In idea spektrum 3/2010 war zu lesen, daß laut der modern-evangelikalen Missionsgesellschaft „Campus für Christus“ sich im Jahr 2009 mehr als 10 Millionen Menschen über das Internet bekehrt hätten. Man habe sich 5 Millionen Entscheidungen für Christus zum Ziel gesetzt. Bei dem Artikel befand sich eine Abbildung einer Internetseite, in der ein kurzes, oberflächliches „Entscheidungsgebet“ wiedergegeben ist. Den „Suchenden“ wird versprochen, daß „Jesus“ nach dem Sprechen des Gebets „in ihr Leben kommen“ wird. Von Sündenerkenntnis, Buße und klarer Verkündigung des biblischen Evangeliums ist nichts zu sehen. Aber dann gibt es einen großen Button zum Anklicken: „JA, ich habe das Gebet gebetet“. Offensichtlich wird jeder, der diesen Button anklickt, als „Bekehrter“ gezählt.
Wir sehen hier, wie der religiöse Betrug immer weiter fortschreitet. Die evangelikalen „Evangelisationsstrategen“ mit ihren anmaßenden Planvorgaben für Bekehrungen (5 Millionen!) und ihren immer oberflächlicheren Methoden, falsche Entscheidungen zu produzieren, richten weit mehr Schaden an, als irgendwelcher Nutzen möglich wäre.
Dabei geht es nicht darum, daß das Internet als Mittel zur Evangeliumsverkündigung grundsätzlich abzulehnen wäre. Nein, eine wirklich biblisch fundierte Verkündigung des wahren Evangeliums im Internet ist wünschenswert, denn dort können heute viele Menschen wirksam erreicht werden. Etwas ganz anderes ist es aber, „Entscheidungen“ per Mausklick zu produzieren, als handele sich um eine Warenbestellung oder eine Abstimmung.
Es ist unverantwortlich, auf solche Weise die folgenschwere, lebensentscheidende Bekehrung zu Jesus Christus, die doch nur der Geist Gottes wirken kann, auf das Niveau einer Kaufentscheidung für ein Parfüm herabzusetzen. Eine echte Bekehrung und Wiedergeburt ist die Frucht des verborgenen Wirkens des Geistes Gottes und des Wortes Gottes im Herzen eines Menschen. Dabei läßt sich Gott oft lange Zeit, bis die Entscheidung wirklich gereift ist und Er sie auch anerkennen und durch die Wiedergeburt besiegeln kann.
Wenn der Mensch nicht durch das Wort Gottes von seiner Sündhaftigkeit und Verlorenheit gründlich überführt und bereit zur Buße ist, dann bewirkt seine oberflächliche, auf Gefühlsimpulsen beruhende „Entscheidung“ und ein nachgesprochenes „Übergabegebet“ auch nicht die ewige Errettung, sondern läßt den alten Menschen unverändert, nur daß eine äußere Lackschicht religiöser Täuschung aufgetragen wurde.
Wieviele von diesen 10 Millionen wiegen sich nun in der irrigen Gewißheit, sie seien durch ein seichtes „Gebet“, zu dem sie nur den richtigen Button anklicken mußten, nun Christen und kämen in den Himmel, während sie immer noch unterwegs zur Hölle sind? Wieviele meinen nun wohl, sie müßten sich nicht mehr bekehren und seinen schon Kinder Gottes? Wir wird die Frucht einer solchen „Evangelisation“ vor den unbestechlichen Augen des heiligen Gottes bestehen können?
Wie anders war dagegen die Evangeliumsverkündigung des Apostels Paulus, der in der Furcht Gottes um die echte Bekehrung von Seelen rang: „… daß ich dem Herrn diente mit aller Demut, unter vielen Tränen und Anfechtungen, die mir widerfuhren durch die Nachstellungen der Juden; und wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was nützlich ist, sondern es euch verkündigt und euch gelehrt habe, öffentlich und in den Häusern, indem ich Juden und Griechen die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus bezeugt habe. (…) Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag, daß ich rein bin von aller Blut. Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern habe euch den ganzen Ratschluß Gottes verkündigt“ (Apg 20,19-21.26-27).
Rudolf Ebertshäuser das-wort-der-wahrheit.de 28. 1. 2010