In Offenbarung 17 und 18 finden wir eine sehr ausführliche Beschreibung einer religiösen Bewegung, ja, man kann sagen: einer religiösen Macht, die ganz offensichtlich eine wichtige Rolle in den widergöttlichen Entwicklungen der Endzeit spielt:

„Und einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, kam und redete mit mir und sprach zu mir: Komm! ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an den vielen Wassern sitzt, mit der die Könige der Erde Unzucht [od. Hurerei] getrieben haben, und von deren Wein der Unzucht [od. Hurerei] die, welche die Erde bewohnen, trunken geworden sind. Und er brachte mich im Geist in eine Wüste.

Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das voll Namen der Lästerung war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Und die Frau war gekleidet in Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelsteinen und Perlen; und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Greueln und der Unreinheit ihrer Unzucht [od. Hurerei], und auf ihrer Stirn war ein Name geschrieben: Geheimnis, Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde.

Und ich sah die Frau berauscht vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu; und ich verwunderte mich sehr, als ich sie sah. Und der Engel sprach zu mir: Warum verwunderst du dich? Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt, das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat.

Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht mehr, und es wird aus dem Abgrund heraufkommen und ins Verderben laufen; und die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, das war und nicht ist und doch ist. Hier ist der Verstand [nötig], der Weisheit hat! Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt.“

 

 

Die Wesenszüge der Hure Babylon

 

Das prophetische Bild, das Johannes so in Erstaunen versetzt, ist eine Frau, die auf einem Tier reitet. Dieses Tier ist ein Bild für das römische Reich (vgl. Offenbarung 13), das ja damals das herrschende heidnische Weltreich war und das in der Endzeit eine entscheidende Rolle spielen muß, wie schon die Prophetien des Buches Daniel zeigen. Die Frau auf dem Tier wird „die große Hure“ genannt. Sie steht in offenkundigem Gegensatz zu der keuschen Braut des Lammes, von der dann in Offenbarung 19 die Rede ist.

 

Das geistliche Bild der Hure für die abtrünnige Frau

Die Hure ist die vom Herrn abtrünnige, untreue Frau; dieses Bild wird schon von dem götzendienerischen Israel gebraucht. Hier steht es offenkundig für die von Gott abgefallene Namenschristenheit, die sich des Götzendienstes und damit geistlicher Hurerei schuldig gemacht hat. Dabei ist der Bezug zu der Verführerin Isebel wichtig, von der es ebenfalls heißt, daß sie „meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen“ (Offb 2,20).

Von dieser Hure, einer weltweit einflußreichen religiösen Macht, heißt es, daß sie an vielen Wassern sitzt, d. h. über viele Völker und Nationen Einfluß hat (vgl. Offb 17,15) und daß die Könige der Erde mit ihr religiöse Hurerei (Unzucht) getrieben haben (d. h. wahrscheinlich, daß sie ihren religiösen Einfluß für ihre Machtpolitik einsetzten) und daß die Massen von ihrer geistlichen Hurerei trunken geworden sind, d. h. religiös verführt und fanatisiert durch den dämonischen Götzendienst und durch Zauberei (Offb 18,23). Sie ist gekleidet in die kostbaren Gewänder, die sonst Königen zustehen, und die den Gewändern der Päpste und katholischen Würdenträger genau entsprechen.

 

Babylon als Ursprung der hurerischen Falschreligion

Diese Hure hat einen Namen auf ihrer Stirn geschrieben, der ihr Wesen offenbar macht: Geheimnis [gr. mysterion], Babylon [gr.-chald. „Pforte der Götter“], die Große, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde. Dieser Name weist darauf hin, daß die Wurzeln der katholischen Kirche in dem babylonischen System von Götzendienst und Zauberei zu suchen sind.

Von Babel ging der erste Versuch einer widergöttlichen Rebellion gegen den HERRN aus (vgl. 1. Mose 11), und die Religionsgeschichte gibt viele Hinweise darauf, daß in Babel zum ersten Mal der heidnische Götzendienst zur Entfaltung kam, der sich u. a. in der Einführung von „Mysterien“ (Geheimlehren für Eingeweihte) äußerte.

