1. Zunehmende Bedrängnisse kennzeichnen unsere Zeit

 

Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt.
In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost,
ich habe die Welt überwunden! (Joh 16,33)

Wir Gläubige im Westen erleben zur Zeit zunehmende Bedrängnisse, wie wir sie durch viele Jahrzehnte hindurch nicht gewohnt waren. Nur die Ältesten unter uns können sich noch an die schrecklichen Nöte des Zweiten Weltkriegs erinnern, an Hunger und Bombenhagel, an Trümmer und Leichen in unseren Städten. Die allermeisten von uns lebten ihr ganzes Leben in relativem Frieden und Wohlstand, im Westen unseres Landes auch in politischer Freiheit und verschont vor Verfolgung um des Glaubens willen.

Die gegenwärtige Krise der Corona-Epidemie bringt das erste Mal seit Menschengedenken eine schwer kontrollierbare Seuche, die zahlreiche Menschenleben kostet, in unser Land und zugleich nach ganz Europa. Damit verbunden sind wirtschaftliche und politische Verwerfungen, die wir so nie kannten: Staatlich verordnete Betriebs- und Ladenschließungen, Kontaktverbote und Ausgangssperren, ein Verbot aller gottesdienstlichen Versammlungen. Wir ahnen, daß mit dieser Krise womöglich einige einschneidende Veränderungen in unserer bisherigen Lebensweise verbunden sein könnten.

Wird es einen wirtschaftlichen Niedergang geben, vermehrte Arbeitslosigkeit und Unsicherheit der Beschäftigung? Werden womöglich politische Freiheiten, die wir schätzen, abgebaut, wird autoritäre staatliche Überwachung auch über Corona hinaus verstärkt? Noch können wir nichts Bestimmtes erkennen, aber als gläubige Christen wissen wir, daß wir in den letzten Zeiten vor der Wiederkunft unseres Herrn leben, und daß wir in diesen Zeiten verstärkte Bedrängnisse zu erwarten haben – wirtschaftlich und politisch, gesundheitlich und geistlich. Wir leben in den Zeiten, die unser Herr so geschildert hat:

Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören; habt acht, erschreckt nicht; denn dies alles muß geschehen; aber es ist noch nicht das Ende. Denn ein Heidenvolk wird sich gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden hier und dort Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben geschehen. Dies alles ist der Anfang der Wehen. (Mt 24,6-8)

Als von neuem geborene Gläubige haben wir eine feste, wunderbare Hoffnung, und das ist der wiederkommende Herr Jesus Christus, der uns zu sich entrücken und in die Himmelsherrlichkeit einführen wird. Er ermutigt uns: „Siehe, ich komme bald; halte fest, was du hast, damit [dir] niemand deine Krone nehme!“ (Offb 3,11). So dürfen wir diese Hoffnung im Vertrauen auf Seine Verheißungen festhalten:

Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. (Joh 14,1-3)

… denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet nun einander mit diesen Worten! (1Thess 4,16-18)

Wir wollen mit vermehrter Erwartung auf Ihn harren, nach Ihm Ausschau halten, wenn die endzeitlichen Wehen sich verstärken. Wir wollen hoffen und erwarten, daß Er Seine Gemeinde zu sich holt, bevor die Schrecken des Zorngerichts Gottes, wie es in der Offenbarung beschrieben wird, über diese gerichtsreife Welt ergehen.

 

 

 

2. Unsere Bedrängnisse sind von Gott verordnet

 

… dabei stärkten sie die Seelen der Jünger und ermahnten sie,
unbeirrt im Glauben zu bleiben, und [sagten ihnen,]
daß wir durch viele Bedrängnisse
in das Reich Gottes eingehen müssen. (Apg 14,22)

Auch wenn wir die Hoffnung auf den wiederkommenden Herrn im Herzen festhalten, müssen wir doch nüchtern damit rechnen, daß sich für uns westliche Christen allerlei Bedrängnisse verstärken werden, durch die wir noch hindurch müssen, wenn unser Herr noch etwas verzieht. Bedrängnisse sind „normal“ für einen Christen! Wir dürfen uns durch wirtschaftliche und politische Unsicherheit, durch Krisen und Erschütterungen, durch verstärkten Druck und Verfolgung der wahren Christen nicht verunsichern und ängstigen lassen. Dabei sollten wir uns vor Augen halten, was der Apostel Paulus den bedrängten Gläubigen in Thessalonich schrieb:

Weil wir es nicht länger aushielten, zogen wir es daher vor, allein in Athen zu bleiben, und sandten Timotheus, unseren Bruder, der Gottes Diener und unser Mitarbeiter am Evangelium von Christus ist, damit er euch stärke und euch tröste in eurem Glauben, damit niemand wankend werde in diesen Bedrängnissen; denn ihr wißt selbst, daß wir dazu bestimmt sind. Als wir nämlich bei euch waren, sagten wir euch voraus, daß wir Bedrängnisse erleiden müßten, und so ist es auch gekommen, wie ihr wißt. (1Thess 3,1-4)

Das neutestamentliche griechische Wort für Bedrängnis, thlipsis, bedeutet eigentlich „Druck, Bedrückung“, dann eben auch „Bedrängnis, Drangsal, Trübsal“; als menschliches Gefühl kann es auch „Angst“ bedeuten (so hat Luther es in Joh 16,33 übersetzt: „in der Welt habt ihr Angst“). Es kommt 45mal im Neuen Testament vor – allein das ist schon ein Hinweis, daß Bedrängnis ein keineswegs unwichtiger Teil des christlichen Lebens ist.[1]

 

Bedrängnisse gehören zu unserem Glaubensleben dazu

 

Bedrängnisse sind uns bestimmt – bestimmt von unserem Gott und Vater, der auch sie zu unserem Besten mitwirken lassen will (Röm 8,28). Sie sind für die wahren Kinder Gottes kein blinder Zufall, kein willkürliches Geschick, aber auch keine harte Strafe eines zürnenden Gottes. Sie sind wohl abgewogene Erziehungsmaßnahmen aus der Hand eines liebenden Vaters, der sicherlich auch zuweilen Strenge üben muß, doch immer aus Liebe, immer zu unserem Besten (vgl. Hebr 12,1-11).

Bedrängnisse gehören zum Leben jedes echten Christen dazu; das dürfen wir uns als Trost vor Augen halten, wenn wir sie jetzt vermehrt erleben. Als Kinder Gottes sind wir Fremdlinge und Fremdkörper in dieser Welt; wir erfahren Bedrängnisse durch die Anfeindung dieser Welt, die uns haßt, weil sie unseren Herrn haßt (vgl. Joh 15,18-19; 7,7; 17,14). Das bringt uns Spott und Ausgrenzung, aber auch zunehmend Feindseligkeit und Bedrückung von seiten der ungläubigen Menschen ein. Unser Trost ist Gottes Wort:

Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung erleiden. (2Tim 3,12)

Denn das ist Gnade, wenn jemand aus Gewissenhaftigkeit gegenüber Gott Kränkungen erträgt, indem er zu Unrecht leidet. Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr geduldig Schläge ertragt, weil ihr gesündigt habt? Wenn ihr aber für Gutestun leidet und es geduldig ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt. (1Pt 2,19-21)

Geliebte, laßt euch durch die unter euch entstandene Feuerprobe nicht befremden, als widerführe euch etwas Fremdartiges; sondern in dem Maß, wie ihr Anteil habt an den Leiden des Christus, freut euch, damit ihr euch auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd freuen könnt. Glückselig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens des Christus willen! Denn der Geist der Herrlichkeit, [der Geist] Gottes ruht auf euch; bei ihnen ist er verlästert, bei euch aber verherrlicht. Keiner von euch soll daher als Mörder oder Dieb oder Übeltäter leiden, oder weil er sich in fremde Dinge mischt; wenn er aber als Christ leidet, so soll er sich nicht schämen, sondern er soll Gott verherrlichen in dieser Sache! (1Pt 4,12-16)

Auch die vorbereitenden Gerichte, die über diese Welt ergehen, solange die Gemeinde noch auf Erden ist, betreffen die Kinder Gottes mit; wir erleben Kriege, Wirtschaftskrisen, Erdbeben und Seuchen ebenso wie die ungläubigen Menschen um uns herum – und doch macht Gott einen Unterschied; in all diesen Erschütterungen bewahrt er die Seinen und läßt nicht zu, daß sie davon ernsten geistlichen Schaden erleiden.

In solchen Nöten dürfen wir die wunderbaren Verheißungen des Psalms 91 festhalten und vor unseren Herrn bringen, der für all die Seinen Fels und Burg, Schirm und Schild ist. Das gilt auch für die Corona-Seuche (vgl. meinen Beitrag Die weltweite Corona-Krise im Licht von Gottes Wort).

