Priesterliche Fürbitte

 

Einen dritten Aspekt unserer Gebete meine ich erkennen zu können, und ihn möchte ich als priesterliche Fürbitte bezeichnen. Hierbei geht es darum, daß wir ja berufen sind, ein heiliges Priestertum zu sein (1Pt 2,5), und ein wichtiger Bestandteil des priesterlichen Dienstes ist es, sich für andere, für Notleidende und in Sünde Gefallene zu verwenden (vgl. Hebr 5,1-3).

 

 

Das Wesen des priesterlichen Gebets

 

Priesterliche Fürbitte bedeutet, sich unter die Not und das Versagen des Volkes Gottes bzw. der Menschen zu stellen und für sie vor dem Thron der Gnade einzutreten, stellvertretend für sie zu beten, um Gottes Gnade und Barmherzigkeit für sie zu erbitten.

Dieses priesterliche Gebet können wir auf eine Weise dem geistlichen Stadium der Väter zuordnen (vgl. 1Joh 2,14). Zwar können wir diesen Dienst schon als jungbekehrte Gläubige ausüben, aber damit er umfassend wirksam wird, ist eine gewisse Reife und Tiefe der Gotteserkenntnis hilfreich.

Worum es bei der priesterlichen Fürbitte geht, können wir am besten an einigen alttestamentlichen Beispielen sehen. Wir sehen das deutlich bei Samuel, der dem Volk nach seinem Rücktritt als Richter Israels sagte: „Es sei aber auch ferne von mir, mich an dem HERRN zu versündigen, daß ich aufhören sollte, für euch zu beten und euch den guten und richtigen Weg zu lehren!“ (1Sam 12,23). Wir sehen es ganz besonders eindrücklich bei Mose, dem geprüften, sanftmütigen Führer des Volkes.

Als Aaron und Mirjam sich gegen Mose auflehnten, bestraft Gott Mirjam mit Aussatz, und Mose tritt für seine Schwester ein: Mose aber schrie zu dem HERRN und sprach: Ach Gott, heile sie doch!“ (4Mo 12,13). Auch die Fürbitte Moses für das treulose Volk Israel ist ein eindrückliches Beispiel:

Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe dieses Volk beobachtet, und siehe, es ist ein halsstarriges Volk. So laß mich nun, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und ich sie verzehre; dich aber will ich zu einem großen Volk machen! Mose aber besänftigte das Angesicht des HERRN, seines Gottes, und sprach: Ach HERR, warum will dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit so großer Kraft und starker Hand aus dem Land Ägypten geführt hast? Warum sollen die Ägypter sagen: Zum Unheil hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und von der Erde zu vertilgen?

Wende dich ab von der Glut deines Zorns und laß dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk [bringen willst]! Gedenke an deine Knechte, Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und zu denen du gesagt hast: Ich will euren Samen mehren wie die Sterne am Himmel, und dieses ganze Land, das ich versprochen habe, eurem Samen zu geben, sollen sie ewiglich besitzen! Da reute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk anzutun gedroht hatte. (2Mo 32,9-14)

Ein wichtiges Vorbild dafür finden wir auch in der Fürbitte Abrahams für Sodom (vgl. 1Mo 18,16-33); auch Hiob bat für seine Freunde, die ihm viel Unrecht getan hatten (Hi 42,7-10).

Schon im Alten Testament finden wir den Gedanken, daß Gott, wenn Er Gericht üben muß und doch eigentlich gerne Vergebung gewähren möchte, nach einem Fürbitter sucht, der für das Volk in den Riß tritt und sich für es verwendet:

Das Volk des Landes ist gewalttätig und begeht Raub; es unterdrückt die Armen und Bedürftigen, und den Fremdling mißhandelt es gegen alles Recht! Und ich suchte unter ihnen einen Mann, der die Mauer zumauern und vor mir in den Riß treten könnte für das Land, damit ich es nicht zugrunde richte; aber ich fand keinen. Da schüttete ich meinen Zorn über sie aus, rieb sie auf im Feuer meines Grimmes und brachte ihren Wandel auf ihren Kopf, spricht GOTT, der Herr. (Hes 22,29-31)

Denn unsere Übertretungen sind zahlreich vor dir, und unsere Sünden zeugen gegen uns; denn unsere Übertretungen sind vor uns, und unsere Verschuldungen kennen wir; nämlich, daß wir treulos waren gegen den HERRN und ihn verleugnet haben und von unserem Gott abgewichen sind, daß wir gewalttätig und widerspenstig geredet haben, Lügenworte ersonnen und aus unseren Herzen hervorgebracht haben. (…) Als der HERR dies sah, mißfiel es ihm, daß kein Recht da war; er sah auch, daß kein Mann vorhanden war, und war verwundert, daß kein Fürsprecher da war. Da half ihm sein eigener Arm, und seine Gerechtigkeit, die unterstützte ihn. (Jes 59,12-16)

 

 

Priesterliche Fürbitte als Ausdruck der Barmherzigkeit Gottes und des Hohenpriesters Jesus

 

Wenn wir uns nun dem Neuen Testament zuwenden, so können wir erkennen: Die priesterliche Fürbitte der Kinder Gottes auf der Erde richtet sich aus und findet ihr Vorbild in der beständigen Fürbitte unseres großen Hohenpriesters im Himmel, dem Herrn Jesus Christus, der für uns vor Gott eintritt (Hebr 7,25-28; Röm 8,34; 1Joh 2,1).

Auch von diesem Gebet gilt, daß es nur durch Jesus Christus, Seinen Sohn vor Gott wirksam wird. Wir können nur Priester sein und als Priester dienen um des Hohenpriesters willen, der im Himmel sich für uns verwendet, durch Ihn, auf der Grundlage Seines Sühnopfers und im Geist Seiner großen Barmherzigkeit (Hebr 2,17).

Als Priester sind wir berufen, uns für andere vor Gott zu verwenden und die Gnade Gottes für solche zu erbitten und zu erflehen, die schuldig geworden sind – seien es verlorene Sünder, die Errettung brauchen, oder Kinder Gottes, die versagt haben und in Sünde gefallen sind – oder auch Gläubige, die hart angefochten, verfolgt oder vom Satan verführt und gefangen worden sind. Als Priester können wir uns im Gebet für sie verwenden, weil Gott ein Gott der Barmherzigkeit ist, voller Gnade, Huld und Herabneigung zu uns irrenden, schwachen Menschen.

Der priesterliche Beter appelliert gerade dann an Gottes Gnade und Erbarmen, wenn eigentlich Gericht oder Züchtigung notwendig wäre, und das ist Gott wohlgefällig, weil Er nicht gerne richtet, sondern viel lieber Gnade übt, denn er hat Lust an der Gnade (Mi 7,18) und vergibt gerne Sünden, wenn wir Ihn darum bitten.

Lobe den HERRN, meine Seele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen; der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit (…) Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht immerzu rechten und nicht ewig zornig bleiben.

