Wir wollen als nächstes noch näher auf den anderen Aspekt eingehen, den uns der Abschnitt in 1. Petrus 2 lehrt, nämlich daß die Gemeinde nicht nur eine heilige Priesterschaft, sondern auch ein geistliches Tempelhaus für Gott ist. Dieser Gedanke ist so eng mit unserer Priesterberufung verbunden, daß wir die entsprechenden biblischen Aussagen unbedingt genauer erforschen müssen, wenn wir ein klares Bild von dem priesterlichen Dienst der neutestamentlichen Gläubigen bekommen wollen.
Das Bild von der Gemeinde als Tempel Gottes ist bereits in der Kennzeichnung des Herrn Jesus Christus als „Eckstein“ enthalten, wie wir oben gesehen haben. Der äußerliche Tempel des Alten Bundes war aufgrund des Abweichens Israels weggetan worden; nunmehr sollte die Wohnstätte Gottes, der nach wie vor bei den Menschen wohnen will, ein geistlicher Tempelbau sein, bestehend aus von neuem geborenen Kindern Gottes, aus erretteten Menschen, „lebendigen Steinen“, die durch den innewohnenden Heiligen Geist Leben aus Gott bekommen haben und im übrigen selbst persönlich ein Tempel Gottes darstellen, insofern Gott durch Seinen Geist in ihnen wohnt.
Wir wollen nun die wichtigsten Aussagen der neutestamentlichen Lehrbriefe über diesen Tempel der Gemeinde betrachten und daraus Schlußfolgerungen für unseren priesterlichen Gottesdienst ziehen.
1. Die Gemeinde als Wohnung Gottes im Geist (Epheser 2,19-22)
Eine grundlegend wichtige Bibelstelle ist in diesem Zusammenhang Epheser 2,19-22. Dieses Wort hat viele inhaltliche Bezüge zu den Aussagen des Apostels Petrus, die wir oben untersucht haben, und wir wollen es als erstes näher betrachten.
19 So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20 auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, 21 in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, 22 in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.
Der Apostel Paulus wendet sich, ganz ähnlich wie der Apostel Petrus in 1. Petrus 2,4-10, an seine überwiegend heidnischen Leser; er zeigt ihnen zunächst die große Gnade, von der er schon in den Versen davor sprach, daß sie zusammen mit den messiasgläubigen Juden nun den einen Leib der Gemeinde bildeten und Gott nahen durften.
Einst, so zeigt uns V. 19, waren sie Fremdlinge, ohne Bürgerrecht im Reich Gottes, ohne die Heilsverheißungen, die damals nur den Juden galten; auch als „Gottesfürchtige“, die den Gott Israels verehren wollten, waren sie in den Synagogen nur geduldete Gäste und Fremdkörper. Nun aber, durch den Herrn Jesus Christus, waren sie als Kinder Gottes eins mit ihren jüdischen Mitgeschwistern geworden; sie waren vollberechtigte „Mitbürger“ im Reich Gottes geworden, zusammen mit den jüdischen Heiligen, und sie waren nunmehr Gottes Hausgenossen, d.h. Familienangehörige Gottes, Kinder, die mit dem Vater in einem Haus leben.
In V. 20 ändert sich das Bild, das der Geist Gottes gebraucht. Es geht immer noch um ein „Haus“, aber nun um ein besonderes Haus, nämlich das Haus Gottes als Tempel (wie V. 21 zeigt). Die Gläubigen werden in diesem Bauwerk vom Geist Gottes auferbaut auf ein geistliches Fundament, das durch die Apostel und Propheten gegeben wurde; das sind nach meiner Überzeugung nicht die Apostel und Propheten selbst, sondern die Botschaft, die durch sie geoffenbart wurde – die Schriften des Neuen Testaments.
Nachdem diese Grundlage für die Gemeinde geoffenbart wurde, wurde der Dienst der Apostel und Propheten beendet; nun sind alleine die Schriften des Neuen Testaments die Basis für alle biblische Gemeindearbeit. Das wahre Fundament der Gemeinde, der Eckstein des Fundaments, an dem sich alles ausrichtet, ist der Herr Jesus – diese Aussagen stimmen eindrucksvoll zusammen mit der Lehre des Apostels Petrus in 1. Petrus 2.
In V. 21 wird dieses Bild vom Tempelbau noch ausgeweitet. Dieser Bau ist noch im Wachsen begriffen; ständig werden lebendige Steine hinzugefügt. Er ist erst fertig, wenn die Gemeinde verherrlicht ist. Solange ist Christus derjenige, der Seine Gemeinde baut, durch den Heiligen Geist (vgl. Mt 16,18). Hier wird dieser Sachverhalt so ausgedrückt, wie es für den Apostel Paulus und den Epheserbrief typisch ist: in Christus, in Verbindung mit Ihm und durch Sein Wirken wächst der ganze Bau, wobei jeder Stein, jedes Bauelement durch den weisen Baumeister perfekt zusammengefügt ist. Das Ziel des Wachstums ist, daß alles zusammen als ein heiliger Tempel im Herrn immer weiter aufgebaut wird.
Hier hat man den Eindruck, daß vor allem die Gesamtschau dieses Tempels aus Gottes Perspektive angesprochen ist; seit Pfingsten wird die Gemeinde in Christus erbaut zu einem heiligen Tempel. Der Vers beschreibt offenkundig das Hinzufügen von vielen Generationen von Gläubigen zu diesem herrlichen Bau der universalen Gemeinde, ein Vorgang, der erst mit der Verherrlichung der Gemeinde vollendet sein wird.
Doch dieser Tempelbau hat auch einen irdischen Aspekt, und der besteht darin, daß sich zu allen Zeiten seit Pfingsten wiedergeborene Gläubige auf der Erde versammelt haben, um Gott priesterlich zu dienen. Dieser Bau wächst auch auf der Erde; in diesem Tempel wird bereits geopfert und angebetet, obgleich er weiter aufgebaut wird.
Dieser Gesichtspunkt scheint in V. 22 im Vordergrund zu stehen; hier wird die gegenwärtige Situation der örtlichen Gemeinde der Epheser beschrieben: sie werden mit anderen zusammen auferbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist. Sie bilden als örtliche Gemeinde einen gewissermaßen provisorischen, zeitlich und örtlich begrenzten Tempelbau, eine Art Niederlassung und Wohnstätte, in welcher der heilige Gott durch Seinen Geist wohnt.
So wie die weltweite Gemeinde Gottes auf Erden als Ganzes der Tempel Gottes ist, in dem Gott unaufhörlich Anbetung und Gottesdienst dargebracht wird, so bildet auch jede örtliche Gemeinde gewissermaßen eine „Zweigniederlassung“ dieses Tempelbaus, in dem Gott durch die Heiligen am Ort Anbetung und Gottesdienst dargebracht wird.
