Der Hauptvorstand der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) hat im September eine „grundlegende Strukturreform“ beschlossen; die Allianz will sich in Richtung eines „schlanken und projektorientierten Netzwerks“ neu ausrichten. In Zukunft wird die Mitgliederversammlung der EAD wesentlich verkleinert auf 15 Mitglieder. Dabei wird in einem Artikel „Die Evangelische Allianz reformiert sich“ eine bedeutungsvolle Neuerung selbstbewußt hervorgehoben: „Die beiden Gremien auf Vereinsebene, die Mitgliederversammlung und der EAD-Konvent, werden von Frauen geleitet“.[1] Zur Sprecherin der Mitgliederversammlung wurde Daniela Knauz berufen, Leiterin des Referats „Frauen und Ältere Generationen“ im Bund Freier Evangelischer Gemeinden in Deutschland.

Leiterin des EAD-Konvents ist nun die landeskirchliche Pfarrerin Maike Sachs, Studienleiterin am pietistischen Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen. Über den neugeschaffenen Konvent heißt es in dem Artikel: „Daneben entsteht als wichtiges theologisches Beratungsgremium der EAD-Konvent. Hier vernetzen sich bis zu 70 Vertreterinnen und Vertreter der Ortsallianzen sowie der rund 380 Werke und Verbände, die sich unter dem Dach der EAD zusammenfinden und durch die mehr als 1 Million Christen in Deutschland verbunden sind.“ Maike Sachs erläutert dazu: „Er wird den Verein der Evangelischen Allianz in Deutschland beraten, inhaltliche und strategische Empfehlungen abgeben und die Gruppen, Kirchen, Verbände, Ortsallianzen und Netzwerke vertreten. (…) Im Konvent werden sich die Vertreterinnen und Vertreter zweimal im Jahr treffen, voneinander hören und sich vernetzen.“[2]

Zusätzlich will man ein Netzwerk von Arbeitsgruppen („Runden Tischen“) schaffen, in denen möglichst vielfältige Impulse von der Basis aufgenommen werden sollen. Alle drei Jahre sollen alle Beteiligten zu einem „EAD-Forum“ zusammenkommen, das strategische Orientierung vermitteln soll. Der Vorstand der EAD wird zu einer Doppelspitze umgestaltet; der bisherige Generalsekretär Reinhard Schink wird künftig im Vorstand weiterarbeiten; zusätzlich wurde Frank Heinrich als zweiter Vorstand berufen, ein ehemaliger Pastor der Heilsarmee und CDU-Bundestagsabgeordneter. Der bisherige Allianz-Vorsitzende Ekkehart Vetter, ein ehemaliger Pastor und Leiter des pfingstlichen Mühlheimer Gemeinschaftsverbands, geht zum Jahresende in den Ruhestand.

Daß man zwei Frauen in der Allianz auf Leitungspositionen gesetzt hat, dürfte bei den meisten Evangelikalen keinerlei Überraschung, eher Zufriedenheit auslösen. Ohnehin dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis man ein noch deutlicheres Signal in Sachen Frauenemanzipation setzen wird und eine Frau in den Vorstand der Allianz berufen wird. Und doch wollen wir darauf hinweisen, daß mit dieser Politik der Einsetzung von Frauen als Predigerinnen und Leiterinnen über Männer ganz bewußt ein klares und fundamentales Gebot Gottes übertreten wird. Wir können dieses Gebot im 1. Timotheusbrief nachlesen:

Eine Frau soll in der Stille lernen, in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, daß sie über den Mann herrscht (od. Autorität ausübt), sondern sie soll sich still verhalten. Denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva. Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und geriet in Übertretung … (1Tim 2,11-14)

Noch immer legt die Evangelische Allianz ein Lippenbekenntnis zur Autorität der Heiligen Schrift ab – und doch wird es an unzähligen Punkten immer weiter ausgehöhlt und ist nur noch eine leere Fassade; bezeichnenderweise hat man ja bei der jüngsten Überarbeitung des Allianz-Glaubensbasis die entsprechenden Formulierungen noch einmal aufgeweicht (vgl. unseren Beitrag Sand statt Fels: Evangelische Allianz weicht ihre „Glaubensbasis“ weiter auf).