Er hat nicht mit uns gehandelt nach unseren Sünden und uns nicht vergolten nach unseren Missetaten. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten; so fern der Osten ist vom Westen, hat er unsere Übertretungen von uns entfernt. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, welche ihn fürchten; denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er denkt daran, daß wir Staub sind. (Ps 103,1-14)

Als solche, die selbst Barmherzigkeit empfangen haben, sind wir berufen, auch anderen Menschen Barmherzigkeit zu erweisen und gewissermaßen ein Kanal der göttlichen Barmherzigkeit zu werden. Als begnadigte Sünder haben wir das Vorrecht, für andere Sünder einzutreten und Gott anzurufen, damit auch sie Barmherzigkeit und Begnadigung erfahren mögen. Aber auch die Fürbitte für Kinder Gottes in Not ist Ausdruck von Gottes Barmherzigkeit und gefällt Gott wohl.

Voraussetzung für allen Priesterdienst ist es, daß der priesterliche Beter selbst gerecht vor Gott steht, d.h. in einem bereinigten Zustand der Vergebung ist und im Licht wandelt, gerade so wie der alttestamentliche Priester zuerst für die eigenen Sünden opfern mußte, bevor er für die Sünden des Volkes Sühnung bewirken konnte (vgl. Hebr 7,27).

 

 

Priesterlich beten für die anvertrauten Geschwister der Gemeinde

 

Jedes geistlich bewußte Glied einer Gemeinde sollte sich vor Gott verantwortlich fühlen für die Mitgeschwister, mit denen Er sie zusammengestellt hat. Ganz besonders gilt dies für die Diener in der Gemeinde, für Älteste, Diakone, Jugendleiter und andere Mitarbeiter. Sie alle sollten es sich zu einem Herzensanliegen machen, regelmäßig für ihre Mitgeschwister zu beten und besonders fürbittend in den Riß zu treten für Gläubige, die geistlich in Gefahr oder Anfechtung stehen, und auch für Kranke und Notleidende, nach dem Wort Gottes: „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“ (1Kor 12,26).

Das sollte der selbstverständliche Ausdruck der geschwisterlichen Liebe zu den Kindern Gottes sein, insbesondere zu denen, die mit uns von Gott in persönliche Gemeinschaft geführt wurden.

Die Liebe sei ungeheuchelt! Haßt das Böse, haltet fest am Guten! In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander; in der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor! Im Eifer laßt nicht nach, seid brennend im Geist, dient dem Herrn! Seid fröhlich in Hoffnung, in Bedrängnis haltet stand, seid beharrlich im Gebet! Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen, übt willig Gastfreundschaft! (Röm 12,9-13)

Da ihr eure Seelen im Gehorsam gegen die Wahrheit gereinigt habt durch den Geist zu ungeheuchelter Bruderliebe, so liebt einander beharrlich und aus reinem Herzen … (1Pt 1,22)

Für alle unsere Mitgeschwister im Glauben sollten wir beständig in der Fürbitte sein, wie dies auch der Apostel Paulus so eindrucksvoll vorgelebt hat:

Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, indem wir allezeit für euch beten (…) Deshalb hören wir auch seit dem Tag, da wir es vernommen haben, nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, daß ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht, damit ihr des Herrn würdig wandelt und ihm in allem wohlgefällig seid … (Kol 1,3.9-10)

Wir danken Gott allezeit für euch alle, wenn wir euch erwähnen in unseren Gebeten, indem wir unablässig gedenken an euer Werk im Glauben und eure Bemühung in der Liebe und euer standhaftes Ausharren in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus vor unserem Gott und Vater. (1Thess 1,2-3)

Deshalb beten wir auch allezeit für euch, daß unser Gott euch der Berufung würdig mache und alles Wohlgefallen der Güte und das Werk des Glaubens in Kraft zur Erfüllung bringe, damit der Name unseres Herrn Jesus Christus in euch verherrlicht werde und ihr in ihm, gemäß der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus. (2Thess 1,11-12)

Dort, wo Versagen oder Not im Leben von Gotteskindern ist, mit denen wir verbunden sind, da tritt der priesterliche Charakter der Fürbitte in den Vordergrund. Eine der Formen des priesterlichen Gebets ist das Gebet für Kranke nach Jakobus 5. Für notleidende Mitchristen zu beten, damit der Herr sie von Krankheiten heilen möge, ist Ausdruck der Barmherzigkeit Gottes und letztlich priesterlicher Dienst.

Zu diesem priesterlichen Gebet gehört auch die Fürbitte für verführte oder vom geraden Weg abgekommene Gläubige. Solche gibt es je leider in der Endzeit in großer Zahl, innerhalb oder außerhalb der Gemeinden. Für sie dürfen wir anhaltend bitten, daß Gott sie doch noch aufwachen läßt und sie den verführerischen Finsternismächten (1Tim 4,1) und den von ihnen verbreiteten Irrlehren noch entkommen, indem sie diese prüfen und durchschauen und sich klar davon abwenden.

Solche Fürbitte hat je nachdem auch Züge des kämpferischen Gebets, von dem wir oben sprachen. Wir dürfen für irregeführte Geschwister beten nach dem Vorbild von 2. Timotheus 2,25-26: „… ob ihnen Gott nicht noch Buße geben möchte zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels heraus, von dem sie lebendig gefangen worden sind für seinen Willen“.

Wir dürfen solche Gebete ausdauernd vor Gott bringen, verbunden mit dem Bemühen, solche Gläubigen wieder zurechtzubringen, nach dem Wort des Jakobusbriefes: „Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und es führt ihn einer zur Umkehr, so soll er wissen: Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken“ (Jak 5,19-20).

 

 

In den Riß treten für das notleidende Volk Gottes

 

Eine Form des priesterlichen Gebets ist uns im Rahmen dieser Abhandlung besonders wichtig, und das ist die Fürbitte für das endzeitliche Volk Gottes, das sich im geistlichen Niedergang und sündhaften Verstrickungen befindet. Genau das ist, geistlich gesehen, die Not in der gläubigen Gemeinde der letzten Zeit.

Sehr viele Gläubige, echte Gotteskinder, sind heute verführt durch endzeitliche Irrlehren und Verführungsströmungen wie die Pfingst- und Charismatischen Bewegung, die ökumenische Bewegung oder den modernen Evangelikalismus. Sie sind oftmals in Dutzenden von verschiedenen Gemeinden und Kirchen zerstreut; viele sind geistlich gelähmt und bringen wenig Frucht für den Herrn. Echte bibeltreue Gemeinden sind selten, und in ihnen gibt es meist auch manche Nöte und auch Fehlentwicklungen zu beklagen.

Es gibt wenige Arbeiter in der Ernte; es fehlt allenthalben an hingegebenen Männern und Frauen Gottes, die sich dem Herrn ganz für den Dienst weihen und bereit sind, die Opfer und Lasten dieses Dienstes zu tragen. Es gibt wenige geistlich reife und brennende Gläubige, die in der Kraft des Geistes das Evangelium ausbreiten und biblische Gemeinden bauen helfen. Dagegen gibt es viel Uneinigkeit und fleischliche Differenzen, ja sogar Streit und Trennungen unter bibeltreuen Gläubigen.

