Von den „Jünglingen“ wird im 1. Johannesbrief gesagt, daß sie „den Bösen überwunden (od. besiegt)“ haben (1Joh 2,14). Ein stabiles Glaubenswachstum ist nur möglich, wenn der Gläubige nicht immer wieder durch Sündenfälle, durch Versuchungen des Feindes, durch menschliche Widerstände aus der Bahn geworfen wird. Ein gereifter Gläubiger hat gelernt, solche Anfechtungen zu überwinden. In dem Herrn Jesus Christus haben wir dafür alle Gnade und Kraft; in Ihm haben wir den Sieg über Satan, Welt und Sünde, weil Er auf ewig gesiegt hat.

 

 

Sieg über den Teufel

 

Ein gereifter Gläubiger hat gelernt, den Angriffen des Feindes fest im Glauben zu widerstehen (1Pt 5,7); er hat gelernt, die Waffenrüstung Gottes anzuziehen und den listigen Kunstgriffen des Feindes standzuhalten.

Im Übrigen, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels; denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen].

Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten könnt. So steht nun fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, und die Füße gestiefelt mit der Bereitschaft [zum Zeugnis] für das Evangelium des Friedens.

Vor allem aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt, und nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist, und wacht zu diesem Zweck in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen … (Eph 6,10-18)

Ein gefestigter Gläubiger ist grundsätzlich in der Lage, allen Versuchungen, Listen und gedanklichen Angriffen des Teufels zu widerstehen und auch den Widerstand von Menschen richtig einzuordnen – auch wenn er in der Praxis des Kampfes dabei manchmal versagen mag. Er kämpft nicht gegen Fleisch und Blut, sondern betet, daß der Herr die Anschläge des Bösen zunichtemacht.[1] Er rechnet mit dem Sieg Jesu Christi, des Sohnes Gottes, der geoffenbart wurde, um die Werke des Teufels zu zerstören (1Joh 3,8b).

 

 

Sieg über die Sünde

 

Ein geistlich reifer Gläubiger läßt sich nicht ohne weiteres durch Sünden verstricken und zu Fall bringen. Er hat sein Fleisch mit Christus gekreuzigt und übt in der Kraft des Heiligen Geistes Selbstbeherrschung. Er hat gelernt, den Sieg Jesu Christi in seinem Leben auch in bezug auf die Sünde anzuwenden und zu praktizieren:

Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus! (1Kor 15,57)

Aber in dem allem überwinden (od. siegen) wir weit durch den, der uns geliebt hat. (Röm 8,37)

Die Grundlage für dieses Siegesleben ist das vollkommene Sühnopfer unseres Retters und unser Mitgekreuzigtsein und Mitauferstandensein in Ihm. Das wird in Römer 6 ausgeführt; wir wollen diese wunderbaren Verheißungsworte hier nur verkürzt behandeln, weil wir im Kapitel III darauf noch ausführlicher eingehen:

Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben? Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. (…)

Wir wissen ja dieses, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, sodaß wir der Sünde nicht mehr [als Sklaven] dienen; denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde freigesprochen. (…) Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür (od.: rechnet damit), daß ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn!

So soll nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leib, damit ihr [der Sünde] nicht durch die Begierden [des Leibes] gehorcht; gebt auch nicht eure Glieder der Sünde hin als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott hin als solche, die lebendig geworden sind aus den Toten, und eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit! (Röm 6,1-13)

Als solche, die in Christus hineinversetzt sind (1Kor 1,30), haben wir auch Anteil an der Wirksamkeit Seines Kreuzestodes und Seiner Auferstehung. Wir sind mit Christus geistlicherweise gekreuzigt, gestorben und begraben. Damit sind wir auch für die Welt und die Sünde gekreuzigt und gestorben (vgl. Gal 6,14). Wir müssen nicht mehr sündigen, wir können die Sünde grundsätzlich überwinden und sollten in der Praxis immer mehr dazu in der Lage sein.

