Dieser Aufsatz behandelt nur die Frage der „normalen“ Seelsorge unter gläubigen Christen und in biblischen Gemeinden. Dort haben sich unter modernen Evangelikalen und Charismatikern zahlreiche weltlich-humanistische Lehren und Methoden eingeschlichen, die nach meiner Überzeugung eine geistliche Gefahr darstellen. Mir ist sehr bewußt, daß es gewisse schwerwiegende Fälle geistlicher und psychischer Erkrankungen auch unter Christen gibt, die eine gesonderte Betrachtung erfordern. Auch hier versagt die weltliche Psychologie und Psychotherapie, aber es sind u. U. besondere psychiatrische Fachkenntnisse nötig, die die biblische Seelsorge ergänzen. Das kann nicht Gegenstand der vorliegenden Abhandlung sein.
A. „Ermahnt einander!“ Was das Neue Testament uns zum Thema „Seelsorge“ lehrt
Wir können im begrenzten Rahmen dieses Aufsatzes unmöglich mit der eigentlich wünschenswerten Ausführlichkeit auf das umfassende und vielgestaltige Thema der Seelsorge in der Bibel und besonders im Neuen Testament eingehen. Dennoch will ich versuchen, einige grundlegende Aussagen kurz und überblicksweise darzustellen, damit wir den Maßstab vor Augen haben, mit dem wir gewisse moderne Seelsorgemethoden messen müssen.
1. Grundlage der Seelsorge: die Stellung des Gläubigen in Christus
Die Grundlage jeder biblischen Seelsorge an Kindern Gottes bildet die Lehre des Neuen Testaments vom Wesen und der neuen Natur des wiedergeborenen Christen. Nachdem der Christ an den Herrn Jesus Christus gläubig geworden ist, Buße getan hat und sich echt bekehrt hat, ist er durch den Geist Gottes von neuem gezeugt worden; er ist nunmehr eine neue Schöpfung in Christus:[1] „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“ (2Kor 5,17).
Der Gläubige ist von neuem gezeugt aus dem Geist (Joh 3,5-8; 1,12-13; Tit 3,5); er ist jetzt ein Kind Gottes (1Joh 3,1-2), ein Sohn und Erbe Gottes (Röm 8,14-17), teilhaftig der göttlichen Natur (2Pt 1,4), ein Heiliger und Gerechter (1Kor 1,2; 6,11; Röm 5,19). Der Geist Gottes wohnt nun in ihm (Röm 8,9; 1Kor 6,19-20). Das bedeutet auch: Christus ist in ihm, und er ist in Christus (Kol 1,27; 1Kor 1,30; 2Kor 5,17). Diese neue Stellung des Kindes Gottes vor Gott, eine Stellung als Sohn in Christus, ist ein Schlüssel für gesundes biblisches Glaubensleben.
Wichtig ist auch, daß wir alle diese Segnungen durch den Glauben und im Glauben empfangen. Wir können sie nicht fühlen, spüren und sehen, weil es unsichtbare, geistliche Segnungen sind. Sie sind in der Himmelswelt (Eph 1,3), Wirkungen des unsichtbaren Geistes Gottes. Wir erleben wohl ihre Auswirkungen in unserem Leben – Friede, Freude, Kraft, Heilsgewißheit, Gebetserhörungen usw. – aber niemand kann „fühlen“ oder „schauen“, wie er von neuem gezeugt oder mit dem Geist versiegelt wird. Wir können es nicht sehen oder fühlen, daß wir Gerechte und Heilige sind, sondern wir nehmen es im Glauben an, weil Gottes Wort es uns sagt. „Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen“ (2Kor 5,7).
Eine ganz wesentliche Grundlage für alle Seelsorge ist die biblische Lehre, daß das Kind Gottes zwar durch die Neugeburt aus dem Geist eine neue Natur eingepflanzt bekommen hat und daß sein Geist neu geworden ist (der „neue Mensch“ bzw. der „innere Mensch“ – Eph 4,24; 3,16; Kol 3,10), daß aber in ihm auch noch die alte Natur existiert, welche die Bibel als „Fleisch“ bezeichnet (vgl. u.a. Röm 7,18.25; 8,3; Gal 5,16-21). Die neue Natur ist die nunmehr bestimmende, während der Mensch früher durch seine sündige, von rebellischen Begierden geprägte alte Adams-Natur bestimmt war, als er noch „im Fleisch“ war und „gemäß dem Fleisch“ lebte (vgl. Röm 8) und sein Geist tot war.
Als Kind Gottes ist nunmehr sein Geist lebendig und neu geworden, und dem Geist nach ist er „eine neue Schöpfung“, „das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden“ (2Kor 5,17). Aber sein Leib ist der alte Adamsleib geblieben, ein Leib der Sünde und des Todes, und durch ihn sind die alten sündigen Begierden immer noch latent vorhanden und können aktiv werden. Auch seine Seele mit ihren Gedanken und Gefühlen ist nur insofern erneuert, als sie unter der Herrschaft des Geistes steht; sie ist immer noch für die Einflüsse des Fleisches offen. Sie ist ein wichtiges Kampffeld, auf dem vieles im Glaubensleben des Kindes Gottes entschieden wird.[2]
Von daher zeigt die Bibel, daß der Kampf zwischen Geist und Fleisch eine wichtige Rolle für das geistliche Leben jedes Kindes Gottes spielt. Lebt und wandelt ein Gläubiger „im Geist“, nach den Impulsen und in der Kraft des Heiligen Geistes, der durch seinen erneuerten menschlichen Geist wirkt, dann wächst er gesund und erlebt Sieg, Frieden und reiche Frucht in seinem Christenleben. Folgt er jedoch in vielem noch den Impulsen seines Fleisches, dann ist er ein fleischlicher, kranker Gläubiger, der geistlich nicht vorwärtskommt und der Sünde und dem Teufel viel Raum in seinem Leben gibt.
Eine weitere wesentliche Wahrheit der neutestamentlichen Lehre ist, daß unsere Stellung in Christus beinhaltet, daß wir durch die Taufe des Geistes mit Christus vereinigt wurden in Seinem Kreuzestod und Seiner Auferstehung; diese wichtige Tatsache wird vor allem in Römer 6 gelehrt. Wir sind „in Christus“, und das bedeutet, daß wir mit Christus gekreuzigt, gestorben und begraben sind (vgl. Röm 6,5-11; Gal 2,20; Kol 2,12). Damit sind wir unserem Fleisch geistlich gesehen gestorben; durch den Kreuzestod des Christus ist es ausgeschaltet und kann uns nicht mehr beherrschen, wenn wir diese Haltung im Glauben einnehmen (vgl. Röm 6,3-11).
Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm einsgemacht und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein; wir wissen ja dieses, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, sodaß wir der Sünde nicht mehr dienen; denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde freigesprochen. (Röm 6,4-7)
Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür, daß ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn! (Röm 6,11)
Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. (Gal 2,20)
Es bedeutet aber auch, daß wir mit Christus auferstanden, lebendig gemacht und in die Himmelswelt versetzt sind (Röm 6,4-5; Eph 2,5-6; Kol 2,12; 3,1-4). Ja, die Bibel sagt uns, daß wir ein Geist sind mit Ihm, dem verherrlichten Herrn zur Rechten Gottes (1Kor 6,17).
Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! — und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen [Regionen] in Christus Jesus … (Eph 2,4-6)
Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. (Kol 3,1-3)
Weil der Gläubige in Christus ist, hat er Anteil an der ganzen Fülle des Lebens, des Segens, der Kraft und des Sieges seines Herrn. „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid zur Fülle gebracht in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt ist“ (Kol 2,9-10). In Christus, im Geist kann der Gläubige auch ein Überwinderleben führen, frei von den Lasten des alten Lebens, im Sieg über Satan, Sünde und Welt, voller Ruhe und Frieden, Freude und Hoffnung des Geistes (vgl. 1Kor 15,57; Röm 8,37). Wenn er aber dem Fleisch Raum gibt und seinen Begierden folgt, erleidet er Niederlagen, fällt in Sünde, wird von den listigen Angriffen des Teufels getroffen und von der Welt verführt.
Deshalb spricht die Bibel auch immer wieder vom „guten Kampf des Glaubens“ (vgl. 1Tim 6,12; 1,18; 2Tim 4,7; 2Kor 10,4; Eph 6,10-18), den wir auszufechten haben. Jeder Gläubige hat einen Kampf gegen das Fleisch, die Sünde, die Welt und den Teufel zu führen und zu bestehen. In diesem Kampf gibt der Herr Jesus ihm Schutz und Durchblick, Kraft und Sieg, solange er in der Gemeinschaft mit Ihm bleibt. Wenn er sich im Unglauben und Ungehorsam von seinem Herrn wegbewegt, erleidet er schmerzliche Niederlagen.
Die Bibel zeigt auch, daß wir in diesem Kampf den verschiedenen Gegnern unterschiedlich begegnen sollen:
* Gegenüber unserem Fleisch und seinen Begierden, die uns zur Sünde verleiten wollen, sollen wir so handeln, daß wir sie bewußt in den Tod geben und im Glauben annehmen, daß sie gekreuzigt und außer Wirksamkeit gesetzt sind;
* Gegenüber der Welt und ihren Versuchungen zur Sünde sollen wir so reagieren, daß wir uns ihr für gestorben halten und ihren Versuchungen entfliehen;
* Gegenüber dem Teufel, der uns in Gedanken oder durch Menschen angreifen oder zur Sünde versuchen will, sollen wir mit entschlossenem Widerstand im Glauben reagieren.
Wenn wir im Kampf eine Niederlage erleiden und straucheln und sündigen, dann heißt Gottes Heilmittel: Aufrichtiges Bekenntnis der Sünde (1Joh 1,5-9), Selbstgericht (1Kor 11,28-32) und ehrliche, tiefgreifende Buße und Herzensumkehr zu Gott (Jak 4,7-10). Dann vergibt uns unser himmlischer Vater gerne, die Gemeinschaft mit Ihm wird wiederhergestellt, wir können aufstehen und weitergehen und für das nächste Mal aus unserem Versagen lernen, sodaß wir immer mehr im Sieg leben dürfen.
2. Krankheiten des Glaubens: Fleischlichkeit, ungekreuzigtes Eigenleben und unbereinigte Sünde
Das Neue Testament spricht an vielen Stellen von den Schwachstellen und Krankheiten im geistlichen Leben der Kinder Gottes. Dabei zeigt Gottes Wort ganz klar, daß jeder Gläubige in Christus alles hat, um gegen Satan, Welt und Sünde zu siegen (vgl. Kol 2,9-10; 2Pt 1,3). Solange er „im Geist wandelt“, d.h. sein Leben in der Kraft und unter der Leitung des Heiligen Geistes führt, in gelebter Gemeinschaft mit seinem erhöhten Herrn, bringt er gute Frucht und erlebt den Segen des Herrn (Gal 5,16-25).
Sobald er aber seinem Fleisch Raum gibt, d.h. als fleischlicher Christ lebt, beeinflußt von seinen sündigen Begierden, von falschen Gedanken und Impulsen, wird sein Glaube krank und schwach, und er lebt ein notvolles, geschwächtes, beflecktes Leben, das nicht zur Ehre Gottes ist, sondern den Herrn verunehrt und auch die Gemeinde Gottes schädigt. Der fleischliche Christ ist geistlich krank; er wird immer wieder in Sünde fallen. Er erlebt den Schutz und Segen Gottes nicht so wie gesunde Gläubige; er öffnet sich für die Einflüsterungen und Einwirkungen der Welt und des Teufels; alte Prägungen aus dem früheren Sündenleben gewinnen womöglich wieder Macht über ihn.
Und ich, meine Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu geistlichen, sondern als zu fleischlichen [Menschen], als zu Unmündigen in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie nicht vertragen, ja ihr könnt sie auch jetzt noch nicht vertragen, denn ihr seid noch fleischlich. Solange nämlich Eifersucht und Streit und Zwietracht unter euch sind, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise? (1Kor 3,1-3)
Das ist vor allem auch dann der Fall, wenn fleischliche Christen, wie wir es z.B. bei den Korinthern sehen, nicht klar und entschieden mit verschiedenen Sünden ihres alten Lebens als Heiden gebrochen hatten, sondern sie mit in ihr neues Leben schleppten.