In dieser endzeitlichen Notsituation brauchen wir priesterliche Beter, die für das Volk Gottes in den Riß treten und Gottes Gnade und erneuerndes Eingreifen erbitten. Dafür haben wir schöne Vorbilder in den Gebeten von Nehemia, Esra und Daniel. Diese Gottesmänner trugen Leid über den Niedergang des Volkes Gottes; sie beugten sich deswegen vor Gott und erbaten Sein gnädiges Eingreifen. So sehen wir Nehemia, wie er sich für den Überrest in Jerusalem einsetzt:

Da kam Hanani, einer meiner Brüder, mit etlichen Männern aus Juda, und ich erkundigte mich bei ihm über die Juden, die Entkommenen, die nach der Gefangenschaft übrig geblieben waren, und über Jerusalem. Und sie sprachen zu mir: Die Übriggebliebenen, die nach der Gefangenschaft übrig geblieben sind, befinden sich dort in der Provinz in großem Unglück und in Schmach; und die Mauern Jerusalems sind niedergerissen und ihre Tore mit Feuer verbrannt!

Und es geschah, als ich diese Worte hörte, da setzte ich mich hin und weinte und trug Leid etliche Tage lang; und ich fastete und betete vor dem Gott des Himmels und sprach: Ach, HERR, du Gott des Himmels, du großer und furchtgebietender Gott, der den Bund und die Gnade denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten! Laß doch deine Ohren aufmerken und deine Augen offen sein, daß du auf das Gebet deines Knechtes hörst, das ich nun vor dir bete Tag und Nacht für die Kinder Israels, deine Knechte, und mit dem ich die Sünde der Kinder Israels bekenne, die wir an dir begangen haben!

Auch ich und das Haus meines Vaters haben gesündigt! Wir haben sehr verwerflich gegen dich gehandelt, daß wir die Gebote, die Satzungen und Rechtsbestimmungen nicht befolgt haben, die du deinem Knecht Mose geboten hast. Gedenke doch an das Wort, das du deinem Knecht Mose gegeben hast, indem du sprachst: »Wenn ihr treulos handelt, so will ich euch unter die Völker zerstreuen; kehrt ihr aber zu mir um und befolgt meine Gebote und tut sie — selbst wenn einige von euch bis ans Ende der Himmel verstoßen wären, so würde ich sie doch von dort sammeln und sie an den Ort bringen, den ich erwählt habe, damit mein Name dort wohnen soll!«

Sie sind ja doch deine Knechte und dein Volk, das du erlöst hast durch deine große Kraft und durch deine mächtige Hand. Ach Herr, laß doch dein Ohr aufmerksam sein auf das Gebet deines Knechtes und auf das Gebet deiner Knechte, die das Verlangen haben, deinen Namen zu fürchten, und laß es doch deinem Knecht heute gelingen, und gib ihm Barmherzigkeit vor diesem Mann! — Ich war nämlich der Mundschenk des Königs. (Neh 1,4-11)

Auch Esra trug in ähnlicher Weise Leid wegen der Abweichung der Juden, die Jerusalem wieder aufbauen sollten (vgl. Esra 9,1-15). Eine ähnlich vorbildliche Haltung finden wir bei Josia, als er im Licht des Wortes Gottes erkennt, wie weit Juda vom HERRN abgedriftet war (2Chr 34,14-33). Schließlich ist auch das Bußgebet des Daniel sehr lehrreich für uns, das er aus dem babylonischen Exil an Gott richtet, um die Widerherstellung Judas zu erflehen, die ja dann später auch vom HERRN geschenkt wurde:

Und ich wandte mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn zu suchen mit Gebet und Flehen, mit Fasten im Sacktuch und in der Asche. Ich betete aber zu dem HERRN, meinem Gott, und ich bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und furchtgebietender Gott, der den Bund und die Gnade denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote bewahren! Wir haben gesündigt und haben unrecht getan und gesetzlos gehandelt; wir haben uns aufgelehnt und sind von deinen Geboten und deinen Rechtsordnungen abgewichen!

Wir haben auch nicht auf deine Knechte, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu unseren Königen, unseren Fürsten und unseren Vätern und zu dem ganzen Volk des Landes geredet haben. Du, Herr, bist im Recht, uns aber treibt es heute die Schamröte ins Gesicht, wie es jetzt zutage liegt, den Männern von Juda und den Bürgern von Jerusalem und dem ganzen Israel, seien sie nah oder fern in allen Ländern, wohin du sie vertrieben hast wegen ihrer Untreue, die sie gegen dich verübt haben. Uns, HERR, treibt es die Schamröte ins Gesicht, unseren Königen, unseren Fürsten und unseren Vätern, weil wir gegen dich gesündigt haben!

Aber bei dem Herrn, unserem Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung; denn gegen ihn haben wir uns aufgelehnt, und wir haben nicht gehört auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes, um in seinem Gesetz zu wandeln, das er uns durch seine Knechte, die Propheten, vorgelegt hat; sondern ganz Israel hat dein Gesetz übertreten und ist abgewichen, sodaß es auf deine Stimme gar nicht hören wollte. Darum hat sich auch über uns ergossen, was als Fluch und Schwur im Gesetz Moses, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen Ihn gesündigt haben. (…)

Nun aber, Herr, unser Gott, der du dein Volk mit starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast und dir einen Namen gemacht hast bis zum heutigen Tag: Wir haben gesündigt, wir haben gottlos gehandelt. O Herr, laß doch um all deiner Gerechtigkeit willen deinen Zorn und Grimm sich abwenden von deiner Stadt Jerusalem, von deinem heiligen Berg! Denn wegen unserer Sünden und der Missetaten unserer Väter ist Jerusalem und dein Volk allen seinen Nachbarn zum Gespött geworden.

So höre nun, unser Gott, auf das Gebet deines Knechtes und auf sein Flehen und laß dein Angesicht leuchten über dein verwüstetes Heiligtum, um des Herrn willen! Neige dein Ohr, mein Gott, und höre; tue deine Augen auf und sieh unsere Verwüstung und die Stadt, die nach deinem Namen genannt ist! Denn nicht um unserer eigenen Gerechtigkeit willen bringen wir unsere Bitten vor dich, sondern um deiner großen Barmherzigkeit willen! Herr, höre! Herr, vergib! Herr, achte darauf und handle und zögere nicht, um deiner selbst willen, mein Gott! Denn nach deinem Namen ist deine Stadt und dein Volk genannt! (Dan 9,3-19)

Möge der Herr es schenken, daß durch Seinen Geist noch Beter erweckt werden, geheiligte, geistlich gesinnte Männer und Frauen Gottes, die in ähnlicher Weise Leid tragen über den notvollen Zustand des Volkes Gottes in unseren Tagen, und die Gottes gnädiges Eingreifen erbitten!