Doch in der Praxis wurden die klaren Anweisungen von Gottes Wort über die Rolle und den Dienst der Frauen in der Gemeinde Gottes schon seit langem mißachtet. Das fing bei der Ordnung der Kopfbedeckung an (vgl. 1Kor 11,1-16) und setzte sich beim Schweigen der Frau fort (vgl. 1Kor 14,34-38). Es ist auch schon Jahre her, daß man die Einsetzung von Frauen in Leitungsämter stillschweigend billigte und auch Frauen in den eigenen Hauptvorstand berief. Viele Mitgliedsorganisationen der Allianz praktizieren diese Linie schon jahrelang.

Von daher hat es eine gewisse Folgerichtigkeit, wenn man jetzt zentrale Führungspositionen der Allianz mit Frauen besetzt, und der Schritt zu einem weiblichen Vorstand ist sicherlich nicht mehr weit – das ergäbe doch eine schöne gemeinsame Basis mit der Evangelischen Kirche in Deutschland, die doch auch wieder eine Frau in ihr höchstes Leitungsamt berufen hat (die Ratsvorsitzende Annette Kurschus).

An theologisch wortgewandten „Begründungen“ für diese Verbeugung vor dem weltlichen Zeitgeist fehlt es nicht. Viele verweisen auf die „Kultur der damaligen Zeit“, obwohl das Verbot des Lehrens und Leitens ganz klar mit der Schöpfungsordnung und mit der Verführung der Frau begründet wird – übrigens werden auch die anderen Ordnungen für die Frau eindeutig mit Gottes heiliger Schöpfungsordnung begründet und nie mit kulturellen, zeitbedingten Argumenten.

Für andere ist der Apostel Paulus einfach ein „Frauenfeind“, und sie stellen seine Inspiration in Frage, obwohl der Apostel doch gerade im Hinblick auf seine Lehre über die Frauen bezeugt: „Wenn jemand glaubt, ein Prophet zu sein oder geistlich, der erkenne, daß die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind“ (1Kor 14,37). Andere verschanzen sich hinter der bibelkritischen Behauptung, der 1. Timotheusbrief sei gar nicht von dem Apostel verfaßt, sondern gebe spätere „Kirchenordnungen“ wieder, was völlig haltlos ist.

Für alle echten Gläubigen ist aber die Bibel das inspirierte, unfehlbare und irrtumslose Wort Gottes. Die göttlich geoffenbarten Ordnungen für die Frau sind nicht „frauenfeindlich“, sondern entsprechen Gottes Schöpfungsordnung, die ein Segen für die Frauen ist, die sie gläubig annehmen. Ich habe darüber einiges in meiner Schrift Der biblische Weg für die gläubige Frau gesagt und die Lehre der Bibel über die Frauenfrage in meinem Buch Als Frau zur Ehre Gottes leben ausführlicher dargestellt. In meinem Buch Biblischer Gemeindebau in der Endzeit bin ich darauf eingegangen, wie die Ordnungen für die Frau in der heutigen Gemeindepraxis umgesetzt werden können.

Wenn wir den Herrn und Sein Wort achten und lieben, dann können wir nicht in einer Gemeinde oder in einem christlichen Verband bleiben, in dem Frauen in Lehr- und Führungsstellungen eingesetzt werden. Dort, wo Gottes Wort aufgelöst und mißachtet wird, müssen diejenigen die Konsequenzen ziehen, die den Herrn und Sein Wort lieben.

In einem großen Haus gibt es aber nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und zwar die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre. Wenn nun jemand sich von solchen reinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt und dem Hausherrn nützlich, zu jedem guten Werk zubereitet. So fliehe nun die jugendlichen Lüste, jage aber der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden nach zusammen mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen! (2Tim 2,20-22)

[1] „Die Evangelische Allianz reformiert sich“, in: EINS – das Magazin der Evangelischen Allianz in Deutschland, 4/2022, S. 6.

[2] „Voneinander hören, miteinander planen. Ein persönliches Wort von Maike Sachs, der frisch ernannten Sprecherin des EAD-Konvents“, in: EINS – das Magazin der Evangelischen Allianz in Deutschland, 4/2022, S. 8.

 

Veröffentlicht auf http://das-wort-der-wahrheit.de am 7. 12. 2022    Copyright Rudolf Ebertshäuser