Im Jahr 2017, dem viel gefeierten 500. Jahr seit der Reformation, haben auch die Evangelikalen weitere markante Schritte auf dem Irrweg der Zusammenarbeit und Vereinigung mit der römisch-katholischen Kirche unternommen. Wir wollen solche Entwicklungen von Zeit zu Zeit dokumentieren, auch wenn das nur aufzeigt, daß der falsche Kurs der Evangelischen Allianz und der dort organisierten Evangelikalen unvermindert und in steigendem Tempo Richtung Rom führt.

 

 

Dialog auf Führungsebene: Evangelikale und Katholiken an einem Tisch

 

Ein Bereich der ökumenischen Vereinigungsprozesse ist der Dialog auf der Führungsebene, der immer wieder und oft diskret abgeschirmt von der Öffentlichkeit geführt wird. Dazu gehören z.B. die zahlreichen Audienzen, die Papst Franziskus prominenten Evangelikalen gewährt hat. Ein solches Führungstreffen wird in einer Meldung der Zeitschrift TOPIC beschrieben:

Hochrangige Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), des Weltkirchenrates, des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und der Weltpfingstbewegung trafen sich jetzt erstmals zu einem Meinungsaustausch in Bossey bei Genf. Mitinitiator dieses zweitägigen Treffens war das vor 19 Jahren gegründete Globale Christliche Forum mit Sitz in Straßburg (Frankreich), dem alle vier Kirchenzusammenschlüsse angehören. Wie der Weltkirchenrat im Anschluss erklärte, ging es in den Gesprächen um Wege, um zu einer größeren Einheit der Kirchen zu gelangen. Nach Angaben der WEA waren sich die jeweils fünfköpfigen Delegationen einig, dass das Forum als Gesprächsplattform fortgesetzt werden müsse. Es solle auch für weitere Partner offenbleiben. Die Delegation der WEA wurde angeführt von deren Generalsekretär, Bischof Efraim Tendero (Manila/Philippinen). Mit dabei waren auch sein Stellvertreter, der deutsche Theologe Thomas Schirrmacher (Bonn), der Generalsekretär der Asiatischen Ev. Allianz, Richard Howell (Neu Delhi/lndien), der Botschafter der Allianz beim Vatikan, Thomas K. Johnson (Rom) und der Leiter des Bereichs Wirtschaft der Allianz, Timo Plutschinski (Hamburg/New York). Wie Plutschinski der Ev. Nachrichtenagentur idea sagte, waren sich alle Delegierten einig, in Sachfragen, wie Christenverfolgung, dem Schutz des Lebens, Menschenhandel, Korruption und Klimawandel, enger zusammenzuarbeiten. (TOPIC Juli 2017, S. 3)

Es ist aufschlußreich, daß bei dieser „Dialogrunde“ die Plattform von einem „Globalen Forum“ gestellt wurde. Man weiß sich gemäß der New-Age-Ideologie der Vereinten Nationen für „globale Anliegen“ verantwortlich, zu denen offenkundig auch weltliche Themen wie „Menschenhandel, Korruption und Klimawandel“ gehören. Bei diesem „globalen Dialog“ spielen selbstverständlich „untergeordnete Punkte“ wie der Irrgeist der Weltpfingstbewegung, der Abfall vom Glauben seitens der römischen Kirche und des ökumenisch-liberalen Weltkirchenrates keine Rolle, da müssen auch die Evangelikalen und die Pfingstler „verantwortungsvoll mitarbeiten“.

 

 

„Gemeinsames Zeugnis“ an der Basis

 

Eine weitere Strategie der Ökumene ist das „gemeinsame Zeugnis“ von Vertretern der römischen Kirche, des ökumenischen Weltkirchenrats und der Evangelikalen bei Veranstaltungen, Kongressen und gemeinsamen Gottesdiensten. In diesem Bereich hatte das Jahr 2017 bisher schon manches zu bieten, zum Beispiel bei den 2. Ökumenischen Medientagen:

Das jetzige Reformationsjubiläumsjahr muss für die Ökumene praktische Konsequenzen haben. Dazu könnte gehören, dass Protestanten und Katholiken gemeinsam Abendmahl feiern. Diese Ansicht äußerte der frühere (2001–2010) Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper (Rom). Er sprach bei den 2. Ökumenischen Medientagen (20.–22. Juni) in Würzburg. Bisher ist es Protestanten nicht erlaubt, an der katholischen Eucharistiefeier teilzunehmen. Nach seinen Worten hat die Ökumene in den letzten Jahren sehr große Fortschritte gemacht. So trenne die entscheidende Frage, die vor rund 500 Jahren zur Spaltung der Kirche führte – die Rechtfertigung allein aus Glauben – Protestanten und Katholiken nicht mehr. Martin Luther (1483–1546) sei heute in der katholischen Kirche ein Zeuge des Evangeliums. Im Grunde sei er – so der Kardinal – „einst ein Reformkatholik gewesen. Es war die Schuld ‚Roms‘, dass man den Ruf Luthers zur Umkehr und Bereinigung von Missständen nicht gleich gehört hat, sondern in Polemik verfallen ist.“ Allerdings habe dann auch der Reformator bald nicht mehr auf „Rom“ geachtet. Von daher sei der Bußgottesdienst am 31. Oktober 2016 im schwedischen Lund von historischer Bedeutung gewesen, da dort sowohl der Papst als auch evangelische Repräsentanten „um Vergebung für das baten, was sie der jeweils anderen Seite angetan haben“.

(Quelle: https://www.idea.de/glaube/detail/das-reformationsjubilaeum-muss-praktische-konsequenzen-haben-101494.html)

Es ist ja bezeichnend, wie begierig gerade evangelikale Vertreter die Signale der katholischen Kirche zu vermehrter Zusammenarbeit und Einheit aufgreifen und gutheißen, obwohl sie doch wissen müßten, daß es für echte Gläubige gar nicht wünschenswert ist, an der römischen „Eucharistie“ teilzunehmen, die eine böse Verfälschung des biblischen Abendmahls ist und als vom Priester immer wiederholtes „Sühnopfer“ verstanden wird. Die Reformatoren wußten noch, daß die römische „Eucharistie“ Götzendienst ist! Zudem ist klar, daß es keine Teilnahme an der römischen „Eucharistie“ geben kann ohne Anerkennung des falschen Evangeliums, der Sakramente und der Bischofsherrschaft Roms.

Aber die führenden Evangelikalen haben fast ausnahmslos biblische Grundsätze und auch die Grundeinsichten der Reformatoren, auf die sie sich so gerne berufen, in der Praxis preisgegeben und sind zu jedem Zugeständnis bereit, wenn sie nur als „politisch und kirchlich bedeutende Kraft“ eine Rolle spielen dürfen. Da schluckt man auch solche dreisten Geschichtsfälschungen eines römischen Kardinals, daß die Reformation nur auf einige bedauerliche taktische Fehler der römischen Kirchenführung zurückzuführen sei oder daß die Rechtfertigung allein aus Glauben heute nicht mehr trennend sei.

Der Idea-Bericht von der Tagung enthält übrigens ein Foto, auf dem der immer prominenter werdende Vorsitzende der „Altpietisten“, Steffen Kern (Mitglied des Hauptvorstands der DEA), einhellig neben Kardinal Kasper und dem Mönch Anselm Grün zu sehen ist. Der Idea-Bericht geht weiter:

Zuvor äußerte in einem biblischen Impuls [!] der Benediktinermönch Anselm Grün (Münsterschwarzach), da jeder Mensch eine Sehnsucht nach Gott habe, gelte es, ihn auf Christus hinzuweisen. Für den Vorsitzenden des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg, „Die Apis“ (Altpietisten), Steffen Kern (Stuttgart), besteht die wichtigste Gemeinsamkeit zwischen Protestanten und Katholiken in dem Wissen, dass es im Glauben darum geht, dass Christus allein für das Heil des Menschen entscheidend ist [!]. (Quelle: „Das Reformationsjubiläum muss Konsequenzen haben“, in: IdeaSpektrum 26/2017, S. 8)

