Einleitung

 

Es ist heute so wichtig, daß wir den lebendigen, allein wahren Gott recht erkennen. Wir sollen in der Erkenntnis Gottes wachsen und zunehmen (Kol 1,10).

In unserer Zeit wird so viel Einseitiges, Verkehrtes und Verwirrendes über unseren Gott, den Gott der Bibel ausgesagt. Falsche Lehrer, opportunistische Prediger und wortgewandte Buchautoren verkündigen einen andersartigen, verfälschten Gott. Sie verkünden einen menschenangepaßten Gott, der scheinbar nur bedingungslose Liebe und Annahme für den Menschen hat, der kein Gericht übt und nicht heilig und gerecht ist.

Auch deshalb ist es gut, wenn wir uns immer wieder vor Augen halten, welches die wunderbaren Wesenseigenschaften unseres Gottes sind – die Eigenschaften des allein wahren, lebendigen Gottes, des Vaters unseres Herrn Jesus Christus, des Gottes, der sich in Seinem Wort geoffenbart hat.

Nun ist das ein Gegenstand, dem wir uns nur ehrfürchtig und demütig nähern können. Unser Gott ist so groß und herrlich, so wunderbar und ehrfurchtgebietend – wir können Sein Wesen nicht ausschöpfen, können Ihn nicht völlig erkennen, solange wir hier auf Erden sind. Auf der anderen Seite dürfen wir wissen, daß Gott sich klar geoffenbart hat in Seinem Wort. Aus der Heiligen Schrift dürfen wir unseren Gott zuverlässig erkennen, wenn auch unsere Erkenntnis aufgrund der Schwachheit unseres Fleisches immer annäherungsweise sein wird.

So wollen wir hier eine Eigenschaft unseres Gottes betrachten, die heute leicht unterbewertet oder mißverstanden wird: die Gerechtigkeit Gottes. Wir können diesen Gegenstand keinesfalls erschöpfend behandeln, sondern wollen nur anhand einiger Bibelworte uns diese wichtige und grundlegende Eigenschaft Gottes vor Augen stellen. Möge der Herr selbst unsere Betrachtung segnen und durch Seinen Geist bewirken, daß wir Ihn recht erkennen und lieben!

 

 

1. Gerechtigkeit als Wesenseigenschaft des wahren Gottes

 

Zunächst einmal müssen wir uns die Frage stellen: Was bedeutet „Gerechtigkeit“ nach der göttlichen Offenbarung der Bibel? Aus vielen verschiedenen Aussagen können wir entnehmen, daß die Bibel unter „Gerechtigkeit“ die Übereinstimmung mit dem absolut Guten, Wahren und Richtigen versteht, das heißt die Übereinstimmung mit den Gesetzen und Ordnungen Gottes, der die verbindliche Norm für diese Welt und für alle Lebewesen souverän setzt.

Gott ist absolut gut, vollkommen und wahrhaftig. Gott hat der Welt, die Er schuf, gute und richtige Ordnungen gegeben, nach denen sie zu Seiner Ehre existieren soll (vgl. Psalm 148,6). Wenn die Bibel sagt, daß Gott selbst gerecht ist, dann bedeutet das zunächst einmal, daß Er in vollkommener Weise gemäß Seiner eigenen Wesenseigenschaften und gemäß Seiner Ordnungen und Gesetze handelt und davon niemals und in nichts abweicht.

Er ist der Fels; vollkommen ist sein Tun; ja, alle seine Wege sind gerecht. Ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und aufrichtig ist er. (5. Mose 32,4)

Aber die Gerechtigkeit Gottes beinhaltet nicht nur eine Wesenshaltung und ein Handeln, das völlig in Übereinstimmung mit den eigenen Normen steht. In einer Schöpfung, die durch den Sündenfall von Gott abgewichen ist, bedeutet „Gerechtigkeit“ auch, daß Gott an Seinen Geschöpfen, an dieser Seiner Welt so handelt, daß Er Seine Normen, Gesetze und Ordnungen vollständig aufrechterhält und durchsetzt und jegliche Abweichung davon richtet. Der gerechte Gott wird jede Zuwiderhandlung gegen Seine guten Anweisungen ahnden und die angemessenen Konsequenzen folgen lassen.

