auch das einstige Priestervolk Israel verworfen hat.

Petrus erklärt ihnen, daß die Israeliten als Priesterschaft verworfen wurden, weil sie nicht an den Messias glaubten, während die Leser des 1. Petrusbriefes aus eben dem Grund erwählt worden waren, weil sie ihr Vertrauen ganz auf den Messias Jesus, den Sohn des lebendigen Gottes, gesetzt hatten. An Ihm entscheidet sich alles – das war damals so, und heute ist es nicht anders!

Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein«, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden. Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die aber, die sich weigern zu glauben, gilt: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gerade der ist zum Eckstein geworden«, ein »Stein des Anstoßens« und ein »Fels des Ärgernisses«. Weil sie sich weigern, dem Wort zu glauben, nehmen sie Anstoß, wozu sie auch bestimmt sind. (1Pt 2,6-8)

Der Geist Gottes ruft den Lesern mehrere Aussagen alttestamentlicher Propheten ins Gedächtnis, mit denen die meisten sicherlich vertraut waren. Der Prophet Jesaja hatte davon gesprochen, daß Gott in Zion, d.h. an der Stätte des Tempelheiligtums, einen auserwählten Eckstein legen würde (vgl. Jes 28,16).

Wie konnte das sein, da doch dort zur Zeit Jesajas noch der prächtige Tempel Salomos stand, den Gott einst selbst durch Seine herrliche Gegenwart geheiligt und bestätigt hatte? Nun, in diesem ernsten Kapitel geht der HERR ins Gericht mit Seinem Volk Israel und hält ihnen ihre Sünden und Abweichungen vor. Hier wird angedeutet, daß der Tempel Salomos in den Augen des HERRN entweiht war und zerstört werden mußte, und daß Gott einen ganz neuen Tempelbau errichten würde, dessen Fundament und Eckstein (der zentrale Stein, an dem sich das ganze Gebäude ausrichtete) der Messias selbst sein würde.

An diesem neuen Tempel würden nur die Anteil haben, die glaubten, die eine persönliche Glaubensbeziehung zu diesem Eckstein, dem Messias hatten. Jedem, der das Evangelium von Jesus Christus gehört und verinnerlicht hat, ist völlig einleuchtend, daß nur der Herr aufgrund Seines vollkommenen Sühnopfers das Fundament des Tempels Gottes sein kann.

Wie sollten wir als Bausteine dieses besonderen Hauses geheiligt und brauchbar für Gott werden ohne die völlige Sühnung unserer Sünden, ohne die Gabe des neuen Lebens und des Heiligen Geistes, die uns Christus erworben hat? Und wer sonst könnte den absoluten Vorrang in diesem neuen Heiligtum haben außer dem Sohn Gottes, der Gott so verherrlicht hatte, und der als großer Hoherpriester nun über Sein Haus gesetzt ist (vgl. Hebr 3,6)?

 

Die unvergleichliche Kostbarkeit des Herrn Jesus

 

Dem Glaubenden, dem die Augen geöffnet wurden für die unaussprechliche Liebe, Gnade und Herrlichkeit des Sohnes Gottes, diesem ist der Eckstein, der Messias, überaus kostbar und mit nichts anderem zu vergleichen.

Denn Gott, der dem Licht gebot, aus der Finsternis hervorzuleuchten, er hat es auch in unseren Herzen licht werden lassen, damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. (2Kor 4,6)

Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist. Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen; und er ist vor allem, und alles hat seinen Bestand in ihm. Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, er, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem der Erste sei. Denn es gefiel [Gott], in ihm alle Fülle wohnen zu lassen und durch ihn alles mit sich selbst zu versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was im Himmel ist. (Kol 1,15-20)

Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Welten geschaffen; dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft; er hat sich, nachdem er die Reinigung von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt. (Hebr 1,1-3)

… der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott auch über alle Maßen erhöht und ihm einen Namen verliehen, der über allen Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. (Phil 2,6-11)

Für uns also, die Glaubenden, ist der Herr Jesus Christus überaus kostbar; Er ist der Gegenstand unserer Liebe, Anbetung und Hingabe, unser Trost im Leid, unser fester Halt in der Not, unsere Hoffnung in den Bedrängnissen dieser Welt. Nichts sollte uns kostbarer sein als Er, als Sein herrlicher Name.

