Viele gläubige Christen behandeln den technischen Fortschritt instinktiv und ohne großes Nachdenken als etwas Neutrales, eher Positives. Wenn sich auf dem rasch wachsenden Markt der elektronischen Medien etwas Neues ausbreitet, sind sie oft rasch mit dabei, das auch zu nutzen. So kann man auch beobachten, daß viele, besonders jüngere Christen das Smartphone zu ihrem ständigen und unentbehrlichen Begleiter gemacht haben, ganz ähnlich wie ihre ungläubigen Kollegen oder Schulkameraden. Aber ist diese technische Neuerung wirklich so harmlos und unbedenklich, wie man annimmt? Oder gibt es vielleicht Gründe, als Christ bewußt auf ein Smartphone zu verzichten?

 
 
Smartphone als unentbehrlicher Rundumunterhalter

 
Vor allem die jugendlichen Nutzer gebrauchen das Smartphone nur am Rande als Mobiltelefon; sie benutzen es hauptsächlich als Spaßbringer und Instrument zur digitalen Kommunikation mit Freunden oder Cliquen. Für sie zählt, daß das Smartphone sie als ständiger Begleiter rundum mit allem versorgt, was das Internet und andere Medien zu bieten haben: Musik, Fotos, Videos, einfache Computerspiele … Die digitale Totalunterhaltung durch das Smartphone wird auch durch die zahllosen „Apps“ oder Zusatzprogramme ermöglicht, die eine Unmenge von halbwegs nützlichen bis zu unsinnigen und zeitverschwendenden Funktionen bieten.
 
Das Smartphone ermöglicht eine ständige Verbindung mit sozialen Netzwerken wie Facebook oder den Nachrichten von „WhatsApp“, so daß man rund um die Uhr mit seinen „Freunden“ chatten und rausfinden kann, was sie gerade machen. E-Mails sind für die jugendlichen Nutzer eher uncool und rückständig, was zählt, sind „Instant Messenger“-Programme wie WhatsApp, die den Austausch von Kurz- und Kürzestnachrichten in Echtzeit im Rahmen des „Freundeskreises“ ermöglichen. Allerdings bringt dieser unbeaufsichtigte und ungeschützte Austausch auch ein erschreckendes Maß an Mißbrauch mit sich: durch Verleumdungen, Spott und bloßstellende Bemerkungen, Veröffentlichung erniedrigender Fotos und Videos usw. – kurz „Cyber-Mobbing“, das mit den Smartphones neue Dimensionen angenommen hat.
 
Das Smartphone ermöglicht jugendlichen Nutzern rund um die Uhr den Zugang zu schmutzigen Bildern und üblen Videos, bis hin zu harter Pornographie und schlimmen Gewaltdarstellungen. Solche Darstellungen, auch Rassismus oder radikale politische Hetze, werden allzu oft neugierig und gierig angesehen und mit anderen „geteilt“. Hackern und Kriminellen ermöglichen diese Geräte einen deutlich leichteren Zugriff als die klassischen PCs; gewiefte Hacker können solch ein Gerät digital „übernehmen“ und das Opfer filmen, abhören, seine Kommunikationen überwachen oder auch verfälschen und seinen Standort rund um die Uhr verfolgen. Auch „soziale Netzwerke“ wie Facebook nutzen die Smartphones zunehmend zu einer Rundum-Überwachung ihrer Mitglieder.
 
Nicht zuletzt ist das Smartphone ein fragwürdiges Statussymbol für Jugendliche. Wenn jemand immer das neueste und beste iPhone sein eigen nennt, dann gilt er als ziemlich „cool“. Ein mickriges Handy zu besitzen, ist in dieser Szene noch viel „uncooler“ als gar kein Mobiltelefon zu haben. Telefonieren ist ja längst eine nur notfalls genutzte Nebenfunktion dieser tragbaren Computer. Wer „in“ ist, weiß genau, welches gerade das neueste „angesagte“ Modell mit extravaganten Sonderfunktionen ist. Smartphones zu besitzen, die mehr als zwei Jahre alt sind, ist in manchen Kreisen eine schlimme Schande, der sich kaum jemand unter 20 aussetzen würde. Dadurch entsteht ein Kaufdruck, der den Markt gehörig ankurbelt und manche jugendlichen Nutzer dazu bringt, Schulden zu machen.

 
 
Wie das Smartphone Christen die Stille und die Zeit mit Gott stiehlt

 
Gläubige Christen sollten geistlich aufrichtig vor Gott prüfen, ob sie ein solches Gerät wirklich brauchen und ob es ihnen nicht in ihrem geistlichen Leben schadet. Ein geistlich gefestigter Erwachsener mag seine Funktionen sinnvoll nutzen können und seinen Fallstricken entgehen. Doch auch bei solchen Nutzern kann sich das Smartphone mit seinem jederzeitigen Zugang zu allem in Netz manchmal als ein Fallstrick erweisen; auch Erwachsenen raubt dieses zwielichtige Spielzeug viel mehr Zeit, als sie sich eingestehen würden.
 
Auf jeden Fall aber überfordert das Smartphone Kinder und Jugendliche mit seinen allzuvielen, großenteils schädlichen Möglichkeiten. Christliche Eltern sollten trotz Gruppendruck dafür sorgen, daß Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren auf keinen Fall ein Smartphone bekommen, und auch über dieses Alter hinaus ist bewußte Enthaltsamkeit von diesem Gerät der beste Weg. Sollte jemand es wirklich benötigen, dann müßte man zumindest ein Schutzprogramm installieren, das die Nutzung dieses Gerätes sinnvoll steuert.
 
