Einleitung

 

In dieser Betrachtung wollen wir zu erkennen suchen, was uns die Bibel, Gottes heiliges Wort, über den Kreuzestod des Herrn Jesus Christus und seine Bedeutung sagt. Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, verließ die Herrlichkeit des Himmels und wurde Mensch. Er wurde ein niedriger Diener und bezeugte und verherrlichte Seinen Gott und Vater auf der Erde unter den Menschen durch Seine Verkündigung und durch Seine Wunderzeichen wie auch durch Seinen heiligen, von Gottes Liebe geprägten Lebenswandel. Doch von Anfang an stand Ihm das Ziel Seines Erdenlebens bewußt vor Augen: das Kreuz.

Uns heutigen Menschen ist dieses Kreuz oftmals nicht wirklich in seiner grausamen Wirklichkeit bewußt; zu leicht sehen wir im Kreuz eher ein schön verziertes religiöses Symbol, aus edlem Holz glatt geformt und an der Wand hängend. Doch in Wahrheit war das Kreuz ein Sinnbild des Schreckens, des grausamsten Todes, der Schmach und der Schande. Im römischen Reich wurden nur die schlimmsten Verbrecher und Aufrührer durch das Kreuz hingerichtet – üble Subjekte, durch deren besonders grausame Hinrichtung man öffentlich seine Macht demonstrieren und andere abschrecken wollte. Ein römischer Bürger durfte nicht durchs Kreuz hingerichtet werden.

Der Tod am Kreuz war ein langsamer, sehr qualvoller Tod, der sich öffentlich vor den Augen sensationslüsterner Zuschauer vollzog. Der Verbrecher wurde an den Händen auf den Querbalken des Kreuzes genagelt, den er zuvor durch die Stadt schleppen mußte, damit alle seine Schmach mitbekamen. Er wurde dann an einem hohen Längspfahl angeheftet und hing dort teilweise tagelang.

Der Tod trat langsam ein; der Todeskampf erstreckte sich über viele Stunden. Das Eigengewicht der Gekreuzigten verursachte schreckliche Schmerzen an den durchbohrten Händen und den Armen. In der Regel wurden seine Füße durch die Fersenknochen hindurch an das Holz genagelt, damit er sich durch Aufrichten kurzfristig Erleichterung verschaffen konnte, was aber den Todeskampf und die Qual noch verlängerte. Furchtbarer Durst, Atemnot und Kopfschmerzen quälten den Hingerichteten, der allmählich erstickte, wobei sich in der Leibeshöhle Flüssigkeit ansammelte.

Dieser schreckliche Tod am Holz, der noch dazu für die Juden einen besonderen Fluch beinhaltete („Denn von Gott verflucht ist derjenige, der [ans Holz] gehängt wurde, und du sollst dein Land nicht verunreinigen, das der HERR, dein Gott, dir zum Erbe gibt“5. Mose 21,23), stand also dem Herrn Jesus immer vor Augen, als Er verkündigte und den Menschen Gutes tat. Er war dem reinen heiligen Gottessohn von Ewigkeit her bestimmt, weil Er stellvertretend für uns sündige Menschen dort an diesem Holz das Zorngericht Gottes tragen sollte, damit der gerechte Gott Sünder begnadigen und ihnen alle ihre Schuld vergeben konnte. So bezeugt es die Bibel.

Wir wollen in dieser kurzen Betrachtung versuchen, wenigstens einige wichtige Aspekte dieses Kreuzestodes Jesu Christi vom Zeugnis der Bibel her zu verstehen und uns vor Augen führen, weshalb dieser unvergleichliche Mensch, Jesus von Nazareth, der so herrlich und vollmächtig predigte und so eindrucksvolle Wunder zum Wohl der Menschen tat, so elendiglich sterben mußte. Dieser Tod des Sohnes Gottes, des verworfenen Messias, am Kreuz ist in gewisser Weise das wichtigste Ereignis der ganzen bisherigen Weltgeschichte, und es hat Auswirkungen auf jeden Menschen, der auf Erden lebt.

Es würde eine viel größere Abhandlung, ja ein dickes Buch erfordern, wenn wir die Bedeutung des Kreuzes Jesu Christi einigermaßen gründlich und ausführlich behandeln wollten. Das ist ausdrücklich nicht das Ziel dieser Zeilen. Wir können vieles nur andeuten, müssen uns beschränken auf das unseres Erachtens Wichtigste, aber die Beschäftigung mit diesem Thema ist so wichtig und so wertvoll, daß wir überzeugt sind, daß auch diese kurze Abhandlung unseren Lesern reichen Segen bringen kann.

 

1. Ein Leben im Bewußtsein des kommenden Kreuzestodes

 

Das edle, vollkommene, ganz Seinem Gott und Vater hingegebene Leben des Gottessohnes Jesus Christus auf Erden war von Anfang an auf das Ziel des Kreuzes hin ausgerichtet, wobei der allwissende Herr auch wußte, daß darauf die Auferstehung und die Rückkehr in die Himmelsherrlichkeit folgen würden.

All das folgte einem Plan, den der Vater im Himmel mit Seinem Sohn schon vor Grundlegung der Welt in der Ewigkeit gefaßt hatte. So bezeugen es die Apostel nach Seiner Auferstehung:

… diesen, der nach Gottes festgesetztem Ratschluß und Vorsehung dahingegeben worden war, habt ihr genommen und durch die Hände der Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und getötet. (Apostelgeschichte 2,23)

Ja, wahrhaftig, gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, haben sich Herodes und Pontius Pilatus versammelt zusammen mit den Heiden und dem Volk Israel, um zu tun, was deine Hand und dein Ratschluß zuvor bestimmt hatte, daß es geschehen sollte. (Apostelgeschichte 4,27-28)

Denn ihr wißt ja, daß ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus, als eines makellosen und unbefleckten Lammes. Er war zuvor ersehen vor Grundlegung der Welt, aber wurde offenbar gemacht in den letzten Zeiten um euretwillen … (1. Petrus 1,18-20)

Der Herr Jesus Christus bezeugte dies schon in Seinen Erdentagen Seinen Jüngern, die jedoch für diese sie ängstigende Wahrheit nicht bereit waren. Er sagte ihnen Sein Ende frühzeitig voraus und zeigte ihnen auch, daß dieses Ende einer göttlichen Notwendigkeit folgte und unausweichlich war:

Er aber ermahnte sie ernstlich und gebot ihnen, dies niemand zu sagen, indem er sprach: Der Sohn des Menschen muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den obersten Priestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tag auferweckt werden. (Lukas 9,21-22)

Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles erfüllt werden, was durch die Propheten über den Sohn des Menschen geschrieben ist; denn er wird den Heiden ausgeliefert und verspottet und mißhandelt und angespuckt werden; und sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tag wird er wieder auferstehen. Und sie verstanden nichts davon, und dieses Wort war ihnen zu geheimnisvoll, und sie begriffen das Gesagte nicht. (Lukas 18,31-34)

Ihr wißt, daß in zwei Tagen das Passah ist; dann wird der Sohn des Menschen ausgeliefert, damit er gekreuzigt werde. (Matthäus 26,2)

Oder meinst du, ich könnte nicht jetzt meinen Vater bitten, und er würde mir mehr als zwölf Legionen Engel schicken? Wie würden dann aber die Schriften erfüllt, daß es so kommen muß? (Matthäus 26,53-54)

So stand unser Herr und Retter beständig in dem Bewußtsein Seines kommenden Leidens und Sterbens, und dieses Bewußtsein, einmal im Zorngericht Gottes am Fluchholz zu hängen, ließ Ihn nicht stoisch kalt. An einer Stelle sagt Er Seinen Jüngern: „Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange (oder: wie bin ich bedrängt, wie drängt es mich), bis sie vollendet werde!“ (Lukas 12,50 – Luther).

Im Garten von Gethsemane steht dann das kommende Gericht unmittelbar vor der Seele unseres Retters, und die Aussicht, mit der ganzen Sünde der Welt beladen zu werden (Johannes 1,29) und im Zorngericht Gottes stehen zu müssen, überwältigt den vollkommenen Menschen Jesus Christus beinahe. Er sieht den gefüllten Kelch des Zornes Gottes vor sich und ringt darum, ihn aus der Hand des Vaters nehmen zu können:

Da kommt Jesus mit ihnen zu einem Grundstück, das Gethsemane genannt wird. Und er spricht zu den Jüngern: Setzt euch hier hin, während ich weggehe und dort bete! Und er nahm Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus mit sich; und er fing an, betrübt zu werden, und ihm graute sehr. Da spricht er zu ihnen: Meine Seele ist tief betrübt bis zum Tod. Bleibt hier und wacht mit mir! Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf sein Angesicht, betete und sprach: Mein Vater! Ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst! (Matthäus 26,36-39)

Nicht die äußeren, körperlichen Qualen des Kreuzes vermochten den Sohn des Menschen so in Not zu bringen, sondern vielmehr die innerlichen Qualen des Heiligen und Gerechten, der mit unseren Sünden beladen, vor Gott als dem gerechten Richter erscheinen mußte: „Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ (Hebräer 10,31).

Aber der Mensch Jesus Christus sagte bewußt und aus freiem Willen Ja zum Kreuz, Ja zu Tod und Todesqual. Er wollte diesen Kreuzestod auf sich nehmen, um damit die Schuld unzähliger Sünder zu sühnen, die durch Ihn als Begnadigte und Gerechte in die Ewigkeit eingehen könnten. Er schaute auf die große Freude, so viele erlöste Menschen in der Gemeinschaft mit Ihm und dem Vater führen zu können, und das stärkte Ihn in der Bereitschaft, das Kreuz zu erleiden.

… indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete und dabei die Schande für nichts achtete, und der sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat. (Hebräer 12,2)

 

 

2. Der Tod des Retters am Kreuz – von Ewigkeit her beschlossen, von den Propheten vorhergesagt

 

Bevor wir auf die Tatsache der Kreuzigung selbst zu sprechen kommen, wollen wir zunächst den wichtigen Umstand betrachten, daß der Tod des Messias durch die Hände von Menschen, letztlich verursacht durch Sein eigenes Volk, die Juden, in zahlreichen Weissagungen der alttestamentlichen Propheten Israels vorhergesagt wurde. Der Herr selbst wie auch die Apostel verweisen darauf, daß diese Vorhersagen der Propheten ein Beweis dafür sind, daß dieser Kreuzestod die von Ewigkeit her festgelegten göttlichen Ratschlüsse erfüllte und daher weder ein Willkürakt der Menschen sein konnte noch ein tragischer Zufall der Geschichte, und schon gar nicht ein Beweis des Scheiterns des Messias Jesus.

Der Herr selbst bringt diesen Bezug mehrfach zum Ausdruck, wie wir im obigen Anschnitt schon sahen. Als der Auferstandene lehrte Er Seine Jünger, daß Sein Tod und Seine Auferstehung in den heiligen Schriften des Alten Testaments schon prophezeit waren und deshalb so eintreffen mußten, weil Gottes Plan sich erfüllen muß:

Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen, wie ist doch euer Herz träge, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht. (Lukas 24,25-27)

Wir können unmöglich alle die prophetischen Bezüge zu diesem wichtigen Ereignis aufführen oder ausführlich genug auslegen, aber wir wollen stichwortartig die wichtigsten Aussagen der heiligen Schriften des Alten Testaments zu diesem Punkt erwähnen:

** Die erste Verheißung des Messias-Retters erwähnt Seinen Kreuzestod indirekt: Kurz nach dem Sündenfall spricht der HERR die erste Vorhersage eines Retters aus, und sie enthält einen verblüffenden Bezug zum Kreuzestod Jesu Christi. Es ist die berühmte Verheißung des „Samens der Frau“, der den Satan besiegen würde. Gott sagte damals zu der Schlange:

Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zertreten (w. zermalmen), und du wirst ihn in die Ferse stechen (w. die Ferse zermalmen). (1. Mose 3,15)

Hier wird so konkret auf die Umstände der Kreuzigung Jesu Christi Bezug genommen, daß wir nur staunen können. Man durchbohrte die Füße des Herrn bei Seiner Kreuzigung mit einem Nagel (vgl. Lukas 24,39-40), sodaß Ihm tatsächlich die Ferse zermalmt wurde. Der Messias mußte also leiden, bevor Er die Schlange besiegen konnte, und die Art Seines Leidens wird durch ein Detail angedeutet, das uns die Allwissenheit Gottes zeigt.

** Im Buch der Psalmen, das in großen Teilen prophetischen Charakter hat, wird das Geschick des Messias immer wieder angedeutet (Psalm 9,5; 18,5-6; 40,1-18; 69,1-22; 118,15-26 u.a.) oder sogar ziemlich ins Einzelne gehend beschrieben. Sehr deutlich finden sich Aussagen zum Tod und der Auferstehung des Messias im Psalm 22. Dort finden wir erstaunliche Einzelheiten dieses Kreuzestodes Jahrhunderte vorhergesehen. Wir hören die Stimme des Sohnes Davids durch den Mund des Propheten David:

Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. Alle, die mich sehen, spotten über mich; sie reißen den Mund auf und schütteln den Kopf: »Er soll doch auf den HERRN vertrauen; der soll ihn befreien; der soll ihn retten, er hat ja Lust an ihm!« (…) Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, und alle meine Gebeine sind ausgerenkt. Mein Herz ist geworden wie Wachs, zerschmolzen in meinem Innern. Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen, und du legst mich in den Staub des Todes.