Solche „Zweigniederlassungen“ sind örtlich und zeitlich begrenzt; die Gemeinde in Ephesus hat irgendwann aufgehört zu existieren, und es gab wahrscheinlich lange Zeiträume, in denen Gott von diesem Ort aus kein (gemeindlicher) Gottesdienst dargebracht wurde. Dafür blühten örtliche Gemeinden an anderen Orten auf, und zu keinem Zeitpunkt hörte der beständige priesterliche Gottesdienst der weltweiten Gemeinde auf; weder Verfolgung noch Verführung können die Gemeinde an ihrem heiligen Priesterdienst für Gott hindern.
Die „Wohnung Gottes“ im AT und im NT
Der Begriff „Wohnung Gottes“ erinnert uns an das Heiligtum der Israeliten. Schon die Stiftshütte, das „Zelt der Zusammenkunft“, wird sehr häufig die „Wohnung“ genannt (vgl. 2Mo 25,9; 2Mo 26; 2Mo 36 und an vielen anderen Stellen).
Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne! (2Mo 25,8)
Und ich werde dort zusammenkommen mit den Kindern Israels, und es soll geheiligt werden durch meine Herrlichkeit. Und ich will die Stiftshütte heiligen samt dem Altar; und ich will mir Aaron und seine Söhne heiligen, damit sie mir als Priester dienen. Und ich will in der Mitte der Kinder Israels wohnen, und ich will ihr Gott sein. Und sie sollen erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, der sie aus dem Land Ägypten geführt hat, damit ich in ihrer Mitte wohne, ich, der HERR, ihr Gott. (2Mo 29,43-46)
Ich will meine Wohnung in eure Mitte setzen, und meine Seele soll euch nicht verabscheuen; und ich will in eurer Mitte wandeln und euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein. (3Mo 26,11-12)
Wir werden auch erinnert an Gottes Unterredung mit David, als dieser den Wunsch hatte, dem HERRN ein Haus zu bauen, und der HERR ihm sagte:
Geh hin und rede zu meinem Knecht, zu David: So spricht der HERR: Solltest du mir ein Haus bauen, daß ich darin wohne? Denn ich habe in keinem Haus gewohnt von dem Tag an, als ich die Kinder Israels aus Ägypten heraufführte, bis zu diesem Tag, sondern ich bin stets in einem Zelt und in einer Wohnung umhergezogen! (…) Wenn deine Tage erfüllt sind und du bei deinen Vätern liegst, so will ich deinen Samen nach dir erwecken, der aus deinem Leib kommen wird, und ich werde sein Königtum bestätigen. Der wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde den Thron seines Königreichs auf ewig befestigen. (2Sam 7, 5-6.12-13)
Das hat sich in Christus geistlicherweise erfüllt, der in dieser Heilszeit den geistlichen Tempel der Gemeinde als Wohnstätte Gottes erbaut; es wird im Tausendjährigen Reich auch eine wörtliche Erfüllung haben, wenn der Messias den heiligen Tempel in Jerusalem baut. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Aussage, die der Messias durch den Propheten Sacharja macht: „An jenem Tag werden sich viele Heidenvölker dem HERRN anschließen, und sie sollen mein Volk sein; und ich werde in deiner Mitte Wohnung machen, und du wirst erkennen, daß mich der HERR der Heerscharen zu dir gesandt hat“ (Sach 2,15).
Wir dürfen auch daran denken, daß schon das alttestamentliche Haus Gottes vor allem ein Haus des Gebets sein sollte (vgl. Jes 56,7 und Mk 11,17: „Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden“). Wieviel mehr das neutestamentliche Haus Gottes, in dem die Heiligen sich zum Herrn versammeln und Seine Verheißung in Anspruch nehmen dürfen:
Weiter sage ich euch: Wenn zwei von euch auf Erden übereinkommen über irgend eine Sache, für die sie bitten wollen, so soll sie ihnen zuteil werden von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte. (Mt 18,19-20)
Als Ermunterung, in den Versammlungen der Gemeinde den dort gegenwärtigen Herrn ernstlich im Gebet zu suchen, dürfen uns deshalb auch die Bitten Salomos und die Verheißungen des HERRN über den damaligen Tempel in bezug auf das Gebet dienen:
Wende dich aber zu dem Gebet deines Knechtes und zu seinem Flehen, o HERR, mein Gott, daß du hörst auf das Rufen und das Gebet, welches dein Knecht vor dich bringt! Laß deine Augen Tag und Nacht offenstehen über diesem Haus, über dem Ort, von dem du gesagt hast, daß du deinen Namen dahin setzen willst, daß du das Gebet erhörst, das dein Knecht zu dieser Stätte gerichtet betet. So höre doch das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel, das sie zu diesem Ort hin richten werden! Höre du es an dem Ort deiner Wohnung, im Himmel, und wenn du es hörst, so vergib! (2Chr 6,19-21)
Da erschien der HERR dem Salomo in der Nacht und sprach zu ihm: »Ich habe dein Gebet erhört und mir diesen Ort zur Opferstätte erwählt. Wenn ich den Himmel verschließe, so daß es nicht regnet, oder den Heuschrecken gebiete, das Land abzufressen, oder wenn ich eine Pest unter mein Volk sende, und mein Volk, über dem mein Name ausgerufen worden ist, demütigt sich, und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, so will ich es vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen. So sollen nun meine Augen offen stehen und meine Ohren achten auf das Gebet an diesem Ort. Ich habe nun dieses Haus erwählt und geheiligt, daß mein Name ewiglich dort sein soll; und meine Augen und mein Herz sollen da sein alle Tage. (2Chr 7,12-16; vgl. 1Kön 9,3)
Was es für uns bedeutet, wenn wir eine „Wohnung Gottes im Geist“ sind
Es lohnt sich, noch tiefer darüber nachzudenken, welche Konsequenzen es hat, wenn die Gemeinde als Ganzes und auch die örtliche Gemeinde eine Wohnstätte Gottes durch den Heiligen Geist ist. Wir alle machen uns in der Regel viel zu wenig bewußt, daß der ewige, allmächtige Gott in besonderer Weise gegenwärtig ist und unter uns wirken will, wenn wir uns zu Ihm hin versammeln.
Wie oft steht in den heutigen „Gottesdiensten“ der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Gedanken, Erlebnissen und Meinungen im Vordergrund. Vielfach spulen Menschen in diesen „Gottesdiensten“ ein auf Menschen ausgerichtetes Programm ab, und der Geist Gottes hat kaum den Raum, zu wirken.