Wer unter dem Schirm (w. im Verborgenen) des Höchsten sitzt, der bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen. Ich sage zu dem HERRN: Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich traue! Ja, er wird dich retten vor der Schlinge des Vogelstellers und vor der verderblichen Pest; er wird dich mit seinen Fittichen decken, und unter seinen Flügeln wirst du dich bergen; seine Treue ist Schirm und Schild. Du brauchst dich nicht zu fürchten vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der bei Tag fliegt, vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag verderbt. (Ps 91,1-6)

Auch wenn es für uns Kinder Gottes bisweilen notwendig ist, Nöte und Führungen Gottes einfach kindlich und ergeben anzunehmen, ohne über sie nachzugrübeln, so läßt uns Gottes Wort doch nicht im Dunkeln darüber, daß unser Gott und Vater Seine guten Gründe hat, wenn Er uns Bedrängnisse bestimmt. Er möchte, daß wir Einsicht in Seine Wege haben und sie in dem Wissen annehmen, daß sie Seiner weisen Führung und Seinen Gedanken über uns entsprechen. So möchten wir versuchen, solche Gründe für unsere Drangsale aus Gottes Wort zu erfahren.

 

Bedrängnisse dienen zu unserer Zubereitung
für die kommende Herrlichkeit und das Reich Gottes

 

Ein ganz wichtiger Gesichtspunkt ist: Unsere Bedrängnisse hier in diesem kurzen Erdenleben haben einen Bezug zu unserer herrlichen Berufung, in der kommenden Weltzeit die Herrlichkeit des Himmels und das Reich des Messias mit zu erben. Das wird in Apostelgeschichte 14 deutlich, wo Paulus und Barnabas die Gläubigen ermahnen, „daß wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen“ (Apg 14,22).

Ja, jeder wahre Gläubige wird einmal eine Rolle als königlicher Mitregent des Königs Jesus Christus und als Priester in dem kommenden irdischen Reich des Messias spielen, und für diese Aufgabe müssen wir zubereitet werden. Von unserer herrlichen Berufung als Könige und Priester sprechen die 24 Ältesten vor dem Thron Gottes in der Offenbarung, die ein Bild für die erlöste Gemeinde sind:

Und sie sangen ein neues Lied, indem sie sprachen: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft mit deinem Blut aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen, und hast uns zu Königen und Priestern gemacht für unseren Gott, und wir werden herrschen auf Erden. (Offb 5,9-10)

Doch wir lesen auch an anderer Stelle von dieser ehrfurchtgebietenden Aufgabe, daß wir einmal über die Menschen im Friedensreich des Messias richten und sie in Seinem Auftrag regieren werden:

Wißt ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun durch euch die Welt gerichtet werden soll, seid ihr dann unwürdig, über die allergeringsten Dinge zu entscheiden? Wißt ihr nicht, daß wir Engel richten werden? Wie viel mehr die Angelegenheiten dieses Lebens? (1Kor 6,2-3)

Und wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Vollmacht geben über die Heidenvölker, und er wird sie mit einem eisernen Stab weiden, wie man irdene Gefäße zerschlägt, wie auch ich es von meinem Vater empfangen habe; und ich werde ihm den Morgenstern geben. (Offb 2,26-28)

Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, so wie auch ich überwunden habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe. (Offb 3,21)

Für eine solche ernste und verantwortungsvolle Aufgabe müssen wir Kinder Gottes erzieherisch zubereitet werden. Dabei ist es Gott sehr wichtig, daß wir gelernt haben, uns selbst zu richten und zu beugen über unseren Sünden und unserem Versagen und daß wir Gerechtigkeit zu üben gelernt haben; ebenso wichtig ist es aber, daß wir in diesem Leben durch allerlei Bedrängnisse geläutert wurden und gelernt haben, unser Vertrauen ganz auf Gott zu setzen statt auf uns selbst. Wir müssen erniedrigt und durch mancherlei Leiden gedemütigt werden, wir müssen „unten durchgehen“ und uns als die Geringsten, als kraftlos und machtlos erleben, bevor uns Gott erhöhen kann, bevor Er uns Macht über andere geben kann.