Darum, ihr verständigen Männer, hört mir zu: Fern sei es von Gott, daß er gesetzlos handle, und von dem Allmächtigen, daß er Unrecht tue; sondern er vergilt dem Menschen nach seinem Handeln und läßt es jedem ergehen nach seinem Wandel. Ja wahrlich, Gott handelt nicht gesetzlos, und der Allmächtige beugt das Recht nicht! Wer hätte ihm die Erde unterstellt? Und wer hat den ganzen Erdkreis gegründet? (…) Könnte auch einer herrschen, der das Recht haßt? Oder willst du den Gerechten, den Mächtigen, schuldig sprechen? (Hiob 34,10-17)

Wenn wir diese göttliche Wesenseigenschaft betrachten und darüber nachdenken, dann müssen wir sagen, daß sie zutiefst gut und notwendig ist. Jeder Mensch wird von dem Schöpfer und der höchsten Autorität des Universums genau das erwarten, nämlich, daß er gerecht ist und konsequent in Übereinstimmung mit Seinen Normen und Ordnungen handelt. Alles andere wäre eines Herrschers unwürdig und würde Zerrüttung und Unordnung über das Gebiet seiner Herrschaft bringen (vgl. Psalm 89,5).

Dies sehen wir Menschen nur zu deutlich an unseren eigenen menschlichen Herrschern, die alle in gewissem Maß ungerecht sind. Sie regieren willkürlich, inkonsequent, im Widerspruch zu ihren eigenen Maßstäben, indem sie die einen richten und bestrafen, obwohl diese gar nicht objektiv gegen die Normen verstoßen haben, und anderseits bei sich selbst und ihren Günstlingen nicht einschreiten, obwohl die Gesetze übertreten wurden. All dies empfinden wir als schlimm und empörend; es untergräbt die Autorität derer, die so ungerecht regieren.

Es ist in gewisser Hinsicht ein großer Trost und eine wichtige Ermutigung für uns, daß wir aus der Heiligen Schrift wissen dürfen, daß unser Gott nicht willkürlich und launisch ist, nicht unberechenbar und heimtückisch, wie die Machtaber dieser Welt es oft sind. Gott wird niemals einen Menschen für etwas bestrafen, was dieser gar nicht getan hat; bei Gott wird der Unschuldige nicht schuldig gesprochen und der Schuldige nicht unschuldig. Aber auf der anderen Seite kann ein gerechter Gott, der über Seine Schöpfung herrscht, auch nicht dulden, daß auch nur eine einzige Sünde in seinem Herrschaftsbereich ungeahndet bleibt. Die Gerechtigkeit Gottes äußert sich auch in einem vollkommenen, gerechten Gericht über alle Seine Geschöpfe.

 

 

2. Die Gerechtigkeit Gottes und unsere Sündhaftigkeit

 

Und doch – wie erschreckend muß die Botschaft von dem heiligen, gerechten Gott, der ein gerechtes Gericht an allen Seine Geschöpfen übt, für jeden Menschen sein, wenn er sich ehrlich im Licht Gottes sieht!

Schon wenn wir nur die „relative Gerechtigkeit“ des Menschen in bezug auf sein eigenes Gewissen, seine persönlichen Maßstäbe betrachten, so muß jeder Mensch zugeben, daß er ungerecht ist, d. h. oftmals gegen sein eigenes Gewissen handelt bzw. seine eigenen Maßstäbe verletzt (vgl. Römerbrief 2,13-16).

Wie oft tun wir Dinge, von denen wir genau wissen, wir sollten sie nicht tun! Wie oft verurteilen wir andere wegen bestimmter unguter Handlungen, begehen diese aber selbst auch (vgl. Römer 2,1-3)! Und wie oft handeln wir gegenüber anderen nach strengen Maßstäben, wenn sie uns unsympathisch sind, aber nach lockeren Maßstäben, wenn sie uns sympathisch sind (vgl. Römer 2,11)! So ist jeder Mensch nach dem Verständnis der Bibel ungerecht, und wenn er ehrlich ist, muß er das schon aufgrund seiner eigenen, persönlichen Maßstäbe und seines natürlichen Gewissens zugeben.