Denn ich fürchte, wenn ich komme, könnte ich euch nicht so finden, wie ich wünsche, und ihr könntet auch mich so finden, wie ihr nicht wünscht; es könnte Streit unter euch sein, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Verleumdung, Verbreitung von Gerüchten, Aufgeblasenheit, Unruhen, sodaß mein Gott mich nochmals demütigt bei euch, wenn ich komme, und ich trauern muß über viele, die zuvor schon gesündigt und nicht Buße getan haben wegen der Unreinheit und Unzucht und Ausschweifung, die sie begangen haben. (2Kor 12,20-21)
Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit; Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen; Neid, Mord, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe, daß die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden. (Gal 5,19-21)
Der fleischliche Christ wird auch als „Unmündiger“ (als ein unreifes, unverständiges Kleinkind im Glauben) bezeichnet, weil er nicht verstanden hat, was seine Gemeinschaft mit Christus und seine Berufung als Christ überhaupt bedeutet (vgl. 1Kor 3,1; Eph 4,14; Hebr 5,13): „… damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen …“ (Eph 4,14).
Der fleischliche Christ ist auch innerlich zerrissen und hat ein zwiespältiges Herz, was ihn daran hindert, im Glauben die Segnungen Gottes zu ergreifen.
Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird. Ein solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen wird, ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen. (Jak 1,6-8)
Woher kommen die Kämpfe und die Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht von den Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr seid begehrlich und habt es nicht, ihr mordet und neidet und könnt es doch nicht erlangen; ihr streitet und kämpft, doch ihr habt es nicht, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und bekommt es nicht, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden. Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, der macht sich zum Feind Gottes!
Oder meint ihr, die Schrift rede umsonst? Ein eifersüchtiges Verlangen hat der Geist, der in uns wohnt; umso reicher aber ist die Gnade, die er gibt. Darum spricht er: »Gott widersteht den Hochmütigen; den Demütigen aber gibt er Gnade«. So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch; naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid! (Jak 4,1-8)
Der gesunde Christ wächst, nach einer unvermeidlichen Anfangsphase der Unkenntnis (oder Unmündigkeit) in seinem „Babystadium“, kontinuierlich weiter in der Vollerkenntnis Gottes und Seines Willens und des Christus und Seiner Fülle (vgl. Kol 1,9-12; 2Thess 1,3-4; 2Pt 3,18). Das kommt daher, daß er sich reichlich mit der gesunden Milch des Wortes ernährt und im Glauben gesund heranreift (vgl. 1Pt 2,2).[3]
Wenn er den Impulsen des Heiligen Geistes und der Unterweisung seines himmlischen Vaters eifrig folgt, wird er bald das Stadium der Unmündigkeit und anfänglichen Fleischlichkeit hinter sich lassen und zu einem Jüngling und dann zu einem erwachsenen Mann in Christus heranwachsen (vgl. 1Joh 2,12-14). Solches gesunde Wachstum beschreibt der Apostel Paulus in seinen Briefen:
Deshalb hören wir auch seit dem Tag, da wir es vernommen haben, nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, daß ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis (d.h. richtige, genaue, vollständige Erkenntnis, gr. epi-gnosis) seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht, damit ihr des Herrn würdig wandelt und ihm in allem wohlgefällig seid: in jedem guten Werk fruchtbar und in der Erkenntnis Gottes wachsend, mit aller Kraft gestärkt gemäß der Macht seiner Herrlichkeit zu allem standhaften Ausharren und aller Langmut, mit Freuden, indem ihr dem Vater Dank sagt, der uns tüchtig gemacht hat, teilzuhaben am Erbe der Heiligen im Licht. (Kol 1,9-12)
Bei dem kranken, fleischlichen Christen fehlt es an der rechten Buße und Erneuerung des Denkens; er denkt und reagiert noch menschlich, wie in seinem alten Leben (vgl. 1Kor 3,1-3; 2Pt 1,3-11). Das hemmt seine Erkenntnis des Sohnes Gottes und die Entfaltung seines neuen Lebens; er bleibt hin- und hergerissen und schleppt noch viel Ballast aus seinem alten Leben mit sich herum – alte Sündenbindungen und charakterliche Fehlhaltungen, alte Verletzungen und Süchte, Groll und Verbitterung, Hochmut und ungekreuzigtes Selbstleben, Ungehorsam und Eigenwilligkeit, Streitsucht und Begehrlichkeit, Unreinheit und Unzucht, Zorn und Gefühlsausbrüche, Depressionen und Aggressionen.
Ein solcher fleischlicher Zustand ist ausgesprochen notvoll und schmerzhaft, für die betroffenen Gläubigen, aber auch für die Gemeinschaft der Gemeinde und auch für ihren liebenden Herrn und Erlöser, der sich als guter Hirte um seine irregegangenen Schafe müht. Oftmals kann man bei solchen fleischlichen Christen kaum unterscheiden, ob sie wirklich wiedergeboren sind (vgl. 2Kor 13,5) oder bloße Namenschristen, die nur einen „äußeren Schein von Gottesfurcht“ haben, „deren Kraft aber verleugnen“ (2Tim 3,5).
3. Gottes Heilmittel: Zuspruch zur Zurechtbringung und Auferbauung der Gläubigen
Unser gütiger, allwissender himmlischer Vater kennt den Zustand Seiner erlösten Kinder ganz genau, bis in die innersten Bereiche ihres Herzens (vgl. Jer 17,9-19; Ps 139,1-7.23-24; Hebr 4,12-13). Er hat das Verlangen, auch Seine kranken, schwierigen Kinder zurechtzubringen und zu einem gesunden Glaubensleben zu führen, in dem sie sich der Segnungen und der Kraft einer ungetrübten Gemeinschaft mit Christus erfreuen und ein Leben führen können, das Gott ehrt.
Gottes Methoden zur Zurechtbringung beinhalten Unterweisung im Wort der Heiligen Schrift, geduldige Ermahnung und Ermunterung zur Umkehr und Nachfolge, aber auch manchmal schmerzhafte Züchtigungsmaßnahmen, wenn Belehrung und Ermahnung nicht fruchten. All dies geschieht vielfach ganz persönlich in der Gemeinschaft des Gläubigen mit Gott, aber Gott gebraucht fast immer auch andere Gläubige dazu, einem kranken und irrgegangenen Gotteskind zurechtzuhelfen.[4] An diesem Punkt kommt ins Spiel, was wir heute üblicherweise als „Seelsorge“ bezeichnen.
Was die Bibel unter „Seelsorge“ versteht
Wenn wir die Bibel, genauer gesagt: die Briefe des Neuen Testaments zum Thema „Seelsorge“ studieren, stellen wir rasch fest, daß dort nichts von den Praktiken der Charismatiker zu finden ist. Wir finden dort keine Traumdeutung, keine visionären Offenbarungen von Seelenzuständen oder zurückliegenden Verletzungen, keine „innere Heilung“ durch „Ruhen im Geist“ oder durch gezielte Visualisierung von Geisthelfern. Stattdessen redet das Neue Testament davon, daß Älteste der Gemeinden und reifere Christen die ungefestigten, labilen und nicht ganz gesunden Christen durch die gesunde Lehre der Bibel lehren sollen[5] und sie aufgrund des Wortes Gottes zurechtweisen[6] und ermahnen[7], ermuntern[8] und trösten[9] sollen. Das finden wir beispielhaft in dem Bekenntnis des Apostels Paulus:
Ihn verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, um jeden Menschen vollkommen (od. ausgereift, erwachsen) in Christus Jesus darzustellen. Dafür arbeite und ringe ich auch gemäß seiner wirksamen Kraft, die in mir wirkt mit Macht. (Kol 1,28-29)
So gibt es der Apostel auch als dringliches Gebot seinem Mitknecht Timotheus mit:
Daher bezeuge ich dir ernstlich vor dem Angesicht Gottes und des Herrn Jesus Christus, der Lebendige und Tote richten wird, um seiner Erscheinung und seines Reiches willen: Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung! (2Tim 4,1-2)
Der Grundgedanke des im Neuen Testament häufig vorkommenden Wortes para-kaleo ist „Zuspruch geben, jemandem ermunternd oder ermahnend zureden“. Je nach Situation kann es mehr im Sinne von „ermuntern, anspornen, ermutigen“ gebraucht werden oder aber im Sinne von „ermahnen, zurechtweisen, korrigieren“. So wird von den Ältesten gesagt: „… einer, der sich an das zuverlässige Wort hält, wie es der Lehre entspricht, damit er imstande ist, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen“ (Tit 1,9). Allgemeiner wird gesagt:
Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, fähig zu lehren, geduldig im Ertragen von Bosheiten; er soll mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisen (od. unterweisen / erziehen), ob ihnen Gott nicht noch Buße geben möchte zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels heraus, von dem sie lebendig gefangen worden sind für seinen Willen. (2Tim 2,24-26)
In dieser Aufgabe der Ermahnung und Ermunterung sind alle, insbesondere die reiferen Gläubigen beteiligt, obwohl den Ältesten dabei eine besondere Rolle zukommt:
Darum ermahnt einander (od. ermuntert einander / spornt einander an) und erbaut einer den anderen, wie ihr es auch tut! Wir bitten euch aber, ihr Brüder, daß ihr diejenigen anerkennt, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch zurechtweisen, und daß ihr sie umso mehr in Liebe achtet um ihres Werkes willen. Lebt im Frieden miteinander! Wir ermahnen euch aber, Brüder: Verwarnt die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen jedermann! (1Thess 5,11-14)
Daneben kommt dem Gebet eine wichtige Rolle zu; in den Briefen des Apostels Paulus finden wir einige Gebete für die jungen Gläubigen in den Gemeinden, in denen er für deren geistliche Entwicklung Fürbitte tut.[10] Daß zur Seelsorge unter Umständen auch das Bekenntnis von Sünden vor Menschen gehört, erfahren wir aus dem Jakobusbrief: „Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist“ (Jak 5,16).
Der Dienst der Zurechtbringung
Die Seelsorge an Gläubigen, die in Fehlhaltungen und Sünden stecken, wird im Neuen Testament auch mit dem wichtigen Begriff der „Zurechtbringung“ bzw. „Zurüstung“ bezeichnet. Das hier zugrundeliegende griechische Wort (kat-artizo / kat-artismos) bedeutet u.a. „etwas richtig einrichten, in Ordnung bringen, ausrüsten, vollenden, wiederherstellen, zurechtbringen“. Es wird auch für das „In-Ordnung-Bringen von Fischernetzen gebraucht (Mt 4,21). In vielen Stellen bezeichnet es jedoch das seelsorgerliche Einwirken von Gotteskindern auf Mitgeschwister, die in irgendeiner Form abgekommen sind oder Mangel leiden. „Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und es führt ihn einer zur Umkehr, so soll er wissen: Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken“ (Jak 5,19-20).
Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Übertretung übereilt würde, so helft ihr, die ihr geistlich seid, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht (kat-artizo); und gib dabei acht auf dich selbst, daß du nicht auch versucht wirst! (Gal 6,1)
Wir freuen uns nämlich, wenn wir schwach sind, ihr aber stark seid; das aber wünschen wir auch, euer Zurechtkommen (kat-artisis). (…) Im Übrigen, ihr Brüder, freut euch, laßt euch zurechtbringen (kat-artizo), laßt euch ermahnen, seid eines Sinnes, haltet Frieden; so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein! (2Kor 13,9.11)
Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, zur Zurüstung (kat-artismos) der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus … (Eph 4,11-12)
Letztlich ist dieses Zurüsten und Zurechtbringen ein Werk Gottes an uns, in dem wir Gläubige mitwirken dürfen.
