Einer der Referenten auf der von dem Werk Grace to you in der Grace Community Church Sun Valley veranstalteten Strange Fire-Konferenz (16.-18. Oktober) ist der afrikanische Prediger Conrad Mbewe. In einem Blogbeitrag erläutert er sehr interessante Hintergründe zu dem außerordentlich raschen Wachstum extremcharismatischer Strömungen in Afrika.

Er bestätigt damit die Beobachtung, daß der wichtigste Grund für die sehr offene Aufnahme charismatischer Lehren und Praktiken unter Afrikanern deren enge Übereinstimmung mit der animistisch-magischen Weltanschauung der afrikanischen Stämme ist. Im Grunde verschmelzen die falschen Lehren und Praktiken der Charismatiker mit den wohlvertrauten Ansichten und Gewohnheiten der animistischen Stammesreligionen, und diese letztlich heidnische Mischreligion hat eine enorme Anziehungskraft.
 
In dem Buch Die Pfingst- und Charismatische Bewegung wird versucht, die Bedeutung der teilweise offen häretischen charismatischen „Geistkirchen“ darzustellen; vieles davon trifft auch auf andere charismatische Strömungen in Afrika zu, die eine enge Verwandtschaft zueinander aufweisen:

„Eine zunehmend wichtige Rolle spielen die besonders schnell wachsenden unabhängigen charismatischen Gemeindeströmungen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Sie wurden größtenteils von einheimischen „Aposteln“ und „Propheten“ gegründet und haben nach dem charismatischen Statistiker David Barrett über 200 Millionen Anhänger; sie stellen damit die stärkste Kraft unter den insgesamt auf etwa 520 Millionen geschätzten charismatischen Christen dar. Das ist aufschlußreich, weil die Masse dieser „charismatischen Christen“ in Wahrheit zu Sekten gehören, die die biblische Lehre an wichtigen Punkten verleugnen und ernste Irrlehren vertreten. Manche wie etwa die Kimbanguisten (Kongo), verehren ihren Gründer als „Erlöser“ und „Verkörperung des Heiligen Geistes“; fast alle vermischen magische Praktiken, Animismus und Schamanismus mit „christlichen“ Elementen.

Früher wurden diese synkretistischen (religionsvermischenden) Eingeborenensekten der weltweiten charismatischen Bewegung meist nicht zugerechnet, aber unter dem Einfluß ökumenischer und bibelkritischer Führer werden sie nun als „charismatische Christen“ bezeichnet – immerhin praktizieren sie ja neben Zauberei und Götzendienst auch die klassischen „Geistesgaben“ wie Zungenreden, Wunderheilungen, Weissagungen und fallen wie die Pfingstler oft in Trance und Ekstase. Und für viele Befürworter der „Gemeindewachstums“welle, die Wachstum um jeden Preis anstrebt, ist das der traditionellen Religion („Kultur“) angepaßte („kontextualisierte“) Modell dieser Bewegungen geradezu die Zukunftsperspektive für die Pfingst- und Charismatische Bewegung.“ (Zitat aus R. Ebertshäuser: Die Pfingst- und Charismatische Bewegung. Eine biblische Orientierung. S. 162-163)

 
Im folgenden wollen wir nun die deutsche Übersetzung des Beitrages von Bruder Mbewe veröffentlichen.
 
 

Warum boomt die charismatische Bewegung in Afrika?

 
Conrad Mbewe

 
Conrad Mbewe ist Pastor der Kabwata Baptist Church in Zambia, Afrika. Er ist einer der Hauptsprecher der Strange Fire Konferenz im Oktober 2013.

 
 
Ich denke, dass die charismatische Bewegung in Afrika sich wie ein wildes Buschfeuer ausbreitet, hat seinen Grund darin, dass die afrikanische religiöse Weltanschauung nicht in Frage gestellt, sondern einfach übernommen wird. Afrikanische Religiosität wird einfach in Bibelverse und christliche Begriffe gekleidet, obwohl diese etwas völlig anderes bedeuten.

 
 
Die spiritistische Weltanschauung Afrikas

 
Lassen Sie mich erklären, was ich meine. Die spiritistische Weltanschauung Afrikas hat vier Säulen:
 
1. Gott
2. Engel und Dämonen
3. Ahnengeister
4. der Mensch
 
Aufgrund dieser Realität stellen Afrikaner die Existenz Gottes nicht in Frage, wie viele Menschen es in der westlichen Welt tun. Der wahre Gott ist gegenwärtig. Er ist der Schöpfer und höchster Herrscher und Erhalter des gesamten Universums. In der afrikanischen spiritistischen Weltanschauung ist Gott jedoch sehr weit entfernt. Zwischen ihm und dem Menschen liegen zwei Ebenen in der geistigen Welt.
 