 

 

Das Gebet um Belebung und Erweckung im Volk Gottes

 

Weil unser Zustand als endzeitliche Gemeinde so traurig und beschämend ist, weil wir in vielem versagt haben und so viel Fleischlichkeit und Weltförmigkeit bei uns zu finden ist, brauchen wir in unserem Dienst nicht nur das kämpferische Gebet im Namen Jesu Christi, so wichtig das ist. Unser Werk, in dem wir Gott dienen dürfen zur Erbauung der Gemeinde, wird nicht nur durch den Satan gehindert, sondern immer wieder auch durch das Fleisch der Gläubigen, durch unsere aus dem Fleisch kommende Schwachheit, Trägheit und Kurzsichtigkeit.

Ja, wir wollen es ehrlich erkennen und zugeben: unsere eigene Fleischlichkeit hemmt das Werk Gottes, die Trägheit und Schwachheit der Diener und Mitarbeiter Gottes! Wir müssen sie ehrlich vor Gott bekennen und richten, sonst werden wir auch die Fleischlichkeit und Schwachheit der Geschwister, die uns anvertraut sind, nicht überwinden können.

Doch aus der Beugung über unser eigenes Versagen, aus der demütigen Anerkenntnis unserer höchstpersönlichen Schwachheit und Verkehrtheit, kann dann etwas Wichtiges und Wertvolles erwachsen, das für das Gelingen unseres Dienstes ebenfalls unerläßlich ist: das priesterliche Gebet um Erweckung, die Fürbitte für unser Mitgeschwister, für die ganze Herde Gottes mit ihren Nöten, ihren Verfehlungen und Schwachheiten.

Dieses priesterliche Gebet appelliert an die große Barmherzigkeit unseres Gottes, der um Seines Namens willen in großer Langmut unser Versagen trägt und um Seines Namens willen Sein Werk immer wieder belebt und wiederherstellt, dort wo wir es beeinträchtigt und beschädigt haben. „Denn der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen noch verderben; er wird auch den Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, nicht vergessen“ (5Mo 4,31).

Gedenke, o HERR, an deine Barmherzigkeit und an deine Gnade, die von Ewigkeit her sind! Gedenke nicht an die Sünden meiner Jugend und an meine Übertretungen; gedenke aber an mich nach deiner Gnade, um deiner Güte willen, o HERR! (Ps 25,6-7)

Deine Barmherzigkeit ist groß, o HERR; belebe mich nach deinen Bestimmungen! (Ps 119,156)

Dieses Gebet bekennt die Verfehlungen des Volkes Gottes und auch unsere eigenen Verfehlungen; es appelliert an Gott um Seiner Gnade und Barmherzigkeit willen, in dem Bewußtsein, daß unsere Fleischlichkeit und Sünde Seinen Geist betrübt und Sein Gnadenwirken gehindert hat.

Solches Gebet appelliert aber auch an die Ehre Gottes und verlangt danach, daß Gott Erneuerung und Belebung Seines Volkes schenkt, damit Ihm dann auch die Ehre seines Namens zuteil wird und  Er verherrlicht wird Nicht uns, o HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre, um deiner Gnade und Treue willen! Warum sollen die Heiden sagen: »Wo ist denn ihr Gott?«“ (Ps 115,1-2).

 

 

Alttestamentliche Vorbilder

 

Solches priesterliche Gebet um Erneuerung und Heilung der Schäden im Volk Gottes stand am Anfang aller großen Erweckungen im Alten Bund, wie wir oben schon gesehen haben. Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist für uns aber auch das Vorbild Salomos in seinem großen Gebet zur Einweihung des Tempels, aus dem wir einige Auszüge anführen wollen, weil sie uns Hinweise geben, wie wir für die neutestamentliche Gemeinde beten dürfen. Salomo betet darum, daß Gott Seinem Volk gnädig ist, wenn es Ihn verlassen hat und dann zu Ihm wieder umkehrt:

Aber wohnt Gott wirklich bei den Menschen auf der Erde? Siehe, die Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dieses Haus tun, das ich gebaut habe! Wende dich aber zu dem Gebet deines Knechtes und zu seinem Flehen, o HERR, mein Gott, daß du hörst auf das Rufen und das Gebet, welches dein Knecht vor dich bringt! Laß deine Augen Tag und Nacht offen stehen über diesem Haus, über dem Ort, von dem du gesagt hast, daß du deinen Namen dahin setzen willst, daß du das Gebet erhörst, das dein Knecht zu dieser Stätte gerichtet betet.

So höre doch das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel, das sie zu diesem Ort hin richten werden! Höre du es an dem Ort deiner Wohnung, im Himmel, und wenn du es hörst, so vergib! Und wenn dein Volk Israel vor dem Feind geschlagen wird, weil sie gegen dich gesündigt haben, und sie kehren wieder um und bekennen deinen Namen und beten und flehen zu dir in diesem Haus, so höre du es vom Himmel her und vergib die Sünde deines Volkes Israel, und bringe sie wieder in das Land, das du ihnen und ihren Vätern gegeben hast! (2Chr 6,18-25)

Das lange und ernstliche Gebet des jungen Königs wird von Gott erhört. Nach der Einweihung des Tempels gibt der HERR dem Salomo eine gnädige Verheißung:

Da erschien der HERR dem Salomo in der Nacht und sprach zu ihm: »Ich habe dein Gebet erhört und mir diesen Ort zur Opferstätte erwählt. Wenn ich den Himmel verschließe, sodaß es nicht regnet, oder den Heuschrecken gebiete, das Land abzufressen, oder wenn ich eine Pest unter mein Volk sende und mein Volk, über dem mein Name ausgerufen worden ist, demütigt sich, und sie beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, so will ich es vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen. So sollen nun meine Augen offen stehen und meine Ohren achten auf das Gebet an diesem Ort. Ich habe nun dieses Haus erwählt und geheiligt, daß mein Name ewiglich dort sein soll; und meine Augen und mein Herz sollen da sein alle Tage. (2Chr 7,12-16)

Gott ist nur gerecht, wenn Er uns Dürre sendet und gewisse Segnungen zurückhält; doch weil wir Sein Volk sind, weil der Bau der Gemeinde Sein Werk ist, dürfen wir bußfertig und demütig Ihn anrufen, daß Er um Seinetwillen eingreift und uns Belebung und reichen Segen schenkt.

