Die Bücher von Sarah Young zählen zu den absoluten Spitzenreitern auf dem deutschen christlichen Buchmarkt. Immer wieder finden sich Bücher wie Ich bin bei Dir, Immer bei Dir oder Komm zu mir auf den Bestsellerlisten, die IdeaSpektrum beim christlichen Buchhandel ermittelt. Vor allem junge Frauen sind von diesen Büchern begeistert, in denen angeblich „Jesus“ direkt zum Leser spricht.
Nur wenige der Leser scheinen sich Gedanken zu machen, woher diese Botschaften denn wirklich kommen, die so schön zu ihrer Seele reden und so wohltuend klingen. Wir wollen hier etwas genauer untersuchen, aus welcher Quelle diese „Botschaften“ kommen, die die Missionarin Sarah Young niederschrieb. Wir wollen dies tun, weil Gottes Wort uns zu einer Prüfung der Geister ausdrücklich auffordert:
Die hier angeführten Zitate aus dem „Andachtsbuch“ Sarah Youngs sind nach den Tagesandachten zitiert; die Zitate wurden alle von mir aus dem amerikanischen Original (1. Auflage 2008) übersetzt; der Wortlaut kann in der deutschen Übersetzung (Titel: Ich bin bei Dir) u.U. abweichen. Unterstreichungen sind überall von mir eingefügt; kursive Passagen sind auch im Original kursiv und sollen den Bezug zu Bibelworten andeuten.
1. Sarah Young und ihre „Jesus-Botschaften“
In dem ausführlichen Vorwort zur ersten Ausgabe ihres ersten Andachtsbuches Jesus Calling von 2008 schreibt Sarah Young darüber, wie sie zu diesem Buch kam (die deutsche Ausgabe hat den Titel: Ich bin bei dir. 366 Liebesbriefe von Jesus). Ihre Aussagen sind sehr aufschlußreich – so aufschlußreich, daß sie in späteren Nachauflagen einige zu offenherzige Passagen einfach wegließ. Wir erfahren nichts über eine biblische Bekehrung von Young; sie schildert ein mystisches Erlebnis, das sie in der Schweiz hatte (ich übersetze direkt aus der englischen Ausgabe):
Diese „Erfahrung der Gegenwart Gottes“, wie es Young nennt, steht nicht in Übereinstimmung mit dem, was die Bibel über unser Glaubensleben als Kinder Gottes sagt. Es ist eine klassische mystische Geisterfahrung. Sie wurde aufgegriffen von katholischen Mystikern, besonders ein „Bruder Lorenz von der Auferstehung“, der im 17. Jahrhundert ein Buch über die mystische „Übung der Gegenwart Gottes“ verfaßte. Auch charismatische Verführungslehren und Praktiken wie „geistliche Kriegsführung“ und „Visualisierung“ spielten bei Young eine Rolle, die später einen Missionar heiratete und u.a. in Australien arbeitete:
Unsere miteinander verbundenen Dienste machten in unsere Familie eine intensive geistliche Kriegsführung nötig, und ich betete jeden Morgen um Schutz. Eines Morgens visualisierte ich beim Gebet Gott, wie er jeden von uns beschützte. Ich stellte mir erst unsere Tochter vor, dann unseren Sohn, und dann Steve, wie er von Gottes schützender Gegenwart umgeben war, das wie ein goldenes Licht aussah. Als ich für mich selbst betete, war ich plötzlich in strahlendes Licht und tiefen Frieden eingehüllt. Ich verlor jedes Zeitgefühl, als ich Gottes Gegenwart auf diese machtvolle Weise erlebte.
Ein weiterer Schritt hin zu fragwürdigen Geisteseinflüssen war die Lektüre des Buches God Calling (dt. „Hier spricht Gott“), in dem zwei anonyme Frauen die „Botschaften“ weitergaben, die sie angeblich im stillen „Hören auf Gott“ empfangen hatten. Young erzählt: „Dieses kleine Taschenbuch wurde (…) ein Schatz für mich. Es paßte bemerkenswert gut zu meinem Verlangen, in der Gegenwart Jesu zu leben“. Doch dieses Buch entstammt dem New Age und enthält gefälschte Geisterbotschaften in der ersten Person, die den esoterischen Frauen in Zeiten der Meditation angeblich eingegeben wurden.
Tatsächlich empfing Young bald danach die ersten Botschaften, die sie „innerlich hörte“ und dann niederschrieb. Young gesteht in Worten zu, daß diese „Botschaften“ nicht wie die Worte der Bibel behandelt werden können: „Ich wußte, daß diese Aufschriebe nicht inspiriert waren wie die Schrift, aber sie halfen mir, näher zu Gott zu wachsen“. Auf der anderen Seite behauptet sie in Übereinstimmung mit charismatischen und mystischen Irrtümern: „Ich glaube auch, daß Er immer noch zu denen spricht, die auf Ihn hören“ und verweist dabei auf Johannes 10,27: „Meine Schafe hören meine Stimme“.
