Das „Jahr der Stille“ 2010 geht dem Ende zu. Aber der verführerische Einfluß, den es ausgelöst hat, die Förderung unbiblischer Mystik und Meditationsmethoden, wird weiter seine Kreise ziehen. In einer ganzen Anzahl von Gemeinden wurde während dieses Jahres im Rahmen einer Kampagne „40 Tage Gott erleben“ ein Buch gelesen, das in Zusammenarbeit mit „Kirche mit Vision“ von Klaus-Günter Pache, einem Pastor einer großen pfingstlerischen Gemeinde in Bremen, und von Elke Werner, der Frau von Roland Werner, verfaßt wurde: „Stille – dem begegnen, der alle Sehnsucht stillt“ (R. Brockhaus 2. Aufl. 2009). Aus diesem Buch wollen wir noch einmal einige Punkte hervorheben, die uns zeigen, welche Irreführungen hier unter dem Motto „Gott in der Stille begegnen“ verbreitet wurden.

* Die Sündhaftigkeit und Verdorbenheit des natürlichen Menschen wird geleugnet. Stattdessen wird behauptet: „Wir spüren in uns eine Sehnsucht nach der Transzendenz, nach der Wirklichkeit Gottes“ (16). Die mystische Suche nach der „Gegenwart Gottes“ wird auch Ungläubigen empfohlen, ohne sie auf Umkehr und Glauben an Christus hinzuweisen: „In seiner Gegenwart, an diesem heiligen Ort der Nähe Gottes, erhält unser Leben eine neue Richtung. Vielleicht kenne Sie Gott noch gar nicht. Aber sie spüren diese Sehnsucht nach mehr. Nach Ruhe im Herzen. Nach Geborgenheit. (…) Dann sollten Sie sich aufmachen, Gott zu suchen. Dieses Buch möchte Ihnen dabei helfen“ (17). Außerdem werden pantheistische Schwindeleien verbreitet: „Gottes Gegenwart offenbart sich in dieser Welt: im Flug des Bussards, in der sanften Brise und dem wohltuenden Sommerregen, in der Urgewalt einer Sturmflut, in Beethovens fünftem Klavierkonzert, in einem Kind, das im Sand spielt, in einer Frau, der der Wind durchs lange Haar streicht, in dem ersten Grün nach einem langen Winter“ (126/127).

* Immer wieder werden die Leser aufgefordert, „sich neu auf das Abenteuer des Hörens auf Gott einzulassen“. „Sie werden überrascht sein, wie klar Gott redet, und wie spannend das ist“ (18). Dabei ist wohlgemerkt nicht das Reden Gottes in der Bibel gemeint, sondern das Hören auf eine mystische Stimme Gottes in der meditativen Stille. „Beten bedeutet, ganz langsam über diesen Lärm hinwegzugehen und allmählich wieder seine Stimme zu hören. Diese sanfte und so tief gehende Stimme Gottes, die mich ‚geliebtes Kind’ nennt“ (27). Auch ein Zitat des mystisch beeinflußten Philosophen Kierkegaard unterstreicht diese unbiblische Haltung: „Beten heißt nicht: sich selbst reden hören. Beten heißt: Stille werden und Stillesein und Hören, bis der Betende Gott hört“ (28). „Fragen Sie doch einmal bei Gott nach, ob er Ihnen etwas sagen will! Er möchte, dass Sie ihn entdecken, ihm ganz neu zuhören. Unsere Aufgabe ist es allein, Gott die Erlaubnis zu geben, zu uns zu reden (…) Vielleicht träumen Sie auch etwas. Schreiben Sie es gleich nach dem Aufwachen auf“ (85/86).

* Elke Werner empfiehlt offenherzig das Hören auf charismatische prophetische „Botschaften von Gott“ und stellt dazu die radikal-mystische Irrströmung der Quäker als Vorbild hin: „Aber wann sitzen wir als Gemeinde einfach da und hören, was Gott uns sagen will? Die Gemeinden der Quäker feiern ihre Gottesdienste in genau dieser Wiese, daß jeder still ist und wartet, ob und zu wem Gott redet. Diese Person spricht dann das aus, was sie von Gott empfangen hat“ (101). Ihre Beispiele zeigen, wie stark der „Christus-Treff“ charismatisch durchsäuert ist: „Im Christus-Treff Marburg gibt es immer wieder im Gottesdienst die Gelegenheit, solche prophetischen Eindrücke zu äußern. (…) Das prophetische Reden ist ein wichtiger Bestandteil des gemeindlichen Lebens“ (103). Sie stellt die extremcharismatische „Missionarin“ Jackie Pullinger als Vorbild hin: „Jackie hatte das leise Reden Gottes gehört …“ (107). Werner erzählt auch, wie eine afrikanische Frau, für die sie betet, zittert und auf Englisch in Sprachen redet und kommentiert: „Ich mußte lachen. Hier hatte anscheinend der Heilige Geist jemandem ein Pfingsterlebnis geschenkt“ (188). Sie empfiehlt auch, nach Pfingstlerart Kranke durch Handauflegen zu heilen (193).