Eigentlich sollte es doch so sein, daß wir in den Versammlungen der Gemeinde, ob es nun Gebetsversammlungen, Wortbetrachtung, Verkündigung oder das Mahl des Herrn geht, uns vor dem Angesicht des gegenwärtigen Herrn versammeln, um Ihn durch den Heiligen Geist reden und wirken zu lassen bzw. um Ihm durch den Heiligen Geist unsere Bitten und unsere Anbetung darzubringen. Im Grunde sollten wir uns demütig und erwartungsvoll auf Ihn ausrichten und solche Versammlungsstunden auch im Gebet entsprechend vorbereiten.
Wir sollten bewußt unser Fleisch, unser seelisches Ichleben in den Tod geben und uns zubereiten lassen, für das Wirken des Geistes Gottes empfänglich zu sein und uns Ihm zur Verfügung stellen, ob Er uns zur Erbauung der Heiligen gebrauchen will. Wir sollten demütig und still vor Gott erscheinen, in Ehrfurcht vor dem gegenwärtigen Herrn, sollten zuvor allen Ärger und Enttäuschung, alle Geschäftigkeit des Fleisches abgelegt haben. Unsere Haltung sollte so sein, wie es der Liederdichter Gerhard Terstegen in seinem bekannten Lied beschreibt:
Gott ist gegenwärtig,
lasset uns anbeten
und in Ehrfurcht vor Ihn treten.
Gott ist in der Mitte;
alles in uns schweige
und sich innigst vor Ihm beuge.
Wer Ihn kennt,
wer Ihn nennt,
schlag die Augen nieder,
kommt, ergebt euch wieder.
Ich fürchte, viele von uns kennen eine solche ehrfürchtige, geläuterte Haltung gar nicht mehr. Wir sind leider überwiegend so fleischlich, ichhaft und geschäftig in uns selbst gefangen, daß der Geist Gottes gedämpft und betrübt wird und nur noch wenig in unserer Mitte wirken kann.
Wenn Gott durch Seinen Geist in unserer Mitte wohnen will – wie wichtig ist es da, sich von Sünde zu reinigen, bevor wir zur Versammlung Gottes gehen! Wie wichtig ist es, alle unbereinigten Beziehungen unter den Gläubigen einer örtlichen Gemeinde in Ordnung zu bringen und darauf zu achten, daß der Geist Gottes nicht betrübt wird! Auch unser ganzes Verhalten, unsere Kleidung und unser Äußeres sollten in Übereinstimmung mit der Heiligkeit des Hauses Gottes stehen, in dem wir dem lebendigen Gott begegnen.
Wie wichtig ist es auch, daß im gesungenen Liedgut, in den Gebeten und in der Wortverkündigung möglichst nichts Menschliches, Fleischliches oder Verkehrtes gebracht wird, sondern gesunde, geistgewirkte Beiträge! Auf all das achten zahlreiche Gemeinden heute viel zu wenig.
Das Haus Gottes und seine von den Aposteln und Propheten überlieferte Grundlage
In Eph 2,20 wird uns gezeigt, daß das Fundament des heiligen Tempels der Gemeinde zunächst natürlich Christus selbst ist, daß dieser Tempel aber auch auf dem Fundament aufgebaut wird, das die Apostel und Propheten des Christus hervorgebracht haben.
Wir haben oben schon darauf hingewiesen, daß der Genitiv „[Grundlage] der Apostel und Propheten“ hier ziemlich eindeutig nicht so gemeint ist, daß die neutestamentlichen Apostel und Propheten selbst das Fundament bildeten (auf Menschen bezogen erscheint dieses Bild unpassend, da schon Christus als Fundament bezeichnet wird).[1]
Der im Zusammenhang schlüssige Sinn ist der, daß die Apostel und Propheten diese Grundlage zur Verfügung gestellt haben, das heißt: das Fundament sind die Schriften des Neuen Testaments, die von diesen Werkzeugen Gottes niedergeschrieben wurden (vgl. die „Lehre der Apostel“ in Apg 2,42). Das NT wurde entweder von Aposteln wie Paulus, Petrus und Johannes verfaßt, oder aber von neutestamentlichen Propheten, zu denen Markus, Lukas, Jakobus und Judas zählen.
Die heiligen Schriften, die der verherrlichte Herr Jesus Christus Seiner Gemeinde durch die neutestamentlichen Apostel und Propheten überliefert hat, sie bilden die Grundlage für das ganze Leben und Wirken, für den priesterlichen Gottesdienst dieses heiligen Tempels. Das ist völlig in Übereinstimmung mit dem alttestamentlichen Vorbild, der Stiftshütte und später dem salomonischen Tempel. Auch dort war es entscheidend wichtig, daß jeder Dienst im Heiligtum gemäß den von Mose geoffenbarten göttlichen Richtlinien getan wurde.
Im 2. Buch Mose lesen wir mehrfach, daß alle Aufbauarbeit am Heiligtum der Stiftshütte genau nach den Befehlen und Ordnungen des Herrn durch Mose getan werden mußte:
Und Bezaleel und Oholiab und alle Männer, die ein weises Herz hatten, in die der HERR Weisheit und Verstand gelegt hatte, damit sie wußten, wie sie alle Werke machen sollten für den Dienst des Heiligtums, sie handelten nach all dem, was der HERR geboten hatte. (2Mo 36,1)
So wurde das ganze Werk der Wohnung, der Stiftshütte, vollendet. Und die Kinder Israels machten alles genau so, wie der HERR es Mose geboten hatte; genau so machten sie es. (…) ganz so, wie der HERR es Mose geboten hatte, so hatten die Kinder Israels das ganze Werk vollbracht. Und Mose sah sich das ganze Werk an, und siehe, sie hatten es ausgeführt, wie der HERR es geboten hatte; so hatten sie es ausgeführt. Und Mose segnete sie. (2Mo 39,32.42-43)
Auch bei der Weihung der Priester und im täglichen heiligen Opferdienst der Stiftshütte mußte genau nach den Anweisungen des HERRN in Seinem Wort an Mose verfahren werden:
Da sprach Mose: Das ist es, was der HERR geboten hat; das sollt ihr tun, so wird euch die Herrlichkeit des HERRN erscheinen! Und Mose sprach zu Aaron: Tritt zum Altar und opfere dein Sündopfer und dein Brandopfer und erwirke Sühnung für dich und das Volk. Danach bringe das Opfer des Volkes dar und erwirke Sühnung für sie, wie der HERR es geboten hat! (…) Aber das Fett und die Nieren und den Leberlappen des Sündopfers ließ er auf dem Altar in Rauch aufgehen, so wie der HERR es Mose geboten hatte. (…)
Danach brachte er das Brandopfer herzu und opferte es nach der Vorschrift. (…) Aber die Brust und die rechte Keule webte Aaron als Webopfer vor dem HERRN, wie es Mose geboten hatte. Danach streckte Aaron seine Hand aus zu dem Volk hin und segnete es und stieg herab, nachdem er das Sündopfer, das Brandopfer und das Friedensopfer dargebracht hatte. Und Mose und Aaron gingen in die Stiftshütte hinein. Und als sie wieder herauskamen, segneten sie das Volk. Da erschien die Herrlichkeit des HERRN dem ganzen Volk, und es ging Feuer aus von dem HERRN und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke auf dem Altar. Als das ganze Volk dies sah, jubelten sie und fielen auf ihr Angesicht. (3Mo 9,6-7.10.16.21-24)
Im neutestamentlichen Haus Gottes muß alles nach Gottes Anweisungen verlaufen
So ist es auch für den gesunden und gedeihlichen Aufbau des heiligen Tempels der neutestamentlichen Gemeinde unerläßlich, daß die Mitarbeiter am Bau wie auch die Priester sich in allem an die Anordnungen des Herrn halten, wenn wir wollen, daß die segensreiche Gegenwart des Herrn unter uns wirksam wird.