Der Gott des Friedens aber, der unseren Herrn Jesus aus den Toten heraufgeführt hat, den großen Hirten der Schafe durch das Blut eines ewigen Bundes, er rüste euch völlig aus (kat-artizo) zu jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut, indem er in euch das wirkt, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus. Ihm sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Hebr 13,20-21)
Der Gott aller Gnade aber, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, er selbst möge euch, nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, völlig zubereiten (kat-artizo), festigen, stärken, gründen! (1Pt 5,10)
Praktische Seelsorge im Neuen Testament
Im Neuen Testament haben wir also vonseiten der Gemeinschaft der Gläubigen drei Mittel der Seelsorge:
* Lehre des Wortes Gottes
* Biblisch begründeter Zuspruch und Ermahnung
* Gebet und Fürbitte für die Betroffenen
Diese gegenseitige Verantwortung wird auch im Hebräerbrief vor dem Hintergrund schwerer Verfolgungen immer wieder betont:
Ermahnt einander vielmehr jeden Tag, solange es »Heute« heißt, damit nicht jemand unter euch verstockt wird durch den Betrug der Sünde! (Hebr 3,13)
Laßt uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken — denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat —, und laßt uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht! (Hebr 10,23-25)
Die Verantwortung der Betroffenen, vom Weg der Nachfolge abgewichenen Gläubigen wird im Wort auch klar genannt:
* sie sollen Buße tun über ihrer Fleischlichkeit und Sünde, sie bereuen und bekennen und sich zu einer Sinneswandlung und Herzensumkehr zu Gott entschließen (vgl. 2Kor 7,9-10; 12,21; 2Tim 2,25; Offb 2,5). Das schließt das bewußte Ablegen von Sünden und Fehlhaltungen ein, und auch das Bemühen um Bereinigung und Versöhnung mit Geschädigten und gegebenenfalls Wiedergutmachung;
* sie sollen die Ermahnung und Ermunterung annehmen und sich zu Herzen nehmen und sich etwas sagen lassen (2Ko 13,11; Hebr 13,22; Jak 3,17);
* sie sollen sich belehren lassen, das Wort Gottes studieren und in der Erkenntnis Gottes und Seines Willens wachsen (Kol 1,9-10);
* sie sollen ihr Denken erneuern lassen (Röm 12,2) und der Heiligung nachjagen (Hebr 12,14);
* sie sollen sich Gott ganz zur Verfügung stellen und nicht mehr für sich selbst leben, sondern für Christus (Röm 6,13-23; 12,1; 2Kor 5,14-15).
Das Neue Testament hebt hervor, daß die reiferen Gläubigen bei ihren Bemühungen zur Zurechtbringung der geistlich kranken Geschwister Geduld und Langmut, Barmherzigkeit, Liebe und Einfühlungsvermögen walten lassen sollen. Aber die gesunde Lehre betont auch die Verantwortung der irregegangenen Kinder Gottes, sich ihrem Fehlverhalten zu stellen, ihre Sünden zu erkennen und zu lassen und die Heilsfülle, die ihnen in Christus angeboten wird, auch im Glaubensgehorsam zu ergreifen.[11]
Die geistlich kranken Gläubigen haben die Verantwortung, Ermahnung und Korrektur anzunehmen, sich in Buße vor Gott und Menschen zu beugen, sich etwas sagen zu lassen, Sünde und Fehlverhalten abzulegen, ihr Fleisch in den Tod zu geben und heilig und gottesfürchtig zu leben. Das Neue Testament sieht sie nicht als Opfer, sondern als mündige Christen, die vor Gott Verantwortung für ihre Haltung und ihr Abweichen tragen. Das Neue Testament kennt auch nicht den dominierenden Seelsorge-Guru, der dem Patienten alles vorschreibt, was er tun und lassen soll und ihn immer wieder „freibetet“ und ihn so unmerklich entmündigt und sich zwischen ihn und Gott schiebt.
B. Moderne christliche Seelsorgemethoden wie die „Innere Heilung“ richten Schaden an
In dem vielfältig schillernden Seelsorge- und Heilungsangebot in evangelikalen und charismatischen Kreisen finden wir immer wieder eine „Therapie“ erwähnt: die sogenannte »Innere Heilung«, auch »Heilung der Erinnerungen« genannt. Hier geht es im wesentlichen um Heilung von seelischen Verletzungen bei Christen, verbunden mit einer »Heilung des Selbstbildes«.[23]
Folgt man den Aussagen der Experten für »Innere Heilung«, so hat jeder Christ diese Art von Therapie nötig, weil er durch traumatische Kindheitserlebnisse, Versagen der Eltern, Ablehnung, durch eigene Sünden o.ä. innerliche Verletzungen in sich trägt, die sein Verhalten angeblich beeinflussen und ihn in seiner Beziehung zu Gott und seinem christlichen Leben blockieren oder beeinträchtigen. Von diesen Blockaden und Bindungen werde man nur frei, wenn die zugrundeliegenden verletzenden Erlebnisse bewußt gemacht und verarbeitet würden. Hierbei spielen in der charismatischen Variante der »Inneren Heilung« falschgeistige „Offenbarungen“ (Bildeindrücke und »Worte der Erkenntnis«) sowie die esoterische Technik der »Visualisierung« und „heilende“ Geisteswirkungen wie das »Ruhen im Geist« eine wesentliche Rolle.
1. Was bedeutet die Seelsorgemethode der »Inneren Heilung«?
Wenn man sich mit der Bewegung der »inneren Heilung« beschäftigt, so fällt auf, daß sie beansprucht, nach 1.900 Jahren christlicher Gemeinde und gelebter Christusnachfolge erstmals ein existentielles Problem des Christseins entdeckt zu haben und zugleich eine völlig neue Lösung für dieses Problem zu bieten. Dabei geben die Verfechter dieser Methode meist offen zu, daß die Erkenntnisse der modernen Psychologie bei der Entstehung der »Inneren Heilung« Pate gestanden haben. Der katholische Charismatiker Francis MacNutt drückt das so aus: »Seelische Heilung ist keine Verleugnung des Evangeliums, sondern baut auf die Schrift auf. Sie wendet die Schrift auf das an, was die Psychologie heute über den Menschen weiß.«[24] Betty Tapscott formuliert prägnant: »Innere Heilung ist Psychotherapie plus Gott.«[25]
In der Tat besteht die Methode der »Inneren Heilung« aus klassischen Elementen der weltlichen Psychotherapie, vermischt mit biblisch klingenden Inhalten und christlichen »Seelsorge«methoden. Aus der Psychoanalyse ist der Ansatz übernommen, die verletzenden Erfahrungen aufzudecken; Begriffe wie »das Unbewußte«, »traumatische Erlebnisse« oder »Heilung des Selbstbildes« entstammen der Psychotherapie. Darüberhinaus ist aber auch der ganze Ansatz dieser Richtung von einem Menschenbild geprägt, das der humanistischen Psychologie entspringt und der Bibel, wie wir sehen werden, grundsätzlich fremd ist.
Wie die bibeltreuen Autoren Martin und Deidre Bobgan und Dave Hunt und T. A. McMahon ausführlich belegen, hat diese Vermischung von Psychologie und christlichem Glauben unter amerikanischen Evangelikalen eine breite Anhängerschaft gefunden.[26] Zu den Befürwortern „christlicher“ Psychologie bzw. Psychoanalyse gehören als Pionier der „Pastor“ Norman Vincent Peale und sein Schüler Robert Schuller, sodann vor allem der sehr bekannte Psychologe und Familienexperte James Dobson, außerdem weitere „Experten“ wie Bruce Narramore, David Seamands, Gary Smalley, Archibald D. Hart, Richard Dobbins, James G. Friesen, Gary Collins, H. Norman Wright. Zu den Theologen, die die christliche Psychologie unterstützen, gehören bekannte Megagemeinden-Pastoren wie Rick Warren oder Bill Hybels.
Zunächst muß es den wachsamen Gläubigen befremden, daß der Herr Jesus Christus, der ja der gute Hirte Seiner Schafe ist, der in allem für die Seinen sorgt, und bei dem sie volle Genüge finden (Joh 10,10 – Luther), angeblich die Gemeinde über fast zwei Jahrtausende im Dunkeln gelassen haben soll über zahlreiche wichtige Erkenntnisse, von denen anscheinend ein gesundes Christenleben abhängt. Brauchen wir wirklich die moderne Psychologie, um Christen zu helfen? Zeigt uns nicht die Bibel einen ganz anderen Umgang mit den Nöten des Lebens?[27]
Was die Bibel über „Verletzungen“ und ihre Heilung sagt
»Seelische Verletzungen« hat es ja gegeben, solange die Menschen als sündige, von Gott getrennte Geschöpfe auf der Erde leben. Die Bibel verschweigt durchaus nicht die »traumatischen Erfahrungen«, durch die Menschen immer wieder gehen müssen, seit sie von Gott losgelöst in einer sündigen Welt leben. Man denke nur an Mose, den Mann Gottes. Ein Psychiater würde in seiner frühen Kindheit viele Anlässe für »seelische Verletzungen« finden: die Angst der Mutter vor der möglichen Ermordung des Kindes, das Erlebnis des Ausgesetztseins im Korb auf dem Nil, das Hin- und Hergerissensein zwischen der israelitischen Mutter und der ägyptischen Adoptivmutter …
Man könnte auch Lea heranziehen oder Ruth – sie wären heute Kandidatinnen für charismatische Seelsorge! Was für traumatische Erlebnisse hatte Joseph zu bewältigen – von seinen eigenen Brüdern beinahe ermordet, dann als Sklave verkauft, von seiner Herrin falsch beschuldigt, schließlich in einem ägyptischen Gefängnis begraben. Und doch schaut dieser Mann Gottes auf all diese Nöte zurück und sagt seinen Brüdern:
Fürchtet euch nicht! Bin ich denn an Gottes Stelle? Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es gut zu machen, um es so hinauszuführen, wie es jetzt zutage liegt, um ein zahlreiches Volk am Leben zu erhalten. So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen! Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen. (1Mo 50,19-21)
Wenn wir das Wort Gottes betrachten, so geht es in keinem Fall „analytisch“ oder „therapeutisch“ auf die »seelischen Verletzungen« ein. Die vorbildlichen Menschen der Bibel vertrauen Gott, in Ihm finden sie Kraft und Hilfe; sie lassen sich an Seiner Gnade genügen und bewältigen das Leben durch alle Tiefs hindurch im glaubensvollen Blick auf Ihn, wie es besonders die Psalmen bezeugen. Die Menschen Gottes erwarten Heilung und Rettung allein von Gott, wobei sie sich dessen bewußt sind, daß manche innere Not aus einer göttlichen Züchtigung entspringt und nur Buße Heilung bringt: „Ich sprach: HERR, sei mir gnädig! Heile meine Seele, denn ich habe gegen dich gesündigt!“ (Ps 41,5). „Siehe, wohl dem Menschen, den Gott zurechtweist! Darum verwirf die Züchtigung des Allmächtigen nicht! Denn er verwundet und verbindet; er zerschlägt, und seine Hand heilt“ (Hi 5,17-18).
Der Psalmist bekennt von dem Ewigen: „Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden“ (Ps 147,3). Glaubensvoll ruft der leidende und bedrängte Prophet Jeremia aus: „Heile du mich, HERR, so werde ich heil! Hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm!“ (Jer 17,14).
Schon im Alten Testament ist offenbar, daß in vielen Fällen die Heilung seelischer und körperlicher Nöte mit der Vergebung der Sünden verbunden ist. Letztlich hat alle Heilung ihren Felsengrund in dem vollkommenen Sühnopfer des Messias, wie schon der Prophet Jesaja ausspricht: „Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden“ (Jes 53,5).
So sieht es auch der Psalmdichter David: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen; der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit …“ (Ps 103,2-4).
Gott verheißt den Seinen geistliche und seelische Heilung
In den Propheten verheißt Gott immer wieder, die Wunden des Volkes Gottes zu heilen, wenn sie zu Ihm von ganzem Herzen umkehren. Die Heilung ist hier in erster Linie geistlich zu verstehen, schließt aber gewiß auch seelischen Schmerz und Leid ein.