Denn Hunde umringen mich, eine Rotte von Übeltätern umgibt mich; sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben. Ich kann alle meine Gebeine zählen; sie schauen her und sehen mich [schadenfroh] an. Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los über mein Gewand. (Ps 22,7-19)

In diesem Psalm sind die Marterqualen eines Gekreuzigten bis in die Einzelheiten beschrieben. Wir finden den Spott der Zuschauer, aber auch den erschreckenden Ausruf des Erlösers, von dem sich angesichts aller unserer Sünden, die auf Ihm lagen, das Angesicht des heiligen Gottes abwenden muß: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Doch im letzten Teil des Psalms finden wir den Triumph der Auferstehung; derjenige, der schon im Staub des Todes lag, verkündigt das Heil Gottes seinen Brüdern.

** Der Prophet Daniel spricht mehrfach von dem Messias (dem Gesalbten) Israels. In Daniel 7 sieht er Ihn als den Sohn des Menschen, wie Er von dem Vater das ewige Reich empfängt. Doch im neunten Kapitel teilt er uns eine ganz erstaunliche und erschreckende Tatsache mit:

So wisse und verstehe: Vom Erlaß des Befehls zur Wiederherstellung und zum Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalbten, dem Fürsten, vergehen 7 Wochen und 62 Wochen; Straßen und Gräben werden wieder gebaut, und zwar in bedrängter Zeit. Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteil werden; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen. (Daniel 9,25-26)

Die Jahreszählung dieser Prophetie weist genau auf die Zeit Jesu Christi hin. Hier wird die für die frommen Juden unbegreifliche Tatsache bezeugt, daß der Messias erst einmal ausgerottet (abgeschnitten) werden muß und Sein Reich zunächst nicht empfängt, während sie sich ihren Messias nur als siegreichen Retter vorstellen konnten.

** Im Propheten Sacharja finden wir ebenfalls Weissagungen, die erkennbar auf den Messias bezogen sind und im Kreuzestod des Herrn Jesus ihre Erfüllung fanden.

Und er wird zu ihm sagen: »Was sind das für Wunden in deinen Händen?« – Und er wird antworten: »Die hat man mir geschlagen im Haus meiner Lieben!« Schwert, erwache gegen meinen Hirten, gegen den Mann, der mein Gefährte ist! spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Schafe werden sich zerstreuen; und ich will meine Hand den Geringen zuwenden! (Sacharja 13,6-7)

Auch die bekannte Weissagung Sacharjas über die Umkehr des Überrestes Israels am Ende der Zeiten bezeugt indirekt den Kreuzestod des Messias:

Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich den Geist der Gnade und des Gebets ausgießen, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, ja, sie werden um ihn klagen, wie man klagt um den eingeborenen [Sohn], und sie werden bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich Leid trägt über den Erstgeborenen. (Sacharja 12,10)

** Das eindrucksvollste prophetische Zeugnis über den Opfertod des Messias findet sich im berühmten 53. Kapitel des Propheten Jesaja, wo wir das Zeugnis des Volkes Israel nach seiner Bekehrung finden; darin wird der stellvertretende Opfertod des Messias, des Knechtes des HERRN vorhergesagt, 600 Jahre, bevor es sich in Jesus Christus wortwörtlich und genau erfüllt hat:

Er wuchs auf vor ihm wie ein Schößling, wie ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; wir sahen ihn, aber sein Anblick gefiel uns nicht. Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten ihn nicht. Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.

Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Schuld auf ihn. Er wurde mißhandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut.

Infolge von Drangsal und Gericht wurde er weggenommen; wer will aber sein Geschlecht beschreiben? Denn er wurde aus dem Land der Lebendigen weggerissen; wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen. Und man bestimmte sein Grab bei Gottlosen, aber bei einem Reichen [war er] in seinem Tod, weil er kein Unrecht getan hatte und kein Betrug in seinem Mund gewesen war. Aber dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen; er ließ ihn leiden. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Nachkommen sehen und seine Tage verlängern; und das Vorhaben des HERRN wird in seiner Hand gelingen.

Nachdem seine Seele Mühsal erlitten hat, wird er seine Lust sehen und die Fülle haben; durch seine Erkenntnis wird mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht machen, und ihre Sünden wird er tragen. Darum will ich ihm die Vielen zum Anteil geben, und er wird Starke zum Raub erhalten, dafür, daß er seine Seele dem Tod preisgegeben hat und sich unter die Übeltäter zählen ließ und die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter gebetet hat. (Jesaja 53,2-12)

In dieser gewaltigen Weissagung wird der leidende Messias Seinem blinden Volk vor Augen gemalt; es wird deutlich, daß Er um der Sünden der Gottlosen wegen durchbohrt wurde, daß Er sterben mußte, aber daß Er danach Seine Tage verlängern und die Fülle haben würde – ein deutlicher Hinweis auf Seine Auferstehung. Es wird klar gesagt, daß der Messias als Gerechter ein stellvertretendes Sühnopfer für die Schuld der sündigen Menschen bringen würde, das Gott wohlgefällig ist.

Wenn wir nur diese ausgewählten prophetischen Zeugnisse ansehen, dann verstehen wir besser, weshalb unser Herr Seinen Jüngern sagte:

Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles erfüllt werden, was durch die Propheten über den Sohn des Menschen geschrieben ist; denn er wird den Heiden ausgeliefert und verspottet und mißhandelt und angespuckt werden; und sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tag wird er wieder auferstehen. (Lukas 18,31-33)

 

 

3. „Es ist vollbracht!“ – Der Kreuzestod des Herrn Jesus im Zeugnis der Evangelien

 

Die vier von Gott auserwählten Zeugen der Heilsbotschaft von Jesus Christus, die „Evangelisten“ Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, berichten alle übereinstimmend von der Erfüllung des göttlichen Ratschlusses über den Sohn Gottes. Sie bezeugen einmütig, daß Jesus von Nazareth, der Messias, am Vorabend des Passahfestes im dritten Jahr Seines irdischen Dienstes (d.h. wohl im Jahr 32 n. Chr.) von den Führern des jüdischen Volkes an den römischen Statthalter Pontius Pilatus ausgeliefert und daraufhin gekreuzigt wurde.

