Für viele moderne Evangelikale, die die biblischen Maßstäbe der Heiligung längst hinter sich gelassen haben, ist das Fernsehen offensichtlich zur lieben Gewohnheit geworden. Wer sich als Christ vor den Vorläufer des „sprechenden Bildes“ setzt, hat wohl auch das Bedürfnis, öfters mal „etwas Christliches“ zu sehen. Das Problem dabei ist, daß im „christlichen“ Fernsehen praktisch nur Verführer und biblisch ungesunde Leute auftreten, etwa Robert Schuller mit seiner „hour of power“, oder eben Joyce Meyer, die erfolgreiche amerikanische Fernsehpredigerin, die offensichtlich auch die Herzen vieler evangelikaler Zuschauer im deutschsprachigen Raum erobert hat.

Als nämlich idea-Reporter Karsten Huhn einen maßvoll kritischen Bericht über einen Auftritt Joyce Meyers in Basel veröffentlichte, da hagelte es geradezu wütende Leserbriefe. Der Reporter hatte es gewagt, einige der fleischlichen, plumpen Verführungssprüche Meyers zu kritisieren sowie den schamlosen Reichtum und Mißbrauch von Spendengeldern, den diese geschäftstüchtige Dame betreibt und der inzwischen die US-amerikanischen Steuerbehörden beschäftigt. Offensichtlich sind aber viele idea-Leser so sehr angetan von der Kost, die Meyer ihnen serviert, daß sie alle solchen Bedenken beiseitewischen.

Daß Meyer dreist behauptet, Gott habe sie berufen, das Wort Gottes zu lehren (im direkten Gegensatz zu 1. Timotheus 2,9), stört offenkundig fast niemanden mehr. Daß sie eine extremcharismatische Irrlehrerin ist, die das falsche Wohlstandsevangelium verkündet, spielt auch keine Rolle. Hauptsache sie sagt Dinge, die süß in den empfindlichen Ohren der Zuhörer klingen und ihr Ichleben aufpäppeln. Und das verstehen die modernen Fernsehprediger, die Nachkommen der falschen Propheten im Volk Israel, alle vorzüglich.

„Der Prophet, der einen Traum hat, der erzähle den Traum; wer aber mein Wort hat, der verkündige mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Weizen gemeinsam? spricht der HERR. Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert? (…) Siehe, ich komme über diejenigen, spricht der HERR, die Lügenträume weissagen und sie erzählen und mit ihren Lügen und ihrem leichtfertigen Geschwätz mein Volk irreführen, während ich sie doch nicht gesandt und ihnen nichts befohlen habe, und sie diesem Volk auch gar nichts nützen! spricht der HERR.“ (Jeremia 23,28-32)

 

Rudolf Ebertshäuser  das-wort-der-wahrheit.de   Januar 2010

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