Belebe uns, so wollen wir deinen Namen anrufen! O HERR, Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, so werden wir gerettet! (Ps 80,19-20)

Kehre zurück (od. Wende dich wieder zu uns), o HERR! Wie lange noch? Und hab Erbarmen mit deinen Knechten! Sättige uns früh mit deiner Gnade, so wollen wir jubeln und fröhlich sein unser Leben lang. Erfreue uns so viele Tage, wie du uns beugtest, so viele Jahre, wie wir Unglück sahen. Laß deinen Knechten dein Walten sichtbar werden, und deine Herrlichkeit ihren Kindern! Und die Freundlichkeit des Herrn, unsres Gottes, sei über uns, und das Werk unsrer Hände fördere du für uns, ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern! (Ps 90,13-17)

So höre nun, unser Gott, auf das Gebet deines Knechtes und auf sein Flehen und laß dein Angesicht leuchten über dein verwüstetes Heiligtum, um des Herrn willen! Neige dein Ohr, mein Gott, und höre; tue deine Augen auf und sieh unsere Verwüstung und die Stadt, die nach deinem Namen genannt ist! Denn nicht um unserer eigenen Gerechtigkeit willen bringen wir unsere Bitten vor dich, sondern um deiner großen Barmherzigkeit willen! Herr, höre! Herr, vergib! Herr, achte darauf und handle und zögere nicht, um deiner selbst willen, mein Gott! Denn nach deinem Namen ist deine Stadt und dein Volk genannt! (Dan 9,17-19)

Priesterliche Fürbitte bringt das Gnadenwirken Gottes wieder in Fluß, das wir durch unsere Schuld aufgehalten hatten. Es räumt Hindernisse aus dem Weg, die wir selbst verursacht haben, nicht der Widersacher. Es ist ein Gebet aus der Niedrigkeit und Schwachheit, das an den herrlichen, unendlich starken Gott in der Höhe appelliert, das Ihn vertrauensvoll anruft um Seiner ewigen Wesenszüge willen, und um Seiner Verheißungen willen, die ebenfalls ewige Gültigkeit haben.

Unser priesterliche Fürbitte ist verbunden mit einem Sündenbekenntnis und ehrlicher Beugung, und gerade dadurch empfängt sie Vollmacht und Erhörung von Gott, der im Heiligtum den Gnadenthron aufgerichtet hat, auf dem das Blut Jesu Christi für uns spricht, und der uns einen großen Hohenpriester gegeben hat, durch den unsere Gebete vor Ihm wohlgefällig sind (vgl. 1Pt 2,5).

Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so laßt uns festhalten an dem Bekenntnis! Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist in ähnlicher Weise [wie wir], doch ohne Sünde. So laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe! (Hebr 4,14-16)

 

 

Gebet um Erweckung heute

 

Wenn wir heute um Erweckung im Volk Gottes beten wollen, dann geht es dabei nicht um schwärmerische Visionen von ganzen Städten und Landstrichen, die sich bekehren. Es geht bei einer biblischen Erweckung immer zuerst um ein geistgewirktes Aufwachen der Gläubigen, die aus Trägheit und Sündenverstrickung, aus Weltlichkeit und Lauheit zur Umkehr kommen müssen. Es geht darum, daß die echten Gläubigen beginnen, ernstlich den Herrn zu suchen und sich Ihm wieder neu hingeben und zur Verfügung stellen, anstatt für sich selbst zu leben.

Es geht darum, daß wir wieder neu die Herrlichkeit und Allmacht, die Heiligkeit und Gerechtigkeit, die Liebe und Gnade unseres großen Gottes und des Herrn Jesus Christus erkennen und davon ergriffen werden. Es geht darum, daß durch das Wirken des Geistes Gottes echte Gottesfurcht und Heiligung, Gehorsam und Selbstverleugnung die Gläubigen prägen, sodaß mit neuem Eifer das Evangelium bezeugt werden kann und Menschen sich noch bekehren. Wir brauchen geisterfüllte, geistlich gesinnte Arbeiter in der Ernte!

Es geht auch darum, daß wir zu einer tieferen Erkenntnis Gottes und Seines Willens für uns kommen, daß die gesunde Lehre der Bibel durch den Geist Gottes aufgeschlossen wird und die Gläubigen all die vielen irreführenden Lehren und Einflüsse ablegen, die sie heute gefangenhalten. Wir sollen wieder neu das Wort Gottes als die Richtschnur unseres Lebens ergreifen und nach diesem Wort in Glaubensgehorsam auch leben.

Und es geht darum, daß die wahre Brautgemeinde sich von allen Verstrickungen in die Kreise der Hure Babylon reinigt und absondert und mit neuer Hingabe das Kommen ihres Herrn und Bräutigams erwartet, der sie in den Himmel entrückt, um dort mit ihr das Hochzeitsfest zu feiern!

All das sind Anliegen, um die wir beten dürfen und sollen, wenn unser Verlangen nach Erweckung im Volk Gottes steht. Es gibt noch viele andere Anliegen, aber das wird der Herr denen aufs Herz legen, die beginnen, zu beten und den Herrn zu suchen.

 

 

Ermutigung zum Gebet

 

 

Leider müssen wir, denke ich, zumeist bekennen, daß wir gerade in diesen besonders herausfordernden Zeiten in unserem Gebetsleben relativ schwach und oft auch nachlässig sind. Es mangelt uns an ernstlichem, glaubensvollem Gebet; wir beten zuwenig, wir beten nicht beharrlich genug, wir beten oft nur um die persönlichen Anliegen, die uns stark betreffen, und weniger für die Anliegen anderer Gläubiger oder des weltweiten Reiches Gottes. Wir brauchen dringend Erweckung und Erneuerung auch in unserem Gebetsleben!

Aber das dürfen wir unserem gnädigen, geduldigen Gott und Vater bekennen, und wir dürfen Ihn bitten, daß Er uns eifrig macht im Gebet, daß er unser Gebetsleben so umgestaltet, wie es Ihm wohlgefällig ist, und uns zu Gebetskämpfern macht, die Ihn ernstlich suchen und dann auch die Freude erhörter Gebete erleben dürfen. Das Schöne ist, daß wir beten dürfen, daß Gott selbst das in uns wirkt, was vor Ihm wohlgefällig ist, auch wenn wir die Schwachheit unseres Fleisches nur allzu deutlich spüren (vgl. Mt 26,41).

Der Gott des Friedens aber, der unseren Herrn Jesus aus den Toten heraufgeführt hat, den großen Hirten der Schafe durch das Blut eines ewigen Bundes, er rüste euch völlig aus zu jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut, indem er in euch das wirkt, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus. Ihm sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Hebr 13,20-21)

Wir wollen uns selbst und einander ermuntern, doch im Gebet voranzukommen, und am besten uns mit gleichgesinnten Mitgeschwistern verabreden, gemeinsam regelmäßig zu beten.

 

 

Laßt uns mehr für die Verlorenen beten!

 

In dem liebenden, gnädigen Wesen unseres Gottes liegt auch das Geheimnis der Fürbitte für Verlorene, die uns aufgetragen ist. Wenn begnadigte Menschen, die selbst einst Sünder waren, von der Erde her den heiligen, gerechten Gott um Gnade für andere Sünder auf Erden anrufen, die noch ferne von Gott sind, dann hat diese Fürbitte Gewicht vor Gott, da sie im Namen des von Gott gesandten Erlösers Jesus Christus vorgebracht wird, auf der Grundlage Seines Sühnopfers, das Gnade für Sünder erworben hat.