Wieviel schlimmer jedoch ist unsere Lage, wenn wir unsere Gerechtigkeit im Lichte der heiligen Ordnungen und Maßstäbe Gottes untersuchen! Gemessen an Gottes unbestechlichem, heiligem, absoluten Maßstab der Gerechtigkeit müssen wir vollends den Bankrott anmelden. Weder in Gedanken oder Worten, geschweige denn in den Taten entsprechen wir den Ordnungen und Geboten, die der gerechte und heilige Gott für uns Menschen festgelegt hat.

Diese Ordnungen und Gebote sind nicht willkürlich; sie sind nicht ungerecht oder unberechtigt (vgl. Römer 7,7-13). Nein, solche Gebote wie „Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht lügen! Du sollst nicht morden! Du sollst nicht betrügen und andere übervorteilen! Du sollst dich nicht auf Kosten anderer bereichern! Du sollst deinem Nächsten Liebe und Güte erweisen, so wie du es dir selbst wünschst!“ – alle diese Gebote sind völlig berechtigt und notwendig.

Aber jeder Mensch muß bekennen, wenn er sich im Licht Gottes, nach den Maßstäben der Bibel selbst prüft, daß er ungerecht ist, daß er in vielen Punkten den heiligen, berechtigten Geboten und Ordnungen Gottes zuwidergehandelt hat. Jeder Mensch hat z. B. gelogen, und fast immer geschah die erste Lüge schon in früher Kindheit, und meist bestand sie in den Worten „Ich nicht“ („Ich habe es nicht getan; ich habe die Süßigkeit nicht weggegessen“ z.B.). Und seit der Kindheit haben sich in unserem Leben eine unüberschaubar große Zahl von Sünden und Übertretungen angehäuft; viele davon geschahen in Gedanken, die meisten haben wir wieder verdrängt – aber in Gottes unbestechlichen Gerichtsbüchern sind sie aufgezeichnet!

Schlimmer noch: nach den heiligen Maßstäben Gottes, wie sie der Herr Jesus in der „Bergpredigt“ offenbar gemacht hat, sind auch schon böse Gedanken, Haß im Herzen, ein begehrlicher Blick Sünde, ebenso alles, was wie Gutes zu tun versäumt haben (vgl. Jakobus 4,17:Wer nun Gutes zu tun weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde“.)

Wenn wir diesen Maßstab anlegen, dann wird unsere eigene Gerechtigkeit vollends zunichte gemacht. Viele Menschen mögen sich rühmen, daß sie keine schlimmeren Tatsünden begangen haben und manches in Menschenaugen „Gute“ vollbracht haben. Doch das unbestechliche, alles durchdringende Auge Gottes sieht, wieviel Stolz, Selbstgerechtigkeit, Suchen nach Ehre und eigenen Vorteilen im Verborgenen auch in unsere besten Taten mit hineingemischt sind.

Von daher können wir dem nur zustimmen, was die Bibel über unseren Zustand vor Gott sagt:

… wie geschrieben steht: »Es ist keiner gerecht, auch nicht einer; es ist keiner, der verständig ist, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, sie taugen alle zusammen nichts; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer! Ihre Kehle ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen betrügen sie; Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluchen und Bitterkeit, ihre Füße eilen, um Blut zu vergießen; Verwüstung und Elend bezeichnen ihre Bahn, und den Weg des Friedens kennen sie nicht. Es ist keine Gottesfurcht vor ihren Augen.« Wir wissen aber, daß das Gesetz alles, was es spricht, zu denen sagt, die unter dem Gesetz sind, damit jeder Mund verstopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei, weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden kann; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. (Römer 3,10-20)

Wie wahr ist das Bekenntnis, das wir in Jesaja 64,5 finden: „Wir sind ja allesamt geworden wie Unreine, und alle unsere Gerechtigkeit wie ein beflecktes Kleid. Wir sind alle verwelkt wie die Blätter, und unsere Sünden trugen uns fort wie der Wind“. Es ist auch von größter Wichtigkeit, daß wir in diesem Punkt ehrlich vor Gott sind, denn alles verharren in Selbstgerechtigkeit würde unsere Verurteilung nur noch schlimmer machen und uns zugleich von jenem Rettungsweg abschneiden, den Gott in Seiner Gnade für uns, die Ungerechten, bereitet hat.