Eine der inszenierten „Höhepunkte“ des Luther-Jubiläums war ein ökumenischer „Versöhnungsgottesdienst“, in dem durch rituelle stellvertretende „Buße“ und Aussöhnung eine „Heilung der Erinnerungen“ in bezug auf die gegenseitigen Verletzungen aus der Reformation stattfinden sollte. Diese Art von Ritualen ist die Spezialität schwärmerischer Charismatiker. Es verwundert daher nicht, daß der Vorsitzende der charismatischen „Geistlichen Gemeindeerneuerung“ in der EKD, Henning Dobers (Mitglied im Hauptvorstand der Evangelischen Allianz) diese symbolträchtige Handlung besonders aufwertete:

Anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums werden Protestanten und Katholiken am 11. März ein Hildesheim einen ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienst feiern. Er steht unter dem Thema „healing of memories“ (Heilung von Erinnerungen). Im Zentrum soll die Bitte um Vergebung für einander zugefügtes Unrecht in der Vergangenheit stehen. Der Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) am 31. Oktober 1517 hatte die Reformation ausgelöst und zugleich die Kirchenspaltung besiegelt. Erstmals feiern evangelische und katholische Kirche in diesem Jahr ein Reformationsjubiläum gemeinsam. Die (charismatische) Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche (GGE) rief dazu auf, parallel zu dem Gottesdienst zu beten. Gemeinden könnten dazu einladen, sich die Gottesdienstübertragung in der ARD gemeinsam im Gemeindehaus anzusehen: „Warum nicht eine Kerze entzünden, die Bibel aufschlagen und mitfeiern?“ Nach 500 Jahren Trennungsgeschichte sei dieser Gottesdienst ein „epochaler Schritt in Richtung Einheit“, schreibt der Vorsitzende der GGE, Pfarrer Henning Dobers (Hannoversch Münden). Ein versöhntes und einmütiges Volk Gottes sei eine wesentliche Voraussetzung für einen geistlichen Aufbruch in den Kirchen und vor allem in unserem Land: „In Deutschland ist die Einheit der westlichen Kirche zerbrochen, in Deutschland muss die Heilung stattfinden.“ (https://www.idea.de/frei-kirchen/detail/protestanten-und-katholiken-feiern-buss-und-versoehnungsgottesdienst-100182.html) [Hervorhebungen RE]

Durch solche psychologischen Rituale wird verschleiert, daß die Trennung der damaligen Reformatoren von der römischen Kirche ein notwendiger Schritt war, weil diese Kirche damals wie heute ein falsches Evangelium vertritt, das niemanden rettet. Luther und die anderen Gläubigen, die sich trennten, taten dies um der Wahrheit des Evangeliums willen, welche die heutigen liberalen und evangelikalen Protestanten überwiegend verraten haben. Darüber „Buße zu tun“ bedeutet, die Menschen zu verführen und in die Fangnetze Roms zu treiben.

 

 

Prof. Schirrmacher als evangelikal-ökumenische Schlüsselfigur

 

Prof. Dr. mult. Thomas Schirrmacher, ein bekannter evangelikaler Theologe, 1960 geboren und Sohn und Enkel von bekannten Akademikern, hat sich in den letzten Jahren zu einer Schlüsselfigur in den weltweiten evangelikalen Ökumenebestrebungen entwickelt. An diesem sicherlich hochintelligenten und betriebsamen Mann, der sein eigene theologische Hochschule leitet (das Martin Bucer-Seminar in Bonn) und überall auf der Welt als Professor tätig ist, der 84 Bücher geschrieben oder herausgegeben hat, läßt sich manches aufzeigen, was am heutigen Evangelikalismus geistlich schiefläuft.

Schirrmacher war dem Zeugnis von früheren Weggefährten zufolge  in jüngeren Jahren eher bibeltreu (man könnte vielleicht auch sagen: „fundamentalistisch“) eingestellt, hat aber im Laufe seiner akademischen und evangelikalen Karriere seine Überzeugungen dahingehend gewandelt, daß er heute als einer der Chefdiplomaten der Weltweiten Evangelischen Allianz herzliche Kontakte sowohl zum Papst als auch zum Ökumenischen Weltrat der Kirchen unterhält und zunehmend intensiv den interreligiösen Dialog mit dem Islam pflegt. Zusammen mit Kollegen von der Weltweiten Evangelischen Allianz führte Schirrmacher auch Dialoggespräche mit führenden Vertretern des Islam (Quelle: http://www.ead.de/nachrichten/nachrichten/einzelansicht/article/wea-dialog-mit-10-der-obersten-leitungsebene-des-islam.html).

