1. Aufwachen, um unsere Zeit recht zu erkennen

 

 

Von den Zeiten und Zeitpunkten aber braucht man euch Brüdern nicht zu schreiben. Denn ihr wißt ja genau, daß der Tag des Herrn so kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie nämlich sagen werden: »Friede und Sicherheit«, dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb überfallen könnte; ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht an noch der Finsternis. So laßt uns auch nicht schlafen wie die anderen, sondern laßt uns wachen und nüchtern sein! Denn die Schlafenden schlafen bei Nacht, und die Betrunkenen sind bei Nacht betrunken; wir aber, die wir dem Tag angehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. Denn Gott hat uns nicht zum Zorngericht bestimmt, sondern zum Besitz des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir, ob wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben sollen.

(1Thess 5,1-9)

 

Ein neues Jahr ist angebrochen, zugleich ein neues Jahrzehnt, das dritte im 21. Jahrhundert. In einer Weise ist dieses Ereignis für uns gläubige Christen nicht von besonderer Bedeutung; unsere Zeitrechnung ist Menschenwerk; die Geburt Jesu Christi, nach der sie ausgerichtet ist, fand wahrscheinlich etwas vor dem Jahr 1 statt, so wie auch der 24. Dezember ganz sicherlich nicht das Geburtsdatum unseres Herrn und Erlösers ist.

Die Zeitrechnung des ewigen und allmächtigen Gottes ist ganz anders, und auf sie kommt es an; ER legt Zeiten und Zeitpunkte fest nach Seinem weisen Ratschluß; ER entscheidet, wann die Zeit erfüllt ist, und ER handelt dann.

Daniel begann und sprach: Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn sein ist beides, Weisheit und Macht. Er führt andere Zeiten und Stunden herbei (w. er ändert Zeiten und Zeitpunkte); er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen die Weisheit und den Verständigen den Verstand. Er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht! (Dan 2,20-22)

Er aber sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, die Zeiten oder Zeitpunkte zu kennen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat … (Apg 1,7)

Dieses eine aber sollt ihr nicht übersehen, Geliebte, daß ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag! (2Pt 3,8)

Doch auf der anderen Seite ist es für uns Menschen gut und heilsam, immer wieder an Wendepunkten der Zeit innezuhalten und zu bedenken, wie begrenzt unsere Zeit eigentlich ist. „Lehre uns unsere Tage richtig zählen, damit wir ein weises Herz erlangen!“ (Ps 90,12). Zugleich sollten uns solche Zeitwendepunkte dazu anregen, daß wir uns neu bewußt machen, in welchen Zeiten wir leben und welche Konsequenzen wir als bewußte Nachfolger und Diener unseres Herrn Jesus Christus daraus ziehen sollten. Wir sollen nicht sein wie die Pharisäer, denen der Herr sagen muß: „Ihr Heuchler, das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr beurteilen; wie kommt es aber, daß ihr diese Zeit nicht beurteilt?“ (Lk 12,56).

Der Bibeltext aus 1. Thessalonicher 5, den ich an den Eingang unserer Betrachtung gestellt habe, sagt uns dazu sehr Eindringliches. Wir können und sollen nicht über Zeiten und Zeitpunkte spekulieren, an denen die Gnadenzeit beendet wird und der große Gerichtstag des Herrn anbricht, der uns so oft im Alten Testament (vgl. u.a. Jes 2,10-21; Hes 39,1-29; Joel 1,15; Mal 3,1-6) wie auch im Neuen Testament (vgl. u.a. Mt 24, 29-51; Lk 17,22-37; 2Thess 1,6-10; 2Pt 3,5-14) angekündigt wird.

Aber wir Kinder Gottes, die wir geistlicherweise dem Licht und damit dem Tag angehören, d.h. dem kommenden, auf die gegenwärtige Nacht folgenden Tag, an dem Christus geoffenbart werden wird und wir mit Ihm, wir Kinder Gottes sollten in den letzten Tagen der Endzeit, in der wir uns befinden, unserer geistlichen Stellung entsprechend leben.

Und das bedeutet, wie der Apostel Paulus uns eindringlich klarmacht, daß wir im Gegensatz zu den ungläubigen Menschen um uns herum, die stumpfsinnig ihren Begierden nachjagen und das kommende Ende nicht beachten, hellwach und nüchtern durch diese Zeit gehen und so leben, daß Christus durch uns zu Seinem Ziel kommt und verherrlicht wird.

