Wir wollen im Folgenden ein Gebot betrachten, das zu den grundlegendsten in Gottes Schöpfungsordnung gehört und ein Fundament für die göttliche Einrichtung der Familie bildet. Dieses uralte Gebot lautet: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!“ Es wurde schon dem Volk Israel in den 10 Geboten von Gott aufgetragen (vgl. 2Mo 20,12; 5Mo 5,16), und es wurde von dem Herrn Jesus und Seinen Aposteln vielfach bekräftigt.

 

1. Die geistliche Bedeutung des Gebotes, die Eltern zu ehren

 

Dieses Gebot wurde von Gott gegeben, um den Zusammenhalt von Eltern und Kindern zu sichern und dem Auftrag der Eltern ein Fundament der göttlichen Autorität zu geben. Gottes Auftrag an die Eltern ist es, zum einen ihre Kinder mit Nahrung, Kleidung und allem äußerlich Notwendigen für ihr Leben zu versorgen, und zum anderen, sie nach Gottes Geboten und für ein gottesfürchtiges Leben zu erziehen.

Beides tun sie im Auftrag des allmächtigen Schöpfergottes, der Ehe und Familie als die elementarsten Gemeinschaftsformen des menschlichen Lebens ins Leben gerufen und ihnen bestimmte Ordnungen gegeben hat. Gott, der Allerhöchste, hat dem Vater als Haupt der Familie (vgl. 1Kor 11,1-3) und nach ihm und mit ihm der Mutter als seiner Gehilfin eine Autoritätsstellung gegeben. Der Ehemann und Vater soll der Leiter und das Oberhaupt der Familie sein (vgl. 1Tim 3,4-5); seine Frau soll sich ihm unterordnen und ihm Ehrfurcht erweisen (vgl. Eph 5,22-33), und die Kinder sollen sich Vater und Mutter unterordnen und ihnen Respekt und Ehre erweisen (vgl. Eph 6,1-3; Kol 3,18-20).

Das beinhaltet nach Gottes Willen eine innere Herzenshaltung, die sich in mehreren praktischen Verhaltensweisen äußert:

* Die Kinder sollen ihren Eltern aufrichtig und beständig Wertschätzung, Respekt und Ehrfurcht erweisen, was sich in respektvollem Reden und Handeln äußern soll (sowohl im Reden mit ihnen als auch über sie vor Dritten). Jede Art von Spott, Respektlosigkeit, Frechheit (Jes 3,5) oder gar Verachtung ist eine schwere Sünde gegen Gott (vgl. u.a. 3Mo 19,3; 5Mo 27,16; Spr 30,17). Kinder, die ihren Eltern fluchten (Böses wünschten), sollten im Alten Bund getötet werden (3Mo 20,9). Dieser Respekt galt natürlich auch den Schwiegereltern (vgl. 2Mo 4,18; 18,7; Mi 7,6). Letztlich ehrt das Kind, das seine Eltern ehrt, damit auch Gott, der sie gemacht und dem Kind als Autoritäten gegeben hat; wer seine Eltern mißachtet, mißachtet auch Gott und versündigt sich gegen Ihn (vgl. Mal 1,6).

* Die Kinder sollen ihren Eltern gehorchen und sich ihnen unterordnen, zumindest bis sie selbst eine Ehe bzw. Familie gründen; im AT gab es eine gewisse Unterordnung in vielen Punkten auch unter das Oberhaupt einer Sippe (eines Familienverbandes). Jede Art von Ungehorsam, Widersetzlichkeit und Zuchtlosigkeit ist Sünde gegen Gott; in schweren Fällen wiederholten Ungehorsams mußte ein aufsässiger Sohn getötet werden (5Mo 21,18-21). Ein positives Gegenbeispiel sind die Söhne Jonadabs, die von Gott als Vorbilder hervorgehoben werden, weil sie noch nach Generationen dem Gebot ihres Vorvaters gehorsam waren (Jer 35,6-19).

* Die Kinder sollen ihren Eltern dienen („wie ein Kind dem Vater dient“Phil 2,22) und für sie gehorsam und fleißig alle nötigen Aufgaben in Familie und Betrieb übernehmen, solange sie im Familienverband leben. Das ist in dem Gebot, die Eltern zu ehren, eingeschlossen. Es ist eine traurige Entehrung und Sünde gegen Gott, wenn ein Sohn oder eine Tochter Aufgaben, die sie ohne weiteres übernehmen könnten, verweigern und stattdessen ihren Eltern aufbürden. Im AT war es selbstverständlich, daß die unverheirateten Söhne ihrem Vater und ihrer Mutter dienten und alle möglichen Arbeiten für sie übernahmen, wie etwa das Schafehüten (die Söhne Josefs, Mose, David) oder das Pflügen (Elisa) bzw. Dreschen (Gideon); so ging auch Ruth selbstverständlich arbeiten, um sich und ihre verwitwete Schwiegermutter Naemi zu versorgen (vgl. Rt 2,2.11.18).

* Die Kinder sollen für ihre Eltern sorgen, wenn diese altersschwach werden und sich nicht mehr selbst versorgen können. Das ist schon im Alten Testament im Gebot des „Ehrens“ mit eingeschlossen (wie der Herr Jesus bestätigt; vgl. Mt 15,4-5) und wird im Neuen Testament nochmals stark betont (vgl. 1Tim 5,4.8.16). Damit sollen sie „den Eltern Empfangenes vergelten“ (1Tim 5,4) und ihren Eltern, die sie jahrelang ihrerseits versorgt haben, durch die Tat Liebe und Achtung erweisen (vgl. 1Joh 3,16-18).