Und das Licht des Mondes wird dem Licht der Sonne gleichen, das Licht der Sonne aber wird siebenmal stärker sein, wie das Licht von sieben Tagen, an dem Tag, da der HERR den Bruch seines Volkes verbinden und die ihm geschlagene Wunde heilen wird. (Jes 30,26)
Seine Wege habe ich gesehen; dennoch will ich es heilen und es leiten und ihm und seinen Trauernden mit Tröstungen vergelten, indem ich Frucht der Lippen schaffe: Friede, Friede den Fernen und den Nahen, spricht der HERR; ja, ich will es heilen! (Jes 57,18-19)
Denn ich will dir Genesung bringen und dich von deinen Wunden heilen, spricht der HERR, weil sie dich eine »Verstoßene« nennen [und sagen]: »Das ist Zion, nach der niemand fragt!« (Jer 30,17)
Siehe, ich verschaffe ihr Linderung und Heilung, und ich will sie heilen und ihnen eine Fülle von Frieden und Treue offenbaren. (Jer 33,6)
Es ist also keine Frage, daß der lebendige Gott der Bibel voller Barmherzigkeit und Gnade über denen wacht, die an Ihn glauben, die Ihn fürchten und sich Ihm anvertrauen. Er heilt sie, tröstet sie, verbindet ihre Wunden. Es ist ihnen zwar nicht verheißen, hier auf Erden schon eine allumfassende Heilung, ein vollkommenes Heilwerden von Geist, Seele und Leib zu erfahren; das schenkt Gott erst in der kommenden Herrlichkeit. Dennoch wirkt Gott bei Seinen Kindern Heilung und Erneuerung schon in diesem Leben, so wie Er es für gut hält.
Doch wie tut Er das? Durch analytische Aufarbeitung irgendwelcher frühkindlicher Traumata und durch psychotherapeutische Rituale? Das sehen wir eben nicht in der Bibel. Gott heilt ganz im Stillen und Verborgenen, unmerklich und unsichtbar diejenigen, die ihre Lebensführungen im Glauben aus Seiner Hand annehmen, die sich Ihm umfassend anvertrauen. In ihrer Heilung können manche schweren, leidvollen Lebensführungen eine wichtige Rolle spielen, ebenso Schritte der Selbsterkenntnis, der Demütigung, der Herzensumkehr.
Das gilt ganz genauso für das Neue Testament und die Kinder Gottes in Christus. Auch die Gläubigen des Neuen Testaments wuchsen vielfach in Verhältnissen auf, die nicht weniger »traumatisierend« oder »verletzend« waren wie die unseren. Gerade deshalb fällt auf, daß das Neue Testament Begriffe wie »seelische Verletzungen« oder »Heilung des Selbstbildes« nicht kennt und keinerlei spezielle Therapiemethoden für seelische Nöte und Fehlentwicklungen der Gläubigen erwähnt. Ganz im Sinne des Alten Testaments ist das Gebot im Jakobusbrief, das gewiß auch seelische Wunden und Erkrankungen einschließt: „Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist“ (Jak 5,16).
„Innere Heilung“, wenn wir diesen umstrittenen Begriff einmal positiv deuten wollen, geschieht in der gelebten Christusnachfolge, die immer auch Kreuzesnachfolge ist, das heißt Selbstverleugnung und das In-den-Tod-Geben der eigenen fleischlichen Begierden und des Selbstlebens beinhaltet. Heilung geschieht durch Glaubens- und Gehorsamsschritte, durch Buße über sündigen Fehlhaltungen und konkreten Tatsünden, durch eine Ausrichtung des Denkens und Lebens am Wort Gottes, nicht durch spezielle „Heilungsseelsorge“.
Jesus Christus – der wahre Arzt der Seele
Der Herr Jesus wird im Neuen Testament im ganz umfassenden Sinn als der Heiland, der Heilsbringer geoffenbart, der auch alle geistlichen und seelischen Wunden und Krankheiten heilen kann. Das beginnt mit dem Bezug auf Jesaja 61, ein Bibelwort, das der Herr für sich in Anspruch nimmt:
Und es wurde ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja gegeben; und als er die Buchrolle aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben steht: »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, daß sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen, um zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn.« Und er rollte die Buchrolle zusammen und gab sie dem Diener wieder und setzte sich, und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Er aber fing an, ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren! (Lk 4,17-21)
Gläubige werden heil durch den Glauben an Christus, indem sie sich ihrem liebenden Herrn und Heiland völlig anvertrauen und Ihm dienen, Ihm nachfolgen in Gehorsam und Leidensbereitschaft, in Selbstverleugnung und Kreuzigung des Eigenlebens. Gerade dann geschieht im Verborgenen Heilung, Trost, innere Erneuerung und Stärkung. Das vollkommene Sühnopfer des Herrn Jesus am Kreuz ist das große Heilmittel, das Gott den Verwundeten, Beladenen und Mühseligen vor Augen stellt:
Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie Schafe, die in die Irre gehen; jetzt aber habt ihr euch bekehrt zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen. (1Pt 2,24-25)
Der neutestamentliche Gläubige wird heil, wenn er ganz auf Christus vertraut und im Glauben damit rechnet: „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“ (2Kor 5,17). Die Heilmethoden der neutestamentlichen „Seelsorge“ sind das Wort Gottes, Ermunterung, Trost und Ermahnung sowie das gläubige Gebet. Etwas anderes sehen wir in den Schriften des Neuen Testaments nicht.
Und zugleich bezeugt uns die Bibel selbst, daß sie alles enthält, was einen Gläubigen auferbauen und zu seinem Glaubensleben tüchtig machen kann: »Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet« (2Tim 3,16-17). Ja, die Schrift bezeugt uns, daß Gott uns in Seinem Sohn alles geschenkt hat (Röm 8,32), daß wir durch Ihn alles haben, was zum Leben und zum Wandel in Gottesfurcht erforderlich ist (2Pt 1,3).
2. Die untaugliche Krücke der weltlichen Psychologie
Weshalb brauchen wir dann heute die Hilfe der weltlichen Psychologie, um die Gläubigen von ihren angeblichen seelischen Verkrüppelungen zu befreien? Was sind die geistlichen Wurzeln dieser „Lehre von der Seele“? Nun, sie hat ihre frühen Ursprünge in den heidnischen Religionen und besonders in der heidnischen Philosophie. Vor allem die griechischen Philosophen haben sich viele Gedanken über das Wesen und die Funktionsweise der Seele (griechisch psyche) gemacht.
Erst im 19. Jahrhundert gab es Bemühungen, die Psychologie zu einer empirischen (auf die Beobachtung von Tatsachen beruhenden) Humanwissenschaft zu entwickeln, die strikt atheistisch vorging und den Anspruch hatte, die Vorgänge der Seele wissenschaftlich zu erforschen, so wie die Medizin dies für die Vorgänge des Körpers beanspruchte.[28]
Aus der modernen „Seelenkunde“ (Psychologie) wurden dann auch verschiedene „Heilmethoden“ für seelische Erkrankungen abgeleitet, die unter dem Sammelbegriff Psychotherapie zusammengefaßt werden. Aus der Medizin hat sich über die Neurologie (Nervenheilkunde) das Fachgebiet der Psychiatrie (von psyche und iatros = Arzt) entwickelt, das sich im Rahmen der Medizin mit schweren Nerven- und Seelenerkrankungen befaßt.
Der „wissenschaftliche“, an der Medizin orientierte Anspruch ist jedoch für große Bereiche der Psychologie eine Täuschung, weil die menschliche Seele nicht menschlich meßbaren und überprüfbaren Gesetzen folgt und insgesamt wenig objektiv gesichertes Wissen über seelische Vorgänge vorhanden ist. Nicht umsonst sagt Gottes Wort: „Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen? Ich, der HERR, erforsche das Herz und prüfe die Nieren …“ (Jer 17,9-10). Die Bibel entlarvt den Anspruch der „wissenschaftlichen Psychologie“, die Seele des Menschen zu erforschen, als anmaßend. Entgegen diesem hochtrabenden Anspruch wurden viele Lehren der Psychologie aus esoterischen und okkulten Quellen geschöpft; einer der „Väter“ der modernen Psychologie war der Franzose Mesmer, der Menschen durch Hypnose und okkulte „Magnetismus“-Energien „heilen“ wollte.
Einige einflußreiche Vertreter der Psychoanalyse waren im Grunde moderne Schamanen und praktizierende Okkultisten, die sich mit Spiritismus und Geisterbefragung, mit Astrologie und griechischer Mythologie befaßten und abenteuerliche Spekulationen zu unumstößlichen Gewißheiten erklärten. Der Psychiater C. G. Jung war bekennender Spiritist und befaßte sich mit vielen okkulten Religionen und Traditionen; der kokainsüchtige Freud bekam viele „Erkenntnisse“, indem er Patienten in Hypnose versetzte und quasi als Medien nutzte; Abraham Maslow öffnete sich dem New Age.[29]
Der Psychiater Arthur Shapiro hat deshalb die Psychoanalyse sehr kritisch beurteilt: „… ein magisches Ritual, das auf primitivem Schamanismus beruht … ein esoterisches System, das selbst von einem gebildeten Patienten nicht leicht verstanden werden kann“.[30] Und der Psychiater E. Fuller Torrey schreibt: „Die Techniken, die von westlichen Psychiatern eingesetzt werden, sind, mit wenigen Ausnahmen, auf derselben wissenschaftlichen Ebene wie die Techniken, die von Zauberheilern eingesetzt werden.“[31] Der Philosoph Karl Popper urteile nach einer ausführlichen Untersuchung der Psychotherapie, daß ihre Theorien, „obwohl sie sich als Wissenschaft ausgeben, tatsächlich mehr mit primitiven Mythen gemeinsam haben als mit Wissenschaft“.[32]
Viele weltliche Wissenschaftler und medizinische Psychiater haben die Wirksamkeit der weltlichen Psychoanalysemethoden untersucht und sind zu dem Ergebnis gekommen, daß keine besondere Wirksamkeit nachgewiesen werden kann, wenn man berücksichtigt, daß es immer eine Anzahl von Fällen gibt, wo die Symptome ohne besondere Therapie wieder verschwinden oder ein Placeboeffekt wirksam ist. Mehrere vergleichende Untersuchungen ergaben, daß Gespräche mit nicht psychologisch ausgebildeten „Laien“ therapeutisch genauso wirksam waren wie die Therapiesitzungen professioneller Psychotherapeuten.[33] In einem Forschungsbericht heißt es dazu: „… nachdem etwa 500 Ergebnisstudien untersucht worden sind, ist uns nicht ein einziger überzeugender Nachweis bekannt, daß der Nutzen der Psychotherapie für echte Patienten größer wäre als der von Plazebos.“[34]
Im Gegenteil gibt es viele Beweise dafür, daß die Psychotherapie mit ihrer Ego-Zentriertheit und ihrem Ansatz, die Schuld anderen Menschen in der Lebensumgebung zuzuweisen, vielfach beträchtlichen Schaden angerichtet hat. Martin und Deidre Bobgan bezeugen: „Wir haben zahlreiche Fälle von Personen gesehen, die als Ergebnis einer durchlaufenen Therapie eine ganze Familie geschädigt haben, einschließlich ihres Ehepartners, der Kinder, Eltern, Schwiegereltern und Freunde.“[35] Eine zerstörerische Wirkung solcher Therapien ist es, daß die „Patienten“ vom Therapeuten bzw. immer neuen Therapien regerecht abhängig gemacht werden und meinen, ohne sie nicht mehr zurechtzukommen.[36]
Dr. Tana Dineen, eine klinische Psychologin, kommt in ihrem Buch Manufacturing Victims zu der Schlußfolgerung:
Die Psychologie stellt sich selbst als einen engagierten und fürsorglichen Berufsstand dar, der für das Wohl ihrer Klienten arbeitet. Aber sie läßt beschädigte Menschen zurück, zertrennte Familien, eine verbogene Rechtsprechung, zerstörte Firmen, und eine geschwächte Nation. Hinter der wohltätigen Fassade steht eine unersättliche, auf ihr Eigeninteresse bedachte Industrie, die „Fakten“ anbietet, die oft gar nicht begründet sind, eine „Therapie“ liefert, die für die Therapierten schädlich sein kann und einen Einfluß ausübt, der ruinöse Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft hat.[37]
Als Christen dürfen wir nicht auf die Weisheit dieser Welt vertrauen
Als Kinder Gottes sind wir nicht an die Spekulationen der weltlichen Experten gebunden. Wir werden hier an die überaus wichtige und folgenreiche Warnung des Wortes Gottes erinnert: „Habt acht, daß euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß“ (Kol 2,8). Die heidnische Philosophie ist von Gott ausdrücklich verworfen worden. Von dieser „Liebe zur Weisheit“ (gr. philo-sophia) bezeugt der Apostel Paulus:
… denn es steht geschrieben: »Ich will zunichtemachen die Weisheit (sophia) der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen«. Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch [ihre] Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben.
Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. (1Kor 1,19-24)
Und kurz darauf kommt der Apostel noch einmal auf die Torheit der Menschenweisheit zu sprechen und betont, die Überlegenheit des göttlichen Offenbarungswortes, das er im Auftrag des Herrn niederschreiben durfte:
Und meine Rede und meine Verkündigung bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft. Wir reden allerdings Weisheit unter den Gereiften; aber nicht die Weisheit dieser Weltzeit, auch nicht der Herrscher dieser Weltzeit, die vergehen, sondern wir reden Gottes Weisheit im Geheimnis, die verborgene, die Gott vor den Weltzeiten zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hat… (1Kor 2,4-8)
Diese Aussagen sind ein Aufruf, im Hinblick auf geistliche Dinge (und dazu gehören auch und Fehlentwicklungen des Glaubens und des Seelenlebens bei Kindern Gottes) nicht auf die nichtige, von Gott verworfene Menschenweisheit der Philosophie, Psychologie oder Theologie[38] zu vertrauen, sondern allein auf das lebendige und kräftige Offenbarungswort Gottes. Nicht umsonst warnt uns der Apostel Paulus:
Der natürliche (od. seelische) Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muß. Der geistliche [Mensch] dagegen beurteilt zwar alles, er selbst jedoch wird von niemand beurteilt; denn »wer hat den Sinn des Herrn erkannt, daß er ihn belehre?« Wir aber haben den Sinn des Christus. (1Kor 2,14-16)
Es ist also ein schwerwiegender Irrtum, wenn wir zur Lösung seelischer und damit letztlich geistlicher Probleme von Kindern Gottes die verfinsterten Gedanken von ungläubigen Psychologen heranziehen wollen.[39] Dabei wollen wir aber festhalten, daß auch Gläubige in seltenen Fällen schwere psychische Erkrankungen erleiden können, die oftmals eine körperliche Komponente haben und ärztliche Behandlung erfordern können – allerdings nicht durch Psychologen oder Psychotherapeuten, sondern gegebenenfalls durch Fachärzte wie Neurologen oder Psychiater.
Aber für geistliche „Krankheiten des Glaubens“ gilt, daß uns hier nur das lebendige, kräftige und wirksame Wort Gottes weiterhelfen kann, von dem wir lesen: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“ (Hebr 4,12).
Gottes Wort ist genügend für alle geistlichen Nöte und Bedürfnisse der Gläubigen!
Die gefährliche Verführung hinter der Werbung „christlicher Psychologen“ für eine Verschmelzung von Psychologie und Bibel liegt daran, daß damit stillschweigend unterstellt wird, die Bibel allein, Gottes wirksames inspiriertes Wort, sei nicht ausreichend, um die geistlichen und seelischen Probleme der modernen Christen zu lösen. Angeblich brauche es dazu die fragwürdigen „Erkenntnisse“ der weltlichen Psychologie und Psychotherapie, die man dann notdürftig mit Bibelworten garniert, um ihnen einen „biblischen“ Anschein zu verleihen.
Ergänzend dazu wird die Behauptung verbreitet, die „Einsichten“ der weltlichen Psychologie seinen von Gott anerkannt und wären Teil von „Gottes Wahrheit“. Die verführerische Losung lautet: „Alle Wahrheit ist Gottes Wahrheit“. Doch das ist eine Lüge.[40] Wer so argumentiert, begeht einen ernsten Irrtum, indem er die von Gottes Geist eingegebenen heiligen Worte Gottes auf dieselbe Stufe stellt mit den vagen, verfinsterten Spekulationen unbekehrter Sünder, die sich ihren Expertenstatus nur anmaßen. Dabei wollen wir anerkennen, daß rein erfahrungsbasierte psychologische Methoden wie etwa eine Verhaltenstherapie unter bestimmten Umständen sicher begrenzten Nutzen haben können; unsere Kritik betrifft in erster Linie die von weltlicher Ideologie gelenkte humanistische Psychologie bzw. Psychoanalyse.
Die Bibel selbst lehrt, daß ihr Wort völlig ausreichend, um den Menschen Gottes, den Gläubigen, in allem zuzurüsten: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet“ (2Tim 3,16-17). Christus betet für die Seinen: „Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17).
Das Wort Gottes allein kann auch in die Tiefen des menschlichen Herzens dringen und Dinge bewußt machen, die dort angesiedelt sind: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens“ (Hebr 4,12). Göttliche Heilung geschieht durch das Wort Gottes: „Er sandte sein Wort und machte sie gesund“ (Ps 107,20). Die gesunde Lehre, das gesunde Wort der Apostel ist immer auch ein gesundmachendes, heilsames Wort (vgl. 1Tim 1,10; 6,3; 2Tim 1,13; 4,3; Tit 1,9, 2,1). Dieses Gotteswort wollen wir jetzt auch als Prüfmaßstab heranziehen, um die modernen charismatischen Psychotherapiemethoden zu beurteilen.
Die moderne Verführung der Christenheit durch die Psychologie
Die charismatische Bewegung der »Inneren Heilung« steht im direkten Zusammenhang mit einem etwa seit den 60er Jahren zunehmenden Einfluß weltlicher psychologischer Lehren auf die christliche Gemeinde.[41] Was zunächst in gottlosen, liberaltheologischen Kreisen begann, hat sich mehr und mehr auch in evangelikal ausgerichteten Kreisen fortgesetzt: Die Seele des Menschen, seine Gefühle und Bedürfnisse, sein »Selbstwertgefühl« und seine »Verletzungen« geraten zunehmend ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Psychologische Fachbegriffe und Anschauungen prägen zahlreiche Bücher zu Seelsorge und Lebensberatung, die in den letzten Jahrzehnten großen Absatz fanden – ja, mehr noch, sie beeinflussen auch die Predigten und Bibelauslegungen vieler evangelikaler Prediger.
Ganz unmerklich verschieben sich die Maßstäbe, werden klare geistliche Aussagen der Bibel durch schillernde psychologische Begriffe ersetzt. War es früher für bibeltreue Christen klar, daß die Sünde, die sündige, verderbte, von Ichsucht und Rebellion geprägte menschliche Natur die Quelle alles Übels der menschlichen Existenz ist, so erwecken die »christlichen« Psychologen den Eindruck, das Grundübel seien die Verletzungen und Demütigungen, die dem seelischen Ichleben zugefügt werden.
Dahinter steckt die von Satan inspirierte humanistische Grundannahme, daß der Mensch im Innersten seines Wesens gut sei und nur durch die negativen Umstände schlechte Eigenschaften entwickle. Für den humanistischen Psychologen ist ein Kind gut und unschuldig; seine Probleme entstehen erst durch »negative« Erlebnisse, »Verletzungen« und »traumatische« Einflüsse. Wenn der Mensch sich selbst frei entfalten könne, dann sei der Weg zu Erfüllung und Lebensglück gebahnt, und die Aufgabe der Psychotherapie sei es, durch Auflösung »negativer« Einflüsse den Menschen zu diesem Lebensglück zu führen.
Die humanistische Psychologie ist mit dieser Weltanschauung alles andere als eine »neutrale« Wissenschaft. Sie ist eine Pseudoreligion von großer Ausstrahlungskraft, die die satanische Botschaft der Selbsterlösung unter Millionen von westlichen Menschen ausgebreitet hat. Dabei setzt sie zunehmend nicht nur auf die »Selbstheilungsfähigkeiten« der Vernunft und des Bewußtseins, sondern auch auf angebliche »Kraftquellen« des Unbewußten, der »geistigen Welt«, auf okkulte Techniken wie Meditation, Entspannungsmethoden, Hypnose und Suggestion, den Einsatz von »inneren Geistführern«, Visualisierung u. a.
Die Beziehung dieser falschen Religion zur New-Age-Bewegung wird immer stärker; beiden gemeinsam ist die Vergötzung des menschlichen Ich, der Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung. Getreu der teuflischen Losung »Ihr werdet sein wie Gott« dreht sich diese Religion um den Menschen als kleinen Gott, um die Entfaltung seines angeblich »guten« Potentials (vgl. Mk 10,18). Es ist deshalb gefährlich und verwerflich, wenn viele moderne Christen, darunter auch das Gros charismatischer Seelsorger, eine „christliche Psychotherapie“ entwickeln, in welcher Aussagen der biblischen Lehre vermischt werden mit Theorien und Therapiemethoden weltlicher Psychologie. Dazu schreiben Martin und Deidre Bobgan:
Der große Unterschied zwischen denen, die biblisch (in der Seelsorge) dienen und denen, die die Psychologie integrieren, besteht darin, daß man sich im einen Fall allein auf das Wort Gottes und das Wirken des Heiligen Geistes verläßt, während man im anderen Fall sich auf eine Kombination von menschlichen Meinungen und Elementen des christlichen Glaubens stützt. (…)
Wie gefährlich ist dieser wachsende Einfluß christlicher Psychologie in der Gemeinde? Wir glauben, daß er ein teuflisches Mittel darstellt, um der Gemeinde die Wege und Gedanken der Welt einzuflößen. Das wendet die Augen von Christus ab und hin zum Selbst. Es ersetzt das Wort Gottes mit Menschenweisheit und das Wirken des Heiligen Geistes mit menschlichem Einfallsreichtum. Es nährt das Fleisch und hindert geistliches Wachstum.[42]
Das falsche Evangelium der Psychologie und das echte Evangelium sind unvereinbar
Gegenüber dieser »positiven«, für den sündigen Menschen oberflächlich betrachtet so wohltuend-»heilenden« Botschaft des psychologischen falschen Evangeliums hat das echte Evangelium für den modernen Menschen zunächst eine sehr »negative«, ja vielleicht sogar »verletzende« Botschaft bereit. Die Bibel sieht nämlich das von Gott abgelöste Selbstleben des Menschen mit seiner sündigen Selbstlieben und Selbstsucht als ein entscheidendes Hindernis für gesundes geistliches Leben. Der Apostel Paulus nennt als ein hervorstechendes Merkmal der unechten Endzeit-Christenheit: „Denn die Menschen werden sich selbst lieben (w. Eigenliebige sein – gr. phil-autoi)“ (2Tim 3,1).
Der Herr Jesus zeigt in seiner überaus wichtigen Aussage über echte Nachfolge, daß sie auf Selbstverleugnung statt Selbstliebe und Selbstverwirklichung beruht:
Da nahm Petrus ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren und sprach: Herr, schone dich selbst! Das widerfahre dir nur nicht! Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Weiche von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich! Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach! Denn wer sein Leben (od. seine Seele; sein seelisches Eigenleben, gr. psyche) retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. (Mt 16,22-25)
Der Gegensatz zwischen dem falschen »Evangelium des Selbstwerts« und dem biblischen Evangelium könnte nicht größer und schärfer sein. Der Herr Jesus sagt: »Wer sein Leben liebt, wird es verlieren, und wer sein Leben in dieser Welt haßt, wird es zum ewigen Leben bewahren« (Joh 12,25). Das hier verwendete Wort für Leben ist psychè und kann auch »Seele« bedeuten. Schlachter 1905 übersetzt diese Stelle daher: »Wer seine Seele liebt, der wird sie verlieren; wer aber seine Seele in dieser Welt haßt, wird sie zum ewigen Leben bewahren.« Wir können in diesem Zusammenhang psychè als »seelisches Eigenleben« auffassen.