Auch erwachsene Gläubige tun meiner Meinung nach gut daran, auf die fragwürdigen Errungenschaften der Smartphones bewußt zu verzichten, wenn sie nicht beruflich dazu gezwungen werden. Die ständige Erreichbarkeit und Aufmerksamkeitsstörung durch teilweise nichtssagende Mitteilungen ist ein Problem sogar für so selbstorganisierte Personen wie Manager. Deshalb haben einige Firmen begonnen, ihren Führungskräften Zeiten vorzugeben, wo sie ihr dienstliches Smartphone nicht nutzen und Mails und Botschaften nicht beachten sollen. Die Informations- und Reizüberflutung löst beim Menschen Streß und Hektik aus und begünstigt das sogenannte „Burnout-Syndrom“ und Schlafstörungen.
 
Wenn wir allezeit beten und das Wort Gottes in unseren Gedanken bewegen wollen, dann sollten wir nicht durch ein Smartphone ständig an eingehende Nachrichten erinnert werden. Wie können wir die nötige Stille und Sammlung für Gebet und Bibellesen, für das geistgewirkte Nachsinnen über Gottes Wort und den verborgene Umgang mit unserem Herrn finden, wenn wir die schlimmsten Zeitfresser und Zerstreuer unserer Zeit, Telefon, Internet und Hunderte von Computerprogrammen, in Form unseres Smartphones „allezeit“ bei uns tragen? Können wir dann überhaupt noch ein „ruhiges und stilles Leben führen“ (1Tim 2,2)?
 
Die vermeintlichen „Vorteile“ des Smartphones, die weltliche Menschen begeistern, schaden dem geistlichen Leben der Kinder Gottes: die ständige Verfügbarkeit des Internets auch in Situationen, wo man versuchlich sein mag, die Ablenkung durch die Unzahl an Angeboten im weltweiten Netz und die zerstreuenden App-Spielereien – all das wirkt sich negativ auf das geistliche Leben aus.
 
Auch der zwischenmenschliche Umgang und die liebevolle, aufmerksame Beziehung zu unseren Mitmenschen in unserer realen Umgebung leiden durch die Smartphones. Sehr oft bemerkt man, daß Smartphone-Besitzer nicht nur wie blind durch die Gegend laufen und nur noch Augen für ihren tragbaren Bildschirm haben, statt auf den Verkehr, die schöne Landschaft oder eben die Mitmenschen zu achten. Auch bei direkten Gesprächen und Begegnungen wird das Smartphone mehr und mehr zum Störenfried, weil die Besitzer meinen, mitten in der Unterhaltung einmal nachsehen zu müssen, ob wichtige Mails gekommen sind, oder eine Kurznachricht an jemand anderen verfassen.
 
Manche Christen meinen, sie könnten selbst während der Wortverkündigungen nicht auf ihren ständigen Begleiter verzichten, und lesen die Bibel auf dem Smartphone mit, anstatt ein wirkliches Bibelbuch aufzuschlagen. Sie merken gar nicht mehr, daß dieses fragwürdige technische Hilfsmittel dabei ist, ihr ganzes Leben zu bestimmen. Fast unmerklich drängt sich das Smartphone den Menschen als unentbehrlicher Helfer, Ratgeber und Unterhalter auf, von dem sie rund um die Uhr abhängig sind. Wenn dann das Smartphone abstürzt, dann bedeutet das mindestens eine Krise – womöglich stürzt der eine oder andere abhängig gewordene Besitzer dann auch selbst ab …
 
Insgesamt sollten wir sehr aufpassen, daß die ständige Verfügung von PC und Internet uns nicht heimlich und unmerklich von der eigentlich ständig, ununterbrochen wichtigen inneren Verbindung mitunseren Herrn abhält. Als gläubige Christen brauchen wir unbedingt Zeiten, wo die Welt und auch unsere Umwelt uns nicht erreichen und ablenken dürfen, Zeiten, die in der Stille ganz allein dem verborgenen Umgang mit unserem verherrlichten Herrn gewidmet sind. Da sollten wir Computer, Handy und Telefon ausschalten und ganz mit dem Herrn alleine sein.
 
Während wir aber Computer, Handy und Telefon zumeist heutzutage wirklich benötigen, benötigen nur ganz wenige Menschen ein Smartphone, das uns überallhin begleitet und ständig mit diesen Einflüssen konfrontiert. Es wird sich einmal erweisen, in wievielen Fällen das Smartphone kräftig zum Niedergang der persönlichen Frömmigkeit und des Gebetslebens von Christen beigetragen hat. Hier wäre in vielen Fällen der bewußte Verzicht auf das Smartphone sicherlich die geistlich gewinnbringendste Lösung (die der Verfasser auch persönlich praktiziert).
 
Wir dürfen uns nicht vom fragwürdigen technischen Fortschritt in der digitalen Welt treiben lassen, sondern müssen sehr nüchtern prüfen, was uns im Leben mit dem Herrn wirklich nutzt und was uns schadet. Können wir hier nicht lernen von der bewußten Enthaltsamkeit des Apostels Paulus, der wie ein Sportler freiwillig auf alles verzichtete, was ihm für seinen Lauf hinderlich war?
 

Wißt ihr nicht, daß die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer den Preis erlangt? Lauft so, daß ihr ihn erlangt! Jeder aber, der sich am Wettkampf beteiligt, ist enthaltsam in allem – jene, um einen vergänglichen Siegeskranz zu empfangen, wir aber einen unvergänglichen. So laufe ich nun nicht wie aufs Ungewisse; ich führe meinen Faustkampf nicht mit bloßen Luftstreichen, sondern ich bezwinge meinen Leib und beherrsche ihn, damit ich nicht anderen verkündige und selbst verwerflich werde. (1Kor 9,24-27)

 

 
Rudolf Ebertshäuser   das-wort-der-wahrheit.de    29. 1. 2015