 

Gottes Auftrag an Vater und Mutter

Gott selbst hat Vater und Mutter den Auftrag gegeben, ihre Kinder für Ihn zu ernähren und zu erziehen. Gott hat den Eltern Autorität über die Kinder gegeben – keine absolute oder zerstörerische Autorität, sondern eine Autorität im Rahmen Seiner Liebe und Barmherzigkeit und in den Richtlinien Seiner Gebote. Die Eltern sollten aufgrund dieser erzieherischen Autorität und der Unterweisung der Kinder in Gottes Wort ihre Kinder zur Furcht des Herrn erziehen und sie zu einer Beziehung des Glaubens und des Gehorsams Gott gegenüber anleiten; das finden wir besonders deutlich im Buch der Sprüche geoffenbart. Aber es steht auch an manchen anderen Stellen geschrieben:

Abraham soll doch gewiß zu einem großen und starken Volk werden, und alle Völker der Erde sollen in ihm gesegnet werden. Denn ich habe ihn ersehen, daß er seinen Kindern und seinem Haus nach ihm gebiete, den Weg des HERRN zu bewahren, indem sie Gerechtigkeit und Recht üben, damit der HERR auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat. (1Mo 18,18-19)

»Versammle mir das Volk, damit ich sie meine Worte hören lasse, und damit sie mich fürchten lernen alle Tage ihres Lebens auf Erden, und damit sie auch ihre Kinder unterweisen!« (5Mo 4,10)

O wenn sie doch immer ein solches Herz hätten, mich zu fürchten und alle meine Gebote allezeit zu halten, damit es ihnen gut ginge und ihren Kindern ewiglich! (5Mo 5,29)

… daß du den HERRN, deinen Gott, fürchtest und alle seine Satzungen und Gebote hältst, die ich dir gebiete, du und deine Kinder und deine Kindeskinder alle Tage deines Lebens, damit du lange lebst. (5Mo 6,2)

Höre Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst; und du sollst sie zum Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen dir zum Erinnerungszeichen über den Augen sein; und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben. (5Mo 6,4-9; vgl. 11,18-21)

Versammle das Volk, Männer und Frauen und Kinder, auch deinen Fremdling, der in deinen Toren ist, damit sie es hören und lernen, damit sie den HERRN, euren Gott, fürchten und darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu befolgen. Und ihre Kinder, die es noch nicht kennen, sollen es auch hören, damit sie den HERRN, euren Gott, fürchten lernen alle Tage, die ihr in dem Land lebt, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen. (5Mo 31,12-13)

Die Kinder sollten anhand der Beziehung zu ihren Eltern, besonders zu ihrem Vater, lernen, Gott zu ehren und sich Ihm unterzuordnen. Wenn die Kinder dies tun, stehen sie unter dem Segen Gottes; wenn sie ihre Eltern mißachten und ihnen ungehorsam sind, mißachten sie zugleich Gott und sind Ihm ungehorsam.

Das zieht zwangsläufig negative Folgen für die Kinder nach sich; sie müssen ein Stückweit ernten, was sie Böses gesät haben – bis hinein ins Erwachsenenalter, ja, womöglich bis an ihr Lebensende. „Irrt euch nicht: Gott läßt sich nicht spotten! Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal 6,7). „Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten, und die Rute seines Übermutes wird ein Ende nehmen“ (Spr 22,8).

Gott sei Dank, diese unheilvolle Ernte kann im Zeitalter der Gnade durch aufrichtige Buße und Sündenbekenntnis seitens der Kinder, die an den Herrn Jesus gläubig sind, zumindest teilweise abgewendet werden. „Sät euch Gerechtigkeit, erntet nach dem Maß der Gnade! Pflügt einen Neubruch, denn es ist Zeit, den HERRN zu suchen, bis er kommt und euch Gerechtigkeit regnen läßt!“ (Hos 10,12).

 

Das Ziel der elterlichen Erziehung

Die elterliche Erziehung soll, das zeigt das Buch der Sprüche ganz deutlich, die Kinder lehren, ihren Eigenwillen und alle schädliche Begierden und Impulse des Fleisches zu verleugnen und Gottes Geboten und Ordnungen gehorsam zu sein (vgl. Tit 2,11-14). So sollen die Kinder Weisheit und Besonnenheit lernen. Durch die Unterordnung unter die Eltern soll ihr Charakter von negativen Zügen gereinigt werden, und sie sollen zu treuen, zuchtvollen, gottesfürchtigen Dienern des Herrn werden.

Voraussetzung und Grundlage eines einsichtigen Gehorsams ist aber die Herzenshaltung der Kinder, ihre Eltern zu ehren, das heißt, ihnen Wertschätzung, Respekt und auch Ehrfurcht (vgl. Hebr 12,9) entgegenzubringen. Von daher ist das Gebot, das wir betrachten, eine wesentliche Grundlage der göttlichen Ordnung in Gemeinde und Gesellschaft.

Gott regiert diese sündige Welt, die von Ihm entfremdete Menschheit durch ein System von delegierter Autorität, durch Obrigkeiten, die von Gott bestimmte Vollmacht erhalten haben und das Böse bestrafen und das Gute belohnen sollen (vgl. Röm 13,1-7). Die elementarste Ebene dieser Obrigkeit sind die Eltern in der Basiszelle der Familie, und hier in erster Linie der Vater als Oberhaupt.

Auflehnung gegen Vater und Mutter bedeutet eine Auflehnung gegen Gott selbst; es ist eine schwerwiegende Sünde, die Gottes Gericht und Züchtigung über die Kinder bringt, die so handeln. Wer Vater und Mutter nicht ehrt, dem muß Gott in vielem widerstehen und den muß Gott züchtigen, weil das eine Sünde ist, die die Grundlagen Seiner Ordnung antastet und Seiner eigenen Autorität zuwiderhandelt.