 

 

3. Die Gerechtigkeit Gottes und unsere Errettung

 

Zunächst einmal muß uns die Botschaft der Bibel von dem gerechten Gott, der auch ein gerechter Richter über alle Menschen ist, zutiefst beunruhigen, ja erschrecken. Wenn wir noch bedenken, daß dieser Gott ja allwissend ist und in das Verborgenste unseres Herzens hineinsieht, das kein Mensch außer uns kennt, daß vor Ihm jede Sünde registriert ist, die Menschen schon längst vergessen haben; wenn wir ferner bedenken, und daß wir Seinem Gericht niemals entrinnen können, weder durch Flucht noch durch Lüge noch durch Bestechung, dann muß uns das niederschmettern.

 

Der gerechte Gott muß den ungerechten Sünder richten

Wir sind vor Gott schuldig geworden, haben Seine Anweisungen und strikten Richtlinien für unser Leben mißachtet. Wir stehen vor dem allmächtigen Gott als ein dreister Übertreter, als ein Frevler da, der Seine unendliche Heiligkeit und Majestät verletzt und angetastet hat. Und wir müssen erkennen, daß Gott aufgrund Seiner makellosen Gerechtigkeit geradezu dazu verpflichtet ist, meine Übertretungen gegen Ihn zu ahnden. Er kann sie gar nicht übersehen oder „Fünfe grade sein lassen“, ohne Seine eigene Gerechtigkeit und Heiligkeit aufzugeben, was Ihm unmöglich ist.

Alle unsere Ungerechtigkeiten und Verstöße gegen Seine Ordnungen sind vor Gott in Gerichtsbüchern genauestens protokolliert und klagen uns an, ja, sie fordern eine gerechte Bestrafung, und die kann nur unser Tod sein. So sagt es ja die Heilige Schrift: „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Römer 6,23). „An dem Tag, da du davon ißt, mußt du gewißlich sterben!“ (1. Mose 2,17).

Nun scheint manchen Menschen die Todesstrafe auf die Sünde eine schwere, zu schwere Konsequenz zu sein. Wir sind ja heute gründlich humanistisch umprogrammiert; die Sünde wird verharmlost, ernste Strafe darf nicht mehr sein; Totschlag und Vergewaltigung kostet bei uns nur noch ein paar Jährchen im Gefängnis. Doch wenn wir einmal in Ruhe darüber nachdenken, müssen wir zugeben, daß diese schmerzliche Konsequenz für unsere Sünden von Gott völlig zu recht verhängt wurde.

Der gerechte, heilige Gott hat dir und mir das Leben gegeben, hat uns als Geist, Seele und Leib erschaffen mit der klaren Zielvorgabe, daß wir unseren Schöpfergott, dem wir alles verdanken, von Herzen lieben und ehren und Ihm willig dienen sollen. Immer wieder finden wir diesen völlig berechtigten Anspruch Gottes an unser Leben in der Bibel ausgedrückt; wir wollen nur als ein Beispiel die Aussage aus 5. Mose 10,12-13 nehmen:

Und nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, von dir, als nur, daß du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, daß du in allen seinen Wegen wandelst und ihn liebst und dem HERRN, deinem Gott, dienst mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, indem du die Gebote des HERRN und seine Satzungen hältst, die ich dir heute gebiete, zum Besten für dich selbst?

Sind diese Erwartungen nicht völlig berechtigt? Gott hat uns Leib und Leben gegeben, damit wir Ihm damit gehorsam und in Liebe dienen. Ist es nicht völlig berechtigt, wenn Gott, nachdem wir diese Gnadengaben dazu mißbraucht haben, gegen unseren Wohltäter aufzubegehren und Seine Ordnungen zu brechen, uns Leib und Leben nimmt? Die ganze Schöpfung um uns herum existiert nur, um die Ordnungen und Gebote Gottes zu erfüllen. Wir dagegen, die höchsten und am meisten privilegierten Geschöpfe auf dieser Erde, mißbrauchen all das Gute, das unser Schöpfer uns gab, um Ihn zu beleidigen und der Sünde und dem Teufel zu dienen.

