IdeaSpektrum 2/2012 listet die „christlichen Bestseller im Dezember“ 2011 auf. Dabei fällt auf, daß zwei dieser besonders häufig verkauften „christlichen“ Bücher Berichte von Nahtoderlebnissen sind, in denen Kinder berichten, was sie angeblich im Himmel gesehen haben: Den Himmel gibt’s echt schildert die Erlebnisse von Colton Burpo, der als Vierjähriger während einer Operation beinahe starb und in den folgenden Jahren immer mehr Einzelheiten seines Nahtoderlebnisses schildert, in dem er angeblich Jesus, den Heiligen Geist und Johannes den Täufer im Himmel gesehen hatte, außerdem eine Menge von Tieren. Er selbst und andere Menschen hätten Flügel getragen; „Jesus“ habe blaue Augen gehabt und ihm bei den Hausaufgaben geholfen.

Coltons Vater, Pastor einer Freikirche, schrieb die angeblichen Erlebnisse seines Sohnes auf und vermarktete sie zu einem Buch, das in den USA mehr als 40 Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times stand, zeitweise als Nummer 1. Dieses Buch steht in der deutschen Ausgabe von SCM Hänssler auf Nummer 2 der deutschen Bestsellerliste, direkt hinter Nick Vujicics Mein Leben ohne Limits.

Auf Platz 9 findet sich ein ganz ähnlich konzipiertes Buch, Der Junge, der aus dem Himmel zurückkehrte, von K. Malarkey, einem „christlichen Therapeuten“ aus den USA, der die Nahtoderlebnisse seines sechsjährigen Sohnes Alex schildert; mit diesem Titel nimmt Gerth Medien am Wettlauf um die Kaufgunst neugieriger Leser teil.

Diese zwei Bestsellertitel werfen ein trauriges Licht auf die Sensationslust und die mangelnde geistliche Unterscheidungsfähigkeit vieler „christlicher“ Leser. Es sollte doch zu denken geben, daß der Apostel Paulus, der als glaubwürdiger Zeuge wirklich in den dritten Himmel versetzt wurde (2Kor 12,1-6), uns kein Wort von seinem Erlebnis mitteilt.

Wenn Gott gewollt hätte, daß wir gewisse Einzelheiten über den Himmel wissen, dann hätte Er es in Seinem Wort mitgeteilt! Doch gerade der religiöse Mensch, der die Bibel vernachlässigt, ist begierig darauf, Geschichten und Offenbarungen aus anderen Quellen zu hören. Man wird an das Wort aus 2Tim 4,3-4 erinnert: „Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.“

Und diese Berichte, die noch dazu aus dem Mund unverständiger kleiner Kinder kommen, sind ganz gewiß nichts anderes als Märchen und Legenden – vielleicht der in Grenzsituationen aufgewühlten Vorstellung entsprungen, wahrscheinlich von betrügerischen Geistern inspiriert, die die Menschen von Gottes Wort weglocken wollen in den Sumpf trügerischer Falschoffenbarungen. Daß Erwachsene, die sich Christen nennen, auf solch einen unverantwortlichen Betrug hereinfallen, ist im Grunde ein Skandal – ebenso wie die skrupellose Geschäftstüchtigkeit von Verlagen, die sich „christlich“ nennen und solche Legenden als Bestseller vermarkten. (Quelle: Justin Peters, Your Best Afterlife Now, www.justinpeters.com)

 

Rudolf Ebertshäuser   das-wort-der-wahrheit.de   31. 1. 2012

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