Der bankrotte Johannis-Verlag in Lahr wird von der „Stiftung Christliche Medien“ (SCM) übernommen, wie der SCM-Geschäftsführer Frieder Trommer mitteilte. Damit hat diese durch die Millionengewinne des erfolgreichen Unternehmers Friedhelm Loh gespeiste Stiftung nun schon den dritten traditionsreichen evangelikalen Verlag aufgekauft; das begann 1998 mit dem Brockhaus Verlag, darauf folgte 2002 der Hänssler Verlag, und nunmehr Johannis. Außerdem gehören zur SCM noch der Bundes-Verlag, der ERF-Verlag und der Verlag Collection (früher Oncken).

Das Muster war überall dasselbe: Die in ihren Anfängen einmal weitgehend bibeltreuen Verlage machten in den Jahrzehnten der evangelikalen Verwässerung und Abkehr von der Bibel (ca. 1960 bis 2000) immer mehr Kompromisse und folgten dem modernen Kurs der Abkehr von Gottes Wahrheit. Wirklich gesundes Schwarzbrot wurde vielfach durch moderne, ungeistliche US-Erfolgsautoren ersetzt; man machte immer mehr Kompromisse mit dem Weltgeist, der Bibelkritik und der Charismatik.

 
Gott mußte Seinen Segen mehr und mehr wegnehmen, und an irgendeinem Punkt kam Gottes Gericht. Über die konkreteren Ursachen kann man natürlich nur Vermutungen anstellen. So erfolgte der Zusammenbruch des Hänssler-Verlages kurz nachdem diese Gruppe ihren Versandkatalog wissentlich für die Verführungsbücher der Pfingst-Verlage geöffnet hatte. Brockhaus verlor seine Eigenständigkeit, kurz nachdem sie das Lästerwerk „Die Bibel als Roman“ mit herausgebracht hatten.

Irgendwann kamen all diese Verlage jedenfalls in ernste finanzielle Schwierigkeiten, worauf der Unternehmer Friedhelm Loh als „Retter“ auftrat und (auch mithilfe seiner beträchtlichen Einnahmen von konzerneigenen Industriefirmen) die betroffenen Verlage übernahm und „sanierte“. Dazu wurde auch im Jahr 2000 die „Stiftung Christliche Medien“ gegründet, die nunmehr die angeschlossenen Verlage nach einem einheitlichen Konzept leitet und weiterentwickelt. Das ist unternehmerisch gesehen naheliegend; geistlich gesehen ist es jedoch sehr bedenklich, weil die Führung der SCM massiv die unbiblischen Verweltlichungs- und Abfallsentwicklungen unterstützt, die unter den heutigen Evangelikalen vor sich gehen, ganz besonders die Gemeindewachstumsströmung (Willow Creek und Pro Christ) sowie auch die mit der „Emerging Church“ und dem „Jahr der Stille“ verbundene Verführungsströmung der „neuen Spiritualität“ (Richard Foster, Henri Nouwen, Brennan Manning u.a.). Hier hat besonders Ulrich Eggers, Verlagsleiter des Bundes-Verlages und Herausgeber der Zeitschrift „Aufatmen“, erkennbar einen unheilvollen Einfluß.

Mit der Eingliederung in SCM wurden daher bei den Verlagen jeweils inhaltliche Kurskorrekturen sichtbar; die Zahl der Titel, die dem unbiblischen „Willow-Creek“- und „Aufatmen“-Kurs der SCM-Führung entsprechen, wird immer größer; immer mehr verführerische Bücher werden veröffentlicht (z. B. in der „Edition Aufatmen“ des Brockhaus-Verlages). Die Entscheidung darüber, welche Bücher eigentlich in der SCM veröffentlicht werden sollen, wird von einem relativ kleinen Kreis von Verantwortlichen getroffen; die Verlage haben ihre frühere Eigenständigkeit weitgehend verloren.

In einem besonderen Verlag unter dem Dach der SCM (der allerdings in den offiziellen Auftritten von SCM nirgends ausdrücklich erwähnt wird und offenkundig dem Brockhaus Verlag zugeordnet ist) erscheint auch die „Volxbibel“, die eine bis dahin unerhörte Sprache der Lästerung und Unreinheit in ein Buch packte, das sich immer noch als „Bibel“ bezeichnet, obwohl darin das Wort Gottes bis zur völligen Unkenntlichkeit verdreht und herabgewürdigt wurde. Damit hat sich die SCM zum Vorreiter einer üblen Verfälschung von Gottes Wort gemacht.

In welche Richtung die Arbeit der SCM geht, wird auch signalisiert durch eine Fördermaßnahme für Autorennachwuchs. Dazu heißt es in einer Presseverlautbarung der SCM: „Die SCM Stiftung Christliche Medien hatte 2008 einen Wettbewerb für Nachwuchsautoren ausgeschrieben, um talentierte junge Schriftsteller zu unterstützen und zu begleiten. Die Gewinner des Wettbewerbs erhielten ein Stipendium für ein zweijähriges Förderprogramm. Im Zentrum der diesjährigen Schreibwerkstatt standen verschiedene Workshops mit der Autorin und Theologin Christina Brudereck.(…) ‚Ich bin fasziniert davon, wie Christina Brudereck die Begabungen der Teilnehmer herauskitzeln konnte’, fasst Verlagsleiter Hans-Werner Durau die Eindrücke aus dem Seminar zusammen.“ Seltsam, daß die SCM ausgerechnet eine Sprecherin der abgefallenen Emerging-Church-Bewegung für die Schulung des Autorennachwuchses einsetzt – oder liegt diese Wahl doch im Trend der Gesamtentwicklung?

