Mark Driscoll (43) ist einer der Begründer der emergenten Bewegung und der berühmte, aber auch berüchtigte Hauptpastor einer rasch wachsenden, einflußreichen Mega-Gemeinde für die jüngere Generation, der Mars Hill Church in Seattle. Mit seiner Mischung aus „kulturrelevanter“ Anpassung an die jugendliche Popkultur, einer frechen, respektlosen Sprache und einer scheinbar konservativen calvinistischen Theologie zog Driscoll viele vorwiegend jüngere Leute an. Die Gemeinde hatte 2013 etwa 12.000 wöchentliche Besucher; die Zahl ist nunmehr auf 9.000 gefallen, und die Gemeinde erwägt Streichungen von Versammlungsorten und Personal, weil die Spenden zurückgegangen sind.

Von Anfang an störten sich viele Zuhörer und befreundete Leute aus dem missional-emergenten Spektrum an der vulgären, unreinen Sprache und dem provokativen Gehabe des Predigers, der sich nicht scheute, beim Predigen obszöne Worte in den Mund zu nehmen und unzüchtige Anspielungen und Äußerungen zu machen. In den letzten Monaten kam diese Unzufriedenheit zu einem massiven Ausbruch. Ehemalige Gemeindemitglieder und 21 ehemalige Pastoren beschuldigten Driscoll öffentlich u.a. eines einschüchternden Machtgebarens, des Mißbrauchs von Gemeindefinanzen und des ungenannten Abschreibens von anderen.

Im August 2014 entschloß sich nun das bekannte missionale Netzwerk Acts 29, das 500 Gemeinden umfaßt, Mars Hill Church und die verbundenen Gemeinden auszuschließen, nachdem Driscoll schon 2012 als Präsident des Netzwerks zurückgetreten war. Die Leiter des Netzwerks, das von Driscoll gegründet, mit aufgebaut und finanziell stark unterstützt wurde, sprachen davon, daß sie Driscoll lange gegen die immer wiederkehrenden Vorwürfe unterstützt hätten, aber nun keine andere Möglichkeit mehr sähen, als ihn und seine Gemeinden auszuschließen, in der Hoffnung, daß der Name Christi nicht weiterhin entehrt würde. „Wir sind der Überzeugung, daß die Natur der Vorwürfe gegen Mark, von denen die meisten von ihm bestätigt wurden, es nicht länger tragbar und auch nicht hilfreich machen, Mark und Mars Hill weiter in unserem Netzwerk zu halten“, hieß es in einer Mitteilung des Vorstandes von Acts 29. Sie forderten Driscoll in einem offenen Brief auf, sich für längere Zeit vom geistlichen Dienst zurückzuziehen und seelsorgerliche Hilfe zu suchen.

Driscoll selbst, der sich für manche Mißgriffe entschuldigt hat, nahm sich eine begrenzte Auszeit als Pastor. Die Krise wird wohl weiter schwelen; eine wirklich geistliche Lösung ist kaum möglich, denn beide Seiten praktizieren kein biblisches Christentum. Die ganze Richtung der missional-emergenten Bewegung ist ein verhängnisvoller Irrweg, ebenso der postmoderne, charismatisch geprägte Trend der „Neuen Calvinisten“, den Driscoll mit geprägt hat. NACHTRAG 24. 10.: Inzwischen (am 14. Oktober) ist Mark Driscoll als Pastor der Mars Hill Church zurückgetreten.

 

Rudolf Ebertshäuser   das-wort-der-wahrheit.de   29. 9. 2014

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