Zugleich bringt solche Entehrung der Eltern oftmals schwere Schäden für die betroffenen Kinder mit sich. Sie werden in ihrer eigenen Persönlichkeit geschädigt und an echter Reife, Verantwortungsfähigkeit und Lebenstüchtigkeit zumindest teilweise gehindert. Sie weisen Defizite in ihrem Mann- und Vatersein bzw. in ihrem Frau- und Muttersein auf, und nicht selten ernten sie bei ihren eigenen Kindern die Frechheit und Auflehnung, die sie bei ihren Eltern gesät haben.

 

Der Segen des Respekts

Umgekehrt bringen Respekt und Gehorsam wichtige Segnungen für die Kinder mit sich: Der Gehorsam der Kinder ihren Eltern gegenüber formt und prägt die heranwachsenden Menschen, daß sie bewahrt werden vor den zerstörerischen Folgen ihrer eigenen Unwissenheit, Torheit und Lüste (vgl. Sprüche!). Sie lernen Selbstbeherrschung, Disziplin und Fleiß nur durch solche bewußte Unterordnung.

Damit werden sie auch lebenstüchtig und vorbereitet für die Einordnung in Autoritätsstrukturen im späteren Leben (Unterordnung unter Lehrer, Vorgesetzte und Chefs, Gesetze und Staatsbeamte usw.; Einhaltung von Regeln und Ordnungen). Zugleich lernen sie, eigene Lüste und Impulse zurückzustellen bzw. zu verleugnen, um vorgegebenen Notwendigkeiten zu genügen.

Sie lernen auch Besonnenheit, die Fähigkeit, das eigene Denken und Handeln zu überlegen und abzuwägen sowie die Folgen eigenen Handelns im voraus abzuschätzen und daraufhin bewußt und willentlich negative, zerstörerische Impulse zu unterdrücken und unpassende, unzeitige Impulse einzuhegen und für eine geeignete Zeit zurückzustellen. Aus der Besonnenheit kann dann, verbunden mit biblischer Belehrung, auch Weisheit erwachsen, d.h. ein Denken und Handeln, das sich auf Gott, Seine Gebote und Seine Lehre ausrichtet.

Wenn Kinder die Eltern ehren, hat dies normalerweise auch zur Folge, daß sie sie zu Vorbildern für ihr eigenes Denken und Handeln nehmen. Das ist den Kindern in gewisser Weise angeboren, und der Respekt erhält diesen Zug zur Nachahmung auch beim heranwachsenden Kind aufrecht. Der Mensch lernt nach Gottes Ordnung vieles durch Nachahmung von Vorbildern. Es ist Gottes Wille, daß sich kleine Jungen mit ihrem Vater identifizieren, zu ihm aufschauen, ihn als positives Vorbild ansehen und einmal so werden wollen, wie der Vater ist. Dasselbe gilt für kleine Mädchen, sie sollen sich mit ihrer Mutter identifizieren und so werden wollen, wie die Mutter ist.

So lernen Kinder durch das Vorbild der Eltern und entwickeln wichtige Elemente eigener menschlich-persönlicher Reife. Auch die Geschlechtsidentität als Mann und Frau wird durch diese positive Vater- und Mutterbeziehung stark gefördert und gefestigt. Das Gebot, die Eltern zu ehren, soll diese Übertragung von richtigen Haltungen und Denkweisen beschützen und fördern. Wer seine Eltern nicht ehrt, bei dem ist diese Neigung, sie zum Vorbild zu nehmen, beeinträchtigt oder blockiert; er lernt auch nicht das von ihrem Vorbild, was Gott eigentlich sie lehren will, und das wird immer zu ihrem eigenen Schaden sein.

 

Wir sollen Gottes Ordnung achten

Das Gebot, Vater und Mutter zu ehren, ist ohne Einschränkung gegeben und damit nicht an den vorbildlichen Lebenswandel oder den perfekten Erziehungsstil der Eltern geknüpft; es ist von der Stellung der Eltern in Gottes Ordnung abgeleitet. Kinder sollen ihre Eltern auch dann ehren und sich ihnen unterordnen, wenn diese Fehler machen oder charakterliche Defizite aufweisen.

Allerdings ist der Gehorsam den Eltern gegenüber im Prinzip eingeschränkt durch den übergeordneten Gehorsam Gott gegenüber; wenn Eltern von ihren Kindern böse, sündige Dinge verlangen, dann ist Ungehorsam oftmals unvermeidlich und sogar notwendig. Auch ist klar, daß Kinder ihre Eltern nur dort als Vorbild nehmen dürfen, wo diese sie nicht zu Sünde verleiten.

Es ist offenkundig, daß es Eltern gibt – auch im Volk Gottes, von dem wir hier in erster Linie reden wollen -, die ihren göttlichen Auftrag nur sehr unvollkommen erfüllen und ihre Kinder nicht so erziehen, wie es Gott will. Manche Eltern sind in manchem ein schlechtes Vorbild für ihre Kinder und machen es ihnen schwer, Vater und Mutter zu ehren. Manche Väter reizen ihre Kinder durch Überstrenge oder Willkür und bewirken, daß sie verbittert oder mutlos werden, und das ist Sünde und Versagen (vgl. Eph 6,4; Kol 3,21).

Es ist aber auch ein Versagen der Eltern, wenn sie ihre Kinder nicht zur Zucht und zum Gehorsam anhalten, wenn sie ihnen die Zügel schießen lassen und es versäumen, sie in der Gottesfurcht und im Wort Gottes zu unterweisen; dafür sind Eli und auch David warnende Beispiele (vgl. 1Tim 3,4-5; Tit 1,6). Wenn Eltern selbst heuchlerisch und ungehorsam gegen Gottes Gebote leben, dann werden sie zwangsläufig etwas von der Achtung ihrer Kinder verlieren und diese schädigen.

Auch wenn wohl alle Eltern in bestimmten Punkten versagen und ihren Auftrag nicht vollkommen ausführen und manche Eltern stärker versagen – so ist das dennoch kein Grund, das Gebot, sie zu ehren, zu mißachten. Kinder, die das tun, haben vor Gott keine Ausrede. Sie sollen auch dann ihre Eltern grundsätzlich ehren, wenn diese verkehrt sind und sündigen, auch wenn das manchmal dann nur mit gewissen Einschränkungen möglich ist.