Diese Entwicklung „nach links“ oder „ins Weite“ ist übrigens auch bei so manchen Führern und Einrichtungen der Evangelikalen feststellbar. Manches heutige „theologische Seminar“ hat vor Jahrzehnten einmal als eine „fundamentalistisch“-bibeltreue „Bibelschule“ begonnen und hat sich später Schritt für Schritt immer mehr der akademischen (bibelkritischen) Theologie, der Charismatik und ökumenischen Irrlehren geöffnet.

Schirrmacher ist als Stellvertretender Generalsekretär und Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) einer der führenden Evangelikalen weltweit. Seine Verstrickungen in die ökumenischen Einheitsbestrebungen sind deshalb symptomatisch für den Trend der ganzen Bewegung. Es ist interessant, daß er kürzlich seine Weihe zum Bischof einer anglikanischen Denomination groß bekanntgab. Nicht ohne Stolz weist er darauf hin, daß er nach der apostolischen Sukzession zum Bischof geweiht sei, d.h. er ist ein Bischof, den die römische Kirche nach ihrem Rechtsverständnis in seinem Amt anerkennt:

Meine Bischofsweihe (Konsekration) fand am 1.10.2015 in Orlando (USA) in der Church of the New Covenant der Anglican Mission in America (800 Tuskawilla Rd. Winter Springs, FL 32707) nach altkirchlichem Procedere und nach anglikanischem Ritus (wie an den Farben der liturgischen Gewänder zu erkennen ist) statt. Die Kirche ist der Sitz des bei der Weihe anwesenden Bischofs Carl Buffington, der mit mir direkt anschließend gemeinsam das Abendmahl [die Messe] feierte. Die – wie nach altkirchlichem Recht üblich – drei konsekrierenden Bischöfe (Konzil von Nicäa I, Canon 4), die ihrerseits jeweils eine historische Weihekette bis ins 1. Jh. vorzuweisen haben [historische apostolische Sukzession], kamen von drei Kontinenten und waren Erzbischof William Mikler, USA, Bischof Leonides de Menezes Ferreira, Brasilien, und Bischof John Thomas Goodwin, Ghana. (http://www.thomasschirrmacher.info/blog/zu-meiner-bischofsweihe/)

Das ist insofern ziemlich wichtig, weil das historische Bischofsamt in apostolischer Sukzession von Ökumene-Experten eines der wichtigsten Werkzeuge zur Erreichung der Vereinigung von Protestanten und römischer Kirche angesehen wird. Die anglikanische Kirche, zu deren Lager Schirrmacher als Bischof gehört, steht der katholischen Kirche besonders nahe und spielt eine Schrittmacherrolle in der ökumenischen Annäherung an Rom. Schirrmachers Gewicht als Partner Roms im ökumenischen Dialog wurde durch die Bischofsweihe stark aufgewertet.

Umgekehrt bemüht Schirrmacher sich eifrig, die römische Kirche und ihren neuen Papsts als „offen“ und „erneuert“ darzustellen und bei den Evangelikalen Werbung für die Einheit mit Rom zu machen. Hier ein Beispiel aus der Schweiz:

Thema der Delegiertenversammlung der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA und des welschen Partners Réseau Evangélique Suisse RES war ein Arbeitspapier, welches das „Verhältnis der SEA zur römisch-katholischen Kirche“ aufarbeitet und Empfehlungen abgibt. Thomas Schirrmacher, promovierter Theologe, fleissiger Buchautor und Soziologe, unterstützte in seinem Referat die Stossrichtung. Thomas Schirrmacher geniesst als ehemaliger Studienabgänger der STH Basel, mit entsprechendem Bibelverständnis und vielen weltweiten Kontakten insbesondere als Präsident der Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz, nicht nur das Vertrauen der evangelikalen Christen, sondern von Papst Franziskus, den er als Vertreter der „Evangelikalen in der katholischen Kirche“ beschreibt. Sein Buch „Kaffeepausen mit dem Papst“ zeugt davon.