Wir sollen nicht so leben wie die Menschen, die in geistlicher Finsternis und Sünde vegetieren und als betrunken und schlafend gekennzeichnet werden. Die weltlichen Menschen sind in der Zeit kurz vor dem Auftreten des Antichristen in der Tat trunken, und zwar in erster Linie im geistlichen Sinn. Die Menschen werden in dieser Zeit von antichristlichen Weltverbesserungsideologien und von der Selbstüberhöhung des Menschen und seiner angeblichen Errungenschaften trunken sein, trunken auch von dem religiösen Taumeltrank, den die Hure Babylon, die antichristliche Welteinheitskirche, austeilt (vgl. Offb 17,2.4; 18,3.23).

Wer betrunken und berauscht ist, der nimmt weder sich selbst und seinen Zustand noch seine Umgebung richtig wahr. Er lebt in einer verzerrten Scheinwelt und fällt allerlei Täuschungen zum Opfer; er kann nicht gerade gehen, sondern taumelt und fällt. Solchen Leuten sollen wir Gläubige nicht gleichen – ist diese Ermahnung überhaupt nötig? Ja, ganz offensichtlich; es gibt auch Christen, die sich berauschen mit den Verführungsideologien dieser Welt, etwa mit dem „Sozialen Evangelium“, oder aber mit dem religiösen Betrug der römischen Kirche und der Charismatik, wo die Leute damit prahlen, „trunken im Geist“ zu sein.

Eine aktuelle Spielart religiöser Trunkenheit ist der Kult um die angebliche kommende „Klimakatastrophe“, der man scheinbar nur durch „Ökosozialismus“ und eine weltweite Öko-Diktatur begegnen kann. Selbst Weltmenschen haben bemerkt, daß diese wahnhafte „Rettungsbewegung“ religiöse Züge trägt, und daß ihre minderjährige, psychisch kranke „Prophetin“ von manchen wie ein Messias verehrt wird. Die grüne Öko-Religion ist schlimmer Götzendienst, ein Kult um die falsche „Muttergöttin Erde“. Die systematische Propaganda und Angstmache vor der kommenden „Klimakatastrophe“ wird von antichristlichen Kräften geschürt, die damit ihre Agenda einer starken Weltregierung fördern wollen. Dennoch gibt es auch hier Gläubige, die darauf hereinfallen.

Nein, auf diese Welt wird das Zornesfeuer des Gerichtes Gottes zukommen, und das wird schrecklicher sein als jedes Katastrophenszenario der Klimaaktivisten! Und was heute wirklich „Klimawandel“ genannt werden kann, das geht nicht vom Menschen aus, sondern von Gott, der eben auch das Wetter macht (vgl. z.B. Hiob 37,5-14; 38,33-38; Ps 104,1-24; Ps 135,6-7; Jer 10,12-15; Am 4,13) und durch Wetterkatastrophen die Menschen vor dem viel schlimmeren Endgericht warnt (vgl. Offb 6,12-17; Offb 8,6-13; Offb 16,1-21).

Wir leben heute, biblisch gesehen, in den allerletzten Tagen der Endzeit, in den letzten Tagen der Zeit vor der Entrückung der Gemeinde zu dem Herrn Jesus Christus in den Himmel (vgl. 1Thess 4,13-18). Es ist die Zeit, in der der Feind schon das Auftreten des Antichristen vorbereitet, das aber erst inszeniert werden kann, wenn die Gemeinde, die noch aufhält, aus dem Weg und in den Himmel entrückt ist (vgl. 2Thess 2,1-12).

Wir sind gerufen, nüchtern und wachsam zu sein, weil es in dieser Zeit eine massive und zunehmende Verführung unter den Gläubigen gibt, Verführung durch falsche Propheten, falsche Lehrer und falsche Apostel, Verführung durch sich rasch ausbreitende Irrlehren und durch falsche Wunderzeichen, Verführung durch Bibelkritik, durch die Pfingst- und Charismatische Bewegung, durch die römische Kirche und die ökumenische Bewegung, durch die moderne Gemeindewachstumsbewegung und die postmodernen „kulturrelevanten“ Trendgemeinden.