Wenn wir nun die geistliche Dimension der Sünde betrachten, dann ist es noch viel klarer und folgerichtiger, daß wir als sündige, rebellische Geschöpfe voller Eigensucht, Auflehnung, Unreinheit und Ungerechtigkeit aus der ewigen Gemeinschaft mit dem heiligen Gott ausgeschlossen bleiben müssen. In den Himmeln wird in der kommenden Weltzeit, wenn der Satan und seine Anhänger gerichtet sind, keinerlei Sünde und Unreinheit mehr geduldet werden.

In der Gegenwart des gerechten, heiligen Gottes kann kein Sünder sich aufhalten; er würde die Gerechtigkeit und Majestät Gottes beleidigen, aber er könnte es auch selbst gar nicht aushalten in der Gegenwart eines so reinen, heiligen und gerechten Wesens, wie es unser Gott ist. „Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ (Hebräer 10,31) „Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebräer 12,29).

Das Ende derer, die gegen Gott gesündigt haben und sich der todbringenden Rebellion des Satans angeschlossen haben, ist daher unvermeidlich das verzehrende Gerichtsfeuer der Hölle, des feurigen Pfuhls, der einzige Aufenthaltsort für alle Geschöpfe, die aus der Gemeinschaft mit dem gerechten Gott durch ihre Sünde ausgeschlossen sind und dort in der Ewigkeit ihre Strafe verbüßen müssen.

Die Ewigkeit, die als Heilsordnung und Heilszeit auf die Auflösung der jetzigen Himmel und der Erde folgt, ist nicht identisch mit unendlich langer Zeit, sondern ein Zustand jenseits der Zeit. Wer als Gerechter in die Ewigkeit eingeht, hat herrliche Gemeinschaft mit dem heiligen, gerechten Gott im neuen Himmel, im neuen Jerusalem. Wer als Ungerechter dort eingeht, dem bleibt als einziger Aufenthaltsort der feurige Pfuhl.

 

Der Rettungsweg der Gnade Gottes:
ein gerechter Stellvertreter stirbt für Sünder

Vom Standpunkt der Gerechtigkeit Gottes aus ist also unser Gericht, unsere rechtmäßige Verurteilung als Übertreter und Rebellen gegen Gott unvermeidlich. Sie ist eine höhere Notwendigkeit. Gott könnte nicht mehr der heilige, gerechte, allmächtige Regent sein, das ganze Universum würde zusammenbrechen, wenn unsere Sünde nicht ihre gerechte Bestrafung empfangen würde.

Doch da Gott nicht nur heilig und gerecht ist, sondern auch voller Barmherzigkeit, Liebe und Gnade, hat Er einen Weg gefunden, um den sündigen, ungerechten Menschen aus dem ewigen Verderben der Hölle herauszuretten. Diese Errettung mußte aber in völliger Übereinstimmung mit Gottes unwandelbarer Gerechtigkeit stehen. Keine Sünde eines Menschen durfte ungesühnt bleiben; Gottes tadellose Gerechtigkeit durfte nicht befleckt werden durch faule Kompromisse, durch Duldung der Sünde.

Der Weg, den unser gnädiger Gott fand, um uns Ungerechte zu rechtfertigen, d. h. zu Gerechten zu machen, ist so ungewöhnlich und gewaltig, so ernst und erschütternd, daß Worte ihn gar nicht zureichend beschreiben können. Wir finden diesen Rettungsweg Gottes in den berühmten Worten aus Römer 3,21-26 erklärt:

Jetzt aber ist außerhalb des Gesetzes die Gerechtigkeit Gottes offenbar gemacht worden, die von dem Gesetz und den Propheten bezeugt wird, nämlich die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, die zu allen und auf alle [kommt], die glauben. Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, so daß sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut, um seine Gerechtigkeit zu erweisen, weil er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor geschehen waren, als Gott Zurückhaltung übte, um seine Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit zu erweisen, damit er selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist.