Es gefällt unserem Gott wohl, wenn Er um Gnade angerufen wird, wenn erlöste Menschen in den Riß treten und für unerlöste Mitmenschen vor Gott erscheinen. Gott hat Wohlgefallen daran, Gnade zu üben und zu vergeben. Deshalb steht geschrieben:

So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen, für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit; denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, welcher will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat. (1Tim 2,1-6)

Laßt uns doch diesen Auftrag auch ernstlicher befolgen und eifriger fürbittend für verlorene Menschen eintreten! Gott will unsere Fürbitte für verlorene Sünder; Er will unsere Gebete gebrauchen, um Sein Wort kräftig wirken zu lassen und durch Seinen Geist Sünder zu überführen und zur Buße, zum rettenden Glauben zu leiten! Unsere Gebete bewirken etwas in der unsichtbaren Welt, damit sollten wir viel mehr im Glauben rechnen! Gott will die Verblendung von Verblendeten wegnehmen, will Verfinsterte zu Licht, verhärtete Sünder zur Umkehr und Reue, Verirrte auf den rechten Weg führen, und Er möchte dazu unsere Gebete hören.

 

 

Laßt uns auch für unsere Mitknechte im Werk des Herrn beten!

 

Es ist unserem Gott auch wohlgefällig, die Fürbitte von erlösten Knechten Gottes für ihre Mitknechte zu erhören, welche an einem schwierigen Frontabschnitt des Evangeliums und Gemeindebaus in große Kämpfe verwickelt sind. Aufgrund dieser Gebete, die von der Erde zum Himmel aufsteigen, strömt den bedrängten Arbeitern und Kämpfern Gnade und Hilfe aus dem himmlischen Heiligtum zu; sie werden erquickt und gestärkt, die Widerstände des Feindes werden zerstreut und müssen weichen, und so wird Gott verherrlicht, auch durch den Dank für die Hilfe.

Er hat uns denn auch aus solch großer Todesgefahr gerettet und rettet uns noch; und wir hoffen auf ihn, daß er uns auch ferner retten wird, wobei auch ihr mitwirkt durch eure Fürbitte für uns, damit wegen der von vielen Personen für uns [erbetenen] Gnadengabe auch von vielen gedankt werde um unsretwillen. (2Kor 1,10-11)

Denn ich weiß, daß mir dies zur Rettung ausschlagen wird durch eure Fürbitte und den Beistand des Geistes Jesu Christi … (Phil 1,19)

Es ist so wichtig, daß wir uns nicht isolieren lassen, uns nicht festbeißen in unseren eigenen Schwierigkeiten, sondern daß wir den Blick für das Ganze des Reiches Gottes und der Gemeinde Jesu Christi behalten und fürbittend für Missionare auf ihren Missionsfeldern, aber auch für Evangelisten und Bibellehrer in unserer Region eintreten, damit sie ihren Dienst in mehr Freimütigkeit und Vollmacht tun können. Wenn dies ein Apostel Paulus nötig hatte und ausdrücklich darum bat, wieviel mehr wir schwachen Knechte am Ende der Endzeit …

 

 

Betet allezeit!

 

Unser Herr will, daß wir beständig und immer wieder beten; das drückt das griechische Original von Epheser 6,18 aus.[1] Nun können wir in den allermeisten Fällen nicht im wortwörtlichen Sinn „ständig“ beten, weil wir noch vieles andere tun müssen, aber die innere Haltung des Wachens und Betens führt dazu, daß wir zu jeder von Gott geschenkten Gelegenheit beten (für „zu jeder Zeit“ steht im Griechischen das Wort kairos, welches die gelegene, von Gott bestimmte und gegebene Zeit bezeichnet).

Wir sollen also zu jeder gelegenen Zeit immer wieder beten, und zwar mit aller Art von Gebet und Flehen: Preis und Dank, Bitte und Fürbitte, Fasten und ernstes Flehen um ein Eingreifen Gottes, Appell an Gottes Barmherzigkeit und Bitte, daß Gott Seine Allmacht erweisen und Seinen Namen verherrlichen möge, ernstes Bußgebet und Rühmen des Sieges, Lob von Gottes Größe und von Christi Sieg.

Dieses sieghafte, zum Thron Gottes vordringende Gebet kann nicht „im Fleisch“ geschehen, in eigener Kraft, im Seelischen und Menschlichen. Es muß ein Gebet „im Geist“ sein, in der Kraft und unter der Leitung des Heiligen Geistes, wie auch der Judasbrief uns auffordert: „Ihr aber, Geliebte, erbaut euch auf euren allerheiligsten Glauben und betet im Heiligen Geist“ (Jud 1,20; vgl. auch Joh 4,24; Röm 8,9; Gal 5,25; Phil 3,3;).

 

 

Ausdauer tut not

 

Manchmal wird solches Gebet erst relativ „spät“ erhört, d.h. nicht so schnell, wie wir Menschen uns das oft wünschen. Gott zögert scheinbar die Erhörung lange hinaus; so kommt es jedenfalls uns in unserer Ungeduld vor. Doch der allmächtige Gott, unser großer Gott und Vater ist vollkommen weise und kommt nie zu spät. Er hat Seine eigenen Pläne und wartet mit Seinem Eingreifen aus gutem Grund. Auch deshalb sollten wir ausdauernd sein in unseren Gebeten, wie es uns der Herr mit Seinem eindrücklichen Gleichnis vom ungerechten Richter nahelegt:

Gott aber, wird er nicht seinen Auserwählten Recht schaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen, wenn er auch lange zuwartet mit ihnen? Ich sage euch: Er wird ihnen schnell Recht schaffen! Doch wenn der Sohn des Menschen kommt, wird er auch den Glauben finden auf Erden? (Lk 18,7-8)

Deshalb finden wir im NT zweimal die Aufforderung: „Seid ausdauernd im Gebet!“ (Kol 4,2) bzw. „Seid beharrlich im Gebet!“ (Röm 12,12). Für die Begriffe „seid ausdauernd“ bzw. „seid beharrlich“ steht im Griechischen beidesmal pros-kartereo.[2] Das zugrundeliegende Verb kartereo kann bedeuten: „stark, fest, mutig, standhaft sein“, „ausharren, beharren“; pros-kartereo bedeutet „bei etwas standhaft aushalten, ausharren, beharrlich oder ausdauernd sein“. Frei übersetzt könnten wir also Kolosser 4,2 und Römer 12,12 so formulieren: „Seid stark, standhaft und ausdauernd im Gebet!“ oder auch „Bleibt beständig im Gebet!“ (so wird das Wort in Apg 1,14, 2,42 und 6,4 in bezug aufs Gebet übersetzt).

Dieses Gebot ist so wichtig, weil uns der Sieg und die Erhörung aller nach dem Willen Gottes vorgebrachten Gebete eigentlich sicher ist, weil aber die Erhörung manchmal erst nach einiger Zeit zur Wirksamkeit kommt (in Daniel 10,12-13 finden wir eine mögliche Erklärung für solche verzögerten Antworten). Wenn wir nicht ausharren und entmutigt aufgeben, dann erleiden wir womöglich eine Niederlage. Wenn wir beständig im Gebet bleiben und darin ausharren, dann beten wir zu jeder von Gott gegebenen Zeit, ohne nachzulassen (Eph 6,18). Wir beten dann „allezeit“ (pantote),[3] weil wir wissen, daß wir allezeit auf Seinen Beistand, Seine Bewahrung und Führung angewiesen sind.