Die eine Ebene ist die der Engel und Dämonen (böse Engel), und die andere ist die der Geister der Verstorbenen, die dem Menschen näher ist. Folglich können die Segnungen des liebevollen und fürsorglichen Gottes den Menschen nicht erreichen, es sei denn, dass die geistigen Wesen, die in den zwei Ebenen zwischen Gott und Mensch stehen, zufriedengestellt werden. Daher ist es wichtig, die Ahnengeister zufriedenzustellen und die Dämonen zu besiegen. Nur auf diese Weise kann der Segen Gottes auf den Menschen kommen.
 
In dieser Hinsicht spielen afrikanische Zauberer eine Rolle. Sie sind die Menschen mit einer geheimnisvollen Macht, die Mächte in den beiden geistigen Ebenen in die Schranken zu weisen. Sie sagen uns, was wir tun müssen, um die Geister der Ahnen zu besänftigen. Sie streiten an unserer Stelle auch mit den Dämonen durch Trance, Tanz und Weihrauch.
 
Wenn eine Person krank wird, keine Arbeit bekommt, keine Ehefrau findet oder keine Kinder bekommen kann, kein Erfolg im Geschäftsleben hat usw., dann geht diese Person zum Zauberer, der alleine die Fähigkeit besitzt, in die geistige Welt zu schauen. Ihm wird gesagt, dass ihn entweder der Geist einer verstorbenen Person oder ein böser Geist plagt. Manchmal ist es auch eine lebende Person. Der Grund, warum ein Zauberer Einfluss auf dein Leben nehmen kann, ist, dass er Zugang zu diesen beiden Ebenen (Ahnengeister/böse Geister) hat. Mit Hilfe des Zauberers kann eine Person diese Geister entmachten, damit der Segen Gottes wieder im Leben eines Menschen fließen kann.
 
Was auch immer sich ereignen mag, die Macht des Zauberers kann die Wahrheit nicht erklären; vielmehr handelt es sich um irrationale Hirngespinste. Der Zauberer beherrscht das allgemeine Denken durch seine gespenstische Geheimniskrämerei und seine Fähigkeit, dich um den Verstand zubringen und dich sodann als befreit zu erklären. Natürlich tut er dies nicht, weil er es gut mit dir meint. Für diesen Dienst musst du bezahlen.

 
 
Zusammenfassendes Urteil über die charismatische Bewegung

 
Die moderne charismatische Bewegung in Afrika hat praktisch das gesamte irreführende Weltbild afrikanischer Religiosität übernommen und in Bibelverse und christliche Begriffe gekleidet. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Ebenen der Ahnengeister und der bösen Geister jetzt zu einem Mischmasch von Verwirrung geworden ist.
 
Aus diesem Grund gilt der Unsinn als allgemein anerkannt, dass Dämonen zu spiritistischen Ehemännern oder Ehefrauen werden und Ehen zerstören. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Irrlehre der Generationenflüche so populär geworden ist. Im afrikanischen Verständnis ist es möglich, dass Unglück von den Verstorbenen auf die Lebenden übergehen kann.
 
In den charismatischen Kreisen Afrikas hat der „Mann Gottes“ [der „Gesalbte“] die Rolle des Zauberers eingenommen. Er ist derjenige, der mit geheimnisvoller Macht umgeben ist und der die beiden Ebenen der Geister durchbrechen kann, was dem normalen Sterblichen unmöglich ist. Wenn der Segen trotz unserer Gebete nicht fließt, nehmen wir eine eine Abkürzung und gehen in eine Gemeinde, wo wir Hilfe erwarten. Dies erklärt den Zulauf in diesen Kreisen.
 
Die Massen erwarten nicht einen Prediger, der ihnen den Weg der Vergebung vor Gott erklärt. Nein! Sie wollen, dass der „Mann Gottes“ für sie betet. Dies erklärt auch, warum die „Männer Gottes“ eine so große Rolle im Denken der Charismatiker spielen. Im Evangelikalismus früherer Tage waren „Männer Gottes“ in erster Linie damit betraut, das Wort Gottes zu verkündigen, aber aus charismatischer Sicht sind es in erster Linie Priester, die das innere Heiligtum betreten, um den Menschen Segnungen zu bringen.
 
Dies erklärt auch, warum die Antworten dieser „Männer Gottes“ auf fast alle Probleme „Befreiung“ oder „Durchbruch“ sind. Gottes Segen muss die geistigen Ebenen durchbrechen, um den Menschen zu erreichen. Die Gebete des „Mannes Gottes“ werden Befreiung schaffen, weil er durch eine Gebetsnacht den Durchbruch schafft. „Befreiung“ und „Durchbruch“ sind die Schlüsselbegriffe dieser Bewegung.
 