Deshalb habe ich Timotheus zu euch gesandt, der mein geliebtes und treues Kind im Herrn ist; der wird euch an meine Wege in Christus erinnern, wie ich überall in jeder Gemeinde lehre. (1Kor 4,17)
Ich lobe euch, Brüder, daß ihr in allem an mich gedenkt und an den Überlieferungen festhaltet, so wie ich sie euch übergeben habe. (1Kor 11,2)
Wenn jemand glaubt, ein Prophet zu sein oder geistlich, der erkenne, daß die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind. (1Kor 14,37)
So steht denn nun fest, ihr Brüder, und haltet fest an den Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch ein Wort oder durch einen Brief von uns. (2Thess 2,15)
Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, recht bald zu dir zu kommen, damit du aber, falls sich mein Kommen verzögern sollte, weißt, wie man wandeln soll im Haus Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. (1Tim 3,14-15)
Wenn wir wollen, daß der ganze Bau der Gemeinde in Christus zusammengefügt ist und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, dann müssen wir auch gewissenhaft das ganze Wort halten, das Christus uns durch Seine Apostel und Propheten geboten hat. Nur wer in Seinem Wort bleibt und es bewahrt, kann einen guten und wohlgefälligen Priesterdienst im Hause Gottes tun und wirklich zum Aufbau dieses Hauses beitragen.
Wer aber vom Wort Gottes abweicht und einen Priesterdienst im Gegensatz zu Gottes Anweisungen errichten will, der sündigt und schädigt den Tempel Gottes. Die warnenden Vorbilder von Nadab und Abihu (3. Mose 10), von Korah, Dathan und Abiram (4. Mose 16) sowie von Ussa (1. Chronik 13) sollten uns hier zu denken geben und anspornen, dem göttlichen Bauherrn die Ehre zu geben und gewissenhaft allen Seinen guten Anweisungen und Lehren zu gehorchen.
2. Der Tempel Gottes und die Absonderung vom Bösen (2. Korinther 6,14 – 7,1)
Das Heiligtum des HERRN kann als Wohnstätte Gottes in einer von Sünde verdorbenen Welt nur existieren, wenn es von der Sünde und Verderbnis der unbekehrten Heidenvölker rein gehalten und sorgfältig abgesondert wird. Das war schon bei der Stiftshütte so, und das gilt auch für den neutestamentlichen Tempel der Gemeinde. Diese wichtige Wahrheit wird uns im 2. Korintherbrief geoffenbart:
14 Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? 15 Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? 16 Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«. 17 Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, 18 und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige. 7,1 Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht! (2Kor 6,14 – 7,1)
Das Wesen des Tempels Gottes (2Kor 6,16)
In Vers 16 dieses bedeutsamen Abschnittes der Heiligen Schrift wird der örtlichen Gemeinde in Korinth zugesprochen, daß sie ein Tempel des lebendigen Gottes ist (vgl. auch 1Kor 3,16-17), und das gilt dementsprechend auch für jede andere biblische Ortsgemeinde. Die Gemeinde selbst ist also ein heiliges Gotteshaus (nicht etwa das Gebäude, in dem sie sich trifft). Sie ist ein Tempel, weil der lebendige Gott verheißen hat, in jedem einzelnen Gläubigen zu wohnen und inmitten der versammelten Gläubigen gegenwärtig zu sein und zu wandeln.
Das ist das Wesen des Heiligtums: Gott ist dort gegenwärtig; Er begegnet dort Seinen Erlösten, hat mit ihnen Gemeinschaft. Im Rahmen dieser Begegnung dürfen sie Ihm priesterlich dienen, Ihn anbeten, und Er will sie segnen und stärken durch Sein Wort und durch die Wirkung Seines Heiligen Geistes. „Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«“ (2Kor 6,16).
Das greift unmittelbar die Verheißung an Israel aus dem 3. Buch Mose auf, erinnert aber auch an gleichlautende Verheißungen aus den Propheten in bezug auf das zukünftige Israel:
Ich will meine Wohnung in eure Mitte setzen, und meine Seele soll euch nicht verabscheuen; und ich will in eurer Mitte wandeln und euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein. (3Mo 26,11-12)
Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein … (Jer 31,33)
Meine Wohnung wird bei ihnen sein, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. (Hes 37,27)
… und ich will ihnen ein Herz geben, daß sie mich erkennen sollen, daß ich der HERR bin; und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein; denn sie werden sich von ganzem Herzen zu mir bekehren. (Jer 24,7; vgl. u.a. 30,22; 32,38)
Weil dieser lebendige Gott Seinem ganzen Wesen nach heilig ist, rein, ohne Sünde und Ungerechtigkeit, voll lauterer Liebe, Güte und Wahrheit, deshalb muß auch die Gemeinde, in deren Mitte Er wohnt, heilig sein.
Deinem Haus geziemt Heiligkeit, o HERR, für alle Zeiten. (Ps 93,5)
… sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!« (1Pt 1,15-16)
Das bedeutet einerseits: die Gemeinde muß getrennt und abgesondert von allem Bösen und Unreinen leben; andererseits bedeutet es: die Gemeinde und die Einzelnen sollen geprägt sein von den heiligen Charaktereigenschaften Gottes, wobei dies hier auf Erden nur annäherungsweise und unvollkommen verwirklicht werden kann.