 

 

2. Das Buch der Sprüche
und das Hören auf die Ermahnung der Eltern

 

In gewisser Weise ist das Buch der Sprüche auch eine praxisorientierte Auslegung und Anwendung des Gebotes, die Eltern zu ehren. In den Sprüchen wird eine ganz starke Betonung darauf gelegt, daß der gottesfürchtige, verständige junge Mensch auf die Belehrung und die Gebote seiner Eltern hören und sie befolgen soll, damit er weise, reif und lebenstüchtig wird. Das wird dort nicht nur von jüngeren Kindern, sondern auch von Heranwachsenden und jungen Erwachsenen gesagt, wie der Zusammenhang zeigt (etwa die Gefahr der hurerischen Frau).

Nur wenn der junge Mensch respektvoll und gehorsam auf die Unterweisungen und Gebote seiner Eltern hört, kann er den Verführungen der sündigen Welt entgehen und sich den Segen Gottes sichern. Wer dies nicht tut, und die Unterweisung, das Vorbild und die Anweisungen seines Vaters und seiner Mutter in den Wind schlägt, wird in den Sprüchen als töricht und unverständig bezeichnet; er muß die bitteren Früchte dieser Fehlhaltung essen.

So weisen die Sprüche immer wieder auf die Not und die selbst verschuldete göttliche Züchtigung eines unverständigen, unreifen und törichten jungen Menschen hin, der unbesonnen und eigenwillig ist, sich auf sein eigenes Urteilsvermögen verläßt und seinen Eltern ungehorsam ist.

[Dies sind die] Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel, die dazu dienen, daß man Weisheit und Unterweisung erkenne und verständige Reden verstehe, daß man Unterweisung empfange, die einsichtig macht, Gerechtigkeit, Recht und Aufrichtigkeit; damit den Unverständigen Klugheit verliehen werde, den jungen Männern Erkenntnis und Besonnenheit.

Wer weise ist, der hört darauf und vermehrt seine Kenntnisse, und wer verständig ist, eignet sich weise Lebensführung an, damit er den Spruch und die bildliche Rede verstehe, die Worte der Weisen und ihre Rätsel. Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis; nur Toren verachten Weisheit und Zucht! Höre, mein Sohn, auf die Unterweisung deines Vaters, und verwirf nicht die Lehre deiner Mutter! Denn sie sind ein schöner Kranz für dein Haupt und ein Schmuck um deinen Hals. (Spr 1,1-9)

Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst und meine Gebote bei dir bewahrst, sodaß du der Weisheit dein Ohr leihst und dein Herz der Einsicht zuwendest; wenn du um Verständnis betest und um Einsicht flehst, wenn du sie suchst wie Silber und nach ihr forschst wie nach Schätzen, dann wirst du die Furcht des HERRN verstehen und die Erkenntnis Gottes erlangen.

Denn der HERR gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht. Er hält für die Aufrichtigen Gelingen bereit und beschirmt, die in Lauterkeit wandeln; er bewahrt die Pfade des Rechts, und er behütet den Weg seiner Getreuen. Dann wirst du Gerechtigkeit und Recht verstehen, Aufrichtigkeit und jeden guten Weg. Wenn die Weisheit in dein Herz kommen wird und die Erkenntnis deiner Seele gefällt, dann wird Besonnenheit dich beschirmen, Einsicht wird dich behüten, um dich zu erretten von dem Weg des Bösen, von dem Menschen, der Verkehrtes spricht … (Spr 2,1-12)

Mein Sohn, vergiß meine Lehre nicht, und dein Herz bewahre meine Gebote! Denn sie werden dir Verlängerung der Tage und Jahre des Lebens und viel Frieden bringen. Gnade und Wahrheit werden dich nicht verlassen! Binde sie um deinen Hals, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, so wirst du Gunst und Wohlgefallen erlangen in den Augen Gottes und der Menschen. Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlaß dich nicht auf deinen Verstand; erkenne Ihn (od. Erkenne Ihn an, gedenke an Ihn) auf allen deinen Wegen, so wird Er deine Pfade ebnen. Halte dich nicht selbst für weise; fürchte den HERRN und weiche vom Bösen! (Spr 3,1-7)

Ihr Söhne, gehorcht der Unterweisung des Vaters, und gebt acht, damit ihr zu unterscheiden wißt! Denn ich habe euch eine gute Lehre gegeben; verlaßt meine Weisung nicht! Denn da ich noch als Sohn bei meinem Vater war, als zartes und einziges Kind unter den Augen meiner Mutter, da lehrte er mich und sprach zu mir: Dein Herz halte meine Worte fest; bewahre meine Gebote, so wirst du leben!

Erwirb Weisheit, erwirb Verständnis; vergiß sie nicht und weiche nicht ab von den Reden meines Mundes! Verlaß du sie nicht, so wird sie dich bewahren; liebe du sie, so wird sie dich behüten! Der Anfang der Weisheit ist: Erwirb Weisheit, und um allen deinen Erwerb erwirb Verstand! Halte sie hoch, so wird sie dich erhöhen; sie wird dich ehren, wenn du sie umfängst. Sie wird deinem Haupt einen lieblichen Kranz verleihen; eine prächtige Krone wird sie dir reichen.