Dabei erwähnen sie teilweise unterschiedliche Einzelheiten des Vorgangs und ergänzen darin einander, wie auch sonst in ihren geschichtlich zuverlässigen Berichten. Die Tatsache der Kreuzigung Jesu Christi wird auch von dem jüdischen Historiker Josephus und dem heidnischen Historiker Tacitus erwähnt.

Mit der Kreuzigung wird offenbar, daß der Messias, der Heilige und Gerechte, in der Stunde Gottes unter die Übertreter und Gesetzlosen gezählt worden ist. Als Angeklagter muß Er sich vor dem Statthalter Pilatus verantworten. Wie ein gewöhnlicher Aufrührer wird Er gegeißelt und von den römischen Soldaten gemein mißhandelt.

Wie die anderen Verbrecher muß Er Sein Kreuz durch die gaffende Menge in den Straßen Jerusalems tragen (Johannes 19,17), bevor ein anderer gezwungen wird, es anstelle des Gemarterten weiter zu tragen (Matthäus 27,32). Er wird in der Mitte zweier brutaler Gewaltverbrecher hingerichtet (Markus 15,27-28). In vielem ähnelt das Ende des Erdenlebens des Messias sehr dem unrühmlichen Ende Tausender von Verbrechern im Römischen Reich. Wahrhaftig, Er hat sich unter die Übeltäter und Gesetzlosen zählen lassen!

Und doch war dieser Gekreuzigte so völlig anders wie die ungezählten Hingerichteten vor Ihm. Er ließ sich willig und still ans Kreuz schlagen, nicht stöhnend oder fluchend. Er betete für die, die Ihn peinigten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34). In den Stunden Seiner furchtbaren Qual schrie oder klagte Er nicht, sondern war im Gebet und rief Seinen Vater im Himmel an. In den Stunden der höchsten Not sorgte Er noch für andere; Er sprach dem reuigen Mörder zu Seiner Seite Gnade und Leben zu: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!“ (Lukas 23,43), und Er befahl Seine Mutter der Fürsorge Seines Jüngers an (Johannes 19,26-27).

Als die Schrecken des göttlichen Zorngerichts Ihn überfluteten, betete Er, immer noch in völliger Ergebenheit: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22,2; Matthäus 27,46). Als Seine Gerichtsnot durchlitten war und der Augenblick des Todes kam, rief Er triumphierend: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30) und betete dann in vollkommener Hingabe das Gebet aus Psalm 31,6: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!“ (Lukas 23,46).

Im Augenblick Seines Todes geschahen übernatürliche Zeichen – ein Erdbeben, geöffnete Gräber, auferweckte Heilige, der Vorgang zum Allerheiligsten im Tempeln riß von oben nach unten entzwei. Der hartgesottene Hauptmann und die Soldaten des Hinrichtungskommandos war von all dem so ergriffen, daß sie ausriefen: „Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!“ (Matthäus 27,51-54).

All das verweist darauf, daß dieser Mensch Jesus Christus mehr war als ein gewöhnlicher Mensch. Es verweist auf Gottes Hand, die sich im Sterben des Messias ebenso offenbarte wie in Seinem Leben und Dienst. Das erweist sich auch dadurch, daß viele Einzelheiten dieses außergewöhnlichen Ereignisses von den Propheten Gottes schon Jahrhunderte zuvor angekündigt und vorhergesagt worden sind. Deshalb lesen wir in den Kreuzigungsberichten der Evangelien immer wieder, daß gewisse Begebenheiten eine Erfüllung der Ratschlüsse Gottes waren, die von den Propheten angekündigt wurden. Nur einige Beispiele wollen wir anführen:

** Bei Seiner Gefangennahme tadelt der Herr den Petrus, der dies mit dem Schwert verhindern wollte: „Oder meinst du, ich könnte nicht jetzt meinen Vater bitten, und er würde mir mehr als zwölf Legionen Engel schicken? Wie würden dann aber die Schriften erfüllt, daß es so kommen muß? In jener Stunde sprach Jesus zu der Volksmenge: Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Stöcken, um mich zu fangen! Täglich bin ich bei euch im Tempel gesessen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Das alles aber ist geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt würden“ (Matthäus 26,53-56).

** Nach römischem Brauch werfen die Soldaten des Hinrichtungskommandos das Los um Sein Gewand, nachdem sie Ihn gekreuzigt hatten. Das hatte der prophetische Psalmenschreiber David schon viele Jahrhunderte zuvor genau vorausgesehen: „Nachdem sie ihn nun gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider unter sich und warfen das Los, damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt ist: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt, und das Los über mein Gewand geworfen«“. (Matthäus 27,35; vgl. Psalm 22,19).

** Auf dem Höhepunkt Seiner Qualen am Kreuz äußert der Herr noch einmal ein menschliches Bedürfnis und spricht „Mich dürstet“. Doch diese Äußerung geschah in dem Bewußtsein, daß noch eine prophetische Aussage an Ihm erfüllt werden mußte, deshalb lesen wir in Johannes 19,28, daß Er dies sagte, „damit die Schrift erfüllt wurde“. Daraufhin geben die Soldaten Ihm Essig zu trinken. Doch welche Schrift sollte damit erfüllt werden? Nun, in dem zweiten großen Leidenspalm des Messias lesen wir: „Die Schmach hat mein Herz gebrochen, und ich bin elend; ich wartete auf Mitleid, aber da war keines, und auf Tröster, aber ich fand sie nicht. Und sie gaben mir Galle zur Speise und Essig zu trinken in meinem Durst“ (Psalm 69,21-22).

** Nach Seinem Tod, als Er seinen Geist in die Hand des Vaters übergeben hatte, lesen wir eine wichtige Begebenheit, die ebenfalls das prophetische Wort der Schrift erfüllte: „Weil es Rüsttag war – jener Sabbat war nämlich ein hoher Festtag -, baten die Juden nun Pilatus, damit die Leichname nicht während des Sabbats am Kreuz blieben, daß ihnen die Beine zerschlagen und sie herabgenommen würden. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine, ebenso dem anderen, der mit ihm gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Kriegsknechte stach mit einem Speer in seine Seite, und sogleich floß Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit ihr glaubt. Denn dies ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde: »Kein Knochen soll ihm zerbrochen werden«. Und wiederum sagt eine andere Schrift: »Sie werden den ansehen, welchen sie durchstochen haben«“ (Johannes 19,31-37; vgl. Psalm 34,21; Sacharja 12,10). Der Herr war früher gestorben, als dies bei Kreuzigungen normal üblich war; deshalb durchbohrte der Kriegsknecht Seine Seite, um festzustellen, ob der Tod wirklich schon eingetreten war, was durch den Ausfluß von Blut und Wasser erwiesen wurde. Jesus Christus war wirklich tot und nicht etwa nur „scheintot“, wie manche esoterischen Lehren heute behaupten.