Young rechtfertigt dann die Veröffentlichung ihrer privaten Aufzeichnungen:
Diese Gewohnheit, auf Gott zu hören, hat meine intime Nähe zu Gott mehr als irgendeine andere geistliche Übung verstärkt; deshalb möchte ich einige der Botschaften weitergeben, die ich empfangen habe. Es scheint, daß Leute in vielen Teilen der Welt nach einer tieferen Erfahrung der Gegenwart und des Friedens Jesu suchen. Die folgenden Botschaften beantworten dieses empfundene Bedürfnis. Natürlich ist die Bibel das einzige irrtumslose Wort Gottes; meine Niederschriften müssen mit diesem unveränderlichen Maßstab übereinstimmen. Ich habe sie aus der Sicht von Jesus geschrieben, d.h. die erste Person Einzahl (Ich, Mir, meiner) bezieht sich immer auf Christus. „Du“ bezieht sich auf Sie, den Leser; die Perspektive ist also die, daß Jesus zu Ihnen spricht.
Die Faszination des „redenden Jesus“
Hierin liegt genau die faszinierende Anziehungskraft, welche die Bücher von Sarah Young auf ihre meist weibliche Leserschaft ausüben. Die in der Ich-Form geschriebenen Botschaften eines Geistwesens namens „Jesus“ erwecken den Anschein einer Unmittelbarkeit und Intimität, die die Leserinnen und Lesern in ihrem Glaubensleben scheinbar vermissen. Dieser „Jesus“ spricht zu ihnen so persönlich und nahe, wie dies scheinbar in der Heiligen Schrift nicht der Fall ist.
Ähnlich wie viele andere Mystiker und Charismatiker sichert sich Young gegen bibeltreue Bedenken scheinbar ab, indem sie einräumt, daß ihre Niederschriften nicht mit der Heiligen Schrift gleichzustellen seien. Auf der anderen Seite behauptet sie, Jesus Christus würde heute noch in vernehmbarer Stimme zu einzelnen auserwählten Gläubigen reden; sie hält also daran fest, daß diese Botschaften von dem Herrn Jesus Christus der Bibel stammten.
Doch ist diese Behauptung glaubwürdig? Sicherlich gibt es Hunderttausende von Lesern, die Young das gerne und unbekümmert abnehmen, die so angetan sind von den süßen Botschaften dieses „Jesus“, daß sie immer wieder neue Nachfolgebücher kaufen und das Buch auch anderen als „Geheimtip“ empfehlen. Und spricht nicht das von Young angeführte Wort unseres Herrn ebenfalls dafür, daß es solch ein direktes Reden geben könnte? Doch die bibeltreuen Gläubigen haben dieses Wort alle im bildlichen Sinn verstanden: Sie bezeugten, daß der Herr Jesus, ihr guter Hirte, durch Sein Wort, die Bibel, immer wieder zu ihnen spricht und sie in Seinem niedergeschriebenen, ein für allemal überlieferten Schriftwort die Stimme des Herrn hören konnten.
Es gibt mindestens vier Gründe, weshalb dieses Geistwesen, das zu Young sprach und ihr „Botschaften“ übermittelte, nicht der biblische, echte Herr Jesus Christus war:
1. Gottes Wort macht deutlich, daß die Zeiten, als der Herr so unmittelbar zu Menschen redete, vorbei sind.
Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. (Hebr 1,1-2)
Hier wird ausgesagt, daß Gott durch den Sohn geredet hat (Perfekt), daß dies eine vergangene, abgeschlossene Handlung ist, die aber Bedeutung auch für die Gegenwart hat. Gott redete durch den Sohn, als der Herr als Mensch auf der Erde weilte; dieses Reden finden wir in den vier Evangelien. Gott redete ebenfalls durch den Sohn, als der erhöhte Christus durch die Apostel und Propheten die übrigen Schriften des Neuen Testaments niederschreiben ließ. Aber mit dem Abschluß des Neuen Testaments hat das unmittelbare Offenbarungsreden Gottes durch den Sohn aufgehört. Gott redet zu uns durch Sein ein für allemal überliefertes Wort, wenn wir es Lesen und der Heilige Geist es uns aufschließt und auf unsere Lebenssituation anwendet. Das wird auch bestätigt durch das Wort des Herrn an die Jünger, als er sie auf Seinen Abschied vorbereitete:
Dies habe ich zu euch gesprochen, während ich noch bei euch bin; der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. (Joh 14,25-26)
Hier wird nicht davon gesprochen, daß Christus unmittelbar zu den Jüngern nach Seiner Himmelfahrt weitere reden würde, sondern der Geist Gottes würde sie lehren und erinnern. Auf die Situation der Gläubigen späterer Zeiten angewandt bedeutet das, daß Christus nicht unmittelbar zu ihnen reden würde, sondern daß der Heilige Geist die niedergeschriebenen Worte Jesu Christi benutzen würde, um die Gläubigen zu lehren und zu leiten. In gerade demselben Sinn sagt Er unmittelbar danach: „Ich werde nicht mehr viel mit euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt, und in mir hat er nichts“ (Joh 14,30). Sein direktes Reden würde also mit Seiner Himmelfahrt beendet sein.
Auch Seine Abschiedsworte in Matthäus 28 weisen darauf hin, daß Sein Reden mit Seiner Himmelfahrt beendet sein würde: „… und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit!“ (Mt 28,20). Christus würde den späteren Generationen Seiner Jünger nicht immer wieder neue Offenbarungen geben, sondern die Jünger sollten die nachfolgenden Generationen von Gläubigen alles lehren, was der Herr ihnen in Seinen Erdentagen befohlen hatte. Der Herr würde bei ihnen sein, aber nicht als ständig redender Begleiter; sondern unsichtbar durch den Heiligen Geist, der in den Gläubigen Wohnung nehmen würde.
