Schon seit langem erheben Kritiker gegen jene, die die Gemeinde vor unbiblischen Lehren und Praktiken warnen möchten, den Vorwurf, sie seien „spalterisch“ und „negativ“. Ich überdenke solche Beschuldigungen unter Gebet, denn mein Herz teilt dieselbe Sorge. Mich verlangt danach, einfach das Evangelium zu predigen und die Auseinandersetzung hinter mir zu lassen, die gegen meinen Willen ein Teil meines Lebens geworden ist. Doch wenn wir das reine Evangelium verkündigen wollen, müssen wir es sorgfältig von den raffinierten Fälschungen unterscheiden, die überall anzutreffen sind.

Wie sehr würden wir unsere Pflicht vernachlässigen, wenn wir die Schafe nicht vor vergifteten Weideplätzen und vor falschen Hirten warnen würden, die Lügen im Namen der Wahrheit vertreiben, und doch ist das eine gewaltige Herausforderung. Die Zeitschriften von Norman Vincent Peale zum Beispiel haben monatlich 16 Millionen Leser, viermal soviel wie die zusammengerechneten Verkäufe meiner Bücher über viele Jahre. Unser Fleisch wird schwach vor Müdigkeit und Enttäuschung. Warum sollen wir dann weiterhin einen solch einsamen und belastenden Auftrag erfüllen? Weshalb spüren wir dieses brennende Verlangen?

Gott sei gepriesen, es gibt die vielen ermutigenden Briefe von denen, die uns ihre Liebe, ihre Unterstützung und ihre Gebete mitteilen. Es gibt auch den Dank von Tausenden, die von der Täuschung und Gebundenheit falscher Evangelien frei wurden – vom Katholizismus und von der „christlichen Psychologie“, von „positivem Denken“ und „positivem Bekenntnis“. Doch auch ohne solche Ermutigung würden wir uns verpflichtet sehen, weiterzumachen und würden Sie dringend auffordern, dasselbe zu tun.

Jeremia wurde gehaßt, verleumdet, ins Gefängnis geworfen und mit dem Tod bedroht, weil er Buße gepredigt und vor dem nahenden Gericht Gottes gewarnt hatte, während die „positiven Propheten“ Frieden und Wohlergehen „durch das Wort des Herrn“ verhießen. Die Volksmeinung stand gegen ihn. Jeremia wurde so entmutigt, daß er erklärte, er würde nicht länger für den Gott sprechen noch gar Seinen Namen erwähnen, aber das Wort Gottes war in seinem Herzen und brannte wie Feuer in seinen Gebeinen, so daß er reden mußte (Jeremia 20,7-11). Ja, es ist vor allem Gottes Wort, das in unseren Herzen brennt, das uns antreibt.

Bedrängt von den Beschuldigungen, eine negative Haltung zu heben, rufe ich zu Gott und wende mich Seinem unfehlbaren Wort zu. Und was finde ich dort? Eben die Botschaft, die zu verkündigen ich mich verpflichtet weiß! Christus selbst war weitaus „negativer“, als ich es zu sein wagte. Er warnte ständig vor dem Gericht und der Hölle, stelle die Sünde bloß, forderte Buße, wies die religiösen Führer zurecht und verurteilte sie als Heuchler, getünchte Gräber, blinde Blindenleiter, Narren. Das war eine starke Sprache! Heute würde Er von den meisten christlichen Kanzeln und Medien Auftrittsverbot bekommen, und auch die größeren christlichen Verleger würden das nicht akzeptieren, was Er schrieb, wenn Er es ihnen anbieten würde.

Die Bergpredigt hat nicht die Absicht, jemandes „Selbstachtung“ zu steigern, auch wenn Robert Schuller und christliche Psychologen sie so deuten wollen. Nein, die Bergpredigt ermutigt uns, arm im Geist zu sein, zu trauern, demütig und barmherzig zu sein, und sie verheißt, daß diejenigen, die Gott und Seinem Wort treu sind, gehaßt, verfolgt und verleumdet werden (Matthäus 5).

Aber sagte Jesus nicht „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ (Matthäus 7,1)? Ist es dann nicht unbiblisch, einen christlichen Führer eines Vergehens anzuklagen? Im Gegenteil, Christus konnte nur gemeint haben, daß wir die Beweggründe nicht beurteilen sollten, denn Er gebot uns klar und deutlich, die Lehren und das Leben zu beurteilen: „Hütet euch vor den falschen Propheten [d.h. Lehrern] … an ihren Früchten [d.h. Leben] werdet ihr sie erkennen“ (Verse 15-20). Wie könnten wir uns vor etwas Falschem hüten, wenn wir nicht sorgfältig prüfen würden, was gesagt und getan wurde? Ganz gewiß fordert Christus uns auf, falsche Lehre und falsche Taten zu beurteilen!

Paulus warnt uns vor „leeren Schwätzern und Verführern“, deren Mund man stopfen muß, damit sie nicht mehr falsche Lehre lehren. Er drängte Titus, sie streng zurechtzuweisen (Titus 1, 10-13). Er sagte Timotheus: „Die, welche sündigen, weise zurecht vor allen, damit sich auch die anderen fürchten“ (1Tim 5,20). Es ist klar, daß eine solche Zurechtweisung ein Beurteilen erfordert, das das Verbot von Christus nicht verletzt, sondern das Er im Endeffekt geboten hat, und das die Apostel auch praktiziert haben – ein Beurteilen, welches der Satan haßt, weil es seine Lügen entlarvt.

 

Auszug aus: Dave Hunt, Are We too “Negative”?, in: Dave Hunt / T. A. McMahon, Psychology and the Church, S. 71-72. © The Berean Call 2008. Übersetzung ins Deutsche: Rudolf Ebertshäuser