Im Rahmen einer Kampagne gegen bibeltreue Christen, die von der Internetausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ schon seit einiger Zeit betrieben wird und vor allem den Vorwurf erhebt, bibelgläubige Christen würden ihre Kinder verprügeln und mißhandeln, interviewte „sueddeutsche.de“ auch den Vorsitzenden der Evangelischen Allianz, Jürgen Werth. Die kritisch gesinnten Journalisten stellten dem prominenten Evangelikalen eine peinliche Gretchenfrage: „Wie bibeltreu sind Sie eigentlich?“

Es ist sehr interessant, die Antwort des Allianzvorsitzenden einmal gründlicher zu überdenken. Zunächst einmal soll sie ganz wiedergegeben werden:

 
„Das ist eine gute Frage. Für mich ist das Christentum keine Buchreligion. Es ist eine Beziehungsreligion. Es geht um die Beziehung zum dreieinigen Gott. Die Bibel ist das Buch, in dem sich dieser Gott vorstellt. Sie ist kein Bürgerliches Gesetzbuch oder so etwas. Aber sie hilft uns, uns zu hinterfragen, was man tut, denkt und glaubt. Und evangelische Christen suchen das Gespräch mit anderen. Wer sagt: ‚So ist das, und wir reden nicht mehr darüber’, der setzt sich außerhalb der Gemeinschaft der Christen.“
 
Werths Antwort ist getränkt von jener dialektischen Gewundenheit und Unaufrichtigkeit, die leider immer häufiger anzutreffen ist und die eine bibelkritisch-liberale Denkweise offenbart. Was Werth hier sagt, hätte auch jeder ungläubige liberaltheologische Pfarrer aussprechen können.

1. Werth sagt: „Für mich ist das Christentum keine Buchreligion. Es ist eine Beziehungsreligion“. Diese Aussage scheint etwas Wahres an sich zu haben und ist doch zutiefst falsch und verführerisch. Das Fundament des echten Glaubens an Jesus Christus ist das Buch der Bibel, das der Glaube als vollkommen inspirierte Offenbarung Gottes ansieht. Natürlich ist der biblische Glaube eine Beziehung zu einer Person, zu dem Herrn Jesus Christus. Aber diese Beziehung beruht darauf, daß ich der Bibel als der wahren und echten Botschaft dieses Herrn Jesus Christus völlig glaube und auch ganz gehorche. Wer die Bibel nicht als verbindliche Autorität seines Glaubens und Lebens anerkennt, der glaubt nicht echt, der ist immer noch verloren – trotz eines „christlichen“ Lippenbekenntnisses. „Was nennt ihr mich ‚Herr, Herr’ und tut nicht, was ich sage?“ (Lk 6,46).

2. Werth sagt: „Die Bibel ist das Buch, in dem sich dieser Gott vorstellt. Sie ist kein Bürgerliches Gesetzbuch oder so etwas. Aber sie hilft uns, uns zu hinterfragen, was man tut, denkt und glaubt.“ Hier kommt ein ganz liberales Verständnis der Bibel ans Licht. Stellt sich Gott in der Bibel nur unverbindlich vor? Oder offenbart Er sich in Seiner Heiligkeit, Allmacht und Herrlichkeit, die von uns Buße, Glaube und Unterwerfung fordert? Enthält die Bibel etwa keine Gebote, die für die Gläubigen verbindlich sind? Natürlich ist sie kein „bürgerliches Gesetzbuch“. Aber sie ist doch die verbindliche Richtschnur für unseren Glauben und unser Leben – oder nicht, Herr Werth? Die Gebote Gottes zu brechen ist doch Sünde – oder nicht? Hilft die Bibel Ihnen nur noch, zu „hinterfragen“, was Sie tun, denken und glauben, Herr Werth? Haben Sie sich schon so weit von den heiligen, verbindlichen Aussagen des Wortes Gottes wegbewegt? Was der Allianzvorsitzende hier sagt, degradiert das Wort Gottes zu einem beliebigen religiösen Erbauungsbuch, bei dem jeder selber entscheiden kann, was er davon glaubt und worin er sich daran hält.