Dieser Sieg ist uns in Christus aus Gnade geschenkt. Die Sünde hat keine Macht mehr über uns; sie kann nicht mehr über uns herrschen (Röm 6,14); wir sind von ihr befreit (Röm 6,18) und damit auch von der Versklavung unter die Sünde (Röm 6,20-22). Wir sind der Sünde gestorben (Röm 6,2), und das ist die Grundlage dafür, daß wir grundsätzlich auch Sieg über die Sünde haben. Doch diese Befreiung müssen wir im Glauben einnehmen; wir müssen im Glauben damit rechnen, daß wir für die Sünde tot sind und für Gott leben in Christus (Röm 6,11; Gal 2,20).

Dieses Leben im Sieg über die Sünde kann durchaus durch einzelne Niederlagen beeinträchtigt sein; es ist bei keinem Christen perfekt, weil und solange wir noch unser Fleisch an uns haben, das uns durch seine Begierden immer wieder zur Sünde verleiten möchte. Aber ein reifer Christ hat gelernt, auch Niederlagen mit dem Herrn zu verarbeiten. Er wird dadurch nicht umgeworfen oder aus der Rennbahn gedrängt, sondern steht nach einem Fall sofort wieder auf und geht mit dem Herrnweiter.

Das ist wesentlich für geistliche Reife und das Erwachsenenstadium, denn wenn wir immer wieder durch Sündenfälle straucheln, sind wir nicht brauchbar für einen verantwortungsvolleren Dienst. Wenn der Feind uns immer wieder aus der Bahn drängen kann, können wir im Glaubenslauf nicht siegreich laufen; wir werden beständig ausgebremst und aufgehalten. Der Feind kann uns verklagen und unbrauchbar machen. So gehört der Sieg über die Sünde zum Wachsen in der geistlichen Reife dazu.

 

 

Sieg über die Welt und ihr Drohen

 

In Christus haben wir auch Sieg über die Welt, wie unser Herr uns verheißen hat: „In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ (Joh 16,33). Durch unseren Glauben an den verherrlichten Herrn und Sein vollkommenes Rettungswerk überwinden wir Kinder Gottes die Welt mit ihren Verlockungen und Drohungen, mit ihrer Verführung und Verfolgung:

Kinder, ihr seid aus Gott und habt jene überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist. (1Joh 4,4)

Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? (1Joh 5,4-5)

Ein geistlich reifer Christ überwindet die Welt, wenn sie ihn durch ihre menschlichen Werkzeuge bedrängen und verfolgen will, sei es durch Spott und Ausgrenzung oder auch durch massivere Angriffe bis hin zur Bedrohung von Leib und Leben. Nicht wenige Gläubige in anderen Regionen der Erde erfahren heute schon die Siegeskraft des Herrn Jesus auch gegenüber blutiger Verfolgung: „Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod!“ (Offb 12,11). Wir wissen nicht, ob das nicht auch einmal uns betrifft, aber unser Herr bringt uns durch alle Bedrängnisse zum Ziel!

Geliebte, laßt euch durch die unter euch entstandene Feuerprobe nicht befremden, als widerführe euch etwas Fremdartiges; sondern in dem Maß, wie ihr Anteil habt an den Leiden des Christus, freut euch, damit ihr euch auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd freuen könnt.

Glückselig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens des Christus willen! Denn der Geist der Herrlichkeit, [der Geist] Gottes ruht auf euch; bei ihnen ist er verlästert, bei euch aber verherrlicht. Keiner von euch soll daher als Mörder oder Dieb oder Übeltäter leiden, oder weil er sich in fremde Dinge mischt; wenn er aber als Christ leidet, so soll er sich nicht schämen, sondern er soll Gott verherrlichen in dieser Sache! (1Pt 4,12-16)

Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; dem widersteht, fest im Glauben, in dem Wissen, daß sich die gleichen Leiden erfüllen an eurer Bruderschaft, die in der Welt ist. (1Pt 5,8-9)

Auch dieser Sieg gehört zur geistlichen Reife dazu; wenn der Feind Gläubige immer wieder durch Drohungen und Einschüchterung dazu bringen kann, sich mutlos zurückzuziehen und in Deckung zu gehen, sind wir nicht gereift und stabil im Glauben.