Zu den bedeutendsten Mysterien zählte der Kult einer angeblichen „Gottesmutter“ und ihres „göttlichen Kindes“ (Semiramis und Tammuz), der sich in verschiedener Form über die Erde verbreitete (Ischtar – Astarte – Isis – Artemis) und in den unbiblischen Marienkult der katholischen Kirche einmündete.

Die katholische Kirche betreibt in der Tat unter „christlichem“ Vorzeichen die Greuel des babylonischen Götzendienstes und der heidnischen Mysterienreligionen weiter. Zu den Elementen dieser heidnischen Religionen gehörten u. a. heilsvermittelnde Handlungen (Sakramente), Waschungen und Besprengungen mit „heiligem Wasser“, das Opfern von Oblaten (runden Kuchen) für die „Himmelskönigin“ (vgl. Jer 7,18), der Einsatz von Weihrauch u. a. m. Auch viele Symbole der Kirche haben ihren Ursprung in Babylon (vgl. dazu das aufschlußreiche Werk von Hislop, Von Babylon nach Rom).

Zugleich wird gezeigt, daß die Religion dieser Hure verbunden war mit irdischer Macht- und Prachtentfaltung und großem wirtschaftlichem Einfluß und Reichtum. Die Hure hat nichts mehr gemein mit dem wahren Herrn und Heiland Jesus Christus, der arm wurde, um uns geistlich reich zu machen. Sie benutzte ihre Macht auch, um die wahren Gläubigen blutig zu verfolgen.

 

Die Frau und das Tier: das Anfangsstadium der Hure Babylon

Die Hure wird in der Offenbarung klar und deutlich der Stadt Rom zugeordnet, die seit alters als die Stadt der sieben Hügel bekannt war (Offb 17,9).

Und der Engel sprach zu mir: Warum verwunderst du dich? Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt, das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht mehr, und es wird aus dem Abgrund heraufkommen und ins Verderben laufen; und die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, das war und nicht ist und doch ist. Hier ist der Verstand [nötig], der Weisheit hat! Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt. (Offb 17,7-9)

Das Bild von der Frau, die auf dem Tier (dem römischen Reich) reitet, weist uns auf einen hoch bedeutsamen Einschnitt in der Geschichte der katholischen Kirche: die sogenannte „konstantinische Wende“ (vgl. hierzu Dave Hunt, Die Frau und das Tier).

 

Die „konstantinische Wende“ der Kirche zur Hure Babylon

Mit der scheinbaren Bekehrung des römischen Kaisers Konstantin wurde die katholische Kirche von einer verfolgten und verfemten Außenseiter-Religion zur Staatsreligion erhoben. Ihre Bischöfe erhielten weltliche Macht und mußten sich im Gegenzug zur Stützung der Macht des Kaisers und des Reiches hergeben; in die Reihen der Kirche strömten nun Scharen von unbekehrten Heiden, die auf diese Weise Ansehen und Ämter in dem nun „christlichen“ Reich erlangen wollten. Die Verkehrung und Entartung dieser Kirche war nun auf einer ganz neuen Stufe angelangt.

Von nun an verfolgte die römische Kirche mit den Mitteln der staatlichen Macht alle Andersdenkenden und mißbrauchte bedenkenlos das Schwert, um ihre religiöse Machtentfaltung zu fördern. Das wurde gestützt durch die irreführende Lehre der Kirche, sie sei berufen, anstelle von Christus über die Welt zu herrschen und die Oberhoheit über alle Reiche der Welt auszuüben. Zynische Machtgier, Korruption und Geldgier, verbunden mit allen Greuelsünden Babels und Sodoms, kennzeichneten von da an immer mehr die Kirche Roms.

Die katholische Kirche seit Konstantin ist im Licht von Offenbarung 17 der Anfang und der Kern der Hure Babylon. Es ist heute sehr wichtig, diese klare Auslegung der prophetischen Aussagen im Buch der Offenbarung zu betonen, die zu den grundlegenden Erkenntnissen der Täufer und der Reformatoren gehörte.

Viele, die sich heute „evangelisch“ nennen und sich auf das Erbe der Reformation berufen, sind an diesem Punkt blind geworden und sehen nicht mehr die klaren Hinweise der Schrift, die doch zu unserer Warnung niedergeschrieben wurden.

