Die allermeisten evangelikalen Verlage sind kommerziell geführte Unternehmen, die Gewinn erwirtschaften wollen und müssen und die in vielem den Spielregeln unseres kapitalistisch ausgerichteten Wirtschaftssystems folgen. Die zunehmende Beschlagnahmung auch christlicher Leser durch Internet und Smartphones führt neben anderen Faktoren dazu, daß es immer schwieriger wird, auf dem christlichen Buchmarkt profitabel zu arbeiten. Es werden tendenziell weniger Bücher verkauft und noch weniger gelesen.

Es ist daher auch wirtschaftlich bedingt, daß es in der evangelikalen Verlagsszene immer wieder zu Aufkäufen kleinerer, unabhängiger Verlag durch größere kommt. Dennoch ist diese Tendenz geistlich ausgesprochen bedenklich, weil dadurch immer weniger Verleger einen immer größeren Einfluß darauf bekommen, was christliche Leser in Deutschland überhaupt noch lesen können. Und es ist ja offenkundig, daß der Segen Gottes, an dem alles gelegen ist, nicht mehr auf den vielen modern-verweltlicht ausgerichteten Verlagsprogrammen liegen kann. Also nimmt man Zuflucht zu weltlichen Methoden, inklusive dem „Heilmittel“ Fusion.

Die größte Marktmacht im deutschen evangelikalen Verlagswesen hat schon länger die Stiftung Christliche Medien (SCM), die aus den Gewinnen des erfolgreichen deutschen Unternehmers Friedhelm Loh (u.a. Fa. Rittal) finanziert wird. Schon 2010 bezeichnete sich SCM als größte evangelikale Verlagsgruppe. Nun hat SCM eine ziemlich aufsehenerregende Übernahme vollzogen: zum 1. Juli erwarb man die Verlage Gerth Medien und adeo von der weltlichen Verlagsgruppe Bertelsmann/Random House. Damit hat sich die dominierende Stellung von SCM auf dem evangelikalen Medienmarkt noch einmal beträchtlich verstärkt, denn Gerth Medien hat seinerseits eine relativ gewichtige Stellung auf diesem Markt gehabt.

Geistlich gesehen gibt es wenig Unterschiede zwischen Gerth Medien und SCM; beide haben sich dem Haupttrend liberal-evangelikaler Erfolgsliteratur verschrieben – Psycho-Lebenshilfe, Romane, oberflächliche, geistlich irreführende Kost, überwiegend übersetzt von amerikanischen Erfolgstiteln, bilden einen großen Bestandteil des Programms. Durch die Übernahme wird der Einfluß dieser Art von modern-evangelikaler Verführungsliteratur im christlichen Buchhandel voraussichtlich weiter steigen.

Ebenfalls gewisses Aufsehen erregte eine weitere Verlagsübernahme: Zum 1. Juli 2016 übernahm der Brunnen Verlag Basel, der früher eher konservativ-evangelikal ausgerichtet war, die ausgeprägt charismatischen Verlage Asaph AG Schweiz und Asaph GmbH Lüdenscheid. Unter dem Verlagsnamen Fontis werden die beiden charismatischen Verlage weiter arbeiten.

Diese Fusion zeigt, wie sehr der Kurs der Chrischona International, die Inhaber des Brunnen/Fontis Verlages ist, sich in die liberal-ökumenisch-charismatische Richtung entwickelt hat. Dazu paßt der seit 2012 eingesetzte neue Verlagsleiter, Dr. Dominik Klenk. Der ehemalige Prior der ökumenischen Kommunität „Offensive Junger Christen“ (OJC) hat die Anpassung des Verlagsprogramms an den neu-evangelikalen Zeitgeist entschlossen vorangetrieben. Daß damit jeder Bezug zu der geistlichen Ausrichtung der alten Chrischona unter Spittler und Rappard ausgetilgt wird, stört die „Neuerer“ sicherlich nicht.

Angesichts des geistlichen Abwärtstrends und der Machtkonzentration im evangelikalen Verlagswesen ist es umso wichtiger, daß bibeltreue Christen bewußt die kleinen, unabhängigen bibeltreuen Verlage und Versandbuchhandlungen stärken, die es noch wagen, biblisch fundierte und kritische Buchtitel gegen die irreführende Hauptströmung zu publizieren. Für diese Verlage sollten wir auch immer wieder beten, denn ihr Dienst ist ein geistlicher Dienst und bedeutet heute verstärkt auch geistlichen Kampf gegen den Widerstand des Feindes (vgl. Eph 6,10-18).
 
Quelle: „SCM baut evangelikale Medienmacht aus“; „Pietistischer und charismatischer Verlag fusionieren“, in: TOPIC Nr. 7 / Juli 2016, S. 1-2; Wikipedia dt.: „Stiftung Christliche Medien“: https://www.fontis-verlag.com/ueber-uns/.
 

Rudolf Ebertshäuser   das-wort-der-wahrheit.de      13. 10. 2016

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