Laut Schirrmacher haben sich in der römisch-katholischen Kirche zwei entscheidende Dinge verändert. Die Kirche ist noch stärker in Richtung der evangelikalen Christenheit gerückt und hat mit ihr viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Der einzige grosse Knackpunkt bleibt die Marienverehrung. Zum Zweiten hat die Kirche einen zugänglichen Papst erhalten, der nicht nur in der Kantine mit den vatikanischen Mitarbeitenden isst, sondern auch von aussen her viel besser erreichbar ist als noch sein Vorgänger Benedikt XVI. Doch schon dessen Jesus-Buch habe deutlich gemacht, dass sich die katholische Kirche den evangelischen Christen annähere.

(Quelle: http://www.ideaschweiz.ch/spektrum/detail/sea-keine-angst-mehr-vor-rom-101112.html)  [Hervorhebungen RE]

Schirrmacher behauptet hier, man könne und müsse den äußeren Schein und die taktischen Tricks der römischen Kirche für bare Münze nehmen, was völlig jeder biblisch-geistlichen Einschätzung der römischen Kirche widerspricht, die in ihrem Wesen antichristlich ist und in der Bibel als „Hure Babylon“ entlarvt wird. Die römische Kirche nähert sich in ihrem Wesen und in ihren Lehren niemals wirklich den Evangelikalen; alle dementsprechenden Verlautbarungen sind lügnerische und sophistische Scheinzugeständnisse, zu welchen sich die Kirche in Verfolgung ihrer höheren Mission berechtigt wähnt.

In Wahrheit ist es gerade umgekehrt, daß die meisten Evangelikalen sich, weil sie Gottes Wort nicht mehr festhalten, immer mehr der römischen Kirche nähern! Das Ergebnis von Schirrmachers betrügerischen Werbeversprechen war dann dementsprechend: „Die SEA wird nun das Gespräch mit der Schweizerischen Bischofskonferenz (SBK) aufnehmen mit der Absicht, regelmässige Kontakte zu pflegen.“

Wie weit Schirrmacher in seiner Werbung für die römische Kirche und ihren neuen Papst geht, zeigen seine Äußerungen in einer weltlichen Zeitung:

Der stellvertretender Generalsekretär und Cheftheologe der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Thomas Schirrmacher, hat sich im Interview mit der Zeit-Beilage Christ und Welt begeistert von Papst Franziskus gezeigt. Der Pontifex Maximus, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis habe, sei geradezu ein „Erbe Luthers“, sagte Schirrmacher.

Zu seinem Verhältnis zum Papst befragt, antwortete Thomas Schirrmacher: „Wir sind befreundet. Im Dezember, kurz vor seinem 81. Geburtstag, bin ich wieder zu einem privaten Besuch bei ihm. Wir duzen uns. Das klingt vielleicht eigenartig, ist aber ehrlich gesagt gar nichts Besonderes.“ Das sei früher bei Päpsten nicht möglich gewesen, doch heute hätten die wichtigsten Kirchenvertreter einen „heißen Draht“ zum Papst.

Papst Franziskus könne man als ein Geschenk für Protestanten betrachten, findet der Theologe. Man habe einen direkten Zugang zum Papst, und diese Direktheit sei „ein Schlüssel für die Ökumene und für das Verhältnis der Religionen miteinander“. Außerdem stelle er Gleichwertigkeit her, etwa wenn er sich vor dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomaios I. verbeugt habe. „Das ist bewundernswert“, so Schirrmacher.

Der evangelische Theologe fährt fort: „Ich bewundere Franziskus, weil er etwas versucht, was eigentlich nicht funktionieren kann. Er hat die Kurie als den sündigsten und korruptesten Ort der Welt bezeichnet und dabei fast die Worte Martin Luthers vor 500 Jahren gewählt.“ Dennoch unterscheide er zwischen dem Charakter des Papstes und den lehramtlichen Positionen der katholischen Kirche, sagte Schirrmacher.