Diesen Grundsatz in Gottes Wegen sehen wir übrigens auch in der Lebensführung mancher Männer Gottes aus der Bibel sehr deutlich. Was mußte Joseph alles erleiden, bevor er als Stellvertreter des Pharao Macht über ganz Ägypten bekam! Und Mose – wie lange und sorgfältig wurde er in der Schule der Demütigungen und Erniedrigungen zubereitet, bevor ihm Gott die Führung Seines Volkes anvertraute! Auch bei David, der wie Joseph und Mose ein Vorbild auf Christus ist, sehen wir sehr deutlich, welche Leiden der Verfolgung, der Erniedrigung und Bedrängnis er durchleben mußte, bevor ihn Gott auf den Thron Israels setzte.

Ja, auch unser herrlicher Herr Jesus, der als Mensch vollkommen und sündlos war, müßte erniedrigt werden, seinen Weg in Armut, Knechtsgestalt und unter vielerlei Bedrängnissen der Verfolgung, des Spotts und der Verachtung gehen, bevor Er erhöht wurde. Wieviel mehr müssen wir als künftige Miterben und Mitregenten durch Bedrängnisse in Gottes Leidensschule zubereitet werden, damit wir einmal in der rechten Weise als Beautragte des Christus Macht ausüben und Recht sprechen können!

Wenn wir aber Kinder sind, so sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes und Miterben des Christus; wenn wir wirklich mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm verherrlicht werden. Denn ich bin überzeugt, daß die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. (Röm 8,17-18)

Glaubwürdig ist das Wort: Wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben; wenn wir standhaft ausharren, so werden wir mitherrschen … (2Tim 2,11-12)

Dieser Gesichtspunkt sollte uns trösten und still machen vor unserem Gott, wenn wir manchmal angesichts gewisser Nöte und schwieriger Führungen in unserem Leben versucht sind, Gott Vorwürfe zu machen oder Seine Wege anzuzweifeln. Wir wissen nicht, was Gott uns in der kommenden Weltzeit noch anvertrauen wird und weshalb wir manche besondere Schule durchlaufen müssen – aber unser gütiger Gott weiß es, und Er handelt nicht willkürlich, sondern wohlüberlegt in allem, was er uns bestimmt hat.

 

Bedrängnisse läutern unseren Glauben und lehren uns Standhaftigkeit

 

Einen weiteren Gesichtspunkt in bezug auf den göttlichen Sinn unserer Bedrängnisse können wir aus Gottes Wort deutlich erkennen. Wenn wir unter Druck kommen, wenn wir in allerlei Nöten und Schwierigkeiten sind, dann werden die Schwachstellen unseres Glaubenslebens offenbar, dann offenbaren sich verborgene Fehlhaltungen unseres Herzens gegenüber Gott und unseren Mitmenschen.

Das gibt uns Gelegenheit, uns vor dem Herrn zu beugen, Ihn um Veränderung zu bitten, in Seiner Schule geläutert und gereinigt zu werden. So tragen Bedrängnisse zu dem großen Ziel Gottes in unserem Leben bei, daß wir in das Ebenbild Seines Sohnes hineingestaltet werden (vgl. Röm 8,28-29; Gal 4,19).

Dann werdet ihr euch jubelnd freuen, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es sein muß, traurig seid in mancherlei Anfechtungen [od. Prüfungen], damit die Bewährung eures Glaubens (der viel kostbarer ist als das vergängliche Gold, das doch durchs Feuer erprobt wird) Lob, Ehre und Herrlichkeit zur Folge habe bei der Offenbarung Jesu Christi. (1Pt 1,6-7)

Gott will, daß wir in unserem Glauben von den Schlacken der Selbstsucht, des Eigenlebens, von Sünden und allen unreinen Beimischungen geläutert werden, und dazu gebraucht Er nicht zuletzt die Bedrängnisse, die wir erleiden müssen.

Da nun Christus für uns im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung; denn wer im Fleisch gelitten hat, der hat mit der Sünde abgeschlossen, um die noch verbleibende Zeit im Fleisch nicht mehr den Lüsten der Menschen zu leben, sondern dem Willen Gottes. (1Pt 4,1-2)

Von solchen Nöten gilt, was wir im Hebräerbrief über die gütigen Erziehungsabsichten unseres himmlischen Vaters lesen.

Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde und habt das Trostwort vergessen, das zu euch als zu Söhnen spricht: »Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung (od. Erziehung, Unterweisung) des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst! Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.« Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, an der sie alle Anteil bekommen haben, so seid ihr ja unecht und keine Söhne!