2. Die Botschaften wurden unter Umständen empfangen, die auf spiritistische Mystik hindeuten und nicht auf biblischen Glauben.
Young gibt nirgends von einer biblischen Bekehrung und Wedergeburt Zeugnis. Das oben geschilderte mystische „Bekehrungserlebnis“ in der Schweiz enthält keine Züge einer biblischen Bekehrung. Weder gab es bei Young eine Überführung von ihrer eigenen Sündhaftigkeit und Verlorenheit vor einem heiligen Gott, noch finden wir ein Zeugnis, daß das Bibelwort, das Wort des Evangeliums sie von dem vollkommenen Sühnopfer des Herrn Jesus überzeugt hätte, noch sehen wir eine biblische Buße und Ganzhingabe an Christus.
Stattdessen finden wir ein spiritistisch anmutendes Erlebnis einer unbestimmten Wärme und Geistesgegenwart. Die unangemessene Intimität der spontanen Äußerung von Young „Süßer Jesus“ ist eher ein Hinweis auf eine mystische Irreführung als auf biblisches Geisteswirken. Solche fleischlich-emotionale Gefühlsduselei finden wir bei katholischen Mystikerinnen. Es ist bezeichnend, daß jedes Element der Ehrfurcht vor dem heiligen Herrn fehlt, der auch stets nur als „Jesus“ angeredet wird, nicht als „Herr“, wie es doch der Geist Gottes bewirkt (vgl. 1Kor 12,3).
Das zweite mystische Erlebnis, während sie „Gottes Schutz visualisierte“, beweist, daß Young, bevor sie die „Botschaften“ ihrer Bücher empfing, bereits in gefährliche charismatische und spiritistische Praktiken verwickelt war, die magischen Charakter tragen. „Visualisierung“ bedeutet die aktive, gelenkte Gedankenvorstellung, mit der der Mensch Geistwesen dazu bringen will, bestimmte Dinge zu tun. Das ist eine uralte schamanische und magische Technik, die mit biblischem Glauben nichts zu tun hat, sondern in schärfstem Widerspruch dazu steht. Aber diese magischen Gedankentechniken erleben in der heutigen Charismatik wie auch in mystischen Zirkeln der Evangelikalen eine Renaissance.
Die Erfahrung der „schützenden Gegenwart“ war also mit Sicherheit eine gefälschte spiritistisch verursachte trügerische Erfahrung, die mit dem Gott der Bibel nichts zu tun hat. Doch diese trügerische „Erfahrung der Gegenwart“ (im englischen Original „Presence“) war offenkundig der Schlüssel zu den späteren mystischen Erlebnissen der „Gegenwart“ des falschen „Jesus“, die ihr ganzes Buch durchziehen.
Der Umstand, daß ein ausgesprochen spiritistisches Buch mit New-Age-Hintergrund Young unmittelbar zum Empfang von „Botschaften von Gott“ inspiriert hat, sollte jeden nüchternen Christen ebenfalls warnen. Young hat den Titel ihres ersten großen Bucherfolges Jesus Calling („Hier spricht Jesus“) direkt an den Titel des New Age-Buches God Calling („Hier spricht Gott“) angelehnt. Die Art, wie Young ihre angeblichen „Botschaften“ empfangen hat, entspricht dem „Channeling“, dem Botschaftsempfang spiritistischer Schreibmedien, die sich zuerst meditativ in einen passiven, entspannten Geisteszustand bringen, bevor sie „hören“ können, was die Geister ihnen sagen.
Genau in denselben passiv-entspannten, offenen Geisteszustand will der falsche „Jesus“ auch seine Leser bringen, damit sie auch „hören“ können:
Entspanne in meiner heilenden Gegenwart (…) Laß das Licht Meiner Gegenwart Dich durchdringen, während du deine Gedanken auf mich konzentrierst (2. Januar)
Sitze ruhig in Meiner Gegenwart, während Ich dich segne. Mache dein Bewußtsein wie einen stillen Wasserteich, bereit, alle Gedanken zu empfangen, die ich hineinfallen lasse. (5. August)
3. Der Herr warnt ausdrücklich vor Verführern, die behaupten, daß Christus durch sie spricht
Der falsche „Jesus“ der Sarah Young sagt einmal „Ich bin Christus in dir, die Hoffnung der Herrlichkeit“. Diese Behauptung „Ich bin Christus“ erinnert uns an die Warnung unseres Herrn vor Verführern, die genau das behaupten werden:
Das kann sich auf falsche Messiasse beziehen, die unmittelbar behaupten, sie seien der echte Messias. Aber wenn das viele sein werden, die noch dazu unter dem Namen Jesu Christi auftreten, dann liegt auch die Deutung nahe, daß es hier um falsche Propheten geht, die beanspruchen, daß Christus in der Ich-Form durch sie spricht – so wie dies in der Geschichte der Gemeinde oftmals der Fall war, nicht zuletzt in der Pfingst- und Charismatischen Bewegung. Genau dies geschieht aber auch in Sarah Youngs Büchern! Unser Herr spricht aber das letzte Mal in der Ich-Form im Buch der Offenbarung, und Er warnt dort ausdrücklich, daß jeder, der zu dieser letzten und höchsten Prophetenoffenbarung etwas hinzufügt, dem Gericht verfallen ist (Offb 22,16-22)!