Das gehe etwa bei der Frage auseinander, ob Protestanten von katholischer Seite als echte Kirchen oder nur als kirchliche Gemeinschaften beurteilt werden. Durch seine Abweichungen von offiziellen Positionen der Kirche habe sich Franziskus „gewaltige Feinde im Vatikan gemacht“ und gehe ein hohes Risiko ein. Schirrmacher weiter: „Ich nenne Franziskus gerne den Michail Gorbatschow der katholischen Kirche. Das hören meine katholischen Freunde nicht besonders gerne …“ Der aktuelle Papst könne zudem mit dem Dogma der Unfehlbarkeit überhaupt nichts anfangen. „Er ist wirklich bereit, an die Schmerzgrenzen seiner Kirche zu gehen.“

Manchmal bringe Franziskus die Gedanken Luthers besser zum Ausdruck „als die meisten lutherischen Bischöfe“. Das liege unter anderem daran, dass er „ein Mann der Bibel“ sei, also viel in der Bibel lese ohne entsprechende Bibelkritik. „Das macht ihn zu einem echten Erben Luthers“, so Schirrmacher.

(Quelle: https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/2017/10/26/papst-franziskus-der-michail-gorbatschow-der-katholischen-kirche/)  [Hervorhebungen RE]

Es ist erschütternd, wenn ein Mann wie Schirrmacher die geschickt auf Öffentlichkeitswirkung abgestimmten Signale des jesuitischen Papstes als aufrichtige evangelikale Gesinnung darstellt. Der Papst mit dem programmatisch gewählten Namen eines armen Mystikers versucht das verfallene Ansehen der römischen Kirche durch plakative Gesten aufzupolieren. Er hat sich nicht nur vor dem orthodoxen Popen Bartholomaios I. verbeugt (der ein ebensolcher Vertreter eines falschen Evangeliums ist wie er), sondern hat auch den Koran geküßt und in Moscheen gebetet! Einen solchen mit allen Weihwassern gewaschenen Kirchenführer als „echten Erben Luthers“ zu deklarieren, zeugt von großer Dreistigkeit.

Solche theologischen „Experten“ führen die Gläubigen an der Basis evangelikaler Gemeinden und Werke in die Irre und wähnen sich sicherlich als besonders verdienstvoll, wenn sie die falsche Einheit der babylonischen Welteinheitskirche fördern. Gottes prophetisches Wort aber ruft alle echten Gläubigen, die noch irgendwie in babylonischen Systemen und Verstrickungen gefangen sind, zur Absonderung auf:

Und nach diesem sah ich einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte große Vollmacht, und die Erde wurde erleuchtet von seiner Herrlichkeit. Und er rief kraftvoll mit lauter Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Dämonen geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen und verhaßten Vögel. Denn von dem Glutwein ihrer Unzucht haben alle Völker getrunken, und die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, und die Kaufleute der Erde sind von ihrer gewaltigen Üppigkeit reich geworden. Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt! Denn ihre Sünden reichen bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht. (Offb 18,1-5)

 

 

 

Zum Thema Ökumene können Sie auf dieser Webseite u.a. folgende Beiträge lesen:

 

Ökumene – wohin führt die Einheit aller Namenschristen?

 

Zur Entstehung der katholischen Kirche und ihrer Rolle im Mittelalter

 

500 Jahre Reformation: Wie es zur Reformation kam und was sie bewirkt hat

 

Weiterführende Literatur:

 

Rudolf Ebertshäuser: Zerstörerisches Wachstum. Wie falsche Missionslehren und verweltlichte Gemeindebewegungen die Evangelikalen unterwandern. Steffisburg (Edition Nehemia) 3. Aufl. 2015; gebunden, 544 S.

Rudolf Ebertshäuser: Soll die Gemeinde die Welt verändern? Das „Soziale Evangelium“ erobert die Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2014, Taschenbuch, 276 S.

Rudolf Ebertshäuser: Kulturrelevante / Missionale Gemeinden. überblick + durchblick 3. Steffisburg (Edition Nehemia) 2014

 

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