Zudem hatten wir ja unsere leiblichen Väter als Erzieher und scheuten uns vor ihnen; sollten wir uns da nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und leben? Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt, so wie es ihnen richtig erschien; er aber zu unserem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden. Alle Züchtigung aber scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen; danach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind. (Hebr 12,9-10)

Deshalb sollten wir solche Bedrängnisse, die Gott uns sendet, auch aus Seiner Hand annehmen und uns Ihm anvertrauen in solchen Nöten, mit der Bitte, daß er dadurch Sein läuterndes, zubereitendes Werk in uns tun möge. Zugleich dürfen wir auch bitten, daß Er die Not erträglich macht und uns einen gnädigen Ausgang aus ihr gewährt (vgl. 1Kor 10,13). Dann dürfen wir wissen, daß solche erzieherischen Erfahrungen unsren Glauben stärken und reinigen und uns wirklich zum besten dienen, indem sie uns näher zum Herrn hin führen.

Meine Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen (od. Prüfungen) geratet, da ihr ja wißt, daß die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. Das standhafte Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen (od. ausgereift) und vollständig seid und es euch an nichts mangelt. (Jak 1,2-4)

 

Bedrängnisse geben unserem Herrn Gelegenheit,
sich als Retter der Seinen zu offenbaren und zu verherrlichen

 

Schließlich wollen wir noch einen Punkt festhalten: Gott führt uns auch in allerlei Bedrängnisse, damit Er uns erkennen läßt, wie treu und stark Er ist, und wie wunderbar Er die Seinen in allen Nöten und Schwierigkeiten bewahren und durchtragen kann. Das dient zu Seiner Verherrlichung; Gott erweist sich als weise und treu, als allmächtig und souverän, indem Er die notvollen Lagen zum Guten hinausführt, in die Seine Kinder geraten.

Und nun, so spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehst, so will ich bei dir sein, und wenn durch Ströme, so sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du durchs Feuer gehst, sollst du nicht versengt werden, und die Flamme soll dich nicht verbrennen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Erretter! (Jes 43,1-3)

Die Not lehrt uns beten und ernstlich zu dem Herrn zu rufen. In der Bedrängnis lernen wir unseren Gott tiefer und besser kennen als in Zeiten des Wohlergehens. Unser Glaube wird gestärkt durch die wiederholte Erfahrung, wie unser treuer Retter uns durchgeholfen hat und alle Umstände zum Guten gewendet hat. Wir werden durch solche erlebte Durchhilfe (hoffentlich) dankbarer, demütiger und zuversichtlicher; wir lernen unseren Vater-Gott und unseren Herrn und Retter Jesus Christus besser kennen. Diese wunderbare Erfahrung bezeugt uns schon David:

Ich will dich von Herzen lieben, o HERR, meine Stärke! Der HERR ist mein Fels, meine Burg und mein Retter; mein Gott ist mein Fels, in dem ich mich berge, mein Schild und das Horn meines Heils, meine sichere Festung. Den HERRN, den Hochgelobten, rief ich an — und ich wurde von meinen Feinden errettet! Die Fesseln des Todes umfingen mich, die Ströme Belials schreckten mich; die Fesseln des Totenreiches umschlangen mich, es ereilten mich die Fallstricke des Todes. In meiner Bedrängnis rief ich den HERRN an und schrie zu meinem Gott; er hörte meine Stimme in seinem Tempel, mein Schreien vor ihm drang zu seinen Ohren. (Ps 18,2-7)

Das führt uns dazu, daß wir Gott preisen und ehren, daß wir Sein Lob erklingen lassen, was Ihm wohlgefällig ist und Ihn verherrlicht.

Ich will den HERRN preisen allezeit, sein Lob soll immerzu in meinem Mund sein. Meine Seele rühme sich des HERRN; die Elenden sollen es hören und sich freuen. Erhebt mit mir den HERRN, und laßt uns miteinander seinen Namen erhöhen! Als ich den HERRN suchte, antwortete er mir und rettete mich aus allen meinen Ängsten. Die auf ihn blicken, werden strahlen, und ihr Angesicht wird nicht beschämt. Als dieser Elende rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten. Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er rettet sie. Schmeckt und seht, wie freundlich der HERR ist; wohl dem, der auf ihn traut! (Ps 34,2-9)

Diese Erfahrung der Durchhilfe in Bedrängnissen finden wir auch im Neuen Testament vielfältig bezeugt; wir wollen hier nur den Apostel Paulus zu Wort kommen lassen, der am Ende seines an Anfechtungen und Nöten reichen Lebens seinem Gefährten Timotheus und uns bezeugen kann:

Du aber bist mir nachgefolgt in der Lehre, in der Lebensführung, im Vorsatz, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, im standhaften Ausharren, in den Verfolgungen, in den Leiden, wie sie mir in Antiochia, in Ikonium und Lystra widerfahren sind. Solche Verfolgungen habe ich ertragen, und aus allen hat mich der Herr gerettet! (2Tm 3,10-11)

Bei meiner ersten Verteidigung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich; es werde ihnen nicht angerechnet! Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Verkündigung völlig ausgerichtet würde und alle Heiden sie hören könnten; und so wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen. Der Herr wird mich auch von jedem boshaften Werk erlösen und mich in sein himmlisches Reich retten. Ihm sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (2Tim 4,16-18)

 

 

 
3. In allen Bedrängnissen überwinden!

 

Seid fröhlich in Hoffnung,
in Bedrängnis haltet stand,
seid beharrlich im Gebet! (Röm 12,12)

Es könnte durchaus sein, daß Gott uns westlichen Christen auch deshalb Krisen, Erschütterungen und vermehrte Bedrängnisse sendet, damit wir, die wir in gewisser Weise durch unser äußerliches Wohlergehen verwöhnt und geistlich schwach geworden sind, wieder neu stark werden im Glauben und lernen, zu überwinden. Das können wir nämlich nur inmitten von Schwierigkeiten und Prüfungen lernen!

Aber nicht nur das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, weil wir wissen, daß die Bedrängnis standhaftes Ausharren bewirkt, das standhafte Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist. (Röm 5,3-5)

So wollen wir uns nicht entmutigen und niederdrücken lassen, wenn wir vermehrte Schwierigkeiten wirtschaftlicher, politischer, gesundheitlicher und geistlicher Art auf uns zukommen sehen. Wir wollen uns nicht durch Sorgen und Ängste verunsichern und belasten lassen, sondern lernen, alle unsere Sorgen auf unseren Herrn zu werfen, denn Er sorgt für uns (vgl. 1Pt 5,7; Phil 4,6-7)! Wenn Gott für uns ist – wer oder was kann uns dann überwältigen? Was könnte uns schaden? Wir sind berufen, in dem allem zu überwinden, wie wir es geschrieben finden:

Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken? (…) Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir geachtet!«

Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. (Röm 8,31-39)

So wollen wir Gott bitten, daß Er uns stark macht im Glauben und uns zu Überwindern macht, daß Er uns in den verschiedenen Prüfungen, die uns treffen mögen, den Sieg schenkt, wie Er es verheißen hat.

Ich habe euch geschrieben, ihr jungen Männer, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt. (1Joh 2,14)

Kinder, ihr seid aus Gott und habt jene überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist. (1Joh 4,4)

Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1Joh 5,4)

In dem Ganzen wollen wir bedenken, daß auf uns, die wir hier in manchen Kämpfen und Nöten stehen, ein herrliches himmlisches Erbteil und ein ewiger Lohn warten.

Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben. (Jak 1,12)

Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Von nun an liegt für mich die Krone (od. der Siegeskranz) der Gerechtigkeit bereit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag zuerkennen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb gewonnen haben. (2Tim 4,7-8)

Denn unsere Bedrängnis, die schnell vorübergehend und leicht ist, verschafft uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. (2Kor 4,17-18)

Möge unser treuer Gott und Vater uns alle erwecken, zubereiten, stärken im Hinblick auf das nahe Kommen unseres Herrn!

 

 

Veröffentlicht auf Das-Wort-der-Wahrheit.de am 3. April 2020   © Rudolf Ebertshäuser

 

[1] Wer ein Bibelstudium machen will, hier die Vorkommnisse von thlipsis, das nicht immer mit „Bedrängnis“ übersetzt wird: Mt 13,21; 24,9.21.29; Mk 4,17; 13,19.24; Joh 16,21.33; Apg 7,10.11; 11,19; 14,22; 20,23; Röm 2,9; 5,3 (2x); 8,35; 12,12; 1Kor 7,28; 2Kor 1,4 (2x); 1,8; 2,4; 4,17; 6,4; 7,4; 8,2.13; Eph 3,13; Phil 1,16; 4,14; Kol 1,24; 1Thess 1,6; 3,3.7; 2Thess 1,4.6; Hebr 10,33; Jak 1,27; Offb 1,9; 2,9.10.22; 7,14.