 

4. Weshalb der Sohn Gottes am Kreuz sterben mußte

 

Nun wollen wir auf die allerwichtigste, auf die alles entscheidende Frage eingehen, die der Tod des Messias am Kreuz unvermeidlich aufwirft und auf die jeder Mensch eine Antwort haben sollte. Weshalb mußte Jesus Christus am Kreuz sterben? War Sein Tod einfach die politische Vergeltungsmaßnahme der jüdischen und heidnischen Obrigkeit gegen einen unbequemen Weltveränderer? War Jesus Christus ein Opfer menschlicher Willkür? War Er bloß ein Prophet, der den Märtyrertod starb wie vor Ihm Jeremia?

Die Bibel selbst gibt darauf eine ganz andere Antwort, eine Antwort, die diesen Kreuzestod vor 2.000 Jahren für jeden Menschen höchst bedeutsam macht: Jesus Christus starb dort am Kreuz, um die Schuld der in Sünde gefallenen Menschen zu sühnen und Errettung möglich zu machen für alle, die an Ihn glauben. Der Tod des Messias am Kreuz war das Schlüsselereignis in dem großen Heilsplan Gottes für sündige Menschen. Christus starb dort als unser Stellvertreter, der unsere Schuld auf sich nahm und die Strafe des Todes erlitt, die eigentlich wir verdient haben und die auch jeden trifft, der Gottes Heil nicht annimmt.

So sah es schon der Prophet Jesaja voraus, dessen große Schau des Gekreuzigten in Jesaja 53 wir schon betrachtet haben. „Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden“ (Jesaja 53,5).

Die Briefe des Neuen Testaments geben uns Gottes Erklärung und Lehre über die Bedeutung des Kreuzestodes Seines Sohnes. Zusammen mit den bereits betrachteten Äußerungen unseres Herrn selbst und den Aussagen der Evangelien sowie den prophetischen Aussagen des Alten Testaments ergeben die Lehraussagen der Briefe das Bild dessen, was Gott mit dem Opfertod Seines Sohnes beabsichtigt und bewirkt hat. Auch wenn bibeltreue Ausleger manche Einzelgesichtspunkte unterschiedlich sehen, können wir doch einige grundlegende Aussagen von der Bibel her festhalten.

 

Der sündige Mensch steht unter dem Todesurteil Gottes und ist verloren ohne Christus

Die Bibel lehrt uns von Anfang an, daß der Mensch, wenn er sich von dem lebendigen Gott, seinem Schöpfer, durch die Sünde abwendet, unter das Urteil des Todes fällt. Gott hat den Menschen mit dem Auftrag und Lebenszweck erschaffen, daß dieses höchste, mit Verstand und freiem Willen begabte Geschöpf Ihm, dem Schöpfer, freiwillig dienen und in Liebe Seine Aufträge auf der Erde erfüllen sollte. Das Leben ist eine Leihgabe des höchsten Gottes an das Geschöpf Mensch. Ohne den von Gott eingehauchten Lebensodem ist der Mensch nichts – von ihm bleibt dann nur eine irdene Hülle übrig, und er zerfällt wieder zu Staub, aus dem er genommen war.

Und Gott hat den ersten Menschen, Adam und Eva, im Paradies feierlich erklärt, daß sie ein einziges Gebot halten müßten, ohne welches sie verloren wären und das Leben verlieren würden, das sie geschenkt bekamen:

Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon ißt, mußt du gewißlich sterben! (1. Mose 2,16-17)

Die Sünde bringt den Tod – das ist das erste Gesetz, das Gott dem Menschen verkündete. Jede Abweichung von dem guten, liebenden Willen Gottes, jede Übertretung Seiner aus Güte erlassenen Gebote ist Sünde – Grenzüberschreitung, Auflehnung gegen Gott, Zielverfehlung, Verweigerung des Auftrages, zu dem der Mensch geschaffen wurde und das Leben erst eigentlich erhielt.

Tod, das bedeutet Trennung – Trennung des Leibes von der Seele und dem Lebensodem, aber auch Trennung des abtrünnig gewordenen Geschöpfes von einem gerechten und heiligen Schöpfer, der aufgrund Seiner ewigen Grundsätze und Seines heiligen Wesens solche Übertretung mit dem Entzug der Leihgabe des Lebens beantworten muß.

Seit dem Sündenfall des Menschen zieht sich der unerbittliche Zusammenhang von Sünde und Tod durch das Leben der Menschheit wie auch durch die Berichte der Bibel. „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Römer 6,23) – das gilt für jeden Menschen, der als Nachkomme des in Sünde gefallenen Adam auf der Erde lebte.

Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hingelangt ist, weil sie alle gesündigt haben … (Römer 5,12)

Daß sie alle nicht mehr sind, von unserem Vorvater Adam bis zu unseren eigenen Voreltern, wenn sie nach der ihnen bestimmten Zeitspanne ins Grab mußten – das ist einer der stärksten Beweise für die Wahrheit der Bibel und für die Verlogenheit des Humanismus, welcher behauptet, der Mensch sei von Natur aus gut. Wenn er gut ist, weshalb dann Krankheit und Schmerz, Tod und Verwesung? Weshalb lebt der Mensch nicht ewig, wenn er angeblich gut und Gott wohlgefällig ist?

Der Tod ist dem natürlichen Menschen ein Schrecken, ein unerbittliches Ende eines Lebens, das eigentlich weiterleben möchte, eine Katastrophe. Der von Gott losgelöste Mensch möchte gerne selbstbestimmt, autonom leben und alles im Griff haben – und in Wahrheit hat er doch nichts im Griff, und der unausweichliche Tod erinnert ihn immer wieder daran. Der Mensch kann seinem Ende nicht ausweichen; er kann es auch normalerweise nicht selbst bestimmen; es kann plötzlich über ihn kommen, in der Blüte des Lebens. So ist der Tod auch ein düsterer Bote, der den Menschen predigt, daß etwas Entscheidendes in ihrem Leben nicht stimmt.

Ja, der Mensch spürt instinktiv: der Tod ist ein Gericht, und seine allgemeine Herrschaft über den Menschen erinnert ihn dunkel daran, daß es ein Danach gibt, und daß es ein Gericht über den Menschen geben muß, daß es unausweichlich kommt. So lehrt es auch die Bibel: Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben, und danach kommt das Gericht (Hebräer 9,27).

Der leibliche Tod ist nur der Vorbote, das Symptom der eigentlichen Krankheit – des ewigen Todes, der Trennung von dem allmächtigen Gott in der Ewigkeit der Jenseitswelt. Die Seele des sündigen Menschen kann unmöglich im Jenseits der Himmelswelt vor dem reinen, gerechten und heiligen Gott bestehen; sie muß die Ewigkeit im Feuer eines von der Gegenwart Gottes entfernten Todesortes zubringen.