 

 

Laßt uns wachen im Gebet!

 

Dieses Gebet im Geist soll in einer beständigen Haltung des Wachens geschehen, indem wir aufmerksam auf Gottes Führungen und Sein Wort achten, in der Leitung des Heiligen Geistes, und zugleich auch beobachten, was der Feind tut und was sich in unserem Arbeitsfeld ereignet. Diese Grundhaltung des Wachens und Betens wird uns immer wieder nahegelegt; sie ist das Gegenteil von schläfrigem, routinehaftem, kraftlosem Gebet. Wie hat uns unser Herr gerade in bezug auf die Endzeit gemahnt:

Habt acht, wacht und betet! Denn ihr wißt nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reiste, sein Haus verließ und seinen Knechten Vollmacht gab und jedem sein Werk, und dem Türhüter befahl, daß er wachen solle. So wacht nun! Denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, am Abend oder zur Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen; damit er nicht, wenn er unversehens kommt, euch schlafend findet. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wacht! (Mk 13,33-37)

Immer wieder hören wir diesen Ruf, gerade an die Arbeiter des Herrn: Darum wacht jederzeit (Lk 21,36); So wacht nun, da ihr nicht wißt, in welcher Stunde euer Herr kommt!(Mt 24,42). „Darum wacht und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, jeden Einzelnen unter Tränen zu ermahnen“ (Apg 20,31). Wacht, steht fest im Glauben, seid mannhaft, seid stark!“ (1Kor 16,13).

Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; dem widersteht, fest im Glauben, in dem Wissen, daß sich die gleichen Leiden erfüllen an eurer Bruderschaft, die in der Welt ist. (1Pt 5,8-9)

Und immer wieder finden wir die Aufforderung zum Wachen im direkten Zusammenhang mit unserem Gebet:

Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. (Mk 14,38)

Seid ausdauernd im Gebet und wacht darin mit Danksagung. (Kol 4,2)

Auch hier wieder ist es vielleicht aufschlußreich, wenn wir uns die entsprechenden Begrifffe im griechischen NT ansehen. Da habe wir einmal grègoreuo, „wachen“ (Mt 26,41), das von egeiro kommt: „aufwecken, anregen, in Bewegung bringen“.[4] Der andere Begriff ist agr-ypneo (Mk 13,33),[5] das „schlaflos, wach, wachsam, unermüdlich“ bedeuten kann. Wenn wir in geistlicher Weise „wachen“, dann sind wir durch den Geist Gottes aufgeweckt und aus dem geistlichen Schlaf aufgewacht; wir verzichten auf Schlaf und Bequemlichkeit, beobachten alles scharf und sind unermüdlich im Gebet.

Wenn wir im Gebet „wachen“ sollen, dann muß Wachsamkeit unsere geistliche Grundhaltung sein. Wie ein Hirte seine Herde beständig beobachtet und aufpaßt, ob ein Schaf sich von der Herde entfernt oder ein Wolf sich nähert, so sollten auch wir unsere geistlichen Sinne geschärft halten und beständig auf die Situation unseres Arbeitsfeldes achten und alle unsere Beobachtungen, die positiven wie die negativen, zum Gegenstand des Gebets machen.

Dieses Wachen bedeutet aber auch, daß wir regelmäßig die Gemeinschaft mit unserem Herrn suchen und in dieser Gemeinschaft Hinweise und Warnungen vom obersten Hirten der Herde empfangen. Den richtigen geistlichen Blick der Wachsamkeit erhalten wir durch den Geist Gottes, wenn wir für unsere Herde vor Gott stehen und Ihn immer wieder im Gebet suchen.

Wir haben oben schon gesehen: Unser Gebet sollte bei ernsten Anliegen, gerade wenn es um Widerstände aus der Finsternis geht, auch mit Fasten begleitet sein (vgl. Mt 17,21). Wir haben schöne Vorbilder für diese Verstärkung des Gebets bei den Heiligen und Gläubigen des Alten Testaments;[6] wir finden aber das Fasten in Verbindung mit dem Gebet auch als Praxis der Gläubigen im Neuen Testament.[7]

 

 

Das beständige Opfer des Lobes und der Anbetung

 

Eng verbunden mit allen unseren Gebeten sollten immer auch die Danksagung, das Lob und die Anbetung unseres Gottes sein. Im weiteren Sinn wird Lob und Anbetung oft mit zum Gebet gezählt, obwohl „Gebet“ im engeren Sinne das Bitten und Anrufen Gottes um Eingreifen und Hilfe ist. In jedem Fall zeigen uns die vorbildhaften Gebete des Alten wie des Neuen Testaments immer wieder, daß unsere Bitten, wo immer es die Situation zuläßt, gemischt sind sollten mit dem Wohlgeruch des Lobes und der Anbetung.

Und der HERR sprach zu Mose: Nimm dir Spezerei: Harz, Räucherklaue und Galbanum, wohlriechendes Gewürz und reinen Weihrauch, zu gleichen Teilen, und bereite Räucherwerk daraus, nach der Kunst des Salbenbereiters gemischt, gesalzen, rein und heilig. Und zerreibe etwas davon ganz fein und lege etwas davon vor das Zeugnis in die Stiftshütte, wo ich mit dir zusammenkommen will. Das soll euch hochheilig sein. Und was das Räucherwerk betrifft, das du bereiten sollst, so sollt ihr in der gleichen Zusammensetzung für euch selbst keines machen, sondern es soll dir heilig sein für den HERRN. (2Mo 30,34-37)

Wenn wir uns in Lob und Anbetung an Gottes herrliche Wesenszüge erinnern, an Seine Allmacht, Allwissenheit, Güte und Gnade, dann wird unser Herz auf den Herrn hin ausgerichtet, und unser Glaube wird genährt und gestärkt.

Aller Dank, alles Lob und alle Anbetung Gottes kommt durch den Heiligen Geist in unser Herz, und wenn wir dem Ausdruck geben, werden wir zugleich vom Geist Gottes gestärkt am inneren Menschen und mehr und mehr vom Heiligen Geist erfüllt, je mehr wir uns mit dem Herrn und Seiner Herrlichkeit beschäftigen und Ihn groß machen und Seine Herrlichkeiten rühmen.

So sollten Lobgesänge und geistliche Lieder, aber auch gesprochenes Gotteslob und Danksagung und Anbetung, wo immer möglich, die Einleitung und den Ausklang unserer Gebete bestimmen und darf auch mitten in unseren Bitten immer wieder zu Gott aufsteigen. Das ist gewiß kein gesetzliches Schema, aber das Vorbild der Psalmen oder auch des Apostels Paulus legt uns das doch nahe, und das geistliche Verständnis der Beter wird dies bestätigen.

… so laßt auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. (1Pt 2,5)

Durch ihn laßt uns nun Gott beständig ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen! (Hebr 13,15)

 

 

Herr, lehre uns beten!