4. Der Inhalt der Botschaften stimmt nicht mit der Lehre des Neuen Testaments überein, sondern enthält mystische Verfälschungen und einen ungesunden, schwärmerischen Glauben, der vom Schauen und Spüren lebt.
Wenn Young sagt, daß sie selbst davon ausgeht, daß die Inhalte ihrer „Jesus-Botschaften“ der Heiligen Schrift entsprechen müssen, dann erfüllt sie diesen Maßstab in keiner Weise. Daß so wenige Leser dies merken, ist ein beunruhigendes Symptom für eine schlimme Unwissenheit in bezug auf die Lehre der Heiligen Schrift. Wir wollen im nächsten Abschnitt einige wesentliche Punkte benennen, in denen Youngs Buch eine völlig unbiblische, von Mystik und heidnischen religiösen Vorstellungen geprägte Botschaft weitergibt, die die Leser ernstlich in die Irre führt.
2. Irreführende Inhalte in dem Andachtsbuch Jesus Calling / Ich bin bei Dir
Wir wollen im folgenden einige Beispiele für Aussagen anführen, die der „Jesus“ von Sarah Young ihr eingab und die klar im Widerspruch zur Heiligen Schrift stehen und die Leser verführen. Die Übereinstimmung mit der heiligen Schrift sollte ja für jeden gläubigen Christen der Maßstab zur Prüfung alles dessen sein, was er hört oder liest. Wir sollen ja nach Gottes ausdrücklichem Willen alles prüfen und nur das Gute behalten (vgl. 1Thess 5,21). Young selbst sagt, wie schon erwähnt, in ihrem Vorwort, daß sie überzeugt ist, alle ihre Botschaften stünden in Übereinstimmung mit der Bibel. Doch das erweist sich bei näherem Hinsehen als Selbsttäuschung.
Das Faszinierende und für die Leser Attraktive an Youngs Botschaften ist ja gerade, das der „Jesus“, der sich Young angeblich offenbarte, in der Ich-Rede ganz persönlich auch zum Leser zu sprechen scheint. Streng genommen behauptet Young ja nur, er spreche zu ihr selbst; aber indem sie diese Botschaften einem Millionenpublikum weitergibt, macht sie sich gleichsam zu einer Prophetin und behauptet, die von ihr empfangenen Botschaften würden für alle Leser gelten. Damit entsteht der Anschein einer erhebenden Unmittelbarkeit; die Leser können sich fühlen wie ein Apostel Paulus, dem der Herr persönlich erschien und direkt zu ihm redete.
a) Das zentrale Thema der mystischen „Gegenwart“
Der durchgängige, alles prägende rote Faden der 366 Botschaften, die Young zusammengestellt hat, ist die bestimmende Rolle der „Gegenwart“ des auftretenden „Jesus“ im Frömmigkeitsleben, das Young ihren Lesern nahelegt. Mindestens 377 Mal spricht die „Jesusgestalt“ Youngs von „Meiner Gegenwart“ (im Original „My Presence“, wobei das durchgängig verwendete große „M“ suggerieren soll, hier handele es sich um göttliche Gegenwart).
Diese „Gegenwart“ wird als geheimnisvolle, erfahrbare Präsenz dargestellt, die in Übereinstimmung mit den geschilderten mystischen Erlebnissen Youngs steht; sie wird als „strahlendes Licht“ geschildert, das den Hörenden umgibt, und auch als „Wärme“. Diese „Gegenwart“ umgibt die Hörenden, sie tauchen darin ein, sie durchströmt sie. Aus dieser fühlbaren „Gegenwart“ redet der „Jesus“ Youngs innerlich zu den Hörenden und vermittelt ihnen Gefühle wie Frieden, Geborgenheit, Freude. Diese fühlbare mystische „Gegenwart“ wird zu einem Ersatz für die unsichtbare Person des Herrn Jesus Christus.
Der Geist, der zu Young spricht, erweckt den Eindruck, er sei identisch mit dem verherrlichten Sohn Gottes, an den alle Christen glauben. Doch das ist eine üble Täuschung; es handelt sich hier um einen falschen, betrügerischen Geist. Der Satan verstellt sich heute mehr denn je als Engel des Lichts (vgl. 2Kor 11,14), und diese „Jesusgestalt“ sucht die Liebe und Anbetung der Christen auf sich zu ziehen statt auf den wahren Herrn, der nicht auf diese betrügerische mystische Weise erfahrbar ist.