 

Vergessene Einsichten der Reformatoren über die römische Kirche

In der Zeit der Reformation wurde auch der zutiefst antichristliche, heidnisch-götzendienerische Charakter der katholischen Religion klar ans Licht gebracht. Die Reformatoren, die in vielen Fragen, besonders der biblischen Gemeindelehre, kaum Licht hatten und schwerwiegende falsche Kompromisse mit der Welt schlossen, sahen doch zumindest in diesem Punkt recht klar.

Die Führer und Lehrer der Reformation, die ja selbst die römische Kirche aus eigener Anschauung sehr gut kannten, entlarvten die „Eucharistie“ als Götzenopfer und greuliche Verkehrung des biblischen Sühnopfers Jesu Christi. Sie redeten offen davon, daß in dieser Kirche ein falscher Christus verehrt wird. Das wird heute von vielen „Protestanten“ bestritten und mit schönen Worten verschleiert.

Sie hatten auch völlig recht, wenn sie die römischen Päpste als „Antichristen“ betrachteten. Auch wenn keiner dieser Päpste der Antichrist im Sinne der biblischen Endzeitprophetie war, so waren sie doch alle kraft ihres Amtsverständnisses und ihrer Lehre „Antichristen“ (vgl. 1Joh 2,18) – sie setzten sich anstatt von Christus als Herrscher über die irdische Kirche (gr. anti-christos kann ja sowohl „Anstatt-Christus“ als auch „Gegen-Christus“ bedeuten), und sie traten als falsche Priester und Weltenherrscher auch als eine Art Gegen-Christus auf.

(…)

 

Die Hure Babylon im ausgereiften Stadium der Endzeit

 

Die Prophetie in Offenbarung 17 und 18 weist Züge auf, die eindeutig über alle bisherige Geschichte der katholischen Kirche hinausgehen und die Hure Babylon in einem Stadium weltweiter Machtentfaltung zeigen, das sie heute noch nicht erreicht hat. Es wird von der letzten Zeit geredet, wo die Hure „die Erde verderbte mit ihrer Unzucht (Hurerei)“ (Offb 19,2):

„Denn von dem Glutwein ihrer Unzucht haben alle Völker getrunken, und die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, und die Kaufleute der Erde sind von ihrer gewaltigen Üppigkeit reich geworden.“

 

Die kommende „Welteinheitskirche“

Wir sehen in der Offenbarung das Bild einer großen „Welteinheitskirche“, die alle Völker und Nationen unter ihrem zauberischen Einfluß hat. Diese religiöse Großmacht beinhaltet nach Überzeugung bibeltreuer Ausleger eine antichristliche Einheit der Weltreligionen unter der Führung der katholischen Kirche.

Wie diese Vereinigung der großen Weltreligionen genau aussehen wird, können wir von der Bibel her nicht sagen, aber viele Entwicklungen der heutigen Zeit gehen genau in diese Richtung. Neben der klassischen „innerchristlichen“ Ökumene, die alle abgefallenen namenschristlichen Kirchen vereinen soll, gibt es immer stärkere Bestrebungen nach einer weltweiten Einheit aller Religionen, die angeblich für den Weltfrieden und das Wohlergehen der Völker unbedingt nötig ist.

Solche Bestrebungen gehen heute bezeichnenderweise oft von den Vereinten Nationen (UN) aus, die es sich zum Ziel gesetzt haben, eine zentrale Weltregierung zu bilden und weltweit „Frieden und Sicherheit“ zu schaffen. Dem nachdenklichen Bibelleser ist deutlich, daß diese Ziele letztlich der Errichtung der Weltherrschaft des Antichristen dienen.

Im Rahmen der Vereinten Nationen gibt es viele religiöse Bewegungen und Organisationen, die die Verschmelzung aller Weltreligionen zu ihrem Ziel erklärt haben und zu diesem Zweck behaupten, alle Religionen glaubten im Kern dasselbe. Oft bilden Mystik und Meditation ein wichtiges Bindeglied, das die Einheit der Religionen fördern soll.

Es ist jedenfalls sehr klar zu sehen, daß jede Öffnung für die Bestrebungen einer namenschristlichen Ökumene mit einer unheimlichen geistlichen Gesetzmäßigkeit übergeht in die größere Ökumene der Weltreligionen.