Der Rettungsweg Gottes bestand darin, daß Gott Seinen eigenen Sohn, der, Ihm gleich, in der himmlischen Herrlichkeit wohnte, vom Himmel auf die Erde sandte und Ihn Mensch werden ließ, ein wahrer Mensch wie wir, der Anteil an Fleisch und Blut hatte, doch mit einem gewaltigen Unterschied: Als von Gott in der Jungfrau Maria erzeugter Mensch hatte der Herr Jesus Christus nicht die Sündennatur Adams und war frei von jeglicher Sünde. So konnte Er, der Herr über alles, der Erbe von allem, freiwillig unsere Schuld und Sünde auf sich nehmen.

Er war der einzige gerechte Mensch, der in allem Gottes Willen tat und alle Gerechtigkeit Gottes erfüllte. Und Er wurde für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch Ihn Gerechtigkeit empfingen, nachdem unsere Schuld durch Sein vergossenes Blut bezahlt war. „Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden.“ (2. Korinther 5,21) „Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden“ (Jesaja 53,5)

Der heilige, gerechte Gott hatte so den Weg gefunden, wie Er gerecht bleiben konnte und zugleich die Sünder, die umkehrten und an Christus glaubten, gerecht sprechen konnte: Gott rechnete alle unsere Sünden, die der ganzen Menschheit, Seinem Sohn zu, der sie als das Lamm Gottes am Kreuz getragen hat (Johannes 1,29; 1. Johannes 2,2; 1. Petrus 2,24; 3,18). Umgekehrt rechnet der heilige Gott nun jedem, der an Christus glaubt, alle makellose Gerechtigkeit Seines Sohnes zu. Dabei ist Gott gerecht, denn die Gerechtigkeit erfordert, daß für eine Übertretung nur einmal die gerechte Strafe vollzogen wird, und nicht zweimal. Weil Christus alle unsere Schuld durch Seinen Tod effektiv gesühnt und weggenommen hat, kann Gott uns nun freisprechen und ist dabei völlig gerecht.

Hierbei geht es um unsere Stellung in Christus; Gott hat alle, die an Christus glauben, mit Seinem Sohn einsgemacht – einsgemacht mit Seinem Kreuzestod und mit Seiner Auferstehung, so daß wir nun in Christus sind und Anteil an Ihm und allen geistlichen Gütern des Sohnes haben. Wohl findet sich bei uns noch Sünde und Ungerechtigkeit im Wandel aufgrund unseres Fleisches – aber Gott sieht uns in Christus, bekleidet mit Christi Gerechtigkeit, und behandelt uns um Christi willen als Gerechte und Heilige. Das ist die „Gerechtigkeit Gottes“ im zweiten Sinn, wie sie in Römer 3 uns begegnet – es ist die Gerechtigkeit, die Gott selbst in Christus uns bereitet hat und die Er uns aus Gnade aufgrund unseres Glaubens an Seinen Sohn verleiht. Wir sind durch Christus in die Stellung von Gerechten gebracht worden (Römer 5,19).

 

Wie der Sünder zum Gerechten wird: Errettung durch Glauben

Einen letzten Punkt in diesem wunderbaren Werk der Errettung und Gerechtmachung durch Gott wollen wir noch betrachten. Das Sühnopfer des Herrn Jesus Christus ist zwar in gewisser Weise für alle Menschen geschehen; es ist die Grundlage dafür, daß Gott erst einmal mit Seinem Gericht über die Sünder zuwartet und auf ein sofortiges Gericht verzichtet. Insofern bewirkt das Opfer des Lammes Gottes einen Aufschub des Gerichts für alle Menschen, so daß sie die Möglichkeit zur Umkehr haben (vgl. 2. Petrus 3,9).

Aber eine wirklich rettende, gerechtmachende Wirkung hat das vollkommene Sühnopfer des Herrn Jesus nur für diejenigen, die umkehren und Jesus Christus im Glauben als ihren Herrn und Erlöser annehmen. Nur durch diesen Schritt des Glaubens empfangen wir die Rechtfertigung (Gerechtsprechung) und damit die Gerechtigkeit, die von Gott kommt und vor Gott gilt. Diejenigen, welche nicht an Christus glauben, bleiben in ihren Sünden; bei ihnen wirkt sich das Sühnopfer Christi nicht zum Heil aus. Deshalb heißt es in Römer 3,25: „Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut“. In Römer 1,16-17 wird das nochmals bekräftigt:

Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen; denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben«.