Höre, mein Sohn, nimm meine Worte an, sie werden dir die Lebensjahre verlängern! Ich will dich den Weg der Weisheit lehren, dich leiten auf gerader Bahn. Wenn du gehst, so wird dein Schritt nicht gehemmt, und wenn du läufst, so wirst du nicht straucheln. Halte fest an der Unterweisung, laß sie nicht los; bewahre sie, denn sie ist dein Leben! (Spr 4,1-13)

Ein weiser Sohn hört auf die Unterweisung des Vaters, ein Spötter hört nicht einmal aufs Schelten. (Spr 13,1)

 

Gottes Gedanken in bezug auf die Unterordnung der Kinder

Das Buch der Sprüche zeigt uns deutlich: Die ehrfürchtige Unterordnung unter Vater und Mutter, unter ihre Belehrung und ihre Gebote ist ein lebenswichtiger, heilsam prägender Einfluß für die formbaren Kinder und Jugendlichen, die in vielen Dingen des Lebens noch unerfahren und unreif sind, unsicher und leicht vom Bösen beeinflußbar. Junge Menschen unterschätzen oftmals die Bedeutung der Lebenserfahrung und geistlichen Reife, die ihnen fehlt, und die den Eltern, wenn sie mit dem Herrn leben, zu eigen sind.

Dagegen überschätzen sie ihr eigenes Urteilsvermögen, das oftmals noch sehr begrenzt ist. Ihnen ist noch nicht bewußt, wie sehr ihre Gedanken und Gefühle von ihrem Fleisch und den Einflüssen der Welt um sie herum geprägt sind. Sie verlassen sich auf ihren begrenzten, noch nicht umfassend vom Wort Gottes geformten Verstand (Spr 3,5) und vor allem auf ihr „Bauchgefühl“, das sie oft schlimm in die Irre führt.

Gottes Liebe und Güte will die jungen Menschen in dieser verletzlichen und gefährdeten Phase ihres Lebens beschützen und bewahren, sie auf dem rechten Weg leiten und ihnen allmählich „Weisheit“ vermitteln, das bedeutet: geistgewirkte, vom Wort Gottes geformte Erkenntnis, Urteilsvermögen und besonnene Einschätzung ihrer selbst und ihrer Lebenssituation.

Gott hat das Gebot, die Eltern zu ehren, aus Liebe und Fürsorge gegeben – wie auch alle anderen Seiner Gebote. Der Mensch mißachtet sie oft in dem törichten Gefühl, sie würden ihn einengen und seine Selbstentfaltung beschränken. Doch in Wahrheit dienen alle Gebote Gottes zu unserem Besten und sollen uns vor Grenzüberschreitungen bewahren, die unüberschaubaren Schaden in unserem Leben anrichten können.

 

Gefahren für heranwachsenden junge Menschen

Das gilt vor allem für heranwachsende junge Menschen, die in der Altersspanne von etwa 13 bis 23 Jahren schon einen einigermaßen entwickelten Verstand haben und schon manches wissen und können, dabei aber dennoch in vielem unwissend und ahnungslos sind über viele Gefahren und Fallstricke in einer bösen, gottlosen Weltumgebung. Gottes Wort bezeichnet sie als „Unverständige“. Sie sind vielfach naiv und träumerisch, von Wunschdenken und Selbstüberschätzung geprägt.

Sie halten sich selbst schon für weise und kennen die Abgründe ihrer fleischlichen Sündennatur noch nicht gut, ebensowenig die tückischen Verführungen und Lockfallen des Teufels in ihrem Lebensumfeld. Sie verlassen sich auf ihre trügerischen Gefühle und Gedanken und sind deshalb in Gefahr, den listigen Verführungen zur Sünde zu erliegen, die der Fürst dieser Welt für sie ausgelegt hat.

Die Gefahr ist, daß solche jungen Menschen, wenn sie nicht auf ihre Eltern hören, zum Opfer von Verführerinnen und gottlosen Sündern werden, die sie in ihren verdorbenen Lebensstil hineinziehen wollen, wie das Buch der Sprüche mehrfach betont. Dann kann es geschehen, daß aus ahnungslosen Kindern gottesfürchtiger Eltern unverständige Erwachsene werden, oder, schlimmer noch, Toren, die wiederholt und beständig gegen Gottes Gebote handeln und ihre eigenen verkehrten Impulse ungehemmt ausleben. Das schlimmste Stadium, das uns die Sprüche vorstellen, ist das des Spötters, der zynisch gegen die Gottesfürchtigen und gegen Gott selbst lästert und bewußt Böses begeht.

 

Gottes Erziehungsziele: Weisheit, Zucht, Besonnenheit

Deshalb ist es Gottes Wille für jungen Menschen, daß sie ihre eigenen Gedanken und Empfindungen zurückstellen und erst einmal die Belehrung der Eltern annehmen und auf ihre Ermahnungen hören, sodaß sie Zucht lernen und vor Bösem bewahrt werden. Durch diese Übung des Gehorsams den Eltern und anderen Autoritäten gegenüber (z.B. Gemeindeälteste) bilden sich bei den Kindern und Jugendlichen mehr und mehr Besonnenheit und Selbstbeherrschung aus, zwei Charaktereigenschaften, die Gott bei uns sucht und die im Buch der Sprüche immer wieder hervorgehoben werden.

Ohne Gehorsam den Eltern gegenüber gibt es große Schwierigkeiten mit Selbstbeherrschung, und die Menschen werden bis ins Erwachsenenalter im Leben immer wieder anecken und scheitern. Ungehorsam gegen die Eltern ist letztlich auch Ungehorsam gegenüber Gott – ausgenommen den Fall, daß die Eltern zu einer Sünde anleiten wollten. Wer die Eltern nicht ehrt, ehrt auch Gott nicht, der sie über das Kind gesetzt hat.

Umgekehrt ist es nach den Gedanken Gottes so, daß die Kinder an den gottesfürchtigen Eltern und insbesondere am Vater lernen sollen, wer Gott ist und wie Er handelt. Deshalb ist gerade das Verhältnis der Kinder zum Vater oft auch so vom Satan angegriffen. Der Widersacher will die Kinder zur Mißachtung des Vaters und zur Auflehnung gegen seine Gebote und Lehren anreizen, weil er weiß, daß er sie damit auch Gott entfremdet und in ihnen Auflehnung gegen Gott züchtet.