 

Gott wollte Sünder aus dem Tod erretten und ihnen ewiges Leben schenken

Nun bezeugt uns die Bibel wieder und wieder, daß der heilige und gerechte Gott, der den sündigen Menschen zum Tode verurteilen mußte, zugleich auch ein Gott der Liebe und des Erbarmens ist. Gott verlangte danach, den im Todeszustand befindlichen Menschen zu erretten. Das bezeugt Er schon durch die alttestamentlichen Propheten:

Oder habe ich etwa Gefallen am Tod des Gottlosen, spricht GOTT, der Herr, und nicht vielmehr daran, daß er sich von seinen Wegen bekehrt und lebt? (Hesekiel 18,23)

Aber Gott wird meine Seele aus der Gewalt des Totenreichs erlösen; denn er wird mich aufnehmen! (Psalm 49,16)

Ich will sie erlösen aus der Gewalt des Totenreichs, vom Tod will ich sie loskaufen. Tod, wo ist dein Verderben? Totenreich, wo ist dein Sieg? (Hosea 13,14)

Der ewige, lebendige Gott ist ein Gott des Gerichts, ein gerechter und heiliger Gott, der Sünde nicht verharmlosen oder „tolerieren“ kann. Aber Er ist auch ein gnädiger und barmherziger Gott, der den in Sünde gefallenen Menschen gerne aus seinem Todeszustand erlösen will.

… auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt; unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen. Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr errettet! – und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen [Regionen] in Christus Jesus, damit er in den kommenden Weltzeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweise in Christus Jesus. (Epheser 2,1-7)

 

Grundlage für die Begnadigung des Sünders muß der Tod eines stellvertretenden Erlösers sein

Gott wollte vergeben und begnadigen, aber Er konnte nicht die Grundsätze Seiner Gerechtigkeit beiseitesetzen, die erforderten, daß jede Übertretung auch die angemessene Strafe nach sich ziehen muß. Deshalb war es nötig, daß ein heiliger, gerechter Stellvertreter für die sündigen Menschen gefunden wurde, der bereit war, ihre Schuld und Sünde auf sich zu nehmen und die gerechte Strafe dafür – den Tod – zu bezahlen. So konnte durch den Tod dieses Mittlers ein Loskauf, eine Erlösung aus Gnade geschehen, die gleichwohl die ewigen Grundsätze der Gerechtigkeit Gottes nicht verletzte.

Die Notwendigkeit eines solchen Mittlers wird auf bemerkenswerte Weise im Buch Hiob ausgesprochen, wo von dem wegen seiner Sünde gezüchtigten elenden Menschen die Rede ist:

… seine Seele naht sich der Grube und sein Leben den Todesmächten. Wenn es dann für ihn einen Gesandten gibt, einen Mittler, einen aus Tausenden, der dem Menschen Seine Gerechtigkeit verkündigt, so wird Er sich über ihn erbarmen und sprechen: »Erlöse ihn, damit er nicht zur Grube hinabfahre; ich habe ein Lösegeld gefunden!« (Hiob 33,22-24)

Der Loskauf mußte also durch das Bezahlen des Preises erfolgen, das heißt durch den Tod des Mittlers. Dafür aber mußte der Mittler selbst ohne jede eigene Sünde sein, weil er sonst wegen dieser sterben müßte und sein Tod keine sühnende Wirkung für andere hätte. Der Mittler mußte also ein Mensch sein, aber kein gewöhnlicher Mensch mit einer Sündennatur. Das wird auf bemerkenswerte Weise schon im Psalm 49 ausgesprochen:

Und doch vermag kein Bruder den anderen zu erlösen; er kann Gott das Lösegeld nicht geben – zu teuer ist die Erlösung ihrer Seelen, er muß davon abstehen auf ewig! -, damit er für immer leben könnte, die Grube nicht sähe. (…) Aber Gott wird meine Seele aus der Gewalt des Totenreichs erlösen; denn er wird mich aufnehmen! (Psalm 49,8-16)

Gott fand diesen vollkommenen Mittler in der Person Seines Sohnes, der ebendeshalb Mensch wurde und Fleisch und Blut annahm (vergleiche unsere Betrachtung: Der Sohn Gottes wird Mensch). Er war der einzige vollkommene Mittler – vollkommen gerecht, weil Er Gott von Ewigkeit war, und zugleich vollkommen Mensch. Er sollte nach Gottes Ratschlüssen für uns sündige Menschen den Tod erleiden, damit wir vom Tode zum Leben hindurchdringen könnten.

… wir sehen aber Jesus, der ein wenig niedriger gewesen ist als die Engel wegen des Todesleidens, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; er sollte ja durch Gottes Gnade für alle den Tod schmecken. (…) Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, ist er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden, damit er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel, und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden. (Hebräer 2,9 u. 14-15)

Darum ist er auch der Mittler eines neuen Bundes, damit – da sein Tod geschehen ist zur Erlösung von den unter dem ersten Bund begangenen Übertretungen – die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen. (Hebräer 9,15)

 

Der Tod Jesu Christi am Kreuz war ein Sühnopfer für unsere Sünden

Die Bibel bezeugt es ganz klar: der Tod Jesu Christi am Kreuz war ein Sühnopfer, ein stellvertretender Tod, der für uns sündige Menschen geschah. Wir hätten eigentlich den Tod für unsere Sünde verdient – für unser verdorbenes, sündhaftes Wesen und auch für die riesige Zahl von einzelnen Sünden, die wir begangen haben: „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Römer 6,23).

Doch Gott sandte an unserer Stelle Seinen Sohn ans Kreuz, damit Er stellvertretend für uns diesen Gerichtstod erleide und dadurch unsere Schuld wegnehme und uns loskaufe (erlöse) mit Seinem kostbaren, unschuldigen Blut. Aus den vielfältigen Aussagen der Bibel zu diesem allerwichtigsten Punkt wollen wir nur einige besonders wichtige hervorheben.