Die mystische „Übung der Gegenwart Gottes“
Einige Beispiele für dieses mystisch-spiritistische Verständnis von „Gegenwart“ seien genannt:
Behutsam kündige Ich Meine Gegenwart an. Schimmernde, strahlende Farben klopfen sanft bei deinem Bewußtsein an und suchen Eingang. Obwohl ich alle Macht im Himmel und auf Erden habe, gehe ich unendlich zärtlich mit dir um. Laß deine Schwachheit eine Tür zu Meiner Gegenwart sein. (8. Januar)
Dieser starke Akzent auf die „Gegenwart“ eines mystischen „Jesus“ ist nichts Neues und keineswegs eine Erfindung von Young. Das Buch enthält vielmehr Anleitungen zu einer uralten mystischen Praxis, die im Rahmen der evangelikalen „neuen Spiritualität“ (Richard Foster u.a.) sowie unter vielen Charismatikern neu entdeckt wurde: die katholisch-mystische Übung der Gegenwart Gottes, wie sie besonders durch die Schriften des Mystikers „Lorenz von der Auferstehung“ geschildert wurden.
In direktem Anklang an die inzwischen wieder sehr populären Schriften des „Bruders Lorenz“ spricht der falsche „Jesus“ von Young über diese mystische Übung als über eine Disziplin, die es zu erlernen gilt (im Engl. „Practising the Presence“) und empfiehlt sie den Lesern:
Die Übung, in Meiner Gegenwart still zu sein, ist beinahe eine verlorengegangene Kunst, doch gerade diese Stille ermöglicht es dir, meine ewige Liebe zu erfahren. (1. Dezember)
Der trügerische Geist, der die Symptome einer angeblichen „göttlichen Gegenwart“ hervorruft, fordert seine Anhänger zur völligen Öffnung für sich auf, zu einer Ergebung, die alle Vorbehalte und Verstandeskontrolle fallenläßt, verbunden mit körperlicher Entspannung und Stille. Das ist typisch auch für den charismatischen Verführungsgeist:
Öffne dich völlig Meiner umgestaltenden Gegenwart. Laß Mein strahlendes Liebeslicht verborgene Ängste suchen und zerstören. Dieser Prozeß benötigt Zeit, während Meine Liebe in dein innerstes Wesen eindringt und es erfüllt. (28. Juni)
Die mystische Übung der „Gegenwart“ soll schon gleich am Morgen begonnen werden und erfordert beträchtliche Disziplin; sie soll möglichst oft am Tag wiederholt werden und idealerweise dazu führen, daß der Meditierende ständig dieses Empfinden der mystischen „Gegenwart“ hat. Dabei werden Mantra-ähnliche Techniken wie das ständige Flüstern des Namens „Jesus“ empfohlen:
Wenn du morgens aus dem Bett kommst, sei dir Meiner Gegenwart bei dir bewußt. (…) Lade mich in deine Gedanken ein, indem du Meinen Namen flüsterst. Plötzlich wird dein Tag hell und fühlt sich benutzerfreundlicher (!!) an. Du kannst nicht einen Tag fürchten, der energiegeladen mit Meiner Gegenwart ist. (29. Juli)
Charismatische und mystische Irrtümer in den Botschaften
Der falsche „Jesus“ verfälscht Bibelworte, indem er die mystische Formel der „Gegenwart“ an die Stelle setzt, wo eigentlich die Person des wahren Gottes bzw. des Wortes Gottes stehen:
Ich werde dir zeigen, wie du deine Zeit und Kraft verwenden sollst. Mein Wort ist eine Leuchte für deine Füße; Meine Gegenwart ist ein Licht für deinen Weg. (10. August)
Das Ergebnis ist dann, daß der „Glaube“ und die „Sicherheit“ der mystischen Jünger nur noch auf dem Spüren und Erleben der falschgeistigen „Gegenwart“ beruht anstatt auf dem Wort Gottes! Und wenn die Bibel sagt, daß das WORT das Licht auf unserem Weg ist, so macht der trügerische Geist daraus die mystischen Eingebungen und inneren Stimmen der „Gegenwart“!
Genieße die Wärme Meiner Gegenwart, die auf dich scheint. Fühle, wie Dein Gesicht prickelt, während du dich in meinem Liebeslicht aalst. (7. September)
Ich sorge für dich. Fühle die Wärme und Sicherheit, da du eingehüllt bis in Meine liebende Gegenwart. (…) Deshalb mußt du durch den Glauben leben, nicht durchs Schauen, indem du auf meine geheimnisvolle, majestätische Gegenwart vertraust. (12. Dezember)
Der falsche „Jesus“ vermittelt den „hörenden“ Anhängern seiner „Gegenwart“ auch das erhebende Gefühl, zu einer auserwählten Elite zu gehören, die die besondere Wertschätzung dieser „Jesusgestalt“ besitzt – eine Taktik, die von altersher in der Mystik wie auch der Charismatik angewandt wird, um die Verführten fest an die Verführung zu binden:
b) Das betrügerische Wesen des „Jesus“ bei Sarah Young
Man könnte sehr viele Stellen anführen, an denen ein Vergleich mit den Aussagen der Heiligen Schrift zeigt, daß der „Jesus“ von Sarah Young ein andersartiger, betrügerischer „Jesus“ ist, der mit dem herrlichen Sohn Gottes, an den wir glauben, nichts gemein hat. Wir wollen nur einige wenige Aussagen kurz beleuchten.