Absonderung als Voraussetzung für die Gemeinschaft mit Gott (2Kor 6,14-15)
Weil Gott heilig ist, ist Er geschieden von aller Sünde und Unreinigkeit des ungläubigen Menschengeschöpfes. Die nicht von neuem geborenen, unbegnadigten Sünder haben keinen Platz in dem heiligen Tempel Gottes, ebensowenig Ungerechtigkeit und geistliche Finsternis, Unglaube und Götzendienst.
Die Gemeinde kann also nur existieren in einer entschiedenen Trennung von der Welt, vom Heidentum (und ungläubigen Judentum). Deshalb fragt der Herr uns durch Seinen Apostel: „Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein?“ (2Kor 6,14-16).
Weil wir als Einzelne heilige Priester Gottes sind und als Gemeinde der Tempel des heiligen Gottes, deshalb müssen wir uns entschieden fernhalten von allem Bösen – von Sünde und Befleckung mit Verdorbenem, von Irrlehre und Verführungsströmungen, von heidnischer Religion und Religionsvermischung: „Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an!“ (2Kor 6,17).
Dieser Grundsatz der Absonderung von Sünde und den geistlichen Befleckungen der Heidenvölker galt schon für das Gottesvolk des Alten Bundes:
Und wandelt nicht nach den Satzungen der Heiden, die ich vor euch her ausstoßen werde. Denn alle jene Dinge haben sie getan, und deshalb habe ich sie verabscheut. Euch aber habe ich gesagt: Ihr sollt ihr Land in Besitz nehmen; denn ich will es euch zum Erbe geben, ein Land, in dem Milch und Honig fließt. Ich, der HERR, bin euer Gott, der ich euch von den Völkern abgesondert habe. So sollt nun auch ihr das reine Vieh vom unreinen unterscheiden und die unreinen Vögel von den reinen, und ihr sollt euch selbst nicht verabscheuungswürdig machen durch Vieh, Vögel und alles, was sich auf dem Erdboden regt, was ich euch als unrein abgesondert habe; sondern ihr sollt mir heilig sein, denn ich, der HERR, bin heilig, der ich euch von den Völkern abgesondert habe, damit ihr mir angehört! (3Mo 20,23-26)
Und der Same Israels sonderte sich von allen Kindern der Fremden ab, und sie traten hin und bekannten ihre Sünden und die Missetaten ihrer Väter. (Neh 9,2)
Und es geschah, als sie nun das Gesetz hörten, da sonderten sie alles Mischvolk von Israel ab. (Neh 13,3)
Geht hinaus aus Babel! (2Kor 6,17)
Die Aussage in 2Kor 6,17 ist besonders angelehnt an zwei Aufrufe aus den Propheten, die das Volk Gottes auffordern, sich von Babel abzusondern und hinauszugehen aus Babel – einem alttestamentlichen Vorbild auf die Hure Babylon, die endzeitliche Welteinheitsreligion des Antichristen (vgl. Offenbarung 17 und 18):
Ich will den Bel von Babel heimsuchen und ihm wieder aus dem Rachen reißen, was er verschlungen hat; und die Heiden sollen ihm nicht mehr zuströmen; auch die Mauer Babels ist gefallen. Geht hinaus aus seiner Mitte, mein Volk, und jeder rette seine Seele vor dem grimmigen Zorn des HERRN! (Jer 51,44-45)
Im Propheten Jesaja finden wir ebenfalls einen Anklang an unser Bibelwort aus dem 2. Korintherbrief; diese Botschaft ist an den jüdischen Überrest der letzten Tage gerichtet, bevor der HERR zum Gericht kommt und Sein Reich aufrichtet:
Weicht! weicht! Geht hinaus von dort! Rührt nichts Unreines an! Geht hinaus aus ihrer Mitte! Reinigt euch, die ihr die Geräte des HERRN tragt! (Jes 52,11)
Dementsprechend finden wir die Aufforderung an das Volk Gottes, sich von Babylon abzusondern, im Buch der Offenbarung wieder:
Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt! (Offb 18,4)
Also können wir die Lehre von 2. Korinther 6 folgendermaßen zusammenfassen: Weil die Gemeinde ein heiliger Tempel des Herrn ist, ein Gott geweihtes Priestertum, deshalb muß sie sich absondern von allem Bösen, von allem Heidnischen, von Götzendienst und Unglaube.
Wenn der heilige Gott durch Seinen Geist in unserer Mitte wohnen soll, dann dürfen wir nichts Böses, keine Finsternis und Befleckung bei uns dulden. Wir sollen uns aktiv und bewußt davon absondern und uns zugleich von aller Verunreinigung fernhalten; wir dürfen in unserem Priesterdienst nichts Unreines handhaben und gebrauchen, nichts, das nicht für den Herrn geheiligt ist (z.B. katholisch-heidnische Mystik, magische Praktiken, charismatischen Lobpreis o.ä.).
Insbesondere soll sich die wahre Gemeinde von Babel fernhalten bzw. von dort hinausgehen, d. h. von der Hure Babylon (vgl. Off 17 u. 18), die im Buch der Offenbarung ein Sinnbild für die kommende Welteinheitsreligion unter Führung der römisch-katholischen Kirche ist. Wenn wir uns mit dem gefälschten, heidnischen Baalspriestertum einsmachen würden, das die römische Kirche und die ökumenische Bewegung aufgerichtet haben, dann würden wir unseren heiligen Auftrag verleugnen und unter das Gericht Gottes fallen.
Dann, wenn wir dem Ruf Gottes gefolgt sind und uns von der babylonischen Falschreligion gereinigt haben, wird der Herr uns aufnehmen und als Sein Eigentumsvolk annehmen, wie wir es schon im Alten Testament vorgebildet finden (vgl. die oben angeführten Verheißungen in 3Mo 26,11-1; Jer 31,33; Hes 37,27; Jer 24,7; 30,22; 32,38 u.a.).
Dabei wird jedoch noch einmal besonders hervorgehoben, daß unter diesen Voraussetzungen die persönliche Beziehung Gottes zu uns als Seinen Söhnen und Töchtern verwirklicht werden kann. Es ist interessant, daß dies hier mit der Absonderung aus Babylon als einer Vorbedingung verbunden wird. Die Erwähnung der Erlösten als „Söhne und Töchter“ Gottes, des Vaters findet sich im AT nur an einer Stelle in bezug auf das künftige, wiedergeborene Israel:
Ich will zum Norden sagen: Gib her! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bringe meine Söhne aus der Ferne herbei und meine Töchter vom Ende der Welt, einen jeden, der mit meinem Namen genannt ist und den ich zu meiner Ehre geschaffen habe, den ich gebildet und gemacht habe. (Jes 43,6-7)
Als Kinder Gottes sind wir unserer Stellung nach alle Söhne und Töchter Gottes, wobei gläubige Männer und Frauen neutestamentlich aufgrund unserer Beziehung zu dem eingeborenen Sohn Gottes gleichermaßen Söhne Gottes in Christus genannt werden (vgl. Gal 3,26.28).