Das bringt die Kinder auch unter einen gewissen Fluch und ein Gericht, und gerade das liegt mit in der Absicht des Widersachers. Er kann solche Kinder dann viel leichter beeinflussen und ihnen weiter schaden. Damit möchte er die Segenslinie zerstören, die eigentlich den Kindern gottesfürchtiger Eltern verheißen ist (vgl. 1Mo 18,18-19; 5Mo 5,29; 6,1-9; 7,9; 11,18-25; Ps 103,17; 115,13; 128; Spr 14,26; 13,22; 20,7).

Vater und Mutter zu ehren ist mehr als Gehorsam; es geht tiefer und sollte letztlich in der Anerkenntnis gegründet sein, daß Gott uns unsere Eltern gegeben und als Autoritäten über uns gesetzt hat und ihnen auch die nötige Weisheit und Führung für uns gibt, solange wir unter ihrer Obhut stehen. Solcher Respekt vor den Eltern ist eine wichtige Voraussetzung dafür, daß Kinder und junge Menschen auf ihre Eltern wirklich hören und das Wort ihrer Eltern wirklich beherzigen, statt es beiseitezuschieben.

Wenn die gottesfürchtigen Kinder ihre Eltern ehren, auf sie hören und ihnen gehorchen, dann empfangen sie dadurch Segen von dem allmächtigen Gott. Gott ist mit ihnen und schenkt ihnen Gelingen; sie werden in einer gottesfürchtigen, verständigen Denkhaltung geprägt und bekommen dadurch Weisheit und menschliche sowie geistliche Reife.

Wenn sie dieses Stadium der Reife und des Erwachsenseins erreicht haben, dann sind sie auch in der Lage, eventuelle Fehler und Schwachpunkte bei den Eltern (die es ja immer gibt) zu erkennen und einzuordnen und in ihrem eigenen Leben zu vermeiden. Sie können sich auf eine gute, von Gott gesegnete Weise von den Eltern ablösen, ohne sich über sie zu erheben oder in der fleischlichen Opposition gegen die Eltern in anders gelagerte Fehler zu verfallen, wie dies sonst oft der Fall ist.

Sie können dann ihrerseits wieder ihre Kinder in Gottesfurcht und Respekt gegenüber den Eltern unterweisen, sodaß auch diese wieder eine gute geistliche Charakterprägung mitbekommen. Das sind, so wie wir es erkennen können, Gottes Gedanken hinter diesem wichtigen Gebot „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“. Möge der Herr schenken, daß wir sie beachten und verwirklichen!

 

 

3. Die Bedeutung dieses Gebotes in der heutigen Zeit

 

Wir leben im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts in der ausreifenden Endzeit, in der Zeit kurz vor der Wiederkunft unseres Herrn, in der eine immer zunehmende Gesetzlosigkeit vorhergesagt ist (vgl. Mt 24,11; 2Thess 2,7-12). Durch die antiautoritäre Revolte der 1967er Jahre wurde im ehemals christlich geprägten Westen eine beispiellose Attacke auf die Autorität der Eltern und besonders des Vaters ausgelöst.

Die Würde und Autorität der Eltern und überhaupt der älteren Menschen wurden systematisch untergraben; Vater und Mutter wurden als engstirnig, von gestern, einengend und unterdrückend dargestellt. Gehorsam den Eltern gegenüber wurde als Schwäche verspottet, Rebellion und Eigenwillen wurden als fortschrittlich verherrlicht. Das alles war zugleich ein satanischer Angriff auf Gottes grundlegende Ordnung und Autorität.

 

Der antiautoritäre Jugendkult nach 1968

Es wurde ein Kult der Jugend und der eigensüchtigen Selbstentfaltung propagiert, verbunden mit systematischer Auflehnung gegen die Werte, die Denkweise und die Gebote der Elterngeneration, die als „reaktionär“ und „repressiv“ (unterdrückend) gegeißelt wurden. Jugend und jugendliche Unbekümmertheit und Selbstverwirklichung wurde als „fortschrittlich“ und „befreiend“ gefeiert.

Die junge Generation wurde gelehrt, die Fesseln der Gebote von Vater und Mutter samt ihrem Vorbild pauschal abzulehnen und sich an den anarchischen und lustbetonten Werten einer Generation von rebellischen Gegenvorbildern auszurichten, meist jungen Menschen, die sich durch Zügellosigkeit, Frechheit, Gottlosigkeit und schrankenlose Selbstbefriedigung auszeichneten. Hurerei, Drogenkonsum, Leistungsverweigerung und Verachtung der Eltern und der älteren Generation wurden zum Kult erhoben. Solche „Vorbilder“ waren etwa Ikonen der Rock- und Popkultur wie Elvis Presley, Janis Joplin, die Beatles oder Rolling Stones, oder aber politische Helden wie Che Guevara oder Fidel Castro.

Erste Anfänge dieses letztlich satanischen Angriffs auf die Familie und die schützende und erziehende Autorität und Respektsstellung der Eltern waren schon im 19. Jahrhundert wirksam, zum Beispiel in der Ideologie des Marxismus und Sozialismus und des verwandten Anarchismus, aber auch bei Freud und anderen Psychologen.

Die christlich geprägte Familie wurde mit einer gewissen Berechtigung als Bollwerk der bestehenden, als „reaktionär“ und „unterdrückend“ gebrandmarkten Verhältnisse angesehen. Marx war überzeugt, daß eine Revolution nur möglich wäre, wenn die „bürgerliche Familie“ zerstört würde. Vordenker der antiautoritären Rebellion wie Wilhelm Reich oder Ludwig Marcuse führten diese zerstörerische Linie weiter, die zum Programm aller irgendwie links gerichteten Strömungen und schließlich zur vorherrschenden Denkweise wurde.