Was zunächst auffällt, ist der Pantheismus oder genauer gesagt: Pan-en-theismus, der die Aussagen von Youngs „Jesus“ als dämonischen Betrug erweist. Pantheismus ist die heidnisch-mystische Lehre, daß Gott angeblich alles umfasse und daß letztlich alles Geschaffene identisch mit Gott sei; das lehrt z.B. der Hinduismus. Eine Spielart ist eben der Panentheismus, wie wir ihn bei Young finden. Diese Verführungslehre besagt, daß Gott bzw. Christus in allen Dingen sei, während die Bibel klar lehrt, daß der ewige Gott und die gefallene Schöpfung voneinander getrennt sind und daß Gott zwar in der Schöpfung allgegenwärtig ist und alles regiert, aber nicht in allem ist, sondern daß die gefallene Schöpfung tot ist. Ganz im Gegensatz dazu schreibt Young:
Wenn du Mein Angesicht suchst, dann lege die Gedanken an alle anderen Dinge ab. Ich bin über allem, und zugleich auch in allem; deine Gemeinschaft mit Mir übersteigt sowohl die Zeit als auch die Umstände. (8. Juli)
Auf der anderen Seite leugnet die Mystik die Souveränität und Herrlichkeit Gottes, der von Seinen Geschöpfen nicht abhängig ist, sondern sich in erbarmender Liebe zu ihnen herabneigt, obgleich Er ihrer nicht bedarf. Der falsche „Jesus“ von Young macht, ähnlich wie in der charismatischen Verführung, sich vom Menschen abhängig und kann vom Menschen sogar „gesegnet“ werden, wobei dies nach der Schrift unmöglich ist, weil immer der Höhergestellte den geringeren segnet:
Demgemäß ist es im Grunde eine Lästerung, wenn der falsche „Jesus“ von Young behauptet, seine mystischen Anhänger könnten ihn segnen:
Ich, Derjenige, von dem alle Segnungen hervorströmen, werde auch gesegnet durch unsere Zeit miteinander. Das ist ein tiefes Geheimnis, versuche es nicht auszuloten. (2. August)
Antworte auf Meine liebende Gegenwart damit, daß du mich im Geist und in der Wahrheit anbetest. (12. Oktober)
c) Verführung zu mystisch-meditativen und charismatischen Praktiken
Der irreführende Grundcharakter der Botschaften von Young zeigt sich auch noch in anderen Bereichen. Immer wieder bringt der falsche „Jesus“ in seinen Botschaften Hinweise auf eindeutig schwarmgeistige Lehren und Praktiken, die teilweise in charismatischen Kreisen auftreten, teilweise auch in mystischen Zirkeln. Offenkundig ist Young, obwohl sie Missionarin der evangelikal-calvinistischen Presbyterian Church in America ist, gleichzeitig praktizierende Charismatikerin.
Immer wieder fordert der falsche „Jesus“ Youngs die Leser auf, zu dem Geist zu beten, den er für den Heiligen Geist ausgibt (vgl. u.a. auch 21. Oktober; 4. Oktober; 21. September; 3. August; 20. Juni). Die Bibel kennt aber das Gebet zum Heiligen Geist nicht, nur das Gebet zum Vater und zum Sohn. Dagegen ist das Gebet zum Geist die beständige Praxis der Charismatiker, von deren verführerischer Frömmigkeit Young erkennbar stark beeinflußt ist.
Wenn wir die Warnungen der Schrift vor dem Wirken verführerischer Geister bedenken (vgl. 1Tim 4,1), ist es erschreckend, daß die Leser mehrfach aufgefordert werden, sie sollten den in den mystischen Erlebnissen wirkenden Geist bitten, ihr Denken ganz zu kontrollieren (vgl. u.a. auch 3. August; 6. Januar; 11. Juni):
Bitte Meinen Geist, Dein Denken zu kontrollieren, denn Er und Ich arbeiten in vollkommener Harmonie zusammen. Sei still und aufmerksam in Meiner Gegenwart. (6. Juli)
Elemente seelisch-fleischlicher „Selbstverwirklichung“, wie sie bei den Charismatikern üblich sind, wie „heiliges Lachen“ oder ekstatischer Tanz, finden sich auch in dem Buch:
Immer wieder verspricht der falsche „Jesus“, wie auch in der Charismatik, daß das Leben ein „Abenteuer“ werden soll:
Anstatt nach einem vorhersagbaren, sicheren Lebensstil zu streben, strebe danach, Mich tiefer und weiter zu erkennen. Ich sehne mich danach, dein Leben zu einem herrlichen Abenteuer zu machen, aber du mußt aufhören, an alten Wegen festzuhalten. Ich wirke immer etwas Neues in meinen Geliebten. Halte Ausschau nach alle dem, was ich für dich bereitet habe. (5. Juli)
Wenn wir diesen verführerischen Spruch mit der Lehre des wahren Herrn Jesus Christus vergleichen, wird uns hoffentlich der teuflische Betrug offenbar:
Die gefährliche Irreführung einer „Vereinigung mit der Gottheit“
Zu dem Betrug gehört auch die mystische „Vereinigungs“versprechung, die durch den völlig unbiblischen Ausdruck „indem du dich in Mir verlierst“ angedeutet wird. Das ist keineswegs die Frucht eines biblisch gesunden Glaubenslebens. Dahinter steht eine typische mystische Verführungslehre, die besagt, daß der mystische Gottheit und der Mystiker miteinander verschmelzen und eine mystische Vereinigung eingehen (unio mystica).