Der Römerbrief bezeugt uns, daß Christus für unsere Sünden starb, um der Gerechtigkeit Gottes Genüge zu tun, die erforderte, daß die Strafe für alle unsere Sünden vollzogen werden muß. Weil Gott uns verschonen wollte, bestrafte Er Seinen eigenen Sohn. Gott hat Christus zum Sühnopfer für Sünder bestimmt, damit Er unsere Schuld aus Gnade vergeben und dabei Seine Gerechtigkeit bewahren kann:

Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, so daß sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut, um seine Gerechtigkeit zu erweisen, weil er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor geschehen waren, als Gott Zurückhaltung übte, um seine Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit zu erweisen, damit er selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist. (Römer 3,22-26)

Weil Christus, der Gerechte, am Kreuz für uns starb, kann Gott nun unsere Schuld wegnehmen und uns die Gerechtigkeit Seines Sohnes zurechnen und uns gerecht machen. Das Gericht über unsere Sünden wurde an unserem Stellvertreter vollzogen, also bleibt Gott gerecht, wenn er uns ehemalige Sünder begnadigt und so behandelt, als hätten wir nie gesündigt.

 

Christus als der Hohepriester sühnt die Schuld Seines Volkes

Der Hebräerbrief zeigt den Herrn Jesus Christus als den großen Hohenpriester der Glaubenden, der mit Seinem vollkommenen Sühnopfer am Kreuz die Seinen geheiligt (für Gott abgesondert und passend gemacht) hat:

Denn ein solcher Hoherpriester tat uns not, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und höher als die Himmel ist, der es nicht wie die Hohenpriester täglich nötig hat, zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen, danach für die des Volkes; denn dieses [letztere] hat er ein für allemal getan, indem er sich selbst als Opfer darbrachte. (Hebräer 7,26-27)

Aufgrund dieses Willens sind wir geheiligt durch die Opferung des Leibes Jesu Christi, [und zwar] ein für allemal. (…) Er aber hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, das für immer gilt, zur Rechten Gottes gesetzt … (…) Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden. (Hebräer 10,10-14)

Auch an anderer Stelle wird dieser Opfercharakter des Kreuzestodes betont. Die Priesterschaft des Alten Bundes hatte die Aufgabe, die Sünden des Volkes zu sühnen, indem sie statt der todgeweihten Sünder ein unschuldiges Opfertier vor Gott darbrachten, und Gott nahm den stellvertretenden Tod dieses Lammes (oder anderer makelloser Opfertiere) als Sühnung anstelle des Todes des Übertreters gnädig an. Aber alleine Christus konnte als der gerechte, vollkommene Mensch das eine Sühnopfer darbringen, das Gottes Zorn völlig stillte und völlige Erlösung erwirkte.

 

Der Gekreuzigte starb als das Opferlamm Gottes

Der 1. Petrusbrief zeigt uns den Herrn Jesus als das Opferlamm Gottes, das vor der Schöpfung, von Ewigkeit her erwählt war, um unsere Schuld zu sühnen und uns so zu erlösen. So bezeugte es auch Johannes der Täufer, als Er den Herrn sah: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ (Johannes 1,29).

Denn ihr wißt ja, daß ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus, als eines makellosen und unbefleckten Lammes. Er war zuvor ersehen vor Grundlegung der Welt, aber wurde offenbar gemacht in den letzten Zeiten um euretwillen … (1. Petrus 1,18-20)

Der Apostel Paulus bezeugt den Korinthern: „Denn unser Passahlamm ist ja für uns geschlachtet worden: Christus“ (1. Korinther 5,7). Das Passahlamm war in der Geschichte Israels das erste, überaus eindrückliche Sühnopfer, welches das Volk vor dem Gericht über die Erstgeburt Ägyptens verschonte. Es steht sinnbildlich für das Opfer Jesu Christi, und deshalb wird der gekreuzigte Messias auch als „das Lamm“ bezeichnet. Der Apostel Johannes schaut in seiner Offenbarung Jesus Christus als das siegreiche, verherrlichte Lamm Gottes im Himmel:

Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die 24 Ältesten vor dem Lamm nieder, und sie hatten jeder eine Harfe und eine goldene Schale voll Räucherwerk; das sind die Gebete der Heiligen. Und sie sangen ein neues Lied, indem sie sprachen: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft mit deinem Blut aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen, und hast uns zu Königen und Priestern gemacht für unseren Gott, und wir werden herrschen auf Erden. (Offenbarung 5,8-10)

 

Das Opfer des Sohnes geschah aus Liebe zu uns

Immer wieder bezeugt die Bibel: Das Opfer Jesu Christi am Kreuz geschah aus Liebe zu Dir und mir, zu allen Glaubenden und allen Menschen. Der Beweggrund für dieses gewaltige Opfer war die Liebe Gottes, des Vaters zu den gefallenen Menschengeschöpfen, und die Liebe des Sohnes zu den Seinen.

Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. (Johannes 3,16)

Darin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe – nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sünden. (1. Johannes 4,9-10)

Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. (Galater 2,20)

… und wandelt in der Liebe, gleichwie auch Christus uns geliebt und sich selbst für uns gegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, zu einem lieblichen Geruch für Gott. (Epheser 5,2)

Dieses Opfer brachte der Sohn Gottes freiwillig und bewußt dar:

Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und bin den Meinen bekannt, gleichwie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe. Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wieder nehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen. (Johannes 10,14-18)

 

Der Kaufpreis der Erlösung war das Blut Jesu Christi

Für viele ungläubige Menschen von heute ist der Gedanke, daß das Blut des gerechten Mittlers Jesus Christus für sie fließen mußte, ein Ärgernis; sie stoßen sich an der „primitiven Bluts- und Kreuzestheologie“ der Bibel und wünschen sich eine edlere, „ästhetischere“ Form der Errettung. Dahinter steht das humanistische Denken, nachdem der Mensch ja nicht so schlimm verdorben sein kann, sondern im Kern doch edel und gut sei. Man redet sich ein, Gott sei ja so großmütig und barmherzig, daß Er die Sünder auch ohne Kreuz, ohne das blutige Opfer Seines Sohnes begnadigen könnte.

Doch solche Leute verkennen den Ernst ihrer Sünden ebenso wie die unwandelbare Heiligkeit und Gerechtigkeit des ewigen Gottes, der niemals Sünde ohne Sühnung dahingehen lassen kann. Das würde Seinem ganzen Wesen widersprechen und den ganzen Kosmos ins Chaos stürzen. Nein, Gott muß darauf bestehen, daß jede Sünde bestraft und damit gesühnt wird. Im Alten Testament akzeptierte Gott den Tod stellvertretender Tieropfer, die rein und makellos sein mußten, um dem sündigenden Menschen Vergebung zu gewähren. Dabei spielte das Blut schon eine zentrale Rolle, und der HERR macht auch deutlich, warum:

Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu erwirken für eure Seelen. Denn das Blut ist es, das Sühnung erwirkt für die Seele. (3. Mose 17,11)

Das Leben des Menschen liegt also in seinem Blut, und das vergossene Blut, das von allen Opfern für Sünde auf den Altar Gottes gesprengt werden mußte, war das Zeichen, daß der Sühnepreis bezahlt war und deshalb der Sünder Vergebung erlangen konnte. Als der Messias als Erlöser auf die Erde kam, mußte Er wahrer Mensch werden und einen menschlichen Leib annehmen. Sein für uns vergossenes Blut war das von Gott festgesetzte Lösegeld, der Preis, der bezahlt werden mußte, damit der verlorenen Sünde Vergebung und Begnadigung vonseiten des gerechten Gottes empfangen konnte.