In der Folge wurde Auflehnung gegen die elterlichen Gebote und Lehren unter den jungen Menschen immer mehr üblich. Disziplin und Gehorsam gegen die Eltern, Fleiß und Hilfsbereitschaft, Respekt und Höflichkeit wurden als „Strebertum“ und „Duckmäusertum“ geächtet; den Jugendlichen wurde eingeredet, sie seien dann stark und frei, wenn sie ihre Eltern geringschätzig behandelten und sich weigerten, ihnen zu gehorchen. Vater und Mutter wurden immer mehr zum Gegenstand des Spottes und der Verachtung; sie wurden als engstirnig und rückständig abgewertet. Lebenserfahrung und Altersweisheit wurden abgetan, jugendliche Unbekümmertheit und wagemutige Übertretung von Normen wurden glorifiziert.

 

Die Folgen für christliche Familien

All das wirkte sich im Laufe der Zeit auch in christlichen Familien und Gemeinden aus. Der antiautoritäre, familienfeindliche Zeitgeist wird durch die Schulen und durch die allgemeine Atmosphäre auch auf Kinder gläubiger Eltern übertragen. Die zunehmenden Einflüsse der Medien, besonders der Filme, des Fernsehens und der Rock- und Popmusik, spielen hier eine unheilvolle Rolle. Auch in den Häusern der Gläubigen kommt so der Geist der Gesetzlosigkeit zur Wirkung, und es entsteht vielfach eine Haltung, die im Wort Gottes bereits prophetisch für die endzeitliche Christenheit beschrieben wird:

Das aber sollst du wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden. Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, dem Guten feind, Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen; sie lieben das Vergnügen mehr als Gott; dabei haben sie den äußeren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab! (2Tim 3,1-5)

Konkret wirkt sich das so aus, daß in vielen Fällen die Kinder der Zucht und Unterweisung ihrer Eltern nicht mehr willig und in allem gehorchen und ihre Eltern nicht mehr ehren. Vor allem der Einfluß der Schule, sowohl der Lehrer als auch der Mitschüler, bewirkt einen kritischen Geist den Eltern gegenüber, ja vielfach das Gefühl, es besser zu wissen als die Eltern und ihnen überlegen zu sein. Die weltlichen Einflüsse vermitteln den christlichen Kindern, daß sie das Recht auf Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung hätten und daß ihre Eltern rückständig, einengend und spaßverderbend seien.

Die Kinder werden verleitet, gegen ihre Eltern aufzubegehren und ihnen den Gehorsam zu verweigern. Die biblisch begründete Lehre der Eltern, ihre Ermahnungen werden als übertrieben, engstirnig und rückständig abgetan. Stattdessen werden die törichten, gottlosen Ratschläge weltlicher Jugendverführer und verführter junger Leute aufgenommen.

Dabei stützen sich solche jungen Christen vielfach auch auf eine Subkultur gleichaltriger aufmüpfiger christlicher Jugendlicher, die ebenfalls die Autorität ihrer Eltern mißachten und sich gegenseitig darin bestärken. Die „peer group“ gleichaltriger oder nur wenig älterer fragwürdiger Vorbilder, die sich von ihren Eltern erfolgreich „emanzipiert“ haben, wirkt in solchen Fällen prägender als die Eltern.

Viele jungen Leute saugen neugierig und fasziniert die unguten Einflüsse gewisser weltlicher Belustigungen auf, vor denen ihre Eltern sie gewarnt haben – Rock- und Popmusik, weltliche Romane und Spielfilme, Fernsehen, Computerspiele usw. Auch im Lebensstil übernimmt man teilweise gerne und genußvoll Dinge, von denen die Eltern abgeraten hatten – weltliche Mode, Konsumjagd, lose Redensarten, viele Freiheiten für das Fleisch. Dadurch wird ihr Geist und ihr Fleisch befleckt, und sie stumpfen ab, so daß sie in vielen sündigen Belustigungen nichts Böses oder Gottwidriges mehr sehen können. Sie passen sich immer mehr an diesen Weltlauf an – im direkten Ungehorsam gegen das Gebot des Herrn:

Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst! Und paßt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern laßt euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. (Röm 12,1-2)

Das Ergebnis ist eine teilweise, vielfach sogar eine weitgehende Angleichung an den endzeitlichen Zeitgeist. Das Leben vieler christlich geprägter junger Leute trägt in manchem die Züge der zügellosen Endzeitchristenheit, von der sie doch eigentlich sich hätten absondern sollen, und die Gottes Wort in 2. Timotheus 3,1-5 schonungslos beschreibt. Wenn es gut geht, verbleiben die Kinder noch im christlichen Glauben und leben eben ein halbherziges, zwiespältiges Leben, halb Nachfolge, halb Weltförmigkeit. Sie meiden ein offenes Sündenleben, aber sie meiden auch das Leben in echter Gottesfurcht und Heiligung.

Die traurige Frucht dieser Entwicklung ist, daß sowohl ihr Gewissen als auch ihr geistliches Gespür beeinträchtigt werden, sodaß es an geistlicher Unterscheidungsfähigkeit fehlt und das Gewissen auch nicht ohne weiteres vom Geist Gottes zur Buße geleitet werden kann. Viele werden zu törichten, leicht beeinflußbaren Menschen, die den endzeitlichen Verführungen nicht viel entgegenzusetzen haben.

Sie können in diesem Zustand auch kaum dem Herrn dienen, zu dem sie sich doch eigentlich bekehrt haben. Sie nehmen oftmals Anstoß an bibeltreuen Gemeinden und fühlen sich eher zu modernen, lockeren Gemeinden hingezogen, die einen ähnlich weltförmigen Lebensstil praktizieren wie sie selbst.