 

Wer sich weigert, zu glauben, ist als Priester untauglich

 

Ganz anders verhält es sich mit denen, die sich weigern, zu glauben (1Pt 2,7). Hier sind solche gemeint, die von dem Herrn Jesus Christus und Seinem Erlösungswerk Kenntnis haben, die das Evangelium gehört und mit ihrem verfinsterten menschlichen Verstand geprüft haben, es für untauglich befanden und ablehnten (das ist der Sinn des Wortes „verworfen“ in V. 4 und V. 7). Das sind Leute, die sich weigern, dem Wort Gottes zu glauben, die ein gewisses Maß an Licht empfingen und dieses Licht ablehnten. Von einer solchen Reaktion auf Christus zeugen auch andere Schriftworte:

Darin aber besteht das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. (Joh 3,19-20)

Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft; denn es steht geschrieben: »Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen«. Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht?

Denn weil die Welt durch [ihre] Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben. Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. (1Kor 1,18-24)

Nun wird in 1Pt 2,7b-8 der Psalm 118 angeführt, was darauf hinweist, daß hier besonders die Juden im Blickfeld sind, die im Unglauben ihren eigenen Messias verwarfen. Sie, vor allem die Oberen, der Hohe Rat, die Priester und die Schriftgelehrten, sind die Bauleute, die den kostbaren, von Gott gesetzten Eckstein verwarfen. Damit machten sie sich aber als Priester für Gott völlig untauglich; keiner kann nach Golgatha Gott priesterlich dienen, der den Herrn Jesus, den großen Hohepriester Gottes, verwirft und sich weigert, an Ihn zu glauben.

Einmal, beim Anbruch des tausendjährigen Reiches, wird Christus als der Eckstein des erneuerten Hauses Israel vor allen offenbar werden, zur Schande und Beschämung für die ungläubigen Bauleute. Zuvor aber wird genau dieser Stein zum Anlaß für den Fall und die Sünde Israels, wie der Prophet Jesaja voraussagt:

Den HERRN der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; er sei eure Furcht und euer Schrecken! So wird er [euch] zum Heiligtum werden; aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israels, zum Fallstrick und zur Schlinge für die Bewohner von Jerusalem, so daß viele unter ihnen straucheln und fallen und zerbrochen, verstrickt und gefangen werden. (Jes 8,13-15)

Das hat sich in der Verwerfung des Herrn Jesus durch das Volk Israel erfüllt; Israel selbst kam unter Gottes Gericht und wurde für eine Zeit beiseitegesetzt, bis es am Ende wiederhergestellt und erneuert wird. Die Juden, die sich trotz der klaren Verkündigung des Wortes Gottes weigerten, dem Evangelium zu glauben, mußten dann zwangsläufig über Christus in Sünde fallen und stürzen; dazu waren sie von Gott bestimmt – nicht etwa zum Unglauben selbst, sondern zu den ernsten Konsequenzen ihres Unglaubens, der ihnen zur Sünde und zum Anlaß ihres Falls als Bundesvolk Gottes wurde.

 

Das neue Eigentumsvolk der Gemeinde (1. Petrus 2,9-10)

 

In dieser Zeit, als Israel den Messias im Unglauben verworfen hat, beruft Gott ein neues Volk des Eigentums, die Gemeinde der Christusgläubigen aus Juden und Heiden, die für die jetzige Heilszeit Israels Platz als heiliges und königliches Priestervolk einnimmt (vgl. die grundlegenden Ausführungen des Apostels Paulus in Römer 9 bis 11).

Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht – euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid. (1Pt 2,9-10)

Bewußt überträgt der Geist Gottes hier eben die Berufung auf die neutestamentliche Gemeinde Gottes in Christus, die der Herr zuerst dem Volk Israel verheißen hatte:

Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; denn die ganze Erde gehört mir, ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen sollst. (2Mo 19,5-6)

Israel als Ganzes hat diese Verheißung wegen seiner Untreue und seines Ungehorsams nie erfüllt gesehen; stattdessen wurden die Nachkommen Aarons als besondere Priesterschaft berufen, die ebenfalls versagten. Eine tiefere Ursache dafür war auch die Untauglichkeit und Schwäche des Alten Bundes insgesamt, wie der Hebräerbrief zeigt (vgl. u.a. Hebr 7,18-19; 8,6-13; 10,1). Aufgrund des Werkes des Messias Jesus Christus aber vermag die Gemeinde diese Berufung zu empfangen, wenn auch die Ausführung, solange wir hier noch im Fleisch sind, nur unvollkommen geschieht.

Nach der Vollendung der Gemeinde wird Gott dem erneuerten Israel, nachdem es Buße getan und an den Herrn Jesus Christus gläubige geworden ist, wiederum die Würde des heiligen Priestervolkes auf Erden verleihen, und dann wird Israel diesen herrlichen Dienst auch erfüllen können. Einstweilen aber ist uns, den Christusgläubigen aus den Juden und Heiden, der herausgerufenen Gemeinde diese herrliche Berufung zuteil geworden.

Wir dürfen also durch Gottes Gnade und aufgrund des Werkes unseres Herrn bekennen, daß wir ein „auserwähltes Geschlecht“ sind, „in Ihm auserwählt … vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe“ (Eph 1,4). Wir sind ein „königliches Priestertum“, weil unser Herr und großer Hohepriester, dem wir unsere Priesterberufung verdanken, ein König und Priester zugleich ist, nach der Weise Melchisedeks (vgl. 1Mo 14,18; Hebr 7,1-4). In der Herrlichkeit werden wir Ihn einmal loben mit den Worten:

Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft mit deinem Blut aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen, und hast uns zu Königen und Priestern gemacht für unseren Gott, und wir werden herrschen auf Erden. (Offb 5,9-10; vgl. Offb 1,5-6)

Wir sind auch ein „Volk des Eigentums“, weil wir teuer erkauft wurden durch das kostbare Blut Jesu Christi, um für immer Gott und Seinem Christus zur Verfügung zu stehen, Ihm treu und hingegeben zu dienen (vgl. Tit 2,14). Und dieser Dienst besteht zu einem wichtigen Teil auch darin, daß wir nunmehr die Tugenden dessen verkünden bzw. öffentlich aussprechen, der uns aus der Finsternis berufen hat zu Seinem wunderbaren Licht.

Wir sollen die Botschaft von dem allein wahren Gott und Seinem Retter Jesus Christus überall hinaustragen, öffentlich machen, deutlich und klar weitersagen, damit noch andere zu dieser heiligen Schar von Priestern hinzugetan werden und das Lob Gottes ein immer volleres wird.

Dabei wird immer das Bewußtsein von Gottes wunderbarer Gnade eine wesentliche Triebkraft sein. Wir waren einst in der Finsternis, wollten von Gott nichts wissen: „Denn auch wir waren einst unverständig, ungehorsam, gingen in die Irre, dienten mannigfachen Lüsten und Vergnügungen, lebten in Bosheit und Neid, verhaßt und einander hassend“ (Tit 3,3).

Wir waren einst Heiden, ohne Gott in der Welt; wir waren nicht begnadigt, wir waren nicht Gottes Volk (vgl. Eph 2,11-18). Nun aber hat uns Gott erleuchtet und zu Seinem Licht geführt (vgl. 2Kor 4,3-6). Er hat uns aus Gnade zu Seinem Volk gemacht – wie sollten wir Ihn nicht rühmen in Dank und Anbetung, und wie sollten wir Seinen Ruhm nicht ausbreiten unter denen, die noch in der Finsternis sind?

 

 

Dieser Text ist ein bearbeiteter Auszug aus dem Buch von Rudolf Ebertshäuser, Der priesterliche Auftrag der Gemeinde und seine endzeitliche Gefährdung (Steffisburg: Edition Nehemia 2016).

 

Veröffentlicht auf das-wort-der-wahrheit.de im März 2020  © Rudolf Ebertshäuser

 

 

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