Gläubige, die diese massiven Gefahren nicht erkennen und vor sich hinleben, als gebe es sie nicht, die es versäumen, alles anhand der Schrift zu prüfen und ein biblisch fundiertes geistliches Unterscheidungsvermögen zu entwickeln, die sind gerufen, aufzuwachen und zu erkennen, in welchen Zeiten wir leben. In der Endzeit kommt es entscheidend darauf an, daß wir in Wachsamkeit und Treue, in Heiligung und Selbstverleugnung, im Gehorsam gegen Gottes Wort und in Gottesfurcht leben, wenn wir unbeschadet durch die Gefahren dieser Zeit hindurchkommen wollen.

 

 

 

2. Aufwachen, um uns dem kommenden Herrn zu weihen

 

 

Und dieses [sollen wir tun] als solche, die die Zeit verstehen, daß nämlich die Stunde schon da ist, daß wir vom Schlaf aufwachen sollten; denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber ist nahe. So laßt uns nun ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Laßt uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schlemmereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht bis zur Erregung von Begierden!

(Röm 13,11-14)

 

Der zweite Text, den wir uns zu Anfang dieses Jahres vor die Augen und Herzen stellen wollen, beinhaltet ebenfalls den Ruf zum Aufwachen, aber unter einem etwas anderen Blickwinkel. Im Römerbrief geht es um ein Aufwachen in unserem persönlichen geistlichen Leben, und das im Hinblick auf den bald wiederkommenden Herrn. Die „Errettung“, die immer näher rückt, ist im Licht von 1. Thessalonicher 1,10 und 4,15-17 der wiederkommende Herr, der Seine Gemeinde aus der gerichtsreifen Welt herausholt, bevor die Zorngerichte über diese Welt hereinbrechen:

… wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen, und um seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn. (1Thess 1,9-10)

Wenn der Apostel Paulus die Realität der baldigen Entrückung der Gemeinde schon im 1. Jahrhundert so betonen konnte, wieviel mehr sollte uns heute diese baldige, rasch und unversehens herannahende Wiederkunft ernst und klar vor Augen stehen und uns anspornen, unser Leben zu heiligen und auf den Herrn auszurichten!

Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir Freimütigkeit haben, wenn er erscheint, und uns nicht schämen müssen vor ihm bei seiner Wiederkunft. (…) Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, daß wir ihm gleichgestaltet sein werden, wenn er offenbar werden wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, gleichwie auch Er rein ist. (1Joh 2,28 – 3,1)

Hier wird nun konkreter angesprochen, was uns daran hindern kann, aufzuwachen und dem Herrn treu zu dienen: für nicht wenige Christen ist es Verstrickung in Sünde, die sie in den geistlichen Schlaf versetzt und ihr geistliches Leben belastet und befleckt. Und einige Beispiele solcher Sünden werden konkret aufgezählt. So etwas mißfällt manchen Christen; sie hätten die Predigten gerne schön allgemein und unverbindlich, sodaß das Böse nicht beim Namen genannt wird und sie weiter schlafen können, doch der Apostel Paulus legt den Finger in die Wunde und wird konkret: „nicht in Schlemmereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid“ (Röm 13,13).

Alles das sind Sünden, mit denen Gläubige sich in die Begierden dieses bösen Weltlaufs verstricken und ihren verkehrten Lüsten folgen statt dem Geist Gottes und dem Wort der Heiligen Schrift. Solche Sünden zeigen, daß manche Christen diese Weltzeit liebgewonnen haben wie Demas (2Tim 4,10) und die Ermahnungen der Bibel mißachtet haben:

Denn es ist für uns genug, daß wir die vergangene Zeit des Lebens nach dem Willen der Heiden zugebracht haben, indem wir uns gehen ließen in Ausschweifungen, Begierden, Trunksucht, Belustigungen, Trinkgelagen und frevelhaftem Götzendienst. Das befremdet sie, daß ihr nicht mitlauft in denselben heillosen Schlamm, und darum lästern sie; sie werden aber dem Rechenschaft geben müssen, der bereit ist, die Lebendigen und die Toten zu richten. (1Pt 4,3-5)

Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt lieb hat, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, die Fleischeslust, die Augenlust und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. (1Joh 2,15-17)

Gibt es das heute unter uns auch noch? Ich fürchte, ja! Vielleicht weniger Trinkgelage und mehr andere hemmungslose Lebensgenüsse; in jedem Fall aber leider immer noch viel Streit und Neid, Intrigen und Verleumdungen unter Christen; immer noch traurige Fälle von Unzucht und Ehebruch.