„Wer A sagt, muß auch B sagen“, heißt das Sprichwort, und wir sehen heute schon, wie selbst evangelikale Ökumenebefürworter immer offener vom „Dialog mit den Weltreligionen“ reden. „Dialog“ bedeutet Suche nach Verständigung, bedeutet Betonung des angeblich Gemeinsamen, und führt letztlich in die Vermischung und Vereinigung.

Diese schon heute vorbereitete künftige „Welteinheitsreligion“ wird ein Werkzeug der antichristlichen Kräfte und schließlich des Antichristen selbst sein, um die Volksmassen bei der Stange zu halten und sich Rückhalt und Gefolgschaft bei den Menschen zu verschaffen.

Zu diesem Zweck haben die antichristlichen Machthaber immer wieder in der Geschichte die babylonischen Kirchengebilde benutzt (dazu zählen hier auch die protestantischen und orthodoxen Kirchen); ein Musterbeispiel war der 1. Weltkrieg, bei dem die verschiedenen Kirchen für den Sieg der „vaterländischen Waffen“ beteten. In den Krisenentwicklungen der antichristlichen Zeit wird die Obrigkeit besonders auf ein solches Werkzeug der religiösen Massenkontrolle angewiesen sein.

 

Kennzeichen der babylonischen Endzeitreligion

 

Aus den Andeutungen in dieser großen Prophetie können wir schließen, daß dieses ausgereifte Endstadium der Hure Babylon geprägt ist von einem großen Einfluß der Ur-Elemente der babylonischen Mysterienreligion: Zauberei, Mystik und Greuelsünden im geschlechtlichen Bereich (vgl. Offb 17,4-5; 18,3; 18,23 und das sehr aufschlußreiche Buch von Dave Hunt, Okkulte Invasion).

Zauberei ist die Erreichung eigenmächtiger Ziele mithilfe bestimmter Worte oder Handlungen, wobei die Macht der bösen Geistwesen dabei angerufen und benutzt wird. Wir sehen heute, wie in der Christenheit immer mehr magisch-okkulte Einflüsse unter frommem Mäntelchen verbreitet werden, sei es durch die Charismatische Bewegung, sei es durch die Öffnung der Volkskirchen für esoterische Lehren und Praktiken.

Mystik ist der Versuch des Menschen, mithilfe bestimmter Techniken ein Erlebnis der „Vereinigung mit der Gottheit“ zu erreichen. Dabei spielen u. a. „Meditation“, Rituale der „Initiation“ (Einweihung), formelhafte Gebete („Mantras“), Entleerung und Ausschaltung des Bewußtseins, die „Visualisierung“ sowie das Streben nach Visionen, Träumen und andere Offenbarungen aus der Geisterwelt eine wichtige Rolle.

In der Endzeit erleben wir, wie die Mystik in allen Weltreligionen an Bedeutung zunimmt; unter dem christlichen Gewand der „neuen Spiritualität“ gewinnt sie auch in der Christenheit rasch an Einfluß.

Schließlich gehörte bewußt praktizierte geschlechtliche Entartung und Hurerei zu den Wesenszügen der babylonischen Religion. Sie sollte vorgeblich auch dazu beitragen, in einen „gottähnlichen“ Zustand zu kommen. Auch diese furchtbaren Verirrungen finden wir in der endzeitlichen religiösen Entwicklung verstärkt vor.

 

Dieser Beitrag ist ein gekürzter Auszug aus der ausführlicheren Schrift von Rudolf Ebertshäuser Ökumene – wohin führt die Einheit aller Namenschristen?

 

 

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Weiterführende Literatur:

 

Rudolf Ebertshäuser: Zerstörerisches Wachstum. Wie falsche Missionslehren und verweltlichte Gemeindebewegungen die Evangelikalen unterwandern. Steffisburg (Edition Nehemia) 3. Aufl. 2015; gebunden, 544 S.

Rudolf Ebertshäuser: Aufbruch in ein neues Christsein? Emerging Church – Der Irrweg der postmodernen Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2008, Taschenbuch, 256 S.

Rudolf Ebertshäuser: Soll die Gemeinde die Welt verändern? Das „Soziale Evangelium“ erobert die Evangelikalen. Steffisburg (Edition Nehemia) 2014, Taschenbuch, 276 S.

 

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