Der sündige Mensch kann durch keinerlei eigene Werke oder irgendeinen materiellen Kaufpreis von seinen Sünden freigekauft werden, sondern nur durch einen unendlich viel höheren Preis: durch das für Sünder vergossene Blut des einen vollkommenen und sündlosen Menschen Jesus Christus.

Denn ihr wißt ja, daß ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus, als eines makellosen und unbefleckten Lammes. (1. Petrus 1,18-19)

Nur das Blut dieses vollkommenen Opferlammes, dieses himmlischen Hohenpriesters und Mittlers kann Menschen von ihrer Sündenschuld wirklich reinwaschen. Das wird im Neuen Testament immer wieder betont und ist zentraler, unverzichtbarer Bestandteil von Gottes Rettungswerk:

(…) und fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung. (Hebräer 9,22)

Wenn ich gerettet werden will, muß ich glauben, daß Christus Sein Blut auch für mich und meine Sündenschuld am Kreuz vergossen hat und daß eben dieses Blut mich erlöst und reinwäscht. „Ihn (Christus) hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut“ (Römer 3,25). Wer dies nicht glauben mag und diesen Kaufpreis verschmäht, der hat keine Errettung in Ewigkeit, sondern wird einmal den Zorn Gottes erfahren, der alle Spötter und Verächter des Kreuzes treffen wird.

 

 

5. Die gewaltigen Auswirkungen des Kreuzestodes Jesu Christi

 

Das vergossene Blut des Erlösers am Holz des Kreuzes bedeutete ein weltenerschütterndes, einschneidendes, gewaltiges Ereignis in der Heilsgeschichte Gottes wie auch in der Geschichte der Menschheit. Mit dem Ruf „Es ist vollbracht!“ war das Werk des Retters, des heiligen Gottessohnes, der als der Sündlose und Gerechte sich für die Sünder und Ungerechten geopfert hatte, vollendet. In einem weiteren Sinne gehört zu seiner Vollendung natürlich auch Seine Auferstehung, Seine Aufnahme in den Himmel und die Darbringung Seines Blutes im himmlischen Allerheiligsten, doch diese Dinge wollen wir in der nächsten Betrachtung behandeln.

Der Opfertod des Sohnes Gottes am Kreuz bedeutete Sühnung, ewige Tilgung aller Sünden für die Menschen, die Jesus Christus künftig als Herrn und Erlöser im Glauben annehmen würden. Diese Errettung, die Vergebung der Sünden und Gerechtsprechung, war nunmehr nicht nur dem alten Bundesvolk Israel, sondern ausnahmslos allen Menschen zugänglich.

Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! (Johannes 1,29)

Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat. (Johannes 3,16-18)

Das vollkommene Sühnopfer des Herrn und Schöpfers der ganzen Welt reicht auch aus, um die Sünden aller Menschen völlig zu tilgen; doch diese Sündentilgung und Sühnung wird nur für den wirksam, der sich abkehrt von seinem Sündenleben und persönlich an den Herrn Jesus Christus glaubt. Auf allen anderen bleibt der Zorn Gottes. Nur Bekehrung und Glaube des einzelnen Menschen bringen ihn in den Genuß der Errettung; es gibt keine „Allversöhnung“, auch wenn die Versöhnung potentiell für alle ausreicht und niemanden ausschließt.

Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. (Johannes 3,36)

Auf der Grundlage der erfolgten Sühnung durch Jesus Christus kann und soll nun alle Welt die Botschaft hören, daß es in Christus eine ewige Errettung vor Sünde und Gericht gibt:

Da öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verstanden, und sprach zu ihnen: So steht es geschrieben, und so mußte der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen, und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon! (Lukas 24,45-48)

Doch die alleinige und unveränderliche Grundlage dieser Errettung ist das Kreuz, das vergossene Blut, der Opfertod des sündlosen Gottessohnes am Fluchholz. Nicht ein humanistischer „Christus“ als Lehrer und moralisches Vorbild rettet die Menschen, nicht ein gnostischer „Logos“-Christus, der angeblich durch „höhere Erkenntnis“ zu Gott führe, sondern ganz allein Christus, der für uns Gekreuzigte, das Opferlamm Gottes. Das war dem Apostel Paulus, dem großen Evangeliumsboten, zutiefst bewußt, und deshalb war seine Verkündigung radikal auf Christus, den Gekreuzigten konzentriert:

So bin auch ich, meine Brüder, als ich zu euch kam, nicht gekommen, um euch in hervorragender Rede oder Weisheit das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten. (1. Korinther 2,1-2)

Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. (1. Korinther 1,22-24)

Dem Vorbild des Apostels Paulus folgend, haben auch wir versucht, unseren Lesern Christus, den Gekreuzigten vor Augen zu stellen und groß zu machen. Als der Gekreuzigte und Auferstandene, als der lebendige Herr und Retter will uns Jesus Christus begegnen und uns, jeden einzelnen, zur Herzensumkehr und zum Glauben an Ihn rufen. Daß Er, der herrliche Sohn Gottes, am Kreuz für uns sündige Menschen starb, ist ein Anruf an jeden einzelnen Menschen, der auf Gottes Erde lebt.

Es ist ein Anruf zur Besinnung, zur Kehrtwende von einem eigenwillig und eigensüchtig gelebten Leben ohne Gott und Christus hin zu einem Leben, das im Glauben und in der gehorsamen Nachfolge des herrlichen Herrn und Retters geführt wird, den Gott gesandt hat, weil Er nicht will, daß Menschen verlorengehen. In Christus, dem Gekreuzigten, sehen wir die große, brennende Liebe Gottes zu Seinen irregegangenen Geschöpfen.

Gott will unsere Errettung; Er hat alles dafür getan. Er will, daß wir uns bekehren und leben – aber es liegt an jedem Einzelnen, Jesus Christus im Glauben zu ergreifen und Ihn als Herrn und Erlöser anzunehmen. Dann kann Gott auch von uns sagen:

Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie Schafe, die in die Irre gehen; jetzt aber habt ihr euch bekehrt zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen. (1. Petrus 2,24-25)

Glückselig ist jeder, der Jesus Christus, den Gekreuzigten, so erkannt und im Glauben angenommen hat.

 

 

 

Print Friendly, PDF & Email