Demgegenüber lehrt die Bibel, daß der ewige, heilige Gott zwar mit den wahren Gläubigen Gemeinschaft hat, daß es aber keineswegs zu einem Einswerden oder einer Verschmelzung zwischen Gott und erlösten Menschen kommt (vgl. dazu R. Ebertshäuser, Meditation und Mystik für Christen?). Diese mystische Irrlehre diese finden wir in den Botschaften von Young mehrfach:
Ich habe dich dazu geformt, daß du in Vereinigung mit mir leben sollst (…) In der Vereinigung mit mir bist du vollständig. (16. September) (engl. union = unio mystica)
Der Mißbrauch des Namens „Jesus“
Auch die mystische und charismatische Praxis des „immerwährenden Herzensgebets“ taucht bei Young in abgewandelter Form auf. Der trügerische „Jesus“ fordert seine Anhänger auf, immer wieder den Namen „Jesus“ zu flüstern, weil dieser Name eine besondere Kraft habe.
Das mag viele Gläubige verwirren, aber leider ist es so, daß der Name „Jesus“ an und für sich auch zu offen magischen und verführerischen Zwecken mißbraucht werden kann. Zauberer und Spiritisten bedienen sich dieses wunderbaren Namens, und auch die charismatischen und mystischen falschen Propheten führen ihn ständig im Munde, wie ja auch vorhergesagt wurde:
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt acht, daß euch niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen. (Mt 24,4-5)
Es gibt eben durch den Betrug des Teufels auch zahlreiche irreführende Geister, die unter dem Namen „Jesus“ auftreten; vielfach wird ein „anderer Jesus“ verkündet und angerufen, bei den Mystikern, in der römischen Kirche, bei den Charismatikern oder bei den Liberaltheologen. Es ist bezeichnend, daß sie alle nicht von dem Herrn Jesus Christus sprechen, sondern nur den Namen „Jesus“ verwenden (vgl. 1Kor 12,3). So lesen wir immer wieder bei Young (vgl. auch 9. September; 23. Januar; 29. Juni u.a.):
Mache mich zum Mittelpunkt in deinem Bewußtsein, indem du ständig betest: kurze, einfache Gebete, die aus dem gegenwärtigen Augenblick fließen. Benutze Meinen Namen reichlich, um dich an Meine Gegenwart zu erinnern. (22. Februar)
d) Verführung zu einer falschen sinnlich-seelischen „Liebesbeziehung“
Ein besonders raffinierter Fallstrick für die Leser, vor allem die Leserinnen, des „Andachtsbuches“ von Sarah Young ist die Vorspiegelung einer seelisch-sinnlichen, die fleischlichen Gefühle von Frauen ansprechenden „Liebesbeziehung“, die der falsche mystische „Jesus“ anbietet. Geschickt knüpft der Widersacher hier an die Wünsche und Bedürfnisse von unreifen Gläubigen und von Scheingläubigen an, die anstelle der biblischen Agape-Liebe, die zu einer Liebesbeziehung im Glauben führt, eine seelische Gefühlsliebe suchen.
Von der wahren Glaubens- und Liebesbeziehung der Gläubigen zu dem echten Herrn Jesus Christus lesen wir in der Bibel:
Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. (2Kor 5,7)
Aber der betrügerische falsche „Jesus“ bietet reichlich Nahrung für eine unreine, seelische „Liebe“, die auf Fühlen, Spüren und fleischlichen Emotionen und Sehnsüchten beruht. Seine Botschaften ködern vor allem junge Frauen mit der listigen Verheißung einer sinnlich-emotionalen und mystischen „Intimität“, die scheinbar „mehr“ bietet als die keusche Glaubensbeziehung zu dem wahren Herrn und Erlöser – in Wirklichkeit werden die Menschen, die darauf eingehen, jedoch Opfer eines grausamen Betrugs, sie werden an eine dämonische Truggestalt gebunden und von dem wahren Herrn Jesus Christus weggelockt.
Hier einige Kostproben des unreinen „Liebeswerbens“ durch den falschen „Jesus“ von Sarah Young:
Man beachte, daß der falsche „Jesus“ die Lage eines Sünders völlig humanistisch deutet; es ist nur von „Bedeutungslosigkeit“ die Rede statt von Sündenverderbnis und geistlichem Tod. Daß der gottlose Mensch von Sünde, Rebellion und Gottestrennung bestimmt ist, verschweigt der Verführer wohlweislich. Ins selbe verführerische Horn stößt er an anderer Stelle:
Das meiste Elend der Menschheit kommt daher, daß man sich ungeliebt fühlt. (1. August)
Umgekehrt erscheint der falsche „Jesus“ als leidenschaftlich schwärmender Liebhaber, der die Leserinnen seiner Botschaften gerne zärtlich und gefühlvoll umarmen und verwöhnen möchte:
Fühle die Wärme und Sicherheit, die daher kommt, daß du in Meiner liebenden Gegenwart eingehüllt bist. (12. Dezember)
3. Der traurige Erfolg der Bücher von Sarah Young
Das Buch Ich bin bei dir von Sarah Young ist nicht nur in den USA ein eindrucksvoller Erfolg. Bis Sommer 2013 wurden weltweit 9 Millionen Exemplare in 26 Sprachen verkauft. Auch im deutschsprachigen Raum ist das Buch ein Bestseller; zur Zeit ist die 10. Auflage lieferbar. Laut IdeaSpektrum war es im Jahr 2014 zweimal Nr. 1 der „Christlichen Bestseller“, zweimal die Nr. 2. Was hat es zu bedeuten, daß ein letztlich spiritistisches Buch mit Botschaften eines andersartigen „Jesus“ im christlichen Bereich so viel Zuspruch erhält?