Heute könnten wir auch andere, „modernere“ Sünden dazuzählen: Konsumrausch mit teuren Autos, Kleidungsstücken und Urlaubsreisen, Verstrickung in Internetfilme zweifelhaften Inhalts, ungute Chats mit Flirten und Unzucht als Folge, und so manches mehr. Und wie leicht verfallen wir in unserer reichen Überflußgesellschaft heute der Geldgier, die eine Wurzel alles Bösen ist (1Tim 6,9-10)!

Wir wollen uns am Anfang des neuen Jahres prüfen im Licht Gottes, wo wir vielleicht Sünden in unserem Leben geduldet haben, die uns lähmen und schläfrig machen, sodaß wir unseren bald wiederkommenden Herrn nicht recht erwarten. Wir wollen alle diese uns so leicht umstrickenden Sünden entschlossen ablegen, damit wir mit Ausdauer und nach der göttlichen Regel unserem Herrn entgegenlaufen und den Siegeskranz gewinnen können (Hebr 12,1; 2Tim 2,5; 1Kor 9,24-25).

Im letzten Vers unseres Textes wird dann die innere Wurzel dieser Neigung zum Sündigen angesprochen: es ist unser Fleisch, unsere verdorbene menschliche Natur mit ihren unersättlichen Begierden, die uns zur Sünde verlocken. Wenn wir dem Fleisch Raum geben, dann wird es uns unweigerlich in geistlichen Tiefschlaf versetzen, uns lähmen und beflecken. Deshalb ist es gerade in der Endzeit so wichtig, daß wir in der biblischen Heiligung leben und unser Fleisch samt seinen Begierden beständig in den Tod geben, in den Kreuzestod Jesu Christi, wie es geschrieben steht:

Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten. (Gal 5,24)

Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. (Gal 2,20)

… wir wissen ja dieses, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, sodaß wir der Sünde nicht mehr dienen; denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde freigesprochen. (…) Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür, daß ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn! (Röm 6,6-11)

Wenn wir aufgefordert werden, stattdessen „den Herrn Jesus Christus anzuziehen“, dann erinnert uns das an die Aussage des Apostels in Gal 3,27: „denn ihr alle, die ihr in Christus hinein getauft seid, ihr habt Christus angezogen“. Das bedeutet unter anderem, daß wir uns bewußt mit dem erhöhten Herrn einsmachen und unsere Glaubensstellung in Christus als mit Ihm gekreuzigt, begraben, auferweckt und in die Himmelwelt versetzt einnehmen (vgl. u.a. Röm 6,3-14; Gal 5,24; Kol 2,20-3,14; Eph 2,5-6).

Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. (Kol 3,1-4)

Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, [noch] Barbar, Skythe, Knecht, Freier — sondern alles und in allen Christus. (Kol 3,9-11)

Wie wichtig ist das in unserer an Verführungen und Versuchungen so reichen Zeit, ganz bewußt in Christus zu bleiben! Der Widersacher will uns dazu verleiten, den vergänglichen Genuß der Sünde und der weltlichen Begierden auszukosten und „mitzunehmen“. Er weiß ganz genau, daß dadurch unser geistliches Leben geschwächt und befleckt wird und wir dem Herrn nicht mehr kraftvoll dienen können.

 

 

 

3. Aufwachen, um die Zeit auszukaufen im Dienst für Christus

 

 

Denn ihr wart einst Finsternis; jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts! Die Frucht des Geistes besteht nämlich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft also, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, deckt sie vielmehr auf; denn was heimlich von ihnen getan wird, ist schändlich auch nur zu sagen. Das alles aber wird offenbar, wenn es vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten! Seht nun darauf, wie ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise; und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse.

(Eph 5,8-16)

 

Noch ein drittes Mal lesen wir den dringlichen Ruf, aufzuwachen aus unserem geistlichen Schlaf. Schon wenn eine Sache, ein Gebot zweimal in Gottes Wort steht, ist das ein Zeichen, daß ein solches Wort für uns wichtig ist und wir ihm besondere Beachtung schenken sollten – wieviel mehr, wenn wir es dreimal wiederholt finden!