Weil wir Gott so nahe gebracht sind und Er unser Vater geworden ist, sind wir innerlich zu einem heiligen, für Gott abgesonderten Leben berufen und verpflichtet. Ja, hier gilt das Sprichwort: „Noblesse oblige“ – „Adel verpflichtet“; wir können nicht Kinder Gottes sein und zugleich im heidnischen Sündenschmutz und der Finsternis des Götzendienstes umherschweifen. Wer Gott im Heiligtum priesterlich dienen will, der muß auch selbst heilig sein in seinem ganzen Wandel (vgl. 1Pt 1,14-19).
Absonderung vom Bösen bedeutet auch Reinigung von aller persönlichen Befleckung
Deshalb folgt nach diesen Versen ganz folgerichtig 2Kor 7,1; dieser Vers gehört direkt zu 2Kor 6,14-18 dazu, wie auch das „Weil wir nun“ anzeigt, das sich auf die vorhergehenden Verse bezieht. „Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht!“. Die Aufforderung, sich zu reinigen, war im Zusammenhang mit dem Priesterdienst und dem Heiligtum Gottes etwas ganz Vertrautes und Selbstverständliches für die Gläubigen, die in der Regel das Alte Testament gut kannten.
Ein alttestamentlicher Priester durfte niemals Dienst tun, wenn er sich verunreinigt hatte, z.B. an einer Leiche. Er mußte sich zuerst durch ein umständliches Ritual sorgfältig von der Befleckung reinigen, bevor er ins Heiligtum eintrat, sonst wäre der Zorn Gottes über ihn gekommen (vgl. 3Mo 22,3; 4Mo 19,13). Ohnehin mußte er sich in dem bronzenen Waschbecken täglich reinigen, bevor er den Dienst antrat (vgl. 2Mo 30,17-21).
Auch die Israeliten mußten sich von ihren Befleckungen absondern, weil das Heiligtum Gottes in ihrer Mitte war, was besonders am Beispiel des Aussatzes deutlich wird:
So sollt ihr die Kinder Israels von ihrer Unreinheit absondern, damit sie nicht wegen ihrer Unreinheit sterben, wenn sie meine Wohnung verunreinigen, die in ihrer Mitte ist. (3Mo 15,31)
Ganz dem entsprechend fordert uns nun 2Kor 7,1 dazu auf, uns als Priester, die in dem Tempel Gottes Dienst tun, von Bösem zu reinigen. Ganz Ähnliches finden wir auch im AT: „Wascht, reinigt euch! Tut das Böse, das ihr getan habt, von meinen Augen hinweg; hört auf, Böses zu tun!“ (Jes 1,16). Wir haben schon die Aufforderung an die Diener des Heiligtums gelesen: „Reinigt euch, die ihr die Geräte des HERRN tragt!“ (Jes 52,11).
Was sind das für Befleckungen, von denen wir uns als Priester in Gottes Heiligtum reinigen müssen? Unser Wort nennt uns Befleckungen des Fleisches; dazu zählen sicherlich alle diejenigen Sünden, die wir mithilfe unseres Leibes begehen, insbesondere Unzuchtssünden und darunter ganz gewiß auch Dinge wie die Selbstbefriedigung (vgl. 1Kor 6,13-20).
Zu den Befleckungen des Geistes zählen die Sünden in Gedanken, innerliche Verunreinigungen – z. B. durch Neid, Habgier, Anklagegedanken, unreine Phantasien. Ganz sicher zählen dazu auch Befleckungen durch das Sehen und Anhören unreiner Dinge, z.B. schmutziger Bilder, weltlicher Filme oder Youtube-Videos, durch Fernsehen, falschen Internetgebrauch oder das Lesen weltlicher Literatur, durch Pop- und Rockmusik und charismatischen „Lobpreis“ und manche andere Dinge. So etwas beschmutzt den erneuerten Geist des Wiedergeborenen und hemmt das Wirken des Heiligen Geistes in und durch unseren Geist.
In bezug auf solche Befleckungen sollten wir die Aufforderung des Jakobusbriefes beherzigen:
So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch; naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid! Fühlt euer Elend, trauert und heult! Euer Lachen verwandle sich in Trauer und eure Freude in Niedergeschlagenheit! Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen. (Jak 4,7-10)
Wenn wir uns unseres priesterlichen Auftrages vor Gott recht bewußt sind, dann sollten wir aus innerem Antrieb, von ganzem Herzen nach persönlicher Heiligung streben, um unserem wunderbaren Retter-Gott zu gefallen. Dies sollten wir umso mehr tun, als Gott uns verheißen hat, daß wir Seine Söhne und Töchter sein dürfen, also in einem wunderbar nahen, vertrauten Verhältnis zu diesem heiligen, herrlichen Gott stehen dürfen:
Als gehorsame Kinder paßt euch nicht den Begierden an, denen ihr früher in eurer Unwissenheit dientet, sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!« Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach dem Werk jedes einzelnen, so führt euren Wandel in Furcht, solange ihr euch hier als Fremdlinge aufhaltet. Denn ihr wißt ja, daß ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus, als eines makellosen und unbefleckten Lammes. (1Pt 1,14-19)
Zu der äußeren Absonderung von allem Bösen und Befleckenden muß notwendigerweise die innere Absonderung, d.h. Heiligung und Reinigung des Herzens und der Gesinnung kommen, da unser Gott mit einer bloß äußerlichen Heiligung niemals zufrieden sein kann; Ihm geht es um unser Innerstes, um unser Herz (vgl. 1Sam 16,7; Ps 51,8; Spr 23,26).
3. Das Haus Gottes und seine Bauarbeiter (1. Korinther 3)
Einen weiteren wichtigen Text, der von der Gemeinde als dem heiligen Tempel Gottes spricht, finden wir im 1. Korintherbrief. Dort unterweist der Apostel die noch von heidnischer Zuchtlosigkeit verformten jungen Gläubigen in der sündigen Großstadt, daß dem Haus Gottes Heiligkeit und treuer, hingegebener geistlicher Dienst nottut, wenn wir Gerichte und Züchtigungen Gottes vermeiden wollen. Das gilt besonders für die berufenen Diener Gottes, aber letztlich auch für alle Gemeindeglieder, denn nach 1. Korinther 12 ist jedes Glied am Leib des Christus auch ein Mitarbeiter am Bau Gottes.[2]
9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr aber seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. 10 Gemäß der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf. Jeder aber gebe acht, wie er darauf aufbaut. 11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
12 Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, 13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. 14 Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen; 15 wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden erleiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.