Dieses seelische Eigenleben des Menschen steht unter dem göttlichen Gericht; es gehört zu dem »alten Menschen«, der am Kreuz gerichtet und getötet ist (Röm 6,6). Der »seelische Mensch« (gr. psychikos, auch übersetzt mit »natürlich«, »irdisch gesinnt«, vgl. 1Kor 2,14; Jud 1,19; Jak 3,15) ist gerade der Gegensatz zum wiedergeborenen »geistlichen« Menschen; er hat den Heiligen Geist nicht (Jud 1,20) und ist Gott fremd. Von daher lehrt uns das Neue Testament gerade Selbstverleugnung und die Kreuzigung des Selbstlebens.
Wir aber, die Starken, haben die Pflicht, die Gebrechen der Schwachen zu tragen und nicht Gefallen an uns selbst zu haben. (Röm 15,1)
Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und daß ihr nicht euch selbst gehört? (1Kor 16,9)
… und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist. (2Kor 5,15)
Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. (Gal 2,20)
Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Jeder schaue nicht auf das Seine, sondern jeder auf das des anderen. Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. (Phil 2,4-8)
Verführung durch »christliche Psychotherapie«
Und doch treten heute zahlreiche Menschen auf, die sich Christen nennen und z.T. als Pfarrer, Professoren oder Seelsorgeexperten einen Namen haben, die diese beiden unvereinbaren Botschaften miteinander verschmelzen wollen. Sie bieten der Gemeinde verschiedene Spielarten von »christlicher Therapie«, »christlicher Psychologie«, »therapeutischer Seelsorge« o. ä. an, um einem angeblich dringenden Mangel abzuhelfen und Christen in seelischen Nöten Hilfe zu geben. Manches von diesen »Konzepten« mag recht gut und biblisch klingen, aber es enthält Elemente einer Pseudoreligion, die erklärtermaßen gottfeindlich und für Gläubige geistliches Gift ist.[43]
Hier wird mit manipulativen Techniken gearbeitet, die einem anderen Geist und einem anderen Menschenbild als dem biblischen entstammen und keine gute geistliche Frucht bringen können. Ein verdorbener Baum kann keine gute Frucht bringen (Mt 7,18)! Und doch werden die verdorbenen Früchte vom Baum der weltlichen Psychologie, christlich eingepackt, dem Volk Gottes als heilbringende, gesunde Nahrung verkauft.
Der Kern auch der »christlichen« Psychotherapie ist es, das von der Sünde verderbte, gottfeindliche seelische Eigenleben des Menschen zu stärken, aufzupäppeln, zu flicken, zu »heilen«. Einer der führenden Köpfe dieser Bewegung, Bruce Narramore, schreibt: »Unter dem Einfluß der humanistischen Psychologen wie etwa Carl Rogers und Abraham Maslow haben viele von uns Christen zum ersten Mal unser Bedürfnis nach Liebe zu uns selbst und nach einem Selbstwertgefühl entdeckt. Das ist ein gutes und notwendiges Interesse.«[44]
Begriffe wie »Selbstwertgefühl«, »Selbstbild«, »Selbstannahme« gehören zu den Schlüsselworten des falschen Evangeliums. Es wurde im Amerika maßgeblich von dem Irrlehrer Norman Vincent Peale, einem prominenten Vertreter des „positiven Denkens“ eingeführt.[45] Sein Schüler Robert Schuller, einer der führenden Propheten der neuen Bewegung, behauptet, daß das größte Verlangen des Menschen sein Hunger nach Selbstachtung sei, die er auch mit Stolz seines Menschseins (!!) gleichsetzt.[46]
Schuller versteigt sich soweit, eine »neue Reformation« zu proklamieren, die die gottzentrierte Theologie der ersten Reformation durch eine menschenzentrierte ersetzen solle, die auch die Psychologie mit einschließt. Diese neue Reformation werde »unser Interesse auf das heilige Recht eines jeden Menschen auf die Selbstwerterfahrung lenken«.[47] Schuller, der ein auch im amerikanischen Fernsehen einflußreicher Prediger war („Hour of Power“), verkündet:
Die Liebe zu sich selbst ist die Krönung des Selbstwertgefühls. Sie ist eine erhebende Empfindung der Selbstachtung (…) ein bleibender Glaube an sich selbst, die aufrichtige Überzeugung vom eigenen Wert. Sie entsteht durch die Selbstentdeckung, die Selbstdisziplin, die Vergebung sich selbst gegenüber und die Annahme des eigenen Ichs. Und sie bringt Selbstvertrauen und eine innere Sicherheit hervor, die uns eine tiefe Ruhe gibt.[48]
Nicht immer wird der christlich verbrämte Humanismus so offen vertreten, aber seine Grundauffassungen liegen aller »christlichen Psychotherapie« zugrunde. Der Mensch ist nicht länger der verlorene, durch und durch verdorbene Sünder, der von sich mit Paulus bekennen muß: »Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt« (Röm 7,18) – im Gegenteil, in ihm steckt angeblich viel mehr Gutes, als er ahnt, und gerade die »fehlende Selbstannahme«, das »negative Selbstbild« sind die tiefsten Wurzeln all seiner Probleme, auch seines »Fehlverhaltens«.
Die Umdeutung biblischer Grundbegriffe
»Sünde« hat in einem solchen Konzept keinen rechten Platz mehr; sie entspringt auch nicht mehr der verderbten menschlichen Natur, dem bösen Herzen, sondern »Ablehnungsgefühlen« und »Verletzungen«, die »kompensiert« wurden. Diese satanisch inspirierte Selbstgerechtigkeit und Selbsterhöhung geht sogar so weit, daß Christen dazu angeleitet werden, nicht nur »sich selbst zu vergeben« (was ja nur eine Bestätigung des »guten Selbst« ist), sondern auch – welch üble Lästerung – Gott »zu vergeben« für das, was Er ihnen angeblich »angetan« hat!! Der Mensch wird zum unschuldigen »Opfer«, und Gott soll auf die Anklagebank gebracht werden, als einer, dem »vergeben« werden müsse. Welche Verblendung des ichhaften Menschen wird hier offenbar!
Mit Recht sagt Dave Hunt: „Die Psychologie bietet faule Ausreden für Faulheit, Rebellion und Sünde. Niemand ist schuldig, jeder ist ein Opfer. Das Herz ist nicht böse, wie die Bibel wiederholt feststellt; fehlende Selbstachtung ist das Problem, wie James Dobson und andere ‚Experten‘ erklären – eine Wahnidee, die sie von der Welt importiert haben. Sünde ist zur ‚psychischen Erkrankung‘ geworden, die nicht Buße erfordert, sondern Therapie.“[49]
Der »alte Mensch« muß nicht länger abgelegt, sondern »geheilt« und aufgebaut werden, indem der Hilfesuchende erkennt, wie gut und positiv er eigentlich ist, daß Gott ihn angeblich so liebe und annehme, wie er ist, und daß er es auch tun müsse. Während die Bibel es als eines der schlimmen Zeichen der letzten Tage bezeichnet, daß die Menschen »sich selbst lieben« werden (phil-autoi, auch übersetzt mit »eigensüchtig / selbstsüchtig sein«, »viel von sich halten« 2Tim 3,2 – Elb), wird genau diese Eigenschaft von redegewandten Verführern als die christliche Grundtugend angepriesen.
Die christlichen Therapeuten versuchen, dem Menschen einzureden, er sei etwas, sei gut und wertvoll und solle sich selbst entfalten; die Bibel sagt uns, daß wir in uns selbst ganz verdorben und nichtig sind und unser egoistisches Eigenleben verlieren und verleugnen sollen. Das Wort Gottes stellt uns den Herrn Jesus als Vorbild vor Augen, der »nicht an sich selbst Gefallen« hatte (Röm 15,3). Es ermahnt uns:
Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. (Phil 2,5-8)
Die Frucht solcher verderblichen Lehren ist im Grunde, daß der Mensch nicht mehr im Letzten für seine Sünden verantwortlich ist; das boshafte, stolze, selbstsüchtige Eigenleben wird gerechtfertigt und die Sünde mit »Verletzungen«, letztlich mit äußeren Umständen entschuldigt.
Auch wenn solche Leute noch das Wort »Buße« im Mund führen, ist es doch durch die humanistisch-psychologischen Irrtümer von seinem biblischen Gehalt entleert. Jesus Christus ist hier nicht mehr der Heiland der Sünder, sondern der Heiler der Verletzten. So gewiß Jesus Christus die heilt, die verletzt sind – Er kann das nur bei solchen tun, die als verlorene Sünder Buße getan haben und Ihn als Herrn und Erretter anerkennen, nicht nur als Arzt, bei dem man Hilfe sucht, um dann weiter eigensüchtig und ohne echte Lebenshingabe seinen Weg zu gehen.
Hier scheiden sich die Geister, und jeder bibeltreue Christ ist aufgerufen, diesen verführerischen Irrlehren zu widerstehen und das Seine dazu zu tun, die vielen vor allem jüngeren Christen, die von solchen falschen Strömungen beeinflußt werden, zu warnen und zum biblischen Weg zurückzuweisen.
C. Heilung und Zurechtbringung finden wir in Christus
Angesichts des verführerischen Heilungsangebotes aus den Reihen der Charismatischen Bewegung wie auch aus gewissen evangelikal eingestuften Strömungen ist es von großer Wichtigkeit, die biblische Wahrheit von der vollen Genüge in Christus festzuhalten und den Glaubensweg der Kreuzesnachfolge und Selbstverleugnung gegen alle irrgeistigen Verfälschungen und psychologischen Umdeutungen zu verteidigen.
Wenn wir diesen »Weg dem Lamme nach« vertrauensvoll und gehorsam gehen, dann werden wir mehr und mehr los von uns selbst, von unserem verkehrten alten Wesen und allen Lasten der Vergangenheit. Jeder, der so von sich auf seinen Herrn und Heiland hinwegschaut, darf letztlich erfahren, daß die Verheißung unseres Herrn Jesus Christus immer noch gilt: »Wenn euch nun der Sohn frei machen wird, so seid ihr wirklich frei« (Joh 8,36).
Es kann und soll nicht abgestritten werden, daß Christen in ihrem Leben manchmal sehr schwere Dinge durchzumachen haben und bisweilen Prägungen aus ihrer Vergangenheit mitbekommen haben, die ihr geistliches Leben beeinträchtigen können. Die entscheidende Frage ist nur: Wie gehen wir mit solchen Dingen um? Liegt die Lösung in einer Beschäftigung mit uns selbst, mit unseren Problemen und »Verletzungen«, in „Analyse“ und „Therapie“, oder liegt sie im genauen Gegenteil – in der entschlossenen Abkehr von uns selbst, von unserem Eigenleben einschließlich unserer Vergangenheit, in einer ebenso entschlossenen Hinwendung zu unserem Herrn und Erlöser Jesus Christus?
Daß das zweitere der richtige, biblische Weg ist, war 1900 Jahre wohl jedem ernsthaften Nachfolger Jesu Christi bewußt. Daß der gegenteilige Weg heute so attraktiv erscheint und so viele Christen sich von dieser Verführung beeinflussen lassen, liegt nicht zuletzt an den oberflächlichen Bekehrungen, dem Steckenbleiben im Seelischen und Fleischlichen, der verbreiteten Selbstsucht und Kreuzesscheu unter den Christen dieser letzten Zeit (vgl. 2Tim 3,1-5).