 

Geistliche Schäden im Leben der nächsten Generation

Zudem gibt eine Verweigerung des Gebotes, die Eltern zu ehren, leider manche traurige Frucht in der geistlichen und menschlichen Persönlichkeit der jungen Menschen. Ihnen mangelt es in der Regel an einem ausgewogenen, gefestigten Charakter; ihnen fehlen oft Realitätssinn und Reife, Einfühlungsvermögen, Sittsamkeit und Takt – Dinge, die der junge Mensch durch Unterordnung in der Familie und Identifikation mit seinen Eltern entwickelt.

Sie werden als Erwachsene keine ausgereiften Männer oder Frauen sein; es bleiben ihnen oft unreife, pubertäre Züge, und sie sind teilweise nur begrenzt lebenstüchtig. Negative, zerstörerische Gefühle und Gedanken kommen immer wieder in ihrem Leben zum Tragen, ohne daß sie dem widerstehen könnten. Wenn sie heiraten und selbst Familien gründen, mangelt es ihnen vielfach an geistlicher Gesinnung, an echter Liebe zum Ehepartner und gesunder erzieherischer Autorität den Kindern gegenüber.

Das Gute ist, daß es unter Gottes Gnade immer möglich ist, diese negativen Konsequenzen sündigen Fehlverhaltens umzukehren und dafür Vergebung und Erneuerung von unserem Herrn Jesus Christus zu empfangen. Wenn wir uns demütigen und unsere Fehlhaltungen bekennen, vergibt uns der Herr. Und die Kinder dürfen auch, solange die Eltern noch leben, solche Sünden wiedergutmachen durch die Bitte um Vergebung und ein künftiges Verhalten, das die Eltern ehrt. Die Betroffenen dürfen erhoffen und von Gott erbitten, daß die schlechten Früchte in ihrem Charakter und Leben dann überwunden werden können.

 

Selbstprüfung und Umkehr sind notwendig und heilsam

Diese Betrachtung soll denn auch eine Hilfe sein, sich selbst zu prüfen und zu einer heilsamen Umkehr im eigenen Leben zu kommen, damit Gottes Segensstrom wieder neu fließen kann und Gott zum Ziel kommt in dem Leben, in den Ehen und Familien derer, die den Namen Jesu Christi tragen. Gott möchte im Leben der Seinen Seine Gnade überströmend werden lassen, sodaß die Folgen der Sünde überwunden werden.

Wo aber das Maß der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. (Röm 5,20-21)

Die Voraussetzung dafür ist jedoch aufrichtiges Selbstgericht, Bekenntnis der Sünde und eine von Herzen kommende Umkehr. Wohl jeder Gläubige in der heutigen Zeit hat dazu einigen Anlaß.

So wäre es eine hilfreiche Konsequenz aus dieser Betrachtung, wenn wir uns einige Fragen stellen würden:

* Habe ich meinen Vater und meine Mutter geehrt, wie es Gottes Wort sagt? Habe ich sie respektvoll behandelt, mit ihnen achtungsvoll und wertschätzend geredet? Wie habe ich vor anderen über sie geredet? Wo war ich frech, geringschätzig, rebellisch, egoistisch im Umgang mit ihnen?

* Habe ich meinen Eltern die Liebe erzeigt, die ich ihnen hätte erzeigen sollen? Habe ich ihnen die praktische Unterstützung und Fürsorge im Alter erwiesen, die Gott von mir erwartet?

* Bin ich als Kind und Jugendlicher den Lehren, Geboten und Anweisungen meiner Eltern gehorsam gewesen und habe ihnen willig gedient, wenn sie Hilfeleistungen von mir wollten? Wo war ich ungehorsam und habe ihre Lehren und Ermahnungen in den Wind geschlagen oder auch nur halbherzig befolgt?

* Habe ich das Vorbild meiner Eltern zu Herzen genommen und sie nachgeahmt, wo dies richtig gewesen wäre? Habe ich mich meinen Eltern verweigert und stattdessen andere, fragwürdige Vorbilder nachgeahmt? Habe ich ihre guten Seiten, ihre Vorzüge und Tugenden mißachtet, wo Gott doch gewollt hat, daß ich sie wertschätze und mir zu Herzen nehme?

Im Grunde muß wohl jeder Gläubige angesichts einer solchen Selbstprüfung erkennen, daß er sich in Kindheit und Jugend mehr oder weniger schwerwiegend gegen Gott und seine Eltern verfehlt hat. Das Problem ist, daß viele Christen dies gar nie wirklich aufgearbeitet haben. Es ist aber sehr wichtig, diese Verfehlungen sich selbst klar und unbeschönigt bewußt zu machen, darüber vor Gott aufrichtig und gründlich Buße zu tun und, soweit möglich, auch die eigenen Eltern deswegen um Vergebung zu bitten und, wo möglich, die Sünden wiedergutzumachen.

Das ist nach der Lehre des Wortes Gottes der Schlüssel dafür, daß die negativen Folgen dieser Sünde in unserem Leben wenigstens ansatzweise geheilt und überwunden werden können. Allzu viele Gläubige schleppen Charakterverbiegungen, psychische Probleme und verkehrtes Verhalten mit sich herum, weil sie nie zu einer umfassenden und tiefgreifenden Umkehr über die Sünden ihrer Kindheit und Jugend bereit waren.

Wie sehr würde unser großer Gott und Vater geehrt, wenn noch viele Gläubige ihre Verstöße gegen dieses wichtige Gebot, Vater und Mutter zu ehren, auf solche Weise bekennen und bereuen würden! Wie viele christliche Familien könnten durch eine solche Umkehr gesegnet werden und zu einem leuchtenden Zeugnis für Gott werden! Möge unser Herr es wirken!

 

Gekürzter Auszug aus dem PDF-Dokument mit gleichem Titel: „Du sollst Vater und Mutter ehren!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht auf Das-Wort-der-Wahrheit.de  im Februar 2024  © Rudolf Ebertshäuser