* Mehrfach wird das mystische „Herzensgebet“ der orthodoxen Ostkirche empfohlen: „Achten Sie auf Ihren Atemrhythmus. (…) Sie atmen gleichmäßig und entspannt. Dabei sprechen Sie in ihrem Herzen beim Einatmen „Jesus“, und beim Ausatmen „Christus“. Versuchen Sie das doch einfach einmal für einige Minuten“ (18). „Nehmen Sie sich heute noch einmal Zeit für das Herzensgebet. Beim Einatmen können Sie sagen „Jesus Christus“, und beim Ausatmen: „Hier bin ich“. Achten Sie darauf, dass Sie gleichmäßig atmen und Ihre Gedanken auf die Worte beschränken, die Sie innerlich sprechen“ (23).

* Es wird empfohlen, einen mystischen anderen Jesus zu visualisieren: „Schauen Sie nicht auf die Umstände, schauen Sie auf Jesus. Schauen Sie in sein liebevolles Gesicht. Schauen Sie in seine Augen. Und erwarten Sie, dass er ein Wunder tun kann. Auch durch Sie“ (40). „Rechnen Sie an diesem Tag damit, Jesus zu begegnen. Wenn Sie es kennen, dann singen Sie das Lied: ‚Herr, öffne du mir die Augen, Herr, öffne du mir das Herz – ich will dich sehen, ich will dich sehen’. Verpassen Sie ihn nicht. Sie werden staunen, wo und wann er überall mit ihnen redet“ (45). Das unbiblische „Bekehrungserlebnis“ des indischen Mystikers Sadhu Sundar Singh wird vorbildhaft angeführt, der angeblich durch eine Vision, in dem er ein Licht und dann einen „Christus“ schaute, zu einem neuen Menschen geworden sei (111).

* Noch manches wäre zu erwähnen; daß etwa der politische Aktivismus im Sinne des „sozialen Evangeliums“ gelobt wird (155-157) und Verführer wie der Emerging-Church-Autor Erwin McManus (71) und der Mystiker Meister Eckhart (18; 86) mit Zitaten vertreten sind, neben katholischen Schriftstellern wie Don Bosco (177) oder Gertrud von le Fort (173) – aber wir wollen uns auf das Wichtigste beschränken.

Die Kampagne von „Kirche mit Vision“, für die dieses Buch geschrieben wurde, führt genauso die Gläubigen in die Irre wie auch das ganze Jahr der Stille, das nun glücklicherweise zu Ende geht. Doch die Spätfolgen, die mystische Verführung vieler Evangelikaler, wirken weiter. Hoffen und beten wir, daß noch viele aufwachen und erkennen, welchen falschen Geistern sie hier aufgesessen sind, und den segensbringenden Weg der echten Christusnachfolge einschlagen!

Habt acht, daß euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid zur Fülle gebracht in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt ist. Laßt nicht zu, daß euch irgend jemand um den Kampfpreis bringt, indem er sich in Demut und Verehrung von Engeln gefällt und sich in Sachen einläßt, die er nicht gesehen hat, wobei er ohne Grund aufgeblasen ist von seiner fleischlichen Gesinnung … (Kol 2,8-10.18)

 
 
Rudolf Ebertshäuser    das-wort-der-wahrheit.de    30. 11. 2010
 
 
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Jahr der Stille 2010: Türöffner für Mystik und heidnische Meditation

[Ein kritischer Beitrag zum neu ausgerufenen „Jahr der Stille“ 2010, der zeigt, daß hier nicht biblische Stille und Gebet, sondern buddhistische Meditationstechniken und katholische Mystik gefördert werden, und zwar von führenden evangelikalen Verbänden wie der Evangelischen Allianz.]