Ja, das Kreuz ist ein zunehmend unpopuläres Thema unter den heutigen Christen geworden. Die tiefere Bedeutung des Kreuzestodes Jesu Christi für unser Leben erkennen wohl nur noch wenige Gläubige, und doch liegt hier die Befreiung von allen Lasten des alten Lebens. Georg Steinberger, ein pietistischer Prediger und Seelsorger aus dem letzten Jahrhundert, hat diese Wahrheit in die folgenden Worte gefaßt:
Praktische Heiligung ist ein Heilwerden von dem falschen Leben, von dem Ichleben. Die falsche Heiligungsbewegung bewegt den Menschen in die Höhe und macht aus seinem Ich etwas, das andere anstaunen und bewundern sollen.
Die biblische Heiligungsbewegung führt den Menschen zum Kreuz und zeigt ihm, daß seine Natur so schlecht ist, daß Gott dieselbe im Kreuz als verflucht beiseite gesetzt hat, und daß unser eigenes Ich im Kreuz gerichtet und dem Tode übergeben worden ist. Dann hören wir auf, die Natur beschneiden und verbessern und sie mit einem Heiligenschein überkleiden zu wollen; aber dann hören wir auch auf, verzagt zu werden, wenn wir nichts Gutes in uns finden, in dem Gott anknüpfen könnte.
Denn jede Heiligungsbewegung, die nicht vom Kreuz ausgeht, ist falsch und endet entweder im geistlichen Hochmut oder in Schwermut. Am Kreuz sind wir eins gemacht worden mit Seinem Tod (Röm. 6,5). Und die am Kreuz mit Ihm eins Gewordenen führt der Geist der Heiligung weiter in die Wege Jesu hinein, die so eingerichtet sind, daß unser Eigenleben praktisch darin umkommen muß.
Wenn nach Röm. 6,22 die Heiligung eine Frucht ist des Freigemachtseins von der Sünde, so muß Heiligung auch heißen: freigemacht sein von sich selbst. Denn alle Versuchungen knüpfen an unsere Selbstsucht an. Ohne Selbstsucht gäbe es keine Sünde. Darum nimmt der Feind immer Stellung für unser eigenes Ich, hilft unserer Selbstsucht auf, geht aus nach Brot für unser Eigenleben. Er ist der beste Freund unseres eigenen Ichs und ist sehr besorgt, daß dieser Funke aus der Hölle in uns nicht erlöscht (…).
Jede Nahrung, die dein Ichleben stärkt, ist Brot aus der Hölle, und jede Stimme, die dein Eigenleben in Schutz nimmt, ist eine Satansstimme. Petrus wollte Jesu Leben in Schutz nehmen, und Jesus wandte sich um und sprach ›Satan!‹ Darin war Jesus nicht in erster Linie hart gegen Petrus, sondern hart gegen sich selbst, weil Er nicht erlaubte, daß Petrus in unrichtiger Weise Partei ergreifen sollte für Sein Leben. Die Erlösung kam dadurch zustande, daß Gott Seines eigenen Sohnes nicht verschonte (Rö. 8,32), und deine Erlösung wird dadurch praktisch, daß du deines eigenen Lebens nicht schonst.«[50]
Wenn wir erkennen, daß der Sinn des Kreuzestodes Jesu Christi ist, daß »die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist« (2Kor 5,15), wenn wir erkennen, daß wir hineingetauft sind in den Tod Jesu Christi samt unserem Ichleben, samt all unseren selbstsüchtigen Begierden und samt all unserer Vergangenheit mit ihren Sünden und »Verletzungen«, dann erkennen wir das Kreuz als ein göttliches Mittel zur Befreiung von allem Alten, das uns noch ankleben will.
Gott hat uns mitgerichtet, als Er Seinen Sohn ans Kreuz gab; unser alter Mensch ist mitgekreuzigt, wir sind einsgemacht mit Seinem Tod. Wir dürfen im Glauben erkennen, daß wir mit Christus gestorben sind – das ist eine vollendete Tatsache, die Gott gewirkt hat, denn wir können uns nicht selbst kreuzigen. Gott hat auch ein Ziel mit diesem Werk am Kreuz: Wir sollen »in einem neuen Leben wandeln« (Röm 6,4). Paulus konnte bekennen: »Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir« (Gal 2,20).
So kann das Wunder geschehen: »Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!« (2Kor 5,17). »Das Alte ist vergangen«. In Christus haben wir auch Befreiung von den Lasten der Vergangenheit, sind nicht gebunden durch vergangene Sünden, Flüche oder belastende Erlebnisse. Wir wissen, daß wir aus unserer nichtigen, von den Vätern überlieferten Lebensweise losgekauft wurden durch das kostbare Blut des Christus (vgl. 1Pt 1,18-19). Wenn uns diesbezügliche Belastungen bewußt werden, dürfen wir sie dem Herrn bringen und Ihn einfach bitten, daß Er uns davon freimacht und uns in Seinem neuen Leben wandeln läßt.
Solchermaßen erlöst, können wir wie Paulus sagen: »Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus« (Phil 3,13-14). Diese uns von Gott geschenkte Stellung in Christus auch im Glauben einzunehmen und in unserem Leben zu verwirklichen, ist die Grundlage des biblischen Weges zu Befreiung und Neuwerden. »Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat« (Gal 2,20).
Das alte seelische Leben soll nicht aufgepäppelt und geheilt, sondern abgelegt und verleugnet werden; wir sollen den neuen Menschen anziehen und im Geist wandeln, im Gehorsam gegen das Wort Gottes und im ständigen Vertrauen auf die wirksame Gnade unseres Herrn Jesus. Das Hinwegblicken von uns selbst und unseren Schwierigkeiten auf Ihn, unseren Herrn und Erlöser, unser Leben, läßt uns neu werden. In Ihm haben wir alles, was wir nur brauchen. Wo es uns mangelt, da mangelt es an der geistlichen Erkenntnis des Christus, an der Glaubensbeziehung zu Ihm, an Gehorsam und Hingabe.
Viele Christen brauchen hier ganz sicherlich biblisch gegründete Hilfestellung, um Fehlentwicklungen zu überwinden und das Alte ganz ablegen zu können. Solche Hilfestellung ist in erster Linie in echter biblischer, geistlicher Gemeinschaft mit anderen Gläubigen zu finden, in der der Herr durch Ermahnung, Ermutigung, Belehrung und praktische Hilfe zurechtbringen kann. Wer im Rahmen einer solchen Gemeinschaft für den Herrn lebt, Ihm dient und im Glauben vorwärtsgeht, wird oft feststellen, daß auch tiefgreifende Probleme sich unmerklich lösen, ohne daß sie in langwieriger »Behandlung« »aufgearbeitet« wurden.[51]
In manchen Fällen werden intensivere Gespräche oder ein besonderer, geschützter Rahmen unvermeidlich sein; aber in jedem Fall gilt, daß eine solche Hilfe, wenn sie in geistlicher Liebe und nicht im Seelischen geschieht, den Hilfesuchenden zum Herrn selbst weisen wird, zu Seinem Kreuz. Sie kann dem Bedürfnis des Fleisches nach seelischem Mitleid und Dauerzuwendung nicht entsprechen, weil der Hilfesuchende sonst an Menschen statt an den Herrn gebunden würde und von echter Heilung abgehalten würde. Sie stellt ihn vor klare Schritte der Buße, des Gehorsams, der Selbstverleugnung. Wer aber bereit ist, aufrichtig diesen Weg zu gehen, der darf ganz gewiß auch die verwandelnde Gnade Gottes erfahren, der auch in unser Leben spricht: »Siehe, ich mache alles neu!« (Offb 21,5).
Dieser Beitrag ist ein überarbeiteter Auszug aus dem 2026 erscheinenden Buch von Rudolf Ebertshäuser: Falsche Propheten der Endzeit. Die Pfingst- und Charismatische Bewegung im Licht der Bibel (Kapitel II/4: „‘Innere Heilung‘ oder Verführung der Seele? Charismatische ‚Seelsorge‘-Praktiken unter der Lupe“)
[1] Nachdem heute gerade auch in charismatischen Kreisen vielfach ein verwässertes, oberflächliches Evangelium verkündet wird, habe ich in meinem Buch Gottes Weg zur Errettung. Eine Erklärung des biblischen Evangeliums für Suchende eine gründliche Darstellung des biblischen Heilsweges unternommen. Viele charismatische Christen haben nie eine klare Verkündigung der biblischen Heilsbotschaft gehört und sind leider nicht zur Wiedergeburt durchgedrungen – das gilt auch für viele moderne evangelikale Christen. Daraus ergeben sich viele schwerwiegende seelsorgerliche Probleme und Verwicklungen. In dem Buch wird genau erklärt, was Buße, Glaube und Bekehrung wirklich bedeutet und wie ein Mensch zur Neugeburt aus dem Geist kommen kann.
[2] Diese Zusammenhänge habe ich ausführlicher erklärt in meinem Buch Seid heilig, denn ich bin heilig!. Sie werden auch in meinen Büchern Ein guter Start im Glaubensleben und Gesundes Wachstum in Christus vertieft und auf unseren Lebenswandel bezogen behandelt.
[3] Wichtige vertiefende Hinweise zu einem gesunden Glaubensleben vermitteln meine Bücher Ein guter Start im Glaubensleben, Gesundes Wachstum in Christus, „Seid heilig, denn ich bin heilig!“, Gottesfurcht und Paßt euch nicht der Welt an!
[4] Vgl. u.a. 1Kor 14,31; 1Thess 5,11-14; 15,14; Kol 3,16; 2Tim 4,2; Hebr 3,13.
[5] Vgl. dazu Röm 6,17; 12,7; 1Kor 14,6.26; Eph 4,21; Kol 1,28; 2,7; 3,16; 1Tim 1,10; 3,2; 4,6.11.13.16; 2Tim 2,24; 3,16; 4,2; Tit 1,9; 2,1.3.7; 2,15.
[6] Vgl. zum Stichwort „zurechtweisen“ (noutheteo) die Vorkommen u.a. 2Kor 13,11; Gal 6,1; 1Thess 5,12; 2Thess 3,15; 1Tim 5,20; 2Tim 2,25; 3,16; Tit 1,13; 2,15; 3,10; Hebr 12,5.
[7] Vgl. zum Stichwort „ermahnen“ (para-kaleo; noutheteo) die Vorkommen u.a. Röm 12,8; 15,14.30; 16,17; 1Kor 1,10; 4,14.16; 14,3.31; 16,15; 2Kor 6,1: 10,1; 13,11; Eph 4,1; 6,4; Phil 2,1; 4,2; Kol 1,28; 3,16; 1Thess 2,11; 4,1.10; 5,11.14; 2Thess 3,12; 1Tim 2,1; 4,13; 5,1.21; 6,2; 2Tim 4,2; Tit 1,9; 2,6.15; Hebr 3,13; 10,25; 13,22; 1Pt 2,11; 5,12; Jud 1,3.
[8] Vgl. zum Stichwort „ermuntern/ermutigen“ (para-kaleo) die Vorkommen u.a. Apg 18,27; Phil 1,14; 2,19; Kol 2,2; 1Thess 2,11; Hebr 6,18.
[9] Vgl. zum Stichwort „trösten/Trost“ u.a. Röm 1,12;15,4.5; 1Kor 4,13; 14,3; 2Kor 1,4.6; 7,7.13; Eph 6,22; Kol 4,8.11; 1Thess 3,2.7; 4,18; 5,14; 2Thess 2,16; Phlm 1,7.
[10] Vgl. u.a. Eph 1,15-19; 3,14-21; Phil 1,3-11; Kol 1,3-14; 4,12; 1Thess 1,2-7; 5,23-24; 2Thess 1,3-4; 2,13-17.
[11] Eine sehr wertvolle Darstellung neutestamentlicher Seelsorge für heute findet sich bei Martin und Deidre Bobgan, Competent to Minister. The Biblical Care of Souls. Die Verfasser betonen den Dienst einfacher Gläubiger und der Gemeindehirten im Rahmen der örtlichen Gemeinde und sprechen sich gegen professionelle bezahlte „Seelsorger“ außerhalb der Gemeinden aus.