16 Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid, und daß der Geist Gottes in euch wohnt? 17 Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr. (1Kor 3,9-17)
Bauarbeit am Tempelheiligtum – eine verantwortungsvolle Aufgabe
Der Apostel Paulus muß die ausgesprochen fleischlichen Gläubigen aus Korinth im 3. Kapitel seines Briefes ernst ermahnen, weil sie sich in unterschiedliche Parteien aufgespalten hatten, die miteinander stritten. Die einen hängten sich an Apollos, die anderen an Paulus, und so drohte die kostbare geistliche Aufbauarbeit, die diese Diener Gottes miteinander geleistet hatten, beeinträchtigt oder gar zerstört zu werden. Der Apostel betont deshalb zuerst, daß alle die berufenen Diener Gottes untereinander eins im Herrn sind und daß nicht Menschen über deren jeweilige Verdienste entscheiden, sondern Gott selbst am Tag der Rechenschaftslegung (vgl. 1Kor 3,1-8).
Der Apostel Paulus vergleicht nun die Gemeindearbeit in Korinth mit der Errichtung eines Bauwerkes. Verschiedene Bauarbeiter haben daran Anteil, aber der Apostel selbst hat mit seiner Evangeliumsverkündigung und Lehre einen alles entscheidenden Grund gelegt, das einzige Fundament, auf dem dieser Bau aufgebaut werden kann, nämlich Jesus Christus.
Der Apostel Paulus hat Christus als den einzigen Retter verkündigt, und er hat Christus als Haupt und Herrn der Gemeinde offenbar gemacht und die Korinther die Lehre des Christus gelehrt; auf diese Weise legte er das felsenfeste Fundament für den Gemeindebau, und auch heute noch kann dies nicht anders geschehen (V. 9-11).
Der Bau, um den es geht, ist nun aber Gottes Bau und nicht ein Menschenbau. Es ist ganz entscheidend, daß im Gemeindebau alle Mitarbeiter gemäß der göttlichen Richtschnur der Apostellehre arbeiten und nicht auf der Grundlage von Menschenweisheit, was eine Gefahr bei den Korinthern war (vgl. 1Kor 1,17 – 2,16). Dieses Bauwerk ist nicht irgendein menschlicher Verein, sondern es handelt sich um das Tempelheiligtum Gottes (V. 16), und deshalb wacht Gott sorgfältig über den Bauleuten, die daran arbeiten. Jeder, der hier mitarbeitet, muß achtgeben und sich prüfen, auf welche Weise er baut (V. 10).
Die geistlich gesinnten Diener Gottes verkündigen die von Gott gegebene gesunde Lehre von Christus und Seiner Gemeinde; sie arbeiten nach der Richtschnur der Apostellehre und wenden geistliche Methoden an, um die Gemeinde Gottes zu fördern und zu stärken. Das vergleicht der Apostel hier mit dem Bauen von Gold, Silber und kostbaren Steinen – einem Baumaterial, das für einen Tempel angemessen ist.
Aber es gab unter den Korinthern auch fleischlich gesinnte Bauleute. Sie bauten wohl auf dem richtigen Grund, nämlich Christus und Seinem Evangelium, doch sie verkündeten Menschenweisheit und verkehrte Lehren; sie arbeiteten mit fleischlichen, ungeistlichen Methoden. Das vergleicht der Apostel mit dem Einsatz von Holz, Heu und Stroh – für diesen erhabenen Zweck minderwertigen Baumaterialien, die eher für primitive Hütten oder einfache Häuser in Frage kommen, aber für einen Tempel ungeeignet sind.
Nun warnt der Apostel die Korinther und uns alle, daß es einen ganz bestimmten Tag geben wird – nämlich den Tag des Christus, an dem der Herr der Gemeinde den Dienst eines jeden Gotteskindes prüfen, bewerten und belohnen wird. An diesem Tag wird jedes Werk durch das prüfende Feuer der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes gehen, und nur das, was mit edlem Material gebaut wurde, bleibt unversehrt – alles andere besteht die Feuerprobe nicht und verbrennt.
Der Arbeiter, der mit edlem Material gebaut hat, wird Lohn erhalten für seinen treuen Dienst. Diejenigen Kinder Gottes aber, die auf dem echten Fundament mit falschem Material gebaut haben, werden zwar errettet, aber ihr Werk verbrennt und sie empfangen keinen Lohn dafür. So erleiden sie Schaden und haben im Reich des Messias geringere Ehre; sie bringen nichts aus dem brennenden Haus heraus als nur ihr bloßes Leben – so beschreibt es Gottes Wort bildhaft.
Das Ganze ist ein ernster Ansporn, nicht fleischlich und menschlich-selbstbewußt an den heiligen Dienst heranzugehen, den wir tun, wenn wir mitwirken an der Auferbauung der Gemeinde Gottes. Weil die Gemeinde Gottes Heiligtum ist, wacht der heilige Gott über allen Tätigkeiten in diesem geistlichen Tempelhaus und erwartet, daß wir gemäß Seinem Wort bauen, in der Kraft Seines Geistes und nicht im Fleisch. Er wird solche bösen Dinge wie das Schüren von Spaltungen oder Intrigen gegen Diener Gottes, die Verkündigung menschlicher, falscher Lehren, die Einführung von weltlichen oder heidnischen Gebräuchen niemals gutheißen, sondern die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
Das gilt umso mehr, wenn es um Menschen geht, die den Tempel Gottes verderben. Das wird deutlich unterschieden von dem falschen Bauen auf dem echten Fundament. Hier geht es um Irrlehrer und Verführer, die böse Lehren und zersetzende Einflüsse in die Gemeinde bringen und sie im Endeffekt als Tempel Gottes entweihen und niederreißen. Solche Dinge, wie sie in 2. Korinther 11 dann ausführlicher geschildert werden, rufen das Zorngericht Gottes hervor und führen zum ewigen Verderben der Gottlosen, die solche Dinge tun. Hier klingt schon an, was der Geist Gottes später im 2. Petrusbrief und im Judasbrief über den Charakter und das Schicksal falscher Lehrer und gottloser Verführer lehrt.
Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid?
In diesem Zusammenhang spricht der Herr durch den Apostel eine ernste, bedeutungsvolle Frage aus: „Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid, und daß der Geist Gottes in euch wohnt?“ (V. 16). Die fleischlichen Korinther waren sich bei all ihren Händeleien ihrer Berufung und Stellung vor Gott nicht bewußt.