Mit der Übernahme von Johannis stellt sich ein Thema nun noch eindringlicher: die publizistische Macht und der dominierende wirtschaftliche Einfluß, die dieser Stiftung immer mehr zuwachsen. Aufgrund der undurchsichtigen Strukturen und des Mangels an genauem statistischem Material ist es schwierig, den Marktanteil und wirtschaftlichen Einfluß der SCM genau zu beurteilen, aber es ist offensichtlich, daß dieser Medienkonzern eine sehr starke Stellung unter den evangelikalen Verlagen einnimmt; er könnte mit Johannis durchaus auf 50% Marktanteil kommen.

 
Und dem Anschein nach besteht auch das Verlangen, noch weitere Verlage zu übernehmen; so versuchte nach Berichten die SCM, den Gerth Verlag zu kaufen. SCM bezeichnet sich selbst als die „größte evangelikale Verlagsgruppe“ und bekennt selbstbewußt: „Im jüngsten Ranking der 100 größten Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz kam die Verlagsgruppe auf Platz 77 (buchreport).“ 2006 war die SCM mit 13 Millionen Euro Jahresumsatz noch auf Platz 84 angesiedelt.

Dieser Einfluß wiegt noch schwerer, weil zur SCM seit Übernahme des Hänssler-Barsortimentes mit dem „ICMedienhaus“ auch die größte evangelikale Verlagsauslieferung gehört, über die viele andere evangelikale Verlage ihre Bücher an die Buchhändler verkaufen. Dazu sagt die SCM auf ihrer Webseite: „Mit der Gründung des ICMedienhauses 2003 wurden alle Dienstleistungen und besonders Logistik und Barsortiment gebündelt. Heute ist es mit 30.000 lieferbaren Artikeln von mehr als 280 Verlagen das größte Barsortiment im christlichen Buchhandel.“ Die SCM will offensichtlich auch ihren Einfluß im christlichen Buchhandel ausbauen; so wurde z. B. die traditionsreiche Buchhandlung der Liebenzeller Mission übernommen.

Weitgehend im Dunkeln liegt der indirekte Einfluß, den Friedhelm Loh über Spenden ausüben dürfte, die über verschiedene Kanäle weithin in evangelikalen Kreisen gestreut werden. Gerüchten zufolge sollen sowohl die Evangelische Allianz und andere evangelikale Werke in nicht unerheblichem Maß von Spenden Friedhelm Lohs (Gesamtvermögen laut „Forbes“ ca. 1,3 Milliarden Euro) abhängig sein. Auch wenn diese Abhängigkeit vielleicht nicht in direkte Einflußnahme umgemünzt wird, ist zumindest eine offene Kritik an etwa den Aktivitäten der SCM durch unterstützte Werke oder Personen wenig wahrscheinlich.

Hier ist ein geistlich bedenklicher Machtfaktor herangewachsen, der die Beeinflussung der Evangelikalen in Richtung der heutigen Abfallsbewegungen vom biblischen Glauben massiv verstärken kann. Dies umso mehr, als die größten evangelikalen Verlage, die noch von der SCM unabhängig sind, etwa der Brunnen Verlag, der Gerth Verlag (inzwischen Teil des weltlichen Bertelsmann-Konzerns) und Francke, mindestens genauso stark die Tendenzen zur Abkehr von biblischen Grundsätzen unterstützen. Eigentlich ist nur noch der CLV Verlag eine einflußreiche konservativ-evangelikale Stimme im weitgehend gleichgestimmten Konzert der postmodern-bibelkritisch-mystisch-charismatisch-ökumenisch ausgerichteten evangelikalen Verlage; ansonsten kommt den kleineren, wirklich unabhängigen Verlagen, die noch konsequent bibeltreue Bücher veröffentlichen, eine wachsende Bedeutung zu.

Ein sehr ernstzunehmender Fall von Zensur durch die SCM ist vor einigen Monaten offenbar geworden: Die SCM-Tochter ICMedienhaus verweigerte die Auslieferung eines Buchtitels, den der CLV-Verlag herausgebracht hatte und der sich kritisch mit dem „Jahr der Stille“ auseinandersetzt: Das Buch „Gefährliche Stille“ wurde trotz bestehender Verträge nicht an den Buchhandel ausgeliefert. Die Verantwortlichen der SCM weigerten sich, weil das Buch ihrer positiven Bewertung des „Jahres der Stille“ zuwiderlaufe. Hier wird die Marktmacht dieses Großunternehmens direkt umgemünzt in den versuch, biblische Standpunkte und geistliche Aufklärung über Verführungstendenzen mundtot zu machen.

Die wahren Gläubigen sollten aus diesen Entwicklungen ihre Schlußfolgerungen ziehen. Schon lange ist es so, daß 80-90% des Angebots der großen evangelikalen Verlage geistlich ungesund sind. Die meisten „christlichen“ Buchhandlungen würden nicht ohne weiteres bibeltreue Bücher in ihre Regale stellen. Es ist an der Zeit, bewußt die wenigen noch bibeltreu arbeitenden kleinen Verlage und Buchhändler zu unterstützen und dafür zu beten, daß Gott noch mehr Gläubigen den Mut und das Gelingen gibt, bibeltreue Kleinverlage zu gründen, die gegenüber den übermächtigen, marktbeherrschenden Verlagen der modern-evangelikalen Richtung noch ein gewisse publizistische Alternative anbieten können.

 
 
Quellen: http://www.stiftung-christliche-medien.de/index.php?id=scm_stiftung
Meldung in der Wetzlarer Neuen Zeitung vom 31. 7. 2010
 
 
Rudolf Ebertshäuser    das-wort-der-wahrheit.de   1. 10. 2010