[12] Nachdem heute gerade auch in charismatischen Kreisen vielfach ein verwässertes, oberflächliches Evangelium verkündet wird, habe ich in meinem Buch Gottes Weg zur Errettung. Eine Erklärung des biblischen Evangeliums für Suchende eine gründliche Darstellung des biblischen Heilsweges unternommen. Viele charismatische Christen haben nie eine klare Verkündigung der biblischen Heilsbotschaft gehört und sind leider nicht zur Wiedergeburt durchgedrungen – das gilt auch für viele moderne evangelikale Christen. Daraus ergeben sich viele schwerwiegende seelsorgerliche Probleme und Verwicklungen. In dem Buch wird genau erklärt, was Buße, Glaube und Bekehrung wirklich bedeutet und wie ein Mensch zur Neugeburt aus dem Geist kommen kann.
[13] Diese Zusammenhänge habe ich ausführlicher erklärt in meinem Buch Seid heilig, denn ich bin heilig!. Sie werden auch in meinen Büchern Ein guter Start im Glaubensleben und Gesundes Wachstum in Christus vertieft und auf unseren Lebenswandel bezogen behandelt.
[14] Wichtige vertiefende Hinweise zu einem gesunden Glaubensleben vermitteln meine Bücher Ein guter Start im Glaubensleben, Gesundes Wachstum in Christus, „Seid heilig, denn ich bin heilig!“, Gottesfurcht und Paßt euch nicht der Welt an!
[15] Vgl. u.a. 1Kor 14,31; 1Thess 5,11-14; 15,14; Kol 3,16; 2Tim 4,2; Hebr 3,13.
[16] Vgl. dazu Röm 6,17; 12,7; 1Kor 14,6.26; Eph 4,21; Kol 1,28; 2,7; 3,16; 1Tim 1,10; 3,2; 4,6.11.13.16; 2Tim 2,24; 3,16; 4,2; Tit 1,9; 2,1.3.7; 2,15.
[17] Vgl. zum Stichwort „zurechtweisen“ (noutheteo) die Vorkommen u.a. 2Kor 13,11; Gal 6,1; 1Thess 5,12; 2Thess 3,15; 1Tim 5,20; 2Tim 2,25; 3,16; Tit 1,13; 2,15; 3,10; Hebr 12,5.
[18] Vgl. zum Stichwort „ermahnen“ (para-kaleo; noutheteo) die Vorkommen u.a. Röm 12,8; 15,14.30; 16,17; 1Kor 1,10; 4,14.16; 14,3.31; 16,15; 2Kor 6,1: 10,1; 13,11; Eph 4,1; 6,4; Phil 2,1; 4,2; Kol 1,28; 3,16; 1Thess 2,11; 4,1.10; 5,11.14; 2Thess 3,12; 1Tim 2,1; 4,13; 5,1.21; 6,2; 2Tim 4,2; Tit 1,9; 2,6.15; Hebr 3,13; 10,25; 13,22; 1Pt 2,11; 5,12; Jud 1,3.
[19] Vgl. zum Stichwort „ermuntern/ermutigen“ (para-kaleo) die Vorkommen u.a. Apg 18,27; Phil 1,14; 2,19; Kol 2,2; 1Thess 2,11; Hebr 6,18.
[20] Vgl. zum Stichwort „trösten/Trost“ u.a. Röm 1,12;15,4.5; 1Kor 4,13; 14,3; 2Kor 1,4.6; 7,7.13; Eph 6,22; Kol 4,8.11; 1Thess 3,2.7; 4,18; 5,14; 2Thess 2,16; Phlm 1,7.
[21] Vgl. u.a. Eph 1,15-19; 3,14-21; Phil 1,3-11; Kol 1,3-14; 4,12; 1Thess 1,2-7; 5,23-24; 2Thess 1,3-4; 2,13-17.
[22] Eine sehr wertvolle Darstellung neutestamentlicher Seelsorge für heute findet sich bei Martin und Deidre Bobgan, Competent to Minister. The Biblical Care of Souls. Die Verfasser betonen den Dienst einfacher Gläubiger und der Gemeindehirten im Rahmen der örtlichen Gemeinde und sprechen sich gegen professionelle bezahlte „Seelsorger“ außerhalb der Gemeinden aus.
[23] Für diesen Abschnitt wurden u. a. folgende charismatischen Werke herangezogen: B. Tapscott, Innere Heilung; B. Tapscott / R. DeGrandis, Heilung des Selbstbildes; F. MacNutt, Die Kraft zu heilen; Wimber/Springer, Heilung, S. 83-100.
[24] MacNutt, aaO, S. 123.
[25] Tapscott, aaO, S. 26.
[26] Vgl. Hunt / McMahon, Psychology and the Church. Critical Questions – Crucial Answers und Bobgan / Bobgan, The End of „Christian Psychology“. Die psychologisch ausgerichtete Amerikanische Vereinigung christlicher Seelsorger hat 50.000 Mitglieder (Hunt / McMahon, S. 46-47).
[27] Vgl. zum Thema „Innere Heilung“ auch den aufschlußreichen Aufsatz von Roland Antholzer: „Zur Ruhe kommen – auf der Couch oder am Kreuz?, in Maleachi-Kreis (Hrsg.), Gefährliche Stille!, S. 97-119.
[28] Eine sehr sachkundige und klare Kritik der weltlichen psychologischen und psychotherapeutischen Ansätze vom bibeltreuen Standpunkt aus findet sich bei Martin und Deidre Bobgan, The End of „Christian Psychology“.
[29] Belege dafür bei Bobgan / Bobgan, The End of „Christian Psychology“, S. 99-214; Hunt / McMahon: Psychology and the Church, S. 19; 49; 50-51; 235.
[30] Zitat nach Hunt / McMahon, Psychology, S. 235.
[31] Zitat nach Hunt / McMahon, aaO, S. 49.
[32] Zitat nach Hunt / McMahon, aaO, S. 19.
[33] Ausführliche Nachweise bei Bobgan / Bobgan, The End of „Christian Psychology“, S. 65-98.
[34] Zitiert n. ebd., S. 77.
[35] Ebd., S. 94.
[36] Der Psychologe Bernie Zilbergeld schreibt: „Eine der durchgängigsten und wichtigsten Auswirkungen von Therapie ist das Verlangen nach mehr Therapie (…) es ist nicht länger ungewöhnlich, Menschen zu treffen, die nach (…) einen Therapeuten suchen, der die Probleme löst, die in einer vorhergehenden Therapie verursacht wurden.“ Zitiert n. Hunt / McMahon, Psychology, S. 298.
[37] Tana Dineen, Manufacturing Victims: What the Psychology Industry is Doing to People, Westmount (Robert Davies Publishing) 1996, S. 15-16; zitiert n. Hunt / McMahon, aaO, S. 107.
[38] Ich verstehe unter „Theologie“ die von den vom Glauben abgefallenen Kirchen entwickelte Mischung aus Philosophie und biblischen Teilwahrheiten; im Gegensatz dazu sehe ich die von Gott gegebene biblische Lehre, die sich ausschließlich auf die Bibel selbst stützt und keine Zuflucht zur heidnischen Philosophie nimmt. Vgl. meine Schrift Theologie oder gesunde Lehre? Eine Warnung vor den geistlichen Gefahren der Theologie und des Theologiestudiums (Quelle: https://das-wort-der-wahrheit.de/2018/09/theologie-oder-gesunde-lehre/).
[39] Eine umfassende Kritik psychologischer Methoden in der christlichen Seelsorge findet sich – neben den bereits erwähnten Werken – u.a. in folgenden Büchern: Martin u. Deidre Bobgan, Psychotherapie oder biblische Seelsorge; dieselben: Psychoheresy. The Psychological Seduction of Christianity; Jim Owen: Christliche Psychologie im Krieg mit Gottes Wort. Die Victimisierung des Gläubigen; E. S. Williams: The Dark Side of Christian Counselling; Roland Antholzer / Thomas Schirrmacher: Psychotherapie – der fatale Irrtum.
[40] Mit Recht schreibt Dave Hunt: „‘Alle Wahrheit ist Gottes Wahrheit‘ ist eine große Lüge Satans, die die gottlosen, von Antichristen übernommenen Theorien rechtfertigen soll, auf welche die ‚christliche Psychologie‘ gegründet ist.“ Hunt / McMahon, Psychology, S. 65.
[41] Zu diesem Thema finden sich sehr klare Ausführungen in den älteren Büchern von Hunt / McMahon, Die Verführung der Christenheit und Hunt, Rückkehr zum biblischen Christentum. Diese beiden Bücher sollte jeder Verantwortliche in der Gemeinde und jeder wachsame Christ aufmerksam studieren. Viele dort für die USA berichteten verführerischen Strömungen sind inzwischen längst auch bei uns angekommen, und es ist gut, wenn wir diese gefährlichen Entwicklungen kennen und durchschauen. Eine ausführlichere, sehr lesenswerte Darstellung zum Thema findet sich auch in dem neueren Buch von Hunt / McMahon, Psychology and the Church, das leider nur auf englisch erhältlich ist.
[42] Bobgan / Bobgan, The End of „Christian Psychology“, S. 62-63. Neben dem zitierten Werk finden sich auch in ihrem Buch Psychoheresy zahlreiche Beispiele und kritische Argumente in bezug auf „christliche Psychologie“.
[43] Die Bobgans zitieren den berühmten weltlichen Psychiater Thomas Szaz, der offen erklärt, daß die Psychotherapie „nicht bloß der Religion gegenüber gleichgültig ist, sondern ihr unversöhnlich feindlich gegenübersteht. Darin liegt eine der höchsten Ironien der modernen Psychotherapie: sie ist nicht nur eine Religion, die vorgibt, eine Wissenschaft zu sein, sie ist eigentlich eine falsche Religion, die die echte Religion zu zerstören sucht“ (zit. n. Bobgan / Bobgan, The End of „Christian Psychology“, S. 107-108). Ein Psychiater stellte fest: „Die Psychiatrie steht nur mit denjenigen Formen von Religion im Streit, welche die Lehre von der Erbsünde betonen. Jeder Glaube, der den Gedanken hervorhebt, daß der Mensch von Natur als böse ist, steht im Konflikt mit der grundsätzlich humanistischen Herangehensweise, der die Psychiatrie folgen muß“ (ebd., S. 108). Sie zitieren auch den berühmten Psychologen Carl Rogers, der offen erklärt: „Ja, es ist wahr, Psychotherapie ist subversiv. … Die Therapie, die Theorien und die Techniken, fördern ein neues Verständnis des Menschen, daß im Gegensatz zu dem traditionell akzeptierten steht“ (ebd., S. 111).
[44] Zit. n. Hunt, Rückkehr, S. 148.
[45] Vgl. Hunt / McMahon, Psychology and the Church, S. 10-13.
[46] Vgl. Tapscott / De Grandis, aaO, S. 21. Diese beiden charismatischen Autoren zitieren Schuller neben David Seamands und Norman Wright zustimmend und rühmen sein Werk Self-Esteem als »ausgezeichnet«.
[47] Zit. n. Hunt, Rückkehr, S. 184-185.
[48] Zit. n. ebd., S. 163.
[49] Hunt / McMahon, Psychology, S. 101.
[50] G. Steinberger, Kleine Lichter auf dem Weg der Nachfolge, S. 61-62. Wertvolle Hinweise auf den biblischen Wandel als Mitgekreuzigte geben auch die anderen Werke dieses Autors: Der Weg dem Lamme nach, In den Spuren Jesu, Komm zum Kreuz und Das Geheimnis eines siegreichen Lebens, sowie J. Lohmann, Nicht ich … und Tausendfache Kraft.
[51] Dazu gibt es auch eine ausführlichere Ausarbeitung des Verfassers: https://das-wort-der-wahrheit.de/2024/05/siehe-ich-mache-alles-neu-wie-glaeubige-seelische-noete-ueberwinden-koennen/.




