Rechtzeitig zum „Jahr der Stille“ erschien 2010 im Brunnen Verlag ein Buch mit dem Titel Das Herz auf Gott einstimmen. Praktische Schritte zum Beten und Bibellesen. Verfasser ist ein Dr. Andreas Kusch, der an der Akademie für Weltmission in Korntal Dozent für „Spiritualität“ sowie für „Transformative Entwicklungszusammenarbeit“ ist. Zur Qualifikation als Experte für „Spiritualität“ weist er auf eine Ausbildung zum „Spiritual/Geistlichen Begleiter“ an der „Akademie Sankt Paul“ in Hermannsburg. Diese Akademie wird wesentlich von einem ehemaligen Jesuiten, Prof. Dr. Dr. Paul Imhof, geprägt und arbeitet schwerpunktmäßig mit den hochgradig mystischen und okkulten Exerzitien des Ignatius von Loyola.
Unter dem Anspruch, Hilfen zum Beten und Bibellesen zu geben, wirbt Kusch für besondere „geistliche Übungen“, die „eine Veränderung in der Tiefe unseres Christseins und unserer Herzen“ bewirken sollen. Er beruft sich dabei schon im Vorwort auf katholische Mystiker wie Franz von Sales oder Madame Guyon.
Wie sehen die Übungen nun aus, die Kusch uns empfiehlt? Am Anfang stehen bezeichnenderweise Körperübungen. Kusch bringt hier esoterisches Gedankengut aus dem Buddhismus und Hinduismus als scheinbar biblische Wahrheit an: „Als Menschen haben wir nicht nur einen Körper, sondern wir sind auch Körper. Wenn wir Gott begegnen wollen, gehört auch unser Körper dazu. (…) Diese Übung kann dir helfen, deinen Körper als einen Ausdruck deiner selbst wahrzunehmen, ganz gegenwärtig und somit ganz präsent vor Gott zu werden“ (S. 12).
Im folgenden empfiehlt Kusch ein „Körpergebet“, mit dem „Gottes Gegenwart erbeten“ werden soll. Auch hier kommt diese Übung aus der fernöstlichen Esoterik und nirgends aus der Bibel: „Komm, Heiliger Geist (Handflächen öffnen. Arme gestreckt nach oben heben), erfrische mich wie der tau am Morgen (Handflächen nach innen drehen. Vor dem Gesicht nach unten ziehen), öffne mich (Arme in Schulterhöhe zu beiden Seiten ausstrecken), erfülle mich (Hände, Handwurzeln überkreuzend, auf das Herz legen), forme mich (Handflächen senkrecht zueinander bewegen), sende mich (Hände öffnen und nach vorne strecken).“ (S. 19). Das ist eine Einladung an einen ganz anderen Geist!
Als „Gebetshilfen“ empfiehlt Kusch u.a. ein hölzernes Kreuz, das man immer wieder anfassen soll (S. 28), sowie eine Haselnuß, in der man Gott sehen soll (nach der Mystikerin Juliana von Norwich, S. 31), die Meditation von Taizé-Liedern und Lobpreissongs (S. 32), das Sich-Bekreuzigen (S. 41), das Anzünden und Anschauen einer Kerze (S. 63), das meditierende Betrachten von Ikonen und religiösen Bildern (S. 88/89), sowie das betrachtende Meditieren vorformulierter Gebete (S. 54).
Besonders empfohlen wird das auch in der Charismatischen Bewegung geschätzte „Hörende Gebet“. „Es ist ein Wachstumsprozess, sensibel zu werden und Gottes Stimme hören zu lernen“. In der Anleitung dazu lesen wir: „Werde innerlich aufnahmebereit. Genieße die Stille in Gottes Gegenwart. Nimm innere Impulse wahr, lasse sie in dir zu. Nimm Eindrücke glaubend von Gott an“ (S. 38/39). Hier soll das unterscheidende Wachbewußtsein ausgeschaltet werden, so daß fremde Geister angebliches „Reden Gottes“ in die Gedankenwelt des Meditierenden einfließen lassen.
Einen wichtigen Stellenwert nimmt auch das mystische „Herzensgebet“ ein, das aus den orthodoxen Ostkirchen stammt. Es besteht in möglichst oft wiederholten kurzen Gebetssätzen, deren erster Teil beim Einatmen, der zweite beim Ausatmen gesprochen werden soll. Obgleich diese magisch-okkulte Praxis, im Osten als „Mantra“ bekannt, genau von der Warnung des Herrn getroffen wird, nicht zu plappern wie die Heiden, wirbt Kusch dafür: „Vielmehr wird hier ein Weg aufgezeigt, der in tiefes, inneres Beten führen kann. Die gleichbleibenden Worte sinken durch mehrmaliges Wiederholen ins Unterbewusste ab. ‚Es betet’ in uns weiter, ohne dass wir den Verstand besonders anstrengen müssen“ (S. 44).
Kusch empfiehlt dann auch die katholische Mönchspraxis der „lectio divina“, eine Meditationsform, in der Bibelworte „intuitiv“, also ohne Verstandesmitwirkung“ „verkostet“ werden sollen (unter Berufung auf Ignatius von Loyola, S. 70). Noch einen Schritt weiter gehen die aktiven Vorstellungsmeditationen, die auf die Exerzitien des Ignatius zurückgehen und das Ziel haben, den Meditierenden durch aktive Imagination (eine uralte Okkulttechnik) zu einem Teil des vorgestellten biblischen Geschehens (z.B. der Kreuzigung) zu machen. Der Meditierende soll sich mit Phantasie und allen Sinnen (Hörsinn, Geruchssinn usw.) in die Szenen versetzen – ganz ähnlich den heutigen Phantasiereisen (S. 72/73).
Man könnte noch manches andere anführen, aber die Auszüge haben hoffentlich deutlich gemacht, wie gefährlich die Einführung der heidnischen Mystik unter dem Deckmantel „christlicher Spiritualität“ eigentlich ist. Die Leser werden dazu angeleitet, das normale Bibellesen und Beten als etwas Unfruchtbares und auf niedriger Stufe Stehendes hinter sich zu lassen. Unmerklich werden sie von dem biblischen Herrn Jesus Christus und Seinem Wort der Wahrheit weggeleitet und zu Techniken geführt, die sie für das Verführungswirken fremder Geister empfänglich machen. Wir wahr ist doch die Warnung des Wortes Gottes in diesem Zusammenhang:
Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu genießen, die doch Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen. (1Tim 4,1-3)
Auch die Tatsache, daß dieser katholisch-mystisch geschulte „Spiritual“ eine Dozentenstelle an der Korntaler Akademie für Weltmission innehat, muß aufhorchen lassen. Wozu werden die angehenden Missionare in dieser Hochschule ausgebildet? Was für ein Verständnis von „Weltmission“ kann durch solche Ausbilder vermittelt werden?
Rudolf Ebertshäuser das-wort-der-wahrheit.de 5. 7. 2010
Mystische Spiritualität als Brücke zum New Age und Katholizismus
„Jahr der Stille“ 2010 – Mystik und Meditation statt Beten und Bibellesen