Wieder ist der Zusammenhang etwas anders, auch wenn der innere Bezug der drei Worte jedem Bibelleser offenbar sein dürfte. Wie in Römer 13 sind hier Christen angesprochen, die durch heimliche Sünde in einen gefährlichen Tiefschlaf versenkt wurden. Sie sind so weit von dem Herrn abgedriftet, daß gar nicht mehr klar ist, ob sie überhaupt errettet sind! In dieses schlimme Zwielicht hinein bringt der Apostel Paulus das klare Licht Gottes:

Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht soll nicht einmal bei euch erwähnt werden, wie es Heiligen geziemt; auch nicht Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzeleien, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagung. Denn das sollt ihr wissen, daß kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger (der ein Götzendiener ist), ein Erbteil hat im Reich des Christus und Gottes. Laßt euch von niemand mit leeren Worten verführen! Denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. So werdet nun nicht ihre Mitteilhaber! Denn ihr wart einst Finsternis; jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts! (Eph 5,3-8)

Das ist auch heute noch wichtig: Leute, die sich „Christen“ nennen und beständig in Sünde leben, sei es uneheliches „Zusammenleben“ oder Habsucht und Geldgier, die haben keine Errettung; sie werden das Reich Gottes nicht erben (vgl. auch 1Kor 6,9-10)! Ein wahrer Gläubiger kann in Sünde fallen, aber er lebt nicht darin, praktiziert sie nicht beständig (vgl. 1Joh 3, 6-9; 5,18 und die Fußnoten der Schlachter-Standardbibel dazu).

Solche Sünde übt ihre Macht vor allem dadurch aus, daß sie verdeckt und heimlich praktiziert wird. Der Feind sucht Gläubige in Sünde zu verstricken und verleitet sie dazu, diese nicht zu bekennen, sondern zu verheimlichen. Oder er verstrickt sie in fremde Sünden und macht sie zu Teilhabern derselben, weil sie diese nicht ans Licht bringen, sondern decken. Das einzige Mittel, um aus solchen lähmenden Verstrickungen frei zu werden, ist das demütige und reuevolle Bekenntnis der Sünde vor Gott, aber auch vor Menschen. Das zerbricht die Macht des Sündenbanns.

Der ernste Ruf an solche in üble Sünden verstrickte Menschen lautet: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!“ (Eph 5,14). Das kann sich auf zwei Arten von Menschen beziehen. Zum einen auf nicht wiedergeborene Scheinchristen, die noch im geistlichen Todesschlaf sind, obwohl sie schon christliche Einflüsse und Prägungen kennen, womöglich als Kinder christlicher Familien aufgewachsen sind. Gott drängt sie, aufzuwachen und ihre Verlorenheit zu erkennen, geistlich wach zu werden und endlich ernst zu machen mit der Bekehrung, mit der Auslieferung ihres Lebens und Eigenwillens an den Herrn Jesus Christus, der ihnen allein Licht und Leben geben kann.

Es ist aber auch möglich, daß dieser Ruf an Gläubige ergeht, die so in Sünden und Weltförmigkeit verstrickt wurden, daß sie den ungläubigen Toten ganz ähnlich sind und man sie nicht mehr von diesen unterscheiden kann. Der Zusammenhang der Ermahnungen in Eph 5,3-13 läßt eine solche Deutung durchaus zu. Sie sollen aufwachen und sich reinigen von ihrer Sündenlast, damit sie nicht dem Gericht verfallen.

In jedem Fall ist die Konsequenz dieses geistgewirkten Aufwachens die, daß die Kinder Gottes dann sich dem Herrn bewußt zur Verfügung stellen, um Ihm zu dienen und für Ihn endlich die Frucht zu bringen, die der Herr sucht und durch sie wirken will. In Weltlichkeit und Sünde verstrickte Christen sind weitestgehend unfruchtbar für ihren Herrn; sie sind kein klares, leuchtendes Zeugnis, sondern sie entehren ihren Herrn vielmehr und halten durch ihr zwielichtiges Leben Menschen womöglich davon ab, sich zu Christus zu bekehren!

Deshalb ermahnt Gottes Wort solche Christen besonders, aber genauso auch uns alle: „Seht nun darauf, wie ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise; und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse“ (Eph 5,15-16). Diese Aufforderung sollten wir, die wir in den letzten Tagen der Endzeit leben, besonders beherzigen.