 

 

Sieg über die Verführungskünste der Welt

 

Die Welt sucht beständig die Kinder Gottes dazu zu verleiten, daß sie sich ihrem sündigen Treiben angleichen und ihr gleichförmig („weltförmig“) werden. Unser himmlischer Vater dagegen ist bestrebt, uns zu heiligen und immer mehr von dieser Welt abzusondern (vgl. auch Jak 4,1-8).

Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt lieb hat, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, die Fleischeslust, die Augenlust und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. (1Joh 2,15-17)

Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt haßt sie; denn sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt nimmst, sondern daß du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. (Joh 17,14-16)

Und paßt euch nicht diesem Weltlauf an (od. seid nicht gleichförmig der Welt), sondern laßt euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. (Röm 12,2)

Der Geist dieser Welt sucht alle Menschen in Sünde zu verstricken und dazu zu verführen, den Lüsten dieser Welt nachzufolgen.

— auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt; unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen. (Eph 2,1-3)

Wir aber sind aus Gott geboren und haben den Geist Gottes, sodaß wir diesen Verführungen widerstehen können: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, sodaß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist“ (1Kor 2,12).

Der Geist dieser Welt sucht die Christen weltförmig zu machen, sodaß sie in praktischer Gegnerschaft zu Gott leben (vgl. Jak 4,4).[2] Der Anreiz ist, daß sie dadurch weniger Ausgrenzung vonseiten der Ungläubigen zu erwarten haben; aber der Verlust ist sehr groß, und solche Gläubigen können sich nicht des Herrn und Seiner Segnungen erfreuen; sie können auch nicht zu geistlicher Reife und Fruchtbarkeit kommen.

Der Geist dieser Welt sucht die Christen eigenliebig und stolz zu machen, nach Selbstverwirklichung strebend statt nach Selbstverleugnung, unheilig und umhergetrieben von mancherlei Begierden. Ein solches weltförmiges „Christentum“ wird uns im 2. Timotheusbrief warnend vor Augen gestellt:

Das aber sollst du wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, dem Guten feind, Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen; sie lieben das Vergnügen mehr als Gott; dabei haben sie den äußeren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab! (2Tim 3,1-5)

Von diesen Dingen müssen sich Gläubige tatsächlich entschieden abwenden und sich dabei reinigen von aller Befleckung durch diese Welt und ihre Denkweise (Jak 1,27), sonst können sie nicht zur geistlichen Reife und Brauchbarkeit für den Herrn kommen. Heutzutage haben viele Gläubige noch manche Einflüsse dieses gesetzlosen Zeitgeistes an sich; es kommt darauf an, sich davon wirklich zu reinigen (2Kor 7,1) und durch Erneuerung unseres Denkens zu echter Heiligung zu kommen.[3]

 

[1] Zur Vertiefung dieses Gesichtspunkts empfehle ich meine Schrift: Gebet und geistlicher Kampf. Hinweise für Gläubige, die dem Herrn dienen wollen (Leonberg: Esra-Schriftendienst 1. Aufl. 2021)

[2] Wie wir die Gefahren der Weltliebe und Weltanpassung überwinden können, behandelt mein Buch Paßt euch nicht der Welt an! Ermutigung zu einem entschiedenen Leben für Christus im Widerstand gegen den Zeitgeist.

[3] Ein ausführliches Bibelstudium und lebenspraktische Hinweise zum Thema „Heiligung“ vermittelt mein Buch Seid heilig, denn ich bin heilig! Der biblische Ruf zur Heiligung in der Endzeit.

 

Auszug aus dem Buch von Rudolf Ebertshäuser: Gesundes Wachstum in Christus. Geistliche Reife und Bewährung im Glaubensleben.

 

 

 

 

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