Dies erklärt ferner, dass Gebet in der charismatischen Bewegung Afrikas ein Kampf ist. Tatsächlich werden betende Charismatiker als „Gebetskrieger“ bezeichnet. Obgleich sie sich an Gott wenden, richten sie ihre Aufmerksamkeit sehr schnell von Gott weg, um mit ihren bloßen Händen gegen die Geister in der unsichtbaren Welt zu kämpfen.  Dies hört sich fast immer so an: „Wir binden jeden unreinen Geist in Jesu Namen! Wir setzen den Geist frei, der jedes Joch in Jesu Namen zerbricht!“
 
Diese „Gebetskrieger“ schreien aus voller Stimme und singen den Namen Jesu. Sie kommen ins Schwitzen, wenn sie sich in den Kampf mit diesen Geistern einlassen, da sie jeden Muskel anspannen, bis sie den Sieg errungen haben (so denken sie). Erst dann, wenn sie den Durchbruch geschafft haben, kann der Segen Gottes fließen. Dies ist nichts weiter als die religiöse Tradition Afrikas unter dem Deckmantel des Christentums.
 
Beachten Sie ferner, dass Lehre nicht unbedingt eine Stärke der charismatischen Bewegung in Afrika ist. Ihre Vertreter überleben mit Hilfe einiger immer wiederkehrender Verse wie „durch seine Wunden sind wir geheilt“ oder „wir sind nicht der Schwanz, sondern der Kopf“, usw. Es gibt überhaupt keine Anstrengungen, die Schrift gründlich auszulegen. Vielmehr werden Phrasen wiederholt und Menschen in eine Art Trance versetzt, wie die Zauberer es tun; damit beherrschen sie das Denken der meisten Menschen. Die Leute lieben dies und beten darum! Die „Männer Gottes“ werden dadurch steinreich, während die Massen zu ihnen strömen.

 
 
Das ist nicht das Christentum

 
Was mir Sorgen bereitet, ist, dass all dies so offenkundig ist und die Menschen es dennoch nicht erkennen. Oder, sollten sie es erkennen, warum werden die Christen nicht davor gewarnt. Weil viele das Bad in der Masse lieben, haben sie es zugelassen, dass die traditionelle afrikanische Religion durch die Hintertür(e) in die Gemeinde gekommen ist. Die Wahrheit ist ein Opfer dieser Entwicklung geworden. Aus diesem Grunde freue ich mich nicht über den Zuwachs von Gemeinden oder Diensten unter diesem Banner.
 
Wir müssen unsere warnende Stimme unter Christen erheben. Ich weiß, dass Charismatiker Gemeinden füllen und Massen anziehen. Aber dies ist nicht wahres Christentum. Es führt nicht in den Himmel. Es liegt lediglich ein schwacher christlicher Schein auf all diesem Treiben. Die afrikanische Religiosität wurde nicht durch das Christentum ersetzt.
 
Viele Afrikaner haben mit der Bibel in der Hand den christlichen Glauben verraten. Dies ist sehr traurig. Die Bibel lehrt nicht, dass Gott dem Menschen so fern ist, dass er ihn nur dann segnen oder einen Durchbruch schenken kann, wenn ein Bevollmächtigter auf der Bühne erscheint. Nein! Die Bibel spricht von einem Gott, der uns nahe ist. Die einzige Barriere, die uns von Gott trennt, ist unsere Sünde; und Jesus hat das Sündenproblem am Kreuz für uns gelöst.
 
Hören Sie! Engel und Dämonen existieren, aber sie sind keine unantastbaren geistigen Wesen, die eine Person mit einer Salbung zum Durchbruch erforderlich macht, bevor ein Christ Gottes Segen empfangen kann. Es handelt sich lediglich um Wesen, die entweder die Befehle Gottes oder des Teufels ausführen. Sie können sich nicht zwischen uns und Gott stellen.
 
Letztlich brauchen wir keine „Männer Gottes“, die uns jeden Sonntag die Hände auflegen, damit wir Gottes Segen empfangen. Es gibt nur einen Mittler zwischen Gott und uns – das ist der Mensch Jesus Christus. Alle anderen müssen als Betrüger abgelehnt werden und verdienen nur Abscheu.
 
 
Conrad Mbewe, Why Is the Charismatic Movement Thriving in Africa?
http://www.gty.org/Blog/B130724
 
 
Leicht gekürzte Übersetzung aus dem Englischen von Georg Walter. Veröffentlicht auf http://distomos.blogspot.de/
 

 
Rudolf Ebertshäuser    14. 10. 2013    das-wort-der-wahrheit.de   
 

 
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Charismatik in der Endzeit