Wir wollen uns doch in der knapp bemessenen Zeit bewußt unserem wunderbaren, liebenden Herrn Jesus Christus zur Verfügung stellen, damit wir Ihm eifrig dienen und die Zeit auskaufen, die uns noch hier auf der Erde bleibt. Nur jetzt können wir im Dienst und Leiden Ihn verherrlichen. Nur jetzt können wir geistliche Frucht im Evangeliumszeugnis wirken, damit noch Menschen errettet werden. Nur jetzt können wir zur Erbauung biblischer Gemeinde beitragen, anstatt durch unsere Fleischlichkeit womöglich Gemeinden zu belasten und zu zerstören.

 

 

 

4. Schlußfolgerung: Wir brauchen Erweckung!

 

 

„Wache auf, der du schläfst!“ Gerade in der Endzeit kurz vor dem Wiederkommen des Herrn ist geistlicher Schlaf ein besonderes Problem. Das bekannte Gleichnis von den zehn Jungfrauen zeigt uns, daß alle, auch die treuen, davon betroffen waren (vgl. Mt 25,1-13). Wir brauchen in unserer Zeit ganz dringend ein geistgewirktes Aufwachen, eine biblische Erweckung!

Biblische Erweckung – das bedeutet nicht, wie viele Christen es sich vorstellen, eine große „Geistesausgießung“, bei der sich Millionen Menschen bekehren und dann Stadien füllen. Solch eine aus pfingstlerischen und charismatischen Irrlehren und Falschprophetien abgeleitete Pseudo-„Erweckung“ finden wir in der Heiligen Schrift nirgends für die Endzeit verheißen. Im Gegenteil, insgesamt wird die Welt in ihrer Gottlosigkeit am Ende der Tage mit der Menschheit vor der Sintflut und mit Sodom und Gomorrha verglichen (vgl. die Rede des Herrn Jesus in Lukas 17 – die „Tage Noahs“ und die „Tage Lots“).

Nein, biblische Erweckung bedeutet ein Aufwachen der echten Gläubigen, eine geistgewirkte Belebung der wahren Gemeinde Jesu Christi, eine Erneuerung der ersten Liebe und der Treue zum Herrn und zu Seinem Wort. Aus einer solchen Belebung der Christen kann es dann auch zu vermehrten Bekehrungen unter den Ungläubigen kommen; doch das können wir heute zumindest in den Ländern des ehemals christlichen „Abendlandes“ nicht in größerem Maßstab erwarten.

Auch eine Erweckung und Neubelebung der Gemeinde im biblischen Sinn werden wir wohl nur bekommen, wenn wir uns demütigen und unseren traurigen Zustand ehrlich vor Gott bekennen und Sein Angesicht suchen, um eine solche Belebung von Ihm ernstlich zu erbitten. Angesichts unseres vielfältigen Versagens und unseres schwachen, in vielem verkehrten Zustandes können wir den Herrn nur um Gnade anflehen. Aber gerade dann dürfen wir hoffen, daß Er uns erhört – nicht um unserer Treue willen, sondern um Seiner Gnade und um Seines heiligen Namens willen.

Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir flehen, und ich will euch erhören; ja, ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir verlangen werdet; und ich werde mich von euch finden lassen, spricht der HERR. Und ich werde euer Geschick wenden (Jer 29,12-14)

Belebe uns, so wollen wir deinen Namen anrufen! O HERR, Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, so werden wir gerettet! (Ps 80,19-20)

HERR, du hast deinem Land [einst] Gnade gewährt, hast das Geschick Jakobs gewendet, hast vergeben die Schuld deines Volkes, hast alle ihre Sünde zugedeckt. (Sela.) Du hast all deinen Grimm hinweggetan, hast dich abgewandt von der Glut deines Zornes: so stelle uns wieder her, du Gott unsres Heils, laß ab von deinem Unmut gegen uns! Oder willst du ewig mit uns zürnen, deinen Zorn währen lassen von Geschlecht zu Geschlecht? Willst du uns nicht wieder neu beleben, damit dein Volk sich an dir erfreuen kann? HERR, laß uns deine Gnade schauen und schenke uns dein Heil! (Ps 85,2-8)

Möge der Herr schenken, daß noch viele Gläubige in diesen letzten Tagen der Endzeit aufwachen und sich für Ihn zur Verfügung stellen!

 

 

©  Rudolf Ebertshäuser Januar 2020    Veröffentlicht auf das-wort-der-wahrheit.de

 

 

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