Die Frage setzt voraus, daß der Apostel sie diese Wahrheit sehr wohl gelehrt hatte und daß sie es eigentlich hätten wissen müssen. Wieviele Christen von heute leben gedankenlos, selbstsüchtig und unheilig in „ihren Gemeinden“ und sind sich nicht der Tatsache bewußt, daß sie den heiligen Tempel Gottes auf Erden bilden und sich dementsprechend verhalten sollten! Das war damals offenkundig auch schon ein Problem.
Genauer müßte man eigentlich übersetzen: „Seid ihr euch nicht dessen bewußt, daß ihr das Tempelheiligtum Gottes seid?“ Das Griechische kennt zwei Wörter für „Tempel“. Das eine, hieron, wird für den ganzen Tempelbau mit allen Vorhöfen und Nebengebäuden benutzt, in denen auch das einfache Volk sich aufhalten konnte. Hier wird jedoch das andere gebraucht, naos, das eigentlich das Heilige und Allerheiligste im Tempel bezeichnet, also den streng abgesonderten Bereich, in dem Gott selbst wohnte und den nur die Priester nach entsprechender Vorbereitung betreten durften.
In der Stiftshütte und im jüdischen Tempel umfaßte diese heilige Wohnung Gottes das „Heilige“, den abgeschlossenen Vorraum, in dem sich der Leuchter, der Schaubrottisch und der Räucheraltar befanden, sowie das eigentliche Allerheiligste mit der Bundeslade und den Cherubim, in das nur der Hohepriester einmal im Jahr eintreten durfte.
Die Gemeinde ist also ein heiliger, Gott geweihter, nach außen abgeschlossener Bereich, in dem Gott geistliche Opfer dargebracht werden und zu dem nur die Priester Zugang haben – also wahre, von neuem geborene Kinder Gottes. In diesem Bereich ist der heilige Gott gegenwärtig, hier wohnt Er. Deshalb fragt der Apostel auch noch: „Wißt ihr nicht, daß der Geist Gottes in euch und unter euch wohnt?“ Gott, der Vater, und der Sohn Gottes wohnen durch den Geist Gottes in den einzelnen Gläubigen und in der Mitte der versammelten Gemeinde.
Der Heilige Geist und Sein Wirken im Heiligtum der Gemeinde
Der Geist Gottes ist empfindsam und rein; Er wacht darüber, daß alles in der Gemeinde zur Ehre Gottes geschieht. Das ganze Leben der Gemeinde als Tempel Gottes ist davon abhängig, daß wir dem Geist Gottes Raum geben und Seinen Führungen folgen. Er ist es, der das Tempelheiligtum prägen und alle Aktivitäten darin leiten und bewirken sollte:
Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, der macht sich zum Feind Gottes! Oder meint ihr, die Schrift rede umsonst? Ein eifersüchtiges Verlangen hat der Geist, der in uns wohnt; um so reicher aber ist die Gnade, die er gibt. Darum spricht er: »Gott widersteht den Hochmütigen; den Demütigen aber gibt er Gnade«. (Jak 4,4-6)
Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe. Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid für den Tag der Erlösung! Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit. Seid aber gegeneinander freundlich und barmherzig und vergebt einander, gleichwie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Werdet nun Gottes Nachahmer als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, gleichwie auch Christus uns geliebt und sich selbst für uns gegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, zu einem lieblichen Geruch für Gott. Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht soll nicht einmal bei euch erwähnt werden, wie es Heiligen geziemt; auch nicht Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzeleien, die sich nicht gehören, sondern vielmehr Danksagung. (Eph 4,29 – 5,4)
Denn ihr wart einst Finsternis; jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts! Die Frucht des Geistes besteht nämlich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft also, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, deckt sie vielmehr auf; denn was heimlich von ihnen getan wird, ist schändlich auch nur zu sagen. Das alles aber wird offenbar, wenn es vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. (Eph 5,8-13)
Betet ohne Unterlaß! Seid in allem dankbar; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Den Geist dämpft nicht! Die Weissagung verachtet nicht! Prüft alles, das Gute behaltet! Haltet euch fern von dem Bösen in jeglicher Gestalt! (1Thess 5,17-22)
Nur durch den Geist Gottes können wir Gott in Seinem Heiligtum priesterlich dienen, Ihn loben und anbeten. So müssen wir darauf achten, Seinen Geist nicht zu betrüben oder zu dämpfen durch Sünde und weltlich-fleischliches Auftreten. Wir sollten uns von Ihm erfüllen lassen und Seiner Leitung gehorsam und glaubensvoll folgen. Wenn wir dies tun, wird Er Seine kostbare Frucht in uns hervorbringen (Gal 5,22) und uns zur Heiligung unseres Denkens und Lebens leiten:
Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch [sonst] begeht, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht verübt, sündigt an seinem eigenen Leib. Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und daß ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören! (1Kor 6,18-20)
Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung. Deshalb – wer dies verwirft, der verwirft nicht Menschen, sondern Gott, der doch seinen Heiligen Geist in uns gegeben hat. (1Thess 4,7-8)
Deshalb sollten wir alles in dem heiligen Tempel der Gemeinde in Ehrfurcht vor Gott und in der Zucht des Heiligen Geistes geschehen lassen. Hier darf nicht der sündige Mensch mit seinen Fleischesäußerungen groß herauskommen, sondern der gegenwärtige Herr sollte alles bestimmen und prägen, alles erfüllen und segnen mit der Gegenwart und der Wirkung Seines Geistes. Wir werden an den 1. Timotheusbrief erinnert, in dem der Geist Gottes Anweisungen gibt, „damit du … weißt, wie man wandeln soll im Haus Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ (1Tim 3,15).
[1] Grammatisch gesprochen: Dieser Genitiv ist als ein genitivus auctoris und nicht als ein genitivus epexegeticus aufzufassen; vgl. Haubeck/von Siebenthal: Neuer Sprachlicher Schlüssel zum griechischen NT (Gießen: Brunnen 1994) zu der Stelle.
[2] Eine geistliche Ermutigung für alle, die dem Herrn als Bauarbeiter am Haus Gottes dienen wollen, findet sich in dem Buch des Verfassers: Baut mit am Haus Gottes! Was der Prophet Haggai uns heute zu sagen hat (Steffisburg: Edition Nehemia 2014).
Dieser Text ist ein bearbeiteter Auszug aus dem Buch von Rudolf Ebertshäuser, Der priesterliche Auftrag der Gemeinde und seine endzeitliche Gefährdung (Steffisburg: Edition Nehemia 2016).
Veröffentlicht auf das-wort-der-wahrheit.de im August 2025 © Rudolf Ebertshäuser