Es ist erschreckend, wieviele Menschen, die sich als Christen verstehen, auf solche trügerischen „Liebesbotschaften“ hereinfallen, anstatt wirklich ein biblisches Glaubensleben zu pflegen und Christus in Seinem Wort zu suchen. Hier werden die schon erwähnten Voraussagen des Wortes Gottes wahr, das vor der endzeitlichen Verführung warnt, die viele Menschen irreführen wird:
Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden. (2Tim 4,3-4)
Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden. (2Tim 4,1)
Dort wo echte Gottesfurcht und wahrer Glaube immer seltener werden, treten auf der einen Seite Aktivismus und das tote „Soziale Evangelium“ an ihre Stelle, auf der anderen Seite Charismatik, Mystik und heidnische Meditation. Man will das klare Wort Gottes nicht mehr hören; ein Symptom ist dafür auch der Vormarsch der modernen „Bibel“übertragungen wie Gute Nachricht, Hoffnung für Alle, NGÜ oder NEÜ, die nicht mehr das lautere Gotteswort wiedergeben, sondern verwaschene, weichgespülte Menschenworte. Man kann die gesunde Lehre nicht mehr ertragen; deshalb dürfen Predigten nur noch 20 Minuten dauern und werden immer „menschenzentrierter“, und Bücher mit biblischer Lehre und Auslegung sind heute Ladenhüter.
Auf der anderen Seite wird alles das begierig aufgegriffen, was die fleischlich-seelischen Emotionen nährt und das Fleisch hätschelt und aufpäppelt – so zum Beispiel erfundene Geschichten von Leuten, die behaupten, im Himmel gewesen zu sein, oder romantische „Liebesromane“, psychologisch gestrickte „Lebenshilfen“ oder Bücher von „christlichen Promis“. Mit einer solchen „Diät“ kann es mit dem Glauben nur bergab gehen!
Das alles geschieht nicht nur unter modernen Evangelikalen und liberalen Christen, sondern hat leider Einfluß bis hinein in traditionell bibeltreue Kreise, wo Youngs Bücher auch bei manchen Frauen beliebt sind, aber auch in einem als bibeltreu geltenden Werk wurde Ich bin bei dir dem Vernehmen nach in den Mitarbeiterandachten gelesen, ohne daß den Mitarbeitern das Irreführende dieser Botschaften aufgefallen wäre.
Vor den Büchern von Sarah Young (nach amerikanischer Geschäftsmodell gibt es inzwischen auch Nachfolgetitel und Nebenprodukte) kann man nur warnen. Sie tragen dazu bei, daß das biblische Glaubensleben vergiftet wird und entartet; sie breiten einen schleichenden okkulten und spiritistischen Einfluß unter ihren Lesern aus und verführen manche, es der Autorin nachzuahmen und ebenfalls „Botschaften aus der Geisterwelt“ zu empfangen. Youngs Bücher sind ein Beweis dafür, daß die „Okkulte Invasion“ in der Gemeinde, vor der Dave Hunt schon vor Jahren warnte, nach wie vor in vollem Gange ist und beunruhigende Erfolge verbucht.
Wie dringend brauchen wir eine geistgewirkte Belebung und Erweckung! Möge unser Gott uns noch einmal einen Hunger nach Seinem kraftvollen, herrlichen Wort schenken und geben, daß wir in dieser letzten Zeit im starken Glauben an unseren Herrn befestigt werden und die unverfälschte Botschaft von unserem herrlichen Herrn Jesus Christus auch in diesen schlimmen Zeiten kraftvoll bezeugen können!
Quellen:
Thorsten Brenscheidt: Spürst du Gott schon oder liest du noch die Bibel? Neue Trends unter den Evangelikalen. Lage (Lichtzeichen Verlag) 2014
Rudolf Ebertshäuser: Meditation und Mystik für Christen? Die „neue Spiritualität“ verführt die Evangelikalen. Leonberg (ESRA-Schriftendienst) 2014
Warren B. Smith: „Jesus Calling“: The New Age Implications; Quelle: http://www.lighthousetrailsresearch.com/blog/?p=16568
Melissa Steffan: “Sarah Young Still Hears Jesus Calling” in: ChristianityToday.com / October 1, 2013; Quelle: http://www.christianitytoday.com/ct/2013/october/sarah-young-still-hears-jesus-calling.html
Sarah Young: Jesus Calling. A 365-Day Journaling Devotional. Nashville u.a. (Thomas Nelson) 2008
Hier können Sie eine ausführlichere Fassung dieser Untersuchung als PDF herunterladen
Zu diesem Thema können Sie auf unserer Webseite als PDF herunterladen:
Meditation und Mystik für Christen? Die „neue Spiritualität“ verführt die Evangelikalen (überarbeitete Fassung)
Rudolf Ebertshäuser www.das-wort-der-wahrheit.de 7. 5. 2015