 

Müssen wir nicht zugeben, daß viele von uns die hier vorgestellte Art von ernstem, geistgeleitetem Gebet zu wenig praktizieren, ja, daß es womöglich manchen Gläubigen ziemlich unbekannt ist? Kann es sein, daß manche Niederlage, die wir im Dienst erlitten haben, manche Verwundung, die uns für einige Zeit außer Gefecht gesetzt hat, auf unsere lückenhafte Waffenrüstung, unser mangelhaftes Gebet und unsere fehlende Wachsamkeit zurückzuführen war?

Weil unser Dienst in der Gemeinde ein geistlicher ist, der ganz auf die Wirkungen Gottes in Christus durch den Geist angewiesen ist und aus eigener Kraft nichts vermag, deshalb muß er ständig von unseren geistgeleiteten Gebeten eingehüllt und getragen sein. Wir vergessen das oft, arbeiten unter dem Druck der Umstände im Fleisch, in eigener Kraft, beten nur noch oberflächlich und wenig – und erleben Hindernisse und Niederlagen.

Wenn der Herr es ist, der das Haus baut, und die Bauleute sich ohne Ihn umsonst mühen (Ps 127,1), dann sollte die wichtigste Tätigkeit der Bauleute das Gebet sein, das den Allmächtigen zum Eingreifen bewegt und die Autorität und Kraft unseres Herrn Jesus Christus zur Wirksamkeit bringt. Wie schwach und ungeübt sind wir in diesen Dingen! „Herr, lehre uns beten!“ (vgl. Lk 11,1).

In der Praxis ist es wichtig, daß wir uns nicht nur persönlich die nötige Zeit nehmen, unseren Dienst im Gebet vorzubereiten, im Gebet zu begleiten und im Gebet auch nachzubereiten, sondern daß wir uns auch im Gebet mit gleichgesinnten geistlichen Gläubigen zusammenschließen, um gemeinsam vor den Thron Gottes zu treten. Darin liegt eine große Kraft und Verheißung:

Weiter sage ich euch: Wenn zwei von euch auf Erden übereinkommen über irgendeine Sache, für die sie bitten wollen, so soll sie ihnen zuteilwerden von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte. (Mt 18,19-20)

Es ist für den Segen und das Gelingen einer Gemeindearbeit von großer Bedeutung, daß es vor Ort oder in befreundeten Gemeinden Gebetskreise reifer Gläubiger gibt, die mit geistlicher Einsicht die Anliegen des Werkes beständig vor den Herrn bringen und auch auf aktuelle Ereignisse rasch mit Fürbitte reagieren. Solche Gebetsunterstützung ist auch für alle überörtlichen Dienste von Lehrern oder Evangelisten wichtig: „Im Übrigen betet für uns, ihr Brüder, damit das Wort des Herrn [ungehindert] läuft und verherrlicht wird, so wie bei euch …“ (2Thess 3,1; vgl. Kol 4,3; 1Thess 5,25; Hebr 13,18).

 

*  *  *

 

Was ich hier niedergeschrieben habe, sind unvollkommene, tastende Gedanken zu einem erhabenen und herrlichen Gegenstand, den wir in diesem Leben sicher nicht völlig ausschöpfen können. Ich bin mir meiner eigenen Schwachheit und meines Versagens gerade auf dem Gebiet des Gebets nur zu bewußt. Und doch hoffe ich, daß diese Ausführungen über Gottes Wort zum Thema „Gebet“ uns Dienern in dem großen Werk der Evangeliumsverkündigung und des Gemeindebaus zum Segen sein können, weil es ja Gottes Wort ist, das wir betrachtet haben, Gottes Wort, das lebendig und wirksam ist in uns.

Letztlich gilt auch für unseren Gebetsdienst, was der Apostel Petrus für allen Dienst in der Gemeinde als geistliche Leitlinie gegeben hat, und das möge der Herr uns auch im Hinblick auf unsere Gebete schenken: „Wenn jemand redet, so [rede er es] als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so [tue er es] aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht wird durch Jesus Christus. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (1Pt 4,10-11).

 

 

 

Literaturhinweise

 

 

Alexander, H. E.: Der Siegesweg. Zürich: Das Haus der Bibel 1950

 

Alexander, H. E.: Manna am Morgen. Romanel-sur-Lausanne: Genfer Bibelgesellschaft 2016

 

Anonym: Der kniende Christ. Frankfurt/M.: Herold Verlag o.J.

 

Bounds, E. M.: Kraft durch Gebet. Frankfurt/M.: Herold Verlag o.J.

 

Peters, Benedikt:  Lasst uns anbeten! Lychen: Daniel Verlag 2007

 

Peters, Benedikt:  Lehre uns beten! Bielefeld: Christliche Literaturverbreitung 2018

 

Rice, John R.: Bitten und empfangen. Frankfurt/M.: Herold Verlag o.J.

 

Van Dooren, L. A. T.: Gebet – lebensnotwendiges Atmen. Frutigen: Trachsel Verlag 1979

 

Spurgeon, C. H.: Betet ohne Unterlaß. Gedanken und Predigten über das Reden mit Gott. Berlin: EVB 1989

 

 

 

Veröffentlicht auf das-wort-der-wahrheit.de Mai – November 2021   ©  Rudolf Ebertshäuser

 

[1] pros-euchomenoi ist ein Partizip Präsens und drückt hier eine andauernde (durative Bedeutung) oder eher noch eine immer wiederholte Handlung aus (iterative Bedeutung).

[2] Dieses Wort findet sich an folgenden Stellen im NT: Mk 3,9; Apg 1,14; 2,42.46; 6,4; 8,13; 10,7; Röm 12,12; 13,6; Kol 4,2.

[3] In bezug auf Gebet erscheint dieses Wort an folgenden Stellen: Lk 18,1; Röm 1,9; 1Kor 1,4; Eph 5,20; Phil 1,4; Kol 1,4; 4,12; 1Thess 1,2; 2Thess 1,3.11; 2,13; Phlm 1,4.

[4] Dieses Wort finden wir im Zusammenhang mit Gebet an folgenden Stellen (in Klammern Stellen mit allgemeiner Bedeutung „wachsam sein“): Mt 24,42; Mt 25,13; (Mt 26,38.40.41); Mk 13,35.37; (Mk 14,34); Mk 14,38; (Lk 12,37); (Apg 20,31); (1Kor 16,13); Kol 4,2; (1Thess 5,6); (1Pt 5,8); (Offb 3,2.3; 16,15).

[5] Dieses Wort finden wir im Zusammenhang mit Gebet an folgenden Stellen: Mk 13,33; Lk 21,36; Eph 6,18; (Hebr 13,17).

[6] Vgl. Ri 20,26; 1Sam 7,6; 2Sam 12,16; 1Kön 21,27; 2Chr 20,3; Esra 8,21-23; Neh 1,4; 9,1; Jer 36,9; Dan 9,3; Joel 1,14; 2,12.15; Jon 3,5.

[7] Vgl. Mt 6,17; Lk 5,35; Apg 13,3; 14,23; 1Kor 7,5; 2Kor 6,5.