Ohne persönlichen Glauben gibt es keine Rechtfertigung und auch keine Errettung. Die Allversöhnung ist ebenso eine Irrlehre, ein falsches Evangelium wie die Vorstellung, Menschen könnten aufgrund des Erlösungswerkes Christi bei Gott angenommen werden ohne persönlich an Christus zu glauben.

 

 

4. Die Gerechtigkeit Gottes und die zukünftigen Weltzeitalter

 

Zum Abschluß wollen wir noch betrachten, daß die Gerechtigkeit Gottes über unser jetziges Zeitalter hinaus gültig bleibt und in Gottes Ratschlüssen wirksam ist. Wie in Römer 3 schon angeführt, hat Gott in dieser und den vorhergehenden Heilszeiten darauf verzichtet, die Sünde der Menschen sofort und umfassend zu richten, und hat dieses Gericht auf die Zeit des Endes verschoben.

Wenn der Tag der Gnade, die Heilszeit der Gemeinde vollendet ist, wenn die Vollzahl der Heiden eingegangen ist und die Gemeinde der Gerechten zu Christus entrückt ist, dann beginnt ein anderer Tag, an dem die Gerechtigkeit Gottes in furchterregender Weise offenbar werden wird: der Tag des Gerichts, der große „Tag des Herrn“, den schon die Propheten des Alten Testaments ankündigten und der im 2. Thessalonicherbrief so eindrücklich behandelt wird.

Gott wird dann erst einmal die gottlosen Heidenvölker und die gottlose Mehrheit des Volkes Israel blutig richten durch große und schreckenerregende Gerichte, die im Buch der Offenbarung aufgeschrieben sind. Christus selbst wird als der Richter vom Himmel her geoffenbart werden, und Seine Brautgemeinde an seiner Seite (vgl. 2. Thessalonicher 1). Nach diesen Gerichten wird Gott mit dem bekehrten Überrest Israels und einem Überrest von bekehrten aus den Heidenvölkern einen Neuanfang machen: sie werden eingehen in das tausendjährige Friedensreich des Messias. In diesem Friedensreich wird die Gerechtigkeit Gottes schon in einem sehr weitgehenden Sinn regieren:

Die Mehrung der Herrschaft und des Friedens wird kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, daß er es gründe und festige mit Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun! (Jesaja 9,6)

In jenen Tagen und zu jener Zeit will ich dem David einen Sproß der Gerechtigkeit hervorsprießen lassen, und er wird Recht und Gerechtigkeit schaffen auf Erden. (Jeremia 33,15)

Und er [der Messias] wird sein Wohlgefallen haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht nach dem Augenschein richten, noch nach dem Hörensagen Recht sprechen, sondern er wird die Armen mit Gerechtigkeit richten und den Elenden im Land ein unparteiisches Urteil sprechen. Er wird die Erde mit dem Stab seines Mundes schlagen und den Gesetzlosen mit dem Hauch seiner Lippen töten. Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und Wahrheit der Gurt seiner Hüften. (Jesaja 11,3-5)

Dennoch ist damit Gottes Handeln in Gerechtigkeit noch nicht abgeschlossen. Noch immer gibt es im messianischen Friedensreich Sünde, Krankheit und Tod, wenn auch abgemildert. Gott ruht nicht länger, bis Er Seine Ratschlüsse vollendet und die Sünde völlig gerichtet und vertilgt hat, was in dem großen Endgericht nach der abermaligen Rebellion des Satans geschehen wird.

Danach wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, in denen es weder Sünde noch Krankheit noch Tod geben wird: „Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petrus 3,13). Dann erst wird die Gerechtigkeit Gottes alles erfüllen und die Sünde keinen Platz mehr haben; dann wird Gott alles in allen sein (1. Korinther 15,28).

 

 

Veröffentlicht auf www.das-wort-der-wahrheit.de im Mai 2011

© Rudolf Ebertshäuser Kopieren und Verbreiten erlaubt

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