3. Werth sagt: „Und evangelische Christen suchen das Gespräch mit anderen. Wer sagt: ‚So ist das, und wir reden nicht mehr darüber’, der setzt sich außerhalb der Gemeinschaft der Christen.“ Das bedeutet also: Wer gewisse biblische Aussagen als absolute, nicht „hinterfragbare“ Wahrheit ansieht, der ist „dialogunfähig“ und wird als „Fundamentalist“ außerhalb der Gemeinschaft der Christen gestellt! Hier zeigt sich die verderbliche Frucht der unzähligen „Dialoge“, die die Evangelikalen mit liberaltheologischen Leugnern des Wortes Gottes geführt haben. Alles muß hinterfragt und diskutiert werden können – auch die Jungfrauengeburt, das Sühnopfer des Herrn Jesus, die Auferstehung … bei allem muß ein rechter „evangelischer Christ“ offensichtlich alle Meinungen stehen lassen und darf nirgends sagen: „So ist das, darüber diskutiere ich nicht!“ Hier bekennt sich Werth zu einer liberalen Beliebigkeit, die dem biblischen Glauben abgesagt hat. Zugleich ist die Drohung gegen die uneinsichtigen wirklich bibeltreuen Gläubigen unverkennbar: Sie gehören nicht zur „Gemeinschaft der Christen“ – womit offensichtlich die ökumenische Allianz aller Namenschristen gemeint ist. Nein, dazu gehören wir nicht und wollen auch gar nicht dazugehören, denn von dieser falschen „Gemeinschaft“ steht in der Bibel geschrieben: „Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt!“ (Offb 18,4).

„Wie bibeltreu sind Sie eigentlich, Herr Werth?“ Nun, die offenherzigen Äußerungen dieses Interviews zeigen, daß der Vorsitzende der Evangelischen Allianz jeglicher gefährlichen, fundamentalistischen Bibeltreue gründlich abgeschworen hat. Die Vertreter dieser gottfeindlichen Welt können ihn beruhigt als harmlos, ja sogar als nützliche religiöse Stütze einordnen. Und wir? Wir wollen uns vom Herrn Mut schenken lassen, entschieden für Seine Wahrheit und Seine Gebote einzustehen, auch dort, wo das uns Hohn und Druck einbringt.

Das Gesetz des HERRN ist vollkommen, es erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig, es macht den Unverständigen weise. Die Befehle des HERRN sind richtig, sie erfreuen das Herz; das Gebot des HERRN ist lauter, es erleuchtet die Augen. Die Furcht des HERRN ist rein, sie bleibt in Ewigkeit; die Bestimmungen des HERRN sind Wahrheit, sie sind allesamt gerecht. (Ps 19,8-10)

Den Weg der Treue habe ich erwählt und deine Bestimmungen vor mich hingestellt. Ich halte fest an deinen Zeugnissen; HERR, laß mich nicht zuschanden werden! Ich laufe den Weg deiner Gebote, denn du machst meinem Herzen Raum. Lehre mich, HERR, den Weg deiner Anweisungen, daß ich ihn einhalte bis ans Ende. Gib mir Verständnis, so will ich dein Gesetz bewahren und es befolgen von ganzem Herzen. Laß mich wandeln auf dem Pfad deiner Gebote, denn ich habe Lust an ihm. (Ps 119,30-35)

 
 
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wissen/glaube-liebe-pruegel-hoert-auf-damit-1.1036245-3
 
 
 
Rudolf Ebertshäuser   das-wort-der-wahrheit.de    6. 1. 2011
 
 

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Der moderne Evangelikalismus – Relativierung der Wahrheit und Kompromiß mit der Welt

 
 
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